Sexarbeiterbiographie und wissenschaftliche Studien
Bildzeitung: Skandal um Bekenntnisse einer 19-jährigen Französin
Um studieren zu können, musste ich als Hure arbeiten
Buches "Mes chères études"
Laura D. ist 19 Jahre alt. Am Tag ist sie Studentin, in der Nacht arbeitet sie als Prostituierte. Weil sie sich das Studium sonst nicht leisten kann.
Das Cover des Buches „Mes chères études“
So hat Laura ihre Geschichte aufgeschrieben. In ihrer Autobiografie „Mes chères études“ (Mein teures Studium) schildert die Sprachstudentin ihr Leben als Prostituierte.
„Die ganzen unbezahlten Rechnungen haben mein Leben unerträglich gemacht“, so Laura in ihrem Buch. „Wenn man auf die erste Anzeige geantwortet hat, ist es bereits zu spät."
Dann berichtet Laura, wie sie mit ein paar Klicks zur Hure wurde.
„Am Computerbildschirm war ich mir der Sache noch sicher. Aber bei der Verabredung fühlte ich mich ganz allein – niemand konnte mir helfen."
Die erste Anzeige, auf die sie antwortete, las sich ungefähr so: „Junggebliebener Fünfzigjähriger sucht gelegentliche Masseuse. Gerne Studentinnen.“ Bei ihrem ersten Kunden kassierte Laura gleich 250 Euro. Für sie der Weg raus aus den Schulden, aber gleichzeitig der Absturz ins Rotlicht-Milieu.
Studenten, die sich prostituieren müssen – in Frankreich kein Einzelfall?
Mehr Vermischtes
Im Jahre 2006 schätzte die Studenten-Organisation SUD, dass bereits 40.000 Studenten ihre Liebesdienste gegen Geld anbieten. Eine repräsentative Studie wurde jedoch nicht durchgeführt. Fakt ist: 100.000 Studenten leben in Frankreich unter der Armutsgrenze (ungefähr 650 Euro pro Monat).
„Man muss aufhören, dieses Thema zu ignorieren. Einige sagen, dass es nur ein kleines Problem sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Prostitution unter Studenten nimmt zu!", sagt Laura.
Laura hat den Absprung geschafft. Sie arbeitet heute nicht mehr als Hure – doch einen Rückfall kann auch sie nicht ausschließen.
http://www.bild.t-online.de/BILD/news/v ... 12636.html
The Guardian: Tales of student prostitutes shock France
Angelique Chrisafis in Paris
Monday January 21, 2008
The Guardian
France's education minister has vowed to improve student financial support after a series of accounts by undergraduates working as prostitutes.
A memoir by a 19-year-old language student and a book of interviews with undergraduate sex workers has shocked France, lifting the lid on a practice which appears to be increasingly common. A new study showed a large online market for student prostitutes, describing how male clients, who are often rich, married executives, advertise online for young, undergraduate "escorts" whom they prefer to street prostitutes. These clients pay on average €400 (£300) for a two hour meeting with a student, including sex and "time to talk".
One student union estimated that 40,000 students are working as prostitutes. Others dispute that number, but the minister for higher education, Valérie Pécresse, acknowledged that the "phenomenon" was hard to quantify because of the taboo surrounding it. She said the government had not done enough to "concentrate efforts" on helping poor students juggle conventional part-time jobs.
Laura D, a 19-year-old student of Spanish and Italian, details in her memoir, Mes Chères Etudes, how she began working as a prostitute aged 18 when she could not afford her rent, books, or food, despite a part-time telesales job. Her parents - a nurse and a labourer earning just above the minimum wage - could not support her, but their jobs meant she did not qualify for aid.
Once, she asked a client for a laptop computer as payment. He brought one to their hotel meeting, but subjected her to violent sadism without her consent.
Eva Clouet, author of the book of interviews with student sex workers and clients, said those who had spoken out wanted a review of student aid, an increase in purpose-built student housing and the ability to combine normal part-time jobs with a university workload.
http://www.guardian.co.uk/france/story/ ... 07,00.html
Die Bücher:
http://www.amazon.fr/Mes-ch%C3%A8res-%C ... 353410324/
http://www.amazon.fr/prostitution-%C3%A ... 353410294/
Studenten haben als Sexarbeiter strukturelle Vorteile:
- Sie haben viel freie Zeiteinteilung
- Sie sind jung und begehrt
- Sie sind erfahrungshungrig/lernwillig d.h. offen für Kundenwünsche im Sinne von GFE
- Sie haben den Schutz einer Ausbildung incl. Krankenversicherung
- Sie haben das Alibi einer Ausbildung incl. Familienhintergrund
- Sie haben eine feste Ausstiegsoption bei Abschluß des Studiums (Schutz vor der "Falle Prostitution")
- Sie haben Zugang zu Bildung und Aufklärung ...
Aus all diesen Gründen eignen sie sich zur sog. Luxusprostitution.
Diese findet oft clandestin statt und hier wird oft eine Stigmatisierung per Registrierung als Kontrollprostituierte umgangen bzw. geduldet.

Studenten kämpfen politisch gegen Studiengebühren,
indem sie auf den ökonomischen Zwang zur sexuellen Prostitution verweisen.
Studenten in der Sexindustrie
Weil finanzielle öffentliche Förderungsmöglichkeiten sinken bzw. nur mit imensem Verschuldungsrisiko möglich sind, werden in Zukunft eher wieder nur Kinder aus besseren Schichten studieren können. In Zeiten von Rezession öffnet sich die Arm-Reich-Schere.
Hauptgrund für Erwerbstätigkeit: finanzielle Notwendigkeiten sind der Hauptgrund für Berufstätigkeit im allgemeinen so wie auch für Sexarbeit im speziellen.
Prostituierte verdienen ca. das doppelte von nicht körperlich Arbeitenden und das dreifache von körperlich Arbeitenden
(Sexarbeit : Kopfarbeit : Handarbeit = 6 : 3 : 2).
SW ab 18 bis Ende 20 Jahren verdienen mehr als ältere.
Mögliche Kosten: psychologische und körperliche Integritätsverletzungen.
Doch die Forschung im Feld "Studenten und Sexarbeit" scheint nicht gewünscht bzw. wird unterdrückt. Es scheint einfacher das Problem zu verbergen, als anzuerkennen, daß es auch hier verletzbare Individuen gibt, die Hilfe gebrauchen könnten. Das Ausbildungssystem scheint zu versagen, allen Möglichkeiten zur Statusverbesserung zu gewähren und echte Chancen anzubieten zur Selbstfinanzierung um wirtschaftlichem Mangel zu entkommen.
Doch die Medien übertreiben auch und vereinfachen unzulässig. Armut ist nicht der einzige und ausschlaggebende Grund für Sexarbeit. Diese Annahme versagt, wenn erklärt werden soll, warum letztlich nicht die Mehrheit aller Finanzschwachen der Sexarbeit nachgehen. Hier sind genaue Untersuchungen notwendig zwischen dem vermeintlichen Wesen von Sexarbeit und seinen vielgestaltigen Realitäten und der prägenden Wirkungen von öffentlicher Wahrnehmung und Stigma.
Wie wird Professionalität und Qualität erzeugt?
(sowohl im Sinne von Dienstleister als auch Kunden):
Durch Hauptberuflichkeit, Hingabe und Berufung.
Wie verhindert man die 'Falle Prostitution'?
Nie ausschließlich der Prostitution nachgehen, bzw. nebenher immer formal einen bürgerlichen Beruf nachweisen können.
Wie kann man den Widerspruch auflösen?
Durch Sexarbeiter-Aus- und Fortbildung in berufsbegleitender Erwachsenenbildung.
Durch Analyse und Dekonstruktion des ausbeuterischen Prostitutionsstigmas
(Welches per Doppelmoral den Konsum ermöglicht aber die AnbieterInnen knechtet).
Prostitutionsstudien
Das unterste Dokument hatte ich als erstes hochgeladen. Es ist am einfachsten zu lesen, obwohl es am längsten ist.
Homepage eines der Autoren:
http://larooy.net