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Leben & Liebe
Ich fiel auf einen Gigolo rein
Lina heiratete ihre Urlaubs-Liebe Fethi. Doch der wollte nur ihr Geld. Und Einreise-Papiere für Deutschland
Von Britta Zimmermann
Sie sehen gut aus, sie umgarnen Urlauberinnen mit Komplimenten und Geschenken: Jährlich gehen Tausende von Frauen orientalischen Männern auf den Leim. Viele glauben an die große Liebe, manche geben den Gigolos ihr gesamtes Hab und Gut. Ausgenommen - zuweilen verprügelt - kehren sie irgendwann wieder zurück nach Deutschland. Lina Chahbani (57) war zwar auf der Hut. Doch auch sie musste erkennen: Ihre Hochzeit war ein Riesenfehler ...
Eigentlich wollte Lina sich nur erholen, zu sich finden, ihre gescheiterte Beziehung hinter sich lassen. Als sie im Mai 1997 auf Djerba (Tunesien) ankam, war sie sofort fasziniert. "Die Sonne, die Lässigkeit der Leute. Hier müsstest du arbeiten können!", dachte sich die Unternehmensberaterin.
In einem Lederwarengeschäft in Medoun lernte sie Fethi (heute 40) kennen. "Er sprach fließend Deutsch, war höflich und sehr charmant", erinnert sie sich. Fethi zeigte der 17 Jahre älteren Deutschen die Stadt, half ihr bei der Suche nach einem Büro. "Wir haben viel gelacht, hatten viel Spaß zusammen. Er machte mir Geschenke, wusste ältere Frauen einfach zu nehmen." Als er nach einem dreiviertel Jahr fragte: "Wollen wir nicht heiraten?", willigte sie ein.
"Ich hatte mich ganz langsam in ihn verliebt. Am meisten imponierte mir, dass er nicht einmal versucht hatte, mich ins Bett zu bekommen!", erzählt Lina. Sie besorgte die nötigen Papiere für die Hochzeit, verkaufte ihr Haus in Deutschland. "Ich dachte mir, wenn etwas schieflaufen sollte, kann ich ja jederzeit zurück!" Mit 15 000 Mark machte sie sich auf in ihr neues Leben.
Doch der Albtraum begann kurz nach der Hochzeit im Mai 1998. Fethi verschwand noch in der Hochzeitsnacht - und ließ sich drei Tage lang nicht blicken. Angeblich wichtige Geschäfte. Lina hatte bereits da das Gefühl, einen Riesenfehler gemacht zu haben; sie verdrängte die Zweifel.
Doch der einst so verständnisvolle Fethi wurde zum Tyrannen: Er verbot Lina, mit anderen Männern zu sprechen, haute schon mal mit der Faust auf den Tisch und schrie: "Ich bin der Präsident der Familie!" Und: Er wollte immer öfter Geld von Lina - und rechtfertigte sich dafür mit teils abenteuerlichen Geschichten: Mal wollte er 400 Euro für seine kranke Mutter (die allerdings auf Lina "kerngesund" wirkte), ein anderes Mal wollte er Geld für einen angeblich verschuldeten Freund.
"Sei nicht kleinlich!", sagte sich Lina anfangs. Wollte sie ihn jedoch zur Rede stellen, wich er aus oder sprach tagelang nicht mit ihr. "Und ich habe mich auch noch gefragt, was ich falsch gemacht haben könnte. Diese Männer verstehen es hervorragend, uns Frauen ein schlechtes Gewissen zu machen!"
Als sie von einer zweimonatigen Geschäftsreise aus Deutschland zurückkehrte, flatterte ihr eine Telefonrechnung von über 5000 Mark ins Haus. "Er hat das halbe Dorf von meinem Apparat telefonieren lassen", sagt Lina. Kurz da-rauf bat er sie, eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland zwecks Familienzusammenführung zu beantragen.
Als er danach mal wieder spurlos verschwand, wurde Lina misstrauisch. Sie schrieb noch mitten in der Nacht ein Fax ans Deutsche Konsulat in Tunis, dass ihr Mann vermutlich ein Betrüger und gerade auf dem Weg dorthin sei, um sich eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland zu holen. Zwei Tage später bestätigte sich ihr schlimmer Verdacht: Ein enger Freund der Familie verriet auf ihr Drängen hin, dass Fethi noch zwei älteren Frauen (59 und 76 Jahre) einen Heiratsantrag gemacht habe. Lina sei nur diejenige gewesen, die am schnellsten die Papiere zusammen hatte. "Natürlich hatte ich so eine Ahnung, aber es tat dennoch verdammt weh", sagt sie. "Ich habe zwei Tage lang nur geheult."
Den Antrag hat Lina in letzter Sekunde verhindern können. Aus Wut räumte Fethi ihr Büro leer, schimpfte "Du Hure!" und brach ihr zwei Finger. Um über 30 000 Mark ärmer und eine traurige Erfahrung reicher flog Lina im Dezember 1998 wieder zurück nach Deutschland.
Ihr Rat an alle Frauen: "Finger weg von diesen Männern! Es sind Schauspieler mit psychologischem Talent. Sie können ihre Opfer genau einschätzen und machen nur Sachen mit Kalkül. Die Mentalität passt auch gar nicht zu unserer. Wir wissen nicht, welchen Stellenwert wir bei ihnen haben. Respekt haben sie jedenfalls keinen vor uns."
Ein paar Monate später, bei einem Besuch auf Djerba, sah sie Fethi vor seinem Lederladen. Er grinste nur und sagte: "Hi, Madame! Was soll's, war einen Versuch wert!"
Berliner Kurier, 22.07.2007
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