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"Tanzende Jungen"
Baccha Baazi – Afghanistans Kinderprostituierte
Unter den Augen der westlichen Truppen wird in Afghanistan eine totgeschwiegene Form des Kindesmissbrauchs praktiziert.
27.08.10
Von Florian Flade
Eine Hütte irgendwo in Afghanistan. Es herrscht Partystimmung, die anwesenden Männer sitzen auf dem Boden, einige spielen Instrumente, andere singen. In ihrer Mitte springt und wirbelt ein kleiner Junge. Er trägt seidene Frauenkleidung, um seine Handgelenke sind Glöckchen gebunden. In femininen Bewegungen tanzt der Junge zum Rhythmus des Tamburins. Das Publikum ist begeistert.
Die hier beschriebene Szene ist keinesfalls Teil einer harmlosen afghanischen Dorftradition, sie gehört vielmehr zur Praxis afghanischer Kinderprostitution, berichten Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UN) und der Kinderschutzorganisation Unicef WELT ONLINE. Diese Form der Prostitution, bei der die Jungen zunächst vor ihren Freiern tanzen, sei in Afghanistan weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert.

Feudalistischer Tanz.
[Wenn dahinter nicht das mittelalterlich-feudalistische System von Sklaverei (was auch die Führsorge für den Leibeigenen beinhaltet) i.V.m. Minderjährigkeit stünde (vergleiche das Alter wann arrangierte Ehen geschlossen werden), könnte man es mit Stripclubs, Stricher- oder TS-Bars im Westen oder Hidjra-Tänzen in Indien vergleichen wo jeweils oft auch Prostitution stattfinden. Anmerkung.]
Der
Jungen-Tanz (Baccha Baazi) wird nach Angaben von Unicef seit Jahrhunderten praktiziert. Kleine Jungen bis zum Alter der Pubertät werden demnach versklavt und zu Tänzern für Sexpartys ausgebildet. Meist stammten sie aus ärmlichen Familien auf dem Land, würden als Waisen von der Straße geholt oder schlichtweg entführt.
Die "Bacchis", so der Name der
tanzenden Jungen, würden zum Eigentum mächtiger Kriegsfürsten, lokaler Polizeichefs und reicher Geschäftsmänner.
„Es handelt sich um Kindersklaverei“, sagt ein UN-Mitarbeiter. „Einige Kinder werden von ihrem Zuhause oder von den Straßen verschleppt und dann einem Mann gegeben, um ihn sexuell zu befriedigen.“
Als Statussymbole besäßen mächtige Männer häufig sogar mehrere solcher Jungen: „Es ist nicht ungewöhnlich dass diese Jungen bei solchen Events herumgereicht werden, um Sex mit den erwachsenen Männern zu haben.“
In Frauenkleidung, manchmal mit Make-Up auf dem Gesicht, mit Glöckchen an Hand- und Fußgelenken vollführten die Jungen vor ausschließlich männlichem Publikum ihre einstudierten Tänze. Dazu werde Musik gespielt, oft Lieder über unerwiderte Liebe und Begierde angestimmt. Teilweise fänden regelrechte Wettbewerbe zwischen den Tanzjungen verschiedener „Besitzer“ statt.
Zur Zeiten der Taliban-Herrschaft seien die Jungentänze offiziell verboten worden. Mittlerweile aber floriert dieses „Unterhaltungsgewerbe“ wieder. Die UN berichtet von Händlern, die DVDs von Baccha-Baazi-Abende anböten. Einige Zuhälter hätten sich auf das Tanz-Training der Jungen spezialisiert und zwängen die Kinder nach dem Tanz zur Prostitution.
Gegen eine geringe Geldsumme oder um sich Vorteile zu verschaffen, gäben die Familien ihre Söhne an die lokalen Kommandeure und Milizchefs ab [Vergleiche das Menschenopfer/Menschensteuer, dass Familien z.B. im damals feudalistischen Tibet Jungen als Mönche abgeben (müssten).]. Die meisten afghanischen Eltern aber seien inzwischen froh, so ein UN-Mitarbeiter, wenn sie einen hässlichen Jungen bekämen, weil diesem dann das Schicksal eines "Bacchis" erspart bliebe.
„Offenbar waren und sind die Warlords, besonders die der Nordallianz, die Haupttäter", berichtet der UN-Mitarbeiter. „Aber es gibt genug Beweise dafür, dass auch die afghanischen Sicherheitskräfte die „tanzenden Jungen“ benutzen.“ Oft würden die Jungen, im Alter zwischen 10 und 15 Jahren, offiziell für die Polizei- und Armeekräfte rekrutiert und dienten nebenbei als Sexsklaven der Polizeichefs oder Militärs.
Bis in die hohen Kreise der afghanischen Politik wisse man um die Baccha-Baazi-Partys und entschuldige diese als kulturelle Tradition.
Hundekampf in Afghanistan
Foto: In ihrer Freizeit unterhalten sich die Afghanen häufig mit Tier-Spektakeln, zum Beispiel Hundekämpfen oder...
"Ziegenwerfen" in Afghanistan
Foto: "Ziegenrennen": Dabei kämpfen Reiter drei Stunden lang um eine tote Ziege, die sie in einen Kreis fallen lassen müssen. Gelingt dies einem Reiter, erhält er einen Punkt und einen Turban. Um in den Besitz der Ziege zu gelangen, dürfen sich die Reiter zwar gegenseitig schubsen, nicht jedoch mit der Peitsche schlagen. Ihre Reitkünste üben schon die Jüngsten, wie etwa...
[Kinderarbeit? Anm.]
Foto: dieser kleine Junge, der im Kabuler Zoo ein Wildschwein als Reittier benutzt.
„Wenn ich das Thema Baccha Baazi bei Gesprächen in diplomatischen Runden angesprochen habe, war es, als hätte ich ein
Tabu gebrochen“, sagt Radhika Coomaraswamy, die UN-Sonderbeauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten. Baccha Baazi werde nie geleugnet, es sei lediglich etwas worüber man nicht spreche.
Der Ursachen für die pädophilen Tanzveranstaltungen liegt nach Aussage von Afghanistan-Kennern, im afghanischen Verständnis der Rolle der Frau. „Frauen sind in dieser Kultur nicht für Sex gedacht“, so die Erklärung der UN-Kinderrechtsmission. „Ehefrauen sind dazu da, Babys zu machen, Jungen für das sexuelle Vergnügen."
Im alltäglichen Gespräch lehne ein Großteil der afghanischen Männer Homosexualität als widerwärtig und abstoßend ab, berichten Menschenrechtler vor Ort:
„Baccha Baazi wird aber nicht als Homosexualität angesehen, sondern als Spaß betrachtet.“
Nazir Alimi, ein Kinderrechts-Aktivist aus Mazar i-Sharif, verfasste im Auftrag von Kinderschutzorganisation UNICEF einen Bericht über das Baccha-Baazi-System. Alimi recherchierte, dass die Jungentänze vor allem im Norden Afghanistans stattfinden, im Einflussgebiet tadschikischer und usbekischer Warlords. Aber auch in südlichen Regionen, und in der Hauptstadt Kabul sei es weit verbreitet.
Im Einsatzgebiet der deutschen Bundeswehr, in den Regionen Kunduz und Mazar i-Sharif, so bestätigte auch die UN, gehört Baccha Baazi zum Alltag und werde offen ausgelebt: „Hunderte Männer kommen dort zusammen. Einige bringen ihre Jungen, die dann nacheinander tanzen. Nach der Party, gegen 2 Uhr nachts, haben die Jungen dann Sex mit ihren Herren.“
Sobald bei den tanzenden Jungen der Bartwuchs einsetzt, tauscht ihr Besitzer sie gegen einen jüngeren Knaben (baccha bereesh - "Junge ohne Bart") aus. Der pubertierende Bacchi wird dann nach jahrelangem Missbrauch verstoßen und oft mit einer älteren Frau verheiratet, die keine Jungfrau mehr ist und kaum Chancen hätte, in der streng islamischen Gesellschaft einen Ehemann zu finden. [Noch ein Spezialfall einer arangierten Ehe als Versorgungsinstitut. Anm.]
„Das
Stigma haftet ihnen aber weiterhin an“, so ein Kinderschutzbeauftragter der UN, "Viele verlassen daher ihre Gemeinden und Familien für immer.“
In der Provinz Logar verstieß ein Hotelbesitzer seinen Bacchi nach fünf Jahren sexueller Ausbeutung. Die Familie des Teenagers hatte Geld für dessen Dienste erhalten, wurde aber von der Dorfgemeinde missachtet und verspottet. Daraufhin verließ der Junge sein Dorf und seine Familie.
Den „Herren“ noch vor der Pubertät zu verlassen, gelingt nur sehr wenigen Bacchis. Häufig hat dies tödliche Konsequenzen. Nicht wenige Bacchis werden von ihren Schändern
umgebracht, die Mörder tarnen es meist als Unfall.
„Es gab einen Fall in Kandahar im vergangenen Jahr, wo ein Junge vor dem Mann geflohen ist, der ihn besaß“, sagt ein Menschenrechtler WELT ONLINE. „Es endete darin, dass sieben Jungen aus Rache umgebracht wurden.“
Bislang folgten in Afghanistan auf den systematischen sexuellen Missbrauch der Tanzjungen
kaum juristische Konsequenzen. Ab und an wurde ein Mann der Vergewaltigung für schuldig befunden, in der Regel erhielt er aber nur eine geringe Haftstrafe.
Erst nachdem die UN-Kinderschutzbeauftragte Radhika Coomaraswamy die Baccha-Baazi-Praxis im Februar 2010 bei einer Pressekonferenz in Afghanistan ansprach, reagierte die Regierung in Kabul. Am 18. Juli 2010 nahm eine Kommission ihre Arbeit auf, die den Schutz von Kindern in Afghanistan verbessern soll. Der Missbrauch und die sexuelle Ausbeutung von Jungen, auch durch Afghanistans Sicherheitskräfte, steht auf der Agenda.
„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung", so die Kinderschutz-Beraterin der UN in Afghanistan, Dee Brillenburg. Generell aber müsse mehr Aufklärung über das System Baccha Baazi stattfinden.
Mit vielen Fotos und Infos
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ierte.html