Freier als Opfer & berühmte / geoutete Kunden

Wer mit Menschen zu tun hat, hat oft genug auch mit Dummköpfen zu tun. Macht eurem Ärger Luft. Es bleibt unter euch. Ebenso sollen hier aber auch vorbildliche Klienten aufgeführt werden. Wie sieht der ideale Klient aus?
HaDe
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Beitrag von HaDe »

sixela hat geschrieben:@annainga und auch Andreas - als meine These ist ja, dass all diese Abolitionistinnen von der Alice Schwarzer abwärts bis hin zu unseren kleinen Standard-Posterinnen mit "echten" SW überhaupt nicht in Kontakt kommen, sondern bestenfalls mit dem erweiterten Umfeld im Bereich der "Ausstiegshilfen". Sie WOLLEN es sich einfach nicht vorstellen können,
Keine Frage. Ich würde sogar weiter gehen: Sie wollen garnicht mit selbstbewussten Sexarbeiterinnen in Kontakt kommen, da sonst ihr Weltbild zusammenbrechen würde.
sixela hat geschrieben: @Andreas - manchmal denke ich, wir sollten uns davon lösen, SW immer nur mit Putzfrauen etc. zu vergleichen, womit man erst recht in dieser "Zumutbarkeitsfalle" landet, die die Abolitionistinnen so gerne stellen.
Hmm.. da wird nicht die Arbeit vergleichen, sondern es geht um die Jobchance. Von Seiten der Prohibitionistinnen wird ja immer die ausweglose Situation der Sexarbeiterinnen hervorgehoben. Und da hilft der Putzfrauen-Job zu argumentieren, dass sie einen solchen Job wohl auf jeden Fall finden würde. Wenn sie einen Putzfrauen-Job nicht macht, muss also die der Wiederwillen als Sexarbeiterin zu arbeiten kleiner sein, als der Wiederwillen als Putzfrau zu arbeiten.

sixela hat geschrieben: Vielleicht sollten wir eher mit Künstlerinnen oder noch besser Hochleistungssportlerinnen vergleichen: die müssen für kurze Zeit Spitzenleistungen bringen, die körperlich und geistig sehr belastend sein können, aber wenn sie die Leistung bringen, dann verdienen sie sehr gut. Ich fände es sympathisch, einmal in diesen Kategorien zu denken...
LOL... ich freu mich schon drauf von Moon & Co zu hören ich wäre ein Prostitutionsromantiker. Aber darauf lasse ich mich gerne ein - schliesslich haben die ganz erbosten Meldungen der Kampf-Emmas durchaus einen gewissen Unterhaltungswert

Andreas

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annainga
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Beitrag von annainga »

der vergleich mit sportlern gefällt mir - werden fußballspieler z.b. doch auch von verein zu verein "verkauft". wie die sich dabei wohl fühlen? ich denke geehrt, je höher die summe ist.

liebe grüße von annainga

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kaktus
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Beitrag von kaktus »

Das ist wirklich ein interessanter Ansatz.
Wer bestimmt eigentlich den PREIS?
Bei den Sportlern (egal in welcher Sportart ob Fussball, Golf, Eishockey, Formel1). ist doch immer die Werbewirksamkeit dahinter. Je besser man jemanden "Vermarkten" kann je höher der Preis. Ist das nicht auch eine Art von Prostitution???
Könnte man nicht versuchen SW der Werbebranche schmackhaft zu machen??
LG Kaktus

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Beitrag von HaDe »

annainga hat geschrieben:der vergleich mit sportlern gefällt mir - werden fußballspieler z.b. doch auch von verein zu verein "verkauft". wie die sich dabei wohl fühlen? ich denke geehrt, je höher die summe ist.
Ich glaube da gibts eine EU-Richtlinie die dieses Praxis ziemlich einschränkt. Hab ich zumindest irgendwann mal gelesen. Aufgestossen ist der EU, dass diese Vorgangweise die Freiheit der Spieler einschränkt - beispielsweise wenn er nicht mehr bei einem Club spielen will, aber der "neue" Club die Ablösesumme nicht zahlen kann oder will.

Klar, wennst dich freiwillig wer anderer teuer ablöst fühlst dich geehrt. Aber wennst festsitzt weil dich keiner um den Preis ablös ablöst könnte das schon etwas beklemmend wirken.

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Beitrag von kaktus »

Klar, wennst dich freiwillig wer anderer teuer ablöst fühlst dich geehrt. Aber wennst festsitzt weil dich keiner um den Preis ablös ablöst könnte das schon etwas beklemmend wirken.
Könnten das nicht die Worte eines/er Älteren SW sein???

HaDe
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Beitrag von HaDe »

kaktus hat geschrieben:
Klar, wennst dich freiwillig wer anderer teuer ablöst fühlst dich geehrt. Aber wennst festsitzt weil dich keiner um den Preis ablös ablöst könnte das schon etwas beklemmend wirken.
Könnten das nicht die Worte eines/er Älteren SW sein???
Könnte - ja. Wobei ich kenne die "Ablösepraxis" in der Sexarbeit nicht. Meiner Ansicht nach sollte Sexarbeit eine selbstständige Dienstleistung sein und Unternehmen dahinter nur die Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen. Wenn sich Bordelle die SW gegenseitig "verkaufen" oder nicht weglassen wenn sie wechseln will finde ich das bedenklich. Schliesslich gibts bei "normaler" Arbeit auch nur extrem selten Ablösen.

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Beitrag von kaktus »

Meiner Ansicht nach sollte Sexarbeit eine selbstständige Dienstleistung sein
ist auch meine Meinung! Es soll aber auch anders sein?
Ich als Kunde kann da nur Vermutungen (durch Gespräche mit SW) anstellen.

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Beitrag von HaDe »

kaktus hat geschrieben:
Meiner Ansicht nach sollte Sexarbeit eine selbstständige Dienstleistung sein
ist auch meine Meinung! Es soll aber auch anders sein?
Ich als Kunde kann da nur Vermutungen (durch Gespräche mit SW) anstellen.
Ich geh auch davon aus, dass die Selbstständigkeit nicht immer gewahrt bleibt. Ist aber ähnlich wie sonst in der Wirtschaft: Um so dringender Du geld brauchst, um so weniger wirst verdienen. Und um so dringener Du einen Job brauchst, um so schlechter sind die Arbeitsbedingungen.

Eine SW mit ausreichend finanziellem Rückhalt kann sich problemlos leisten die Bedingungen von obskuren Bordellen abzuelehnen. Wenn sie nicht dringend auf das Geld angewiesen ist, legt sie selst die Preise fest und kaut/mietet sie sich notfalls ihr Studio selbst. Wenn aber das Geld fehlt, fehlen auch die Optionen und die Frau ist ein bisschen "gezwungen" für sie nicht optimale Bedingungen zu akzeptieren. (Ich hab "gezwungen" deswegen unter Anführungzeichen geschrieben weil ja meinstens niemand mit Pistole hinter ihr steht und sie theoretisch ja garnicht den Job machen muss - Trotzdem kann bei Geldnot (trotz Sozialhilfe & Co) der Druck gross genug sein auch unfaire Vermittlungsanteile und Arbeitsrichtlinien zu akzeptieren)

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Beitrag von sixela »

Also ich hatte, ehrlich gesagt, meinen Vergleich mit den Spitzensportlern nicht uf das Ablöse(un)wesen bezogen, sondern auf persönliche(s) Leistung/Einkommen: ein Fußballer muss für 90 min konzentriert seine Leistung bringen, wenn ihm das gelingt, dann kann er toll verdienen. Trotz Trainings ist er weit entfernt von der üblichen 40-Stunden-Woche. Und so ähnlich sehe ich es auch bei der SW.

Im übrigen sind Fußballer zwar überbezahlt, aber in Wirklichkeit hängt ihr Verdienst mit wenigen Ausnahmen einiger Celebrities (Beckham) sehr wohl von ihrer Leistung ab, nicht von der Werbewirksamkeit. Sie können sich noch so einen guten Namen gemacht haben, wenn sie 1-2 Saisonen keine Leistung bringen, sind sie weg, und je mittelmäßiger die Ligen sind, desto eher trifft das zu. Meiner Ansicht nach können SW, die ihre Kunden nicht so zufrieden stellen stellen, mit ihrer Werbewirksamkeit "Aussehen" länger punkten als Fußballer...

Das Ablösesystem halte ich nicht für vergleichbar. Es ist zwar arbeitsrechtlich etwas umstritten, ob Fußballer Arbeitnehmer ihres Vereins oder doch Selbstständige sind, aber sie können letztlich immer nur für EINEN Verein zur selben Zeit spielen. Wenn man das auf das Sexbusiness übertragen würde, wäre das ein Riesennachteil - sie könnten nur für eine Agentur/ein Bordell arbeiten, müssten sich auf ein bis mehrere Jahre binden, könnten nur bei massiven arbeitsrechtlichen Verstößen (die ja in diesem Bereich nicht kodifiziert sind) aus dem Vertrag austreten, und profitieren von Ablösen würden ausschließlich die "Betreiber", deren notwendige Ausgaben keineswegs mit denen von Fußballvereinen verglichen werden können. Also ich hoffe, dass so etwas nicht eingeführt wird... (oder es gibt "Ablösen" gerade im Bereich des Zuhälterunwesens eh schon, und dann gehören sie erst recht weg).

Etwas off topic, aber weil es angesprochen wurde: Die EU hat nur verboten, dass für Fußballer, deren Vertrag ausgelaufen ist, Ablösen verlangt werden. Die Vereine haben darauf so reagiert, dass sie Spielern Verträge über mehrere Jahre geben und sie dann im Falle von Wertsteigerungen während noch laufender Verträge verkaufen können; der Spieler wird sozusagen aus seinem Angestelltenvertrag vom neuen Verein herausgekauft.
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

JennyHN
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Beitrag von JennyHN »

So, nun habe ich hier den kompletten Thread gelesen und muß mich doch wundern, wo das Topic hin ist....
Schlußendlich scheint es, man sei von "Opfer Freier" zur "Prostitution und Frauenbewegung" gekommen...

Nun gut - annainga sagt immer wieder, sie kenne keine Frau, welche diesen Job aus wahrer Leidenschaft und mit Freude ausübt...

Ich kann nur von mir selbst reden - und ich denke sogar, ich kenne noch mindestens 3 Frauen, die diese Tätigkeit auch mit voller Lust, Leidenschaft und Freude ausüben...

Als ich angefangen habe mit diesem Beruf, geschah dies tatsächlich aus finanzieller Not. Mein Mann war arbeitslos und auch nicht willens, etwas daran zu ändern - und von irgendwas muß man ja nun leben.
Ich war psychisch völlig fertig; hatte weder Körper- noch Selbstbewußtsein; kannte kaum meine seelischen Grenzen und war vermutlich eher ein bißchen wie ein Zombie....

Auch, wenn man es mir nicht glauben mag, habe ich erst DURCH diesen Beruf gelernt; durch positive, wie negative Erfahrungen; durch Zärtlichkeiten und auch Grenzüberschreitungen; durch Achtung und Mißachtung meiner Gäste, mich selbst zu spüren. Ich habe gelernt, was ich will und was ich nicht will. Ich habe gelernt, was mir gut tut und was mir schadet. Ich habe gelernt, wie man berührt und berührt wird und ich habe viel gelernt über Nähe, Respekt und Achtung.

Desweiteren habe ich es geschafft, trotz meiner damaligen Ehe und weiteren eher unguten Beziehungen, nun absolut autonom zu sein und mir völlig frei und ohne Einschränkungen auszusuchen, was ich wie mit wem tun mag.
Ich lasse mir nichts mehr vorschreiben und ordne mich nur noch dann unter, wenn ich selbst das möchte - und nur dann, wenn ich erkennen kann, daß sich mein Gegenüber darüber bewußt ist. Es ist MEINE Entscheidung.

Und so hat mir dieser Job auf meinem Lebensweg so viel Wertvolles geschenkt, daß ich heute fähig bin, an meine Gäste ebenso Wertvolles zurück zu geben - vorrausgesetzt, sie sind fähig, dies zu erkennen.

Ich habe früher oft versucht, aus der Not eine Tugend zu machen. Mein Lebensmotto war immer gewesen
"Man hat mich lange mit so viel Scheiße beworfen - auf so viel Dünger kann doch nur Gutes wachsen".....

Ja, ich bin dankbar für diesen Job; die daraus erwachsenen Erfahrungen und die Prägung meines Charakters.


Auch ich kenne sehr viele Frauen, die - wie annainga auch sagt - notgedrungen arbeiten.
Auch, wenn man dringend Geld benötigt, kann man sich den Freiraum schaffen, um sich die Selbstliebe zu erhalten (so, man sie hat) und muß sich nicht selbst erniedrigen und zu Dingen "opfern", welche die eigene Persönlichkeit angreifen.
WENN eine Frau dies tut, dann ist es IHRE Entscheidung. Kein anderer kann sie zwingen, etwas zu tun, was sie nicht will. SIE SELBST vergewaltigt ihre Seele und macht sich kaputt - nicht der Gast, der "gerne hätte".... - ich nenne das Selbstverantwortung.

Und wenn alle Frauen nur anböten, hinter was sie stehen können, gäbe es nicht mehr so viele Diskussionen über Zwangsprostitution; Alkoholsucht; Kokainmißbrauch und Kaufsucht unter den Frauen....
Dies ist meine Erfahrung hierzu.

Liebe Grüße, Jenny
Polygamie ist nicht unmoralisch.
Aber das Vertrauen und die Gesundheit liebender Partner zu mißbrauchen, schon....

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annainga
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Beitrag von annainga »

"annainga sagt immer wieder, sie kenne keine Frau, welche diesen Job aus wahrer Leidenschaft und mit Freude ausübt... "

hallo @jenny

du hast recht, in dieses thema "freier als opfer" passt es sicher nicht. aber:

ich sage nicht immer wieder, es gäbe keine frau, die gerne anschaffen geht, sondern ich weise auf die verteilung hin, die nicht nur meine erfahrungen, sondern eine realität widerspiegelt.

ich fühle mich meinen kolleginnen verpflichtet, die sich nicht äußern.

in diesem forum schreiben überwiegend sexarbeiterinnen, die selbstständig sind, werbung machen und foren als plattform zur vermarktung benutzen. völlig ok, vor allem in dem unaufdringlichem rahmen, in dem es hier passiert.

ich bin eine der wenigen sexarbeiterinnen, die hier keinerlei werbung macht.

den faktor "werbewirksamkeit" muss man in meinen beiträgen nie vermuten.

ich sage dies, um verständlich zu machen, warum ich (womöglich für dich zu oft) darauf hinweise.

tut mir leid, wenn ich damit übers ziel hinausschieße, denn eines wollen wir ja nicht: sexarbeit schlechtmachen.

und deswegen sollten wir ein neues thema aufmachen! (welche bereicherungen wir sw´s durch unseren job erfahren?)

aber gerne zurück zu dem thema: Freier als Opfer

in einer diskussion wurde mir gesagt: "du nutzt die triebhaftigkeit der männer aus".

wie seht ihr das? ..... nutzt dann nicht der bäcker mein hungergefühl aus? (sorry, eigentlich ist die aussage zu dumm, um darüber zu diskutieren, ist halt ein versuch "back to topic" .....)

liebe grüße von annainga

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Beitrag von Franc »

Freier als Opfer-
triebhaftigkeit der männer ausnutzen-

ich würde "freier nicht als opfer" bezeichnen, sondern eher luststillende Personen auf der sexuellen ebene.

dass dies wiederum zu einem neuen thema führen könnte, liegt auf der hand, doch das "gesamtthema allgemein" ist ein weit ausdehnbares konstrukt.

zum einen gibt es ja schon berichte wieso gehen männer überhaupt zu prostituierte, zum anderen wie auch schon erwähnt, verdanken wir sehr viel den SW, denn nicht vorstellbar wenn die herren der schöpfung wo möglich ihre triebe mit gewalt bei der eigenen frau- freundin ausüben würden, denn nicht umsonst ist die derzeitige scheidungsrate so hoch, da immer noch einige nicht aufgeklärt sind und viele an der kommunikation scheitern, ebenfalls aus stolz, schwachen selbstwert..................................

also ein großes lob an euch liebe SW- dass es euch gibt und ihr habt sicherlich von meiner person den respeckt- wertschätzung- und achtung verdient.

lg.franc

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Marc of Frankfurt
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Globalisierung und Migration

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Weibliche Liebessuchende - Sextouristen - Freier

Risiko Liebe - Risiko Sex:
Wie auch eine Frau als pot. Freier Opfer werden kann




Leben & Liebe

Ich fiel auf einen Gigolo rein


Lina heiratete ihre Urlaubs-Liebe Fethi. Doch der wollte nur ihr Geld. Und Einreise-Papiere für Deutschland

Von Britta Zimmermann

Sie sehen gut aus, sie umgarnen Urlauberinnen mit Komplimenten und Geschenken: Jährlich gehen Tausende von Frauen orientalischen Männern auf den Leim. Viele glauben an die große Liebe, manche geben den Gigolos ihr gesamtes Hab und Gut. Ausgenommen - zuweilen verprügelt - kehren sie irgendwann wieder zurück nach Deutschland. Lina Chahbani (57) war zwar auf der Hut. Doch auch sie musste erkennen: Ihre Hochzeit war ein Riesenfehler ...

Eigentlich wollte Lina sich nur erholen, zu sich finden, ihre gescheiterte Beziehung hinter sich lassen. Als sie im Mai 1997 auf Djerba (Tunesien) ankam, war sie sofort fasziniert. "Die Sonne, die Lässigkeit der Leute. Hier müsstest du arbeiten können!", dachte sich die Unternehmensberaterin.

In einem Lederwarengeschäft in Medoun lernte sie Fethi (heute 40) kennen. "Er sprach fließend Deutsch, war höflich und sehr charmant", erinnert sie sich. Fethi zeigte der 17 Jahre älteren Deutschen die Stadt, half ihr bei der Suche nach einem Büro. "Wir haben viel gelacht, hatten viel Spaß zusammen. Er machte mir Geschenke, wusste ältere Frauen einfach zu nehmen." Als er nach einem dreiviertel Jahr fragte: "Wollen wir nicht heiraten?", willigte sie ein.

"Ich hatte mich ganz langsam in ihn verliebt. Am meisten imponierte mir, dass er nicht einmal versucht hatte, mich ins Bett zu bekommen!", erzählt Lina. Sie besorgte die nötigen Papiere für die Hochzeit, verkaufte ihr Haus in Deutschland. "Ich dachte mir, wenn etwas schieflaufen sollte, kann ich ja jederzeit zurück!" Mit 15 000 Mark machte sie sich auf in ihr neues Leben.

Doch der Albtraum begann kurz nach der Hochzeit im Mai 1998. Fethi verschwand noch in der Hochzeitsnacht - und ließ sich drei Tage lang nicht blicken. Angeblich wichtige Geschäfte. Lina hatte bereits da das Gefühl, einen Riesenfehler gemacht zu haben; sie verdrängte die Zweifel.

Doch der einst so verständnisvolle Fethi wurde zum Tyrannen: Er verbot Lina, mit anderen Männern zu sprechen, haute schon mal mit der Faust auf den Tisch und schrie: "Ich bin der Präsident der Familie!" Und: Er wollte immer öfter Geld von Lina - und rechtfertigte sich dafür mit teils abenteuerlichen Geschichten: Mal wollte er 400 Euro für seine kranke Mutter (die allerdings auf Lina "kerngesund" wirkte), ein anderes Mal wollte er Geld für einen angeblich verschuldeten Freund.

"Sei nicht kleinlich!", sagte sich Lina anfangs. Wollte sie ihn jedoch zur Rede stellen, wich er aus oder sprach tagelang nicht mit ihr. "Und ich habe mich auch noch gefragt, was ich falsch gemacht haben könnte. Diese Männer verstehen es hervorragend, uns Frauen ein schlechtes Gewissen zu machen!"

Als sie von einer zweimonatigen Geschäftsreise aus Deutschland zurückkehrte, flatterte ihr eine Telefonrechnung von über 5000 Mark ins Haus. "Er hat das halbe Dorf von meinem Apparat telefonieren lassen", sagt Lina. Kurz da-rauf bat er sie, eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland zwecks Familienzusammenführung zu beantragen.

Als er danach mal wieder spurlos verschwand, wurde Lina misstrauisch. Sie schrieb noch mitten in der Nacht ein Fax ans Deutsche Konsulat in Tunis, dass ihr Mann vermutlich ein Betrüger und gerade auf dem Weg dorthin sei, um sich eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland zu holen. Zwei Tage später bestätigte sich ihr schlimmer Verdacht: Ein enger Freund der Familie verriet auf ihr Drängen hin, dass Fethi noch zwei älteren Frauen (59 und 76 Jahre) einen Heiratsantrag gemacht habe. Lina sei nur diejenige gewesen, die am schnellsten die Papiere zusammen hatte. "Natürlich hatte ich so eine Ahnung, aber es tat dennoch verdammt weh", sagt sie. "Ich habe zwei Tage lang nur geheult."

Den Antrag hat Lina in letzter Sekunde verhindern können. Aus Wut räumte Fethi ihr Büro leer, schimpfte "Du Hure!" und brach ihr zwei Finger. Um über 30 000 Mark ärmer und eine traurige Erfahrung reicher flog Lina im Dezember 1998 wieder zurück nach Deutschland.

Ihr Rat an alle Frauen: "Finger weg von diesen Männern! Es sind Schauspieler mit psychologischem Talent. Sie können ihre Opfer genau einschätzen und machen nur Sachen mit Kalkül. Die Mentalität passt auch gar nicht zu unserer. Wir wissen nicht, welchen Stellenwert wir bei ihnen haben. Respekt haben sie jedenfalls keinen vor uns."

Ein paar Monate später, bei einem Besuch auf Djerba, sah sie Fethi vor seinem Lederladen. Er grinste nur und sagte: "Hi, Madame! Was soll's, war einen Versuch wert!"

Berliner Kurier, 22.07.2007





Frauen als Liebestouristen bzw. Freier:
- http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=19906#19906
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 28.11.2007, 07:23, insgesamt 1-mal geändert.

HaDe
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Re: Globalisierung und Migration

Beitrag von HaDe »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Weibliche Liebessuchende - Sextouristen - Freier

Risiko Liebe - Risiko Sex:
Wie auch eine Frau als pot. Freier Opfer werden kann
Tja. Aber wetten die durchschnittliche Kampf-Emma würde sich bestätigt fühlen?

Männer nützen die Gutgläubigkeit von Frauen aus um ihnen mittels Charm und Sex das Geld aus der Tasche zu ziehen... Ergo: Männer sind Schweine.

Männer nutzen die Notlange von Frauen um mit ein paar Euro an Sex zu kommen. Ergo: Männer sind Schweine.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Gut beobachtet.

Da sieht man, wie mit ratio allein, keineR zu überzeugen oder zum umdenken zu bewegen ist.

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Beitrag von annainga »

als ich die überschrift des zeitungsartikels "freier als opfer" las, stutzte ich über den begriff "freier". ich hätte "prostitutionskunde als opfer" besser gefunden. aber nicht so reißerisch, und nicht so eindeutig.....

für mich hat das wort "freier" einen negativen und einen umgangssprachlichen touch. wenn ich unter kollegInnen über meinen beruf rede, benutze ich es auch, allerdings eher angepasst und inzwischen bemühe ich mich, es auch in diesen gesprächen nicht zu benutzen. in der öffentlichkeit verwende ich es so gut wie nie.
aufgefallen ist mir das, als ich beim anwalt ein gespräch führte, in dem er immer wieder von "freier" sprach, und ich beharrlich bei "kunde" blieb. irgendwann fragte er mich, ob der begriff "freier" denn unüblich sei. ich verneinte das und sagte nur, ich fände "kunde", "klient", "gast" einfach wesentlich höflicher. im BGB spricht man allerdings von "freier" oder auch in den studien des ministerium.

wie seht ihr das? findet ihr den begriff "freier" abwertend? oder einfach nur ein fachausdruck für "kunde einer prostituierten"?

liebe grüße von annainga

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Beitrag von HaDe »

annainga hat geschrieben: wie seht ihr das? findet ihr den begriff "freier" abwertend? oder einfach nur ein fachausdruck für "kunde einer prostituierten"?
Ich denke das Wort selbst ist weder auf- noch Abwertend. Erst der Kontext in dem es steht entscheidet darüber. Aber "Kunde" oder "Gast" ist natürlich wesentlich neutraler (jeder Unternehmer hat Kunden) und demonstriert, dass *Du* deine Tätigkeit als normales Geschäft siehst.

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Beitrag von StauneBaer »

annainga hat geschrieben:wie seht ihr das? findet ihr den begriff "freier" abwertend? oder einfach nur ein fachausdruck für "kunde einer prostituierten"?
Sehe ich wertneutral als Kurzbezeichnung für "Kunden von Prostituierten".

Gruß SB

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Beitrag von kaktus »

Ein "Freier" ist jemand der um ein Mädchen wirbt, was soll daran abwertend sein?
In Teilen von Österreich wird heute noch ein Bräutigam als "Freier" bezeichnet.
"Freien" ist ein altdeutsches Wort für "Werben".

Ich finde es eigentlich schön für einen Kunden und einer SW.

Ein "Freier" wirbt um die Gunst einer SW das sie ihm doch ihre Zeit schenken (verkaufen) soll.

LG
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Beitrag von StauneBaer »

kaktus hat geschrieben:Ein "Freier" ist jemand der um ein Mädchen wirbt, was soll daran abwertend sein?
In Teilen von Österreich wird heute noch ein Bräutigam als "Freier" bezeichnet.
Denke, dass man die Begrifflichkeiten nicht vermengen sollte. Bin doch als Freier eben nicht auf Freiersfüßen unterwegs.
kaktus hat geschrieben:Ein "Freier" wirbt um die Gunst einer SW das sie ihm doch ihre Zeit schenken (verkaufen) soll.
Ich möchte auch gar nichts geschenkt. Bezahl ja gutes Geld dafür, dass ich verwöhnt werde. Das impliziert aber nicht, dass ich die "Partnerin auf Zeit", nicht respektiere.

Gruß SB