Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit

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Marc of Frankfurt
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Mes chères études - nebenberufl. StudentenSexarbeit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Studium und Sexarbeit

Sexarbeiterbiographie und wissenschaftliche Studien



Bildzeitung: Skandal um Bekenntnisse einer 19-jährigen Französin
Um studieren zu können, musste ich als Hure arbeiten

Buches "Mes chères études"


Laura D. ist 19 Jahre alt. Am Tag ist sie Studentin, in der Nacht arbeitet sie als Prostituierte. Weil sie sich das Studium sonst nicht leisten kann.

Das Cover des Buches „Mes chères études“

So hat Laura ihre Geschichte aufgeschrieben. In ihrer Autobiografie „Mes chères études“ (Mein teures Studium) schildert die Sprachstudentin ihr Leben als Prostituierte.

„Die ganzen unbezahlten Rechnungen haben mein Leben unerträglich gemacht“, so Laura in ihrem Buch. „Wenn man auf die erste Anzeige geantwortet hat, ist es bereits zu spät."

Dann berichtet Laura, wie sie mit ein paar Klicks zur Hure wurde.

„Am Computerbildschirm war ich mir der Sache noch sicher. Aber bei der Verabredung fühlte ich mich ganz allein – niemand konnte mir helfen."

Die erste Anzeige, auf die sie antwortete, las sich ungefähr so: „Junggebliebener Fünfzigjähriger sucht gelegentliche Masseuse. Gerne Studentinnen.“ Bei ihrem ersten Kunden kassierte Laura gleich 250 Euro. Für sie der Weg raus aus den Schulden, aber gleichzeitig der Absturz ins Rotlicht-Milieu.

Studenten, die sich prostituieren müssen – in Frankreich kein Einzelfall?
Mehr Vermischtes

Im Jahre 2006 schätzte die Studenten-Organisation SUD, dass bereits 40.000 Studenten ihre Liebesdienste gegen Geld anbieten. Eine repräsentative Studie wurde jedoch nicht durchgeführt. Fakt ist: 100.000 Studenten leben in Frankreich unter der Armutsgrenze (ungefähr 650 Euro pro Monat).

„Man muss aufhören, dieses Thema zu ignorieren. Einige sagen, dass es nur ein kleines Problem sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Prostitution unter Studenten nimmt zu!", sagt Laura.

Laura hat den Absprung geschafft. Sie arbeitet heute nicht mehr als Hure – doch einen Rückfall kann auch sie nicht ausschließen.

http://www.bild.t-online.de/BILD/news/v ... 12636.html





The Guardian: Tales of student prostitutes shock France

Angelique Chrisafis in Paris
Monday January 21, 2008
The Guardian

France's education minister has vowed to improve student financial support after a series of accounts by undergraduates working as prostitutes.

A memoir by a 19-year-old language student and a book of interviews with undergraduate sex workers has shocked France, lifting the lid on a practice which appears to be increasingly common. A new study showed a large online market for student prostitutes, describing how male clients, who are often rich, married executives, advertise online for young, undergraduate "escorts" whom they prefer to street prostitutes. These clients pay on average €400 (£300) for a two hour meeting with a student, including sex and "time to talk".

One student union estimated that 40,000 students are working as prostitutes. Others dispute that number, but the minister for higher education, Valérie Pécresse, acknowledged that the "phenomenon" was hard to quantify because of the taboo surrounding it. She said the government had not done enough to "concentrate efforts" on helping poor students juggle conventional part-time jobs.

Laura D, a 19-year-old student of Spanish and Italian, details in her memoir, Mes Chères Etudes, how she began working as a prostitute aged 18 when she could not afford her rent, books, or food, despite a part-time telesales job. Her parents - a nurse and a labourer earning just above the minimum wage - could not support her, but their jobs meant she did not qualify for aid.

Once, she asked a client for a laptop computer as payment. He brought one to their hotel meeting, but subjected her to violent sadism without her consent.

Eva Clouet, author of the book of interviews with student sex workers and clients, said those who had spoken out wanted a review of student aid, an increase in purpose-built student housing and the ability to combine normal part-time jobs with a university workload.

http://www.guardian.co.uk/france/story/ ... 07,00.html





Die Bücher:

http://www.amazon.fr/Mes-ch%C3%A8res-%C ... 353410324/

http://www.amazon.fr/prostitution-%C3%A ... 353410294/





Studenten haben als Sexarbeiter strukturelle Vorteile:

- Sie haben viel freie Zeiteinteilung
- Sie sind jung und begehrt
- Sie sind erfahrungshungrig/lernwillig d.h. offen für Kundenwünsche im Sinne von GFE
- Sie haben den Schutz einer Ausbildung incl. Krankenversicherung
- Sie haben das Alibi einer Ausbildung incl. Familienhintergrund
- Sie haben eine feste Ausstiegsoption bei Abschluß des Studiums (Schutz vor der "Falle Prostitution")
- Sie haben Zugang zu Bildung und Aufklärung ...

Aus all diesen Gründen eignen sie sich zur sog. Luxusprostitution.
Diese findet oft clandestin statt und hier wird oft eine Stigmatisierung per Registrierung als Kontrollprostituierte umgangen bzw. geduldet.





Bild

Studenten kämpfen politisch gegen Studiengebühren,
indem sie auf den ökonomischen Zwang zur sexuellen Prostitution verweisen.





Studenten in der Sexindustrie

Weil finanzielle öffentliche Förderungsmöglichkeiten sinken bzw. nur mit imensem Verschuldungsrisiko möglich sind, werden in Zukunft eher wieder nur Kinder aus besseren Schichten studieren können. In Zeiten von Rezession öffnet sich die Arm-Reich-Schere.

Hauptgrund für Erwerbstätigkeit: finanzielle Notwendigkeiten sind der Hauptgrund für Berufstätigkeit im allgemeinen so wie auch für Sexarbeit im speziellen.

Prostituierte verdienen ca. das doppelte von nicht körperlich Arbeitenden und das dreifache von körperlich Arbeitenden
(Sexarbeit : Kopfarbeit : Handarbeit = 6 : 3 : 2).

SW ab 18 bis Ende 20 Jahren verdienen mehr als ältere.

Mögliche Kosten: psychologische und körperliche Integritätsverletzungen.

Doch die Forschung im Feld "Studenten und Sexarbeit" scheint nicht gewünscht bzw. wird unterdrückt. Es scheint einfacher das Problem zu verbergen, als anzuerkennen, daß es auch hier verletzbare Individuen gibt, die Hilfe gebrauchen könnten. Das Ausbildungssystem scheint zu versagen, allen Möglichkeiten zur Statusverbesserung zu gewähren und echte Chancen anzubieten zur Selbstfinanzierung um wirtschaftlichem Mangel zu entkommen.

Doch die Medien übertreiben auch und vereinfachen unzulässig. Armut ist nicht der einzige und ausschlaggebende Grund für Sexarbeit. Diese Annahme versagt, wenn erklärt werden soll, warum letztlich nicht die Mehrheit aller Finanzschwachen der Sexarbeit nachgehen. Hier sind genaue Untersuchungen notwendig zwischen dem vermeintlichen Wesen von Sexarbeit und seinen vielgestaltigen Realitäten und der prägenden Wirkungen von öffentlicher Wahrnehmung und Stigma.


Wie wird Professionalität und Qualität erzeugt?
(sowohl im Sinne von Dienstleister als auch Kunden):
Durch Hauptberuflichkeit, Hingabe und Berufung.


Wie verhindert man die 'Falle Prostitution'?
Nie ausschließlich der Prostitution nachgehen, bzw. nebenher immer formal einen bürgerlichen Beruf nachweisen können.


Wie kann man den Widerspruch auflösen?
Durch Sexarbeiter-Aus- und Fortbildung in berufsbegleitender Erwachsenenbildung.
Durch Analyse und Dekonstruktion des ausbeuterischen Prostitutionsstigmas
(Welches per Doppelmoral den Konsum ermöglicht aber die AnbieterInnen knechtet).





Prostitutionsstudien
Das unterste Dokument hatte ich als erstes hochgeladen. Es ist am einfachsten zu lesen, obwohl es am längsten ist.

Homepage eines der Autoren:
http://larooy.net
Dateianhänge
Students and the sex Industry Jenkins draft 6 73pp.pdf
Students and the Sex Industry: “Is Financial Hardship Turning Students into Sex Workers?” Studienarbeit von Suzanne Jenkins - 73 Seiten
(258.97 KiB) 1132-mal heruntergeladen
Sex work and students Roberts JFHE 2007 31(4) 323-34.pdf
Sex work and students: an exploratory
study by Ron Roberts e.a. Journal of Further and Higher Education Vol. 31, No. 4, November 2007, pp. 323–334
(202.94 KiB) 902-mal heruntergeladen
Students and sex work Roberts JCAS 2007 17(2) 141-6.pdf
Commentary: UK Students and Sex Work: Current Knowledge and Research Issues, RON ROBERTS e.a. Journal of Community & Applied Social Psychology J. Community Appl. Soc. Psychol., 17: 141–146 (2007)
(81.67 KiB) 1134-mal heruntergeladen
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.05.2011, 21:32, insgesamt 7-mal geändert.

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Auf der Uni dank Liebeslohn

Beitrag von Zwerg »

Laura ist 18, an einer Pariser Uni eingeschrieben und kann sich das teure Studium nicht leisten - kein Stipendium, mieser Nebenjob. Adieu, Unschuld: Laura sucht sich Kunden im Internet. Bis zu 40.000 Studentinnen in Frankreich verdienen wie sie als Hure ihr Geld.

Hamburg - "Nicht einmal eine Bohne zu essen, unbezahlte Rechnungen und die ausstehende Miete, nie einen Cent in der Tasche, zum Schwarzfahren gezwungen. Es war ein unerträgliches Leben", schreibt Laura D. Das Leben, von dem sie in ihrem Buch "Mes chères études" ("Mein teures Studium") berichtet, spielt in ihrem ersten Jahr als Studentin. Weil ihre Erinnerungen intime Bekenntnisse sind, verschweigt sie ihren Nachnamen. "Mes chères études" ist eines von zwei Büchern, die jetzt in Frankreich zu dem Thema erschienen sind und für einen Skandal gesorgt haben.

Laura ist 18, als sie sich an einer Pariser Universität einschreibt. Italienisch und Spanisch. Nebenbei jobbt sie in einem Callcenter, 15 Stunden die Woche, schlecht bezahlt. Ihre Eltern verdienen zu wenig, um sie zu unterstützen, aber zu viel, wenn es nach den Bestimmungen für staatliche Hilfen geht. Studiengebühren, die explodierenden Mietpreise in Paris, der Wunsch nach Genuss im Leben - Laura kann sich das Studium schon nicht mehr leisten, bevor sie ihre ersten Scheine in Händen hält.

"In der Metro zittere ich aus Angst, einen Kontrolleur zu sehen, und frage mich, wie ich den Monat überstehen werde", notiert sie. Ihren Kommilitonen erzählt sie nichts über ihre finanziellen Sorgen - über Geld spricht man nicht, das gilt auch unter Studenten. Ohnehin werden die Möglichkeiten, sich mit ihnen auszutauschen, selten: Wenn sich Freunde im Café oder in einer Bar treffen, sagt sie ab, sie kann sich nichts leisten, mit dem sie anstoßen könnte. "Das wäre alles kein Problem, wenn ich etwas zu essen hätte, wenn ich nicht hungrig wäre."

Bis sie im Internet surft, nach Lösungen sucht. Sie schreibt sich in ein Portal ein, Zugang ab 18, gibt als Namen kein Pseudonym, sondern Laura an, sie will sich treu bleiben, und stößt schon bald auf ihre künftigen Kunden: Männer, die meisten jenseits der 50. Sie annoncieren, suchen "junge Frauen", "zärtliche Stunden" und "Massagen". Sie sucht Geld, schnelles Geld. "In jedem Leben gibt es eine Nacht, in der man sehr schnell reift. Nichts ist danach wie zuvor. Adieu Unschuld", schreibt Laura in ihrem Buch.

Der Beginn eines Doppellebens

Die meisten Studentinnen sind erst über das Internet, wo Kontakte diskret und anonym begonnen werden können, zu dem Nebenjob als Prostituierte gekommen. Eva Clouet ist selbst noch Studentin, hat aber schon eine Studie über das Tabuthema veröffentlicht. "La prostitution étudiante" ("Die studentische Prostitution") erschien am selben Tag wie die Bekenntnisse von Laura D. Die 23-jährige Clouet suchte auf Seiten von "Escort-Damen" und wurde fündig: "Studentinnen im dritten oder vierten Jahr, sie treffen ihre Kunden ein oder zwei Mal im Monat, verheiratete Männer zwischen 40 und 50", so Clouet.

Lauras erster Kunde heißt Joe, ein Pseudonym, er ist 50 Jahre alt. "Ein Mal, nicht mehr", sagt sie sich vorher. Joe wünscht sich in seiner Annonce eine Massage, im Hotel will er mehr. Sie willigt ein. 250 Euro verdient sie an diesem Abend, der Beginn eines Doppellebens, das sie offenbar nicht zum Ausnahmefall macht: Die Studentengewerkschaft SUD hat im Jahr 2006 geschätzt, dass sich von den insgesamt 2,2 Millionen Studenten in Frankreich etwa 40.000 prostituieren, die französische Polizei geht immerhin von bis zu 20.000 aus.

Auch in England ist das Thema bekannt: Eine Studie der Universität im englischen Kingston ist zum Ergebnis gekommen, dass zwischen 2000 und 2006 die Zahl der Studenten, die mit Prostitution oder Jobs in der Sexindustrie ihre Studiengebühren finanzieren, um 50 Prozent gestiegen ist. Zehn Prozent der Befragten gaben an, Bekannte zu haben, die als Stripperin, Masseusen oder Prostituierte arbeiten. In Deutschland bleibt Prostitution unter Studentinnen offenbar eine Phrase, die auf den Dekolletés von Demonstrantinnen geschrieben steht. "Dass es Einzelfälle gibt, kann ich nicht ausschließen, aber Prostitution halte ich nicht für ein Massenphänomen", sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk.

Laura antwortet heute auf keine Annonce mehr. Sie verdiente zuletzt 400 Euro pro Abend, doch das war es ihr nicht mehr wert, auch wenn sie der Reiz des schnellen Geldes nicht ganz losgelassen hat. "Ich weiß, dass ich nicht zurück will, aber ich weiß auch, dass das nicht leicht wird."

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 22,00.html

Hanna
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Beitrag von Hanna »

man sieht hier auch, daß die Grenzen zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Sexarbeit fließend sind.
andererseits sollten Studiengebühren (die ich im Gegensatz zu Kindergarten- und Schulgebühren prinzipiell bejahe) immer durch ein möglichst breitgefächertes Stipendienwesen flankiert werden.
Chancengleichheit auch via Gesamtschule wünsche ich mir bis zum Schulabschluß (12. Klasse).

lg, Hanna
Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)

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Das Geständnis einer jungen Frau Frankreich

Beitrag von Zwerg »

Doppelleben: Das Geständnis einer jungen Frau erschüttert Frankreich
Studentinnen prostituieren sich


Paris. "Junger Mann von 50 sucht Gelegenheits-Masseuse. Studentinnen willkommen." Eine Woche hat Laura gezögert, auf diese Anzeige in einem der Internet-Studentenforen zu antworten. Dann hat sie sich verabredet. Unbezahlte Rechnungen, die fällige Miete, die Studiengebühren, ein knurrender Magen - pure Geldnot trieb die Sprachen-Studentin mit gerade 18 Jahren in die Prostitution. Einen ernüchternden Report über ihr monatelanges Doppelleben - tagsüber Studentin, nachts Hure - hat Laura D., heute 20, unter dem Titel "Mein teures Studium" veröffentlicht.
Laura ist kein Einzelfall

Frankreich reagierte bestürzt, zumal sich zeigte, dass Laura keineswegs ein exotischer Einzelfall ist. Schon vor zwei Jahren hatte eine Studentengewerkschaft die Zahl der studentischen Gelegenheits-Prostituierten mit 40 000 beziffert - eine Zahl, die sich mangels Statistiken zwar nicht überprüfen lässt. Aber auch Guillaume Houzel vom französischen Studentenwerk bestätigt, dass studentische Prostitution aus schierer Geldnot sich nicht auf ein paar wenige Einzelfälle beschränkt. "Es mag ein relativ neues Phänomen sein, aber es greift um sich."

Auch die Polizei schätzt, dass vielleicht 20 000 der 2,2 Millionen französischen Studenten ihr Studium mit gelegentlichen Sex-Diensten finanzieren. Der Vater Arbeiter, die Mutter Krankenschwester - "weit entfernt davon, als reich zu gelten, aber auch nicht arm genug, um staatliche Hilfen beanspruchen zu können", schlägt sich Laura durchs teure Leben, jobbt neben dem Studium 15 Stunden wöchentlich in einem Telefon-Callcenter, teilt sich die Wohnung mit ihrem Freund, der auf getrennter Kasse besteht und nicht ahnt, wie massiv die finanziellen Probleme seine Freundin bedrücken. Derart häufig ist ihr Konto in den Miesen, dass sie ihrem nörgelnden Hausbank-Kundenberater schon vorschlagen will, sich zu duzen, "so oft wie Sie anrufen".

Sie magert ab, isoliert sich zunehmend, stellt sich in die Schlange vor den Gratis-Suppenküchen. Dann sucht sie im Internet nach Jobs, denkt daran, vielleicht als Aktmodell oder für Fotos zu posieren. Rasch stößt sie auf die einschlägigen Angebote. 100 Euro für eine Stunde - schnelles, aber nicht leicht verdientes Geld ist das, wie sie rasch feststellt. "Vor dem Schirm fühlt man sich noch sicher. Aber beim Rendezvous ist man allein."

Nichts ist nach dem ersten Mal mehr wie zuvor, obwohl der erste Kunde sie keineswegs schlecht behandelt, sie kaum berührt und ihr nach dem Treffen sogar den doppelten Tarif zahlt. "Adieu Unschuld", schreibt sie bitter. Immer nur gelegentlich, manchmal zwei Mal in der Woche oder auch nur einmal im Monat, bessert Laura ihre Kasse auf diese Weise auf.

Neben dem Studium arbeiten müssen rund die Hälfte der französischen Studenten. Die wenigsten äußerten in Internet-Debattenforen übrigens Verständnis für Lauras Entscheidung. Die meisten jobben im Gastgewerbe oder geben Nachhilfe. Doch andere wählen das horizontale Gewerbe, um über die Runden zu kommen. Im konservativen "Figaro" beichtete die Tierärztin Emma S., regelmäßig in Brüsseler Bordellen angeschafft zu haben. "Dort habe ich in zwei Monaten genug verdient, um mich ein Studienjahr bequem über Wasser zu halten. Mit einem Job bei einer Imbisskette ist das nicht möglich."
Im Internet auf Kundensuche

Um Kundschaft werben die jungen Frauen fast ausschließlich im Internet, hob die 23-jährige Soziologin Eva Clouet in ihrem Buch über die studentische Prostitution im Zeitalter moderner Kommunikationstechniken, das zeitgleich mit Lauras Bericht auf den Markt kam, hervor. Da "Studentin" in einschlägigen Kreisen offenbar eine Art Gütesiegel geworden ist, hängen sich auch hauptberufliche Huren das Etikett um. Ende 2005 zerschlug die Pariser Polizei einen Callgirl-Ring, der ebenfalls über das Internet seine "Studentinnen" vermittelte. Alle Callgirls verfügten tatsächlich über Studentenausweise. Nur dürften die Allerwenigsten jemals einen Hörsaal von innen gesehen haben.

Als Laura D. ein Kunde mit seinen Kindern an der Hand über den Weg läuft, "prallen meine beiden Leben aufeinander. Es war unerträglich." Sie packt die Koffer, zieht nach Paris. Noch zwei Mal prostituiert sie sich in der Hauptstadt, dann folgt der Zusammenbruch. "Es hat mich angeekelt." Heute macht Laura eine Therapie, lebt allein, fühlt sich beschmutzt, wenn jemand nur mit ihr harmlos flirten will. Ihr Studium hat sie übrigens trotz allem abgeschlossen, sogar mit Auszeichnung.

http://www.morgenweb.de/nachrichten/aus ... 88373.html

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

GESELLSCHAFT / Zwei Bücher brechen das Schweigen

Das Studium mit Sex finanzieren

Zahlreiche junge Französinnen treibt der Geldmangel ins horizontale Gewerbe


Studieren in Frankreich ist teuer. Viele können sich das nicht leisten und verkaufen deshalb ihren Körper. Zwei Bücher bringen das Tabuthema ans Licht.

PETER HEUSCH

PARIS "Hübsche Studentin, 23 Jahre, 1,72 Meter, 59 Kg, lange braune Haare und leidenschaftlich sucht großzügigen Partner für sinnliche Stunden." Nach solchen Anzeigen samt lasziven Foto muss man auf französischen Internetseiten nicht lange suchen. Die Zahl der Angebote, deren Tarife von 150 Euro (Zärtlichkeit) bis 350 Euro (tabuloser Sex) reichen, steigt. Laut Studentengewerkschaft Sud-Etudiant versuchen immer mehr junge Frauen, als Gelegenheitsprostituierte das Studium zu finanzieren. 40 000 sollen es in Frankreich bereits sein. [Das ist dieselbe Zahl wie bei den Prostituierten die zur WM06 nach Deutschland kommen sollten, aus der dann die 40.000 eingeschleppten vermuteten aber nie gefundenen Zwangsprostituierten gemacht wurde...]

Lange wurde das totgeschwiegen. Doch nun haben zwei Bücher das Thema ins öffentliche Bewusstsein gehievt. In "Mes chères études" (Mein teures Studium) berichtet Laura D., wie sie die Geldnot am teuren Studienort Paris zur Gelegenheits-Hure machte. Ihren ersten Kunden fand sie beim Surfen im Internet: "Nichts ist danach wie zuvor." Gleichzeitig erschien die Studie "La prostitution étudiante" (Die studentische Prostitution) von Eva Clouet (23). Die Soziologie-Studentin hat ihre Recherchen im Netz begonnen und stieß auf viele "Studentinnen im dritten oder vierten Jahr. Sie treffen ihre Kunden, meist verheiratete Männer zwischen 40 und 50, ein oder zwei Mal im Monat".



Gut zwei Prozent tun es

Gut die Hälfte der 2,2 Millionen Hochschüler Frankreichs muss arbeiten. Die meisten jobben oder geben Nachhilfe. Doch laut Sud-Etudiant sehen zwei Prozent "sexuelle Dienste" als schnelleren und leichteren Weg. So gestand die Tierärztin Emma S. in einer Pariser Zeitung, regelmäßig in Brüsseler Bordellen gearbeitet zu haben: "Da habe ich in zwei Monaten genug für ein Studienjahr verdient. Bei McDonalds wäre das nicht möglich gewesen."

Den Strich allerdings meiden die Studenten. Um Kundschaft werben sie fast nur im Internet - offen als Liebesdienerinnen oder als Putzfrauen in Privathaushalten, die bereit sind, die Arbeit für einen gut aufgerundeten Stundenlohn in sehr leichter Bekleidung zu versehen. Auch finden sich auf Studenten-Webseiten Annoncen "reifer" Männer, die den Studentinnen ein Zimmer in ihrer Wohnung gegen "Bezahlung in natura" anbieten.

Wobei laut Studie noch mehr Hochschüler bereit sind, auf Schlüpfrigkeiten einzugehen, ohne in die Prostitution zu gehen. Demnach stellen sich viele für Akt- oder Pornobilder zur Verfügung, bieten Striptease gegen Geld vor der Web-Kamera an oder verkaufen ihre gebrauchten Höschen im Netz. Diese Tendenz zur Vermarktung des eigenen Körpers soll auch vor Studenten nicht halt machen.

http://www.suedwest-aktiv.de/landundwel ... 027db7f768





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Süddeutsche

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ein richtiger Mediendauerbrenner. Die haben gute PR für das Buch gemacht. Stehen sie bald auf der BestsellerListe?

Eine 19-jährige Französin erzählt von ihrem Job als Prostituierte


Ein Buch erregt in Frankreich Aufsehen: die Bekenntnisse eines "Escort-Girls". So nennen sich die französischen Akademikerinnen, die sich mit der Prostitution ihr Studium finanzieren. Angeblich gibt es in Frankreich Zehntausende
Die Anzeige im Internet ging Laura nicht mehr aus dem Kopf: "Junger, 50-jähriger Mann sucht gelegentliche Masseuse. Gerne Studentin." Als sie eine Woche später ihre Miete bezahlen musste und ihr Konto wieder völlig überzogen war, sagte sie zu. Das Treffen brachte ihr 250 Euro - für eine Stunde.

Laura ist Prostituierte. Und Studentin. 18 Jahre alt, zweites Semester Sprachwissenschaften, Italienisch, Spanisch. Ihre Mutter ist Krankenschwester, ihr Vater Arbeiter. Doch die Eltern verdienen zu wenig, um ihre Tochter zu unterstützen - aber zu viel für eine staatliche Studienbeihilfe. So wird jeder Monat zum Überlebenstraining. 20 Stunden pro Woche arbeitet sie in einer Firma für Telemarketing. Das bringt 450 Euro - zu wenig für Miete, Metro-Ticket, Bücher, Essen. "Ich zittere, wenn ich den Kontrolleur in der Metro entdecke. Ich schäme mich so. Aber alles wäre nicht so schlimm, wenn ich mich satt essen könnte", schreibt Laura in "Mes chères études" ("Mein teures/geliebtes Studium").

Ihr neues Buch erregt in Frankreich Aufsehen. Es ist das erste Bekenntnis eines "Escort-Girls". So nennen sich die französischen Akademikerinnen, die sich mit der Prostitution ihr Studium finanzieren. Die Studentenorganisation Sud étudiants hatte ihre Zahl im Jahr 2006 auf 40.000 geschätzt. Die französische Polizei geht von 15.000 bis 20.000 Studentinnen (und Studenten) aus.

Verlässlicher sind die Zahlen, die aus Großbritannien kommen: In der Studie "Sex Work and Students" der Kingston University gaben 2006 zehn Prozent der befragten Studenten an, Kommilitonen zu haben, die als Stripteasetänzerin, Masseuse oder Prostituierte arbeiten - gegenüber 2000 ein Anstieg von 50 Prozent. In Deutschland, so scheint es, ist es bislang bei Warnparolen auf Dekolletés geblieben, wenn wieder mal Studiengebühren erhöht wurden. "Uns ist nichts bekannt", sagt Imke Buß, Vorsitzende des freien Zusammenschlusses von Studentenschaften. Dass es hierzulande solche Fälle gibt, hält sie angesichts der angespannten finanziellen Lage vieler Studenten aber für "sehr wahrscheinlich".

Denn die Unterhaltungskosten und die Studiengebühren steigen in vielen Ländern schneller als die Ausbildungshilfen. Einige Studenten fallen zudem durchs soziale Netz. So wie Laura. Als sie sich verzweifelt an das französische Studentenwerk wandte, verwies man sie an die Armenspeisung. "Das wollte ich nicht", sagt die inzwischen 19-Jährige, "ich konnte den noch Ärmeren als Studentin doch nichts wegessen."

Wenn der Kühlschrank leer war, ging sie im Internet auf Kundensuche. Ein, zwei Mal im Monat. Anders als traditionelle Prostituierte arbeiten Escort-Girls unregelmäßig - und nie auf der Straße. "Sie sehen es als eine vorübergehende Arbeit an", sagt die Soziologin Eva Clouet, die das "Escorting" in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht hat. "Ich hatte Männer um die 50, erfolgreich, vermögend und sehr gebildet", sagt Laura. Nicht immer ging es um Sex, manchmal suchten die Männer eine nette Begleitung. Eine harte Prüfung war es trotzdem [Anmerkung]. Inzwischen hat sie die Prostitution aufgegeben. Sie ist nun Kellnerin - und studiert weiter.

Autorin: Ann-Kathrin Eckardt
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anze ... omeMagTsr6




[Anmerkung]

Ein guter Startpunkt um sich die Sexarbeiter-Kompetenzen klarzumachen, die jemand mitbringen muß oder erwerben/erlernen muß, um den Job gut und nachhaltig machen zu können, ohne seine seelische und körperliche Intergrität zu verletzen ...





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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn das Studium unbezahlbar wird
Erfahrungsbericht einer französischen Studentin


Von Margit Hillmann

Das Studium stellt Frankreichs Studenten immer häufiger vor kaum zu lösende finanzielle Probleme. So erging es auch der Autorin des Buches "Mes chères études" - der ausführliche Erfahrungsbericht einer 18-jährigen Studentin, die sich aus Geldnot prostituiert. Ein Phänomen, das Schätzungen französischer Studentenorganisationen zufolge etwa 40.000 Studenten betrifft.

Gestern Nachmittag vor der Uni Jussieux im 5. Pariser Arrondissement. Auch hier hat man von dem Buch "Mes cheres études" gehört, die Geschichte der Studentin Laura D., die ihren Körper verkauft, um ihr Studium zu finanzieren. Die Studenten reagieren darauf sehr unterschiedlich:

"Mich schockiert das nicht. Das gibt es auch in anderen Ländern."

"Ich finde es super hart, dass der Staat die Studenten finanziell nicht besser unterstützt, dass er hinnimmt, dass Studenten sich prostituieren, um Studieren zu können."

"Freunde von mir sind so knapp bei Kasse, dass sie nicht selten schon Mitte des Monats keinen einzigen Cent mehr für Lebensmittel haben."

"Es heißt, die Studentinnen seien zur Prostitution gezwungen, weil sie sonst nicht über die Runden kommen. Ich glaube, dass man immer eine Wahl hat und sich anders durchschlagen kann. ..."

Auch Laura hätte vor ihrem Studium nicht im Traum daran gedacht, dass sie sich eines Tages prostituieren würde. Heute ist sie dagegen sicher, dass es sehr viel mehr Studentinnen und Studenten gibt, die sich mit Prostitution finanziell über Wasser halten, als bekannt ist.

"Ich weiß, dass ich bin wie andere, ganz normal. Und ich sag mir: Wenn ich da gelandet bin, dann passiert es anderen genauso. Das Problem ist, das Thema ist so tabu, dass niemand darüber reden kann."

Laura versteckt bis heute ihre wahre Identität. Auch sie hat eine panische Angst, dass Familie und Freunde entdecken könnten, dass sie sich prostituiert hat. Hätte sie nicht zufällig die kleine Annonce einer Soziologiestudentin gelesen, die für ihre Diplomarbeit über Studentenprostitution nach Betroffenen suchte, dann hätte niemals jemand irgendetwas erfahren, sagt sie.

Und dann beschreibt Laura in groben Zügen, wie sie in die Prostitution gerutscht ist: Als sie ihr Italienisch und Spanisch-Studium beginnt, hat sie keinen Anspruch auf Bafög. Theoretisch hätten ihre Eltern sie unterstützen müssen, aber die kamen selbst gerade so über den Monat. "Die konnten mir unmöglich meine Miete bezahlen, nicht mal ein kleines Taschengeld war drin", berichtet sie. Laura sucht sich sofort einen Studentenjob, 20 Stunden die Woche in einem Callcenter. Doch bezahlt sie ihren Mietanteil - 300 Euro für eine kleine Wohnung, die Laura mit ihrem Freund teilt - bleibt kaum etwas übrig.

Schon nach wenigen Wochen steht ihr das Wasser bis zum Hals: unbezahlte Strom- und Telefonrechnungen; der kleine Schrank, in dem sie ihre Konserven und Nudeln aufbewahrt, ist meistens leer. Sie hat innerhalb weniger Wochen 10 Kilo verloren.

Als sie im Internet surft, um einen besser bezahlten Job zu finden, stößt sie auf "gut bezahlte Jobangebote" für Studentinnen, mit Texten wie "Reifer Mann sucht neugierige Studentin für zarte Stunden". Lola spielt zunächst nur mit dem Gedanken, ihren Körper an einen dieser Männer zu verkaufen. Als sie eine Woche später aber noch immer keine Lösung für die drängenden Geldprobleme gefunden hat, antwortet sie schließlich auf eine der Internetanzeigen.

"Meine Bank schrieb mir Drohbriefe. Ich stand total unter Druck, ich konnte es nicht mehr aushalten. Dann habe ich mir gesagt: Okay, ich tu es einmal und dann nie wieder."

250 Euro die Stunde - für Laura ein Vermögen. Und auch wenn sie sich geekelt hat, sich dreckig und schuldig fühlt - sie hat wieder etwas Luft, kann sich um ihr Studium kümmern. "Das war wichtiger, als alles andere", sagt sie. Es ist der Anfang ihres "Doppellebens": die ehrgeizige Studentin Laura, deren Alltag sich zwischen Callcenter und Uni abspielt, und die heimliche Laura, die sich - wenn das Geld nicht reicht - mit alten Männern in Hotelzimmern trifft und deren Lust nach Sex mit einer unverdorbenen jungen Studentin befriedigt.

Es dauert bereits ein knappes Jahr, als sie eines Tages einen ihrer Kunden mit seiner Familie in einem Café trifft und sich die beiden Laura zu vermischen drohen. Sie gerät in Panik, hat Angst die Kontrolle zu verlieren. Sie entscheidet sich an diesem Tag, die Prostitution endgültig aufzugeben.

"Es ist jetzt ein Jahr her, dass ich mit der Prostitution aufgehört habe. Aber ich habe noch immer psychische Probleme, es hat etwas in mir zerstört. Eine Beziehung mit einem Mann ist seitdem nicht mehr möglich. Ich habe noch immer die Bilder im Kopf, die Szenen, auch Gewalt, die ich mit diesen Männern erlebt habe. Bilder und Momente, die ich nicht vergessen kann."

Ihr Studium hat Laura nicht aufgeben und sie arbeitet auch wieder nebenbei: 20 Stunden die Woche in einem Fastfood-Restaurant. Und wie früher lebt sie auch heute wieder in permanenter Geldnot. Gott sei Dank, sagt sie, wird mit dem Buch demnächst Geld reinkommen. Denn, sagt Laura, auch wenn sie sehr unter der Prostitution gelitten habe, - ich wäre vielleicht wieder dazu bereit, wenn mein Studium auf dem Spiel stünde.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/734617/
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 21.02.2008, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Studenten und Sexarbeit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt auch als Film-Clip vom ZDF-Auslandjournal:

Sex statt Kellnern
Prostitution als Studentenjob


"Jedes Mal, wenn ich mit der Metro fahre, zittere ich aus Angst, dass ein Kontrolleur einsteigen könnte. Und jeden Tag frage ich mich, wie ich den Monat finanziell überstehen soll. Bin ich etwa die einzige, die so leben muss?" Laura ist 18 Jahre alt, Studentin an einer Pariser Universität. Nebenbei arbeitet sie in einem Callcenter, doch das Geld reicht nicht aus: Miete, Essen, Bücher und Metro-Tickets - all das kostet viel Geld.


Eines Tages liest Laura im Internet eine Annonce: "Jung gebliebener 50-jähriger sucht Gelegenheitsmasseuse, gerne auch Studentin." Ihr Konto ist zu diesem Zeitpunkt wieder einmal gnadenlos überzogen, die Miete steht noch aus. Deshalb meldet sie sich auf die Anzeige. Der Stundenlohn: 250 Euro. Von da an wird Laura zur Geliebten auf Zeit.
Bekenntnisse einer Prostituierten

Sie prostituiert sich, um das Studium finanzieren zu können. Und so wie ihr geht es vielen jungen Frauen in Frankreich: Bis zu 40.000 Studentinnen verdienen als Prostituierte ihr Geld, so die Schätzung der französischen Studenten - Gewerkschaft für das Jahr 2006. Vor wenigen Wochen erschien in Frankreich Lauras Tagebuch mit dem vielsagenden Titel "Mes chères études" (mein teures Studium) und sorgte für Aufsehen.


Unter welchen Bedingungen leben Frankreichs Studentinnen? Wie arm müssen sie sein, dass sie solche Jobs ausüben? Lauras Eltern haben nur wenig Geld. Der Vater ist einfacher Arbeiter, die Mutter Krankenschwester - sie konnten es sich schlicht nicht leisten, ihre studierende Tochter finanziell zu unterstützen. Auch in anderen Ländern nimmt unter Studenten das Geschäft mit der körperlichen Liebe zu.



Frankreich - Kein Einzelfall

"UK Students and Sex Work" heißt eine bisher un[?]veröffentlichte Studie, die die Londoner Kingston-University zu diesem Thema durchführte. Dabei gaben zehn Prozent der Befragten an, Bekannte zu haben, die als Stripperinnen, Prostituierte oder Masseusen arbeiten. Man geht davon aus, dass zwischen den Jahren 2000 und 2006 die Zahl der Studenten, die mit Prostitution ihre Studiengebühren finanzieren, um 50 Prozent gestiegen ist.


In Deutschland gibt es sie ebenfalls, die Nebenerwerbsprostituierten: Tagsüber sitzen sie in Hörsälen, abends befriedigen sie die sexuellen Phantasien und Wünsche zahlungskräftiger Männer. Bis zu 1500 Euro muss ein Kunde für dieses Vergnügen bezahlen - ausgefallene Wünsche inklusive. Wie viele Studentinnen in Deutschland auf diese Weise ihr Geld verdienen, ist unklar.



Kellnern statt Sex

Laura hat ihr Doppelleben inzwischen aufgegeben. Ihrem geliebten, wenn auch teuren Studium geht sie weiterhin nach. Allerdings verdient sie ihr Geld nun nicht mehr mit Liebesdiensten. Ihr neuer Job: Kellnerin.

Mit Material von dpa und ZDF

[Ob die auch bei uns recherchiert haben?]


http://auslandsjournal.zdf.de/ZDFde/inh ... 57,00.html

Video-Clip:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true

Artikel auch hier:
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/17643395





Vergleiche auch dieses Buch:

Nelly Arcan: "Hure"

http://www.amazon.de/Hure-Nelly-Arcan/dp/3423131934/

Wurde im Mai 2004 sehr in allen Medien gehyped.
Beschreibt die Arbeit alleine in der Terminwohnung.
Sie hat unter dem Job und den Männern gelitten.
Sie hat sich nicht im Job emanzipieren können.
Ihre detailierte Beschreibung ihrer seelischen Befindlichkeiten
in Kombination mit der Ablehnung der Prostitution haben ihrem
Buch einen großen, wirtschaftlichen Medienerfolg beschert.

Das Buch kann als Dokument gegen Prostitution gewertet werden
aber auch als Dokument einer gescheiterten Sexarbeiterin. Also einer Person,
die nicht die Kompetenz besaß oder erwerben durfte/konnte
sich lustvoll ihre Autorität und Freiräume zu schaffen,
um liebevoll ihre Mitmenschen zu befriedigen und zu befrieden.

Im Nachruf wird mehr verständlich:
Nelly Arcan aka Isabelle Fortier (1973-2009): "Hure" (2004)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=97839#97839





Als Theater Volksbühne Berlin Dez'08:

viewtopic.php?p=46706#46706





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Bezahltes Dating oder Einstieg in die Prostitution?

Beitrag von JayR »

Dies ist ein Artikel, der beschreibt, wie junge Mädchen, Teenager, in Hong Kong Dating-Sites benutzen, um bezahlte Dates zu machen. Sie betrachten sich nicht als Hard-core Prostituierte, aber ich frage mich, ob sie nicht ungewollt genau auf dem Weg in die Prostitution sind.

Wo sind die Grenzen? Ist das nur eine Teenager-Marotte, die wahrscheinlich von alleine vorrüber geht, oder ist es der (ungewollte) Einstieg in die Prostitution?

Was meint ihr?

LG JayR



Kiss & sell
More and more teenage girls are offering men paid companionship and sex, but the seedy trade of 'compensated dating' comes at a price

Elaine Yau
Feb 21, 2008


Tucking into a banana dessert in a Mong Kok upstairs cafe, 21-year-old Sugar chats vivaciously about her studies and social life. But the cherubic-looking young woman hides a secret: she has a lucrative sideline in compensated dating, a euphemism for paid companionship and sex.

"I have slept with more than 20 men," says Sugar, describing her exploits with the nonchalance of a hardened prostitute. "My clients come from all kinds of backgrounds. Some are bespectacled nerds. Some are family men with kids who are frustrated by their wives' aversion to sexual experimentation."

Sugar is among a growing number of young women engaged in compensated dating, a trend introduced from Japan several years ago. Known as enjo kosai - enjo meaning subsidy and kosai meaning company or association - the practice emerged in the country during the 1990s when young women began to earn extra cash by catering to male fetishes and providing companionship to mostly middle-aged businessmen.

In Hong Kong, a spate of explicit stories in the Chinese press in recent months has led to a surge in the seedy business.

However, Sugar isn't a beneficiary. She laments that interest in young women like her is waning due to fierce competition from teenagers out to finance their addiction to expensive designer gear.

"Girls in their early twenties are already considered old," says Sugar. "When I first entered the business two years ago, men were willing to pay HK$1,300 a night. Now, you can easily find a 16- or 17-year-old through the internet, and many regard me as too expensive."

The rise in schoolgirls venturing into the trade also means fewer return clients for Sugar. "No matter how pretty you are, most men never come back after one date since they have so many to choose from," she says.

Strictly speaking, compensated dating excludes sexual contact but girls who start with holding hands and kissing on dates often move on to intercourse with clients.

It's a slippery slope, says Chui Yat-hung, a social science lecturer at the Polytechnic University who has interviewed several girls in his research.

The girls' moral boundaries become fuzzier after a few paid dates as they grow accustomed to the idea, he says, and once the barrier of intercourse is breached they succumb more easily to monetary temptation because there's less meaning attached to sexual contact.

Yang Memorial Methodist Social Services, a welfare group which conducted a survey last year of teenage girls involved in paid dating, cites lack of parental care, deepening materialism among young people and easy communication through the internet as factors for the spread of paid dating.

The explosion of Web guides listing terms and rules for paid dating is alarming, says Chiu Tak-choi, supervisor of a youth centre run by the group. It found some 200 websites and forums advertising paid-dating services.

"The ease with which young girls can access the information, coupled with peer pressure, puts them in a vulnerable situation," Chiu says.

Sugar, who solicits clients by posting messages on Web forums, says the plethora of sites helps draw more teenage girls into the trade.

"You don't even need an agent," she says. "A post on those sites can elicit dozens of responses a night. I discuss all the terms and payment with brothers [male clients] through MSN. From posting a message on a forum to going out on a date, the whole transaction is completed in a matter of a few days."

But for all her candidness, Sugar is careful to distinguish herself from teenagers entering the fray. She comes from a broken family that still relies on welfare, and selling her body is a last resort to deal with financial difficulties, she says.

"I don't do that because I want to buy an LV [designer bag]. The money I earn helps pay for my tuition fees and my elder sister's credit card debts. I feel guilty about acting like a prostitute," she says. "But many young CCs [Cantonese slang for paid dates] I know are really shameless and boast of their high earnings and designer goods as if that's a great feat. I used to be a part-time tutor. The meagre pay of HK$80 an hour is a pittance compared to what I earn as a CC."

A quick internet search shows just how easy it is to arrange a seedy tryst. Input "compensated dating" and you'll call up a host of virtual hangouts frequented by men in search of casual sex.

An IT specialist in his late 20s, Peter Leung (not his real name) is among the "brothers" seeking the comfort of paid dates.

"I first learned about it several years ago when ICQ [instant messaging] was all the rage among young people. My first paid date was arranged by an agent who charged me HK$100 for a referral," he says.

Although there are many cheap prostitutes across the border, the willingness of Hong Kong men to pay a premium for local girls attests to their desire for fresh, young women. Leung, for example, was initially driven by curiosity but a taste for young girls kept him going back for more. "Mainland prostitutes are mostly patronised by grass roots, middle-aged men. Educated local men regard local CCs as fresher and less experienced," says Leung, who holds a master's degree.

He concedes that clients are deluding themselves in thinking that local "dates" are cleaner than prostitutes who may have venereal disease. "That's why I have regular medical checkups," he says.

Nevertheless, he adds: "If they have the cash to spare, men always prefer courtesans to hard-core prostitutes."

Sugar agrees. "We fulfil the fantasies of some Hong Kong men who can't meet girls like us within their social circles. Whether it's a man with only secondary education having sex with a university student, a nerdy introvert sleeping with a gregarious girl or a middle-aged guy bedding a high-school student, they can venture outside their circles."

Young women involved in paid dating face the same hazards as prostitutes, including violent clients, sexual disease and legal penalties.

"Instead of being a risk-free way to earn quick bucks, compensated dating can expose them to a host of dangers, including rape, unwanted pregnancy and a sense of shame that can haunt them forever," says Chiu.

The youth worker says teenage girls involved in paid dating often develop distorted notions of sex and love. "Many are convinced they can distinguish between their boyfriends and clients. Some have the wrong idea that they have the final say over the transactions, which makes them different from prostitutes."

Reports in the Chinese press over the past year offer stark reminders of the other risks girls take when going out with clients: in January last year, a 19-year-old was raped and photos of the girl stripped and gagged with a chloroform-soaked towel were circulated on the Web. Six months later, a 15-year-old student was robbed and raped.

Girls touting sexual services online can be charged with soliciting for an immoral purpose, which carries the maximum penalty of six months' jail and a fine of HK$10,000. A 15-year-old girl was arrested in a police raid last year after her pimp posted her photo on the internet to solicit for business.

Sugar acknowledges her part-time job is fraught with risk; she has been forced to endure rough sex and had a client run off after groping her through their dinner date, leaving her with a huge bill.

But she says she needs the money. "I'll quit when I have saved enough to pay for all my tuition. I feel guilty every time; I am always torn between my urge to earn money and my revulsion for what I do. It is a constant struggle."

Her secret life has certainly put paid to any fantasies of romance. "I don't have a boyfriend now. You can't have a boyfriend living a life like mine," she says. "I don't share ordinary girls' dreams of true love and romance. All men are the same. Even if they have a dutiful wife or a decent girlfriend, they always long for excitement outside."


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Universtitution

Beitrag von Zwerg »

Im Januar erschien in Frankreich das Buch "Mes chères études" ("Mein teures Studium"). Geschrieben wurde es von der 19jährigen Studentin Laura aus Paris, die sich mangels ausreichender Alternativen prostituierte, um ihr Studium zu finanzieren. Am selben Tag erschien, ebenfalls in Frankreich, die Studie "La prostitution ètudiante" ("Studentische Prostitution"), die bestätigt, dass Laura kein Einzelfall ist. Doch um einen solchen handelt es sich auch insgesamt bei der Situation in Frankreich nicht.

Weil ihre Eltern zu viel verdienten, um einen Anspruch auf staatliche Unterstützung zur Finanzierung ihres Studiums geltend zu machen können, aber trotzdem nicht genug Geld hatten, um das Studium ihrer Tochter so weit zu finanzieren, dass diese mit einem - schlecht bezahlten - Nebenjob in einem Callcenter über die Runden gekommen wäre, fing Laura an, sich via Internet zu prostituieren. Wie aus der Studie "La prostuition ètudiante" hervorgeht, ist sie damit eine von 40.000 Studierenden in Frankreich gewesen, die sich auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen. Hohe Lebenshaltungskosten, vor allem horrende Mieten, schlechte Bezahlung in den "normalen" Jobs, die so normal auch in Deutschland oft nicht sind, führen dazu, dass viele Studierende diese Art der Finanzierung von einem Schreckensbild, oft gerade zu Protestzwecken heraufbeschworen, zur Realität geworden ist.

Die Kingston University in Großbritannien erstellte im Jahr 2006 eine Studie mit dem Titel "UK Students and Sex Work", die zu dem Schluss kam, dass dort im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2006 studentische Prostitution um 50% gestiegen sei. Die Studie blieb unveröffentlicht, wurde aber dafür in den Medien umso heißer diskutiert. In Großbritannien wird die durchschnittliche Verschuldung von Studierenden mit 18.000 Euro bei Abschluss des Studiums als Grund für die gestiegene "Popularität" dieser Art von Jobs vermutet. In Frankreich sind es vor allem die unbezahlbaren Mieten, die es so schwierig machen, sich das Studium zu finanzieren. In Paris kostet ein Zimmer um die 600 Euro/Monat, in vielen anderen größeren Städten sieht es nicht viel besser aus.

Diesen Betrag von 600 Euro/Monat haben in Deutschland 27% der Studierenden laut dem deutschen Studentenwerk nicht einmal insgesamt zur Verfügung. Bislang gibt es zwar keine offiziellen Zahlen zur studentischen Prostitution in Deutschland, als Reaktion auf die Medienberichte über Lauras Buch wurden jedoch Schätzungen laut, dass die Zahl der Studierenden in der Prostitution sich in Deutschland auf etwa 1% beläuft (Zum Vergleich: In relative Zahlen umgerechnet sind es in Frankreich etwa 2% aller Studierenden.) Auch in Österreich geht man davon aus, dass das Problem besteht, man ihm nur bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt und daher keine Daten erhoben hat, in Polen lässt sich ebenso nachvollziehen, dass mehr und mehr Studierende in der Prostitution arbeiten. Dort gibt es mittlerweile sogar ein eigenes Wort für all jene, die sich ihr Studium mit dem Verkauf ihres Körpers finanzieren: Übersetzt heißen sie "Universtituierte".
Studiengebühren führen zu Prostitution?

Ja und nein. Es sind nicht die Studiengebühren alleine, wie man am einfachsten am Beispiel Frankreich sehen kann. Der höchste Kostenfaktor sind dort offensichtlich die Mieten - was auch zur Folge hat, das neben den 40.000 sich prostituierenden Studierenden obdachlose Studierende für die UNEF, den französischen Dachverband der Studierenden, ähnlich dem freien zusammenschluss der studierenden (fzs) in Deutschland, ein alltägliches Problem geworden sind. Sicher ist aber, dass Studiengebühren die Situation auf mehrere Weisen verschärfen. Sie erhöhen die Kosten, zudem sinken durch den Zustrom des akademischen Proletariats auf den Arbeitsmarkt die Löhne. Für so mancheN bleibt am Ende gar kein Job oder es reicht einfach trotz Arbeit immer noch nicht. Und dann führen (auch) Studiengebühren zu Prostitution.

Niedrige Löhne und steigende Lebenshaltungskosten sind kein originär studentisches Problem, auch nicht die unbezahlbaren Mieten in Paris oder anderswo. Armut betrifft immer mehr Menschen, und die steigende Anzahl sich prostitutierender Studierender ist nur ein Symptom eben dieses Phänomens, das deutlich macht, wie weit dieser Prozess schon fortgeschritten ist.

Deshalb fordern wir: Ein bedingungsloses Grundeinkommen und kostenlose Bildung für alle!

Text entnommen von:
http://www.terz.org/texte/texte_0803/msb.html

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Marc of Frankfurt
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Deutsche Verhältnisse

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Studentin und Sexarbeit in Deutschland



Kölner Stadt Anzeiger: BWL und Beischlaf


VON MICHAELA KRÜGER,
03.03.08, 12:22h, AKTUALISIERT 03.03.08, 12:23h
Bild: dpa


Ein Leben zwischen Gegensätzen: tagsüber Studentin, nachts Prostitierte.

Der Raum ist dunkel um die frühe Zeit am Morgen. Es riecht nach Parfüm und Desinfektionsmittel. Jeanette hat die Gardinen zugezogen, nur wenige Lichtstrahlen fallen durch den altrosafarbenen Vorhang. Noch ist der Dortmunder Westen still. Allein leises Stimmengewirr und das Brummen vorbeifahrender Autos dringen ab und an von draußen herein in Jeanettes 20-Quadratmeter-Appartement. Jeanette bezeichnet es als ihren "Arbeitsraum". Jeanette ist 30. Sie studiert Betriebswirtschaft. Sie ist Mutter eines zweijährigen Sohnes. Sie ist Prostituierte.

[Ist das jetzt eine meisterliche Atmosphärenbeschreibung eines Romanciers oder Medienvoyeurismus?]

Jeanette heißt natürlich nicht Jeanette, denn in diesem Teil der Welt hat ihr wirklicher Name keinen Platz. "Anders würde ich nie so schnell an so viel Geld kommen. Schlimm wäre nur", sagt sie in die morgendliche Ruhe hinein, "wenn sich einer von meinen Kunden in mich verlieben würde." Schlimm, weil der Nebenjob für Jeanette mit Liebe "so rein gar nichts zu tun hat". In der Anonymität eines mehrstöckigen Familienhauses verwandelt sie sich dreimal in der Woche in eine "willige Studentin", wie sie im Internet und den Zeitungen inseriert. Mit Wangenrouge, dunkelrotem Lippenstift und einer blonden Echthaarperücke. Die Utensilien ruhen um die frühe Zeit sauber aufgereiht auf ihrem Schminktisch. Wenig im "Arbeitszimmer" erinnert an das Leben der Studentin bei Tag. Hier gibt es keine Bücher, hier steht kein Computer, allein eine Sammlung von Kuscheltieren sitzt auf einem IKEA-Regal. Ein zwei Meter breites Bett füllt den Raum.

Erst vor wenigen Stunden hat Jeanette die Tagesdecke über die Laken gezogen, der letzte Kunde ging um ein Uhr nachts. "In einem Jahr bin ich fertig mit dem Studium", sagt Jeanette, "dann höre ich auf mit dem Job. Fehlen wird er mir nicht. Weh tut er mir aber auch nicht." Neben dem Bett stapeln sich Taschentücher. Auf dem Beistelltisch liegen Vibratoren.

Man muss nicht nach Frankreich blicken, um solche Geschichten zu hören. Dort sorgt gerade ein Buch für Aufsehen: "Mes chères études" ("Mein teures Studium")". Die Autorin heißt Laura D., ist 18 Jahre alt und an einer Pariser Universität eingeschrieben. Zweites Semester Sprachwissenschaften, Italienisch und Spanisch. Das teure Studium kann sie sich nicht leisten - kein Stipendium, mieser Nebenjob. Adieu, Unschuld. Laura sieht eine Anzeige im Internet. Sie geht ihr nicht mehr aus dem Kopf: "Junger, 50-jähriger Mann sucht gelegentliche Masseuse. Gerne Studentin." Als sie eine Woche später ihre Miete bezahlen muss und ihr Konto wieder überzogen ist, sagte sie zu. Für 250 Euro die Stunde.

Ihr Buch ist das erste literarische Bekenntnis eines "Escort-Girls". So nennen sich französische Akademikerinnen, die sich mit der Prostitution ihr Studium finanzieren. Die Studentenorganisation "Sud étudiants" hat ihre Zahl auf 40 000 geschätzt, die französische Polizei geht von 20 000 aus. Auch Großbritannien hat Zahlen erhoben: In der Studie "Sex Work and Students" der Kingston University gaben 2006 zehn Prozent der befragten Studenten an, Kommilitonen zu kennen, die als Stripteasetänzerin, "Masseurin" oder Prostituierte arbeiten. Deutschland hält sich bedeckter. "Zahlenmäßig ist uns nichts bekannt", sagt Imke Buß, Vorsitzende des freien Zusammenschlusses von Studentenschaften. Dass es hierzulande solche Fälle gibt, hält sie angesichts der angespannten finanziellen Lage vieler Studenten aber für "sehr wahrscheinlich".

"Diese Woche habe ich gut 1000 Euro [Umsatz] gemacht", sagt Jeanette. "Es geht nicht immer nur um Sex, manchmal kommen die Männer auch nur zu mir, um zu reden oder ein wenig zu kuscheln." Die angehende Akademikerin spricht abgeklärt, ohne viel Musik in der Stimme. Ihre Miene regt sich kaum, wenn sie erzählt. Welche Kundschaft sie habe? "Alles. Zu mir kommen Ehemänner, Singles, arme Schlucker. Wie zu anderen Prostituierten auch." Zum ersten Mal lacht Jeanette. "Gott sei Dank wollen mich auch genug reiche Bonzen." 200 Euro nimmt sie im Schnitt für eine Stunde, je nach Dienstleistung.

Eigentlich wollte sie im vergangenen Jahr mit der Prostitution aufhören. 500 Euro Studiengebühren pro Semester kamen dazwischen. Das Geld für die Tagesbetreuung ihres Kindes, die Diplomarbeit, an der sie schreibt. Ihre Mutter ist seit Jahren tot. Krebs. Der Vater betäubt sich seither mit Alkohol. "Wenn mir der Job wehtäte, würde ich ihn nicht machen. Als Studentin hat man es einfacher auf dem Markt. Freier zahlen gerne mehr für den besonderen Flair, für den extra Kick", meint sie. "Wenn sie zu mir kommen, zieht sie dieser Reiz an, diese Mischung aus Intelligenz und dem Verruchten. Und sie glauben zu wissen, Studentinnen hätten kein Aids, seien nicht auf Droge."

Sie ist es auch nicht. Anders als ihr früherer Freund. Der kiffte, begann zu koksen, verlor immer mehr Geld an Drogen. Als Jeanette sich trennte, war sie im vierten Monat schwanger und eingeschrieben im dritten Semester. "Diese Form der Arbeit ist doch meine freie Entscheidung", sagt sie. "Es ist schnell verdientes Geld. Warum sollte ich das nicht machen? Umso schneller bringe ich mein Studium zu Ende. Ekel empfinde ich nicht. Ich kann bei den Kunden schließlich entscheiden, ob ich Ja oder Nein sage."

Empirisch ausgedrückt hören sich diese Sätze so an: Anders als traditionelle Prostituierte arbeiten "Escort-Girls" unregelmäßig und nie auf der Straße. "Sie sehen es als vorübergehende Arbeit an", sagt die Soziologin Eva Clouet, die das "Escorting" in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht hat. Die Studie "La prostitution étudiante" ("Die studentische Prostitution") der 23-jährigen Französin erschien am selben Tag wie die Bekenntnisse von Laura D. Clouet, die selbst noch an der Universität eingeschrieben ist, suchte im Internet nach Seiten von "Escort-Damen" und wurde fündig: "Ich lernte im Netz Studentinnen im dritten oder vierten Jahr an der Uni kennen, die ihre Kunden ein- oder zweimal im Monat treffen. Meist sind das verheiratete Männer zwischen 40 und 50 Jahren", so ihr Fazit.

Jeanette sagt, sie müsse los. "Zur Vorlesung." Sie zieht die Gardinen zu. Während die Sonne aufgeht, macht sie sich in ihrem alternden Golf Cabrio auf zu ihrer Babysitterin. Die Sonnenbrille steckt im Haar. "Wir sprechen heute Abend weiter?", fragt sie. "Zum Essen bei uns?"

19.45 Uhr. Eintreffen in der Zwei-Zimmer-Wohnung. Jeanettes Sohn Julian ist noch wach und fährt ein quietschendes Spielzeugauto durch die Wohnung. Sein Zimmer ist in zartem Blau gestrichen, über seinem Bett baumelt ein Mobile. Nebenan, in Jeanettes Arbeitszimmer liegt ein BWL-Buch auf dem Tisch. Es sieht sehr durchgelesen aus, ein Stift markiert die Stellen, die sie sich für die übermorgige Klausur merken will. "Investitions- und Risikopolitik" steht auf dem Programm. Heute gehört die Nachtschicht der Lektüre.

Als Julian den Besuch und sie nicht hören kann, spricht Jeanette aufgeregt schnell. Dass sie ja eine Kleinfamilie versorge, es nicht mit jedem mache, nur zu festen Preisen, dass es "ohne Gummi" niemals ginge, sie Begriffe wie "Nutte" oder "Prostituierte" nicht möge, niemand aus ihrem Bekanntenkreis etwas von ihrem Job wissen soll. Ihren Eltern, Freunden - und ihrem neuen Partner - erzählt sie, sie arbeite nachts, wenn sie anschafft, an einer Hotel-Rezeption. "Bisher ist das immer gut gegangen. Eigentlich wundert mich das selbst."

Dann steht ein Grund ihrer Aufregung vor ihr und will jetzt sofort essen und später auf keinen Fall ins Bett. "Mami", und Wort zieht sich ins "iiiiiiii", Julian fordert seine abendliche Aufmerksamkeit, die sich heute bis halb zehn ziehen wird. Nachdem Julian über einer Geschichte eingeschlafen ist, sitzt Jeanette bei einer Tasse Tee. Das nicht mehr ganz frische Make-up offenbart eine lange, dünne Narbe auf der Stirn. Ein Unfall? Jeanette schüttelt den Kopf. Die Lippen werden schmal, sind aufeinandergepresst, die Wangenknochen ziehen sich ein wenig nach oben. "Einmal war Gewalt im Spiel." Mehr sagt sie nicht.

[Viele nur angetippten Feststellungen geben Freiraum für alle möglichen Vorurteile und Klitschees.]

Das Handy klingelt. Ein Mann namens Harry ist dran. "Ja", sagt Jeanette. "Donnerstagabend um acht Uhr? Das geht. Für eineinhalb Stunden? Okay."

Harry ist zweifacher Familienvater.

Jeanette wird ihre Klausur mit der Note "gut" bestehen.

Die älteste deutsche Hurenvereinigung HYDRA www.hydra-ev.org begleitet die Szene seit rund 25 Jahren. [Das wort Szene ist hier zumindest etwas besser als das Wort Milieu ;-(] Nach deren Erfahrungen in Berlin gibt es mehrere Bordelle in der Hauptstadt, die fast ausschließlich mit Studentinnen besetzt sind.

Sozialwissenschaftler sortieren sexuelle Dienstleistungen in sechs "Institutionalisierungsformen" ein. Übereinstimmend mit Beratungsstellen und Betroffenen bestätigen sie, dass Straßen- und Drogenstrich für Studenten keine Rolle spielen.

Weitere Ergebnisse der Studien: Im Bordell mietet die sogenannte "studentische Prostituierte" ein Zimmer zum Tagespreis von durchschnittlich 150 Euro. Sie entscheidet selbst, wann und zu welchen Bedingungen sie arbeitet. In der sogenannten Appartement-Prostitution teilen sich mehrere Frauen eine Wohnung und die Lebenshaltungskosten. [mind. 2 Institutionalisierungsformen sind ausgelassen.]
(mkr)

Öffentlich möchte sie nicht erkannt werden: die Frau, die sich Jeanette nennt. BILD: ROESSLER

[Klingt so als hätte sie was zu verberten.
Nein, Sie hat als erstes einmal einen Persönlichkeits-Schutzbedarf, aber Autor und Zeitung verweigern die Analyse der Stigmatisierung von Sexarbeitern bzw. sind unfähig dazu. Vielmehr liefern sie Material und Information auch für die Freierperspektive und den von der Doppelmoral geschützten Prostitutionskonsum. Beides stigmatisiert SexarbeiterInnen abermals.]

Original mit Fake-Bild(?):
ksta.de/html/artikel/1204525355578.shtml





Eigendlich ein Bericht in selbigem Stil und Inhalt wie die RTL2-Reportage von neulich. Es zeigt, dass dies diejenigen Fragen und Antworten sind, die sich "Normalbürger" und "Normaljournalist" wünscht, der über keine vertieften Kenntnisse aus Prostitutionsforschung und -studien oder Lebensweisheit verfügt.





Lage in England:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=33052#33052

Klasse Radiointerview mit einer Studentin, die im Berliner Bordell arbeitet:
Küchenradio.org: Karo erzählt von der Arbeit im Berliner Puff
viewtopic.php?p=11065#11065





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

BILD wittert Umsatz und startet Interviewserie mit Studentinnen-Sexarbeiter und Hobby-Huren


BILD: Nebenjob Prostitution!
Nach der Uni Leistungskurs Sex


In einer neuen BILD-Serie sagen Hausfrauen, junge Mütter und Studentinnen, warum sie anschaffen. Heute: BWL-Studentin Zahra

Von MICHAEL NICOLAY und HENNING SCHEFFEN (Fotos)

Hannover – Sie sind Hausfrauen, alleinerziehende Mütter, Studentinnen, Büromitarbeiterinnen. Und sie haben eins gemeinsam: finanzielle Sorgen. Durch Arbeitslosigkeit, sinkende Reallöhne, hohe Lebenshaltungskosten leben die Frauen in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation.

Für viele der einzige Ausweg: die Flucht in die Prostitution. Die Zahl der sogenannten „Hobby-Huren“ ist in den letzten zehn Jahren um bis zu 50 Prozent gestiegen, sagen Experten.

Exklusiv in BILD brechen Frauen ihr Schweigen, sprechen erstmals über das Tabu-Thema „Nebenjob Hure“.

Die Studentin (28) in ihrem Appartement an der Hamburger Allee. Hier empfängt sie nach den Vorlesungen in aufreizender Wäsche Männer.

Sie ist zierlich, hat lange schwarze Haare fast bis zum Po, dazu ein bezauberndes Lächeln. Damit versucht Zahra (28) ihre Unsicherheit zu überspielen – aber es gelingt ihr nicht wirklich. Die Studentin der Betriebswirtschaftslehre (BWL) schämt sich ganz offensichtlich, es ist ihr peinlich.

„Ich habe so etwas vorher noch nie gemacht. Am Anfang hatte ich sogar Angst, es war schrecklich. Normalerweise muss ich einen Mann erst länger kennen, bevor ich mit ihm ins Bett gehe“, erzählt die 28-Jährige.

Vor sieben Jahren kam sie aus der Mongolei nach Deutschland. Verwandte lebten hier, sie arbeitete als Aupair-Mädchen. Dann machte sie eine Ausbildung zur Reiseverkehrsfrau, begann danach das Studium.

Doch das ist teuer. „Ich bekomme 580 Euro Bafög, muss davon mein kleines Appartement, Studiengebühren, alle Nebenkosten bezahlen“, sagt Zahra.

Die Idee als „Hobby-Hure“ anzufangen kam vor einem halben Jahr von einer Freundin. Sie arbeitete auch in der Wohnung in der Hamburger Allee.

„Seitdem komme ich immer zu Messezeiten oder wenn das Studium es zu lässt“, betont die 28-Jährige. Von ihrem Nebenjob weiß niemand etwas – für die Eltern und Freunde jobbt sie offiziell in einem Restaurant. Zahra: „Mein Vater ist Elektroingenieur. Für ihn würde eine Welt zusammenbrechen, wenn er davon erfährt. Meine Mutter bekäme mit Sicherheit einen Heulkrampf.“

Mittlerweile hat sich Zahra an ihren Job gewöhnt: „Ich habe keine Probleme mehr, muss mich nicht mehr überwinden. Die meisten Männer sind nett. Außerdem wird vorher abgesprochen, was geht und was nicht. Analverkehr mache ich nicht, egal wieviel Geld man mir dafür bietet. Und natürlich alles nur mit Kondom.“

Noch etwa ein halbes Jahr möchte die BWL-Studentin als Liebesmädchen arbeiten. Für 2009 steht dann das Examen auf dem Programm. „Danach würde ich am liebsten einen Job in der Reisebranche bekommen. Aber das ist nicht einfach. Als Prostituierte arbeiten werde ich nicht mehr. Dann gehe ich lieber zurück in die Mongolei“, sagt Zahra.

Sie kann sich auch gut vorstellen in einigen Jahren eine Familie zu gründen. Die 28-Jährige: „Ich hoffe auf den richtigen Mann. Er darf auf keinen Fall ein Langeweiler sein.“

Ob sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen würde? Zahra: „Ich weiß es nicht, vermutlich aber nein. Ich hätte zu große Angst, ihn dadurch zu verlieren. Wahrscheinlich würde ich mich aber auch zu sehr schämen.“

http://www.bild.de/BILD/news/vermischte ... 00338.html





Nebenjob Prostitution!
Morgens fleißig im Büro, abends sexy im Bordell


In einer neuen BILD-Serie sagen Hausfrauen, junge Mütter und Studentinnen, warum sie anschaffen
Von MICHAEL NICOLAY und HENNING SCHEFFEN (Fotos)

Hannover – Hohe Arbeitslosigkeit, explodierende Lebenshaltungskosten, wachsende Schuldenberge – viele Menschen stecken heutzutage in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Betroffen sind häufig Frauen. Immer mehr sehen deshalb nur den einen Ausweg: die Prostitution.

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der sogenannten „Hobby-Huren“ um bis zu 50 Prozent gestiegen, schätzen Experten. BILD stellt in einer neuen Serie Hausfrauen, alleinerziehende Mütter, Studentinnen und Berufstätige vor, die im Geschäft mit dem schnellen Sex nebenbei die Haushaltskasse aufbessern.

Von der Landeshauptstadt kennt Steffi (23) so gut wie nichts. Weder die Innenstadt, noch den Maschsee oder die Herrenhäuser Gärten. Dabei ist die gelernte Bürokauffrau mehrmals im Jahr für einige Tage in Hannover – meistens zu Messezeiten.

Mehrmals im Jahr bietet Steffi (23) ihre Liebesdienste in der „FKK-Villa“ am Tönniesberg an: „Sobald das Geld alle ist, komme ich hierher“

Doch für Sightseeing oder Shopping hat die gebürtige Sächsin keine Zeit. Die 23-Jährige arbeitet und wohnt dann im Sex-Club „FKK-Villa" am Tönniesberg. „Sobald das Geld alle ist, komme ich hierher", erzählt Steffi.

Und das passiert immer öfter. „Als Bürokauffrau verdiene ich rund 800 Euro netto. Allein die Miete liegt bei 350 Euro. Dazu Nebenkosten, Auto, Urlaub, da bleibt nicht viel übrig", sagt die junge Frau.

Auf die Idee als „Hobby-Hure“ Geld zu verdienen kam sie im letzten Jahr durch eine Freundin. Steffi: „Die arbeitete auch in der FKK-Villa, hat mich mitgenommen. Ich wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren."

Tagsüber hat die zierliche Bürokauffrau einen ganz seriösen Beruf, muss aber ihr Einkommen aufbessern

Doch vor dem ersten Gast hatte die Bürokauffrau ein „komisches Gefühl". „Ich war ziemlich nervös, hatte vorher noch nie Geld für Sex bekommen. Der Freier war okay, aber ich habe mich nicht gut gefühlt, war froh, als es vorbei war", erinnert sich Steffi.

Heute ist das anders. „Ich habe jetzt Spaß dabei. Die Atmosphäre im Club ist super, die Kolleginnen sind sehr nett. Wir lachen viel zusammen", sagt die 23-Jährige.

Einziger Knackpunkt: die körperliche Anstrengung. Steffi: „Es ist harte Arbeit. Nach acht oder zehn Stunden in dem Job bin ich richtig fertig. Einen Orgasmus habe ich dabei noch nie bekommen."

Mit ihren Gästen hat das Liebesmädchen kaum Probleme. „Viele Männer sind sympathisch. Ob einer eine schiefe Nase hat, ist mir egal. Ich ekle mich nur bei Körper- oder Mundgeruch", sagt die Bürokauffrau.

Ihre Grundsatz-Regel: „Bist du nett zu mir, bin ich auch nett zu dir."

Es ist auch schon vorgekommen, dass sich ein Freier in sie verliebt hat. Steffi ehrlich: „Da ist bei mir keine Chance. Ich will nur sein Geld."
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Umgekehrt hat sie sich selbst noch nie in einen Gast verguckt. „Das muss man trennen. Außerdem braucht es bei mir eine ganze Weile, bis ich mich verliebe", sagt Steffi.

Privat ist sie zur Zeit Single. „Ich glaube auch nicht, dass ein Mann es akzeptieren könnte, wenn er die Wahrheit erfahren würde."

Wie lange sie noch als „Hobby-Hure" arbeiten will, weiß die 23-Jährige nicht. Aber sie hat ein großes Ziel: eines Tages nach Südeuropa auszuwandern.

http://www.bild.de/BILD/news/vermischte ... 87932.html





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Charlene
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Beitrag von Charlene »

Ich habe das Gefühl, als wenn sich die Medien wie verrückt auf das Thema "Ich studiere und finanziere mir mein Studium im Sex-Business" stürzen.
Es ist nichts Neues, das gab es schon vor Jahren. Klar hat natürlich das Buch der Französin das ganze ins Rollen gebracht und die anderen Medien haben es aufgegriffen.

Ich finanziere mein Studium zur Zeit auch als WG = Working Girl (Prostituierte) in der Schweiz. Jede Geschichte ist anders. Aber oft ist es das nötige Geld was fehlt um den Schritt in die Prostitution zu machen. Meine Geschichte ist auch eine von vielen. Aber es war meine Entscheidung. Ich hätte es nicht machen brauchen, ich hätte auch einen anderen Nebenjob annehmen können. Es war kein Zwang, ich wollte es so. Es ist auch nicht entscheidend oder wichtig, wie ich mich heute dabei fühle, wenn ich mit einem Freier zusammen bin.
Die Entscheidung als WG zu arbeiten, fiel mir leicht. In der Theorie ist eine Entscheidung schnell zu treffen, es geht ja eigentlich nur um Geld. Aber nach der Entscheidung die Realität zu verkraften, die ersten Schritte bewusst zu machen, mit dem ersten Freier ins Bett zu gehen, einem wildfremden Mann sein Intimstes zu zeigen und es sich gefallen zu lassen, dass er seine Lust an einem auslässt, das ist es was man dann verarbeiten muss. Wie es mir dabei geht, wie ich mich in dieser Situation fühle. Wie ich mich nach dem ersten Mal vor mir selber ekele. Wie ich selber meine Scham verletzte.

Und da ist doch doch egal, ob Studentin oder Hausfrau oder Büroangestellte. Das eigene Erleben und damit umgehen zu können was man da macht, ist doch oft bei allen gleich. Dazu die Angst erkannt zu werden, die Angst es würde bekannt werden. Wie würden meine Freunde, mein persönliches Umfeld damit umgehen.

Die erste Zeit war für mich sehr schwer. Ich bin heute nach einem Jahr als WG dabei aufzuschreiben wie ich es erlebte, wie es mir ging, wie ich trotz Zweifel und gegen meine Überzeugung weitermachte, wegen dem Geld. Mein Tagebuch was ich damals führte und ich da meine Gefühle, Gedanken niederschrieb.
Ich lese und schreibe es heute nach einem Jahr mit einem großen Abstand. Heute bin ich über das was ich in mein Tagebuch geschrieben habe hinweg.

Es ist aber wichtig für mich, jetzt alles noch einmal aufzuarbeiten und niederzuschreiben. Ich schreibe es für mich. Ich vergleiche was ich damals gefühlt habe, wie es mir ging mit dem wie ich es heute fühle, wie ich heute damit umgehe mit einem Freier gegen Geld ins Bett zu gehen.

Wie damals geht es auch heute um das Geld. Meine Selbstachtung ist so stark wie nie zuvor. Über Männer, meine eigene Sexualität denke ich heute ganz anders. Die Zeit als WG hat mich verändert. Heute kann ich besser trennen zwischen dem Hurenjob und meinem anderen privaten Leben.

Ich führe ein Doppelleben.

Vielleicht schreibe ich ja hier einiges über die erste Zeit auch hier nieder.

Charlene

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Beitrag von Zwerg »

Charlene hat geschrieben:Vielleicht schreibe ich ja hier einiges über die erste Zeit auch hier nieder.

Charlene
Wir würden uns sehr darüber freuen - wenn Du nicht "öffentlich" schreiben möchtest: groupcp.php?g=669 - auf "Gruppe beitreten" klicken - dann erhältst Du alsbald Zutritt zu dem ersten geschützten Raum "Vorstufe SW-Only"

Aber natürlich kannst Du auch im öffentlich einsehbaren Teil des Forums schreiben :-)

Ich persönlich freue mich immer wieder, wenn eine UserIn kritisch aber doch positiv über Sexarbeit spricht - ich sehe es ähnlich - Sexarbeit hat viele Facetten, es ist sicherlich kein "Beruf, wie jeder Andere" - aber es ist eine Dienstleistung, die Anerkennung verdient hat. Vor Allem ist Sexwork wesentlich mehr, also die 5 Minuten, die der Otto-Normalverbraucher zu sehen bereit ist (und vielleicht deshalb allzu schnell verurteilt (weil unwissend)).

Christian

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Beitrag von Charlene »

Danke Admin für deine Rückmeldung,
wenn ich es schreibe, werde ich es offen schreiben. Das ganz bewusst. Weshalb sollen Freier nicht auch einmal hinter die Stirn, die Gedanken, die Gefühle einer Prostituierten sehen können.
Wer über das was ich dann schreibe lacht soll ruhig lachen. Wer es ernsthaft lesen möchte, ist gerne willkommen.
Ich möchte meine Gedanken, meine Gefühle nicht irgendwo im Verborgenen zum Ausdruck bringen. Sie sind Bestandteil unserer/meiner Arbeit.

LG
Charlene

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Beitrag von Zwerg »

@charlene

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Frankreich: Prostitution für das Studium

© ZEIT online, Tagesspiegel | 02.04.2008 23:50

Ihre auswegslose finanzielle Lage treibt eine französische Studentin in die Prostitution. Laura D. ist eine von mehreren tausend junger Frauen, die diesen Schritt wagen um zu überleben. Ihre Erlebnisse schildert die erst 19-Jährige in ihrem Buch "Mein teures Studium".

Laura verkauft ihren Körper nicht, um sich teure Klamotten leisten zu können oder Cafébesuche. "Ich studiere Fremdsprachen und muss mich prostituieren, damit ich mir das Studium leisten kann", schreibt die junge Französin in ihrem gerade erschienenen Buch. "Damit bin ich nicht allein - angeblich machen es 40.000 andere Studentinnen genauso." Das Geld, das Laura mit ihrem Nebenjob in einem Call Center verdient, reicht bei weitem nicht zum Leben aus. Für eine Stunde Sex bekommt sie dagegen 100 Euro gezahlt. Und eine Zeitlang macht das schnelle Geld den Ekel wett.

"In jedem Leben gibt es eine Nacht, in der man zu schnell reift", schreibt Laura über jenen Winterabend vor gut einem Jahr, als sie in ihrem Zimmer am Computer sitzt und sich im Internet die Kleinanzeigen von Prostituierten anschaut. "Nichts wird jemals wieder wie früher sein. Unschuld, lebewohl."

Nichts mehr zu essen

Davor hat die Studentin binnen weniger Wochen mehr als zehn Kilo abgenommen, weil sie nichts mehr isst. Nichts mehr zu essen hat. Strom, Wasser und Heizung fressen ihren Verdienst auf, genauer gesagt die hundert Euro, mit denen sie über den Monat komme muss. Mehr bleibt nach Abzug der 300 Euro Miete nicht übrig von dem Geld, das sie im Call Center bekommt.

In Frankreich entstehe derzeit "ein regelrechtes studentisches Proletariat", warnte der frühere Verteidigungsminister François Léotard unlängst. Laut Studentenverband SUD-Etudiant prostituieren sich knapp 40.000 Studentinnen und Studenten, um sich die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten leisten zu können; eine "zuverlässige wissenschaftliche Studie" gibt es aber nicht, wie die französische Soziologin Eva Clouet sagt.

Laura D.s Küchenschrank ist wenige Wochen nach Semsterbeginn bis auf ein paar Nudeln und ein Glas Nutella leer, wie sie in ihrem Buch "Mein teures Studium" schreibt. Beides teilt sie sorgsam ein. Nutella gibt es nie mehr als einen Teelöffel, und den schleckt sie bis aufs Letzte ab. Ihre Eltern bringen als Krankenschwester und Arbeiter nicht genug Geld nach Hause, um die 19-Jährige mit ein paar hundert Euro pro Monat zu unterstützen.

"Ich leide daran, dass ich kein Geld habe."

In der U-Bahn zittert Laura aus Angst vor Fahrscheinkontrollen, Verabredungen mit Freundinnen sagt sie immer öfter ab, weil sie sich nicht mal einen Milchkaffee leisten kann. Eines Tages bricht sie mitten in der Vorlesung zusammen, weil ihr Kreislauf wegen der Mangelernährung schlappmacht. Als die anderen sie zum Arzt schicken wollen, lehnt sie ab. "Ich brauche keinen Arzt, um zu wissen, woran ich leide", schreibt Laura. "Ich leide daran, dass ich kein Geld habe."

Das Studium fängt gerade erst an, und Laura kann schon nicht mehr. Kurz vor Weihnachten antwortet sie im Internet auf eine Kontaktanzeige, ein "Junggebliebener", der "gelegentliche Massagen" sucht. Der Mann ist 57, beim ersten Mal bekommt Laura 250 Euro von ihm. "Ich habe noch nie einen 100-Euro-Schein gesehen", stellt sie ungläubig fest. Und verabredet sich mit weiteren Männern, um endlich ihre Geldsorgen loszuwerden - so sehr es sie auch ekelt vor dem Sex mit Fremden. "Später will ich ein guter Mensch sein, soviel steht fest", nimmt Laura sich vor. "Derzeit kann ich es mir nicht leisten."

zeit.de/news/artikel/2008/04/02/2505355.xml

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Marc of Frankfurt
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und noch einer...

Beitrag von Marc of Frankfurt »

BWL und Beischlaf

Jeanette führt ein Leben zwischen Studium und bezahlter Liebe - eine Prostituierte erzählt.


VON MICHAELA KRÜGER

Der Raum ist dunkel um die frühe Zeit am Morgen. Es riecht nach Parfüm und Desinfektionsmittel. Jeanette hat die Gardinen zugezogen, nur wenige Lichtstrahlen fallen durch den altrosafarbenen Vorhang. Noch ist der Dortmunder Westen still. Allein leises Stimmengewirr und das Brummen vorbeifahrender Autos dringen ab und an von draußen herein in Jeanettes 20-Quadratmeter-Appartement. Jeanette bezeichnet es als ihren "Arbeitsraum".

Jeanette ist 30. Sie studiert Betriebswirtschaft. Sie ist Mutter eines zweijährigen Sohnes. Sie ist Prostituierte. Jeanette heißt natürlich nicht Jeanette, denn in diesem Teil der Welt hat ihr wirklicher Name keinen Platz. "Anders würde ich nie so schnell an so viel Geld kommen. Schlimm wäre nur", sagt sie in die morgendliche Ruhe hinein, "wenn sich einer von meinen Kunden in mich verlieben würde." Schlimm, weil der Nebenjob für Jeanette mit Liebe "so rein gar nichts zu tun hat". In der Anonymität eines mehrstöckigen Familienhauses verwandelt sie sich dreimal in der Woche in eine "willige Studentin", wie sie im Internet und den Zeitungen inseriert.

Mit Wangenrouge, dunkelrotem Lippenstift und einer blonden Echthaarperücke. Die Utensilien ruhen um die frühe Zeit sauber aufgereiht auf ihrem Schminktisch. Wenig im "Arbeitszimmer" erinnert an das Leben der Studentin bei Tag. Hier gibt es keine Bücher, hier steht kein Computer, allein eine Sammlung von Kuscheltieren sitzt auf einem Ikea-Regal. Ein zwei Meter breites Bett füllt den Raum. Erst vor wenigen Stunden hat Jeanette die Tagesdecke über die Laken gezogen, der letzte Kunde ging um ein Uhr nachts. "In einem Jahr bin ich fertig mit dem Studium", sagt Jeanette, "dann höre ich auf mit dem Job. Fehlen wird er mir nicht. Weh tut er mir aber auch nicht." Neben dem Bett stapeln sich Taschentücher. Auf dem Beistelltisch liegen Vibratoren.





Studentenjob Hure

HYDRA, die älteste deutsche Hurenvereinigung, begleitet die Szene seit rund 25 Jahren. Nach deren Erfahrungen in Berlin gibt es mehrere Bordelle in der Hauptstadt, die fast ausschließlich mit Studentinnen besetzt sind.

Sozialwissenschaftler klassifizieren sexuelle Dienstleistungen in sechs "Institutionalisierungsformen". Übereinstimmend mit Beratungsstellen und Betroffenen bestätigen sie, dass Straßen- und Drogenstrich für Studentinnen keine Rolle spielen. Weitere Ergebnisse der Studien: Im Bordell mietet die sogenannte "studentische Prostituierte" ein Zimmer zum Tagespreis von durchschnittlich 150 Euro. Sie entscheidet selbst, wann und zu welchen Bedingungen sie arbeitet. In der sogenannten Appartement-Prostitution teilen sich mehrere Frauen eine Wohnung und die Lebenshaltungskosten.

Studentenjob Hure - ein Thema, das zuletzt auch im europäischen Ausland für Schlagzeilen sorgte. Einer Studie der Kingston University in London zufolge ist die Zahl der Studierenden, die in Großbritannien in der Sex-Industrie arbeiten, seit dem Jahr 2000 um 50 Prozent gestiegen. In Frankreich hatte eine Studentengewerkschaft bereits vor zwei Jahren die Zahl der Gelegenheits-Prostituierten unter den etwa 2,2 Millionen Studenten mit 40 000 beziffert - die Polizei geht von 20 000 aus. Es sei zwar "ein relativ neues Phänomen", sagt ein Sprecher des französischen Studentenwerks, "aber es greift um sich"

Die französische Studentin Laura D. hat vor wenigen Wochen ein viel diskutiertes Buch über ihr Doppelleben veröffentlicht. In "Mes chères études" ("Mein teures Studium", Mac Milo Editions) beschreibt sie auf 274 Seiten, warum sie auf eine einschlägige Sex-Anzeige in einem Internet-Studentenforum antwortete und mehrere Monate lang als Prostituierte arbeitete, um ihr Studium zu finanzieren.





Man muss nicht erst nach Frankreich blicken, um solche Geschichten zu hören. Denn dort, im Nachbarland, sorgt gerade ein Buch für Aufsehen: "Mes chères études" ("Mein teures Studium"). Die Autorin heißt Laura D., ist 18 Jahre alt und an einer Pariser Universität eingeschrieben. Zweites Semester Sprachwissenschaften, Italienisch und Spanisch. Das teure Studium kann sie sich nicht leisten - kein Stipendium, mieser Nebenjob. Adieu, Unschuld. Laura sieht eine Anzeige im Internet. Sie geht ihr nicht mehr aus dem Kopf: "Junger, 50-jähriger Mann sucht gelegentliche Masseuse. Gerne Studentin." Als sie eine Woche später ihre Miete bezahlen muss und ihr Konto wieder überzogen ist, sagt sie zu. Für 250 Euro die Stunde. Ihr Buch ist das erste literarische Bekenntnis eines "Escort-Girls". So nennen sich französische Akademikerinnen, die sich mit der Prostitution ihr Studium finanzieren. Die Studentenorganisation "Sud étudiants" hat ihre Zahl auf 40 000 geschätzt, die französische Polizei geht von 20 000 aus.

Auch Großbritannien hat Zahlen erhoben: In der Studie "Sex Work and Students" der Kingston University gaben 2006 zehn Prozent der befragten Studenten an, Kommilitoninnen zu kennen, die als Stripteasetänzerin, "Masseurin" oder Prostituierte arbeiten. Deutschland hält sich bedeckter. "Zahlenmäßig ist uns nichts bekannt", sagt Imke Buß, Vorsitzende des freien Zusammenschlusses von Studentenschaften. Dass es hierzulande solche Fälle gibt, hält sie angesichts der angespannten finanziellen Lage vieler Studenten aber für "sehr wahrscheinlich". "Diese Woche habe ich gut 1000 Euro gemacht", sagt Jeanette. "Es geht nicht immer nur um Sex, manchmal kommen die Männer auch nur zu mir, um zu reden oder ein wenig zu kuscheln." Die angehende Akademikerin spricht abgeklärt, ihre Miene regt sich kaum, wenn sie von ihrem Alltag erzählt. Welche Kundschaft sie habe? "Alles. Zu mir kommen Ehemänner, Singles, arme Schlucker. Wie zu anderen Prostituierten auch." Zum ersten Mal lacht Jeanette. "Gott sei Dank wollen mich auch genug reiche Bonzen." 200 Euro nimmt sie im Schnitt für eine Stunde, je nach Dienstleistung. Eigentlich wollte sie im vergangenen Jahr mit der Prostitution aufhören. 500 Euro Studiengebühren pro Semester kamen dazwischen. Das Geld für die Tagesbetreuung ihres Kindes, die Diplomarbeit, an der sie schreibt. Ihre Mutter ist seit Jahren tot. Krebs. Der Vater betäubt sich seither mit Alkohol. "Wenn mir der Job wehtäte, würde ich ihn nicht machen. Als Studentin hat man es einfacher auf dem Markt. Freier zahlen gerne mehr für das besondere Flair, für den extra Kick", meint sie. "Wenn sie zu mir kommen, zieht sie dieser Reiz an, diese Mischung aus Intelligenz und dem Verruchten. Und sie glauben zu wissen, Studentinnen hätten kein Aids, seien nicht auf Droge." Sie ist es auch nicht. Anders als ihr früherer Freund. Der kiffte, begann zu koksen, gab immer mehr Geld für Drogen aus. Als Jeanette sich von ihm trennte, war sie im vierten Monat schwanger und eingeschrieben im dritten Semester. "Diese Form der Arbeit ist doch meine freie Entscheidung", sagt sie. "Es ist schnell verdientes Geld. Warum sollte ich das nicht machen? Umso schneller bringe ich mein Studium zu Ende. Ekel empfinde ich nicht. Ich kann bei den Kunden schließlich entscheiden, ob ich Ja oder Nein sage."

Anders als traditionelle Prostituierte arbeiten "Escort-Girls" unregelmäßig und nie auf der Straße. "Sie sehen es als vorübergehende Arbeit an", sagt die Soziologin Eva Clouet, die das "Escorting" in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht hat. Die Studie "La prostitution étudiante" ("Die studentische Prostitution") der 23-jährigen Französin erschien am selben Tag wie die Bekenntnisse von Laura D. Clouet, die selbst noch an der Universität eingeschrieben ist, suchte im Internet nach Seiten von "Escort-Damen" und wurde fündig: "Ich lernte im Netz Studentinnen im dritten oder vierten Jahr an der Uni kennen, die ihre Kunden ein- oder zweimal im Monat treffen. Meist sind das verheiratete Männer zwischen 40 und 50 Jahren", so ihr Fazit. Jeanette sagt, sie müsse los. "Zur Vorlesung." Sie zieht die Gardinen zu. Während die Sonne aufgeht, macht sie sich in ihrem alten Golf Cabrio auf den Weg zu ihrer Babysitterin. Die Sonnenbrille steckt im Haar. "Wir sprechen heute Abend weiter?", fragt sie. "Zum Essen bei uns?" 19.45 Uhr. Eintreffen in der Zwei-Zimmer-Wohnung. Jeanettes Sohn Julian ist noch wach und fährt ein quietschendes Spielzeugauto durch die Wohnung. Sein Zimmer ist in zartem Blau gestrichen, über seinem Bett baumelt ein Mobile. Nebenan, in Jeanettes Arbeitszimmer liegt ein BWL-Buch auf dem Tisch. Es sieht sehr zergelesen aus, die Stellen, die sie sich für die übermorgige Klausur merken will, sind mit einem Stift farbig markiert. "Investitions- und Risikopolitik" steht auf dem Programm. Heute gehört die Nachtschicht der Lektüre. Als Julian den Besuch und sie nicht hören kann, spricht Jeanette aufgeregt schnell. Dass sie ja eine Kleinfamilie versorge, es nicht mit jedem mache, nur zu festen Preisen, dass es "ohne Gummi" niemals ginge, sie Begriffe wie "Nutte" oder "Prostituierte" nicht möge, niemand aus ihrem Bekanntenkreis etwas von ihrem Job wissen solle. Ihren Eltern, Freunden - und ihrem neuen Partner - erzählt sie, sie arbeite nachts, wenn sie anschafft, an einer Hotel-Rezeption. "Bisher ist das immer gut gegangen. Eigentlich wundert mich das selbst."

Dann steht ein Grund ihrer Aufregung vor ihr und will jetzt sofort essen und später auf keinen Fall ins Bett. "Mami" - das Wort zieht sich in ein endloses "iiiiiiii": Julian fordert wie jeden Abend noch ein bisschen Aufmerksamkeit für sich, seine Mutter wird heute bis halb zehn mit ihrem kleinen Sohn beschäftigt sein. Nachdem Julian über einer Geschichte eingeschlafen ist, sitzt Jeanette bei einer Tasse Tee. Das nicht mehr ganz frische Make-up offenbart eine lange, dünne Narbe auf der Stirn. Ein Unfall? Jeanette schüttelt den Kopf. Ihre Lippen werden schmal, sind aufeinandergepresst. "Einmal war Gewalt im Spiel." Mehr sagt sie nicht. Das Handy klingelt. Ein Mann namens Harry ist dran. "Ja", sagt Jeanette. "Donnerstagabend um acht Uhr? Das geht. Für eineinhalb Stunden? Okay." Harry ist zweifacher Familienvater. Jeanette wird ihre Klausur mit der Note "gut" bestehen.

fr-online.de/top_news/?sid=6cc8693f36476b74414e82ed80c96dcd&em_cnt=1316495





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Nebenjob Prostituierte

Beitrag von KonTom »

Nebenjob Prostituierte

Rund 40 000 Studenten in Frankreich finanzieren sich ihr Studium mit käuflichem Sex. Eine junge Französin schildert ihre Erfahrungen mit heimlicher Prostitution.

Laura verkauft ihren Körper nicht, um sich teure Klamotten leisten zu können oder Cafébesuche. Ich studiere Fremdsprachen und muss mich prostituieren, damit ich mir das Studium leisten kann, schreibt die junge Französin in ihrem gerade erschienenen Buch. Das Geld, das Laura mit ihrem Nebenjob in einem Call-Center verdient, reicht bei Weitem nicht zum Leben aus. Für eine Stunde Sex bekommt sie dagegen 100 Euro gezahlt. Und eine Zeit lang macht das schnelle Geld den Ekel wett.

In jedem Leben gibt es eine Nacht, in der man zu schnell reift, schreibt Laura über jenen Winterabend vor gut einem Jahr, als sie in ihrem Zimmer am Computer sitzt und sich im Internet die Kleinanzeigen von Prostituierten anschaut. Nichts wird jemals wieder wie früher sein. Unschuld, lebe wohl.

Davor hat die Studentin binnen weniger Wochen mehr als zehn Kilo abgenommen, weil sie nichts mehr isst. Nichts mehr zu essen hat. Strom, Wasser und Heizung fressen ihren Verdienst auf, genauer gesagt die hundert Euro, mit denen sie über den Monat kommen muss. Mehr bleibt nach Abzug der 300 Euro Miete nicht übrig von dem Geld, das sie im Call-Center bekommt.

Zu essen gibt es Nutella und Nudeln

In Frankreich entstehe derzeit ein regelrechtes studentisches Proletariat, warnte der frühere Verteidigungsminister François Léotard unlängst. Laut Studentenverband SUD-Etudiant prostituieren sich knapp 40 000 Studentinnen und Studenten, um sich die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten leisten zu können; eine zuverlässige wissenschaftliche Studie gibt es aber nicht, wie die französische Soziologin Eva Clouet sagt.

Laura D.s Küchenschrank ist wenige Wochen nach Semesterbeginn bis auf ein paar Nudeln und ein Glas Nutella leer, wie sie in ihrem Buch Mein teures Studium schreibt. Beides teilt sie sorgsam ein. Nutella gibt es nie mehr als einen Teelöffel, und den schleckt sie bis aufs Letzte ab. Ihre Eltern bringen als Krankenschwester und Arbeiter nicht genug Geld nach Hause, um die 19-Jährige mit ein paar Hundert Euro pro Monat zu unterstützen.

Endstation Armut

In der U-Bahn zittert Laura aus Angst vor Fahrscheinkontrollen, Verabredungen mit Freundinnen sagt sie immer öfter ab, weil sie sich nicht mal einen Milchkaffee leisten kann. Eines Tages bricht sie mitten in der Vorlesung zusammen, weil ihr Kreislauf wegen der Mangelernährung schlappmacht. Als die anderen sie zum Arzt schicken wollen, lehnt sie ab. Ich brauche keinen Arzt, um zu wissen, woran ich leide, schreibt Laura. „Ich leide daran, dass ich kein Geld habe.“


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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Studenten von wohlhabenden Eltern haben mehr Auslandserfahrungen.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 29,00.html

Wie sieht das mit Mobilität und Erfahrungen bei Studenten-Sexworkern aus?





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