Sexuelle Verwahrlosung der Jugend!

Hier findet Ihr aktuelle Pressemeldungen, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema Sexwork zu tun haben.
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hedonism
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Re: RE: Sexuelle Verwahrlosung der Jugend!

Beitrag von hedonism »

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ehemaliger_User hat geschrieben:
Miezi09 hat geschrieben:Aber heute ist man OUT wenn man noch keinen Sex hatte..
Diesen Satz hab ich als 18järiger vor 35 Jahren auch schon gehört! Es gab noch den Kuppelparagrafen, die Gesellschaft war noch wesentlich verklemmter.

Und die Flower-Power-Bewegung sorgte mit ihrem Slogan "Make love, not war", Bildung von Kommunen ("wer zweimal mit der selben pennt, gehört schon zum establishment") für den nötigen Gruppenzwang. Dem sich aber auch viele widersetzten.

Ich hatte mit knapp 19 das erste mal Sex mit einer anderen Person.

Also das stimmt zu 100% - dasselbe hab ich vor rund 30 Jahren auch gehört, manche haben mit 13 andere mit 18 - NUR der Sex war ein anderer. Ich war kein Waisenknabe, erstes Mal mit 16 und das gleich mit Partnertausch..........ABER SM, Gang Bang etc. waren hinlänglich unbekannt. Man wurde für etwas was für jede/n 14 jährigen "normal" ist (auch wenn sie/er es noch nicht macht), als "pervers" bezeichnet. Das ist es, was den Unterschied zu Heute macht und dazu hat das Internet sehr stark beigetragen.
Hätten wir damals in dem Alter diese Infos gehabt, hätten wir natürlich auch alles ausprobiert. Das liegt doch in der Natur der Jugend, immer noch einen draufsetzen zu wollen. Überrascht braucht da niemand zu sein.
BEVOR DU ÜBER JEMANDEN URTEILST, ZIEH DIR SEINE SCHUHE AN UND GEH DEN SELBEN WEG......

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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

ciao! Margaret Maed, die wohl berühmteste Anthropologin des vergangenen Jahrhunderts, berichtet von den Arapesh, eine Kulturgruppe in Indien, bei der Kinder dazu angehalten wurden mit Gleichaltrigen (!) jede Art von sexuellem Vergnügen auszuprobieren. In dieser Kultur gibt es keine Jugendkriminalität und keinerlei Art von Gewalt , Aufsässigkeit oder Rebellion gegen Erwachsene und die Kultur. Nachdem diese Kultur aber in das Gesamtsystem von Indien eingbunden ist, verlassen diese Jugendlichen im Erwachsenenalter den behüteten Hort und müssen sich dann der allgemeinen Repressionsmechanismen einer weitgehen patriarchalen Kultur unterwerfen. Dann erst werden einige von ihnen kriminell, nicht vorher. Vor 100 Jahren galt als Pornographie eine Abbildung eines Frauenfusses bei der man
den Fuss zwischen Knöchel und Knie ohne Strümpfe sah. Trotzdem wurden Postkarten gedruckt, auf denen Frauen auf einem Stuhl sitzend in einen Nachttopf pinkelten, wobei man die Frau von vorne sah. Diese Postkarten wurden dann den Soldaten im 1. Weltkrieg als "Aufputschmittel" an die Front mitgegeben. Ich habe noch eine Originalpostkarte davon. Bert Brecht sagte einmal, dass für ihn Pornografie ein Ofizier in Uniform mit seinen vielen Orden sei. Dem kann ich mich nur anschliessen.
ciao! Nicole

Joffche
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Beitrag von Joffche »

diese sexuelle richtung ist meines erachtens nach ein konglomerat
aus dem verhalten von eltern, aus möglichkeiten im internet, aus
der öffentlichen werbung und der sexuellen offenheit überall. untereinander will man in sein..alles mitmachen. wo früher noch
natürliche hemmungen und barrieren waren, herrscht heute hemmungsloses treiben miteinander. das fordert tribut...und wenns
unsere kinder sind.... interessant, wo das mal hinführen wird....

joffche aus dem hintergrund...

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

Hallo,

aufgrund der Entwicklung der Diskussion möchte ich doch noch einmal auf meinen obigen
Beitrag hinweisen: viewtopic.php?p=69212#69212

Diese moderne Entwicklung ... gibt es nicht.
Sie wurde anscheinend von Interessierten kreiert, indem mit Einzelfällen (so bedauerlich diese
auch sein mögen) eine Tendenz "belegt" wurde, die in dieser Form anscheinend gar nicht
existiert. Zumindest ergeben neuere US-Studien, dass die Häufigkeiten von
- Teenie-Schwangerschaften
- Ehescheidungen
- Vergewaltigungen
- STD-Neuinfektionen
- teen sex überhaupt
- ungeschützter teen sex
in genau dem Maß abgenommen haben, in dem Pornographie via Internet immer
zugänglicher wurde.

Von daher *könnte* in den vom Stern beschriebenen Einzelfällen sogar "die Pornographie"
ursächlich sein - die mit journalistischen Mitteln nahegelegte Konsequenz hingegen,
nämlich Pornographie und ihre Zugänglichkeit, insbesondere für Jugendliche, einzuschränken -
ist nicht sachgerecht, und bei ihrer politischen Durchsetzung wären Schäden zu befürchten ...

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Arapesh liegt in Neuginea (Und möglicherweise war auch gewisse Ideologie oder Schmerz über den Partnerwechsel von Margaret Mead involviert, der zu einer gewissen wissenschaftlichen Kontroverse führte). Aber in Indien gibt es auch zahlreiche Urbevölkerungen oder Tantrische Kulturen.

In Gesellschaften mit repressiver Sexualmoral wird vielfach mit Ortsfremden z.B. Touristen, Sexworkern, dann die Normabweichung geheim ausgelebt.

Für die heutige Ober- und Mittelschicht hat ein Auslandsstudium, -praktikum etwa dieselbe Funktion des sich ausprobieren oder austoben könnens. Da werden wilde Beziehungskonstellationen temporär gelebt und nach Hause zurückgekehrt muß derjenige dann in die Firma und/oder eine Ehe einwilligen...

Aber es ist schon interessant, wie lange wissenschaftliche Erkenntnisse brauchen verstanden zu werden, akzeptiert zu werden und sich durchzusetzen und bekannt werden zu können (Korrelation: mehr Pornoverbreitung = weniger Mißglücksfälle in jugendl. Beziehungen).

Paradigmenwechsel brauchen halt Generationen.

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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

"Paradigmenwechsel brauchen halt Generationen", das sagte auch Heisenberg, einer der berühmtesten Quantenphysiker des letzten Jahrhunderts. Er fügte noch hinzu, dass erst die Leute sterben müssen, welche im herrschenden Machtblock das Sagen haben. Zur Tatsache, dass die Verbreitung der sogenannten Pornographie zu einer Reduktion vieler Probleme im Sexbereich führte, gibt es eine Parallele im Bereich Kriminalität: während der Weltkriege gab es eine drastische Reduktion von Morden, welche zuvor, dazwischen und danach wieder anstiegen (in: Arno Plack: "die Gesellschaft und das Böse").

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bei über 50 Millionen Toten in WWII und Krieg als Entartung von Zivilisation ist das ein gewagter Vergleich.

Aber danke für den mir bisher unbekannten Autor
http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Plack

Sein Buch/Diplomarbeit: "Die Stellung der Liebe in der materialen Wertethik; eine systematische Auseinandersetzung im Anschluss an Max Scheler, Nicolai Hartmann und Dietrich von Hildebrand. Landshut, Isar-Post Druck- und Verlags-GmbH, 1962." ist leider nicht on-line zugänglich
http://books.google.de/books?id=q4cTAQAAIAAJ

marlena
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Beitrag von marlena »

Danke für die Info...werde ich mir auf jedefall durchlesen, scheint sehr interessant zu sein...
--- Allüren sind was für Unfertige ---

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nicole6
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RE: Sexuelle Verwahrlosung der Jugend!

Beitrag von nicole6 »

die 60 Millionen Toten sind Folgen des staatlich organisierten Mordens, genannt "Krieg". Plack bezieht sich aber auf die Morde im zivilen Bereich. Und er zeigt auch, wie durch gesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen des Machtblocks das Gewaltpotential künstlich und vorsätzlich erhöht wird, um eine Legitimierung von Polizeigewalt zu erhalten. Dies war auch vor 3 Tagen ein Thema im BBC. Sie luden dazu 4 Referenten ein, die zum Thema "trägt die katholische Kirche zur Verbesserung der Welt bei" (sinngemässe Übersetzung) ihre Meinung äussern sollten. Die Veranstaltung fand in einem grossen Saal in London statt, der Platz für 2000 Personen hatte. Zu Beginn der Diskussion ergab eine Abstimmung: 600 waren dagegen, 300 dafür, der Rest war sich unsicher. Dann kam die Diskussion, die sich hauptsächlich damit beschäftigte, wie die Kirche zuerst durch Dogmen und Vorschriften Schuldgefühle erzeugt, vor allem im sexuellen Bereich, und sich danach als Lösung anbot. Im Prinzip das Mafiaprinzip mit den Pizzo-Zahlungen, die sogenannten "Schutzzahlungen". Die Kirche hat das gleiche System drauf. Vor allem im sexuellen Bereich hat dies auf Jugendliche verheerende Auswirkungen, sagte einer der Redner. Den meisten Beifall und grosses Gelächter erhielt eine Bemerkung, dass der Heilige Thomas Morus, der etliche Personen auf dem Scheiterhaufen verbrennen lies, weil sie die Bibel in englischer Übersetzung im Hause hatten oder sogar darin gelesen hatten, anstatt in Latein, das dieser ehrwürdige Herr im Jahr 2000 zum Heiligen der Politiker erhoben wurde! Am Ende der Diskusssion wurde wieder abgestimmt. Dieses Mal verschob sich der Stimmenanteil von 600 auf 1200 dafür, dass die Kirche grossen Schaden anrichtet, und von 300 auf 120, dass dies nicht so sei.
ciao! Nicole

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Beitrag von Angel_friend »

Es scheint, dass (falls es das gibt) die "sex. Verwahrlosung der Jugend" eher in Randschichten (der Begriff Unterschicht gefällt mir nicht so) stattfindet.

Was mir eher auffällt ist, dass der Umgang von Jugendlichen (vielleicht eher jungen Erwachsenen?) mit Sexualität unverkrampfter, lockerer ist. (Natürlich leben das einige auf eher ungewohnte Weise aus).
Vielleicht ist es das, was die selbsternannten Sittenwächter auf den Plan ruft - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

LG
A_F
Die Moral ist nur der äussere Anschein von Treu und Glauben, und der Verwirrung Beginn.

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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

Bei allen Diskussionen ist es immer sehr wichtig welchen Inhalt die Worte haben die verwendet werden. Im Begriff "Pornographie", oder bei "sexueller Verwahrlosung" werden 2 völlig verschiedene Inhalte zusammengeworfen. Pornographie als Begriff enthält zum einen sexuelle Handlungen verschiedener Art, die den Beteiligten Lust verschaffen und die dabei gesellschaftlich nicht akzeptiert, aber praktiziert werden, und zum anderen Gewalttaten verbunden mit gewalttätigen Worte bei denen Sexualorgane betroffen sind. Auf den Internetpornoseiten fand ich bisher keine Bildbeschreibung oder Videotitel welche die Frauen liebevoll bezeichneten.
"Sexuelle Verwahrlosung" wird zum einen verwendet, wenn Jugendliche ihre sexuellen Kapazitäten ausloten, und zum anderen, wenn männliche Jugendliche ohne Präservative zu verwenden als Gruppe besoffen und gröhlend ein Mädchen vergewaltigen. Vor 3 Tagen war im BBC ein Bericht über Russland, in dem die katastophale AIDS - Situation in diesem Land vorgestellt wurde. Ich fand bisher keine weitere Nachricht in den anderen Nachrichtenmedien! In Russland gibt es zur Zeit mehr an AIDS Erkrankte als in Afrika! Und die Tendenz ist rapide zunehmend! Das eigentliche Problem dabei ist, dass die russisxche Gesetzgebung es nicht erlaubt gegen AIDS vorzugehen, wie z.B. an Süchtige kostenlos Nadeln zu schenken, oder Methadon zu spritzen, oder massiv Präservative zu verteilen und dazu aufzufordern sie zu verwenden. DAS IST SEXUELLE VERWAHRLOSUNG!
Kolleginnen, welche in nächster Zeit russische Kunden bekommen, seien gewarnt!
ciao! Nicole

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Juliane
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Beitrag von Juliane »

Hallo Nicole6,
Erkläre mir doch bitte die Bedeutung, des von Joffche verwendeten Begriffes Konglomerat.

rainman
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Beitrag von rainman »

Hallo Juliane,

möchtest Du unbedingt auf Nicole warten oder darf auch ich vielleicht helfen?

Konglomerat bedeutet Zusammenballung, Gemisch.

Liebe Grüße

rainman

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nicole6
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RE: Sexuelle Verwahrlosung der Jugend!

Beitrag von nicole6 »

hallo Juliane, es stimmt was rainman schrieb. Die Wortwurzel kommt aus dem lateinischen. Im Englischen gibt es noch das Wort "glue" = Kleber, das auch da herkommt, und im italienischen wird "conglomerare" = "Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen" immer noch verwendet.
ciao! Nicole

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Beitrag von nicole6 »

ciao!
ich weiss nicht, ob dies die richtige Seite ist um ein Video
zu empfehlen: es handelt sich um eine Schülerin die in
den USA mit ihrer Gelieben zum Schulball wollte, und dabei
einen Smoking anziehen wollte. Die Schulleitung sagte
daraufhin den Schulball ab. Der Fall landete vor Gericht.
Hier ein Video, in dem eine der Schülerinnen im TV
interviewed wird:
http://tv.repubblica.it/copertina/lei-e ... 4410?video
das Video ist auf englisch!
ciao!
Nicole

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Pornografie im Internet

Beitrag von ehemaliger_User »

Pornografie im Internet
"Gespräche sind sinnvoller als Verbote"

Tilmann Gangloff, vom 05.08.2011 07:30 Uhr

Stuttgart - Früher war die Sache einfach: Pornofilme gab es nur im Pornokino oder im Sexshop, und wer noch nicht 18 Jahre alt war, musste draußen bleiben. Wer heutzutage konsequent verhindern will, dass sich Minderjährige pornografische Filme ansehen, muss ihnen den Computer wegnehmen. Die Angaben schwanken zwar, aber mindestens sechzig Prozent der Jugendlichen ab 13 Jahren haben schon Erfahrung mit Internetpornografie gemacht. Jungs nutzen die einschlägigen Adressen deutlich häufiger als Mädchen, allerdings meistens im Kreis Gleichaltriger.

Es wäre sicher übertrieben, von einer "Generation Porno" zu sprechen, weil laut einer Studie der Jugendzeitschrift "Bravo" nur 8 Prozent der männlichen Heranwachsenden regelmäßig Pornos konsumieren. Aber andererseits sind das auch wieder zu viele, um die Problematik völlig zu bagatellisieren. Dass Jugendliche die Gelegenheit nutzen, mit Hilfe des Internets anonym und umsonst pornografische Filme anzuschauen, sei insgesamt jedoch ganz normal, meint Stefanie Rack: "Die Auseinandersetzung mit Sexualität ist natürlicher Teil der Entwicklung. Und oft stecken auch bloß Neugier oder Gruppendruck dahinter." Die Grund- und Hauptschullehrerin ist mittlerweile Medienpädagogin und arbeitet in Ludwigshafen für "Klicksafe", den deutschen Partner der EU-Initiative "Safer Internet Program".

Bilder, die nichts mit der Realität zu tun haben

In Zusammenarbeit mit dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg und Pro Familia Bayern hat Klicksafe den Medienbaukasten "Let's talk about porno" erarbeitet. Auch Stefanie Rack gehört zum Autorenteam und warnt vor den möglichen Folgen des Pornokonsums: "Die sexuelle Verunsicherung hat in den letzten Jahren eindeutig zugenommen. Manche Jugendliche nehmen die Pornografie für bare Münze und bekommen falsche Vorstellungen. Sie haben Bilder im Kopf, die mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind." Umso wichtiger sei es, sich mit ihnen über den Umgang mit Pornografie auseinanderzusetzen. "Gespräche sind auf jeden Fall sinnvoller als Verbote", sagt Rack; sie weiß aber auch, dass Eltern damit oft überfordert sind, weil das Thema nun mal sehr intime Bereiche betrifft.

Bleiben also die Pädagogen, sprich: in erster Linie die Lehrerinnen und Lehrer. Doch in der Pädagogik trifft das Phänomen genau in eine Zwischenzone: Sexualpädagogen haben noch meist zu wenig Kenntnisse von Medienpädagogik - und umgekehrt.

Deshalb hilft "Let's talk about porno" beiden. Der Ansatz des Arbeitsmaterials ist aufklärerisch, undogmatisch und wenig didaktisch; außerdem kommt es ohne moralische Vorbehalte aus. Der Begleittext lässt dennoch keinen Zweifel daran, dass man das Thema mit Jugendlichen behandeln muss, damit das Weltbild, das bei ihnen "hinsichtlich Sexualität und Geschlechterbeziehung entsteht, nicht von der Pornoindustrie geprägt wird." Das Material besteht aus vier "Bausteinen", einzelnen Kapiteln also, die diverse Aufgaben enthalten. Dabei geht es zum Beispiel um die Sexualisierung von Sprache oder um Rollenklischees in Rap-Songs, um die Gefühle in der Pubertät, Schönheitsideale und Castingshows - aber auch ganz konkret um Pornografie. In anderen Aufgaben lernen heranwachsende Mädchen, sich nicht allzu freizügig im Internet zu präsentieren. Bei jedem einzelnen Schritt wurde darauf geachtet, dass die Jugendlichen immer mit einbezogen werden können, aber dabei keine intimen Details preisgeben müssen. Internethinweise und Adressen geben Hinweise auf weiter führende Informationen.

Nicht nur aus juristischen Gründen ist der Gegenstand des Baukastens pikant, schließlich sind pornografische Darbietungen nicht jugendfrei. Zwölfjährigen wiederum ist Sexualität tendenziell meist peinlich; konfrontiert werden sie trotzdem damit. Wie klug das Material konzipiert ist, zeigen schon allein die ausführlichen Vorbemerkungen, in denen die Autoren den Pädagogen raten, sich mit Hilfe einer Selbsterkundung erst mal über die eigene Einstellung zum Thema klar zu werden. Ganz zu schweigen von der unvermeidbaren Recherche: Wer über Pornografie im Internet sprechen will, kommt nicht umhin, die entsprechenden Websites aufzusuchen. Außerdem gibt es ebenso plausible wie praktische Tipps für die Arbeit etwa im Unterricht.

Die Resonanz, freut sich Stefanie Rack, sei bislang "uneingeschränkt positiv": "Viele Pädagogen haben besonders lobend hervorgehoben, dass man einzelne Elemente herausgreifen kann." Die Tendenz ist jedenfalls eindeutig: nur das offene Gespräch über die Themen führt weiter.

Die Broschüre (134 Seiten; 3 Euro) gibt es unter www.klicksafe.de


Stuttgarter Zeitung 05.08.11
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