Hilfe Business Plan!!!!

Wo melde ich meinen Beruf an, mit welcher Steuerlast muss ich rechnen, womit ist zu rechnen, wenn ich die Anmeldung verabsäume, ... Fragen über Fragen. Hier sollen sie Antworten finden.
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mausi176
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Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von mausi176 »

:006
Erst einmal Hallo schön mal wieder bei euch zu sein ...
Sorry das ich mich so lange nicht gemeldet habe, hatte leider aber einiges an Kummer .So dann jetzt mal zu meinem Problem habe nach Pause mal wieder angefangen.
Habe eine weile Harz 4 bekommen und wollte jetzt wieder raus ist aber nicht so einfach wie ich merke ..
Soll meinem Sachbearbeiter einen Finanz und Businessplan vorlegen. Steuernummer habe ich schon brauche jetzt Nur noch einen guten Steuerberater in Nrw.
Weiß jemand von euch was ich in diesen Businessplan schreiben soll. Auch der Finanzplan ist ja nicht so einfach!!!
Mir raucht echt der Kopf hab nur noch bis morgen Zeit.
Herzlichen Dank für eure Hilfe...

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La Marfa
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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von La Marfa »

Normalerweise helfen die Handelskammern bei der Gründung der Selbständigkeit, auch bei Business-Plan. Aber bis morgen?!?

La Marfa

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Marc of Frankfurt
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Hilft dir das weiter?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Willkommen zurück im Forum.


Einerseits schön, dass du dich nach 2 Jahren noch an uns erinnerst. Andererseits schlecht, wenn man sich nur an das internationale Sexwork Forum erinnert wenn es brennt. Auch wir weigern uns unter Termindruck zu arbeiten. Schnelle Reaktionen auf die Prostitutionsgegner und deren Kampagnenjournalismus hält uns schon genug in Atem. So wie heute im und vor dem Deutschen Bundestag.

Die Frage nach dem Business-Plan finde ich gut. Sie zeigt, dass auch Sexwork so wie andere Unternehmungen geplant und kalkuliert werden. Das hilft z.B. einer schleichenden Verarmung vorzubeugen, weil man früher sieht, ab wann es kritisch wird mit den Geschäftszahlen und man Neuorientierung suchen sollte, BEVOR die Substanz aufgebraucht ist (vgl. die neunmalkluge Volksweisheit: "Hurengut paßt in einen Fingerhut").

In der Schweiz ist das Vorzeigen seines Businessplans teilweise Pflicht um eine Bewilligung zu erhalten.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=79346#79346 im Geld-Sammelthema: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1588 (SW only)

Auch habe ich schon von deutschen Kolleginnen gehört, die einen Sexbusiness-Plan aufgestellt haben, um vom Arbeitsamt/Jobcenter Unterstützungsförderung zum Start in die Alleinselbständigkeit zu bekommen. Wie sind die Regelung hierzu derzeit, Mausi? Was hat deine Fallmanagerin dir dazu erklärt?

Leider gibt es bisher in unserer Huren-Beratungsstellen-Bewegung noch keinen Fachaustausch dahingehen z.B. Muster-Pläne zu tauschen, so wie es seit 2004 mit dem Muster-Arbeitvertrag Prostitution gemacht wird. Gratis Download hier: www.sexworker.at/prostg

Mausi, welche Beratung hast du bekommen bei Mitternachtsmission, Madonna oder Nachtfalter ... ?





Zum Erstellen eines Businessplans gibt es viel preiswerte allgemeine kurze Einstiegsliteratur beim Buchhandel und im Netz. Das muß halt entsprechend auf Sexwork umformuliert und angepaßt werden.

Was der SexBusiness-Plan enthält (Gliederung)
www.existenzgruender.de/selbstaendigkei ... /index.php
www.de.wikipedia.org/wiki/Gesch%C3%A4ftsplan#Aufbau
www.startercenter.nrw.de/unternehmensgr ... teile.html
www.gruendungswerkstatt-nrw.de/portal/r ... 3dac8e5c9a

Finanzierungshilfen/Fördergelder
www.startercenter.nrw.de/unternehmensfi ... ilfen.html

PDFs/Bücher
www.startercenter.nrw.de/files/nrw-04-1 ... tsplan.pdf
Buch www.evobis.de/fileadmin/user_upload/con ... ch-Web.pdf

Wie man Sexwork steuerlich rechnet steht hier (EÜR)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=98575#98575
Interaktive Tabellenkalkulation: www.bit.ly/sexworkerccc

Hier eine Kostenvergleichstabelle der SexArbeitsformen
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99339#99339

Sexarbeits-Preis ausrechnen und festlegen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319&start=81

Als mögl. Verdienstangaben würde Sr. Dr. Lea Ackermann zitieren *LOL*
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=132756#132756

Beispiel Tabellenkalkulation für Zeitreihe über 10 Jahre für
Einkommen, Steuern- und Vermögenszuwachs:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131262#131262

Berechnung des späteren Verkauf der Sexfirma, falls möglich
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39169#39169
...





Ich denke wir sollten in Zukunft einen Satz von Sexbusiness-Plan-Mustern hier im Forum ausgearbeitet zum Tausch/Download haben. Z.B. für Singles, alleinerziehende Mutter, verheiratet, Migrantin... für Bordellprostitution/Laufhaus oder Independent Escort/Straßenstrich etc.

Das wird uns selbst helfen klarer die wirtschaftliche Lage einzuschätzen in den verschiedenen Bereichen und Bedarfslagen und somit besser politisch unsere Interessen zu vertreten an runden Tischen und in der kommenden Regulierungsdebatte...
www.sync.in/4R0gI4SsJA
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.06.2013, 14:21, insgesamt 3-mal geändert.

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mausi176
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Beitrag von mausi176 »

Hallo Marc,
herzlichen Dank für deine Antwort!!
Habe mich zwei Jahre nicht um meinen Beruf und auch sonst wenig um etwas gekümmert auf Grund einer Krebs Erkrankung meinerseits. (Hoffe damit bin ich ein wenig Endschuldigt)

Leider kann ich diesen Beitrag nicht lesen.
In der Schweiz ist das Vorzeigen seines Businessplans teilweise Pflicht um eine Bewilligung zu erhalten.
In diesem Geld-Sammelthema mehr: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1588
Auch habe ich schon von deutschen Kolleginnen gehört, die einen Sexbusiness-Plan aufgestellt haben, um vom Arbeitsamt/Jobcenter Unterstützungsförderung zum Start in die Alleinselbständigkeit zu bekommen. Wie sind die Regelung hierzu derzeit, Mausi? Was hat deine Fallmanagerin dir dazu erklärt?
Leider kann ich Dir dazu noch nichts sagen!! Habe leider nur ein schreiben von denen bekommen das ich einen Finanz und Businessplan einreichen soll am 25.06. dieses Schreiben kam am Freitag.

Wuste ganz ehrlich auch nicht das unser Job von denen gefördert wird.
Wollte mich dort eigentlich nur Abmelden.
Da ich keine Lust hatte auf deren Willkür angewiesen zu sein..

Kann Dir mehr dazu erst morgen mehr sagen. :001

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konkret
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Beitrag von konkret »

Hallo Mausi,

dass das Jobcenter so kurzfristig einen Businessplan verlangt, ist dreist. Einen guten Businessplan zu entwickeln dauert Monate. Ich hatte gerade heute ein ebensolches Gespräch mit meinem Arbeitsvermittler, und er sagte, ich soll meinen BP in den nächsten Tagen reinreichen. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht übers Knie brechen will und das mit Marktanalyse, die ja bei uns nicht so einfach ist, weil wir keine Kammern haben und nicht in den Gelben Seiten inserieren, einfach seine Zeit dauert und dass ich mir damit bis Ende des Jahres Zeit nehmen möchte.

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Marc of Frankfurt
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Politische Dimension von Business-Plänen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bei den kommenden 2. Frankfurter Prostitutionstagen berichtet eine Sozialarbeiterin aus Bern vom Hurenprojekt XENIA, wie sich die Sexarbeit dort verändert hat, seit und weil dort die Sexworker bei der Registrierung alle einen BP vorlegen müssen.
(Programm und Einladungslink hier im Forum)


Ihr Vortrag wird hoffentlich medial verbreitet, gespeichert und möglichst vielen Sexworkern in DE und CH zugänglich gemacht (slideshare, audio, pdf, video...).

Wir können sie auch Fragen, welche konkreten Hilfen XENIA als Sozialberatungsstelle bei der Erstellung konkret and Hilfestellungen leistet für Sexworker? (Das kann man als Einstiegsberatung sehen, oder als berufsberatende Qualifizierungsmaßnahme; Welche Qualitätsmaßstäbe gibt es diesbezüglich?) Ob es z.B. Beispiele oder Muster-BP gibt gerade für die uralte Branche Sexwork ist das so wichtig, wo ja einiges von den Links oben gar nicht anwendbar ist, oder ob es Vergleiche d.h. Auswertungen/Evaluationen gibt, so dass daraus eine Strategie für berufliche Professionalisierung ablesbar wird... Thema Fortbildungen und Sexworker-Akademie (Huren-Uni, Whore College...).

Langfristig könnte zum Beispiel eine Arbeitsmappe existieren mit Fragen, die sich ein Sexworker selbst stellen kann, um seine berufliche Orientierung ermal herausfinden zu können, um sie dann in der Umsetzung konkreter berfulicher Maßnahmen dann festlegen zu können. Das könnten sowohl psychologische Selbsererfahrungselemente sein, als auch BWL und Rechentipps...

Das Thema Business-Plan ist für uns als Gemeinschaft, Forum, als Interessenvertretung so wichtig, weil es uns einen starken Impuls gibt und die Möglichkeiten
- unsere Branche betriebswirtschaftlich besser zu verstehen und
- unser Berufsbild einmal systematisch aufzuarbeiten
- unsere Berufskompetenzen und Geschäftsmodelle an anderen Berufen und der Berufswelt insgesamt zu messen und damit die bisherige Ausgrenzungen grundsätzlich infragezustellen
- unsere Erkenntnisse gegenüber Behörden, Politik und Öffentlichkeit konkret zu vertreten
- ...

Hier ein Rechenhilfsmittel und Fallstudie zu Vermögensaufbau d.h. Sparen im Verlauf der Jahre in der Sexarbeit und welche typischen Fallen dabei für uns bestehen...
(Merk-Link www.bit.ly/sexworkerccc - Sexworker collaborate cloud computing - gemeinsames Rechenwerkzeug)


Sollte sich etwa herausstellen, dass im Bereich von Intimität und Trieb, die Erstellung von Business-Plänen schlicht sittenwidrig und sozialschädlich ist oder bestenfalls lächerlich bis nutzlos (wegen fortbestehenden Stigmatisierungen bis hin zu Kriminalisierungen), wäre das m.E. ein K.O.-Kriterium für diese ganze behördliche Schikane. Ist doch eine oder was meint ihr dazu?


Wir sind aufgefordert in diesem Prozess "PB für SW" (den jede einzelne Sexarbeiter_in gehen muß, und den wir als Gemeinschaft gehen sollten!) herauszuarbeiten, wo Sexwork einzigartig unvergleichbar anders ist (und BP seine Grenzen hat) und wo es Vergleichbarkeiten mit den etablierten, angesehenen beruflichen Tätigkeiten gibt (und BP eine Hilfe für uns ist, oder sogar ein Werkzeug zu mehr Akzeptanz...).

Eine schmerzvolle Angelegenheit und ein Erkenntnisweg gleichzeitig.
Bin gespannt, ob das auch die Erkenntnisse aus Bern hergeben.

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Beitrag von konkret »

Ich finde einen Businessplan sinnvoll und wichtig, denn nur, wer einen schreibt, sieht dann auch eventuelle Lücken, mit der SW sich vielleicht nicht so gerne auseinandergesetzt hätte, und kann somit Problemen vorbeugen. Gleichzeitig dient er der laufenden Kontrolle des Geschäfts, und wenn es nicht so gut läuft, ist leichter erkennbar, woran es liegen kann und wo etwas verändert werden könnte.

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La Marfa
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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von La Marfa »

Ich persönlich finde ja, dass ein Sexjob in (fast) keinem Aspekt mit anderen Jobsvergleichbar ist, die nicht delikate höchstpersönliche Dienstleistungen zum Inhalt haben.
So kann z. B. ein Autohändler zur Erfüllung seines Business-Plans in verändertem Markt einfach die Produktpalette verbreitern oder verändern, weil es ihm egal ist, ob er Toyotas oder Hondas oder beides anbietet. Oder ein Bäcker zum "normalen" Sortiment auch zuckerfreie Backwaren anbieten, um an einem veränderten Markt sine im Plan festgelegten Zahlen weiterhin zu erfüllen.

Das geht speziell im SW nicht - eine Domina kann nicht auf einmal "Sklavin werden", wenn die Markt(Freier)anforderungen sich drehen; einer Dame, die nur safe Zuwendungen im Programm hat, wird es nicht egal sein, ob sie zum weiteren geschäftlichen Bestehen auf einmal unsafe Praktiken erdulden muss u.v.m. an Beispielen.
Oder anders gesagt: Würden sie es tun, wären schon in der Falle der fragwürdigen weiteren freien Entscheidung und Freiwilligkeit, die, und auch darin unterschieden ist SW eben gerade nicht ein Beruf wie jeder andere, ein nicht hoch genug zu schätzendes Gut in unserem Beruf ist.

La Marfa

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Beitrag von konkret »

Selbstverständlich geht eine Erweiterung oder Verschiebung der Angebotspalette auch im Sexbiz. Deine Vergleiche, @La Marfa, hinken gewaltig. Das Umschalten von Domina auf Sklavin wäre in deinen zuvor genannten Vergleichsbeispielen eher der Wechsel von Toyotas auf Rollstühle bzw. vom Backwarensortiment auf Schwerölderivate. Aber beispielsweise könnte eine Domina ihren Gummi-Service ausbauen oder sich im Klinik-Bereich spezialisieren.

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La Marfa
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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von La Marfa »

Ich sage ja nicht, dass ein Business-Plan unsinnig wäre, sondern genau das Gegenteil. Eine SW sollte sich auf alle Fälle vorher klar machen, wie viel sie einnehmen möchte, und ganz besonders auch womit / auf welche Art sie Einnahmen erzielen möchte, damit sie fixe Entscheidungsgrundlagen hat, wann sich ihre Gewinnerwartungen nicht (mehr) realisieren und sie aussteigen muss.
Denn es ist ja eine Milchmädchenrechnung, auf die im Vergleich zu z.B. einer Verkäuferin, Bauzeichnerin, Putzkraft oder Krankenschwester hohen Stundenverdienst fokussiert zu bleiben (bei "viel leichterer" Arbeit), wenn aber dieser Umsatz - gerade im Bereich Dominanz, speziell klassische Dominanz - auf 5 oder in vielen Fällen auch doppelt so viele Stunden Arbeit / Studio-Anwesenheit nur ein einziges Mal realisiert werden kann.

Deinen Einwand betreffend:
Meine eigene Erfahrung IM SM-Beruf und die aus meinem Umfeld zeigen mir, dass solche "Spezialisierungen", wie du sie nennst, keine sind, sondern sowieso schon das gesamte Spektrum im Sinne von Basisprogramm einer dominanten Tätigkeit ausmachen und somit kein Einnahmenplus damit zu bewirken ist, solange man eben nicht eine wie von mir als Beispiel erwähnte Erweiterung in Betracht zieht, oder speziell auch die Abkehr von der klassischen Domina zur berührbaren Bizarrdame. Die von mir gezeigten Beispiele stammen aus der Marktbeobachtung von innen heraus und sind korrekt, auch wenn sie im Vergleich hinken mögen.

Und selbst wenn die von dir angeführte nicht mehr hinkende Vergleichslage zu z.B. der Autobranche eine Angebots-Veränderung von Honda-Wagen zu Rollstühlen ist, dann ist das doch wohl immer noch weniger persönliche emotionale Belastung und Überwindung innerer persönlicher Grenzen als die von mir genannten Erweiterungen im Sexbiz.

Auch das belegt n.m.M. nur, dass der Sex-Beruf eben nicht mit anderen Berufen zu vergleichen ist.

La Marfa

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Emma-Gutversteckt
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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von Emma-Gutversteckt »

Ich denke auch, dass unser Beruf nicht wie jeder andere ist.

Es ist schon noch ein großer Unterschied, ob ich einem Menschen, den ich als unangenehm empfinde, weil er stinkt, ein Auto verkaufe oder mit ihm schlafe.
Ersteres ist nicht ansatzweise so übel, wie die zweitgenannte Sache.

Es ist immer gut, einen vernünftigen Plan zu haben, aber ein richtiger Businessplan scheint mir nicht umsetzbar zu sein, weil es zu viele Faktoren gibt, die nicht einzuschätzen sind und man auch erst im Laufe der Zeit für sich selbst feststellen kann, wie weit man mit diesem Job klar kommt.
Der Plan, jeden Tag 8 Stunden irgendwo zu sitzen und mit verschiedenen Leistungsangeboten auf Kunden zu warten ist sicherlich gut, aber das dann auch dauerhaft so umzusetzen ist schon allein vom psychischen Gesichtspunkt her gar nicht für jede umsetzbar - um mal ein Bespiel zu nennen.
Auch viele andere Sachen sind in meinen Augen nicht planbar. Wenn man z.B. 300 Euro pro Stunde will und täglich zwei Kunden einplant, weil "Petra" das so macht und Erfolg damit hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man selbst ebenfalls diese Einnahmen hat.
Es ist fast unmöglich, im Vorfeld wirklich abzuschätzen, wie es sich entwickeln und einpendeln wird.
Liebe Grüße
Emma Gutversteckt

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Marc of Frankfurt
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Materialsammlung Businessplan Sexwork

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier gibt es eine Gelegenheit für uns gemeinsam einen universellen Businessplan für alle möglichen Formen von Sexarbeit zu erstellen...

...wir können unser Wissen aus ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen geordnet zusammentragen...

...dabei lassen sich auch die fortbestehenden regulatorischen Probleme der Sexarbeit von Tabu, Stigmatisierung bis hin zu Kriminalisierung thematisieren...

...es kann also sowohl Hilfsmittel für Sexworker sein (Einstiegshilfe und Qualifizierung)...

...als auch Mittel der politischen Aufklärung:

Weil es auf der kostenlos nutzbaren Platform titanpad.org eine Löschpolitik gibt, wenn an der Datei nicht mehr gearbeitet wird, hier eine Sicherheitskopie von heute.

Einstiegsberatung Sexarbeit - Systematische Einführung anhand der Erarbeitung eines eigenen
Businessplan Sexwork
Bezug:
Sexworker Forum viewtopic.php?t=10968 dort auch Tipps und Links zu Businessplan-Beispielen für Nicht-Sexwork. (Achtung dieses gratis Dokument wird gelöscht wenn es nicht regelmäßig geändert und rechtzeitig gesichert wird: http://titanpad.com/ep/pro-help/#deletionpolicy )
Zweck des Businessplan ist normalerweise ein externer, d.h. die Gewährung von Fremdfinanzierung durch die Bank. Bei Sexworkern ist es im Kanton Bern in der Schweiz die notwendige Arbeitserlaubnis und in Deutschland die Unterstützung von der Arbeitsagentur zu erhalten. Letztlich sollte der Zweck aber ein interner sein, nämlich sein Geschäftskonzept genau zu durchdenken, um Fehler bei der Planung, Umsetzung und im Verlauf des Geschäftsbetriebs jeweils rechtzeitig erkennen zu können. Wenn man den Plan für sich selbst anfertigt wird er mehr intimere ehrliche Informationen enthalten so wie hier, wo die Anleitung ein Muster sein soll mit auch einer politischen Aussage über die Situation von Sexarbeit verknüpft ist. Wird er hingegen nur für eine amtliche Stelle angefertigt wird man weniger und distanziert-sachlicher schreiben. In der folgenden Informationssammlung soll beides abgedeckt werden. Sexarbeit wird vielfach als Notlösung oder Übergangslösung betrieben. Es ist z.B. eine Migrationsmethode zur Finanzierung des (illegalen) Landes- und Wohnsitzwechsels. Ferner wird es bei bestehenden Schulden als privates Bail-out Programm verstanden. Daneben gibt es die Motive der Protestkultur oder des sexuellen Experimentieren im Widerspruch zu hegemonialen Normen von Elternhaus oder Gesellschaft. Diese unterschiedlichen Motivationen tragen auch unterschiedliche Geschäftskonzepte und Risiken mit sich. Wer z.B. Sexarbeit als letzten Ausweg wählt, wird sich nicht um Ausstieg aus der Sexarbeit kümmern. Wer es als illegale Migrationsstrategie betreibt wird keine Chance haben einen legalen Businessplan anerkannt zu bekommen...
Ausrichtung des Businesplan
Neben der Unterscheidung intern/extern, gibt es die wichtige Unterscheidung kurzfristig projektbezogen oder langfristig lebenslaufbezogen. D.h. der Businessplan betrachtet entweder nur die relativ kurze Phase einer Firmengründung/Existenzgründung, oder wenn er wirklich nachhaltig hilfreich sein soll, dann betrachtet er eine gesamte Berufskarriere-Planung und Lebenszeit inklusive Altervorsorge und Rentenzeit. Da bei Sexarbeit der Einstig in die Prostitution nicht das wirkliche Problem ist (Frischfleischprinzip oder Newcomer-Umsatzsteigerungseffekt oder Niederschwelligkeit von Prostitution vgl. "Es ist keine Kunst eine Jungfrau zur Hure zu machen..."), sondern es bei Sexarbeit vielmehr um das spätere Ausstiegsproblem und Altersarmutsproblem geht, muß ein Businessplan Sexwork besonders langfristig orientiert sein. Da das bei "normalen" Businessplänen meist nicht der Fall ist, sind sie als Vorbilder für Sexworker-Business-Pläne entweder sinnlos oder aber es ist wesentlich schwieriger einen Sexbiz-Plan zu erstellen. Hier eine Lebenslaufbetrachtung: Lebens-Phasen-Zyklus-Modell Sexwork http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.ph ... &start=178
Schwierigkeit des Businessplan
Die Schwierigkeit eines Planes liegt darin, eine ungewisse Zukunft möglichst genau zu beschreiben. Das ist bei Sexwork doppelt schwer, weil Sexwork teilweise in einer juristisch-moralischen Grauzone stattfindet und sowohl seit Jahrhunderten tabuisiert, stigmatisiert, marginalisiert... wird, als auch in weiten Geschäftsbereichen auch heute noch kriminalisiert wird (Management=Zuhälterei, Auslandsaufenthalt=Menschenhandel...). Beides erzeugt besondere Kosten und Risiken für Sexworker, die nur schwer im Businessplan mit Zahlen zu quantifizieren sind. Es besteht die Gefahr, dass ein Businessplan Sexwork reine Makulatur und somit Behördenschikane bleibt. Hier ist noch viel ökonomische-politisch gewollte und geförderte Sexwork-Forschung notwendig.
Das Tabu der Sexarbeit besteht darin, dass Sexworker ihr eigenes Produkt sind. Das wird von Prostitutionsgegnern als würdeverletzende Objektivierung oder "seinen Körper verkaufen" fehlinterpretiert. Hier der Vergleich von klassischer Produkt-Marketing-Lehre mit Sexwork-Marketing viewtopic.php?p=85196#85196 Dabei ist der Sexworker der Prototypus des neuen selbständig Berufstätigen im entgrenzten kapitalistischen Neoliberalismus viewtopic.php?p=31948#31948. Es gibt je nach Herkunft, Ressourcen und stigma-bedingt begrenzten Möglichkeiten unterschiedliche Niveaus der Sexarbeit, die sich in mindestens 3 Klassen von Sexarbeier_innen widerspiegeln. Die werden jeweils unterschiedlich kalkulieren und somit auch unterschiedlichen Businessplänen folgen, seien die Pläne nun explizit erstellt und ausgedruckt oder auch nicht und nur inplizit in der jeweiligen Gruppe als Tradition vorhanden. Hier eine Veranschaulichung der Marktgesetze für die unterschiedlich privilegierten/prekarisierten Sexworker-Klassen anhand der Marktgleichgewichtsdiagramme von Angebot und Nachfrage viewtopic.php?p=123971#123971 Besonderheit für Sexwork-Alleinselbständige ist, dass ihr Dienstleistungsmarkt (Gütermarkt) gleichzeitig ihr Arbeitsmarkt ist. Weil Arbeitsmärkte jedoch grundsätzlich versagen können (Ehernes Lohngesetz von Ferdinand Lasalle: "Bei vollkommen entgrenztem Kapitalismus pendelt das Einkommen der Arbeiter stets um das Existenzminimum") haben Sexworker auf ungeschützen Märkten mit extrem verschärfter Konkurrenz zu rechnen (Preisverfall, Marktnachfragedruck nach tabulosem-ungeschützten, riskanten Sex) viewtopic.php?p=39353#39353. In der Prostitution regieren somit frühkapitalistische Zustände. Wie das im Businessplan berücksichtigt wird ist mir noch schleierhaft.
Der Business-Plan
Deckblatt: Business Plan
Gründer_in: A. B.
Branche: Sexdienstleistungen, Begleitservice, Personaldienstleistungen, Sexualassistenz
Unternehmensbezeichnung: Amanda Escort/Studio Amanda
Datum: Juli 2013
Inhaltsverzeichnis
...
Zusammenfassung (Executive Summary):

Idee: Sexarbeiter_in in einer deutschen Großstadt (über 30.000 bzw. 50.000 Einwohnern laut Sperrgebietsregelungen)

Gründungsform: Soloselbständige

Markt: großer Bedarf in einer Gesellschaft mit vielen Singles und vielen mobilen Berufstätgien, die sich neben ihren Karriereambitionen nicht um langfristige Partnerschaften engagieren, sondern kurzfristiges professionelles Vergnügen suchen.

Dienstleistungsprodukt: Begleitung, Sexuelle Dienstleistungen, Massage, BDSM

Konkurrenz: groß, vielseitig, viele Ausländer, hohe Fluktuation, viele Betriebe, wenige lang alteigesessene Marktführer

Ihre Stärken im Wettbewerb: neu, jung, motiviert, lernbereit, aufgeschlossen, abenteuerlustig, tabulos, erfahren, sexy, bereits Erfahrungen

Höhe der Investitionen: i.d.R. keine Anfangsinvestitution erforderlich

Finanzplanung: Strategie der schrittweisen Professionalisierung: erste Kunden und Ersparnisse durch Jobs vermittelt von einer Agentur oder Straßenstrich oder Bordellmitarbeit auf Basis von Prozenten vom erwirtschaften Umsatz. Abbau bestehender Schulden. Später Anmietung eigener Arbeitsräume, stundenweise, tageweise im Laufhaus oder Hotelzimmer und dann langfristig eine eigene Wohnung. Später auch mit regelmäßigen Mobilitätsphasen und Tours durch die Republick und Metropolen in Nachbarländern oder sonstwo. Später geplant die Eröffnung eines eigenen Studios. Zunächst für mich selbst, dann mit Kolleginnen ... Zuletzt der Verkauf des Betriebs.

Geschäftsidee / Produkt- und Unternehmensidee:

Produkt/Dienstleistung Selbständige Sexarbeit

Unselbständige Arbeit ist zwar eine grundsätzliche Möglichkeit, die auch im Prostitutionsgesetz von 2000 gewollt war, die sich aber aufgrund fortbestehender Zuhältereibekämpfung nicht umsetzen lies. Mustervertrag für unselbständige Sexarbeit http://www.sexworker.at/prostg >> Download-Dokument

Kundennutzen: Sexarbeit als heilsame bis therapeutische Tätigkeit viewtopic.php?t=3819

Vergleich zu den Wettbewerbern

Management- bzw. Gründerteam:

Gründerin/Teammitglieder: ich bin xy Jahre alt, habe ein Kind, habe bisher folgende Ausbildungen gemacht, und beabsichtige während der Prostitution berufsbegleitend mich fortzubilden/mein Studium abzuschließen/mein Kind großzuziehen/meine Familie zu unterstützen...

Qualifikationen: Menschenkenntnis, Menschenfreundlichkeit, sexpositiv, Sprachkenntnisse, Neugier, Gesundheit, gutes Aussehen...

Kunden, Markt und Wettbewerb:

Markt- und Branchendaten:

Konkurrenten:

Kunden: 18% der männlichen Bevölkerung gilt als regelmäßige Prostitutionskunden [Gerheim e.a.] http://www.sexworker.at/freierforschung

Standortwahl http://bit.ly/sexworkatlas (Der Standortfaktor ist entscheidend für den Geschäftserfolg. Er entscheidet sich im Großen, z.B. welches Land/Stadt (Hochlohnland), aber auch im Klienen in welchem Stadteil, Straße, Lage von Appartment und Haustür etc.)

Preispolitik (hochpreisig arbeiten viewtopic.php?p=101285#101285 )

Preiskalkulation viewtopic.php?p=110968#110968

Marketing und Vertrieb:

Markteintrittsstrategie: Printwerbung z.B. über RTO/Ladies.de, den Bordellvermieter, die lokale BILD-Zeitung

konkreten Werbe- und Vertriebsüberlegungen: Internet: eigene Homepage, kostenlose aber regelmäßig gepflegte Profile in Foren und sozial Communities, kostenlose Werbeplätze, Visitenkarten vistaprint.de,

Unternehmensform:

Gesellschaftersituation: alleinselbständig Unternehmer_in

gewählte Rechtsform: GbR

persönlich haftend

Haftungsbeschränkung z.B. deutsche UG oder GmbH oder englische Ltd.

Hier ist zu Fragen, welche Haftung denn bei der Sexarbeit beschränkt werden soll. Gegen Razzia oder Steuerhinterziehung kann es keinen Schutz durch Wahl der Gesellschaftsform geben (ausnahme illegale Konstrukte mit Lichtensteinischer Stiftung, Schweizer Nummernkonto, Problematik von Steueroasen viewtopic.php?p=130581#130581 ). Die Durchgriffshaftung durchbricht die Haftungsbeschränkung http://de.wikipedia.org/wiki/Durchgriffshaftung das gilt insbesondere Strafrechtlich. Die Haftungsbeschränkung bezieht sich also nur auf die Begrenzung der Haftung bei normaler wirtschaftlichen Überschuldung. Dann kann sie auf das Unternehmenskapital begrenzt werden. Da bei Sexarbeit selten riskante Kapitalinvestitionen getroffen werden müssen, besteht so ein Bedarf einer Haftungsbegrenzung kaum. Steuerlich ist dann die zusätzliche Versteuerung einer Gesellschaft ohne großen Nutzen unrentabel.
Andererseits gibt es für Sexworker auch so gut wie keine Versicherungen für spezielle Berufsrisiken. Ferner sind Sexworker-Alleinunternehmer_innen nur versichert, wenn sie sich gegenüber der Versicherung in ihrer beruflichen Tätigkeit wirklich geoutet haben bei Versicherungsabschluß viewtopic.php?t=2252
Finanzplanung:

Gewinn- und Verlustrechnung

Einnahmen-Überschuß-Rechnung (EÜR) reicht für Sexworker. Beispiele viewtopic.php?p=98575#98575

Interaktives Rechenwerkzeug on-line Tabellenkalkulation: http://bit.ly/sexworkerccc

Mindestlohn 148 Euro/Tag * 121 Tage/Jahr viewtopic.php?p=133848#133848

Eingruppierung ob Ober-, Mittel- oder Unterschicht: viewtopic.php?p=78867#78867

Kosten

Abschreibung für die Abnutzung, das Altern der Produktionsanlagen ist Sexworkern nicht gestattet. Es hat einen kalkulatorischen Wert von...

Haftpflichtversicherung 100 Euro/Jahr

Krankenversicherung 300 Euro/Monat

Unfallversicherung

Altersversorgung bis maximal von Steuern absetzbar.

Sparrate mind. 350 Euro/Monat

Sparrate für ein selbstgenutzte Wohnimmobilie im Alter viewtopic.php?p=129912#129912

Schuldendienst für bestehende Schulden

Blockschulden im Bordell, wo ein Betreiber die Sexarbeiter unabkömmlich machen will...

Unterhaltszahlung für Kinder, Eltern (remittance)

Kosten für ein Kind 1 Millionen Euro bis es erwachsen ist.

Heimkosten für die Eltern 4.000 Euro/Monat

Tägliche Vorsteuer 30 Euro/Arbeitstag

Einkommensteuer

Sexsteuer in Köln 150 Euro/Monat

Laufhauszimmermiete bis zu 150 Euro/Arbeitstag (+Kaution...) oder Tageseintritt im FKK-Club 80 Euro/Arbeitstag

Werbungtageskosten 50 Euro pro einmaliger Kleinanzeige

kalkulation kalkulatorischer Gesundheitsrisikokosten HuLoKa s.u.

Fahrkosten

Kosten für Berufsverband wie z.B. Spenden an Sexwork-Deutschland

Kosten für Telefonistin auf 400 Euro-Basis

Abgaben an Zuhälter

Abgaben an Bordellbetreiber 50% oder Zimmermiete

Investititionen

Kalkulation ob eine Schönheitsoperation und Brustvergrößerung sich lohnt

Lebenshaltungskosten

Anschaffungskosten

Mobiltelefone privat, geschäftlich getrennte Nummern für verschiedene Dienstleistungen

Festnetzanschluß zuhause mit DSL-Anschluß

Auto/Fahrad/Monatskarte/Bahncard

Fetischkleidung/Toys

Verdienstabschätzung

Pendelnde Sexworker-Migrant_innen sind Arbitrage-Gewinner, die geringe Lebenshaltungskosten im Niedriglohnland mit hohen Verdiensten im Hochlohnland kombinieren können. Einheimische Sexworker haben dann im ungeschützen Sexwork-Markt Umsatzeinbußen. In manchen Sexarbeits-Sparten oder -Orten ist die Ausländer-Quote sehr hoch.

Liquiditätsplanung ist bei Sexworkern, im Bargeldgeschäft wohl nicht erforderlich.

Kapitalbedarf

langfristige Verdienstkurve ist vielfach degressiv absteigend: userpix/269_sw_product_life_cycle_1.jpg

Kosten für Ausstiegs-Investitution (Unternehmenskauf, Ausbildungskosten, Umzug, Renovierung, Kaution...)

Kontrollkriterien für Wirtschaftlichkeit: Rentabilitätskriterium

Alterssicherung und Rentenberechnung
Eine hypothetische, durchschnittliche Sexarbeiterin, die 10 Jahre ackert, müßte pro Monat 1.600 Euro zurücklegen (bei 5% Kapitalmarktverzinsung), um den minimalen Lebensstandard von Frau Anna Donath aus Steinhausen zu erreichen mit Eigenheim und 700 Euro Rente viewtopic.php?p=133521#133521
Formeln für Zinseszins und finanzmathematische Rente. Die Sexualität des Geldes:
viewtopic.php?t=5319&start=33
Interaktive Rechenblätter für Sexworker
http://bit.ly/sexworkerccc
Oportunistische Kosten
Das sind kalkulatorische Kosten, die auftreten für entgangene Chancen, weil man nicht gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten tanzen kann, aber andere Investitionen evt. rentierlicher sind und den Wettbewerb bestimmen. Wer Geld in eine Firma/Maschine investiert, kann das Geld nicht gleichzeitig auf der Bank vermehren. Die typischerweise entgangenen Zinseszins-Gewinne auf dem Kapitalmarkt müssen also mit der Rendite der Maschineninvestitution verglichen werden. Sie werden abgezogen und nur die verbleibende Rendite, wenn sie denn überhaupt positiv ist, ergibt die effektive Rendite des eigenen Business-Plans. An dieser Kapitalmarktrendite werden alle Firmen und ihre Produktivität und Rentabilität gemessen. Der Kapitalmarkt ist sowohl der Vergleichsmaßstab als auch Verursacher der globalen Konkurrenz, weil es wegen einem globalen Geldsystem strengenommen keine lokalen Nischen mehr gibt. Jeder der sich in eine entfernte Nische begibt nach dem Motto "jeder Topf findet seinen Deckel", bezahlt dafür mit opportunistischen Kosten.
Sexworker zahlen hohe opportunistische Kosten, dafür, dass sie stigmabedingt viel schlechtere Chancen auf dem privaten Partnermarkt haben und daher vielfach isoliert sind oder Single bleiben so als wären sie zum Zölibat verpflichtet. Prof. Edlund 2002 (English mit PDF-Download): viewtopic.php?p=30951#30951 Im Gegensatz zu Priestern haben wir Venuspriester_innen aber so gut wie kein institutionalisiertes Unterstützungsnetzwerk und werden im Gegenteil vielfach diskriminiert oder bekämpft. Wie das genau zu beziffern ist im Business-Plan ist mir schleierhaft.
HuLoKa, der Huren Lohn Kalkulator
Auch das STD/HIV-Risiko kann man/frau als opportunistische Kosten betrachten https://www.google.de/search?q=huloka%2 ... wtopic.php und http://huloka.de
HIV-Risiko-Kalkulation Sexwork von Lycisca
Bei tabulosem Sexangebot (d.h. ohne Kondom) ist bereits nach 100 Arbeitstagen ein realistisches HIV-Infektionsrisiko vorhanden. Nach 5 Jahren Sexarbeit muß mit einer tatsächlichen Infektion gerechnet werden. Bei 80 Euro Risikozuschlag je ungeschütztem Sex ergibt sich eine Risikorente von 1.200 Euro/Monat für diejenigen wenigen, die nach 5 Jahren nichtinfiziert geblieben sind/gesund überleben. Wer bei Sexarbeit, wenn es wie ein nachteiliges Glücksspiel organisiert ist, unbedingt einen bestimmten Betrag gewinnen will, wird mit dem höchstmöglichen Einsatz spielen (bold strategy). Wenn ohne den erhofften Gewinn das Leben an Sinn verliert, dann ist das eigene Leben der Einsatz. viewtopic.php?t=1844
(Siehe auch den Entscheidungsbaum und die Risikostatistik bei PEP - post exposition prophylaxe = nachträgliche Behandlung gegen mögliche HIV-Infektion, wenn das Kondom gerissen ist viewtopic.php?p=17806#17806 - Zuerst testen, ob der Kunde HIV+ ist und dann weiterentscheiden.)
Warum Sexworker aus den Hochlohn-Ländern geringere STI-Raten haben als die Durchschnittsbevölkerung viewtopic.php?p=5171#5171. Nur bei einzelnen Hochrisikogruppen ist das anders: Drogengebraucher, Schwule, spezielle Migrantengruppen.
Angesagte Präventionsmaßnahme: Sexarbeiter in Australien und Nevada untersuchen ihre Kunden vor dem Sex selbst auf sichtbare Anzeichen für STD/AIDS viewtopic.php?t=1310
Weitere oportunistische Kosten entstehen im Bereich seelische Gesundheit und Sex Worker Burn-Out Prävention (SWBO). Hier Tipps zur Prävention von den Sexarbeiterinnen Dr. Annie Sprinkle, San Franciso und Norma Jean Almodovar, Los Angeles: viewtopic.php?p=6996#6996. Konkrete Kosten entstehen z.B. für eine Therapie die ein Sexworker berufsbegleitend durchmacht, um zurückliegende psychologische Themen zu bearbeiten oder für Supervision, um aktuelle Probleme bei der Berufsausübung zu reflektieren. Bei Sozialarbeitern und Heilberufen ist das eine selbstverständlichkeit, wir Sexworker müssen uns selbst drum kümmern.
Checkliste "50 menschlichen Problem-Typen bei der Sexarbeit": download.php?id=543 (PDF).
Besonderheiten und Infos für einzelne Geschäftsmodelle und Sexarbeitsformen

Webcam Pro/Contra-Liste viewtopic.php?p=131564#131564, Verdienstkalkulation viewtopic.php?p=17257#17257, Preisvergleich der Camsex Portale viewtopic.php?p=94465#94465 Branchensteckbrief Case Study Manwin Marktführer download.php?id=1129

Luxusprostitution/High-Class-Escorts viewtopic.php?t=1691

Flatrate viewtopic.php?t=4869, Break Even Verdienstanalyse viewtopic.php?p=61119#61119, Verurteilungen wg. Steuer- und Sozialabgabenbetrug viewtopic.php?p=131504#131504

Privatkontakt Sexarbeit getarnt als private Briefbekanntschaft über Chifre-Kontaktanzeige

Erotikmassage/Tantra/Bodywork gelten auch als Prostitution und sind somit im Sperrbezirk illegal.

Pornodarsteller_in. Hier ist das größte Problem, dass man seine Bildrechte völlig abtreten muß und nur Honorare wie in der Prostitution erhält, aber kein massiv passives Einkommen für die Zukunft aufbauen kann wie andere darstellenden Künstler, die sich selbst vermarkten und alle Verwertungsrechte sichern lassen...

BDSM

Terminwohnung/Reiseescort

Laufhaus (juristisch: Zimmervermietung, früher: Hurenwohnheim) viewtopic.php?t=1415

Telefonsex

Tabledance/Stripshow

FKK-Club

Animations-Bar. Hier ist ein großes Problem schleichend zur Alkoholikerin zu werden.

Migrantinnen im Laufhaus Beispielkalkulation www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41651#41651 und viewtopic.php?p=39273#39273 ( SW-only).

...

Rechtliche Grundlagen der Geschäftsgründung
Prostitutionsgesetz http://sexworker.at/prostg und dort alle weiteren Gesetze verzeichnet (Strafgesetzbuch, Ausländerrecht, Gaststättengesetz... Übersicht: )
Haftungsfragen ? (Einseitig bindender Vertrag laut §2 ProstG)
Risikobewertung und Alternativszenarien:

Risiken:

Razzia mit traumatisierender Wirkung viewtopic.php?p=48268#48268, gefahr der Deportation für migrantische Sexworker aus Drittstaaten

STI regelmäßige Kontrolluntersuchung in verbindung mit aufmerksamer Selbstkontrolle. Untersuchung der Kunden vor dem Sex, so wie es australische Sexworker und Sexworker in Nevada machen viewtopic.php?t=1310

HIV: nur mit Kondom arbeiten. Bei vielen Kunden im Laufhaus auch bei Oralverkehr.

Gewalt: Haßtat, Zuhältergewalt,

Betrug durch falsche Freunde

SWBO (Sexworker Bourn-out) durch Überarbeitung, Stigma, Ausgrenzung, Isolation

Angaben über alternative Entwicklungen (Szenario-Analyse http://de.wikipedia.org/wiki/Business_Case )

Best-case-Szenarien

Pretty-Women-Syndrom d.h. weggeheiratet werden von reichem Kunden

Worst-case-Szenarien

Prostitutions-Fallen (Razzia, Anzeige, Krankheit, Unfall, Haßtat, SWBO...)

Austiegs-Planung:Ausstiegskriterium kann sein Altersgrenze, Ablauf einer festgesetzten Zeit, Erreichung eines Kapitalstocks, Abschluß einer parallel verlaufenden Ausbildung, Erreichung des legalen status für andere Tätigkeiten in Deutschland (Sexarbeit als Migrationsstrategie)

Zeitplanung und To Do Liste

Ablaufplan Einstieg

Planungsphase, Informationen sammeln (Bekannte, Fachliteratur, Fachleute, Internet: Sexworker Forum, Sozialberatungsstellen für Prostituierte viewtopic.php?t=3140

Legalisierung = Behördengänge und Papierkrieg

Finanzamt: Beantragung der Steuernummer

Ordnungsamt/Polizei in Stuttgart und München müssen sich Sexworker amtlich registrieren.

Gewerbeanmeldung wird für die Tätigkeit "Sexarbeiter" nicht angenommen. Das hat bereits der Bund-Länder-Ausschuß Gewerberecht 2002 entschieden. Dennoch besteht seit 2013 Gewerbesteuerpflicht, weil das unterschiedliche unabhängige Rechtsbereiche sind. Urteil BFH viewtopic.php?p=131498#131498. Meldet man ein anderes Gewerbe an, kann einem später Falschanmeldung vorgeworfen werden. Siehe die Kontroverse in Frankfurt/Hessen 2007 viewtopic.php?p=10945#10945.

STD-Stelle am städtischen Gesundheitsamt freiwillig oder zwangsweise in Wien)

Bei nachträglicher Legalisierung, d.h. wenn man schon lange schwarz gearbeitet hat geht über eine nachträgliche Steuererklärung und Steuernachzahlung viewtopic.php?t=875&start=47. Dazu sortiert man als erstes seine Belege z.B. mit Hilfe eines preiswerten, privaten Buchhalters, dann werden die aufgearbeiteten Unterlagen einem Steuerberater übergeben der sich mit Sexwork auskennt, der sie beim FA einreicht. Dann kommt der Steuerbescheid mit einer Nachzahlungsverpflichtung. Nur wenn es zum Streit kommt, braucht man dann einen Fachanwalt Steuerrecht.

Einarbeitungsphase (Lernen, indem man in gutgeführten Läden mit anderen erfahrenen Sexworkern zusammen arbeitet und abschaut, Sicherheitsmaßnahmen, Kobern (=Geschäfts- und Preisverhandlungen), Safer-Sex, unterschiedliche Geschäftsvorfälle und Kundentypen...)

Marktforschung: Studieren der Mitbewerberinnen, Arbeitsstätten, Kundenwünsche...

Marketing: Umsetzen der ersten eigenen Werbestrategie zur direkten Kundenakquise

Internet und Homepageerstellung

Erlernen aller lebensnotwendigen Sicherheitstipps viewforum.php?f=90

Die eigene Persona, das eigene marktfähige Sexwork-Profil entwickeln. Was liegt mir, was mag ich, was kann ich, was sind Tabugrenzen, was kommt gut an, was ist hochpreisig, was ist wenig arbeitsintensiv... Das kann teilweise Jahre dauern und wird schrittweise entwickelt, je mehr man über die Branche erlernt. (Sexworker-Kompetenzen viewtopic.php?t=3608). Wegen dem Diskretionsbedarf bei gleichzeitiger immer bestehenbleibender Outing-Gefahr ist das eine hochkomplexe marketingtechnische-psychologisch-rechtliche Gradwanderung wo es ganz unterschiedliche Konzepte gibt

Kontrollprostituierte = voll geoutet und behördlich registriert, in allen Medien

Legale Sexarbeiter_in = arbeitet den Mindestanforderungen nach legal, nutzt aber alle Möglichkeiten ihr Privatleben und bürgerliche Identität zu beschützen und nicht preiszugeben

Geheimprostituierte = clandestine Schwarzarbeit oder Hobbyhurerei oder "illegaleR" Migrant_in

Lernjahre mit Rundreisen und Arbeit in verschiedenen Betrieben und Arbeitsformen

Geplante Fortbildungen und Dienstreisen

Vernetzung mit Kolleg_innen und Berufsverband http://sexwork-deutschland.de, Beratungsstellen http://bufas.net, intl. Sexworker-Bewegung http://bit.ly/sexworkinternet...

...

Planung und Durchführung nachhaltiger, profitabler, sicherer Sexarbeit

Ausbau der eigenen Kompetenzen (Spezialisierung: Dominaausbildung, Massage, Internet, Film/Video...)

Ausbau der eigenen Arbeitsstätte (Investition)

Umbau des Geschäftsmodells von der Soloselbständigen zur Selbständigen mit Mitarbeiterinnen (Arbeitgeberin. Hier herrscht das zusätzliche Stigma gegen Madams und Zuhälter)

Reisetätigkeit

Eröffnung eines weiteren Ladens (Filiale)

Kapitalanlage

Lebensplanungs-Phasenmodell http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.ph ... &start=178

...

Ausstiegsplanung = "Es gibt ein Leben nach der Sexarbeit !!!" (Sexworker Outplacement):

Berufsbegleitende Fortbildung

Kapitalaufbau, Gibt es einen Betrieb der verkauft werden kann? Wertermittlung

Festlegen eines objektiv bestimmbaren Ausstiegskriterium (Abschluß einer Ausbildung, Kauf eines Hauses, Heirat, Mindestkapital...)

Typische Prostitutionsfalle ist es, dass das gesparte Geld unter der Matraze aufgebraucht wird, wenn es schlecht läuft und man sich wg. Scham und Stigma oder Schwarzarbeit und Löchern in der Biographie und Kriminalisierung nicht mehr traut rechtzeitig aus- oder umzusteigen. Das führt dann zu der sprichwörtlichen Verarmung "Hurengut passt in einen Fingerhut".

http://www.sexworker.at/exit Die Wege und Risiken des Berufswechsels als Sexarbeiterin (Sexworker Outplacement) sollte man vor bzw. während der aktiven Sexarbeit sorgfältig studieren, um die sog. Prostitutionsfallen umgehen zu können. Prostitutionsfalle meint dabei alle unsichtbaren/sichtbaren, gewollt/ungewollt aufgestellten psychologischen/ökonomischen/rechtlichen Hürden, die es Sexarbeiterin schwer machen nachhaltig = dauerhaft erfolgreich zu sein und dann zum Status "gefallener Engel" führen. Dazu ist sowohl Wissen, als auch emotionale Hilfe, dh. das Eingebundensein in ein privates Unterstützungsnetzwerk notwendig.

...

Anhang

Lebenslauf der Gründerin/des Gründers speziell hierfür zusammengestellt

Ausweiskopie, Aufenthaltserlaubnis

Krankenversicherungsbescheinigung

Steuernummer

Kontaktadresse Rechtsvertreter (RA) oder Prostituiertenberatungsstelle

Führungszeugnis braucht man evt. in Zukunft, wenn man einen Sexarbeitsbetrieb genehmigen lassen muß http://sync.in/4R0gI4SsJA
___
Macht es nicht Sinn, so ein Tool zur gemeinsamen Bearbeitung von Texten auch auf unserem Server sexworker.at zu installieren?
http://de.wikipedia.org/wiki/EtherPad

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Marc of Frankfurt
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Update

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fundamentale Ergänzung zum Business-Plan Sexwork


Weil es doch wohl eine nicht unbegründete Volksweisheit ist (vgl. Interview Sozialarbeiterin Sabine Constabel aus Stuttgart), dass man leichter in die Prostitution hinein gerät als heraus kommt, muß der Businessplan Sexwork grundsätzlich anders organisiert sein, als herkommliche Pläne der "normalen" Existenzgründungs-Szene !!!

Unser Sexwork-Business-Plan muß auch folgende Fragen beantworten
  • Will ich nebenberuflich oder hauptberuflich Sexworker werden?
  • Will ich clandestin oder graduell selbst geoutet oder polizeilich-registriert arbeiten?
  • Wie sieht mein Stigma Management aus: Künstler-Name (Geschäft), Community-Name (Vernetzung & Medienarbeit) inklusive der entsprechenden marktgerechten Legenden bzw. conspirative Sicherheitsvorkehrungen?
  • Wie lange oder bis zu welchem Ziel will ich in der Sexarbeit arbeiten?
  • Wie kann ich mein Ziel möglichst genau beschreiben, um die Zielerreichung möglichst objektiv feststellen zu können und welche Leitplanken helfen mir bei der Zeilerreichung?

    Checkliste möglicher Ausstiegs-Szenarios: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99705#99705
    Lebens-Zyklus-Sexwork: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=1667&start=178
  • Welche sogenannten Prostitutionsfallen sind mir bekannt und welche Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen kenne ich oder werde ich mir noch aneignen/genauer studieren?
  • Was will ich nach der Sexarbeit arbeiten?
  • Wie will ich leben? Was ist meine wahre Berufung? Warum werde/bin ich Sexworker?
  • Was brauche ich an Ressourcen (Geld, Wissen, Berechtigungen...) um diese Tätigkeit durchführen zu können?
  • Welche Schritte sind notwendig um diese Ziele zu erreichen?
  • Welche Hilfen habe ich und werde/kann ich mir organisieren/aufbauen?
  • Will ich überhaupt noch Sexworker werden, nachdem ich die Fragen des Business-Plan bearbeitet habe? *LOL* Was halte ich von der "Abschreckungsmaßnahme" & Einstiegs-Hürde Sexworker-Business-Plan?
  • Mein Plan B
  • ...


Was sind Eure Ergänzungen und Korrekturen?

Wer kommt nach Frankfurt und hört sich den Vortrag zu verpflichtenden Sexworker Businessplänen im Kanton Bern an?
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133596#133596

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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von La Marfa »

Ich finde, das sind wundervolle, wichtige und meist völlig außer Acht gelassene Punkte, die du da aufführst.

Man könnte noch einen Ausblick auf den allmählichen Switch von Plan A zu Plan B integrieren, sowie als weiteren Punkt eine jährliche erneute Überprüfung: Wo stehe ich real gemessen an meinen Business-Plan-Erwartungen? Und vielleicht noch das: Ist mir eine Erweiterung meines ursprünglich geplanten Angebots möglich? In welche Richtung?

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Preis x Kundenzahl = Umsatz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt auch im Kanton Zürich, nach Bern:


Prostituierte sollen Businessplan abgeben

Auch Zürcher Prostituierte müssen nun Businesspläne erstellen - so will es der Kanton.
Die Stadt weiss davon nichts.




Zürcher Prostituierte aus Rumänien und Bulgarien müssen nun einen Businessplan vorlegen.

Erst wenige Kantone folgen der umstrittenen Empfehlung des Bundes, von Sexworkerinnen Businesspläne einzufordern – neu gehört auch der Kanton Zürich dazu.

Wie Marc-Aurel Schmid vom Migrationsamt gegenüber der «NZZ am Sonntag» bestätigte, müssen Prostituierte aus Rumänien und Bulgarien nun einen Businessplan vorlegen, «wenn die ausgeübte Tätigkeit aufgrund der Angaben der gesuchstellenden Person nicht eindeutig feststeht».

Die Pläne seien allerdings nicht sehr detailliert und beschreiben beispielsweise die sexuellen Dienstleistungen nicht näher.

«Ausgewiesen werden müssen der Umsatz, die Anzahl Kunden pro Tag und der Preis», so Schmid.

Bei der Stadt Zürich ist man überrascht über die Regelung: «Ich habe es ebenfalls aus der Zeitung erfahren», so Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements. Im Mai sagte er noch, dass Frauen, die auf dem Strassenstrich arbeiten, nicht in der Lage seien, einen Businessplan zu erstellen. «Für mich gilt diese Aussage weiterhin», so Casanova. Man müsse diese Thematik nun intern besprechen.

Bereits 2009 hatte Bern Businesspläne für Sexarbeiterinnen eingeführt – mit gemischter Bilanz. So kritisiert die Beratungsstelle Xenia, das Modell habe die dortigen Sexarbeiterinnen vermehrt in die illegale Prostitution getrieben, weil sie keine Bewilligung erhielten.

Zudem sei die Unabhängigkeit der Frauen auch durch den Businessplan nicht gewährleistet.
Die Zuhälter würden oftmals trotzdem einen Gewinn kassieren.

www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Pros ... n-31709212




Die Forderung nach Business-Plänen gerade von den ausländischen Randgruppen, mit den größten Schwierigkeiten eine profitable Alleinselbständige Existenz nachhaltig aufzubauen scheint sich als reine Schikane zu erweisen. Sie will Prostitution und Migration wie jeher verdrängen, aber kleidet sich in das moderne Kleid der Anerkennung von Sexarbeit und läßt rote Regenschirme auf die Tagesteuer-Vorkassenautomaten drucken...

Dann sollte man doch erstmal von den "Zuhältern" den Business-Plan verlangen, wo viele eh glauben dass die das meiste abgreifen. In Deutschland können die Abgaben an Zuhälter übrigens von der Steuer abgesetzt werden (Urteil 2013)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=129831#129831
Hier eine Kritik an der Besteuerung nur der Sexworker statt der schwerer zu fassenden Zuhälter
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=42700#42700

Sozialarbeiter Studie zu den prekarisierten osteuropäischen Sexworkern in Zürich
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=126901#126901

Mindestlohnkalkulation:
1-5 Kunden/Tag für insgesamt 150 Euro/Tag * 120 Tage/Jahr
entspricht einem fairen Mindestlohn von 18,50 Euro/Stunde bei abhängig Beschäftigten
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=133848#133848

Verdienstkalkulation Rotlichtviertel Duisburg 2013
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=135679#135679
Frankfurt 2008
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41651#41651
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39273#39273 ( SW-only)

Businessplan Sexwork
www.bit.ly/businessplan-sexwork

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Wie siehts in der Praxis aus?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gibt es neue Informationen aus Bern zu den geforderten Sexworker Business-Plänen?

Wie hat so ein Plan auszusehen um akzeptiert zu werden?

Mag jemand berichten, was wir hier noch nicht bedacht / aufgeschrieben haben?

Klaus Fricke
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RE: Hilfe Business Plan!!!!

Beitrag von Klaus Fricke »

@ Mark,

auf den 2. Frankfurter ProstTg wurde zu den Züricher Plänen referiert. Das Verfahren hat kafkaeske Züge und dient einzig und allein dazu Hürden in eine Höhe zu legen, dass sie von nicht deutsch/italienisch/französisch sprachigen Menschen kaum allein zu überspringen sind. Entsprechend hat sich wohl auch bereits eine "Beratungsszene" etabliert, die nicht kostenfrei arbeitet. Neue Abhängigkeiten anstatt Rechtsansprüche. Ich denke es wird im Anschluss an die ProstTg eine Dokumentation geben, aus der weiteres hervorgeht.

Bei den Plänen geht es jedenfalls nicht um ein Instrument des Empowermentes, das sie ja auch sein könnten.

Klaus

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3 Lösungswege

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Es wird interessant sein zu beobachten, welche Antworten oder Lösungsstrategien sich auf diese neue Anti-Sexwork-Migranten-Hürde herausbilden werden.

Danke für das Infoupdate.



Ich will mal 3 Strategien unterscheiden und beschreiben mit all ihren Konsequenzen für uns Sexworker:
  • öffentlich-rechtliche NGO-Strategie
    Organisationen, wozu ich die Beratungsstellen aber auch Sexworker-Gewerkschaften zähle, können nur politisch handeln über den Machtmechanismus der Interessen-Integration (Stellvertretung). D.h. sie müssen Stimmen oder Fälle sammeln, damit sie die Politik auffordern oder zwingen können positive Veränderungen einzuleiten. Bei Hilfsorganisationen führt das dazu, dass sie sich die schlimmsten Opferstories raussuchen, etwas überhöhen und damit Öffentlichkeitsarbeit machen. Das Überhöhen ist teilweise allein schon verursacht aufgrund der Datenselektion aufgrund er Gesetze in Medien und Öffentlichkeitsarbeit (siehe die Entstehungsgeschichte der Zahl 400.000 Sexworker in D oder der horrenden Menschenhandelsopferschätzungen (Prof. Bales)). Das machen die NGOs der Hurenberatungsstellenbewegung nicht anders als prostitutionsfeindlichen Abolitionisten.

    Parallel dazu läuft Einzelfallhilfe, die aus mehreren Gründen nicht vollkommen niedrigschwellig sein kann, einmal weil sie zuvor ein Outing für Hilfebedarf einfordert ("How many social worker does it take to change a light bulb?" und bekanntlich sind viele Betroffenen zu "stolz") und weil für professionelle Beratungsarbeit ein Wissensvorsprung abgesichert werden muß, um die Einkommenstellen für die Berater erhalten zu können. Letzteres ist insbesondere dann ein Problem, wenn erfahrene Sexworker systematisch von diesen Stellen oder Einkunftsmöglichkeiten ausgegrenzt sind (Akademikerzwang wg. Haushaltsgesetzen. Nur in Australien haben Sexworker diese Exklusions-Hürde und "gläserne Decke der Hurenkarriere" dank Affirmative Action Policy = Sexworker Selbstermächtigungs Strategie - S³ überwinden können und gegenüber der Politik durchsetzen können, das auf ihren öffentlich finanzierten Stellen nur Sexworker und Ex-Sexworker zugelassen werden).
  • Marktwirtschaftliche Gesetze
    Weil Fachinformation für Sexworker und Migrantinnen einen existenziellen Wert, einen Geldwert haben, werden sich auch wirtschaftlich entlohnte Lösungen etablieren, was mit "informeller überteuerter Beratungsszene" gemeint ist. Hier gibt es erfahrene (Ex-)Sexworker, Betreiber, Schleuser/Reisebegleiter/Menschenhändler etc. die ihr Wissen wie man im Sozialstaat und Rechtsstaat überlebt weitergeben gegen Honorar. Sie werden allerdings nur das und nur so viel verlangen können, was der Markt der Nachfrager auch bereit ist zu zahlen (Preisbildungsmechanismus durch Marktgleichgewicht). So zu arbeiten ist das Geschäftsprinzip sowohl im legalen Bereich: Steuerberater, Rechtsanwalt, Arzt, Ingeneur... als auch im Informellen (Drittpartei Prostitution): Zuhälter (Vermittler), Menschenhändler (Reisebegleiter), Betreiber (Vermieter, Werbeagentur)...

    Bsp. für die m.E. am Thema vorbeigehende Wucher-Preis-Debatten (Mieten und Beratung für Migranten in Köln, Dortmund... aber auch bei Bordellzimmermieten in Großbrodellen und Laufhäuser (Pascha, Paradise...). Dabei sind Bordellzimmer ja keine Hotelzimmer, sondern Gewerbeflächen(!) wo mit Sexwork extrem viel verdient werden kann. Mietpreise enthalten bereits hohe Kosten für Security und Werbung. Betreiber sind ferner Monopolanbieter wg. der ubiquitären Sperrgebietsverordnungen und Prostitutionsverbote... d.h. der planwirtschaftlichen Synergien die sich im legalisierten Kapitalismus zwischen Großinvestoren und Politik ergeben (Ulrike Herrmanns).)
  • Sexworker-Selbstorganisation
    Wenn beide obigen Systeme (Verbände und Marktökonomie) noch nicht etabliert sind, oder zu ineffizient oder teuer sind, dann bleiben die Sexworker auf sich selbst und ihre informellen Netze zurückgeworfen. Das ist die Situation der Selbsthilfe (grass root). Konkret würde das im Fall der Business-Pläne so laufen, wie wir es in diesem Thema bereits angefangen haben. Jemand beschreibt sein Problem-Bedarf und andere die Helfen können geben Antworten. Auf diese Weise der geldlosen Tausch-Ökonomie können sich sehr qualitätsvolle Lösungen entwickeln, insbesondere seit das Internet eine kritische Masser ermöglicht (Bsp. Wikipedia und Sexworker Forum). Eine besondere Variante ist dabei das "Leaken" wie bei Wikileaks von Julian Assange (Übersichtsposting Sexwork) oder Edward Snowden, wo behördliches Insider-Wissen gratis verbreitet wird (auch entgegen gesetzliche Auflagen: Whistleblower), um die Macht von Autoritäten zu begrenzen durch Wissenproliferation ans (fleißig arbeiten müssende) Volk.



Anzustreben wären Muster-Business-Plan-Formulare, die dann in alle Sexworker-Migranten-Sprachen übertragen werden und dann zum freien Download bereitstehen.

Wir arbeiten bereits dran
www.bit.ly/businessplan-sexwork

www.bit.ly/sexworkerccc - collaborate cloud computing - gemeinsame offene Rechenblätter





- Knappe oder kaum freie Resourcen für pro bono Arbeit durch prekär Arbeitende
- teilweise geringer Bildungsgrad oder fehlende Sprachkenntnisse (Access, Niederschwelligkeit)
- erhöhte marktwirtschaftliche Konkurrenz in ungeschützten informellen Märkten (frühkapitalistische Ausbeutung)
- geringes soziales Gemeinschaftsgefühl (fehlende Sozialkontrolle) bei clandestinen, ausgegrenzten Randgruppen wie Sexworkern (Gefahr für Moral Hazard, Gefangenendilemma und Rationalitätenfalle [Prof. Stützel])
steht dem Projekt entgegen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Rationalit%C3%A4tenfalle

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Marc of Frankfurt
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Sexworker-Betriebsbewilligung in Bern/Schweiz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Seit 2001 würden die offiziell 20.000 Sexarbeiter/innen in der Schweiz neuen Prostitutionsgesetzen und entsprechenden Verordnungen unterworfen.

Bislang gäbe es etwa 7 – 8 unterschiedliche Prostitutionsgesetze in den 26 Schweizer Kantonen. Die Frauen in der Sexarbeit hätten in diesem Zusammenhang viele Pflichten, aber kaum Rechte.

Jede EU-Sexarbeiterin im Kanton Bern müsse nun eine
- „Betriebsbewilligung“ beantragen und neben dem
- Nachweis einer Kranken- und
- Hinterbliebenenversicherung auch einen
- handschriftlich verfassten Businessplan bei der Migrationsbehörde einreichen. Handschriftlich deshalb, damit kein Zweifel an der möglichen Unabhängigkeit der betreffenden Frau bestehe.


Nach einer Unmenge bürokratischer Formalitäten schließe sich für die Sexarbeiterinnen ein persönliches Interview bei der Migrationsbehörde an, bei der auch ein Polizeipsychiater zugegen sei.

- Sexarbeiter/innen müssten dort darlegen, welche Sexpraktiken sie anbieten.

- Sie müssten zudem erklären, ob ihre Mutter von ihrer Tätigkeit wisse. Und zwecks Überprüfung der Angaben müssten sie auch die Telefonnummer ihrer Mutter angeben.

- Jeder Adresswechsel der Sexarbeiter/innen reiche aus, um mit dem Procedere einer Betriebsbewilligung wieder von vorne zu beginnen.

Das ganze Verfahren der Konzessionierung diene angeblich der Opferidentifizierung im Zusammenhang der Bekämpfung des Menschenhandels.

Jacqueline Suter erklärte, sie könne der Absurdität des gesamten Verfahrens nur noch mit ironischer Distanz begegnen. Die behördliche Vorgehensweise sei schikanös und trage in keiner Weise der Mobilität der Sexarbeiterinnen Rechnung.



Jacqueline Suter von der Beratungsstelle Xenia (Bern)
2. Frankfurter Prostitutionstage 2013
http://www.donacarmen.de/?p=442

Formulare und Gesetz für Bern
viewtopic.php?p=137265#137265



"Ironische Distanz" ist angesichts dieser "Bedrohungslage" für Sexworker-Migrant_innen im Reglementierungssystem der Prostitutionskontrolle natürlich nicht die optimale Strategie, auch wenn es zweifelsohne ein Selbstschutzmechanismus ist zur Burn-Out-Verhinderung. Aber was heißt das für pot. SWBO-bedrohte Sexworker, wenn schon Beraterinnen diese Symptome zeigen.