LokalNachrichten: BREMEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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Marc of Frankfurt
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Offener Brief

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Offener Brief „Erhalt der Beratungsstelle Nitribitt e.V. in Bremen“

An
- Finanzsenatorin Frau Linnert, Bremen
- Sozialsenatorin Frau Rosenkötter, Bremen
- Bürgermeister Herrn Böhrnsen, Bremen
- Bürgerschaftsfraktionen von
CDU
SPD
FDP
Die Grünen
Die Linke, Bremen





Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten Sie dringlich bitten, sich Ihrer politischen Verantwortung bewusst zu sein und sich gegen jegliche Kürzungen bei der Prostituierten-Beratungsstelle Nitribitt e.V. auszusprechen.

Doña Carmen e.V. betreut seit vielen Jahren Prostituierte aus dem Rhein-Main-Gebiet. Wir wissen aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie existenziell wichtig das Vorhalten von niedrigschwelliger Beratung und Betreuung für die Frauen in der Prostitution ist.

Es ist unabdingbar, dass gerade auch kirchlich unabhängige Beratungsstellen ihre Arbeit beibehalten können, Prostituierte nicht immer nur verzerrt als „Zwangsprostituierte“ dargestellt werden und staatliche Fürsorge sich nicht auf die Durchführung von Razzien reduziert.

In diesem Sinne möchten wir Sie bitten, Ihren politischen Einfluss geltend zu machen und sich für den Erhalt der langjährigen Arbeit von Beratungsstelle Nitribitt e.V. einzusetzen.

Für Kürzungen im ohnehin schon ausgedünnten Bereich der Beratung und Betreuung von Frauen in der Prostitution haben wir kein Verständnis. Sollten aber die geplanten Kürzungsvorhaben gegen Nitribitt e.V. in die Tat umgesetzt werden - was wir nicht hoffen -, würden wir die dafür Verantwortlichen in unserer bundesweit vertriebenen Zeitung ‚La Muchacha’ sowie auf der Website von Doña Carmen e.V. benennen und kritisieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Juanita Rosina Henning

Sprecherin von Doña Carmen e.V. FFM, den 19.12.2007





http://www.donacarmen.de/?p=219

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Zwerg
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Leider noch immer keine Entwarnung

Beitrag von Zwerg »

Am Wochenende hatte ich in Hamburg ein kurzes Gespräch mit Monika von Nitribitt e.V.

Leider gibt es noch immer keine Entwarnung - es besteht noch ein kleiner Hoffnungsschimmer - wir werden Euch hier auf dem Laufenden halten.

Wie gerne würde ich dieser Organisation Hilfestellung in welcher Form auch immer leisten. Zur Zeit bleibt nur "Daumen halten" das die Verantwortlichen der Stadt bzw. des Landes doch noch ein Einsehen haben, dass Nitribitt e.V. unersetzbar ist!

Christian

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nina777
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Beitrag von nina777 »

17.02.2009

Bremerhaven

Getarnte Bordelle mitten im Leher Wohngebiet

Bremerhaven (rad/shs). Wirtschaftskrise? Nicht in der Lessingstraße. Dort wird kräftig investiert, unter anderem in neue, bodentiefe Schaufenster für die Gunstgewerblerinnen. Ein Vorstoß von Polizei und Stadtplanungsamt, genau das zu verhindern und das Rotlichtmilieu rund um die Lessingstraße zu begrenzen, war an der Politik gescheitert. Ergebnis: Getarnte Bordelle mitten im Leher Wohngebiet.


Eins davon hat hinter einer unscheinbaren Fassade und zugezogenen Fenstern in der Kistnerstraße 8 aufgemacht. Die Klingelanlage an der Tür des Mehrfamilien-Eckhauses weist vier Namensschilder aus. Was sich dahinter verbirgt, wird auf einer professionell aufgemachten Homepage im Internet ausführlich geschildert: Dana, Alexa, Diana und Natalie bieten dort – üppig bebildert – ihre Liebesdienste an.

Nach den Erfahrungen in anderen Städten ist nicht auszuschließen, dass weitere leerstehende Häuser in Lehe von Zuhältern erworben und zu privaten Bordellen umgewandelt werden. In der Stadt Bremen zum Beispiel ist die sogenannte Hostessenmeile inzwischen vom Rembertiring bis weit in die Waller Heerstraße hinunter gewuchert.

Frauen geht es schlecht
Auch in Bremerhaven ist es in letzter Zeit in den „Koberfenstern“ und auf dem Straßenstrich eng geworden. Seit der EU-Erweiterung drängen immer mehr Bulgarinnen mit ihren Zuhältern ins Milieu (die NORDSEE-ZEITUNG berichtete). „Den Frauen geht es schlecht“, sagt Kripo-Chef Jörg Seedorf. Grund für die Polizei, ihre Politik relativer Zurückhaltung zu ändern und darauf zu drängen, dass sie mehr Rechtsinstrumente an die Hand bekommt.

Seit 2002 ist Prostitution qua Gesetz zwar nicht mehr sittenwidrig, aber den Bremerhavener Ordnungshütern bleiben in der Praxis wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. „Die Bordellbetreiber sind rechtlich gesehen Vermieter, keine Gewerbetreibenden“, sagt Seedorf. Die Frauen sind Untermieterinnen, ebenfalls ohne Gewerbeschein.

In Dortmund sei das anders, nennt Seedorf ein Beispiel. Dort werden die Bordelle als Gewerbe angemeldet. Das eröffnet der Polizei die Möglichkeit zu kontrollieren, ob die Auflagen eingehalten werden. „Wir möchten wissen, wer da arbeitet und wer im Hintergrund steht“, sagt Seedorf.

In Saunaclubs & Co werden Listen geführt über die Frauen, die dort arbeiten. Somit sei es dort nicht mehr möglich, sie zwischen verschiedenen Städten hin und her zu verschleppen und damit nahezu jeglicher Kontrollmöglichkeit zu entziehen. Seedorf weiß von Kollegen aus Dortmund: „Seit der Einführung des sogenannten Dortmunder Modells sind die Frauen dort auch selbstbewusster geworden.“ Ihr Status als Gewerbetreibende eröffne ihnen mehr Rechte.

Als erste Maßnahmen zur Unterstützung der Bremerhavener Prostituierten plant die Polizei Informationsblätter in mehreren Sprachen. Sicher, sagt Seedorf, die Bulgarinnen sagen, ihnen ergehe es hier immer noch besser als zu Hause: „Aber vielleicht bringen wir auch den einen oder anderen Freier zum Nachdenken.“

http://www.nordsee-zeitung.de/Home/Regi ... id,16.html
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annainga
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Bordell in Bösel vom Landkreis genehmigt

Beitrag von annainga »

nicht ganz bremen, sondern bösel, bei cloppenburg.

ein danke an monika heitmann von Nitribitt e.V. für die sammlung der zeitungsartikel:
Dateianhänge
Bösel im Landkreis Cloppenburg-1.pdf
(2.32 MiB) 436-mal heruntergeladen

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Beitrag von nina777 »

15.6.2009

„Handelsware Frau“ – Menschenhandel und Zwangsprostitution

Es ist ein lukratives Geschäft und es blüht im Ver- borgenen: „Zwangsprostitution ist eine ständige Vergewaltigung“ und die Frauen, die - meist unfrei- willig - anschaffen gehen, haben keine Lobby. Schon anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März hatte die Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft eine viel beachtete Podiumsdiskussion zum Thema „Menschenhandel und Zwangsprostitution“ veran- staltet. Vertreterinnen diverser Bremer Beratungs- stellen und Vereine berichteten von bedrückenden Schicksalen, vom Zwang, von der Angst, von der Hoffnungslosigkeit und von staatlichen Repressalien.



Allein in Bremen bereichern sich gewissenlose Ausbeuter jährlich mit rund 37 Millionen Euro an diesen Frauen, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution werden.

Mit dem Themenschwerpunkt „Kriminalität und Justiz“ konnte die Veranstaltung nun im DGB-Haus am Bahnhofsplatz am 12. Mai 2009 fortgesetzt werden. Die Arbeitsergebnisse sollen, so die Fraktionsvorsitzende der LINKEN in der Bremischen Bürgerschaft, Monique Troedel, umgehend und möglichst praxisnah in die parlamentarische Arbeit eingebracht werden.

Sagitta Paul von der Aids-Beratung des Bremer Gesundheitsamtes sprach erneut über die oft fatale gesundheitliche Situation der „Sexarbeiterinnen in Bremen“. Zu den Klientinnen der engagierten Sozialarbeiterin gehören hauptsächlich ausländische „Arbeitnehmerinnen“, der Großteil ist im Alter von 18 bis 25. Fast 70 Prozent von ihnen können kaum deutsch. Zurzeit stammt die größte Gruppe aus Bulgarien. Der Ausländerinnenanteil insgesamt beträgt inzwischen fast 80 Prozent, der Rest sind deutsche Mädchen und Frauen. Insgesamt sind den Behörden in Bremen etwa 500 Arbeitsplätze bekannt. Vermutlich gehen circa 1.000 Frauen an der Weser der Prostitution nach, meist in unauffälligen Wohnungen in der City, in Walle und in der Neustadt. Die Hilfsangebote sind zwar vielfältig, doch nicht alle bedürftigen Frauen können so erreicht werden. Es gibt ausgeprägte Sprachbarrieren, viele Roma-/ und Sinti-Frauen beispielsweise können weder lesen noch schreiben, so dass das Infomaterial für diese Klientel unnütz ist. Dabei bestehen nach wie vor hohe gesundheitliche Risiken, wenn keine Kondome benutzt werden.

Petra Wulf-Lengner vom Verein BBMeZ der Inneren Mission wagt immer wieder den Spagat zwischen der Lobbyarbeit für die drangsalierten Frauen und der eigenen Arbeit, die finanziell kaum abgesichert ist. Auch sie betreut hauptsächlich Frauen aus Bulgarien, Rumänien, der Ukraine und aus Polen. Ungewollte Schwangerschaften, Abtreibungen und Adoptionen sind bei BBMeZ ein zentrales Thema. Die Erstkontakte kommen hier meist über die Polizei zustande. Und gemeinsam, so die Erfahrungen von Petra Wulf-Lengner, ist allen Frauen eine virulente Angst vor dem deutschen Behördenapparat. Denn die Frauen gefährden häufig sich und ihre Familien, wenn sie in einem Prozess gegen die Täter aussagen. Schlimme Erfahrungen mit der Justiz in den Herkunftsländern, mit Korruption und Gleichgültigkeit verstärken diese Haltung. Und Bremen verfügt bisher über keine Schutzwohnungen für Frauen, die aussteigen wollen. Wie schafft man es so, dass sie adäquat untergebracht werden können? Die Beratungsstelle BBmeZ hat jetzt erst mal auf eigene Kosten zwei Wohnungen angemietet, nachdem das Bremer Amt für Soziale Dienste sich bei dieser Forderung bisher taub stellt. Ein erster Schritt.

Derzeit wird ein großer Fall von Menschenhandel (zehn geschädigte Frauen, etliche brutale Vergewaltigungen, verübt von einem Intensivtäter, der mit Unterstützung seiner eigenen Mutter arbeitete, die ihm die Frauen zuführte) vor dem Bremer Amtsgericht behandelt. Eine Chance für die Justiz, denn bisher wurden in Bremen nur kleinere Fälle bearbeitet, in denen die Täter meist mit geringfügigen Geldstrafen davon kamen.

Die betroffenen Frauen haben wenige Chancen auf Unterstützung, sie erhalten höchstens geringfügige Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz und ihr Status ist oft ungeklärt. Der deutsche Staat hat offensichtlich Angst, dass „viele hier bleiben würden, wenn die Leistungen angemessener wären.“ Doch im Gegenteil: Viele Frauen wollen gern zurück in ihre Herkunftsländer.

Die perfiden Täter verfügen über ein ausgeklügeltes System, der ausgeübte Druck auf die Betroffenen ist immens. Die Frauen kennen die Infrastruktur in Bremen nicht, Schulden drücken, Drohungen gegen die Kinder im Heimatland erweisen sich als Damokles-Schwert und die Pässe werden ihnen abgenommen. So werden die Frauen zur weiteren Arbeit gezwungen.

Bernd Surwilow vom Kommissariat 44 der Bremer Polizei beschäftigt sich seit fast zehn Jahren mit Prostitution und Menschenhandel. Sein Credo: „Prostitution soll man nicht verdammen, sie ist gesellschaftlich erforderlich“. Dem stimmte Monika Heitmann vom Verein Nitribitt ausdrücklich zu. Die § 232 und 232 des deutschen Strafrechts bilden die Grundlage der Arbeit seines Kommissariats. Dort ist das Recht auf freie Selbstbestimmung in sexuellen Dingen verbrieft. Das K 44 will erklärtermaßen nicht gegen diese Frauen arbeiten, sondern ihnen helfen, so der erfahrene Beamte. Die Drogenprostituierten sind aus seiner Sicht die Ärmsten der Armen. Anzeigen wegen des § 163 (Ausländerrecht) ergehen daher meist nur pro forma und werden von der Staatsanwaltschaft umgehend eingestellt. Seine Arbeit ist gekennzeichnet von Respekt vor den bedauernswerten Frauen und vom Versuch, Vertrauen herzustellen. Das Kommissariat hat eine eigene Notrufnummer, die Visitenkarten sind inzwischen sogar mit bulgarischen Texten versehen (derzeit die größte Gruppe, doch die Hauptherkunftsländer wechseln ständig: zuvor waren überwiegend Frauen aus dem Baltikum, vom Balkan, aus Nigeria, Polen und der Türkei hier in Bremen tätig).

Neben dem Strafgesetzbuch gilt in Bremen das Polizeigesetz. Auf dieser Grundlage kann die Polizei im Notfall auch ohne Durchsuchungsbeschluss eine Wohnung betreten. Beim Innensenator gibt es inzwischen eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem problematischen Wohnungsbetretungsrecht und der insgesamt unklaren Rechtslage beschäftigt. Angedacht ist inzwischen ein eigenes Prostitutionsgesetz für das Land Bremen. Damit würde die Gewerbeordnung beispielsweise auch für Bordelle etc. gelten. Bernd Surwilow: „Die Stadt Marburg hat einen runden Tisch zum Thema Prostitution eingerichtet.“ Der Pragmatiker hält das bei der täglichen Arbeit derzeit für den besten Ansatz, mit dem sich schnelle Ergebnisse erzielen lassen.

Doch die Möglichkeiten seiner Dienststelle sind sehr begrenzt: Das K 44 ist chronisch unterbesetzt (derzeit zwölf Vollzeitstellen). War es früher innerhalb des K 32 untergebracht (Vergewaltigungen und Kindesmissbrauch), ist es seit 2005 zwar eigenständig, aber neben dem Menschenhandel auch noch zuständig für die Bereiche Geldfälschung, Glücksspiel und illegale Waffen. Und nicht jede Kollegin und jeder Kollege ist für diese sensible Arbeit mit traumatisierten Frauen geeignet.

Gaststättenrecht, Gewerbeordnung, Steuerfahndung, eine ungute Allianz zwischen den im Prostitutionsgeschäft sehr engagierten Hells Angels und der Neonaziszene, die Themenpalette dieser Diskussion war ausgesprochen breit.

Und manchmal, so Surwilow, ist es - trotz enger Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen - auch ein Kampf gegen Windmühlenflügel: Ist es dem Kommissariat gelungen, eine Bar durch das Stadtamt wegen gesetzeswidriger Zustände schließen zu lassen, gelingt das oft nur, bis eine dem Zuhälter gewogene „Strohfrau“ diesen Betrieb übernommen hat.

Wenn auch die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern und dem Ausland durchaus viel versprechend ist, der Schlüssel zum Erfolg liegt auch bei dieser wichtigen Arbeit, da war sich Monique Troedel mit dem Kommissar einig, bei einer besseren finanziellen Ausstattung und bei einer größeren Personaldecke. Sie wird sich vor dem Bremer Parlament dafür einsetzen.

Die Diskussion soll im August 2009 fortgesetzt werden. Dr. Dieter Fricke

http://www.dielinke-bremen.de/nc/politi ... stitution/
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Beitrag von nina777 »

Bordelle als Gewerbebetriebe

Bremerhaven. Bordelle sollen Gewerbebetriebe werden. Auf diese Weise will die Polizei Zwangsprostitution und illegalen Menschenhandel eindämmen. Rund 150 junge Frauen, vornehmlich aus Osteuropa, könnten so wenigstens registriert werden, sagt Kripochef Jörg Seedorf.

Das angestrebte Konzept stellte Seedorf gestern im Ausschuss für öffentliche Sicherheit vor. Bislang habe sich die Polizei beim Wirtschaftssenator regelmäßig eine Abfuhr geholt, wenn es um Einordnung von Bordellen zu Gewerbebetrieben ging. Der Kripochef: „Die Innenministerkonferenz hat ein Umdenken bewirkt.“

Dort waren die Auswüchse aus dem Rotlichtmilieu ein Thema. 15 Bordellbetriebe mit 150 „Koberfenstern“ sind in und um die Lessingstraße bekannt, zählte Seedorf auf. Außerdem gebe es rund 30 sogenannte Modellwohnungen im Stadtgebiet, in denen ebenfalls Prostituierte ihre Dienste anbieten.

In den vergangenen Monaten habe man verstärkt Prostituierte aus dem Osten registriert. „Viele sprechen kein Deutsch oder können nicht lesen und schreiben“, skizzierte er die Schwierigkeiten, Kontakte aufzunehmen. Aus Rumänien und Bulgarien kämen verstärkt junge Analphabetinnen, die von ihren Vätern oder Brüdern prostituiert würden: „Die sind ihnen schutzlos ausgeliefert.“

Um das Problem einzudämmen, will der Wirtschaftssenator nun mitziehen. Wenigstens die Bordelle sollen schon bald als Gewerbebetriebe anerkannt werden: „Dann werden nicht nur die Betreiber registriert, auch die Frauen, die dort anschaffen.“ Die Meldungen gingen außerdem an das Finanzamt, ergänzte Seedorf.

Erst in einem zweiten Schritt sei es möglich, auch die Modellwohnungen anzugehen, bedauert er. Keine Chance sieht er derzeit für den Straßenstrich. Künftig werde die Zahl derer, die sich illegal prostituieren, zurückgehen, ist Seebeck überzeugt. Mit Abschiebung könne man Zuhältern nicht drohen: „Es sind ja EU-Bürger.“

http://www.nordsee-zeitung.de/Home/Nach ... id,52.html
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RE: LokalNachrichten: BREMEN

Beitrag von annainga »

nochmal in Bösel:

Bordell: Keine Bestätigung für neue Pläne

29.05.2009

BöSEL - Weder die Gemeinde Bösel noch die Landkreisverwaltung in Cloppenburg können Vermutungen bestätigen, dass das Bordell in Bösel expandieren möchte. In der Gemeinde hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Betreiber des Etablissements an der Schäferstraße ihren Tagesbetrieb auf Bar-Betrieb erweitern wollen. „Ein Antrag auf Erteilung einer Gaststättenkonzession ist uns nicht bekannt“, sagt Annegret Brunemund-Rumker von der Gemeindeverwaltung. Auch eine Gewerbeanmeldung habe es bisher nicht gegeben. Dem Landkreis lägen ebenfalls keine Informationen vor, dass eine Gastwirtschaft angesiedelt werden soll, sagt Pressesprecher Ansgar Meyer. Auch von Seiten des Betreibers gibt es keine Bestätigung: „Davon ist mir nichts bekannt“, sagt eine Mitarbeiterin des Bordells an der Schäferstraße. Anfang des Jahres hatte sich im Böseler Ortsteil Overlahe ein Bordell angesiedelt. Bisher hatte das Etablissement seine Dienste nur tagsüber angeboten.

http://www.nwzonline.de/index_regionala ... id=2017538

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Rotlicht soll im Wohngebiet ausgehen
Bremerhaven (rad).

Die Berichterstattung der NORDSEE-ZEITUNG über die Ausbreitung der Prostitution im Leher Wohngebiet hat Hausbesitzer, Kaufmannschaft und Stadtteilkonferenz alarmiert.


Die Politik müsse da eingreifen, lautet ihre Forderung – bevor es richtig schlimm wird. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Bödeker meint: „Es besteht dringendster Handlungsbedarf.“

Prostituierte machen sich in Lehe auch jenseits der Lessingstraße breit. Die Bewohner wollen, dass die Entwicklung rechtzeitig gestoppt wird. Foto: dpa

Bislang sind es noch Einzelfälle. Doch die Leher befürchten, dass die Schnäppchenpreise für Häuser im Viertel immer mehr Leute aus dem Rotlichtmilieu anlocken könnten. Der Polizei sind zurzeit 30 bis 40 sogenannte Modellwohnungen jenseits der Lessingstraße bekannt – überwiegend in Lehe.

„Diese Entwicklung muss unbedingt gestoppt werden“, sagt Claus Uhde, der Sprecher der Werbegemeinschaft Lehe.

Wenn sich das horizontale Gewerbe in Wohngebieten ausbreite, leide auch der Handel darunter: „Das schreckt die Kunden ab. Wir brauchen ein gesellschaftsfähiges Umfeld.“ Laut Ute Niehaus, Sprecherin der Stadtteilkonferenz, sorgt die Entwicklung für „unheimlich viel Unruhe“ im Stadtteil. Die Politik müsse den Behörden und der Polizei Instrumente in die Hand geben, um dagegen vorzugehen.

Auch die Hauseigentümer machen sich Sorgen um das Wohnumfeld, berichtet Heiko Janßen von der Eigentümer-Standortgemeinschaft (ESG). „Das fördert das Negativ-Image und läuft allen unseren Bestrebungen zur Aufwertung des Stadtteils entgegen“, warnt er. Nach seiner Meinung müsse die Politik bestehende Gesetze nur konsequent anwenden. „Laut Baunutzungsverordnung ist Prostitution in reinen Wohngebieten untersagt“, sagt Janßen. „Das muss nur konsequent durchgesetzt werden.“ Betroffen sein könnten getarnte Bordelle in der Kistner- und in der Eupener Straße.


Bödeker: Baurecht anwenden

„Wir müssen alles daran setzen, dass die Prostitution nicht weiter nach Lehe wuchert und sich dort festsetzt“, meint CDU-Fraktionschef Paul Bödeker. Auch er hält das Baurecht für ein geeignetes Mittel, um sie einzudämmen. Er will sich daher politisch dafür einsetzen, dass künftig rigoroser gegen solche Auswüchse vorgegangen wird.

Artikel vom 28.08.09 - 11:57 Uhr
http://www.nordsee-zeitung.de/Home/Nach ... id,52.html





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Initiative gegen Zwangsprostitution

Bremen: Linke wollen Prostitutionsgesetz



Halbnackte Frau in einem Spiegel, unscharf [Quelle: DPA] zoom
Die Linke will Zwangsprostitution bekämpfen.

Die Linken wollen die Situation für ausländische Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, verbessern. Sie wollen ein Prostituiertengesetz erarbeiten und es als Gesetzesinitiative in die Bürgerschaft einbringen. Mit Vertretern von Justiz und Polizei sowie Frauenrechtlern diskutieren die Linken zur Stunde entsprechende Inhalte.

- Zwangsprostituierte, die als Zeuginnen vor Gericht aussagen, sollen ein langfristiges Aufenthaltsrecht bekommen, so die Forderung der Linken.

- Außerdem sollen betroffenen Frauen generell gesetzlich krankenversichert werden.

80 Prozent der Prostituierten in Bremen sind Ausländerinnen

Nach Meinung der Linken könne so Menschenhandel und Zwangsprostitution bekämpft werden. 80 Prozent der Bremer Prostituierten seien Ausländerinnen, teils ohne Aufenthaltsgenehmigung und Sprachkenntnisse. Deshalb seien sie Zuhältern hilflos ausgeliefert. Etwa 37 Millionen Euro werden in Bremen jährlich mit Zwangsprostitution umgesetzt. Erarbeitet von circa 800 illegalen Prostituierten, rechnen die Linken vor. Aufgrund der hohen Dunkelziffer sind jedoch keine genaue Angaben möglich.

http://www.radiobremen.de/politik/nachr ... on100.html





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.11.2011, 13:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Zwangsprostituierten von Gerichten mißbraucht

Beitrag von nina777 »

5.10.2009

»Nach der Aussage werden sie ausgewiesen«

Aus dem Ausland stammende Zwangsprostituierte leben in Deutschland wie Menschen zweiter Klasse. Ein Gespräch mit Petra Wulf-Lengner

Petra Wulf-Lengner leitet die Sozialberatung der Inneren Mission Bremen


Am Wochenende waren Sie zu einer Anhörung der Bremer Linksfraktion zu Menschenhandel und Zwangsprostitution eingeladen. Was wurde auf der Veranstaltung besprochen?
Zum einen ging es um den Status und die Rechtsansprüche der Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Zum anderen diskutierten wir die mangelnde Ausstattung der Polizei und der Beratungsstellen. Es gibt trotz vielfältiger Ansätze noch zu wenig Streetwork, um Vertrauen aufzubauen. Auch die Polizei müßte mehr sensibilisiert werden. Wir werden die Opfer nicht finden, wenn wir sie nicht suchen.

Was müßte sich außerdem ändern, damit Zwangsprostitution wirksam bekämpft werden kann?

Noch viel zu sehr geht man in Deutschland bei der Strafverfolgung vom staatlichen Interesse aus statt von der Sicht der Opfer. Den meist ausländischen Frauen, die vor Gericht gegen Menschenhändler aussagen wollen, wird nur der absolute Mindeststandard im Aufenthaltsrecht zugestanden. Ausschließlich zu einem »vorübergehenden Aufenthalt« berechtigt, unterliegen die Frauen dem Asylbewerberleistungsgesetz. Es konnte in Bremen zum Glück erreicht werden, daß sie nicht mehr in Sammelunterkünfte gesteckt werden.

Zwar müssen Zwangsprostituierte ständig aufs neue ihre traumatischen Erlebnisse vor verschiedensten Behörden offenbaren. Eine Psychotherapie, um mit dem Mißbrauch umzugehen, wird aber nicht finanziert. Lediglich eine medikamentöse Behandlung wird den Frauen zugestanden. Außerdem werden ausländischen Zwangsprostituierten keine Deutschkurse bezahlt. Nach der Aussage vor Gericht werden sie ausgewiesen.

Wie kommt es trotz dieser nicht gerade rosigen Aussichten überhaupt zu Anzeigen wegen Menschenhandels und Zwangsprostitution?

Häufig werden Frauen bei Razzien aufgegriffen, manche suchen auch bei Beratungsstellen Hilfe. Wird eine Zwangsprostituierte festgenommen, so hat sie gerade einmal vier Wochen Zeit zu entscheiden, ob sie aussagen möchte oder nicht. Wenn sie sich bereiterklärt, vor Gericht gegen ihre Zuhälter auszusagen, so bekommt sie vorübergehenden Aufenthalt bis zur Verhandlung eingeräumt. Nach dem Richterspruch werden die Frauen dann aber immer ausgewiesen. Überspitzt gesagt werden die Zwangsprostituierten auch vom Gericht mißbraucht.

Nur bei nachgewiesenen psychischen Traumata können die Frauen einen Abschiebestopp aus gesundheitlichen Gründen erwirken. Wer dagegen gar nicht erst aussagt, wird ohne Umschweife ausgewiesen. Wenn Anzeigen gegen Menschenhändler so unattraktiv sind, dann macht sich Deutschland mitschuldig, daß hier Menschenrechte verletzt werden. Außerdem sind die Strafen bisher so niedrig, daß sie keinerlei Abschreckung entfalten.

Was erwartet die Opfer des Menschenhandels, wenn sie in ihre Heimatländer gebracht werden?

Sie bleiben oft noch gefährdet. So werden Menschenschlepper zum Teil nur zu Geldstrafen verurteilt. Außerdem werden die Bandenmitglieder im Herkunftsland häufig nicht verfolgt und bleiben aktiv. Sie bedrohen die Familien der Zwangsprostituierten. Immer mehr Frauen haben bereits Kinder zu Hause, wenn sie verschleppt werden. Das macht sie für Erpressungen besonders anfällig.

Wie und wo werden Frauen in die Zwangsprostitution gelockt?

Sie stammen zur Zeit vorwiegend aus Bulgarien und Rumänien. Dort werden entweder falsche Angebote für Putz- oder Gastronomiejobs gemacht. Oder es wird zwar direkt mit Prostitution geworben, aber nichts zu den unmenschlichen Bedingungen gesagt, die hierzulande herrschen. Einmal angekommen, werden die Frauen schnell von Stadt zu Stadt und von Land zu Land verschoben, so daß schwer auszumachen ist, wo wie viele von ihnen zum Sex gegen Bezahlung gezwungen werden. Das kann sich über Jahre hinziehen.

Wie erkennt man erzwungene Prostitution im Gegensatz zu gewöhnlicher?

In Bremen zum Beispiel arbeiten Zwangsprostituierte kaum in klassischen Bordellen, sondern in sogenannten Model-Wohnungen. Dort leben sie eine Weile – und müssen im selben Raum zwölf Stunden pro Tag an sieben Tagen in der Woche ihre Freier empfangen. Von den Verdiensten werden völlig überhöhte Summen abgezogen, so daß kaum etwas übrigbleibt. Es fehlt an Gesundheitsversorgung. Auch Gewalt spielt eine große Rolle. So werden Frauen mit Vergewaltigungen gefügig gemacht.

http://www.jungewelt.de/2009/10-06/053.php
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Beitrag von nina777 »

7.10.2009

Stadt will sexfreie Ladenzeile

Lehe. Nackte in eindeutigen Posen und käufliche Liebe haben auf der Südseite der nördlichen Rickmersstraße nichts zu suchen. Per Bebauungsplan will die Stadt verhindern, dass sich das nur einen Steinwurf entfernte Rotlichtviertel ausweitet. Aktueller Anlass ist die Anfrage eines Investors, der gerade das beabsichtigt.

Wer der Investor ist und was genau er in der Nähe des Ramelow-Hauses vorhat, darüber schweigt sich Dr. Henning Budelmann vom Stadtplanungsamt aus. „Datenschutz“, sagt er. Den Beschluss, einen Bebauungsplan für den Gebäudekomplex vom Ramelow-Haus bis zur Potsdamer Straße aufzustellen, fassten die Stadtverordneten bereits am 2. September 2004. „Damals sollte verhindert werden, dass aus dem Aladin-Kino ein Eros-Center wird“, sagt Budelmann. Das Kino steht noch immer leer, außerdem zwei weitere Ladenlokale. Nun soll der Bebauungsplan erneut Sitte und Anstand auf diesem Abschnitt der Rickmersstraße schützen. Für die angrenzende Hafenstraße gibt es laut Budelmann seit langem ein Sex-Shop-Verbot.

Für Michael Muntau wäre es kein Problem, wenn das Rotlichtviertel in direkte Nähe seines Geschäftes rückte. Selbst gegen ein Bordell hätte der Fotograf nichts. „Solange die Damen nicht gezwungen werden, ist das okay.“ Doch dann fällt ihm die direkte Nachbarschaft mit dem Eltern-Kind-Treffpunkt „Lebensraum“ der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) ein und auch, dass er sein Schaufenster jugendfrei gestaltet und provokante Aktaufnahmen lieber im Laden zeigt. Und daher lehnt er Rotlicht-Nachbarn dann doch ab: „Aus Rücksicht auf die Kinder.“

Pastor Wilhelm Freund von den Baptisten befürwortet es sehr, dass der „Lebensraum“ seiner Gemeinde dank des Bebauungsplans nicht an Sex-Shops oder Bordelle angrenzen kann: „Das finde ich gut, schon wegen der Kinder.“

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Beitrag von nina777 »

17.11.2009

Aufklärung im Rotlichtmilieu

Bremerhaven. Polizisten verteilen Handzettel an Prostituierte auf dem Straßenstrich, sprechen Zuhälter und Bordellbetreiber an – so sehen die Maßnahmen aus, mit denen der Präventionsrat Prostituierten Rückhalt geben will. Die Aktionen zeigen bereits Erfolg, sagt die Polizei: Viele Frauen erkennen, dass sie in Deutschland nicht verfolgt werden und lassen sich registrieren.


Schutzlos, ausgeliefert, isoliert und versklavt – so stellt sich die Situation für viele Frauen dar, die in der Hoffnung, ihre Familie finanziell unterstützen zu können, nach Deutschland kamen – und die nun als Prostituierte auf dem Straßenstrich oder in den rot beleuchteten Fenstern der Lessingstraße stehen. Rund 150 Prostituierte arbeiten in Bremerhaven, schätzt Jörg Seedorf, Leiter des Präventionsrates. Die Bedingungen reichen von Angestelltenverhältnis mit geregelten Arbeitszeiten und Steuerabgaben bis zur seelischen und körperlichen Ausbeutung von Frauen, die zum Sex mit Fremden gezwungen werden – manchmal sogar vom eigenen Vater oder Bruder.

Schutz bei der Polizei suchen diese Frauen kaum – im Gegenteil, sagt Seedorf. Obwohl sie misshandelt würden, behaupteten sie freiwillig anzuschaffen. Der Grund: „Viele glauben ihren Zuhältern, die sagen, das Prostitution in Deutschland illegal ist“, sagt Seedorf. Sie schweigen, in dem Glauben, sich zu schützen – und verhindern so, dass ihre Peiniger zur Rechenschaft gezogen werden.

Teufelskreis

Diesen Teufelskreis von Unterdrückung und Isolation will der Präventionsrat aufbrechen. Mit Flugblättern in elf Sprachen klären Polizisten die Frauen darüber auf, dass nicht sie, sondern ihre Zuhälter im Fadenkreuz der Justiz stehen. Sie fordern die Prostituierten auf, sich registrieren zu lassen – so kann verhindert werden, dass Frauen unbemerkt in andere Städte weiter verschleppt werden. Der Präventionsrat wirbt dafür, sich Ämtern und Behörden anzuvertrauen. Auch Bordellbesitzer werden aufgefordert, ihr Gewerbe anzumelden – „dann ist das für uns leichter zu kontrollieren“, sagt Seedorf.

Er ist zufrieden über die Arbeit – die Maßnahmen zeigten bereits Erfolg: Rund 90 Prozent der Prostituierten habe sich registrieren lassen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe sich die Zahl der Anzeigen gegen Menschenhandel verdoppelt – von drei auf sechs

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Bremer Puffstraße

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Helenenstraße

Geschäfte laufen schlecht und Wohnungen werden an Nicht-Sexarbeiterinnen vermietet


Weltweit erste "Kontrollstraße" seit 1879:
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Wo jetzt nur junge Männer [Nichtprostituierte] wohnen dürfen



Die Helenenstraße ist Bremens wohl bekannteste Amüsiermeile. Der Zutritt für Jugendliche und Frauen ist untersagt, auch wenn das nur ein Gewohnheitsrecht der Prostituierten ist. In den Appartements in der Straße aber laufen die Geschäfte schlecht, deshalb werden in zwei Häusern schon Mietwohnungen angeboten. Allerdings nur für Männer. Ein buten un binnen-Nachrichtenteam hat Mieter in der Helenenstraße 4 besucht.


TV-Beitrag Radio Bremen:
www.ardmediathek.de/ard/servlet/content ... Id=2685642





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5.2.2010

Folgen der Polizeireform

Kein Geld für Kontrollen im Bremer Rotlicht-Milieu

Die Bremer Polizei kann in Folge von Einsparungen kaum noch Bordelle und andere Rotlichtbetriebe kontrollieren. Regelmäßige Kontrollen, bei denen zum Beispiel Zwangsprostituierte gefunden werden, seien überhaupt nicht mehr möglich, heißt es aus der zuständigen Fachabteilung.


Schuld daran ist unter anderem die Polizeireform, in deren Folge Abteilungen zusammengelegt und umstrukturiert wurden, um Kosten zu sparen", sagt der bei der Bremer Polizei für Menschenhandel zuständige Beamte Bernd Surwilow. Wenn ein Beamter aber tagsüber mit Falschgelddelikten oder Glücksspiel beschäftigt sei, könne man nicht von ihm verlangen, zusätzlich nachts Rotlichtsbetriebe zu kontrollieren.

Weniger Kontrollen, mehr Zwangsprostitution


"Leider ist unsere personelle Situation so schlecht, dass wir seit längerem keine Aufklärung mehr betreiben können. Die Szene reagiert sofort darauf, wenn es keine Kontrollen gibt. Dann werden mehr Frauen geholt und zur Prostititution gezwungen", klagt Surwilow. Probleme gibt es nach seinen Angaben auch mit der Justiz. "Verfahren gegen Menschenhändler ziehen sich oft lange hin."

Keine Stellungnahme vom Innenressort

Außerdem handelten die Anwälte immer wieder Deals aus. "Die gegnerischen Anwälte 'bedrohen' die Justiz. Entweder wir machen einen Deal, oder wir verschleppen das Verfahren", berichtet Surwilow aus seiner Erfahrung. Viele Verfahren endeten in der Folge mit Bewährungsstrafen. Der Polizist lobt dagegen ausdrücklich die Staatsanwälte, mit denen eine enge und gute Zusammenarbeit möglich sei. Das Bremer Innenressort war noch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

http://www.radiobremen.de/politik/nachr ... ze100.html
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Beitrag von nina777 »

13.02.2010

Bösel: Rotlicht hinter roter Blechwand

BORDELL Etablissement will Angebot und Öffnungszeiten ausweiten

Erforderliches Lärmgutachten wird bei besserer Witterung erstellt werden. Der Betrieb wurde vor einem Jahr als „Hostessen-Dienst“ eröffnet.

Bösel - Das Bordell in Bösel entwickelt sich. Vor rund einem Jahr hatte das Etablissement unter großen Protesten der Nachbarn und einiger Bösel seinen Betrieb aufgenommen. Mittlerweile scheint das Bordell in Bösel angekommen zu sein. „Natürlich gefällt es nicht jedem. Die Geschmäcker sind verschieden“, sagt die Hauswirtschafterin, die ihren Namen nicht nennen will.

Kontakt zu Nachbarn

Aber anders als noch vor Jahresfrist bleibt Ärger in der Regel aus. „Es hat sich wohl anders entwickelt als manche das am Anfang gedacht haben“, so die Hauswirtschafterin, die selbst schon als Bardame in einem Nachtclub in Hannover gearbeitet hat. Auch erste Annäherungen mit den Nachbarn hat es gegeben. Bei einem Grillfest im Sommer seien auch einmal Nachbarn vorbei gekommen, sagt die Hauswirtschafterin.

Die Betreiber des Bordells wollen ihr Angebot noch ausweiten. Es sollen nicht nur Pärchenabende angeboten werden oder eine Ladys-Night mit Strippern, sondern auch die Öffnungszeiten sollen ausgeweitet werden. Nachdem dem Bordell-Betreiber Anfang November die Genehmigung für die Umnutzung eines Raumes der Betriebsleiterwohnung zu einem Schankraum erteilt worden ist und zeitgleich die Ausweitung derBetriebszeiten bis 22 Uhr genehmigt wurde, will der Betreiber nun auch die Öffnungszeiten von Donnerstag bis Sonnabend ausweiten.

Der Landkreis muss dieser Erweiterung jedoch zustimmen. Der Pressesprecher des Kreises, Ansgar Meyer, gegenüber der NWZ: „Die vom Betreiber im Herbst angekündigte Ausweitung der Betriebszeit bis 3 Uhr ist bisher nicht beantragt worden.“ Hierfür wäre allerdings ein Lärmgutachten erforderlich, da in dem Gewerbegebiet nach 22 Uhr niedrigere Lärmpegel einzuhalten sind.

Die Hauswirtschafterin gegenüber der NWZ: „Wir haben das Gutachten bereits in Auftrag geben. Es ist mit dem Architekten abgesprochen. Wenn das Wetter besser wird, wird es erstellt.“

Proteste verliefen erfolglos

Die Verwaltung des Kreises Cloppenburg hatte den Bordell-Betrieb an der Schäferstraße Anfang März 2009 genehmigt. „Von der gewerblichen Nutzung gehen keine (...) unzumutbaren Belastungen aus“, hieß es damals zur Begründung. Doch der Betrieb war schon zuvor angelaufen.

Auch der Protest von Anwohnern und aus der Kirche und der Böseler Politik hatte die Ansiedlung nicht verhindern können. Rechtlich lies sich das Projekt nicht verhindern

http://www.nwzonline.de/Region/Kreis/Cl ... hwand.html
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Marc of Frankfurt
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kommentierter Artikel aus Polizei/LKA-Sichtweise

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Viele junge Frauen aus Osteuropa sind nicht krankenversichert

Prostituierten fehlt medizinische Hilfe



Von Rose Gerdts-Schiffler
- 03.03.2010
[mit meinen Kommentaren in eckigen Klammern]

Bremen. Viele ausländische Prostituierte in Bremen benötigen dringend ärztliche Hilfe. Doch einen Arzt bekommen die jungen Frauen nicht zu sehen, da sie in der Regel nicht krankenversichert sind.

Dies geht aus einem Bericht der Innenbehörde hervor, der am Donnerstag in der Deputation vorgestellt werden soll.

Demnach gehen in Bremen rund 800 bis 1000 Frauen der Prostitution nach.

Das Bremer Landeskriminalamt (LKA) geht davon aus, dass gut zwei Drittel von ihnen aus dem Ausland kommen.
Der überwiegende Teil der Frauen stammt aus Russland, dem Baltikum, Tschechien, Bulgarien, Rumänien und Polen. Das Gros sind Bulgarinnen.

Nach Einschätzung des LKA steht 'nahezu hinter jeder Frau jemand, der die Hand aufhält' und die Einnahmen abschöpft. [Und wenns der Lebensgefährte, Reisegeldkreditgeber oder das Finanzamt ist. Anm.]

Vielfach erhielten die Betroffenen nur so wenig Geld, dass sie zu Essen hätten und weiterarbeiten könnten.

Nach den Erfahrungen der Ermittler arbeiten die meisten der jungen Frauen in einer der rund 250 sogenannten Modelwohnungen. Sie findet man überwiegend in der Neustadt, Gröpelingen, Walle oder in der Innenstadt oft in schlecht zu vermietenden Lagen wie direkt an Hoch- und Bundesstraßen. Die durchschnittliche Tagesmiete für solch eine Wohnung soll rund 50 Euro pro Frau betragen.

In dem Bericht vor den Deputierten wird es aber weniger um die legale Prostitution als um die Bekämpfung des Menschenhandels in Bremen gehen.

Im Zuge der Polizeireform sind die zuständigen Ermittler fürs Rotlichtmilieu vom Kommissariat für Sexualdelikte zu ihren Kollegen gewechselt, die sich mit 'Organisierter Kriminalität' beschäftigen. 'Die Erfahrung zeigte, dass die Täter, die im Menschenhandel mitmischen, oft auch in anderen Bereichen aktiv sind', erklärte gestern Polizeipräsident Holger Münch auf Nachfrage. Manche Namen kenne man bereits aus der Rauschgiftszene oder dem illegalen Glückspiel.

So hatte die Polizei im vergangenen Jahr bei einer Razzia 48 Fun-Game-Automaten in türkischen Teestuben beschlagnahmt. An den Geräten hatten viele Familienväter ihr gesamtes Einkommen verspielt.

In diesem Jahr soll der Schwerpunkt der Arbeit auf dem Menschenhandel liegen. Menschenhandel und Zwangsprostitution gelten in Polizeikreisen als sogenannte Kontrolldelikte. [= Je mehr kontrolliert wird um so mehr Verstöße lassen sich in der rechtl. Grauzone der Prostitution den Sexworkern anhängen. "Irgend was wird schon hängen bleiben." Anm.] Das heißt, wo viel und häufig seitens der Ordnungshüter hingeguckt wird, kommt auch viel ans Tageslicht und andersherum.
  • 37 % nach traumatisierenden Razzien (2. Platz):

    Immerhin 37 Prozent der Taten kommen nach Untersuchungen des Bundeskriminalamtes (BKA) auf diesem Wege zur Anzeige. [Da gibt es auch die folgenden Zahlen zu beachten, die zeigen, daß die meisten Anzeigen gerade von den Sexarbeiterinnen selbst und freiwillig ausgehen, ohne in teilw. menschenverachtenden Razzien kontrolliert bzw. traumatisiert zu werden. Anm.]
  • 43% vom Sexworker selbst (1. Platz):

    Erstaunlich hoch ist die Zahl der Anzeigen bundesweit, die auf Initiative der Opfer zustande kommen, nämlich 43 Prozent. [Warum erstaunlich? Seit ProstG www.sexworker.at/prostg von 2002 konnten Sexworker erstmals selbstbewußt die stark nachgefragte Dienstleistung erbringen. Anm.]
  • 20% vom Pay6Kunden (3. Platz):

    Immerhin 20 Prozent der Anzeigen kommen nach der Untersuchung des BKA zustande, weil Freier misstrauisch wurden oder sich die Frauen den Männern anvertrauten und diese zur Polizei gingen.
    [D.h. zusammen mit den Sexworkern werden über die Hälfte der Fälle selbst zur Anzeige gebracht ohne Polizeiintervention. Das ist die Selbstkontrolle in der Sexarbeit, die in den Zeitungsberichten versteckt oder gar verschwiegen wird. Sie muß weiter gestärkt werden. Empowerment. Anm.]

Gewinne sind immens

Die meisten Verfahren, die vor Gericht erfolgreich abgeschlossen werden, waren ursprünglich von den Opfern selbst in Gang gebracht worden [SiC!]. Dies weise auf eine [notwendige, Anm.] Überprüfung der bisherigen Kontroll-These hin, heißt es in dem Papier.

Die Gewinne der Zuhälter und Menschenhändler sind nach den Erkenntnissen des LKA immens.

Das durchschnittliche Einkommen einer jungen Prostituierten betrage zwischen 5.000 und 10.000 Euro im Monat. [Und dann ist 30 x 50 = 1.500 Euro Miete auch ok oder? Anm.]

Nur in den seltensten Fällen würden Steuern oder Abgaben entrichtet, sodass Netto- und Bruttoeinkommen nahezu identisch seien.

Die Frauen müssten ihr Einkommen jedoch fast vollständig an ihre Zuhälter abgeben.

In Bremen werde die Szene zurzeit von Bulgaren und Mitgliedern der Hells Angels dominiert.

Aussagewillige Opfer seien nicht nur während der Gerichtsverhandlung, sondern auch davor oder danach gefährdet, da die Täter häufig aus dem sozialen Umfeld der Opfer in ihrem Heimatland stammten. [Dann sind es wohl eher nicht die Hells Angels? Anm.]

Zwar gebe es in Bremen einen 'Runden Tisch Menschenhandel' mit Vertretern diverser Behörden und Initiativen [aber sicher ohne Sexworker und Sexwork-Arbeitsplatzgeber, vgl. Hamburg/UEGD. Anm.], gleichwohl fehlten verbindliche Regelungen über die Zusammenarbeit, regelmäßige Arbeitstreffen oder feste Ansprechpartner, bemängelt das Landeskriminalamt.

Die Innenbehörde plädiert daher für 'Sicherheitspartnerschaften' von Polizei, Steuerfahndung und Gewerbeaufsicht sowie der Einrichtung einer Clearingstelle, um den Informationsaustausch zu verbessern.

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Brem ... Hilfe.html





www.sexworker.at - sex work information clearing house in the German internet

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Marc of Frankfurt
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Anwohnerprotest gegen diskrete Wohnungsbordelle

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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15.3.2010

Bremens Rotlichtmilieu im Umbruch

Freierflaute im Holzhafen

Bremen. Die Strukturen in Bremens Rotlichtmilieu sind seit den 90er Jahren im Umbruch. Straßenprostitution verliert an Bedeutung, Bordelle und Clubs verzeichnen sinkende Umsätze. Trotzdem gibt es immer mehr Frauen, die ihren Körper verkaufen. Das horizontale Gewerbe verlagert sich in sogenannte Modellwohnungen. Etwa 250 solcher Apartments gibt es mittlerweile in der Hansestadt, schätzt die Polizei.


Es wird hektisch, als der Lichtkegel eines Autos am Ende der Cuxhavener Straße auftaucht. Zehn Prostituierte, die an diesem Winterabend im Holzhafen arbeiten, eilen in Position. Trotz Minustemperaturen tragen die Frauen Netzstrumpfhosen, Miniröcke und Hotpants. Sie kombinieren ihr sparsames Beinkleid mit klobigen Moonboots und Daunenjacken in grellen Leuchtfarben. Die Bewegungsabläufe sind routiniert: Ein Bein ausstrecken, eines anwinkeln, den Rücken durchstrecken. Sobald Blickkontakt mit dem Fahrer des Wagens möglich wird, setzen die Frauen einen lasziven Gesichtsausdruck auf, streichen sich durchs Haar oder zwinkern dem potenziellen Freier zu.

Viel ist nicht los an diesem Abend. Werder spielt gerade im Europa-Cup. Die meisten Männer sitzen vor dem Fernseher. Darunter leidet der Umsatz auf Bremens einzig legalem Straßenstrich. Doch die Freierflaute im Holzhafen ist nicht nur auf Fußballspiele beschränkt. Seit etwa 20 Jahren geht die Zahl der Kunden und parallel dazu der Prostituierten zurück. „Früher standen um die 60 Frauen“, erzählt Bea*. Sie weiß wovon sie spricht. Früher ist sie hier selbst anschaffen gegangen. Doch dieses Kapitel in Beas Leben ist vorbei. Heute Abend ist die Mittdreißigerin zusammen mit einer Kollegin für den Verein Nitribitt unterwegs, einer Selbsthilfeorganisation, die sich seit 23 Jahren für die Belange von Prostituierten in Bremen einsetzt. Der Verein berät in Rechts- und Finanzfragen, hilft bei Behördengängen oder vermittelt psycho-soziale Betreuung. Bea kennt beinahe alle Prostituierten, die an der Cuxhavener Straße arbeiten. Fast jede Frau begrüßt sie mit einer Umarmung und erkundigt sich nach dem Befinden. Aus einer mitgebrachten Thermoskanne schenkt sie heißen Kaffee aus.

In Sichtweite des Straßenstrichs liegen mehrere Rotlichtbars. Früher gab es hier ein Lokal, das „Golden City“ hieß. Von goldenen Zeiten spricht dieser Tage allerdings niemand mehr. „Die meisten Läden hatten damals rund um die Uhr Betrieb“, erzählt Bea. Heute lohne es sich für viele kaum noch, auch nur den halben Tag zu öffnen. Selbst in der Helenenstraße, der ehemals florierenden Rotlichtgasse im Steintorviertel, greife mittlerweile der Leerstand um sich.

Der Fall des Eisernen Vorhangs löste eine Wende im horizontalen Gewerbe aus. Die Zahl der Frauen, die in der Hansestadt als Prostituierte arbeitet, ist seither gestiegen. Etwa 1000 weibliche Prostituierte arbeiten nach Schätzungen der Polizei derzeit in der Stadt. „Insbesondere Frauen aus Bulgarien und Rumänien sind nach Bremen gekommen“, erklärt Kriminalhauptkommissar Gregor Weisner. Er ist dem Kommissariat 44 der Bremer Polizei zugeordnet, das um sogenannte spezielle Strukturdelikte wie Prostitution und Menschenhandel kümmert.

Seit der EU-Osterweiterung dürfen Menschen aus Rumänien und Bulgarien legal in Deutschland arbeiten. Nach Beas Einschätzung hat der Zuzug ausländischer Prostituierter zu einem Preisverfall geführt. „Früher konnte man in dem Beruf richtig Geld verdienen, aber diese Zeiten sind vorbei“, sagt sie. Auch der Polizei bereitet die aktuelle Entwicklung Sorgen. „Konnte man vor der EU-Erweiterung aufkeimende Menschenhandels-Strukturen oftmals durch die Abschiebung der illegal tätigen Prostituierten zerstören, ist dies heute so nicht mehr möglich“, sagt Weisner.

Besonders die Verlagerung des Milieus weg von Clubs und Straßenprostitution hin zu sogenannten Modellwohnungen macht die Szene unübersichtlicher. Die Polizei vermutet, dass es derzeit bis zu 250 Modellwohnungen im Stadtgebiet gibt. Das Prinzip der Wohnungsprostitution: Die Frauen oder deren Auftraggeber schalten Annoncen in Presse und Internet, auf die sich die Freier melden. Telefonisch oder per E-Mail wird dann die Zusammenkunft vereinbart. Fast zwei Drittel aller Bremer Prostituierten gehen ihrer Tätigkeit mittlerweile auf diese Weise nach. Besonders verbreitet sind die Rotlicht-Apartments im Bremer Westen, der Neustadt und Bremen-Mitte. „Der ungehemmte Wildwuchs der Modellwohnungen macht es uns schwer, Menschenhandel und Zuhälterei unter Kontrolle zu halten“, sagt Weisner.

Die Ordnungshüter hoffen auf eine Verbesserung der Situation durch eine anstehende Änderung des Gewerberechts. Bisher erfordert die Nutzung einer Wohnung keine Gewerbeanzeige. Konkret bedeutet das, dass jeder Wohnungsprostitution betreiben kann, ohne dies dem Stadtamt anzeigen zu müssen. Die geplanten Änderungen sehen vor, dass sich Betreiber von sogenannten Prostitutionsstätten mit mindestens zwei Prostituierten zukünftig anmelden müssen. Dazu kommt eine Zuverlässigkeitsprüfung der Betreiber und Angestellten. „Das könnte die Probleme minimieren, die durch den Wildwuchs der Modellwohnungen entstanden sind“, glaubt Weisner. Die Änderungen sollen noch in diesem Jahr umgesetzt werden.

Die Helferinnen von Nitribitt sind immer noch im klassischen Milieu an der Cuxhavener Straße unterwegs. Bea klingelt an einem eingeschossigen Zweckbau direkt an der Cuxhavener Straße, auf dem in einem meterlangen Schriftzug „Gästehaus“ steht. Hier mieten sich viele Prostituierte mit ihren Freiern ein. Um die Dachrinne windet sich ein roter Leuchtschlauch. In einem der Fenster steht eine goldene Venusfigur. Ein muskulöser Mann öffnet die Tür, grüßt knapp und lässt Bea und ihre Kollegin ein. In dem Gebäude sind sechs Räume untergebracht. Die Einrichtung besteht jeweils aus französischem Bett, Sessel, Teppichboden, Küchenrolle und viel Plastikfurnier. Auch zwei Badezimmer gibt es. Ein geschlossener Kaminofen knistert im Flur vor sich hin. Im ganzen Haus herrschen hochsommerliche Temperaturen. Am Eingang befindet sich eine Art Rezeption, hinter der der kräftige Portier Platz nimmt. Bea reicht ihm eine Handvoll Präservative über den Tresen. Eine junge Frau tritt aus einem der Gästezimmer. In einigen Metern Abstand folgt ihr ein Mann Mitte fünfzig.

Später besuchen Bea und ihre Kollegin noch das Krokodil, eine der ältesten Rotlichtbars der Stadt. Auch hier ist die an diesem Abend kaum etwas los. Sie setzt sich an den Tresen, zündet sich eine Zigarette an und plaudert mit der Barkeeperin. Die Arbeit von Nitribitt ist durch die Verlagerung in Modellwohnungen schwerer geworden, erzählt Bea. Die Mitarbeiterinnen des Vereins hätten oft Mühe, an die Frauen heranzukommen, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Früher hat sich das Gewerbe im Holzhafen und der Helenenstraße geballt - diese Zeiten seien vorbei. Hinzu kommen immer öfter Sprachbarrieren mit den ausländischen Frauen. Deutsche seien mittlerweile eine Minderheit in der Branche, sagt Bea. Mit mehrsprachigen Broschüren suchen die Helferinnen ihre Klientinnen auf, um sie über Unterstützungsangebote des Vereins zu informieren. Für Analphabetinnen gibt es Audiodateien. Um annähernd alle Frauen zu erreichen, fehle es aber an Personal.

„Es wäre schade, wenn das hier alles kaputt ginge“, sagt Bea. Ein Rotlichtviertel gehöre zu einem Hafenstadtteil wie Walle schließlich dazu. Die Barkeeperin hat mitgehört, hebt das Glas und sagt feierlich: „Auf die Liebe, das Leben, den Wein und den Suff - den unehelichen Beischlaf, den Papst und den Puff.“

*=Name von der Redaktion geändert.

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Brem ... hafen.html
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Beitrag von nina777 »

16.3.2010 Fortsetzung v Posting 37

Bremer Bürgerinitiative erfolgreich

Wohnung darf nicht mehr als Bordell genutzt werden

Das Bremer Bauamt hat für eine Wohnung im Stadtteil Neustadt ein Nutzungsverbot als Bordell erlassen. Das Haus liegt mitten in einer Wohnstraße. Anwohner hatten gegen die Nutzung als Bordell protestiert. Spätestens nach Ostern darf in dem Haus in der Essener Straße keine Prostitution mehr stattfinden. Vorausgesetzt die Bordellbetreiber legen keinen Einspruch beim Amt ein. Außerdem hätten sie noch die Möglichkeit, vor Gericht zu ziehen. Einige Frauen aus der Wohnung haben offenbar bereits ihre Koffer gepackt, berichten Anwohner. Seit November 2009 kämpft eine Bürgerinitiative gegen die unerwünschten Nachbarn. Bisheriger Höhepunkt des Protests war eine Demonstration am 12. März 2010.

http://www.radiobremen.de/politik/nachr ... ng100.html
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21.03.2010

Debatte um Bremer Rotlichtmilieu

Politik unterstützt Protest gegen Bordelle

Bremen. Eine kleine Initiative aus der Neustadt hat eine politische Grundsatzdebatte zum Rotlichtmilieu entfacht. Immer mehr Anwohner wollen nun ebenfalls gegen Bordelle in ihren Straßen vorgehen. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will die Ortsamtsleiter zusammenholen, um Brennpunkte festzulegen. Zugleich fordert er Bürger auf, ihre Beschwerden bei den Ortsämtern vorzutragen.


'Ein Bordellbetrieb in einer Wohnstraße ist eine Zumutung für die Anwohner', stellt sich Mäurer auf die Seite der Betroffenen. Dies müsse nicht mehr hingenommen werden, da Prostituierte oder Besitzer von Modellwohnungen seit Sommer 2009 verpflichtet seien, ihre Arbeit als Gewerbe anzumelden. In einem reinen Wohngebiet dürfe ein Gewerbe aber nur unter strengen Voraussetzungen betrieben werden. Somit müssten viele Modellwohnungen schließen. Sollten sich Anwohner, die in einem gemischten Wohngebiet leben, von Prostitution in der Nachbarschaft gestört fühlen, könnte über begrenzte Sperrgebiete nachgedacht werden.


Kinder reagieren verstört

In der Neckarstraße in der Neustadt klagen Anwohner seit sechs Jahren über ein Haus, in dem angeblich bis zu acht Prostituierte anschaffen. 'Die arbeiten zum Teil ohne Sichtschutz und mit offenem Fenster', empört sich ein Anwohner. Für die Kinder sei die Szenerie verstörend.

Während die Baubehörde davon ausgeht, dass das Bordell in der Essener Straße zum 15. April schließen muss, kündigte der Anwalt der Betreiberin Widerspruch an. 'Das wird dann ein Hauptsacheverfahren und vor dem Verwaltungsgericht landen. Pro Instanz wird das gut zwei Jahre dauern', sagte Rechtsanwalt Axel Piehl unserer Zeitung.

Unterdessen bricht die Bremer Beratungsstelle für Prostituierte, 'Nitribitt', eine Lanze für die Betreiberin des Hauses in der Essener Straße. Dort hatten Anwohner öffentlich gegen Freier und Betreiber protestiert. 'Die Frauen können dort unter vernünftigen Bedingungen arbeiten', ist Julia von Lengerke überzeugt. Die Sozialarbeiterin fürchtet, dass in der aktuellen Debatte Zwangsprostitution und freiwillige Prostitution vermengt würden. Eine Konzentration auf wenige, größere Bordelle bedeutete zwar ein Plus an Sicherheit. Doch viele Frauen würden ihre Stammkunden in 'eingelaufenen Wohnungen' verlieren. 'Die meisten Männer wollen eben keine Öffentlichkeit.' Den Opfern von Zwangsprostitution wiederum müsse ein eigener Aufenthaltsstatus gewährt werden. Außerdem solle ihnen gestattet werden, nach Aussagen vor Gericht hierzubleiben und ihre Kinder nachzuholen.

Ähnlich argumentiert auch Petra Wulf-Lengner von der Bremer Beratungsstelle für die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution (BBMeZ). Die aktuelle Debatte dürfe sich nicht zur Hatz auf die Frauen ausweiten. 'Wir müssen aufpassen, die Betroffenen nicht ein zweites Mal zu missbrauchen, indem sie lediglich als Zeuginnen gegen Menschenhändler benutzt und anschließend in ihre Heimatländer abgeschoben werden.' Wulf-Lengner forderte alle Beteiligten auf, keine Schnellschüsse zu produzieren, sondern sich 'konzeptionell an die Arbeit' zu machen.

Die Idee, die bisherigen Sperrbezirke in Bremen auszuweiten, trifft auf breite Zustimmung in der Politik. Der Wildwuchs mit den rund 250 Modellwohnungen müsse reguliert werden, findet Uwe Woltemath (FDP). Björn Fecker (Grüne) sieht jedoch noch 'Diskussionsbedarf'zur Frage, inwiefern die Konzentration auf einige Großbordelle eine Lösung sein könne. Befürworter versprechen sich davon einen höheren Schutz für die Frauen und eine leichtere Überprüfung [der Umsätze der Frauen. Anm. Marc] seitens der Polizei.

Monique Troedel (Die Linke) fordert mehr Unterstützung für die zuständigen Beratungsstellen in Bremen und mahnt: 'Wir dürfen die Opfer nicht zu Tätern machen.' Im Rotlichtgewerbe werde viel Geld verdient. Monique Troedel: 'Experten gehen nach vorsichtigen Schätzungen von rund 40 Millionen Euro Einnahmen im kleinsten Bundesland aus, die am Staat völlig vorbeigehen.'

Der innenpolitische Sprecher der CDU, Wilhelm Hinners, will das Thema im April in der Bürgerschaft zur Sprache bringen. Er hatte sich bereits in der Vergangenheit für das 'Dortmunder Modell' stark gemacht, nach dem Clubs, Anbahnungsbetriebe, Bordelle, aber auch Wohnungen [erst] ab drei Prostituierten zwingend als Gewerbe angemeldet werden müssen. Dies ziehe mehr Transparenz nach sich, findet Hinners.

Die Polizei hat für dieses Jahr Zwangsprostitution und Menschenhandel zum Schwerpunktthema erkoren. Innensenator Mäurer: 'Die Sorgen der Nachbarn sind das eine. Das Leid dieser Frauen das andere.'

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Brem ... delle.html

[links Marc]
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