Menschenhandel vs. Migration

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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JayR
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Susie Brightman und Laura Agustín: Sex at the margins

Beitrag von JayR »

Dieser Artikel lohnt sich wirklich zu lesen. Es geht um die Rettungs-Industrie, Trafficking, Migration und Sexwork.

Im Artikel sind viele weiterführende Links eingebaut.

The Truth Behind the Sex Trade

While many migrants are forced into sex work, the rescue industry's moral position has hindered their own efforts to stop it, according to a new book, Sex at the Margins: Migration, Labor Market and the Rescue Industry.

For quite some time, we've heard about the sex slaves -- the traffickers, the sexual bondage emerging at the border. The discovery makes free citizens sick; we feel like we must to do anything to make it stop, to uncover the beast.

But something very weird has been happening. Last month in the Washington Post, a shocking story appeared: Human Trafficking Evokes Outrage, Little Evidence: U.S. Estimates Thousands of Victims, But Efforts to Find Them Fall Short.

...

When well-intended social workers and enforcement agents sought out female migrant workers with grievances, they often found people who said, "I'm desperate for papers, but I'm not doing sex work -- I'm in a different sort of bondage!"

Or, they found migrants who said, "I am doing sex work, but I'm making it worth my while, and the one way you could help me is by either getting out of my way or getting me legal documents so I make my own decision." Or, they found male prostitutes who didn't fit the feminine portrait of victimization at all, and they weren't eligible for "help," either. The problem as conceived by the policy makers was completely mismatched with the reality.

AlterNet
http://www.alternet.org/story/64846/

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Marc of Frankfurt
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GAO (US Bundesrechnungshof) klagt an:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

United States Government Accountability Office (GAO):

July 2006
HUMAN TRAFFICKING


Better Data, Strategy,
and Reporting Needed
to Enhance U.S.
Antitrafficking Efforts
Abroad

Report to the Chairman, Committee on
the Judiciary and the Chairman,
Committee on International Relations,
House of Representatives

http://www.gao.gov/new.items/d06825.pdf

(69 Seiten)




Dieses Regierungs-Prüfungs-Dokument meldet erhebliche Kritik und Zweifel an den offiziellen Menschenhandelsstatistiken an.

So sollen entgegen den Schätzungen der Menschenhandelsopfer in den USA von allein für 2003 geschätzten 14.500 bis 17.500 jedoch in den letzten 4 1/2 Jahren tatsächlich nur 900 gefunden worden sein (Seite 17).

Das sind ca. 200 gefundene Opfer pro Jahr und also lediglich 1 % der offiziellen Schätzungen. In den Medien und im öffentlichen Diskurs wird demnach über 99 % hypothetische, nichtnachgewiesene Opfer die politische Debatte geführt und zwar insbesondere gegen Prostitution!

Quelle:
la muchacha Nr.7 Seite 20 - Zeitung von www.donaCarmen.de

Bild

Die neue jährlich erscheinende Zeitung ist da:
32 Seiten knallharte Infos zur Prostitutionspolitik.
Sie kann für 1 Euro + Porto beim Verein bestellt werden
(macht Sammelbestellungen).

Tel/AB/Fax: 069 - 7675 2880
donaCarmen@t-online.de





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Kinder

Beitrag von Marc of Frankfurt »

UNICEF warnt vor Kinderhandel

Erschreckende Zahlen in Wien:
Seit 2004 wurden 1.300 Fälle dokumentiert. Die meisten Kinder stammen aus osteuropäischen Ländern.

KURIER/Berger
Die Kinder werden zum Stehlen, Betteln oder sogar zur Prostitution gezwungen. Weltweit werden nach Schätzungen des UN- Kinderhilfswerk UNICEF jedes Jahr 1,2 Millionen Kinder zu Opfern von Kinderhandel. Auch Österreich bleibt davon nicht verschont.

Dokumentierte Zahlen gibt es zwar lediglich in Wien, aber diese sind erschreckend: Seit 2004 hat es allein in Wien über 1.300 Aufgriffe gegeben, teilte UNICEF am Mittwoch mit.

Dabei handelte es sich um Kinder, die meist aus osteuropäischen Ländern wie Bulgarien und Rumänien zum Stehlen, Betteln oder sogar zur Prostitution nach Österreich gehandelt worden sind. Und diese Zahlen stellen laut UNICEF nur die Spitze des Eisbergs dar, denn Kinderhandel findet zumeist im Verborgenen statt. Für den Rest von Österreich fehlen die wissenschaftlichen Grunddaten über Kinder, die hierzulande identifiziert und betreut wurden bzw. werden. Das hat zur Folge, dass man über Ausmaß sowie Formen des Kinderhandels in Österreich nur spekulieren kann.

Betroffene des Kinderhandels brauchen besonderen Schutz und besondere Unterstützung, weil sie häufig schwer traumatisiert sind. In Österreich gebe es aber bisher kein adäquates und koordiniertes Vorgehen bei der Betreuung für diese Kinder, kritisierte die Organisation.

Anlässlich des EU-Tages gegen Menschenhandel am Donnerstag machten internationale Kinderrechtsorganisationen darauf aufmerksam, dass Österreich zwar erhebliche Fortschritte in der Bekämpfung des Menschenhandels vorweisen kann, jedoch einige grundlegende Maßnahmen im Bereich des Kinderhandels ausständig sind.

Artikel vom 18.10.2007, 10:32 | apa | gn
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Fremdenrecht/Zuwanderungsrecht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ablehnungsgründe

Dass ein Beamter des Innenministeriums in einen ablehnenden Bescheid auf einen Asylantrag als Begründung hineinschreibt, die Antragstellerin könne ja in Nigeria der Prostitution nachgehen, denn dort sei echt eine Marktlücke (er hat es eleganter formuliert) und auf ihr Baby werde schon jemand aufpassen, ist zwar gemeldet worden, erregte aber nur kurz Aufmerksamkeit.

Ebenso, dass in einem anderen Ablehnungsbescheid geschrieben wurde, die Vergewaltigung einer tschetschenischen Frau sei unglaubwürdig, weil sie dann eigentlich von ihren Brüdern oder ihrem Vater im Zuge eines Ehrenmords hätte umgebracht werden müssen. Das ist ungerecht, denn es zeigt doch, dass unsere Polizeibürokratie sich wirklich bemüht, die sozio-kulturellen Gegebenheiten in fernen Ländern wie Nigeria und Tschetschenien zu erkunden und in ihre Bescheide einfließen zu lassen. Minister Platter kann stolz sein auf seine Mitarbeiter, die keine Fließbandbescheide mit Textbausteinen erstellen, sondern einfühlsam auf die jeweilige Situation eingehen.

In Tschetschenien vergewaltigt, in Nigeria zur Prostitution gezwungen, das muss man alles nicht so eng sehen!
(rau/DER STANDARD, Printausgabe, 18.10.2007)
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Podiumsdiskussion

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"50 Prozent stehen hinter Prostitution"

Standard-Debatte über Frauenhandel zwischen Kino, Politik und Wirklichkeit

Wien – "Ich muss mit diesem dicken, alten, betrunkenen Mann schlafen", sagt der Zollwächter. Vorerst verwirrt Anja Salomonowitz’ Film den Zuschauer. Doch bald begreift er das Konzept von "Kurz davor ist es passiert"; und so auch das Problem: Frauenhandel. Die Standard-Debatte am Montagabend über die Verbindung von Fremdenrecht und Frauenhandel begann im Wiener Gartenbaukino auf der Leinwand. Der Film zeigt den Alltag von Menschen, die mit den weiblichen Opfern irgendwie zu tun haben: der Zöllner, der Kellner im Bordell, die Hausfrau in der Provinz. Unvermittelt erzählen diese Leute dann die Geschichten der Frauen.

"Diese Geschichten passieren nicht schicksalhaft, sie sind strukturell bedingt", machte Regisseurin Salomonowitz anschließend selbst den harten Schnitt vom Kino zur Politik. Petra Stuiber, Chronik-Ressortleiterin des Standard, wollte von ihren Gästen wissen: Begünstigen Österreichs Gesetze Gewalt gegen Frauen?

Abhängige Frauen

Grünen-Vizechefin Eva Glawischnig lobte zunächst Salomonowitz, versuchte aber rasch der Rolle als Oppositionspolitikerin gerecht zu werden: Es sei "nicht vom Himmel gefallen, dass Asylwerberinnen nur als Prostituierte arbeiten können". Rechtsanwalt Georg Bürstmayr stimmte zu. Das heimische Fremdenrecht mache "den Frauen Unabhängigkeit schwer". Justizministerin Maria Berger (SPÖ) startete zur Verteidigung der Gesetzeslage mit der lakonischen Bemerkung, sie habe "das große Los gezogen, die Bundesregierung zu vertreten" – zumindest im Publikum ein Lacherfolg. Gegen Frauenhandel sei "in Österreich noch vieles zu tun", räumte sie ein, aber weniger bei den Gesetzen, "sondern bei der Schulung und Sensibilisierung der Behörden".

Am Dienstag kündigte Berger darum einen konkreten Aktionsplan gegen Menschenhandel gemeinsam mit Außenministerin Ursula Plassnik an. Das Problem sei, dass Opfer von Menschenhandel von den Behörden nicht also solche erkannt würden, hatte die Justizministerin schon auf dem Podium gesagt. "Diese Hintertür gibt es nicht mehr", antwortete sie auf eine Frage nach dem im Film vorkommenden "Tänzerinnenvisum" aus dem Publikum. "Wo Nachfrage ist, werden neue Hintertüren geschaffen", antwortete Jurist Bürstmayr. Neben den direkten Profiteuren stünden, "polemisch gesagt, 50 Prozent der Bevölkerung hinter der Prostitution". Stuiber hakte nach: eine Lobby der Bordellbesitzer bis in Regierungskreise? "Eher ein augenzwinkernder Umgang mit Gesetzen", so Bürstmayr.

(Lukas Kapeller/DER STANDARD; Printausgabe, 17.10.2007)


Bild

Standard-Ressortchefin Petra Stuiber, Anwalt Bürstmayr, Justizministerin Berger und Grünen-Vizechefin Glawischnig diskutierten, ob und wie das Fremdenrecht den Frauenhandel in Österreich begünstigt.
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Gedenktage - Aktionstage

Beitrag von Marc of Frankfurt »

EU Anti-Trafficking Day - "Trafficking in Human Beings: Time for action!"

18 October 2007, Brussels

http://ec.europa.eu/justice_home/news/i ... dex_en.htm





Beschluß des Europarates:

http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=25679#25679






Gedenktag 17. Dezember

Gedenktag gegen Gewalt und Diskriminierung von Sexarbeitern


http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=7675#7675

viewtopic.php?t=2223 (Kalenderblatt 17. Dezember)





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Pressemitteilung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Pressemitteilung



18. Oktober: Europäischer Tag gegen "Menschenhandel"

- Schluss mit der Hysterie!





Die Prostituiertenorganisation Doña Carmen e.V. (Frankfurt/Main) fordert ein Ende der verbreiteten Hysterie zum Thema "Menschenhandel". Die Debatten darüber beruhen in den seltensten Fällen auf Fakten, sondern auf fiktiven Annahmen.



So bedauerte das Europäische Parlament in einer Stellungnahme vom Januar 2006 "den Mangel an verlässlichen Daten über das Phänomen des Menschenhandels in Europa sowie die Tatsache, dass weder Kommission noch Europol noch irgendeine andere Einrichtung der EU in der Lage war, konkrete Zahlen über das EU-weite Ausmaß des Menschenhandels zu veröffentlichen, und bedauert insbesondere den Mangel an Daten über stärker gefährdete Gruppen wie Frauen und Kinder… "



So erklärte ein im Juli 2006 veröffentlichter Bericht des US Government Accountability Office (GAO) - eine amerikanische Regierungsbehörde mit Sitz in Washington D.C.:

"Die US-Regierung schätzt, dass jährlich 600.000 bis 800.000 Personen über internationale Grenzen gehandelt werden; nichtsdestotrotz sind solche Schätzungen der weltweiten Menschen-handelsopfer fragwürdig. Die Genauigkeit der Schätzungen wird aufgrund methodologischer Bedenken, Lücken bei den Daten und zahlenmäßiger Abweichungen in Zweifel gezogen. Die Schätzung der US-Regierung wurde - um das zu verdeutlichen - von einer einzigen Person entwickelt, die nicht ihre gesamte Arbeit dokumentiert hat, so dass diese Schätzung nicht mehr nachvollziehbar ist und damit Zweifel hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit aufwerfen dürfte."



Laut bundesdeutscher Polizeilicher Kriminalstatistik zur Entwicklung des Straftatbestands "Menschenhandel" sind in der Zeit von 1998 bis 2005 die Zahl der Fälle sowie Tatverdäch-tigen bei Menschenhandel um 39%, die Zahl der mutmaßlichen Opfer sogar um 69% zurückgegangen. Pro Jahr werden lediglich 140 Personen hierzulande als Täter verurteilt.



Es ist das Ziel der Kampagnen gegen den so genannten Menschenhandel, die freiwillige Migration insbesondere von Frauen in reichere Industrienationen zu unterbinden. Dies trifft besonders Prostituierte. Dagegen wendet sich Doña Carmen.



Dass sich mit dem Film "Trade" jetzt auch noch die Märchenfabrik Hollywood mit "Menschenhandel" befasst, ist nur konsequent: Dichtung und Wahrheit gehen munter durcheinander, die Fakten bleiben auf der Strecke. Diese aber besagen: "Menschenhandel" ist kein Phänomen von gesellschaftlicher Relevanz.





Doña Carmen e.V. - Verein für soziale und politische Rechte von Prostituierten -



Elbestraße 41

60329 Frankfurt/Main



Tel/Fax: 069/ 7675 2880

DonaCarmen@t-online.de

www.donacarmen.de

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kinderhandel

«Oft zu Straftaten gezwungen»

Eine Untersuchung des UNO-Kinderhilfswerks Unicef kommt zum Schluss, dass es auch in der Schweiz Kinderhandel gibt.


Elsbeth Müller, Leiterin von Unicef Schweiz, fordert eine Sensibilisierung der Behörden.

Untersuchungen des UNO-Kinderhilfswerks Unicef zeigen, dass auch die Schweiz von Kinderhandel betroffen ist.

Elsbeth Müller: Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Schweiz im internationalen Kinderhandel sowohl ein Transit- wie auch ein Aufnahmeland ist. Innerhalb der Schweiz besteht ein Risiko, in den Strudel des Kinderhandels zu geraten.

Welche Kinder sind davon betroffen?

Das sind vor allem schutzbedürftige Kinder, die in Randgruppen leben. Es können unbegleitete Minderjährige sein, die sich im Asylverfahren befinden oder deren Asylgesuch abgelehnt worden ist.

Es geht also meist nicht um Kinder, die für den Handel in die Schweiz gebracht worden sind.

Nein. Es sind zum Beispiel Kinder, die als Drogenkuriere missbraucht werden und allein mit Touristenvisum in die Schweiz reisen. Sie verlieren nach Ablauf des Visums ihr Aufenthaltsrecht. In dieser schwierigen Situation sind sie von Ausbeutung bedroht. Sie stehen oft in starker Abhängigkeit, was ausgenutzt wird. Für Kinder ist es extrem schwierig, sich solchen Situationen zu entziehen.

Sind das zum Beispiel Sans-Papiers?

Ja, aber auch Kinder, die als Flüchtlinge in die Schweiz kommen und in einem Asylverfahren stehen. Sie sind hier nicht registriert. Weil die Schweizer Nationalität nicht leicht erhältlich ist, riskieren sie durch die Maschen des sozialen Auffangnetzes zu fallen.

Existiert in der Schweiz ein Kinderhandel im Zusammenhang mit Prostitution?

Es gibt junge Mädchen, die für Prostitution in die Schweiz geholt werden. Bei anderen von Kinderpornografie betroffenen Kindern bestehen zu wenige Schutzmöglichkeiten. Das erachten wir auch als eine Form des Kinderhandels, weil mit Kindern Geld verdient wird.

Gibt es auch Fälle, in denen Kinder in der Schweiz als Arbeitskräfte missbraucht werden?

Bekannt sind vor allem Fälle, in denen Kinder zum Zwecke des Stehlens in die Schweiz gebracht werden. Diese haben keine Papiere. Werden die Kinder von der Polizei gefasst, so kommen sie zurück in ihr Heimatland. Sie bleiben so oft von den gleichen Personen abhängig und können nicht aus dem bisherigen System ausbrechen.

In welchem Ausmass findet in der Schweiz Kinderhandel statt?

Das Bundesamt für Justiz ging in seinem Bericht «Menschenhandel in der Schweiz», aus dem Jahr 2001, von bis zu 3000 Personen jährlich aus. Wie viele davon Kinder sind, bleibt offen, weil wir uns hier in einer Grauzone bewegen.

Welchen Herausforderungen muss sich die Schweiz in diesem Zusammenhang stellen?

Wichtig ist eine verstärkte Sensibilisierung von Untersuchungsbehörden, der Polizei und Richtern. Nur wenn die Fälle von Kinderhandel als solche erkannt werden, können wir sie auch erfassen und gezielte Massnahmen entwickeln. Die Sensibilisierung ist ein Element des von uns geforderten Aktionsplans.

Was vernachlässigen die Behörden?

Ein Problem ist, dass von der Polizei gefasste Kinder in solchen Situationen kriminalisiert werden. Es ist aber falsch, einem Kind Straftaten anzulasten, die es aus einer Abhängigkeit heraus begeht. Zum Beispiel als Drogenkuriere eingesetzte Kinder begehen diese Straftat nicht, weil sie das wollen. Sie werden vielmehr dazu gezwungen und haben keine Chance, der Straftat zu entgehen. Es ist besser, die Kette zu durchbrechen, als das Kind dorthin zu schicken, wo es wieder ausgebeutet wird.

Interview: Bernhard Kislig
espace.ch/artikel_434334.html

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Tipps für Migranten

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Handbuch für MigrantInnen mit Weg nach Deutschland:

Migrating to Germany?
Be safe!


von den Hilfsorganisationen Ban Ying, Berlin www.ban-ying.de
www.responsibleclient.de und GAATW Bangkok www.gaatw.net 24.9.2007.

Tipps für den Einstieg in die Sexarbeit (S. 12 f)

"She has a work permit by means of her marriage and may work. ... For if you want to indulge in prostitution as a self-employed person, you would have to fulfil the high conditions cited above, e.g. create 10 jobs or invest 1,000,000 €. ... Sex workers from the new EU-countries can work in Germany as selfemployed persons without having to fulfil these conditions."

http://www.gaatw.net/publications/safem ... 9.0721.pdf
(42 Seiten)

Eine damalige GTZ-Broschüre mußte leider eingestampft werden, weil ein bayerischer Politiker sich beschwert hatte, die Ehe würde in Mißkredit gebracht durch solche Tipps.





Fachwissen für MigrantInnen auf dem Weg in die Gegen-Richtung - Migration nach Hongkong:

Things To Know Before You Go


2002 by Zi Teng www.ziTeng.org.hk

http://www.ziteng.org.hk/pub/dl_e.html
(Homepage des Berichtes)





vgl. auch das ausgelaufene Aufklärungsprojekt fem|migration:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=74





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Damit aus guten Vorsätzen gute Taten werden:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Anti-Menschenhandels-Kampf und Menschenrechte: wichtige Veröffentlichungen




Menschenrechtsnormen für den Umgang mit Betroffenen des Menschenhandels


Januar 1999

von Global Alliance Against Traffic in Women, Foundation Against Trafficking in Women und International Human Rights Law Group

http://www.gaatw.net/publications/HRS%20German.pdf
(25 Seiten - deutsch)





Collateral Damage: The Impact of Anti-Trafficking Measures on Human Rights around the World

von Global Alliance against Traffic in Women (Hg.) www.gaatw.net

Dieser Report gibt einen Überblick über die Maßnahmen gegen Frauenhandel in acht verschiedenen Ländern und deren Auswirkungen auf die Menschrechtssituation in diesen Ländern. Analysiert wurden die Maßnahmen und die Menschrechtssituation in Australien, Bosnien-Herzegowina, Indien, Brasilien, Nigeria, Thailand, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.

http://www.gaatw.net/publications/Colla ... _Flyer.pdf
(1 Seite - Werbeflyer für das englische Buch)




_________________





Deklaration der Sexworker-Menschenrechte in Europa

ICRSE | www.sexworkEurope.org

Verabscheidet und unterstützt im Europäischen Parlament, Brüssel 2005

http://www.sexworkeurope.org/site/image ... ion_de.pdf
(17 Seiten - deutsch)

Andere Sprachversionen:
http://www.sexworkeurope.org/site/index ... Itemid=199





STATEMENT FROM INTERNATIONAL SEX WORKER HARM REDUCTION CAUCUS

Barcelona 2008

viewtopic.php?p=34617#34617
(EuroHIV)





Querverweise
Rechte der Sexuellen Selbstbestimmung:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=28946#28946
(Prostitutionskontrolle Internationale Rechtsvergleiche)

Menschenrechte und HIV/AIDS:
viewtopic.php?p=35124#35124
(UNAIDS)





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Grausame transatlantische Seefahrermacht in Deutschland

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Menschenhandelstradition geht in Deutschland bis auf die Wickinger zurück

Die füheste, komplexe Stadt Nordeuropas (1.500 Einwohner auf 26 ha), Haithabu an der Schlei (heute bei Schleswig) war bereits im 9.-11. Jh. eine multikulturelle Metropole, die viele Menschen anzog und manchen Wohlstand gewährte. Doch es wurden dort auch eiserne Sklavenfesseln mit Ketten gefunden, die nicht als BDSM-Fetisch, sondern als Beleg für Menschenhandel gelten.


Bild

Haithabu, nicht für alle heiter.


Das Wickinger-Kartell war ein Handelsimperium mit flottengestützten Beutezügen, Kolonialisierungsgeschichte und Geschäftsbeziehungen von Amerika bis zum Sultan nach Bagdad. Dort waren blonde, nordische Frauen eine Attraktion ebenso wie dichte Wildtierfelle aus den nordischen Wäldern, die die Nordmänner wie Steuern/Schutzgelder eintrieben, um ihren Handel zu betreiben.


Bild

Um 900 in Haithabu geprägte Münzen (1) und arabische Münzschnitzel (Gewichtsgeld) (2)


Das Vorhandensein von entwickelter Stadtsoziokultur und Geldwesen sind Existenzvoraussetzungen für Prostitution. Haithabu hatte höchst wahrscheinlich auch sein mittelalterliches St. Pauli (Archäologieproblem der Prostitution). Hiermit sind zwei Wirschaftszweige aufgezählt, Sklavenhandel und Sexdienstleistungen, die heutzutage kirchlich-propagandistisch oft als Eins gesetzt werden.


Bild

Großer Jellingstein, christianisierte Runen.


Die Bedeutsamkeit des Handelsknotens ermöglichte jedenfalls auch der christlichen Mission in Haithabu frühzeitig Fuß zu fassen (826). Das Ende fand die Wickingerherrschaft an diesem Welthafen durch Eroberung durch den dänischen König und später deutschen Kaiser. Die Haithabuthese besagt, daß die Schweden von dem Königsgeschlecht aus Haithabu abstammen.





Fernsehdoku:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,187 ... 23,00.html

Wickingermuseum:
http://www.schloss-gottorf.de/wmh

Wickingerinfos:
http://www.wikinger.org





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Afrika-Frankreich ... Afrika-Deutschland

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hilfsorganisation organisiert Menschenhandel im Tschad

Mitarbeiter der französische Kinderrettungsorganisation www.archeDeZoe.fr hat 103 Kinder als angebliche Darfur-Opfer nach Frankreich ausfliegen wollen. Doch die Kinder stammten nicht aus der Krisenregion, hatten noch Eltern bzw. Angehörige im Tschad und es sollten hohe Summen von den franz. Zielfamilien gezahlt werden.

mehr:
Link : faz.net
http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/ausla ... 44/140546/

26. Dez. 2007 - Urteil im Tschad:
Acht Jahre Zwangsarbeit
http://www.tagesschau.de/ausland/tschad26.html
Beobachter gehen davon aus, dass sich die französische und die tschadische Regierung auf diplomatischem Wege geeinigt haben, dass die Verurteilten bald in ihre Heimat zurückkehren können. Der ölreiche Tschad ist eine frühere französische Kolonie.
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/185/149820
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 74,00.html




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Freizügige Adoptionen bei den Inuits sichert das Überleben im Eis von Kanada

http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/64/153669/





_________________





Historische Parallele?

Prinz Albert von Preussen bekommt auf seiner Äqyptenreise 1843 einen ca. 7jährigen nubischen Knaben geschenkt, den er als Diener/Sklave später in Berlin einbürgert. Dessen Sohn Gustav Sabac el Cher machte Karriere als Musiker in der Armee.

Bild

Gemälde "Preußisches Liebesglück" von Emil Doerstling





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OSZE Anti-Menschenhandels Position

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hochrangige offizielle Europäische Position zur Menschenhandelsbekämpfung
der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa):
OSCE Alliance of organisations working on trafficking

Human Dimension Implementation Meeting
Special day on trafficking
3rd October 2006

Organization for Security and Co-operation in Europe (OSCE) Alliance statement on demand


Presented by La Strada International on behalf of the Alliance Expert Coordination Team





The Alliance Expert Coordination Team is convinced that trafficking in human beings cannot be tackled if its root causes are not addressed.

Alongside root causes in the countries of origin including poverty, gender discrimination, violence and corruption and contributing factors during the migration process, such as the lack of safe and legal migration opportunities there are root causes in the countries of destination, including the demand for cheap and unprotected labour.





Therefore we welcome the civil and political attention being paid to research for and action to address the demand side of trafficking.

Demand however is an ideologically loaded term which lacks understanding and definition. In the past much of the focus has concerned demand for trafficked persons’ services in the sex industry. In particular the recent UN Special Rapporteur’s report on trafficking, presented to the Human Rights Council in September devoted almost exclusive attention to demand for trafficked persons services in the sex industry.

But trafficking is defined more broadly under the Palermo Protocol. To do justice to both the definition and the different kinds of trafficking situations that we the Alliance partners address in our day to day work, discussions of demand and measures to be taken ‘to discourage the demand’ (Art. 9.5, Palermo Protocol) must reflect the breadth and seriousness of all purposes for which people are trafficked.

In the OSCE region, alongside trafficking into the sex industry, there is ample evidence of trafficking into construction work, agriculture and food processing, domestic and care work, hotels and hospitality and for the purposes of begging, the exploitation of petty crime and benefit fraud. Worst and hazardous forms of child labour also continue to thrive. Trafficking thus arises in sectors that are legal and regulated or informal and unregulated and for activities that may be illegal.

Among the important questions that need to be addressed on the issue of demand are:
Why does the global demand for cheap labour result in modern day slavery?
Also, is the demand really in fact for trafficked persons labour or services or more generally for cheap, unprotected and - as a consequence- exploitative labour or services?
Research so far has indicated that the demand in activities and sectors prone to exploitation is for employees who are invisible, unprotected, excluded, vulnerable and disempowered. It seems that demand for such labour may often be met, although not exclusively so, through trafficking.

The OSCE Action Plan to Combat Trafficking in Human Beings connects the problem of unprotected, informal and often illegal labour and the demand side in trafficking (Chapter IV, 3.2). It implicitly suggests that to tackle the demand attention must be paid to labour protection in those sectors or activities where forced labour or services are likely to occur. However this connection is not sufficiently acknowledged nor examined in countries where forced and exploitative labour is possibly used in the production of many goods and services. Also the fact that several sectors, especially those that are labour intensive, might not survive without cheap, and unprotected labour is not openly recognised.

In addition to economic factors, the reasons for social acceptance and tolerance of discrimination and exploitation need to be examined:
Why do consumers of products or services provided by exploitative labour and more generally the public tacitly accept this exploitation?
Is there a general lack of awareness amongst consumers preventing them from differentiating between free and fair and un-free labour and service?
Do discriminatory attitudes towards migrant workers underpin this silent or wilful tolerance?

The Alliance firmly believes that research on demand for all forms of trafficked, forced and exploitative labour, including the role of states and the private sector, is needed to fully understand the issues and to explore the responses needed. The respect for and the protection of the human rights of the affected groups should be at the core of all measures taken or policies adopted.

In the debate on the demand side of trafficking, the Alliance calls upon states, intergovernmental organisations, NGOs, labour unions and the private sector to:
  • Broaden the awareness, attention and research into all forms of forced labour and exploitation, whether as a result of internal or international trafficking, and the factors that underpin its demand;
  • Tackle the problem of unprotected, informal and often illegal labour which leads to violations of the rights of migrant workers and fosters trafficking and exploitation;
  • Support the organisation/unionisation of migrant workers/trafficked persons to enable them to better protect their rights;
  • Ensure that informal and unregulated work activities are brought within the protection of Labour laws to ensure that all workers enjoy the same labour rights;
  • Collect information and address all exploitative and hazardous forms of child labour in conformity with the ILO Convention on the Worst Forms of Child Labour and design strategic responses in line with the UN Convention on the Rights of the Child
  • Encourage the creation of ethical employer associations which will adhere to codes of conduct that ensure protection of the rights of its workers;
  • Develop public awareness campaigns on products and services that are produced by exploitative and forced labour and develop guidance to assist consumers in identifying goods or services that have not been produced through exploitation;
  • Sign and ratify the UN Convention on the Protection of the Rights of all Migrant workers and their Families and the Council of Europe’s Convention on Action against Trafficking in Human Beings;
  • Engage in public awareness campaigns focusing on acceptance of migrants and their families to reduce discrimination and stigmatisation of migrant workers.
On behalf of the Alliance Expert Coordination Team:
OSCE/ODIHR,
UNHCHR,
UNDP,
UNICEF,
UNIFEM,
ILO,
IOM,
International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies,
Council of Europe,
ICMPD,
Europol,
Interpol,
Dutch National Rapporteur,
Nexus Institute,
ACTA,
Anti-Slavery International,
ECPAT,
La Strada International,
International Federation of Terre des Hommes,
Save the Children and
Amnesty International.




__________________





Menschenhandel und Prostitution dürfen nicht verwechselt werden.

Trafficking, demand and the sex market


Lin Lean Lim
International Institute for Labour Studies
International Labour Organization
9 Seiten:

http://www.lastradainternational.org/?m ... ument=1334





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 29.11.2007, 14:25, insgesamt 3-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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Hintergrundinformationen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

ARTE Serie "Mit offenen Karten":

Migration - die angeblichen Gefahren



"Eine nähere Betrachtung der weltweiten Bevölkerungsentwicklung führt dazu, die verschiedenen Aspekte der Migration in einem anderen Licht zu sehen und nicht Risiken dort zu vermuten, wo es sie gar nicht gibt."

  • Migration kann die westlichen Gesellschaften vor der Überalterung und damit verbundenen Versorgungsengpässen bewahren.
  • Politik und die Medien schüren ein fremdenfeindliches Bild basierend auf einem fragwürdigen Sicherheitsbedürfnis.
  • Weltweit migriert nur eine Bevölkerungsminderheit kleiner als ca. 3..5 %.
  • Diese Migration findet wiederum zur mehr als der Hälfte unter benachbarten Regionen fernab von Europa statt.
  • Die zu uns Migrierten fallen in unseren Vollkswirtschaften gar nicht sonderlich auf.
  • Die Schengenzone innerhalb Europas gleicht einer Festung mit überall verteilten Lagern für illegalisierte Migranten.
10 Min
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ZWltznJ22wE[/youtube]


www.arte.tv/de/geschichte-gesellschaft/ ... n/396.html

ältere Videos:
www.arte.tv/de/geschichte-gesellschaft/ ... 90780.html (.de)
www.artevod.com/menuConsultation.do?rub ... ayElements (.fr)

Film im Forum (Member only)
http://sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=88





Siehe auch unser SW-Landkartenarchiv:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=21233#21233
(und dort posting weiter oben)

Film: "Die Geldströme der MigrantInnen":
viewtopic.php?p=46696#46696





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 07.12.2008, 02:33, insgesamt 4-mal geändert.

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sheila
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er hat sich ausgezogen und sich auf mich gelegt

Beitrag von sheila »

GERADE läuft im ORF 2 Weltjournal extra, ein Bericht über thailändische Sexworkerinnen in Dänemark.
SExworkerinnen kann man eigentlich nicht sagen, weil sie unter Bedrohung und Zwang arbeiteten.
Ihr Reisepass wurde weggenommen, sie wurden unter falschen Versprechungen gelockt. Im Keller arbeiten, rund um die Uhr... alle Wünsche der Kunden erfüllen, imaginäre Schulden (22.00€) abbezahlen.
"Wenn Du nicht gehorchst, dann werden Dich Deine Eltern nie wiedersehen! Wir bringen Dich um!"
Anne wurde von der Autorin der Doku in Thailand aufgespürt. Wieder in Dänemark, konfrontiert mit ehemaligen Orten des Schreckens, und erinnert sie sich an die Zeit der Angst und des Terrors. Dazwischen werden Tonbänder eingeblendet die mit sexy Stimme die Art der Sex-Dienstleistung und die Adresse beschreiben.
Zwischendurch ein falscher Kunde mit versteckter Kamera Wohnungsbordelle der Thai Frauen gefilmt. Schliesslich auch die Wohnung, wo Anne gearbeitet hat.
"Manche stunken und waren ungewaschen. Manche bissen in meine Brust dass sie blau und schwarz wurde."
Quintessenz des ganzen Beitrages fasst die zweite thailändische Frau: "Ich wünsche mir, dass es die europäischen Männer nicht zu Sexsklavinnen gehen, dann gäbe es keinen Zwangssex und Prostitution."
Ich bezweifle nicht den Wahrheitsgehalt dieser Doku.
Ich stelle nicht in Frage dass jede Art von Zwangsarbeit bekämpft werden muss, ebenfalls wie diejenigen bestraft werden sollen die Menschen in Westeuropa einschleusen um als Bettler-Kinder, Bettler-Alte, Wahrsagerinnen oder Prostituierte das Geld für den "Boss" zu verdienen.
Jede Art von Zwangsarbeit und sklavenähnlicher Ausbeutung soll vom Staat bekämpft werden und das wird sie auch.

In der im ORF2 ausgestrahlten dänischen Doku verbreiten wieder einmal in ihrem beliebten voyeuristischen Duktus die Medien ein Stereotyp von Prostitution als Weibliche Opfer-Männliche Täter, arme Frauen, die zu Sex gezwungen sind und miese Freierschweine, die nur zum Ziel die Befriedigung ihrer Lust haben.

In 90% der Medienberichte zu Sexarbeit wird diese Art der Zwangsarbeit, Sklaverei gezeigt,

Dieser Cocktail aus Sex, Crime, Zwielicht und Zwang.

Ähnlich verhält es sich in dem momentan in Österreich so gehypten Doku-Film "Es passierte kurz davor" von Anja Salomonowitz . Dort lässt sie die "gehandelten" Frauen zu Wort kommen. Diese "mehr oder weniger" authentische Berichte werden von den anderen Personen erzählt, z.B. ein östereichischer Zollbeamte liesst es runter, eine Hausfrau in einem kleinen Ort usw. (über den voyeuristischen Blick im Thread Sexarbeit und Medien)
Dennoch ist auch hier die Koppelung Einschleusen-Sexarbeit-Ohne Papiere-Zwang, evident.

http://www.live-pr.com/weltjournal-extr ... 173872.htm

Medien sind an einem interessiert. Die Fakten und Hintergründe zeigen in diesem ganzen Thread ein differenzierteres Bild, von Marc tadellos recherchiert.

Hier, in diesem Forum, melden wir uns selbst zu Wort.
:hello
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Marc of Frankfurt
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Und noch eine Medienkritik: ARD "Fakt"

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nachlese zur Visa Affäre

Jenseits der Fakten - inmitten der Interessen


von
www.kollegin.de - Portal für Stellenanzeigen in der Sexarbeit


Am 25.4.2005 strahlte die ARD in der Sendung FAKT einen Beitrag mit dem Titel „Schicksal Zwangsprostitution“ aus.
Ganz reißerisch sind die ersten Sätze, die aus dem Off gesprochen werden: „Letzter Donnerstag, kurz hinter der ukrainischen Grenze. Wir sind auf der Suche nach Frauen, die während der Zeit, als die Visaanträge von der Botschaft kaum noch kontrolliert werden konnten, nach Deutschland kamen. Und als Sexsklavinnen endeten, verschleppt und missbraucht durch Verbrecherbanden.“


Steiler Einstieg in ein heißes, sehr emotionalisierendes Thema.
Zur Erinnerung: Bereits 1995 wurde unter der Regierung Kohl (CDU) die Vergabepraxis für Visa gelockert. Eine weitere Lockerung gab es dann unter der Regierung Schröder (SPD). Die Zahl der für an Ukrainerinnen und Ukrainer vergebenen Visa stieg von 148.000 im Jahr 1999 auf 300.000 im Jahr 2001, um dann wieder auf 70.000 im Jahr 2004 zurückzugehen.
Das Wort „Zwangsprostitution“ geisterte durch die Medien und der damalige Außenminister Fischer (Grüne) musste sich vom damaligen Bundestagsabgeordneten und heutigen Wirtschaftsminister Glos (CSU) „Zuhälter“ nennen lassen.


Dabei lässt sich aus heutiger Sicht sagen, dass die Lockerung der Visa-Vergabe zu deutlich weniger ukrainischen Opfern von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung geführt hat. In der amtlichen Kriminalstatistik gehen die Zahlen zurück.
Doch wie auch bei der Fußball-WM im Jahr 2006 sprangen auch bei der Visa-Affäre zahlreiche Huren-Beratungsstellen auf den kostenlosen Werbefeldzug in eigener Sache auf.


Obwohl es evident ist, dass eine Lockerung der Visa-Bestimmungen zu einem Rückgang der Schleuserkriminalität führen muss, da jeder normal denkende Mensch einer legalen Einreise den Vorzug vor einer illegalen gibt, warnten vor allem die christlichen Beratungsstellen vor den schrecklichen Schicksalen, welche ukrainische Frauen angeblich in der Bundesrepublik zu erdulden hätten.


Im Nachhinein erwies sich das alles als bloßes Geschwätz aus Eigeninteresse, schließlich hängt die Vergabe von Geldern auch von der von den Entscheidern gefühlten Bedrohung und der politischen Kooperationsbereitschaft der Beratungsstellen ab.


Zusammenfassend lässt sich sagen: Im Jahr 2005 wurde im Rahmen der Visa-Affäre das Phantom „Zwangsprostitution“ durch die Medien gejagt, im Jahr 2006 fand die Jagd im Zusammenhang mit der Fußball-WM statt.
Immer erwiesen sich die Anschuldigungen und die genannten Zahlen als vollständig gegenstandslos. Doch gleichzeitig wurde nach Verschärfung des Strafrechts, strengeren Kontrollen und Bestrafung der Konsumenten geschrieen; Forderungen die zum Teil schon umgesetzt wurden oder gerade in der Umsetzung begriffen sind.


Es stellt sich die Frage, wie oft eine kleine Minderheit unter Umgehung aller Fakten eine Verschärfung des Strafrechts und der Rechtspraxis noch erreicht?
Im Grunde wird es Zeit, aus der Geschichte zu lernen und die medialen Inszenierungen angeblicher Opfer auf die Fakten hin abzuklopfen, bevor man Entscheidungen trifft. Gerade weil das Thema sehr stark emotionalisierend ist, sollte man sich ausschließlich an den Tatsachen orientieren.


In diesem Zusammenhang ist es notwendig, Ideologie geleitete Beratungsstellen und Institutionen zu umgehen, denn diese handeln nicht im Interesse der Frauen. Schließlich hört dort der Spaß dort auf, wo es ums Geld und die Ideologie geht. So werden von zahlreichen Beratungsstellen nicht vorhandene Zwangsprostituierte für die eigenen finanziellen und politischen Interessen immer wieder instrumentalisiert.
Ein Skandal, der nicht nur die Frauen in der Prostitution betrifft, denn so werden aus Eigentinteresse einiger weniger Protagonisten die Rechte und Freiheiten aller beschnitten.



http://kollegin.de/magazin/meldung.asp?AID=1663054

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"kurz davor ist es passiert"

Beitrag von sheila »

Marc of Frankfurt hat geschrieben: Wien – "Ich muss mit diesem dicken, alten, betrunkenen Mann schlafen", sagt der Zollwächter. Vorerst verwirrt Anja Salomonowitz’ Film den Zuschauer. Doch bald begreift er das Konzept von "Kurz davor ist es passiert"; und so auch das Problem: Frauenhandel.
Der Film zeigt den Alltag von Menschen, die mit den weiblichen Opfern irgendwie zu tun haben: der Zöllner, der Kellner im Bordell, die Hausfrau in der Provinz. Unvermittelt erzählen diese Leute dann die Geschichten der Frauen.
Ein Kritikerfilm
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Kunstaktion

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kunstprojekt CODE:RED

in der Galerie PRESS TO EXIT in Skopje, Macedonien (.mk)


Bild

Link zur Kunstaktion CODE:RED von Tadej Pogacar (1960)


Im Rahmen der Kunstaktion gegen Menschenhandel werden fünf Gymnasiasten die Galeriewände als Schultafel nutzen. Sie werden wiederholt auf die Wände den Satz schreiben: "Sex-workers' rights are human rights".

Das soll Bewußtheit ermöglichen über die Wichtigkeit von Aufklärung, wie die Kette gebrochen werden kann, die wichtige Elemente der gegen Sexarbeiter gerichteten gesellschaftlichen Intolleranz enthält.





Buch von Carol Leigh aka Scarlot Harlot (Foto):
viewtopic.php?p=7911#7911
im Thema: Ausstellungen Sexwork.





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 28.11.2007, 07:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Bi-kontinentale-Lebensentwürfe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn die Liebe auf einen anderen Kontinent hinfällt

Eine Liebesgeschichte wie aus dem Märchen, real in unserer globalisierten Welt.

Bild

Charlotte Sommerer (43) aus Östereich und Josef Latifale der Massai (23, Kenia)

Foto: © Janus TV, prosieben.de

Liebe kennt keine Grenzen. Im Fall von Charlotte und Joseph überbrückt sie sogar tausende Kilometer, kulturelle Unterschiede und Vorurteile. Die beiden haben sich in Josephs Heimat Kenia verliebt, wo Charlotte Urlaub machte.

Joseph ist ein stolzer Massai und tanzt in Touristenzentren für die Gäste. Kurze Zeit später heiraten sie. Bei dem 20 Jahre jüngeren Joseph fühlt Charlotte sich geborgen wie noch niemals vorher bei einem Mann und auch von seiner Massai-Familie wurde sie herzlich aufgenommen.

Doch die Liebe hat auch Schattenseiten: Das Ehepaar muss auf verschiedenen Kontinenten leben. Während Joseph in Kenia Ziegen hütet, arbeitet Charlotte in Kirchberg am Wechsel als Krankenschwester. Sie kann ihren Job als Krankenschwester nicht aufgeben. Ihre Planung sieht vor, dass sie in 10 Jahren als Rentnerin mit ihrem jungen Mann in Kenia lebt. Charlottes Sohn, der genauso alt ist wie Joseph, ist von diesen Plänen allerdings alles andere als begeistert. Er lehnt die ungewöhnliche Beziehung seiner Mutter zu diesem jungen fremden Mann ab.

Zum ersten Mal besucht Joseph Charlotte nun in Österreich, wo er mit Dingen konfrontiert wird, die neu für ihn sind: Konsumrausch, Heimweh nach Afrika und eine Sprache, die er nicht versteht. Auch Charlotte wird von ungewohnten Gefühlen gepackt, sie ist plötzlich eifersüchtig auf ihre Tochter Nadja, die sich blendend mit ihrem Stiefvater versteht. Der Besuch wird zur Bewährungsprobe für die junge Ehe.

Ist es wirkliche Liebe oder inwieweit ist Berechnung im Spiel? Wie können die Kulturunterschiede überbrückt werden oder bleiben sich die Liebenden letztlich immer fremd? Wie können sie ihre exotische Beziehung in einer neidvollen Umgebung schützen? Wie werden Heirat, Migration und gemeinsames existenzsicherndes Leben organisiert?





Siehe auch:

Bild

Film: "Die weiße Massai" (2005)



Frauen als Liebestouristinnen bzw. Freierinnen:
- http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=19906#19906
- http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=23902#23902
- http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=19906#19906
- http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=29215#29215

Nicht ganz so märchenhafte Liebesgeschichte:
viewtopic.php?p=36793#36793





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.05.2008, 00:39, insgesamt 2-mal geändert.

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Definitionserweiterung Menschenhandel auch eingewilligt

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Bushregierung plant Prostitution generell als schweres Verbrechen einzustufen.

Bush Administration wants to make all prostitution a felony.



Under the Trafficking Victims Protection Act of 2000 (22 U.S.C. 7102(9)) that was reauthorized in 2005 but for which funding expires after 2007 the DEFINITION of trafficker including NON FORCED, ALL prostitution! It is already in the current law.

If it was forced it was "Severe Forms" with higher penalties. But aiding consenting private adult prostitution like Aussie Amber's husband was charged with for setting up appointments for her results in 20 years in prison even if not forced, but consenting. To me the most important thing is to get the definition changed to forced like Rhode Island did in June 2007.

I have extensive info on the 2005 Reauthorization Act at
http://www.sexwork.com/coalition/Federallaw2005.html

The details of the Rhode Island new law where trafficking only includes forced into prostitution is at
http://www.sexwork.com/legal/RhodeIsland.html

Here is the definition problem from the Trafficking Victims Protection Act

Definitions (refers back to the definitions in the original section 103(9) of the Trafficking Victims Protection Act of 2000 (22 U.S.C. 7102(9)).

SEX TRAFFICKER:
The term "sex trafficker" means any person who, for financial gain, recruits, harbors, transports, provides, or obtains a person for the purpose of using them for unlawful commercial sex acts.

SEVERE FORMS OF TRAFFICKING:
"Severe" means if by force, fraud or coercion.

But non "severe" trafficking does not require any coercion, i.e. consenting adult sexworkers.

The sex trafficker definition includes the massage parlor owner the escort agency owner regardless if its consenting private adult sexwork that is not the exploitative relationship the word "sex trafficker" implies.

Aussie Amber's husband was charged with this just for helping wife answer phones and set up appointments when touring the U.S. My discussion of the law and Aussie Amber is at
http://www.sexwork.com/legal/TraffickingLaw.html

Consensual in private sexwork as a choice is legal (at least outcall) in almost all the world except the U.S. It is a choice for example of millions of college educated women who choose private consenting adult private sexwork.

What's more the law against private consenting adult sexuality may be unconstitutional under Lawrence vs Texas -see
http://www.sexwork.com/legal/LawrencevsTexas.html

This issue is far more important than the Mann Act changes, which we should also fight!

It is a huge waste of public resource, police, federal agents, the courts and prosecutors to go after in private consenting adult prostitution vs real criminals committing crimes that have real victims. The vast majority of prostitution is not exploitive. Yes forced trafficking as the new Rhode Island law should be illegal and use public resources to fight trafficking that has real victims, not consenting private adult prostitution that is included in the current Trafficking Act that is trying to be reauthorized.

We should spread the word far and wide to get folks to write their Congressperson and fight this waste of resources for private consenting adult prostitution.

Best wishes
Dave in Phoenix

Promoting Intimacy and Positive Sexuality with honestly and integrity
http://www.sexwork.com
http://www.sexworkcanada.com
http://www.lovetouch.info
http://www.libchrist.com





Länderberichte U.S.A.:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=28318#28318





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