Wiedereinstieg?

[BIGGI48]

Möchte mich auch mal zum Ausstieg melden.War 22J.als SW tätig und bin seit nun 3Jahren "Ausgestiegen"(letztes Jahr hatte ich es nochmal probiert 1Woche)und es gefiel mir wieder.Seither habe ich im Kopf wieder anzufangen.
Ich Arbeite bei einer Zeitarbeitsfirma in einer Fabrik,da ich vor 3 jahren keine Hilfe vom Amt bekommen habe.Ich komme irgendwie mit dieser Sache nicht klar,ich finde keine Freunde denen ich mein Vorleben erzählen könnte und auch nicht das was ich im Kopf habe.Nun war ich bei einer Psychologin und habe mit ihr alles durchgesprochen aber hilfreich war es auch nicht bin immer noch am überlegen wieder anzufangen,da mir mein Monatsgehalt von 1000.-euro nirgendwo hin reicht,da ich auch noch Schulden zu tilgen habe.Ich verstehe nicht warum unsre Mitmenschen kein Ohr für dieses Thema haben.Vieleicht gibt es jemanden hier dem es genau so geht oder ginge ständig hin und her gerissen zu sein.Bin über jede Antwort dankbar.
Lg.BIGGI

[Aoife]

Hallo BIGGI,

ja, so ähnlich istz es mir auch gegangen, allerdings war ich zum einen 25 Jahre ausgestiegen,
zum anderen bin ich nur deshalb wieder eingestiegen, weil ich begriffen habe, dass es noch
ganz andere Möglichkeiten gibt, als ich damals hatte (Drogen-Beschaffung).

So gesehen denke ich schon, dass ich dich ganz gut verstehen kann, aber andererseits
möchte ich dir nicht zum Wiedereinstieg raten, nur weil's mir damit gut geht.
Ist halt die Frage, warum bist du ausgestiegen, hat es dir das gebracht, was du dir
erhofft hast, oder könnte es dir noch was gutes bringen, wenn du konsequent bleibst?
Oder hast du nur dem allgemein-moralischen Druck nachgegeben und dann feststellen müssen,
dass *unsereins* trotz allem solide-Spielen einfach irgendwie nicht dazupasst?

Wenn du das Gefühl hast, du mußt noch was psychologisches klären, bevor du eine wichtige
Entscheidung triffst, dann suche weiter, bis du eine(n) PsychotherapeutIn gefunden hast,
mit der du diese Sachen auch wirklich klären kannst.
Es sind bestimmt nicht alle gleich, auch wenn viele als P-shrinks (Seelenklempner) nur schematisch
auf "Normalität" (was immer das sein soll) hinarbeiten, es gibt vereinzelt wirklich gute,
die ihre Klienten tatsächlich ernst nehmen.

Der erste Anstoß für meinen Wiedereinstieg war übrigens ein Psychiater, der mir gesagt hat:
"Sind Sie eigentlich blöd, sich so billig zu verkaufen? Jede Nutte verdient mehr als Sie."
Na ja, und irgendwann hat's dann selbst in meinem Gehirn angefangen zu arbeiten ...

Ich wünsche dir, dass du auch noch jemenden triffst, der dir den *richtigen* Stupser geben kann

Liebe Grüße, Eva

[BIGGI48]

Hallo Eva vielen Dank für deine Antwort.Ich bin Ausgestiegen wegen meinem jetzigen Lebensgefährten der davon nichts wissen durfte(es aber durch seinen Bruder erfahren hat )Er hat es akzeptiert daßich das gemacht habe.Aber ich habe nie akzeptiert daß ich aufgehört habe so richtig.Mein damaliger Job hat mir die letzten 3jahre spass gemacht.Die Jahre vorher war ich nicht allein war mit jemanden aus dem Millieu zusammen.Gebracht hat es mir im Persönlichen und Privaten bereich nichts positives daß ich ausgestiegen bin im gegenteil.Wie du sagst ich habe dem allgemein-moralischen Druck nachgegeben und will das auch nicht mehr.Was hast du nach deinem Ausstieg gemacht?Und wo hast du hilfe bekommen?Wäre lieb ne Antwort zu bekommen.
L.g.BIGGI

[Aoife]

Du hast PN :-)

[Aoife]

Nachdem diese Beiträge die Möglichkeit eines Widereinstiegs durchaus positiv sehen,
haben wir uns entschlossen, das von Nathalia's freudiger Ausstiegsmitteilung abzutrennen.

Liebe Grüße, Eva

[valerie]

Hallo Biggi!

Unser beider Geschichte ähneln sich sehr.
Bin auch vor ein paar Jahren ausgestiegen und bereue es sehr. Mein damaliger Lebensgefährt wollt nicht das ich als SW arbeite.
Nun bin ich seit drei Monaten getrennt und habe auch sonst fast alle Probleme beseitigt.
Ich bereit mich zur Zeit auch wieder langsam aber sicher auf meinen Wiedereinstieg vor.
Wichtig ist nur, das DU dich wohl fühlst.

Ganz liebe Grüße Valerie

[JennyHN]

Hallo, Biggi!

Ausgestiegen bin auch ich schon mehrfach...
Aus den unterschiedlichsten Gründen.
Mal war es wg. einer Beziehung; mal aus moralischen Bedenken bzgl. meiner Tochter und meinem Leben gegenüber.

Beim Ausstieg geholfen hatten mir auch einige gemeinnützige Organisationen oder einzelne Menschen - aber das Gewerbe ließ mich nie los und ich fühlte mich immer hingezogen zu dieser Berufung.

Letztlich gilt es vermutlich für jede/n Einzelne/n sein ganz persönliches, eigenes Berufsbild zu prägen und den Beruf in der Art zu leben, wie er GUT tut.
Dann sind auch Moral und Umfeld keine "Feinde" oder Bedenkenträger mehr.

Ich würde inzwischen für nichts und niemanden mehr aussteigen...
Jenny

[Zwerg]

          

Ich würde inzwischen für nichts und niemanden mehr aussteigen...
Jenny

Ein wenig off topic, aber ich finde das Szenario derart herrlich, dass ich nicht anders kann: Alice und Schwester Lea in einer Diskussion mit unserer Jenny über ihre Sichtweisen bzgl Sexarbeit... Eventuell noch unsere ehemalige Junioradmina Sonja oder auch Marc im gleichen Raum... - Dem Zuseher würde bald klar werden dass es für SexarbeiterInnen einen Grundsatz gibt, der unauslöschlich mit erfolgreicher Sexarbeit verbunden ist: Selbstbestimmung! Und diese Selbstbestimmung beinhaltet eindeutig selbst zu entscheiden wann und wo ich um- ein- oder wieder Einsteige....

Es muss nur das Umfeld geschaffen werden, damit SexarbeiterInnen ohne jegliche Grauzone rechtlich abgesichert arbeiten können.

Wahrscheinlich wären derartige Diskussionen derart demaskierend für die Retterindustrie, dass sie deshalb nie zustande kommen werden. Wir wären bereit dazu. Wir haben (auch in Wien) schon öfters das offene Gespräch gesucht - Gelegenheit zur Aussprache gab es aber nie. Die Prostitutionsgegner bleiben lieber unter sich - sie reden über Sexarbeit statt mit SexarbeiterInnen zu sprechen. Erbärmlich!

Liebe Grüße

Christian

[JennyHN]

          

          

Ich würde inzwischen für nichts und niemanden mehr aussteigen...
Jenny

Ein wenig off topic, aber ich finde das Szenario derart herrlich, dass ich nicht anders kann: Alice und Schwester Lea in einer Diskussion mit unserer Jenny über ihre Sichtweisen bzgl Sexarbeit...

Wir wären bereit dazu.

Liebe Grüße

Christian

Schmunzel....
Glaube mir, ICH AUCH.
Jenny

[valerie]

Das mit der Grauzone finde ich persönlich schlimm.
Da müßte einiges geändert werden.
Ein-Um bzw Wiedereinstieg sollte jedem selbst überlassen bleiben.
Valerie

[*Christine*]

Hallo Biggi,

ich war jetzt einige Monate nicht hier und freu mich grad riesig, dass sich gleich zwei Frauen in meinem Alter in der Zwischenzeit hier angemeldet haben!

Und auch dein Threadtitel "Wiedereinstieg" hat mich gleich aufmerksam gemacht, da ich mich mit denselben Gedanken gerade beschäftige.

Wenn du magst, lies mal meine Vorstellung, dort schreibt ich davon.

viewtopic.php?t=3687&highlight=

Ich freu mich auf einen Austausch mit dir!


Liebe Grüsse

Christine

[Miriam85]

hallo,
ich bin auch mal ausgestiegen ...
Habe damals jeden Kontakt mit gästen und kollegen abgebrochen.
Alle sachen und erinnerungen verkauft.
Obwohl ich sehr glücklichmit meinem freund war fehlte mir immer was.
Es gab nichts was dieses gefühl der leere füllen konnte.
keine Klamotten,keine partys auch das kind was ich mir wünschte hatte diese leere nicht gefüllt.
Obwohl es mir finaziell gut ging konnte ich nicht aufhören wieder dran zu denken...
Ich habe einfach akzeptiert das ich in die sogenannte moralische welt nicht reinpasse und ich möchte auch nicht reinpassen.
Ich bin einfach wie ich bin.
Ich liebe es mit meinen reizen zu spielen ich liebe die umgebung,die klamotten die stimmung.
Ich kann und will mir nichts mehr vormachen und ich finde es toll wenn jemand das auch aus überzeugung tut und nicht aus der not heraus.

auch wenn wir wahrscheinlich alle mal aus der not heraus angefangen haben

[Arum]

Auch wenn es ein wenig off topic ist, möchte ich doch mal sagen, dass es mir als Kunde genauso ergeht..

Seit langem schon gibt es in mir diese Faszination, und öfters habe ich mich dagegen gesträubt, habe mich auf Beziehungen eingelassen um nur nicht dieses Bedürfnis empfinden zu müssen. Hat aber nie so richtig geklappt.

Meine bisher letzte Beziehung habe ich angefangen, kurz nach einer wunderbaren Begegnung mit einer SW. Da habe ich mich vor der Wahl gestellt, und auch wo ich eigentlich wusste dass die Freundin nicht so richtig zu mir passte, habe ich mich dann doch für sie entschieden. Und so kam es dann doch, dass diese Beziehung eines Tages scheiterte, und ich mir dachte, wenigstens das ganze gute Geld, das ich wegen dieser Frau spendiert habe, hätte ich auch bei SW ausgeben können, und es hätte mir nicht die seelische Verletzungen beschert, die ich von dieser Frau erhalten habe.

Dieses Forum hilft mir sehr zu akzeptieren, dass auch ich, wenn auch von der anderen Seite her, in die, wie Miriam das so zutreffend formuliert, 'sogenannte moralische Welt nicht reinpasse'... Dabei empfinde auch ich es oft als erdrückend, dass ich von dieser Lebensentscheidung mit niemandem in meinem (intellektuelen und künstlerischen) Umfeld reden kann, auch wenn sie mein Leben immer positiver prägt..

Aber ich liebe einfach die ganze Atmosphäre und die wunderbaren Begegnungen, die man haben kann. Es macht mehr als Spass, es macht mir Freude im wahrsten Sinne des Wortes, und es ist zutiefst bedauerlich, dass solche Freude noch immer so sehr verpönt ist, auch wo sie gesetzlich erlaubt ist. Na ja, das waren mal kurz meine Empfindungen als Kunde.. Aber es hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich mir schon als kleiner Junge abends im Bett vorgestellt habe, wie es denn wäre in etwas wie einem Harem zu leben, auch wenn mir gar nicht klar war, wozu ein solcher Ort denn da war. Ich habe oft gedacht, wäre ich als Frau geboren gewesen, ich wäre höchstwahrscheinlich selber in die Prostitution hineingewandert..

Es gehört einfach, so habe ich (denke ich mir wenigstens) akzeptiert, zu meinem Wesen.

[Nymphe]

          

Ich kann und will mir nichts mehr vormachen und ich finde es toll wenn jemand das auch aus überzeugung tut und nicht aus der not heraus.

auch wenn wir wahrscheinlich alle mal aus der not heraus angefangen haben

Nope, manche sind auch schon aus Überzeugung eingestiegen. ;)

[Marc of Frankfurt]

Zum Thema WIEDEReinstieg überlegt bitte, ob es auch eine Vorstufe von Ausstieg ist.



Hier das Konzept vom JoJo-Effekt:




www.sexworker.at/exit





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[Blanca]

Hallo!

Seltsam an diesem Thread finde ich diese Aussage, daß man als SW nicht 'in die moralische Welt reinpassen soll'.
Ich empfinde mich nicht als Aussätzige und ich arbeite mit höchstem moralischen Anspruch!

Blanca

[Aoife]

Nun ja, Blanca,

es gibt wohl verschiedene Definitionen von Moral ...
Und dein eigener "höchster moralischer Anspruch" an dich und deine Arbeit entspricht wohl nicht so ganz dem,
was der Pfarrer sonntags von der Kanzel predigt ...
Miriam schreibt ja auch ausdrücklich "sogenannte moralische Welt", und so wurde es auch in der Folge zitiert.

Ich weiß ja nicht, ob du ein Doppelleben führst, oder völlig offen mit deinem Job umgehst?
Aber so oder so - ich denke, du wirst schon verstehen, vor welcher Art von "Moral"
sich diejenigen schützen wollen, die ein Doppelleben bevorzugen.

Liebe Grüße, Aoife

[Blanca]

Aoife,

ich habe mich nicht gegen den Schutz seiner Privatsphäre gewandt - gar nicht. Das kann ich, auch aus eigener Erfahrung - sehr gut nachvollziehen!
Aber diese Aussage:

Ich habe einfach akzeptiert das ich in die sogenannte moralische welt nicht reinpasse und ich möchte auch nicht reinpassen.

Wieso soll man nicht reinpassen wollen in eine moralische Welt? Man ist ja nicht in allem, was man tut, gesellschaftsmoralisch verurteilt - auch als SW nicht!

Ich finde auch die spießige, moralische Welt um mich herum ganz lebenswert - und dunkle Seiten hat wohl jeder. Aber deshalb muß ich mich nicht ausgrenzen.


Lieben Gruß,

Blanca

[Miriam85]

hm abgrenzen will ich mich auch nicht..das wollen meistens die anderen.
Ich denke jeder lebt in seine eigenen kleinen welt,das kommt immer auf umgebung,bekannte,familie,erziehung usw an.
und natürlich auch die erfahrungen die man gemacht hat.

Ich rede ja auch von meiner welt/meinem leben und meinen erfahrungen und nicht von der allgemeinheit.

[Aoife]

Ja, Blanca,

das verstehe ich schon auch ...
Und ich denke, das hängt halt ganz davon ab, welche Prioritäten man setzt.
Wenn ich mich Recht erinnere, so warst es doch du, die in einem anderen thread geschrieben hat,
dass eine Beziehung für dich ein Ausstiegsgrund wäre?

Und Miriam hat das halt umgekehrt erlebt, das eine Beziehung nicht das ersetzen konnte,
was der Job einem geben kann.
Ich selbst sehe das keinesfalls als dunkle Seite - und beabsichtige auch nicht, mich auszugrenzen.
Das passiert aber ganz von alleine, wenn frau keine Lust hat auf den Stress eines Doppellebens.
Insbesondere - und ich kann mir vorstellen, dass das auch zu deiner etwas anderen Sichtweise beiträgt -
da ich ohnehin für nichts und niemanden mehr aussteigen würde, tue ich mir das nicht an.
Du hingegen siehst SW eher als vorübergehende Tätigkeit - wirst also sowieso deine
bürgerliche Idendität aufrechterhalten, und somit verlangt das Genießen der "spießigen, moralischen Welt"
um dich herum ja keine zusätzlichen Opfer von dir.

Liebe Grüße, Aoife