Wie soll der Kunde einer SexarbeiterIn genannt werden

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen

Wie soll der Kunde einer SexarbeiterIn genannt werden?

Gast
87
44%
Kunde
100
50%
Freier
12
6%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 199

LindaSchweitzer
hat was zu sagen
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Beitrag von LindaSchweitzer »

Ihr kennt das ja alle, dass zwischendurch mal ganz freundliche Einladungen von Männern kommen, die nachdem man das Honorar bekannt gibt, völlig entrüstet reagieren. "Ich wollte Dich doch nur ganz nett einladen, ohne das Du ans Geschäft denkst, nur mal kennenlernen zum Kaffee..etc blabla "Ich will doch kein Kunde sein"
Nachdem ich das Gefühl hatte, der "Kunde" ist negativ besetzt, bin ich dazu übergegaen unter Kolleginnen von Klienten zu sprechen und im Beisein eines Klienten ihn als "Liebhaber" zu bezeichnen.

Da wir aber auch Dienstleisterinnen sind, finde ich "Kunde" trotzdem angebracht. Es klingt nur soo nüchtern.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Kundschaft" ist da ein klein wenig netter.

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EdlerWalther
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Beitrag von EdlerWalther »

Wir haben früher immer Gogl dazu gesagt. :angel13

ehemaliger_User
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Beitrag von ehemaliger_User »

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LindaSchweitzer hat geschrieben: "Ich will doch kein Kunde sein".
logisch, er wollte ja auch nur Kaffee trinken...

Und "Liebhaber" passt dazu auch.
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Arum
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Beitrag von Arum »

Ich weiss nicht, es liegt vielleicht daran, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist, aber ich verstehe nie so genau, was gegen das Wort "Freier" einzuwenden wäre. Das heisst, ich kann mir politisch-strategische Gründe denken, weshalb "Kunde" zu bevorzugen sei, nur kann man eber überall Kunde sein, "Freier" dahingegen halte ich für eine schöne berufszweigspezifische Bezeichnung. Darüberhinaus mag ich die Konnotation der "Freiheit", und auf Niederländisch heisst "vrijen", neutral gesagt, "Sex haben" oder auch, noch neutraler, "sich lieben", oder, altmodischer, "eine Beziehung haben, ohne sich noch verlobt zu haben". Oder haftet dem Wort zuviel die Verruchtheit der Pre-ProstG-Epoche an?

Übrigens, auf Niederländisch heisst ""Freier" "hoerenloper", oder, buchstäblich übersetzt, "Hurenlaufer", "Hurengeher." Heutzutage aber bezeichnen die Kollegen sich gerne als "wandelaar", d.h. "Spaziergänger, Wandersmann." Halte ich auch wenig davon, offen gesagt, etwas zuviel Euphemismus, um sich etwas Besseres zu fühlen, aber wer's mag..
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Genau, weil das Wort Freier branchenspezifisch ist, haftet ihm das Prostitutionsstigma an. Es würde ein inneres Coming-out des Freiers voraussetzen, um es positiv empfinden zu können, und ein äußeres Coming-out, um diesen positiven Wortgebrauch zu etablieren [vgl. schwul].

Während "um jmd. freien" früher eine rein positive Bedeutung hatte:
http://de.wiktionary.org/wiki/freien

Steckt ja "Freiheit" und "ich bin in so frei" im Wortstamm.


@Linda, ehemaliger_User
Der Probleme der Wortwahl ergeben sich nicht zuletzt auch deshalb, weil es die zwei grundsätzlich unterschiedlichen Kundentypen 'emotionaler Freier' und 'professioneller Freier' gibt...

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Lady Tanja
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RE: Wie soll der Kunde einer SexarbeiterIn genannt werden

Beitrag von Lady Tanja »

Ich bevorzuge das Wort "Gast".

Damit verknüpfe ich ein temporäres "Zuhause-Sein", ähnlich dem Gast im Hotel.

Der Mann, der meine Dienstleistung bucht, soll sich für eine gewisse Zeit Zuhause und wohl fühlen, und ich versuche, diesen Aufenthalt schön und wohlig zu gestalten.

Gast passt damit für mich viel besser als Kunde oder Freier.

Das Wort Freier ist für mich eher negativ besetzt.

Primaballerina
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Beitrag von Primaballerina »

Da überlege ich auch schon geraume Zeit dran. Das Wort "Gast" finde ich eigentlich am Besten, allerdings fällt es mir schwer in Zusammenhängen, wo ich den Gast aufsuche (Hotel, etc., dann bin ich ja genaugenommen ich der Gast)...
Momentan hänge ich noch an "Kunde", "Liebhaber" finde ich aber auch nicht verkehrt, beschönigt es aber großenteils. Wenn Freier nicht so besetzt wäre, wäre das sicherlich ein schönes Wort.

Kundschaft, mit Verlaub, klingt für mich eher nach einem etwas altmodischen Laden, in dem die Verkäuferinnen eigentlich lieber Klatschzeitungen lesen und sich durch "Kundschaft" gestört fühlen. Aber das mag meine persönliche Assoziation sein.

Kann man nicht ein Neues erfinden?

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Arum
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Beitrag von Arum »

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Primaballerina hat geschrieben:Kann man nicht ein Neues erfinden?

"Kurzweilbeziehungskonsument" wäre vielleicht etwas umständlich... Oder vielleicht lieber KWBK.... :002
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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friederike
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Beitrag von friederike »

Französinnen sagen "client" oder "mec", Amerikanerinnen "john", ich finde "Gast" eigentlich ganz gut, "Kunde" und "Freier" sind mir auch recht. Ich habe keine Notwendigkeit, etwas zu umschreiben. Wer mich Nutte nennen will oder meine Männer sonst irgendwas - mich berührt das nicht.

Friederike

Primaballerina
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Beitrag von Primaballerina »

          Bild
Arum hat geschrieben:          Bild
Primaballerina hat geschrieben:Kann man nicht ein Neues erfinden?

"Kurzweilbeziehungskonsument" wäre vielleicht etwas umständlich... Oder vielleicht lieber KWBK.... :002
*gg* Ja, das wäre doch was.

Ich fand ja den "Wanderer" (dem holländischen entlehnt) gar nicht so schlecht - aber ist vielleicht ein bisschen sehr poetisch. "Date"... klingt so nach Teenie, anglizistisch verseucht eben...

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Cayena
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Beitrag von Cayena »

Also ich spreche meine "Kunden" nie als Kunden oder ähnlichem an, es ist ja üblich das man einen Termin macht,bei mir ist das zumindest so,und bei einem Termin,weiss man den Namen des Kunden,somit spreche ich ihn auch mit seinem Namen an. Auch als ich noch in kleinen Privathäusern gearbeitet habe,habe ich meine "Kunden" (Gäste) immer schon aus höflichkeit nach ihrem Namen gefragt und sie damit auch angesprochen,ausser natürlich im Klinik und SM-Bereich. Und da ich Privatsphäre meiner Kunden sehr schätze,habe ich auch nie vor Kunden über andere Kunden geredet,somit habe ich weder das Wort Kunde noch Gast oder ähnliches vor den Kunden erwähnt! Allerdings mit Kolleginnen nenne ich es gerne Kunde oder Gast.

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Robby
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Beitrag von Robby »

hallo zusammen !
finde es nett dass ihr leute wie mich kunde oder gast nennt
das wort gogl ist sehr abwertend ich denke das haben viele von uns nicht verdient
ist ein wort vom wiener strich die frau mich so nannte hat keinen
guten eindruck bei mir hinterlassen
in jeder herde gibt es ein schwarzes schaf-zum glück nicht mehr!
robby

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Die direkte Ansprache ist bei mir immer persönlich mit Vornamen, wenn ich über sie schreibe, nenne ich sie Kundenmänner, wenn es im Zusammenhang mit unangenehmen Erfahrungen, auch Foren-Beiträge, ist, die ich schon lesen durfte, nenne ich sie meist Freier.
Dreibeiner nenne ich gerne Männer im allgemeinen, eher als Kosename.
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fraences
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Beitrag von fraences »

Wie sollte man die weibliche Kundinnen nennen?
Ich hatte ein Päarchen im Laden. Die Frau kam zu mir im Büro und zahlte für eine weitere Stunde nach und beim raus gehen sagte sie mit einem strahlenden Lächeln:" Fraences bin ich jetzt eine Freierin?"
Gruß Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Robby
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Beitrag von Robby »

@fraences
könnte man frau und mann mit vornamen als gäste benennen?
freierin oder gästin würde schon blöd klingen
kundin geht noch
liebe grüße
robby

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fraences
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Beitrag von fraences »

Also Freierin finde ich noch amüsant,Freier ist in der Gesellschaft zu negativ besetzt.
Kunde hört sich für mich zu kommerziell an.
Die Männer wissen zwar das sie für die Dienstleistung bezahlen,aber die Illusionen das er als Mann erorbert oder verführt word,sollte nicht gestört werden.
Genauso Feilscherei wegen Preis, sowie man es vielleichtauf ein Türkisches Bazar um ein Gegenstand handelt, zerstört jegliches erotische Stimmung.
Sage zwar auch immer Gast, aber glücklich bin ich mit der Bezeichnung nicht.
Es müsste ein neue Name her, genau wie man den Wort Sexworker im Sprachgebrauch eingeführt hat.
Lieben Gruß, Fraences
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Marcel
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RE: Wie soll der Kunde einer SexarbeiterIn genannt werden

Beitrag von Marcel »

Für mich sind Kunde oder Gast etwa gleichrangig. Es ist so dass es sich um eine Dienstleistung handelt, und dort denke ich treten diese beiden Begriffe noch am häufigsten auf. Ich selbst wählte Kunde, vermutlich auch, weil dieser Begriff einen leicht unpersönlicheren Touch als Gast hat. Aber das ist auch nur mein Empfinden.

Interessant ist auch zu sehen, wie wenig sich für Freier entschieden habe, ist es doch der althergebrachte Begriff. Allerdings würde ich mich selbst auch nicht so nennen wollen, schließlich empfinden wohl viele (zumindest ich) die negative Vorbelastung des Begriffes. Genauso verwende ich die üblichen Begriffe für die Berufsbezeichnung der Damen eben wegen dieser Vorbelastung nicht.


grüße!

Angelique
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Re: Wie soll der Kunde einer SexarbeiterIn genannt werden

Beitrag von Angelique »

Kunde und eventuell Gast...
Aber doch nicht Freier. Die wollen doch nicht heiraten, oder??? :003

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fraences
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Beitrag von fraences »

Da das Wort Freier negative besetzt ist, hab ich Früher immer Gast gesagt.

Gast hört sich aber zu zu ungeschäftsmäßig an, deshalb finde ich den Begriff Bucher gut. Es signalisiert, das man eine Dienstleistung bucht.
Wie eine Urlaubsreise, Wellnesswochende, etc.

Liebe Grüße, Fraences
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