Lokalnachrichten: HAMBURG

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Richtig.

Bsp.: wenn es bis vor 2002 nicht möglich war Zahlungsforderungen für SexarbeiterInnen einzuklagen, so wie es jetzt immer noch nicht möglich ist Zahlungsforderung abzutreten wie es andere Geschäftsleute tun können (siehe Sonderparagraphen des ProstG www.sexworker.at/prostg ) d.h. wenn de facto die Branche äußerhalb von geltendes Rechts und Geschäftskonventionen gestellt wird (Tabuisierung, Marginalisierung, Stigmatisierung bis Kriminalisierung), so braucht sich m.E. niemand wundern, wenn sich subkulturelle Umgehungsmechanismen als Sicherheitsarragnements herausbilden (subkulturelle Evolution bsp. Barzahlung, Vorkasse, Zuhälter im engen Sinne des Wortes: der einzige, der ZU einer Sexarbeiterin HÄLT).

Diese erfinderischen Ersatzkonstruktionen der Branche jedoch wiederum vorzuwerfen, ist eine akademisch perfide hegemoniale Tat (Schreibtischtäter).





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nina777
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Beitrag von nina777 »

20.10.2010
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KAMPF GEGEN PROSTITUTION IN ST. GEORG

Gibt’s bald Knöllchen auf dem Straßenstrich?

St. Georg – Der illegale Straßenstrich nahe des Hansaplatzes sorgt in St. Georg für immer größeren Unmut der Anwohner. Bislang fehlte der Polizei ein Konzept gegen die Prostitution. Jetzt prüft die Innenbehörde, die Freier mit Sex-Knöllchen zu vertreiben.


Im Amtsdeutsch heißt der Plan, an dem die Experten basteln, Kontaktgebietsverordnung

..... mehr dazu
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Beitrag von ehemaliger_User »

ist in Stuttgart seit vielen Jahren gängige Praxis: Mit 180 EUR sind Sie dabei! Freier bekommen den Bussgeldbescheid nach Hause "Sie haben im Sperrgebiet versucht, mit einer Prostituierten Kontakt aufzunehmen"

Kurioses am Rande: Wenn die "Sitte" auftaucht (Zivilfahrzeuge) sind alle Frauen binnen Sekunden von der Strasse verschwunden - ein paar Minuten später sind sie wieder da...
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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nina777
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Beitrag von nina777 »

23.11.2010

Wirbel um Swingerclub in Wandsbek

Michael Uhlig betreibt seit fünf Jahren den Swingerclub "Eden" in der Jenfelder Straße in Wandsbek. Bislang gab es keine Beschwerden bei den Behörden, obwohl an guten Tagen bis zu 150 Gäste das "Eden" besuchen.

Doch seit Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Bezirk aufzuwerten, gibt es Ärger um den Club im Wohngebiet.

Nun will das Bezirksamt das "Eden" schließen. Der Vorwurf: Im Dachgeschoss sollen fünf Zimmer für eine Tagesmiete von 18 Euro an Prostituierte vermietet worden seien. Uhlig habe zuvor vergeblich versucht, die Zimmer an Studenten und Handwerker zu vermieten.

"Ein Bordell sieht anders aus"

Als dann die Anfrage aus dem Rotlichtmilieu kam, sagte er zu und vermietete die Zimmer über seinem Club. Für das Bezirksamt betreibe Uhlig nun zusätzlich zu seinem Club ein Bordell und die seien in Wohngebieten verboten, hieß es aus dem Bezirksamt. "Ein Bordell sieht anders aus", sagte Uhlig dem Hamburg Journal. "Da wird Provision kassiert, da werden Getränke verkauft. Beim Swingen zahlt keiner Geld für."

Bordell oder bordellähnlicher Betrieb, bis diese Frage geklärt ist, bleiben die Zimmer unvermietet.

Swingerclub oder Nazis

Uhlig präsentierte unterdessen einen neuen Mieter für die Zimmer im Dachgeschoss: "Wenn wir keine Lösung finden, vermiete ich die Räume eben an die NPD." Ein Fax, aus dem das Interesse der NPD an den Räumlichkeiten hervorgeht, habe er bereits an das Bezirksamt weitergeleitet und den Birefwechsel allen Parteien in der Bezirksversammlung zugänglich gemacht.

Am Dienstabend teilte das Bezirksamt dem Hamburg Journal mit, dass Michael Uhlig laut Polizei familiäre Verbindungen zur NPD haben soll.

http://www.ndr.de/regional/hamburg/eden101.html
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Swinger Bar

Beitrag von nina777 »

03.12.2010

Sex-Wirt soll Laden dicht machen

Der Streit um die "Erlebnisbar Eden" in Jenfeld nimmt kein Ende. Jetzt hat der Bezirk offenbar die Faxen dicke und will den Sex-Treff komplett dicht machen.


Nachdem ihm das Bezirksamt verboten hatte, die Zimmer über seiner Bar an Prostituierte zu vermieten, drohte Michael Uhlig (43) angeblich damit, die Räume der NPD zur Verfügung zu stellen.

Ende November bekam "Eden"-Chef Michael Uhlig Post vom Bezirksamt Wandsbek: Man habe festgestellt, dass das "Eden" (Jenfelder Straße) ohne Genehmigung betrieben werde. Zitat: "Ein Swinger-Club ist der Kategorie Vergnügungsstätte zuzuordnen und ist als sonstiger störender Gewerbebetrieb auch nicht ausnahmsweise zulässig, sondern wohngebietunverträglich."

Man beabsichtige daher die Nutzung zu untersagen. Uhlig kann das nicht nachvollziehen: "Die Leute bezeichnen meinen Laden zwar oft als Swinger-Club, aber de facto handelt es sich um eine Gaststätte mit Schankkonzession, für die ich eine Genehmigung habe." Im März 2006 hatte ihm das Amt noch die "Erlaubnis zum Ausschank von alkoholischen Getränken" für das "Eden" erteilt. Viereinhalb Jahre lang sah sich der Bezirk das Treiben in der "frivolen Bar" (Uhlig) an – jetzt kommt plötzlich die Drohung, den Laden dicht zu machen. Warum?

Nachdem sich das Bezirksamt zu Beginn des Streits noch detailliert zum Sachverhalt geäußert hatte – und Uhlig unter anderem Kontakte zur rechten Szene unterstellt hatte – ist die Behörde nun seit Tagen nicht mehr für Anfragen zum "Eden" zu erreichen.

Wie’s mit der Bar weitergeht, ist unklar. Bis Donnerstag hat Uhlig die Gelegenheit sich zu der Sache zu äußern.

http://www.mopo.de/2010/20101203/hambur ... achen.html
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Beitrag von nina777 »

30.12.2010

Harburger Binnenhafen

Im Binnenhafen wächst Harburgs sündige Meile

In fast jedem Fenster steht eine rote Lampe, manchmal auch ein rotes Herz: Alles deutet darauf hin, dass sich die kleine Häuserzeile an der Ecke Karnapp/Schellerdamm zu einer sündigen Meile entwickelt hat. Beim Bezirk Harburg sind allein für die kurze Straße Karnapp fünf "Massageinstitute" und "Begleitservices" gemeldet.


Harburg. Anfang des Jahres hatte das sehr offensiv werbende Bordell in dem gelben Eckhaus geschlossen. Der Hinweis, dass besonders Trucker willkommen sind und die schwarzen Pfeile, die auf den Hintereingang deuteten, verschwanden. Für kurze Zeit fand sich hier das "Lokotel", ein Hotel, dass sich laut Internetseite speziell an Lokführer richtet. Offenbar nutzten zu wenige Bahnmitarbeiter das "Schöner Feierabend"-Paket für 48 Euro. Denn nun findet sich unter der am Hauseingang angegebenen Telefonnummer eine tote Leitung, an den Fenstern hängen rote Leuchtherzen, und auf zwei neuen Klingeln steht jeweils nur ein einzelner weiblicher Vorname. Einige Häuser weiter ein ähnliches Bild: Hier sind die Fenster einheitlich mit schweren Vorhängen und roten Stehleuchten dekoriert. Auf separat angebrachten Klingelschildern stehen die Begriffe "Weiß", "Herz" und "Rose".

An der B73 hat Harburgs Politik unlängst an mehreren Abschnitten ein Verbot für Spielhallen und Angebote des "sexuellen Dienstleistungssektors" erlassen. Mit diesem "Puff"-Verbot sollte die Ansiedlung von Bordellen und bordellartigen Betrieben "sowie Vorführ- und Geschäftsräume, deren Zweck auf Darstellungen oder auf Handlungen mit sexuellem Charakter ausgerichtet ist", im Bereich westlich der A7-Brücke unterbunden werden.

Die detaillierte Ausformulierung ist nötig, da nicht jedes Bordell auch offiziell als solches angemeldet ist. Der Gesetzgeber versteht unter Bordell zunächst "das organisierte Angebot von Prostitution in einer baulichen Anlage", wie es in einer Mitteilung des Niedersächsischen Justizministeriums heißt. Käufliche Liebe in unterschiedlichen Facetten werden aber auch in "bordellartigen Betrieben wie zum Beispiel Anbahnungsgaststätten, Clubs, Massageinstituten, Saunen, Salons oder ähnlichem" geboten, wie es weiter heißt. Dort "werden verschiedene Dienstleistungen mit der Prostitution verbunden".

Dass hinter manchem Thai-Massagesalon in Harburg vermutlich Prostituierte ihrem Gewerbe nachgehen, weiß auch das Bezirksamt Harburg: Zumal im gesamten Bezirk Harburg lediglich vier Betriebe offiziell als Bordell angemeldet sind. Der Bezirk würde zwar auch die Einhaltung der zum Teil fließenden Grenzen überprüfen: Aber solange keine Beschwerden von Nachbarn eingehen beziehungsweise Hinweise auf illegale Machenschaften existieren, bestehe auch kein verstärkter Handlungsbedarf. Und für Harburgs Rotlicht-Ecke am Karnapp gilt: "Es ist uns keine auffällige Beschwerdelage in dieser Ecke bekannt", so Bezirkssprecherin Petra Schulz.

http://www.han-online.de/Harburg-Stadt/ ... Meile.html
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Beitrag von nina777 »

15.2.2011

STRASSENSTRICH ST.GEORG

Wer eine Hure anspricht, soll Bußgeld zahlen

St. Georg – Jetzt wird der verbotene Sex im Bahnhofsviertel richtig teuer: Bis zu 5000 Euro Bußgeld müssen Freier zahlen, die im Sperrgebiet rund um den Hansaplatz Prostituierte ansprechen oder gar ihre Dienste in Anspruch nehmen. Innensenator Heino Vahldieck (CDU) will dem illegalen Treiben ein für alle Mal ein Ende machen.


.....mehr dazu http://www.bild.de/BILD/regional/hambur ... ahlen.html

Niederlassungsfreiheit vs. Sperrbezirksverordnungen
viewtopic.php?t=3270
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Marc of Frankfurt
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Nichtwähler größte Fraktion

Beitrag von Marc of Frankfurt »

off topic - das Wahlergebnis Landtag Hamburg

43,0% aller möglichen Stimmen auf niemanden.
26,2% aller möglichen Stimmen auf die SPD.
11,9% aller möglichen Stimmen auf die CDU.
_6,1% Prozent aller möglichen Stimmen auf die Grünen/GAL.
_3,6% Prozent aller möglichen Stimmen auf die FDP.
_3,5% Prozent aller möglichen Stimmen auf die LINKE
_5,7% Sonstige.

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Marc of Frankfurt
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Ratschlag Prostitution - Sexworker Interessenvertretung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild


Presseerklärung und Protest
gegen eine Vertreibung des Straßenstrichs am Hansaplatz in St. Georg



Ratschlag Prostitution in Hamburg


= Basis-Projekt = Kaffeeklappe = KOOFRA - Koordinierungsstelle gegen Frauenhandel e.V. = Projekt Arbeitsplatz Prostitution ver.di = Sperrgebiet St. Georg = Projekt TAMPEP-Deutschland = Ragazza e.V. = Sexarbeiterinnen = Teestube Sarah =

PRESSEERKLÄRUNG

Es reicht!

„Bezirksamtsleiter Markus Schreiber will die Prostitution vom Hansaplatz vertreiben“ So die neueste Meldung zum Thema Prostitution in St. Georg. Schon seit vielen Wochen werden immer neue und andere Verschärfungen wie z.B. Meldepflicht für Sexarbeiterinnen und die Freierbestrafung in St. Georg gefordert.

Mit dem Hamburger Runden Tisch Prostitution 2009/2010 wurde das Ziel, die Situation der SexarbeiterInnen zu verbessern, nicht erreicht. Mitte letzten Jahres ging der Runde Tisch Prostitution ohne spür- und sichtbare Verbesserungen für die Menschen, die in Hamburg in der Sexarbeit tätig sind, zu Ende. Statt sich endlich für bessere Arbeitsbedingungen für SexarbeiterInnen einzusetzen passiert in Hamburg seit letztem Jahr Folgendes:

Bußgelderhöhung

Noch während des Ringens um Kompromisse unter den TeilnehmerInnen des Runden Tisches Prostitution wurde ohne Vorankündigung in 2010 das Bußgeld von 50,- auf 200,-€ beim Erstverstoß gegen die Sperrgebietsverordnung erhöht.

Das führt zu gesundheits- und lebensgefährdendem Arbeitsverhalten, da mehr Geld in kürzerer Zeit verdient werden muss. Der Druck wächst.

Urteil nach Augenschein

Neue Handlungsanweisungen der Polizei zur Bekämpfung der Straßenprostitution sollen zum 01. April umgesetzt werden. Dabei genügt bereits der Anschein, den eine Frau hier im Stadtteil erweckt, um als Prostituierte mit einem Bußgeld und Platzverweisen belegt werden zu können. Das kann ein Minirock, High Heels oder ein südländisches Aussehen sein.

Der Hamburger Ratschlag Prostitution, ein Zusammenschluss der Beratungseinrichtungen und Einzelpersonen, die sich als Interessensvertretung für SexarbeiterInnen verstehen fordert den neu gewählten Senat dazu auf, diese einseitigen repressiven Maßnahmen sofort zu beenden.



Der Ratschlag Prostitution in Hamburg fordert stattdessen:

* Keine Vertreibung der SexarbeiterInnen aus dem traditionellen Prostitutionsgebiet St. Georg

* Beteiligung der Betroffenen und der Expertinnen des Ratschlages Prostitution in die Debatte um die Veränderung der Arbeitsbedingungen von SexarbeiterInnen bereits bei deren Planungen

* Verzicht auf Bußgelder, Platzverweise und Kontaktverbotsverordnung

* Keine Vermischung der Themen Menschenhandel/Arbeitsausbeutung und Prostitution

* Aufhebung der Sperrgebietsverordnung, wie bereits beim Runden Tisch gefordert!





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.07.2011, 12:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von nina777 »

6.4.2011

Mit Sonnenschirmen gegen den Straßenstrich

HAMBURG. Es soll nicht mehr sein können, was nicht sein darf: Seit mehr als 30 Jahren ist der Hansaplatz samt Umgebung in Hamburg-St. Georg offiziell Sperrgebiet, Prostitution dort also verboten. Dennoch hält sich in den Straßen unweit des Hauptbahnhofs ein äußerst reger Straßenstrich. Hunderte Frauen finden dort regelmäßig ihre Freier und bedienen sie in Stundenhotels.


Damit soll nach dem Willen des zuständigen Bezirks Mitte nun Schluss sein. Bezirks-Bürgermeister Markus Schreiber (SPD) verfolgt einen ungewöhnlichen Plan: Er will die Liebesmädchen in ein Gewerbegebiet abdrängen. "Es versteht doch kein Mensch, warum ausgerechnet im Sperrgebiet, wo Hurerei als einzige Zone in Hamburg verboten ist, die Huren stehen. Es muss endlich was passieren", sagt Schreiber.

Der Politiker schlägt vor, die vierspurige Großmannstraße in Rothenburgsort für Straßenprostitution freizugeben. Dort sollen nicht nur die Bordsteinschwalben vom Hansaplatz ein neues Betätigungsfeld finden, sondern auch die Kolleginnen vom nicht minder berüchtigten Strich in der Süderstraße. Doch lässt sich ein Rotlichtviertel samt Zuhältern und Freiern mal so eben verlegen? Schreiber ist davon überzeugt und verweist auf Bremen: "Dort hat diese Art, Prostitution zu verlagern, gut geklappt." Die entsetzten Sexarbeiterinnen wehren sich gegen eine Verbannung und greifen zu nicht minder ungewohnten Methoden. Erstmals in der Geschichte des Hansaplatz-Strichs taten sie sich zu einer Demonstration zusammen. Lautstark und mit Plakaten ausgerüstet forderten 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Verbleib der Huren in St. Georg.

Auch bei Hilfseinrichtungen in der Szene stößt eine Vertreibung des ältesten Gewerbes in ein einsames Gewerbegebiet auf Widerstand. Anke Mohnert, Leiterin der Beratungsstelle "Sperrgebiet Hamburg" der Diakonie: "Die Verbannung wäre höchstgefährlich. Das würde unzumutbare Arbeitsbedingungen und gewaltsame Übergriffe bedeuten."

Der Bezirk ist indes längst dabei, den Prostituierten buchstäblich die Zukunft zu verbauen. Im Juni wird die aufwändige Umgestaltung des Hansaplatzes abgeschlossen sein. Dieser ist künftig in vier Nutzungszonen eingeteilt - Prostitution zählt nicht dazu. Statt dessen sollen Cafés, Shops und wechselnde Feste dafür sorgen, dass die bisherige Schmuddelecke eine "neue urbane Qualität für Anwohner und Touristen" erhält. Alles ähnlich cool und schick wie in anderen Hamburger Szenevierteln. So ist es Wirten künftig verboten, auf dem Platz Bierzeltgarnituren oder Stühle aus Plastik und Edelstahl aufzustellen. Selbst das Aussehen der Sonnenschirme ist behördlich genormt: quadratisch und naturfarben-hell.

Überdies werden bei den Umbauarbeiten Elektropoller rund um den Platz installiert. Diese sollen ab Sommer dem sogenannten Freierkreiseln einen Riegel vorschieben. Abends und nachts steigen die Pfosten aus dem Boden auf, um zu verhindern, dass motorisierte Liebeskundschaft auf der Suche nach einer passenden Gelegenheit den Platz umrundet.

http://www.wedel-schulauer-tageblatt.de ... e4f1b7c837
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Marc of Frankfurt
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Sexworker Verdrängung und Abschiebung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Das wäre eine Abschiebung um 5 Km oder 53 Minuten Fußmarsch:

http://maps.google.com/maps?f=d&source= ... 5&t=h&z=14

Ob das angenommen wird und funktioniert?



> "Es versteht doch kein Mensch, warum ausgerechnet im Sperrgebiet, wo Hurerei als einzige Zone in Hamburg verboten ist, die Huren stehen. Es muss endlich was passieren", sagt Bezirksamtsleiter Markus Schreiber.

Man kann es dennoch verstehen, wenn man weiß dass die Prostitution im Stadtteil viel älter ist als 30 Jahre Verbotszeit.

Ein eindrucksvoller Beleg, wo Verbote nicht funktionieren (Prohibition).

Ein eindrucksvoller Beleg für das Unverständnis und Unwissen der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung. Oder besser gesagt: reiner Poppulismus von einem der in der Politik Karriere machen will...



> Erstmals in der Geschichte des Hansaplatz-Strichs taten sie sich zu einer Demonstration zusammen. Lautstark und mit Plakaten ausgerüstet forderten 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Verbleib der Huren in St. Georg.

Die SW Protestaktionen in Dortmund und Berlin scheinen Schule gemacht zu haben. Sexworker scheinen sich neu zu organisieren und zu politisieren im ganzen Land.



> Elektropoller gegen Freierkreiseln

High Tech in der Stadtmöblierung. Da lob ich mir die Ideen der Wiener Studenten:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2914

Claus
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Re: Ratschlag Prostitution - Sexworker Interessenvertretung

Beitrag von Claus »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Neue Handlungsanweisungen der Polizei zur Bekämpfung der Straßenprostitution sollen zum 01. April umgesetzt werden. Dabei genügt bereits der Anschein, den eine Frau hier im Stadtteil erweckt, um als Prostituierte mit einem Bußgeld und Platzverweisen belegt werden zu können. Das kann ein Minirock, High Heels oder ein südländisches Aussehen sein.
Da bin ich ja mal gespannt, wieviel mehr die Amtsrichter in Zukunft zu tun haben.
Da wird die Polizei nur allzuoft ins Fettnäpfchen treten, wenn Minis und "südländisches Aussehen" Kriterien für Bußgelder und Platzverweise sind.

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Marc of Frankfurt
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99% der Sexworker sind keine Opfer von Rotlichtkriminalität

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zur Polizeistatistik "Rotlicht-Kriminalität"

Figures on Hamburg:



2.900 sex workers in 2009.
1.786.278 inhabitants 2010
(provisioning rate 2 per mill sex workers per citizen).

116 women or 4,6% suspected victims of crime 2009 (Police stats).
(2 women exploited i.e. 1 per 633.000 Hamburgers or 2,8 on average between 2005-2009)
16 women were suspectedly being pimped
98 women trafficked).

Since 18-21years old are per definition victims of crime (trafficking in person) one can subtract this group which amounts to 2/3 of all suspects or 69 women, then left are
47 women or 1,9% suspected victims of crime
Taking the outcome of the legal case into account:

99% sex workers in Hamburg are NOT victims of criminality.

However there are 186 cases of illegal sex work 2009 due to zoning regulations form 1980 [Sperrgebietsverordnung].

The rount table prostitution in Hamburg report is full of anti sex work stance.

Source: la muchacha, Issue 8, 2011, page 14, sex work magazin in Germany by Doña Carmen e.V., society for the social and political rights of sex workers, Frankfurt am Main, Germany.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=97641#97641
www.hamburg.de/polizeiliche-kriminalstatistik-np





Die regelmäßige Unterstellung von großer und besorgniserregener Begleitkriminalität im Rotlicht muß als Mythos entlarvt und als diskriminierende Unterstellung zurückgewiesen werden.

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Beitrag von fraences »

Kiez-Tanke" an Reeperbahn macht dicht


Zur "Kiez-Tanke" an der Reeperbahn ging jeder hin. Foto: dpa
Seit fast 50 Jahren ist sie eine Anlaufstelle für Zuhälter, Prostituierte, Nachtschwärmer und Nachbarn auf St. Pauli: Nun droht der Esso-Tankstelle am Rande der Hamburger Reeperbahn - der vielleicht bekanntesten Zapfstation Deutschlands - das Aus.

Laut "Bild"-Zeitung muss sie ebenso wie zwei benachbarte Wohnblöcke einem Bauprojekt weichen. Das gesamte Areal ging 2009 in den Besitz der Bayerischen Hausbau über. Deren Sprecherin sagte: "Da die Gebäude marode sind und eine Sanierung aus technischen Gründen unumgänglich mit einem Auszug der Mieter verbunden ist, erachten wir einen Abbruch der Gebäude und die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum als sinnvoll."
http://www.bietigheimerzeitung.de/bz1/n ... el=5656875
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Beitrag von fraences »

Er war Mitglied der berüchtigten Luden-Truppe „GMBH“ Zuhälter-Legende „BEATLE“ tot


„Miami Vice“ lässt grüßen: „Beatle“ im Jahre 1988. So lief damals rum, wer was auf sich hielt


St. Pauli – Er stammte aus einer Zeit, in der sich die Könige vom Kiez noch klangvolle Künstlernamen gaben: „Lackschuh-Dieter“, „Neger-Kalle“, „Hunde-Helmut“, „Chinesen-Fritz“, „Der schöne Mischa“ ... Und eben „Beatle“.

So nannten sie Walter Vogeler wegen seiner Vokuhila-Frisur, die damals der letzte Schrei war.

Jetzt ist „Beatle“ tot, und mit ihm hat der letzte Lude aus der großen Zeit deutscher Zuhälter die Bühne verlassen.

Mitte der 80er-Jahre. „Miami Vice“ fegt die Straßen leer, und über den Kiez kurvt einer im Sportwagen, der Serienheld „Sonny Crockett“ wie ein Zwilling gleicht: Leder-Slipper, weite Hose, weißes T-Shirt, die Ärmel des Sakkos hochgekrempelt, Gold-Rolex. Nur die Frisur ist noch einen Tick bescheuerter als in der TV-Serie: „Beatle“ Vogeler.

Er ist Mitglied einer berüchtigten Zuhälter-Truppe: Gerd Glissmann (zuständig für Finanzen), Michael Luchting („Der schöne Mischa“, Anwerbung und Betreuung der Huren), „Beatle“ (Zucht und Ordnung) und Harry Voerthmann (Immobilienverwaltung).

Ihre Anfangsbuchstaben bilden die „GMBH“– eine „Gesellschaft Mit Bereitwilligen Huren“, die nie den Weg ins Handelsregister findet.

Die Truppe verdient sich dumm und dämlich, jeder „Gesellschafter“ um die 200 000 Mark im Monat. Steuerfrei, logisch.

Alles geht gut, bis sich eine Boygroup junger Zuhälter auf dem Kiez breitmacht und der arrivierten „GMBH“ in die Quere kommt. Wegen ihres zarten Alters von um die 20 Jahre werden die Typen „Nutella“-Luden genannt.

Als dann noch Aids den Freiern die Lust am Sex vermiest, geht es bergab. „Der schöne Mischa“ hängt eines trüben Herbst-Tages an einem Baum in der Lüneburger Heide, andere Luden werden erschossen, verlassen Hamburg oder verschwinden sonstwie in der Versenkung.

Nur „Beatle“ bleibt. Aus den guten alten Zeiten hat Vogeler nur die protzige Gold-Rolex retten können.

Ansonsten: Die drei Etagen im „Eros-Laufhaus“ futsch, der Puff an der Silbersackstraße dito.

Zeitweilig hatten die neuen Rotlicht-Könige „Beatle“ Hamburg-Verbot erteilt, weil er seine Schulden nicht bezahlte.

Als Ehefrau Ilona vor einigen Jahren das Zeitliche segnete, musste das Sozialamt einspringen und die Beerdigungskosten übernehmen.

Um sich über Wasser zu halten, fuhr „Beatle“ Taxi.

Vor einigen Tagen starb der ehemalige Rotlicht-König an einem Herzstillstand. Er wurde 69 Jahre alt.

Dass es eine protzige Beerdigung wie früher üblich geben wird (wo schon mal die Kühlerfigur eines Rolls-Royce im Grab versenkt wurde), darf bezweifelt werden. Denn wer heute auf St. Pauli nach Walter Vogeler fragt, bekommt zur Antwort: Walter, wer ...?
http://www.bild.de/regional/hamburg/kie ... .bild.html
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Beitrag von ehemaliger_User »

Die Jungen habens wohl (zwangsweise) besser gemacht. Sie zogen sich in den 80er Jahren nach den Schiessereien aus Sankt Pauli zurück.

Das Machtvakuum war entstanden. als die Polizei die "Führungsriege" der "guten" Luden vorübergehend aus dem Verkehr zog und so die zweite Ebene durch Machtkämpfe die Strukturen kaputt machte.

"Der schöne Klaus", (Klaus Barkowsky), Chef-Poussierer der "Nutella-Bande" lebt und arbeitet heute als Künstler in Hamburg. Sicherheitschef "Karate-Thommy", (Thomas Born), ist Schauspieler und Kampfsport-Choreograf.
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Beitrag von nina777 »

9.6.2011

GEIZ OASE" BIETET SEX-DRIVE-INN

Der Tiefgaragen-Puff in Hammerbrook

Die "schnelle Nummer" - in Hammerbrook ist sie Programm. In der Nordkanalstraße gibt es seit Mitte April einen Tiefgaragen-Puff. Die "Geiz Oase" bietet für Autofahrer und Freunde des Auto-Sex eine Art "Drive Inn" zum Poppen.


Die vielbefahrene Nordkanalstraße in Hammerbrook: Hier - in einem Backsteingebäude - befindet sich das Bordell der etwas anderen Art. "Geiz Oase" steht in großen, schwarzen Lettern auf einem knallig-pinkfarbenen Schild über der Garagen-Einfahrt.

Nach dem Motto "Geiz macht geil" wird der Gast hier für 49,50 Euro eine halbe Stunde lang nach Strich und "Standard" verwöhnt. Sonderleistungen wie "französisch natur" (Oralverkehr ohne Gummi) und andere Sexpraktiken kosten extra. "Wir wollten ein Haus machen für jeden Geldbeutel", erklärt Geschäftsführerin Anke Christiansen (55) ihre Geschäftsidee.

Und so funktioniert der "Sex Drive Inn": Der Kunde fährt mit seinem Wagen in die Tiefgarage. Dort befindet sich auch der Eingang des Bordells. Die Chefin persönlich nimmt ihn in Empfang, bringt ihn zum Tresen, wo er sich eine Dame aussuchen kann. Wahlweise gibt's anschließend Sex auf Zimmer oder aber eben im Auto.

Obwohl sie sich auf ihrer Homepage selbst als Sex-Discount bezeichnen, das Wort "billig" hört Geschäftsführerin Anke Christiansen in Zusammenhang mit ihrem Bordell ungern. "Wir sind günstig. Und die Mädels machen dafür einen guten Job. Das ist ja schließlich harte, körperliche Arbeit"

.....


http://www.mopo.de/hamburg/panorama/der ... 8540766/-/
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Gesellschaftskritik und Sexwork

Beitrag von fraences »

Gender Repression Soziale Kämpfe
Recht auf Straße -- in HH/St. Georg


Für ein Recht auf Straße:

Gegen Repression und Kriminalisierung in St.Georg



Autoren: diss_ & purl (Zwei Gruppen in Hamburg)
24.06.2011


Die Sexarbeiter_innen im Hamburger Stadtteil St. Georg erfahren, trotz der Legalität ihres Berufes, eine Illegalisierung durch die hier bestehende Sperrgebietsverordnung und eine von Politik und Anwohner_innen initiierte Kampagne der Vertreibung und Ausgrenzung. Es muss sich ein breiter Widerstand formieren, der diese Verhältnisse angreift und sich gegen Repression und Kriminalisierung stellt.


Im Jahr 2002 wurde das Prostitutionsgesetz in Deutschland verabschiedet. Mit diesem Gesetz wird Sexarbeit im juristischen Sinne nicht mehr als sittenwidrig gesehen und erhält den Status einer legalen Dienstleistung. Dies beinhaltet neben der Steuerpflicht auch die Möglichkeit, sich unter der Berufsbezeichnung Prostituierte zu versichern, und das Recht, ausstehende Bezahlungen einzuklagen.
Faktisch hat das ProstG jedoch weder an der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Prostitution, noch an den realen Arbeitsbedingungen etwas geändert. Aktuelle Entwicklungen im Hamburger Stadtteil St. Georg zeigen dieses in besonderem Maße.

Es muss auf die unhaltbaren Zustände in St. Georg aufmerksam gemacht werden, eine Gegenposition zum hegemonialen Diskurs bezogen und sich aktiv gegen eine Politik der Vertreibung „unliebsamer“ Gruppen gestellt werden!

Sperrgebiet – Instrument der Vertreibung und Kriminalisierung

Trotz der bundesweiten Gesetzgebung zur Legalisierung von Prostitution gibt es für die einzelnen Bundesländer die Möglichkeit, in Städten sogenannte „Sperrgebiete“ zu errichten. Dies geschieht auf Grundlage der sogenannten „Sperrgebietsverordnung“, welche die Ausübung von Prostitution „zum Schutz der Jugend oder des öffentlichen Anstandes“ in festgelegten Gebieten untersagt. Unter anderem wird bei Verstoß ein Bußgeld verlangt.
Aufgrund (partei)politischer Interessen werden so häufig Plätze, an denen sich seit langer Zeit eine Community von Sexarbeiter_innen einen Wohn-, Arbeits- und Lebensraum geschaffen hat, zu Sperrgebieten erklärt und die Sexarbeiter_innen in Randbezirke gedrängt.

Gefahrengebiet St. Georg

Die Sperrgebietsverordnung ist jedoch nicht das einzige Instrument zur Kriminalisierung ganzer Personengruppen. Ähnliches leistet auch das in St. Georg eingerichtete „Gefahrengebiet“. Innerhalb eines solchen Gefahrengebietes darf die Polizei ohne konkreten Verdacht oder drohende Gefahr „Personen kurzfristig anhalten, befragen, ihre Identität feststellen und mitgeführte Sachen in Augenschein nehmen“1
Die Folgen dieser Kontrollen können von einem Platzverweis oder einem Aufenthaltsverbot bis hin zur Ingewahrsamnahme reichen. Wer diesen massiven Eingriff in die Grundrechte ertragen muss, liegt ganz in der Definitionsmacht der Polizei. St. Georg unterliegt somit einem polizeilichen Ausnahmezustand, der staatlicherseits den Weg für „Aufwertungs-“ prozesse im Stadtteil ebnet.

Illegalisierung und Kriminalisierung verschärfen die Situation

Die Gefahrengebietsregelung in St. Georg hat als besondere Zielgruppe „Personen, die (...) vom äußeren Erscheinungsbild und/oder ihrem Verhalten der Drogenszene zugeordnet werden können“2
Viele der Sexarbeiter_innen in diesem Viertel sind Drogenkonsument_innen und damit von der Gefahrengebietsregelung in besonderem Maße betroffen. Zusammen mit den Repressionen durch die Sperrgebietsverordnung und den Regelungen des Betäubungsmittelgesetzes wird die Situation der drogengebrauchenden Sexarbeiter_innen von staatlicher Seite aus erheblich verschärft. Die extrem hohen Schwarzmarktpreise für Drogen (auch als Folge des BtmG) und die gravierende Erhöhung der Bußgelder (von 50 auf 200 Euro) steigern den Druck auf die Sexarbeiter_innen und verunmöglichen so ein selbstbestimmtes Arbeiten, welches auch die Ablehnung von Freiern miteinschließt. Die Betroffenen werden auf diese Weise in ihrer prekären Situation noch verletzlicher gemacht und so steigt auch die Gefahr von gewalttätigen Übergriffen auf die Sexarbeiter_innen.
Eine Vertreibung aus dem Viertel würde die ohnehin schon schwierige Situation der Sexarbeiter_innen noch verschärfen, da die Anbindung an das Hilfesystem der akzeptierenden Drogenarbeit verloren gehen würden. Eine Verlagerung der Straßenprostitution von St. Georg nach Rothenburgsort, wie sie im Gespräch ist, würde für die Sexarbeiter_innen somit den Verlust ihres, zwar kleinen aber bestehenden, sozialen Schutzraumes bedeuten.

An die – sehr viel naheliegenderen Lösungen - der Entkriminalisierung von Sexarbeit und kontrollierten Legalisierung von Drogen, scheinen weder die Polizei, noch die Verantwortlichen in der Politik interessiert zu sein. Dabei würden diese Alternativen zur immer weiteren Verschärfung der Repression den Sexarbeiter_innen wie auch den Anwohner_innen im Stadtteil zugute kommen.

Neben den drogenkonsumierenden Sexarbeiter_innen, befindet sich auch die Gruppe derjenigen, die ohne legalen Aufenthaltsstatus der Prostitution nachgehen, in einer prekären Situation. Restriktive Migrationsgesetze verursachen Isolation und liefern die Betroffenen an Verhältnisse aus, die von Ausbeutung und Abhängigkeiten geprägt sind. Diese Sexarbeiter_innen sind gezwungen, versteckt zu leben und zu arbeiten, um dem Zugriff der Polizei und somit ihrer Abschiebung oder Haft zu entgehen. Auch hier würde eine Veränderung des Aufenthaltsgesetzes und eine Entkriminalisierung der Betroffenen Abhilfe schaffen.

St. Georg - ein Stadtteil für alle?

Bereits 1980 wurde das Viertel zum Sperrgebiet erklärt und Menschen wegen der Ausübung von Prostitution mit Bußgeldern bestraft. Mitte der neunziger Jahre setzte dann ein stadtteilpolitischer „Aufwertungs-“prozess ein. Diese Gentrifizierung ist Teil einer Stadtentwicklungspolitik, mit der Städte im Sinne von Marktinteressen durchökonomisiert und so zu anschlussfähigen Produktions und Konsumräumen werden sollen. Als Teil dessen steigen die Mietpreise, die Bewohner_innenzusammensetzung ändert sich durch den Zuzug einkommensstarker Bevölkerungsgruppen und damit geht die Verdrängung der Einkommensschwächeren einher.
Menschen, die diesem Interesse vermeintlich entgegenstehen bzw. nicht genügend Beitrag leisten, werden in die Außenbezirke der Städte vertrieben.
Obwohl schon der alleinige Zuzug in Stadtteile diese Prozesse reproduziert, scheuen sich einige Anwohner_innen in St. Georg nicht davor, eine noch schnellere Gangart einzulegen. Teils organisiert in Stadtteilinitiativen, wird nun von Anwohner_innen eine Hetzkampagne gegen die Sexarbeiter_innen angetrieben, um den „Strich“ nach Rothenburgsort zu verlagern. Gleichzeitig wird von exekutiver Seite die Sperrgebietsverordnung in St. Georg konsequenter durchgesetzt, was sich unter anderem an der eklatanten Erhöhung der Bußgelder für Sexarbeiter_innen zeigt. Die vehementen Forderungen nach einer „Reinigung“ St. Georgs durch sich verantwortlich fühlende Bürger_innen und Gewerbetreibende zeigen so Wirkung.

Hansaplatz - Macchiato statt Marginalisierte

In der bisher sehr einseitig geführten Debatte um Sexarbeit in St. Georg hat sich besonders die Hansaplatz-Initiative durch ihre Hetze hervorgetan. In dieser Initiative haben sich Anwohner_innen zusammengeschlossen, um die Entwicklung des Stadtteils nach ihren Vorstellungen voranzutreiben.
Sie hätten gerne eine „bunte Vielfalt von Kunst und Kultur, Geschäften, Gastronomie und Gewerbe am und um den Hansaplatz“ und „menschenwürdige Verhältnisse“3 für ihre Kinder und Jugendlichen. Aber das Gewerbe, das seit langem kennzeichnend für den Hansaplatz ist, nämlich die Sexarbeit, ist damit natürlich nicht gemeint. Vielmehr geht es um die Forderung nach Vertreibung der Sexarbeiter_innen von den Straßen des Stadtteils. Durch die Kriminalisierung aufgrund der gegenwärtigen Gesetzeslage bedeutet Vertreibung für die Sexarbeiter_innen jedoch auch Inhaftierung und Abschiebung. Dies wird billigend in Kauf genommen.
Dabei haben sich die Mitglieder der Initiative „mit der Kenntnis angesiedelt, dass das Viertel ein historischer Kiez ist und mehr Lebensfacetten anzutreffen sind als in anderen Stadtteilen“.4
Trotzdem werden Lebensrealitäten, die nicht ihrer eigenen privilegierteren Situation gleichen, als störend und bedrohlich konstruiert.
Die „bunte Vielfalt“ entpuppt sich so als Deckmantel für Rassismus und das Wohl der Kinder muss herhalten für die verquere und ausgrenzende Weltanschauung der Erwachsenen.

Als weiteres Feindbild hat sich die Initiative die schon erwähnten sozialen Einrichtungen auserkoren, die im Stadtteil akzeptierende Arbeit für die Sexarbeiter_innen leisten. Den Einrichtungen wird vorgeworfen, Menschenhandel hinzunehmen und die Kriminalität im Stadtteil zu fördern. So wird auch gegen diejenigen Stimmung gemacht, welche die marginalisierten Sexarbeiter_innen unterstützen.

Sexarbeit ist kein Menschenhandel

In den Ausführungen der Hansaplatz-Initiative wird die EU-Osterweiterung benutzt, um den angeblichen Anstieg von organisierter Kriminalität, Drogen- und Menschenhandel im Viertel zu erklären. Neben dem sich hier zeigenden Rassismus und der Darstellung einer subjektiven Wahrnehmung als Tatsache, wird zudem die im Viertel stattfindende Sexarbeit mit Menschhandel gleichgesetzt. Dass Menschenhandel mit sexueller Ausbeutung (fälschlicherweise auch „Zwangsprostitution“ genannt) auch in St. Georg vorkommt, ist nicht zu bestreiten und ohne Frage beschissen. Davon auszugehen, dass alle Migrant_innen in der Sexarbeit per se Opfer von Menschhandel sind, ist jedoch genauso diskriminierend wie es beschönigend ist, immer von einer frei gewählten Beschäftigung auszugehen. Sexarbeit ist NICHT mit Menschenhandel gleichzusetzen. Beim Ersten handelt es sich um Lohnarbeit, beim Zweiten schlichtweg um ein Verbrechen an der Menschlichkeit.

Freie Wahl im herrschenden System?


Sexarbeit stellt eine Form der Dienstleistung dar, die Sex - vielmehr sexuelle Dienstleistung – als Ware verkauft. Sexarbeit ist demnach als Arbeit anzuerkennen, die aufgrund unterschiedlichster Motive oder eben auch Zwangslagen - jenseits von Menschenhandel - ergriffen wird. Wer die Frage nach der Freiwilligkeit von Sexarbeit aufwirft, muss sich aber auch der Frage nach einer Freiheit der Wahl bezüglich der Lohnarbeit im kapitalistischen System widmen. Jenseits der vermeintlich „freien Berufswahl“ steht Lohnarbeit an sich überhaupt nicht zur Diskussion. Es entsteht ein gesellschaftlicher Zwang, welcher Lebensentwürfe jenseits von Lohnarbeit unmöglich macht.
Entscheiden sich nun Menschen für Sexarbeit als Erwerbstätigkeit - analog zum Zwang zur Lohnarbeit -, wird trotzdem ihre subjektive Handlungsfähigkeit als Lohnarbeiter_innen in Frage gestellt und ihnen als Sexarbeiter_innen per Definition die Rolle des Opfers zugeschrieben. Dies entzieht den Betroffenen die Macht über die eigene Definition und reproduziert das zugeschriebene passive Rollenbild. Die Sexarbeiter_innen sind NICHT per se Opfer, sondern in ihrer spezifischen Arbeitssituation lediglich vulnerabler als andere.

So wie Sexarbeit im Kontext des Kapitalismus zu betrachten ist, müssen in einer Analyse der Sexarbeit ebenso die herrschenden Geschlechterverhältnisse Beachtung finden. In feministischen Debatten hierüber kommt es immer wieder zu Diskussionen, die sich um die Frage der Reproduktion von geschlechtlichen Machtverhältnissen in der Sexarbeit drehen. Dem Konzept der Sexarbeit liegt die Wirkmächtigkeit der Geschlechterverhältnisse zugrunde, in welchen sich in Reproduktion bestimmter Machtstrukturen eine Nachfrage entwickelt. Hier wird sichtbar, dass eine Kritik nicht an Sexarbeit selbst anzusetzen ist, sondern in dem gesellschaftlichen Verhältnis, aus welcher sie ent- und besteht. Die verschiedenen Machtachsen, an denen sich Ungleichheiten bilden und verfestigen, müssen in den Blickpunkt der Kritik gesetzt werden. Die Doppelmoral der Mehrheitsgesellschaft, die einerseits die sexuellen Dienstleistungen nutzt, sie andererseits aber ablehnt und stigmatisiert, kriminalisiert Sexarbeiter_innen und grenzt sie aus der Gesellschaft aus.

Um die Sexarbeiter_innen in ihrer Handlungsfähigkeit gegen Ausbeutung und Abhängigkeit zu unterstützen, muss sich solidarisch auf sie bezogen und gegen die fortwährende Stigmatisierung gekämpft werden.

Recht auf Straße!

Dass auch Sexarbeiter_innen Rechte haben und ebenso zu den Anwohner_innen von St. Georg zählen, interessiert Politiker wie Herrn Markus Schreiber (Bezirksmatsleiter Mitte), die Hansaplatz-Initiative und auch andere Bürger_innen herzlich wenig. Sie möchten den Druck noch erhöht wissen, um das Prostitutionsgebiet endlich zu verlagern.

Wir setzen ein „Recht auf Stadt bedeutet auch ein Recht auf Straße!“ dagegen und fordern:
· Sperrgebiete abschaffen!
· Gefahrengebiete aufheben!
· Gesicherter Aufenthaltsstatus für Alle!
· Entstigmatisierung und Entkriminalisierung von Sexarbeiter_innen!
· Kontrollierte Legalisierung von Drogen und Ausbau der akzeptierenden Drogenarbeit!
· Geschlechterverhältnisse dekonstruieren!


diss_ & purl (zwei Gruppen aus Hamburg)

Fußnoten:
1 http://www.grundrechte-kampagne.de/kamp ... hrengebiet
2 ebd.
3 http://initiative-hansaplatz.de/Anliegen.html
4 ebd.

Original:
http://de.indymedia.org/2011/06/310502.shtml


Termine:
- Info- und Mobilisierungsveranstaltung -- 7. Juli, 19h, Rote Flora
- Kundgebung -- 9. Juli, 16 - 20h, Hansaplatz


Bürgerinitiative fordert:
Konsequente Umsetzung der bestehenden „Sperrgebietsverordnung“ – keine öffentliche Anbahnung/Prostitution mehr auf den Straßen zum/am Hansaplatz, verbunden mit einer Bußgeldverordnung für Freier.



SOG/PolDVG
Hamburgischen Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (HmbSOG) und
Hamburgischen Gesetzes über die Datenverarbeitung der Polizei (HmbPolDVG)
www.amazon.de/dp/3415042006


[Ergänzungen Marc]
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Marc of Frankfurt
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Polizeirecht und Sexwork

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Vorsicht vor dem Eddingstift


Mit der Einrichtung von »Gefahrengebieten« betreibt die Hamburger Polizei die Verdrängung von Prostitution und Drogenhandel aus dem Stadtgebiet.


von Andreas Blechschmidt

Normalerweise betrifft die Rede über »verfassungsfeindliche Tendenzen« weder das Agieren von Landesregierungen noch die polizeilichen Strategien der Kriminalitätsbekämpfung. Doch die jüngsten Entwicklungen in Hamburg zeigen, dass das Zusammenwirken von gesetzgeberischen Maßnahmen der Landesregierung und deren polizeiliche Umsetzung durchaus geeignet sind, garantierte Grundrechte dauerhaft außer Kraft zu setzen.

Bereits seit Juni 2005 existiert in der Hamburg die Möglichkeit, sogenannte Gefahrengebiete einzurichten.

Versteckt im Paragraphen 4 des »Gesetzes über die Datenverarbeitung der Polizei« heißt es, dass die Polizei Gebiete definieren kann, in denen sie »Personen kurzfristig anhalten, befragen, ihre Identität feststellen und mitgeführte Sachen in Augenschein nehmen« darf. Zudem kann sie auf Grundlage dieser Überprüfungen Platzverweise, Ingewahrsamnahmen und sogar längerfristige Aufenthaltsverbote aussprechen.

Damit ist ein Ausnahmerecht geschaffen worden, das die in der Strafprozessordnung festgelegten Begrenzungen der Eingriffsrechte der Polizei aushebelt. Dort werden die polizeilichen Überprüfungs- und Kontrollbefugnisse an die Existenz eines konkreten Anfangsverdachts für die Beteiligung an einer Straftat bzw. einer unmittelbar bevorstehenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gebunden. Dem liegt das Prinzip zugrunde, dass die in der Verfassung definierten Grundrechte den Schutz des Individuums vor der Staatsgewalt und ihren ausführenden Organen garantieren sollen. Derlei Verfassungstreue war der damals alleinregierenden CDU in Hamburg aber offenbar fremd, als sie das »schärfste Polizeigesetz« Deutschlands verabschiedete und sich als Adeptin des ehemaligen Bundesinnenministers und heutigen Finanzministers Wolfgang Schäuble (CDU) erwies. Der hatte bereits 1996 erklärt: »Die Verfassung ist immer weniger das Gehege, in dem sich demokratisch legitimierte Politik frei entfalten kann, sondern immer stärker die Kette, die den Bewegungsspielraum der Politik lahmlegt.«

Von solchen Ketten befreit ist nun jedenfalls seit 2005 die Hamburger Polizei. Es sind nicht richterliche Anordnungen oder parlamentarische Mehrheitsbeschlüsse, die die polizeilichen Sonderrechtszonen legitimieren. Die Polizei selbst kann sich das Instrumentarium der verdachtsunabhängigen Kontrollen genehmigen. Dazu muss sie allein entsprechende hausgemachte Lageerkenntnisse zusammenstellen. In mehr als 40 Fällen sind in den vergangenen sechs Jahren im gesamten Hamburger Stadtgebiet »Gefahrengebiete« ausgerufen, teilweise auch ganze Stadtteile über Monate hinweg zur Ausnahmezone erklärt worden. Auf Anfrage der Bürgerschaftsfraktion der »Linken« erläuterte die Polizei ihre Kriterien für die Benennung der vermeintlichen Gefahrenträger. Im Zusammenhang mit Fußballspielen werden in festgelegten Gebieten unter anderem alle »16- bis 35jährigen in Gruppen ab drei Personen« kontrolliert. Im beschaulich-gutbürgerlichen Hamburg-Volksdorf wurden in der Nähe von Partyveranstaltungen im Jahre 2007 »16- bis 25jährige in Gruppen ab drei Personen oder Personen, die alkoholisiert sind und/oder sich auffällig verhalten«, polizeilich überprüft. Dabei ficht es die Verantwortlichen nicht an, dass ein Straftatbestand des Alkoholisiertseins ebenso wenig existiert wie der des auffälligen Verhaltens.

Auch aus Anlass linker Demonstrationen wurden »Gefahrengebiete« geschaffen, mittels derer alle Personen, die »augenscheinlich dem linken Spektrum zuzurechnen sind«, zu Objekten polizeilicher Kontrollmaßnahmen gemacht werden können. Den offensichtlichen Widerspruch zum Verfassungsgrundsatz des ungehinderten und von staatlicher Kontrolle freien Rechts auf Versammlungsfreiheit ignoriert die Polizei.

Zum 1. Mai wurden weite Teile St. Paulis für zwei Abende zum Gefahrengebiet erklärt. Man konnte an diesem Tag in St. Pauli also von den dauerhaft eingerichteten Gefahrengebieten »Betäubungskriminalität« und »Gewaltkriminalität« in das temporäre Gefahrengebiet »Straftaten von erheblicher Bedeutung, mögliche Ausschreitungen« spazieren. An den Abenden glichen Teile des Viertels einer Geisterstadt. Neben der Sperrung für den Straßenverkehr wurden insgesamt mehr als 1 200 Personen überprüft und über 400 Aufenthaltsverbote und Platzverweise ausgesprochen. Davon waren auch Anwohner betroffen, die mehr oder weniger Hausarrest erhielten. Als verdächtig galt etwa, wer Eddingstifte mit sich führte, polizeifeindliche Parolen skandierte oder mit gegen die Polizei gerichteten Maßnahmen sympathisierte. Mit nur zwei anderen Menschen im Alter zwischen 16 und 35 Jahren gemeinsam unterwegs zu sein, genügte im Zweifelsfall, um polizeilich überprüft zu werden.

Neben diesen von der Polizei benannten Kriterien wurden alle, denen die eingesetzten Beamten einen migrantischen Hintergrund zuschrieben, kontrolliert und mit Aufenthaltsverboten belegt.

Das Bahnhofsquartier St. Georg gehört zu den Stadtteilen, in denen dieses polizeiliche Kontrollregime zum Alltag gehört. Hier arbeiten Polizei, Behörden und Teile der Anwohnerschaft Hand in Hand, um im Rahmen der Aufwertung des Viertels das Rotlichtmilieu und die Drogenszene zu verdrängen. »St. Georg ist traditionell Ort von Frauen und auch Männern, die verschiedenen Formen der Sexarbeit nachgehen. Es existieren Formen der Beschaffungs- und Armutsprostitution, aber es gibt hier auch alljährlich das Phänomen der Weihnachtsprostitution«, erläutert die Hamburger Rechtsanwältin Katrin Kirstein, die sich seit zehn Jahren im Beratungsprojekt »Sperrgebiet« für die Rechte von Sexarbeiterinnen engagiert:
  • »Wir beobachten seit mehreren Jahren den kombinierten Einsatz von Mitteln des Ordnungsrechts wie der Hamburger Sperrgebietsverordnung und dem des Gefahrengebiets ›Betäubungsmittelkriminalität‹ gegen Sexarbeiterinnen«.
Dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Instrumente verschafft der Polizei die Möglichkeit, Platzverweise und Aufenthaltsverbote auszusprechen oder Bußgelder zu verhängen. Die Polizei erließ allein in den ersten 4 Monaten dieses Jahres mehr als 3.200 Aufenthaltsverbote.

»Es gibt Frauen, die in einem faktischen Hausarrest leben und sich nur auf wenigen Straßen für ihre alltäglichen Erledigungen wie Einkäufe überhaupt repressionsfrei bewegen können«, beschreibt Kirstein die Situation. Zusätzlich seien viele Frauen durch die mehrfache Verhängung von Bußgeldern inzwischen hochverschuldet.

Mittlerweile regt sich aber Widerstand. Ein Bündnis feministischer Gruppen und Initiativen wendet sich gegen die gesellschaftliche Doppelmoral, einerseits sexuelle Dienstleistungen zu nutzen, sie aber anderseits zu stigmatisieren und zu kriminalisieren. Sie fordern ein »Recht auf Straße«.

Aus ihrer Sicht ist die angebliche Bekämpfung von Zwangsprostitution und Menschenhandel nur ein vorgeschobener Grund für stärkere Kontrollen, tatsächlich sollten mit dem errichteten »Gefahrengebiet« vor allem die Aufwertungsprozesse im Stadtteil gefördert werden. Nützlich für das Viertel sei aber allein die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiterinnen.


http://jungle-world.com/artikel/2011/26/43488.html

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fraences
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Beitrag von fraences »

Kiez-Morde

Die Blutnacht im »Blue Night«

10. November 1996: Im Bordell "Blue Night" an der Budapester Straße kommt es zu einer der schlimmsten Schießereien in der Geschichte St. Paulis. Auslöser war ein Überfall von "Blue Night"-Boss Ünal B. (28) auf eine Absteige am Straßenstrich an der Süderstraße. Hausherr Volker L (42) rächt sich. Mit zwei weiteren Männern stürmt er das "Blue Night". Es kommt zur Schießerei. Insgesamt fallen 29 Schüsse. Volker L. und Ünal B sterben im Kugelhagel. Vier weitere Gäste und Mitarbeiter des „Blue Night“ erleiden schwere Schusswunden.


Wer heute durch die Budapester Straße fährt, kommt kurz vorm Neuen Pferdemarkt an einem verfallenen Gebäude vorbei. Am Eingang des ehemaligen „Mui Hotels“ liegen Bierflaschen und Müll. Nichts deutet darauf hin, dass es hier vor mehr als 12 Jahren zur schlimmsten Schießerei gekommen ist, die es jemals auf St. Pauli gegeben hat. Als sich am 10. November 1996 im Bordell „Blue Night“ der Pulverdampf verzogen hatte, lagen zwei Tote und vier Schwerverletzte in ihrem Blut.


Wie so oft bei blutigen Fehden auf dem Kiez ging es um die zweifelhafte Ehre von Zuhältern. „Blue Night“-Boss Ünal B. (28) hatte eine Absteige am Straßenstrich an der Süderstraße überfallen und den Laden mit Baseballschlägern und Axtstielen zerlegt. Angeblich ging es um eine 19-jährige Prostituierte. Hausherr in der überfallenen Steige ist der 42-jährige Volker L. Und er will Rache.


In der Nacht zum 10. November 1996 rüstet er zum „letzten Gefecht“. Penibel prüft er den Sitz seiner schusssicheren Weste. Er ölt seine schwere Colt-Pistole vom Typ „Government, Model 1911“. Sieben Patronen vom extremen Kaliber 11,3 Millimeter schiebt er ins Magazin, steckt sich drei weitere Ersatzmagazine ein. Doch das langt dem Zuhälter noch nicht. Eine Taschenpistole („Derringer“), ein Nato-Kampfmesser und ein Stoß-dolch komplettieren seine Ausrüstung.


Als Volker L. in seinen schwarzen Porsche 928 steigt, legt er noch eine Axt hinter den Sitz. Kurz vor 3 Uhr trifft er sich mit zwei anderen Männern vor dem „Blue Night“. Bis heute ist unklar, wer sie waren. Ihre Ausrüstung: eine abgesägte Schrotflinte und Neun-Millimeter-Pistolen. Zwei Minuten später stürmt das Trio den Puff. Volker L. schreit: „Hände hoch, alles hinlegen!“ Er springt auf den Tresen, schwingt seine Axt. Ein Dutzend Huren flüchtet schreiend. Als Volker L. gerade beginnt, das Mobiliar zu zerschlagen, fällt ein Schuss. Der türkische Barkeeper des „Blue Night“ will nicht kampflos aufgeben und hat eine Pistole gezogen. Beide Seiten drücken die Abzüge durch. Insgesamt fallen 29 Schüsse.

Volker L. wankt blutüberströmt aus dem Bordell. Eine Kugel war knapp über der Panzerweste in seinen Hals gedrungen, hatte die Schlagader getroffen. Drei Minuten später ist der Zuhälter verblutet. Auch sein Widersacher Ünal B. überlebt die Schießerei nicht. Vier weitere Gäste und Mitarbeiter des „Blue Night“ erleiden schwere Schusswunden. Volker L.s Komplizen entkommen. Als die Polizei das Bordell durchsucht, finden die Beamten in einem Zimmer eine Prostituierte (23) mit ihrem Freier (44) zitternd im Bett. Sie hatten sich während der Ballerei die Decke über den Kopf gezogen.


http://www.mopo.de/hamburg/hamburgs-gro ... index.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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