Danke, Marc!
Für's thread-Teilen (hatte ich auch schon angedacht) und für deine Stichpunkte. Auf einige davon möchte ich näher eingehen:

Marc of Frankfurt hat geschrieben:
- Sexwork und bürgerliche Supervision sind inkompatibel.
- Zu viel Angst sich mit den eigenen Schatten zu beschäftigen.
- An den ganzen Therapiekonzepten ist etwas faul, was an der Sexarbeit kriminalisiert wird.
- Sexworker können nicht abschätzen was es kostet und was es bringt.
- Wenn es Sexworkern gut geht, brauchen sie Supervision nicht. Geht es ihnen schlecht ist es zu spät und es hilft ihnen nicht.
- Es gibt keine bekannte Szene von sexworkerfreundlichen Supervisoren und Supervision nutzenden Sexworkern.
Inkompatibilität zwischen sex work und 'bürgerlicher' Suoervision halte ich mehr für eine Befürchtung als für eine tatsächliche Gegebenheit. So manche(r) würde wohl ziemlich große Augen machen, wenn er/sie mitbekäme, wie unbürgerlich eine Supervision ablaufen kann. Mir selbst hat mein (psychiatrischer) Supervisor bei einer solchen Gelegenheit den berühmten "Tritt in den A..." gegeben, damit ich mich aufraffe und wieder in den pay6 Bereich einsteige
Die Angst sich mit den eigenen Schatten zu beschäftigen ist absolut nachvollziehbar. Da kann wohl nur die Einsicht helfen, dass diese Schatten auch durch noch so konsequentes Ignorieren nicht von alleine weggehen. Und diese Einsichtsfähigkeit halte ich bei der Gruppe der (statistisch!) mehr zu dissoziativen Fähigkeiten neigenden SW letztlich für wahrscheinlicher gegeben als bei den mehrheitlich zu Narzißmus und Angststörungen neigenden Therapeuten.
Klar sind viele Therapiekonzepte schlichtweg unangemessen. Natürlich 100% wissenschaftlich untermauert und so weiter, aber die Klienten sind Scheiße, wollen einfach nicht so funktionieren, wie die Theorie das vorschreibt. Aber das ist kein SW-spezifisches Problem, und es gibt auch andere Konzepte, die von der psychischen Realität des Klienten ausgehen.
Was es kostet:
Bei hochklassiger psychiatrischer/psychotherapeutischer Supervision sind mir für Gruppensupervision (2 bis 10 Teilnehmer) 100.-€ für 2 Stunden, bei Einzelsupervision/Selbsterfahrung 140.-€ pro Stunde bekannt.
Was es bringt:
Da Supervision nur ein anderer Name ist für "Therapie für Therapeuten" sind die möglichen Vorteile und Begrenzungen wie bei jeder anderen Thearpie auch. Das Ziel sollte sein, dass das Individuum sich mit seinen Eigenschaften wohl fühlen kann, die oben angesprochenen Therapieformen mit Änderungsabsicht und Kriminalisierung können nicht funktioinieren. Und um ein Negativbeispiel anzuführen was ohne Supervision passieren kann: Es gibt die durchaus begründete Meinung, dass Sigmund Freud deshalb morphin- und kokainsüchtig wurde, weil er als alleiniger Spitzenvertreter der sich neu entwickenden Psychoanalyse keine Möglichkeit hatte, Supervision in Anspruch zu nehmen.
Ich würde nicht einmal sagen, dass es zu spät ist und nicht hilft, wenn es jemandem schlecht geht. Das Problem ist eher, dass es für diejenigen, denen es schon schlecht geht, Angebote auf Kosten der Krankenkassen gibt. Wobei der Geldgeber dann über die Therapieziele entscheidet, so dass der Eindruck entsteht, sämtliche Therapiekonzepte seien SW-feindlich. Supervision als selbstbezahlte Therapie bedeutet das Gesetz des Handelns nicht aus der Hand zu geben, unabhängig davon, ob noch prophylaktisch oder schon therapeutisch.
Mir ist eine solche Szene auch nicht bekannt, jedoch bin ich überzeugt, dass sie sich bilden würde, wenn die Bereitschaft da wäre, den zweifelsohne gegebenen Bedarf sich auch einzugestehen.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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