Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Thorja
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Re: Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beitrag von Thorja »

Zwerg hat geschrieben:
23.04.2020, 19:30

Was natürlich nicht fehlen darf: "Wenn wir nicht aufsperren können, dann gibt es wieder Straßenstrich, Ausbrüche von Gewalt usw."
So sind sie halt, die Herren....

Kein Wort von fehlenden Gesundheitsämtern usw.....
Ja, diese Betreiber bemühen Vorurteile für ihre eigenen (nicht die der SW) Vorteile. Vielleicht sollten wir tatsächlich auch mit Schmuddelvorurteilen für unsere eigenen Vorteile argumentieren, so wie Lycisca die Argumentationslinie zusammengefasst hat (auch, wenn einem das ethisch gegen den Strich geht):

Lycisca hat geschrieben:
23.04.2020, 18:05

Hier kann das "Schmuddel-Image" sogar sehr nützlich sein:

"Liebe Regierung, wenn du nicht willst, dass tausende österreichische SW ohne Einkommen in ihrer Verzweiflung im Untergrund rechtswidrig tätig sind - was für viele ihrer Kolleginnen in anderen Ländern ohnehin tägliche Lebensrealität ist, und wenn du nicht willst, dass dann einige hundert Super-Spreader die Infektion in einer Weise verbreiten, dass dann ein neuerlicher Shutdown nichts mehr nützt, weil die Super-Spreader trotzdem weiter aktiv bleiben - weil es um eine Rechtswidrigkeit mehr auch nicht mehr ankommt, dann sorge dafür, dass die SW ein Auskommen haben, solange sie ihrer Tätigkeit nicht nachkommen können."
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Re: Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beitrag von Kasharius »

@Zwerg

zuweilen besteht der Eindruck bei mir in D ist die Solidarität - zumindest in Teilen der Branche - zwischen Betreibern und SW etwas größer als in AT. Wenn das stimmen sollte, wo lägen da die Ursachen (kannst die Antwort gerne verschieben, da diese Diskussion ja nicht direkt hier reingehört...)

Kasharius grüßt

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Re: Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beitrag von Zwerg »

Kasharius hat geschrieben:
23.04.2020, 22:21
zuweilen besteht der Eindruck bei mir in D ist die Solidarität - zumindest in Teilen der Branche - zwischen Betreibern und SW etwas größer als in AT. Wenn das stimmen sollte, wo lägen da die Ursachen (kannst die Antwort gerne verschieben, da diese Diskussion ja nicht direkt hier reingehört...)
Einfach erklärt: Durch die Gesetzgebung sind in etlichen Bundesländern SexarbeiterInnen verpflichtet FÜR BetreiberInnen zu arbeiten. Das geht so weit, dass BetreiberInnen SexarbeiterInnen bei den Gesundheitsämtern anmelden, damit diese dort überhaupt einen Termin bekommen. Nach wie vor werden Steuern in manchen Gegenden (mit Einverständnis des dortigen Finanzamtes - OBWOHL es ein Urteil des unabhängigen Finanzsenates gibt, dass Einheitssteuern den österreichischen Gesetzen fremd sind) von BetreiberInnen kassiert - und zum Teil keine Belege dafür herausgerückt.

Edit by Zwerg: Zum obigen Absatz gehört noch, dass dies der Grund ist, warum einige hundert SexarbeiterInnen nicht in den "Genuss" des ersten Corona-Unterstützungsfonds gekommen sind, da ihre Steuer auf einer fremden Steuernummer, wenn denn überhaupt, abgeführt wurde EDITENDE


Auch die Polizei spielt da eine traurige Rolle: Sämtliche Belange, welche SexarbeiterInnen betreffen, werden über BetreiberInnen kommuniziert - macht auch keinen schlanken Fuß....

Ein typisches Beispiel, wie bei uns der Hase läuft: Eine NGO (welche SexarbeiterInnen berät) bekommt aus welchen Gründen auch immer, keinen Einlass in ein Wiener Bordell. Am nächsten Tag ruft ein ranghoher Polizist dort an und sagt, dass das so nicht geht... Soll man sich da noch vertreten fühlen? Ich finde es nicht in Ordnung. Weder von der Behörde, noch von der NGO!

Ich sage es einmal so: Es gibt ein behördlich gewolltest Ungleichgewicht zwischen BetreiberInnen und selbstbestimmter SexarbeiterIn. Das fördert keine Solidarität, im Gegenteil es zerstört sie. Und wenn dann BetreiberInnen im TV sagen "wer nicht bei uns arbeitet, der arbeitet "unsauber" oder es ist Gewalt im Spiel", dann kann das auch eher weniger dazu beitragen, dass es ein Wir geben könnte.

Und irgendwie sind wir jetzt wirklich "off topic" und ich ermahne mich hiermit offiziell, wieder zum Thema zurückzukehren.

christian

Verschoben von Corona - Infos Österreich betreffend nach Sexarbeit in Gesellschaft und Politik am 24.04.2020, 09:19 durch Thorja

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Re: Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beitrag von Thorja »

Ich entschuldige mich vielmals für meine Platzierung des Threads in einem nur für Admin/Mods bearbeitbaren Bereich.

Als ich das nun durch den Hinweis einer SW erkannte, hab ich ihn in einen für alle registrierten User beschreibbaren Bereich verschoben. Falls jetzt noch immer jemand nicht schreiben kann, bitte PN!

Sorry für die versehentliche Exklusion! Es sind nun alle herzlich willkommen, mitzuschreiben! :)
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Re: Ausstieg aus den Corona-Restriktionen

Beitrag von Lycisca »

Thorja hat geschrieben:
22.04.2020, 23:20
Ist es nicht so, dass für die Einhaltung der Regeln (Abstand etc) beide verantwortlich sind? […] Ist das dann nicht auch eine Selbstbezichtigung mit strafbaren Handlungen
Beim Altpapier-Entsorgen ist mir folgender Artikel aufgefallen, der die obige Frage beantwortet:
Rechtspanorama (Die Presse)
Demnach wird der Staatsanwalt dem Freier (oder dem angeblichen Freier) einen einmaligen Ausrutscher aufgrund der aufgestauten Geilheit zugestehen und einer Diversion zustimmen, während er dem/der SW wohl ein sozialschädliches Verhaltensmuster unterstellt: Für das Delikt muss nämlich keine Ansteckung vorliegen, sondern die bloße Gefährdung genügt - und die ist gegeben, wenn z.B. regelmäßig die Abstandsregeln bewusst gebrochen werden.

Erst dann, wenn die Gesundheitsbehörden die Kontrolluntersuchungen wieder aufnehmen kann davon ausgegangen werden, dass aus staatlicher Sicht kein hohes Gefährdungspotenzial durch SW mehr besteht. Im Hinblick auf den Artikel wären aber auch da Vorsichtsmaßnahmen notwendig, um das Gesundheitsbewusstsein nachzuweisen. (Dass man wegen Hustens ins Gefängnis kommt, wie der Artikel suggeriert, ist wohl übertrieben. Aber wenn in einem Freier-Forum steht, der/die SW hätte trockenen Husten, schweres Fieber und andere Corona-Symptome gehabt, könnte es sein, dass die Staatsanwaltschaft von Amts wegen aktiv werden muss.) Beispielsweise könnte man bei sich regelmäßig die Temperatur messen und sie in einem Papierkalender (also manipulationssicher) eintragen.