"Körper und Seele"
Ein Kernthema der Sexarbeit
Aber die Hamburger Ausstellung im Kunstgewerbemuseum MKG scheint das heikle Thema auszusparen und präsentiert statt tiefem Erkenntnisgewinn eher ein Sammelsurium luxuriöser Bestände für die interessierte Bürgerschaft der reichen Stadt in der bekanntlich ca. 60.000 Millionäre leben. Gelder aus dem Drogenkartell Reemstma halfen.
Der Ausstellung geht es wohl primär um Vergleich, Schau und Bildlust anhand Menschenabbildern aus vielen Zeiten und Regionen. So sind in allen Kulturen verankert und künstlerisch dokumentiert die Leidenschaft als unbezwingbarer Trieb und die Schönheit. Als sehr abstrakter und subjektiver Begriff galt die Schönheit in vielen Kulturen über lange Zeit hinweg als rein körperlicher Aspekt, in der Moderne hat sich dieses Bild gewandelt.
Was heute interessiert, ist unabhängig von der äußeren Gestalt. Die Schönheit dient nicht mehr als dominierender Selbstwert, sondern muss sich als Gegenentwurf zur Individualität behaupten. Ins Zentrum rückt der Geist und die Seele des Menschen, seine innere (emanzipierte) Schönheit. Der suchende Geist von Religion, Aufklärung und Moderne wollte hinter die materielle Oberfläche schauen und tiefere und allgemeingültig-ewige Wahrheiten der Dinge und Menschen verstehen.
Es handelt sich dabei um die fundamental-unauflösbare Kontroverse zwischen Inhalt und Form, Sein und Schein, Körper und Seele, Materie und Geist/Information, Profan und Heilig. In der Antike galt "An der Form sollst du sie erkennen" (Siegellehre der Hermetik), seit der Evolutionslehre beginnen wir zu verstehen wie Wahrheit als Information in Materie informiert entsteht.
Das Prostitutionstabu (den Körper produktiv wirtschaftend zu nutzen und damit die Seele zu berühren) ist nur ein Teil des kollektiven, kulturellen Ringens mit diesem Thema von Welt-Erkenntnis und Wertebildung.

Das immer wieder kehrende Bild der drei Grazien in anmutiger Haltung gilt als Inbegriff der weiblichen Wohlgestalt: "Die drei Grazien" nach antikem Vorbild von Christian Gottfried Jüchtzer aus feinstem Biskuitporzellan aus dem Jahr 1785.
Die drei Grazien gehören als niedere Naturgöttinen zum Gefolge der Aphrodite (Fruchtbarkeitsgötting, römisch: Venus). Venus ist die Inkarnation des Prinzips der Liebe einer elementaren Lebensgewalt; sie kann aber vor allem die materielle Welt in ein geistiges Reich der Idee verwandeln. Die klassische Venus wird zur Venus humanitas. Sie weckt Leidenschaften, aber sie sublimiert sie zu universeller Harmonie. Wie die christliche Gottheit stellt sie sich in den drei Grazien als Dreifaltigkeit dar. Schon Seneca pries die Grazien als die dreifache Verkörperung der Liberalitas, der selbstlosen Liebe, als Geben, Empfangen und Erwidern. Metaphysisch gesprochen: Gott gibt dem Menschen seine Liebe, dieser empfängt sie und erwidert sie durch Hingabe und Anbetung.
Die Grazien sind die Töchter von Göttervater Zeus (römisch: Jupiter) mit seiner 3. Frau Eurynome und heißen Euphrosyne, Thalia und Aglaia - Frohsinn, Festfreude und Glänzende. Alles drei Kern-Eigenschaften der Anmutigen und Sexworker!
Chariten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Grazien
Diese antikisierenden weißen griechisch sakral modellierten Chariten werden in der Ausstellung den heutigen schwarzen afrikanischen profan fotographierten Frauen gegenübergestellt:

IRVING PENN
Three Dahomey Girls
1967
Schätzpreis $30,000-50,000
[für das Fotokunstwerk, nicht die abgebildeten Menschen]
Siehe: Geschichte des Sklavenhandels in Dahomey:
viewtopic.php?p=41626#41626
21. Mar. 2010 - 16. Jan. 2011
Body and Soul. Menschenbilder aus vier Jahrtausenden
http://www.mkg-hamburg.de/mkg.php/de/so ... ail/~S658/
AusstellungsRezensionen:
http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... ntent.html
http://www.art-magazin.de/kunst/28106/b ... kg_hamburg
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