LokalNachrichten: STUTTGART & BW

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annainga
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nicht nur Fellbach, auch Heidelberg hats erwischt

Beitrag von annainga »

Die Stadt macht den „Pussy Club" zu

Von Steffen Blatt.

Das Heidelberger Flatrate-Bordell ist geschlossen – zumindest vorläufig. Das ist das Ergebnis einer Durchsuchung des "Pussy Clubs" im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd gestern Nachmittag. Der Grund für die Schließung ist aber nicht das viel kritisierte Angebot, für einen Festpreis so viel Sex zu haben wie man will, es lag vielmehr an den hygienischen Missständen. Auch beim Brandschutz habe es "erhebliche Beanstandungen" gegeben, berichtet Polizeisprecher Harald Kurzer.

So viel Aufregung gibt es im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd selten. Über hundert Beamte von Polizei, Zoll, Ordnungs- und Gesundheitsamt sind vor dem "Pussy Club" in Stellung gegangen und beginnen um 14 Uhr mit der Durchsuchung. Mit der von der Stadt und vom Land angedachten Schließung des Bordells hat die Aktion allerdings nichts zu tun.

Polizei und die "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" des Zolls sind vielmehr auf der Suche nach falsch angemeldeten Prostituierten – es geht um die vermutete Hinterziehung von Sozialbeiträgen und illegale Beschäftigung. Und weil man schon mal da ist, kontrollieren Gesundheits- und Ordnungsamt gleich noch, ob die hygienischen und gaststättenrechtlichen Vorgaben eingehalten werden – offenbar mit Erfolg, wie sich einige Stunden später herausstellen wird.

Das Verfahren laufe schon einige Monate, sagt Kurzer. Dass der Zugriff gerade jetzt erfolge, da über die "Pussy Clubs", heiß diskutiert wird, sei "Zufall". Die Beamten in Heidelberg sind Teil einer bundesweiten Aktion, denn auch bei den anderen Etablissements der Kette in Fellbach bei Stuttgart, Wuppertal und Schönefeld bei Berlin stand gestern die Polizei vor der Tür. Geleitet wurde der Einsatz von den Staatsanwaltschaften Stuttgart und Mannheim, auf Seite der Polizei hatte die Direktion in Waiblingen die Führung. Die hat gemeinsam mit den Schwarzarbeits-Fahndern vom Stuttgarter Hauptzollamt die Ermittlungsgruppe "Flatrate" eingerichtet.

In dem Heidelberger Bordell befinden sich zum Zeitpunkt der Durchsuchung 27 Prostituierte, sie sind zwischen 20 und 37 Jahren alt und allesamt aus Rumänien. Außerdem trifft die Polizei auf 37 Freier. Die Frauen werden von Beamten nach draußen begleitet, die meisten schützen ihr Gesicht mit einem Handtuch vor den Pressefotografen und TV-Kameras. In Polizeibussen werden sie mit Hilfe von Dolmetschern befragt und ihre Personalien aufgenommen. Sie gelten als Zeugen, wer von der Polizei erfasst wurde, bekommt ein Plastikarmband ums Handgelenk.

Auch die Männer müssen ihre persönlichen Daten angeben. Wenn das Prozedere beendet ist, dürfen alle wieder gehen. Fast alle. Bei zwei Rumänen klicken die Handschellen; sie sind offensichtlich beim "Pussy Club" angestellt, jetzt muss geklärt werden, in welcher Funktion. Außerdem beschlagnahmt die "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" einen größeren Geldbetrag und den schweren , mittlerweile stadtbekannten Geländewagen der amerikanischen Marke "Hummer" im Wert von rund 80000 Euro, mit dem das Bordell Werbung machte.

Wie lange der "Pussy Club" jetzt geschlossen bleibt, ist unklar. Die Stadt hat den Weiterbetrieb "bis auf Weiteres" untersagt. Wenn die Mängel in Hygiene und im Brandschutz behoben sind, könnte das Bordell wieder öffnen. Und ob die Betreiber Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen haben, wissen die Fahnder erst in ein paar Tagen, wenn die Ergebnisse der Befragungen ausgewertet sind.

http://www.rnz.de/zusammen9/00_20090727 ... uot_zu.php

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Marc of Frankfurt
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Razzia-TV

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Heute-Nachrichten haben unbeabsichtigt einen schönen Vergleich gebracht:

In Moskau wurde auch eine gewaltige Razzia veranstaltet gegen Billiganbieter. Dort wurde eine ganze Markthalle für 150.000 Händler geschlossen, die einem Oligarchen und Putingegner gehörte. Aber geschlossen wurde der Arbeitsplatz der Händler mit Migrationshintergund wegen Mängeln beim Brandschutz...

Ob uns da der Chefredakteur einen versteckten Hinweis geben wollte?
viewtopic.php?p=62069#62069 (Tanja im PC)





Anmerkung zu

"Hinweise auf Zwangsprostitution"


Sog. Zwangsprostitution ist kein juristisch definierter Begriff, sondern entspringt eher dem gesunden Volksempfinden und der Medienberichterstattung. Vergleiche auch bei der letzten WM:
viewtopic.php?t=761 (Unwort Zwangsprostitution)

Evt. ist Menschenhandel gemeint. Und da reicht es bekanntlich wenn jemand zwar volljährig ist und somit Kriegsdienstfähig aber noch nicht das Sonderschutzalter für Sexarbeit von 21 Jahren erreicht hat.

Siehe auch den doppelt gewendeten Trick, der bei der Razzia in Frankfurt ans Tageslicht kam:
Migrantin benutzte falschen Pass; Polizei und Medien machen gemeinsame Sache und nutzen Mutmaßung Minderjährigkeit als Begründung für Razzia.
viewtopic.php?p=61688#61688





Linkübersicht Flatrate:

viewtopic.php?p=61383#61383 (Brief an Kanzlerin, Anzeige DC)
viewtopic.php?p=61942#61942 (Razzia Blog)
viewtopic.php?p=58196#58196 (Lokalnachrichten Stuttgart) -hier-
viewtopic.php?t=4860 (Lokalnachrichten Wuppertal)
viewtopic.php?t=4900 (Tanja's Bericht)
viewtopic.php?t=4880 (Planung)
viewtopic.php?t=4892 (PC SW-only)
viewtopic.php?t=4812 (Flatrate SW-only)

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Marc of Frankfurt
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Heidelberger Pussy Club

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Tag nach der Razzia

Heidelberger Club machte wieder auf und wurde erneut geschlossen:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... erbot.html

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Justiz und Moral

Beitrag von ehemaliger_User »

Kommentar von Stefan Geiger in der Stuttgarter Zeitung vom 29.087.2009 :

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... moral.html

Stuttgart - In allen Gesellschaften der Welt verhalten sich Menschen immer wieder einmal in ganz unterschiedlichen Bereichen schuftig und schäbig - ohne deshalb eine strafrechtliche Sanktion befürchten zu müssen. Denn der Staat hat gelernt, dass er manche Dinge nicht verbieten, zumindest aber mit Verboten nicht verhindern kann. In Deutschland ist es nicht verboten, ein Bordell zu besuchen. Und es ist auch nicht verboten, ein Bordell zu betreiben. Moralisch mag man das verdammen. Die Vernunft spricht dafür, mit dem großen Schwert des Strafrechts nur bei den schlimmsten Fällen zu drohen. Alle Frauen, die in einem Bordell arbeiten, werden auf die eine oder die andere Weise ausgebeutet, aber nicht alle werden in einer strafrechtlich relevanten Weise ausgebeutet.

Der Gesetzgeber hat sich vor Jahren dazu durchgerungen, die Rechtssituation von Prostituierten zu ändern. Jene Frauen, die behaupten, von keinem anderen Menschen zur Prostitution gezwungen zu werden, sollen ihre Tätigkeit so ausüben können wie jedes andere Gewerbe auch. Dies gilt auch für alle, die mit den Frauen in geschäftliche Beziehungen der einen oder anderen Art treten. Die Regelung hat etliche Probleme gemildert, einige neue geschaffen. Man kann beim besten Willen nicht behaupten, dass das Gesetz Prostituierten zur Freiheit verholfen hätte. Aber wer sich an die Zustände davor erinnert, kann auch nicht sagen, dass die Verhältnisse schlimmer geworden seien.

Wenn ein Gesetzgeber diesen Weg gewählt hat, dann muss er sich aber an die selbst gesetzten Regeln auch halten. Geschlossen worden sind jetzt Bordelle, nachdem sie mit einer beschämenden Form der Bezahlung geworben hatten. Das Menschenverachtende, das jeder Form der Prostitution anhaftet, wird aber nicht größer oder kleiner, weil Männer, die sich in mehrfacher Hinsicht überschätzen, einen Pauschaltarif bezahlen. Die Schließung erfolgte auch nicht wegen der Bezahlung, sondern wegen Hygienemängeln. Die Ermittlungen gegen die Betreiber laufen wegen des Vorwurfs der Hinterziehung von Sozialabgaben. Der Vorwurf der Zwangsprostitution in einem Fall bestätigte sich nicht.

Bei der Hinterziehung von Sozialabgaben in der vermuteten Größenordnung handelt es sich um eine massive und sozialschädliche Straftat. Aber dieses Vermögensdelikt wie auch der Verstoß gegen Hygienevorschriften begründen für sich alleine die Art und die Form des Polizeieinsatzes nicht. Zum Nachweis der Abgabenhinterziehung benötigt man auch nicht die Adressen aller Bordellbesucher. Die Aktion diente auch dazu - und die Beteiligten bestreiten es nicht -, das Treiben in einem Bordell zu beenden, das nach Rechtslage anders dauerhaft gar nicht geschlossen werden kann. Auch das kann man moralisch begrüßen.

Die Qualität des Rechtsstaates bemisst sich aber nicht an wohlgemeinten moralischen Absichten, sondern an seiner Rechtstreue. Die Aktion hilft den Frauen nur wenig. Wer ihnen ernsthaft helfen wollte, müsste dazu beitragen, Armut und Unrecht in ihrer Heimat zu mildern. Prostitution ist oft und vor allem eine Ausbeutung von Armen.
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nina777
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Vergnügungsstättensatzung

Beitrag von nina777 »

4.8.2009

Polizisten und Politiker kämpfen gegen Bordelle

STUTTGART. Bordelle in Baden-Württemberg sind vielerorts nicht gern gesehen. Mit Sperrbezirken, Verordnungen und strengen Kontrollen versuchen die Behörden in den meisten Städten, die Prostitutions-Szene klein zu halten.


Zuletzt hatten Flatrate-Bordelle in Heidelberg und Fellbach bei Stuttgart für Ärger gesorgt. Der Bordellbetreiber warb mit Sex nach Belieben zum Festpreis.

Mit einer Vergnügungsstättensatzung verhindert Stuttgart, dass sich Rotlichtviertel unkontrolliert ausbreiten. Im Leonhardsviertel ist die Zahl von Bordellen und ähnlichen Etablissements schon seit Jahren begrenzt. „Es gibt die Regelung, dass dort nur ein neuer Betrieb als Nachfolger eines bereits vorhandenen aufmachen darf“, sagte der städtische Jurist Olaf Zander. In Fußgängerzonen sind Puffs komplett verboten. Insgesamt überwacht der Ermittlungsdienst Prostitution 200 Bordelle und Wohnungen.

Allerdings sei es für die Beamten nicht einfach, die Rotlichtszene im Blick zu behalten. „Das ist wie eine Parallelgesellschaft, die versucht, alles selber zu regeln. Ohne Kontrollen und ohne Reingehen, erfährt die Polizei gar nichts“, sagte Thomas Geiger vom Ermittlungsdienst. Zur Hilfe gerufen werden die Beamten nur selten. „Meistens handelt es sich um Gewalt von Freiern gegenüber den Prostituierten.“ Geiger vermutet, dass es fast keine Frau gibt, die wirklich nur auf eigene Rechnung arbeitet und keinem Zuhälter Geld geben muss. Die Prostituierten in Stuttgart kommen aus der ganzen Welt, nur 30 Prozent sind Deutsche.

Offensiv geht die Stadt Leinfelden-Echterdingen mit dem Thema Bordelle um. Seit der Eröffnung der Landesmesse auf den Fildern im Oktober 2007 sind dort zwei neue Bordelle entstanden. Und die Stadt ist mit dieser Entwicklung durchaus zufrieden. „Zuvor hatten wir immer Probleme mit der Wohnungs- und Straßenprostitution“, sagte ein Stadtsprecher. Es habe Beschwerden von Nachbarn über Lärm und hohes Verkehrsaufkommen gegen. „Die Zuhälter sind da mit ihren Kampfhunden durch die Straßen marschiert.“ Als die beiden neuen Bordelle im Gewerbegebiet öffneten, wurde das Stadtgebiet ansonsten zum Sperrbezirk erklärt. So konzentriere sich das Gewerbe in einem Viertel, wo es keine Schulen, Kindergärten oder Einkaufszonen gebe. Damit komme man auch den Bordellbetreibern entgegen, deren Kundschaft ja anonyme Gegenden bevorzuge.

In der Stadt und im Landkreis Karlsruhe ordnen die Behörden knapp 100 Etablissements der Rotlichtszene zu. Darunter sind etwa 75 bis 80 Terminwohnungen, elf Laufhäuser, fünf Massage- und Saunaclubs sowie zwei große FKK-Clubs. Zur Überwachung der Szene haben die Ermittler vor fünf Jahren die dreiköpfige Arbeitsgemeinschaft Rotlicht eingeführt, bei der alle Einsätze rund um das Milieu zusammenlaufen. Vor allem in der Brunnenstraße, wo es viele Laufhäuser gibt, komme es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Freiern und den Prostituierten. Neben Körperverletzungen gehe es um Erpressung, Raub und Diebstahl, so ein Polizeisprecher.

In Mannheim statten Beamte den Freudenhäusern regelmäßig Besuche ab, um etwa die Papiere der Prostituierten zu kontrollieren oder Hinweisen aus der Bevölkerung auf illegale Beschäftigung nachzugehen. „In der Szene herrscht ein rauer Wind“, sagte ein Polizeisprecher.

In Pforzheim gibt es einem Sprecher der Stadt zufolge drei Bordelle sowie rund 70 Terminwohnungen. Das Rotlichtmilieu werde regelmäßig von der Polizei kontrolliert und sei eher unauffällig. Zudem ist die Pforzheimer Innenstadt als Sperrbezirk ausgewiesen, in dem Prostitution verboten ist.

In Baden-Baden haben sich neun Bordelle niedergelassen. Kein einziges Bordell hat hingegen nach Angaben einer Stadtsprecherin Ulm, aber 20 bordellähnliche Betriebe wie etwa Terminwohnungen. Die Innenstadt ist zum Sperrbezirk erklärt worden.

In Konstanz ist unter anderem die historische Altstadt Sperrbezirk. Deshalb konzentriert sich das Rotlichtmilieu hauptsächlich auf ein Industriegebiet am Stadtrand. Das weit über die Grenzen von Konstanz hinaus bekannte „Klein Paris“, ein Bordell an der Ausfallstraße B 33, ist laut Stadt inzwischen geschlossen.

http://www.pz-news.de/Home/Nachrichten/ ... id,26.html
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Beitrag von ehemaliger_User »

nina777 hat geschrieben:Kein einziges Bordell hat hingegen nach Angaben einer Stadtsprecherin Ulm,...
Wusste nicht, dass ein Laufhaus (Blaubeurener Str. mit 50 Zimmern) und ein FKK-Club (Morgenland) in Ulm keine Bordell sind, in Leinfelden-Echterdingen aber sehr wohl.
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thelord
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW

Beitrag von thelord »

Pforzheim: Nachbarklagen wegen Bauvorbescheids für Eros-Center im Gewerbegebiet abgewiesen

Datum: 28.07.2009

Kurzbeschreibung: Pressemitteilung vom 28.07.2009

Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat die Klagen von drei Klägern abgewiesen, die sich gegen die Erteilung eines Bauvorbescheids durch die Stadt Pforzheim für ein Eros-Center in einem Gewerbegebiet gerichtet hatten.

Die Stadt Pforzheim hatte im Oktober 2007 einen Bauvorbescheid über die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit der Errichtung eines Eros-Centers in einem Gewerbegebiet erteilt. In dieser nach der Betriebsbeschreibung „hotelartigen“ Einrichtung sollen etwa 30 Prostituierte tätig sein. Dagegen hatten die Kläger, unter ihnen der Inhaber eines nahe gelegenen Gewerbebetriebs, zunächst Widerspruch erhoben, der vom Regierungspräsidium Karlsruhe im September 2008 zurückgewiesen worden war.

Die Kläger hatten im Widerspruchsverfahren und nun auch im Klageverfahren vorgetragen, dass es sich bei dem Eros-Center um ein „Großbordell“ handele, welches an dieser Stelle, u.a. wegen der Nähe zur Wohnbebauung in angrenzenden Mischgebieten, baurechtlich nicht genehmigungsfähig sei. Der Bauvorbescheid sei nicht nur rechtswidrig, sondern verletze sie auch in eigenen Rechten.

Dem ist das Verwaltungsgericht nicht gefolgt. In den Entscheidungsgründen seiner Urteile wird ausgeführt: Das Vorhaben sei gemäß den Festsetzungen des maßgeblichen Bebauungsplans als Gewerbebetrieb zulässig. Es handele sich nach der Betriebsbeschreibung nicht um eine im Plangebiet ausgeschlossene Vergnügungsstätte im Sinne der Baunutzungsverordnung. Ein Ausschluss von Vergnügungsstätten erfasse z.B. Diskotheken, Tanzbars und Kabaretts, nicht aber Bordelle, wenn dort einzelnen Kunden lediglich individuelle sexuelle Dienstleistungen geboten würden. Selbst wenn dies baurechtlich anders zu beurteilen wäre, könnten die Kläger hieraus keine Rechte für sich ableiten. Das Vorhaben verstoße auch nicht gegen das bauplanungsrechtliche Rücksichtnahmegebot. Insoweit würden in einem Gewerbegebiet geringere Anforderungen gelten als in Gebieten, in denen, wie etwa in Mischgebieten, das Wohnen allgemein zulässig sei. Das konkrete Gewerbegebiet sei schon jetzt insbesondere durch Zu- und Abfahrtsverkehr vorhandener Betriebe und durch die Lage an einer vier- bzw. sechsspurigen Straße verkehrlich erheblich belastet. Dass es in der näheren und weiteren Umgebung des Vorhabens zu unzumutbaren milieubedingten Störungen kommen und ein „Trading Down-Effekt“ eintreten könnte, sei nicht erkennbar.

Die Urteile (2 K 3262/08, 2 K 3263/08, 2 K 3265/08) sind nicht rechtskräftig. Die Kläger können innerhalb eines Monats die Zulassung der Berufung zum Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim beantragen.

http://www.vgkarlsruhe.de/servlet/PB/me ... OT=1197412




Heidelberg: Baurechtliche Nutzungsuntersagung für den "Pussy-Club" nur teilweise vollziehbar

Datum: 30.07.2009

Kurzbeschreibung: Pressemitteilung vom 30.07.2009

Die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Karlsruhe hat heute dem Eilantrag der Betreiberin des im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd gelegenen „Pussy-Club“ gegen eine baurechtliche Nutzungsuntersagung der Stadt Heidelberg zum Teil stattgegeben. In den Räumen des Obergeschosses und in zwei Räumen des Erdgeschosses kann eine bordellartige Nutzung vorerst weiter erfolgen. Diese Nutzung darf aber nicht in der Art erfolgen, wie sie bisher in der Werbung für den Betrieb herausgestellt worden ist. Denn die beworbenen zusätzlichen Angebote (u.a. Sexshows, Porno- und Sportkino) sind für eine sogenannte Vergnügungsstätte charakteristisch; Vergnügungsstätten sind aber im maßgeblichen Bebauungsplan der Stadt Heidelberg ausgeschlossen.



Mit Verfügung vom 10.07.2009 hatte die Stadt Heidelberg der Betreiberin des „Pussy-Club“ die Nutzung von Unter-, Erd- und Obergeschoss des Anwesens „für die Vergnügungsstätte Pussy-Club“ sowie zwecks Ausübung der Prostitution überhaupt untersagt. Zur Begründung hatte sie auf den Ausschluss von Vergnügungsstätten im Bebauungsplan sowie darauf verwiesen, dass weitere bordellartige Betriebe an dieser Stelle städtebaulich nicht mehr vertretbar seien.



Die Antragstellerin hatte am 17.07.2009 vorläufigen Rechtsschutz beantragt. Zur Begründung hatte sie u.a. darauf verwiesen, dass die Stadt Heidelberg schon im Jahr 1988 einen bordellartigen Betrieb im Obergeschoss genehmigt und später für eine entsprechende Nutzung von Räumen des Erdgeschosses einen Bestandsschutz bejaht habe. Schon zuvor habe sie seit mehr als zwanzig Jahren den bordellartigen Betrieb geduldet.



Die Kammer ist im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes zur Auffassung gekommen, dass die Nutzungsuntersagung des „Pussy-Club“ als Vergnügungsstätte voraussichtlich rechtmäßig ist. Bei dem gegebenen Betriebskonzept, wie es sich auch in der Werbung darstelle (mit zahlreichen weiteren Angeboten, wie sie für Vergnügungsstätten typisch seien), handele es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr um einen schlichten bordellartigen Betrieb, sondern um eine - im Bebauungsplan ausgeschlossene - Vergnügungsstätte. Da eine Nutzung dieser Art erst vor kurzer Zeit aufgenommen worden sei, könne die Stadt sie ohne Weiteres untersagen.



Aus den umfangreichen Bauakten ergebe sich aber, dass die Nutzung des Obergeschosses als sogenannter Massagesalon schon seit langem baurechtlich genehmigt sei. Dass die entsprechende Baugenehmigung aus dem Jahr 1988 eine bordellartige Nutzung umfasse, habe die Stadt nie in Frage gestellt. Auch für die entsprechende Nutzung von zwei Räumen im Erdgeschoss habe sie schon seit mehreren Jahren einen Bestandsschutz angenommen und diesen auch nach außen schriftlich bestätigt. Bei dieser Sachlage spreche Einiges dafür, dass die Stadt mit baurechtlichen Mitteln eine bordellartige Nutzung dieser Räume nicht mehr verhindern könne und der Widerspruch der Antragstellerin, über den zunächst die Stadt Heidelberg und ggf. das Regierungspräsidium Karlsruhe zu entscheiden habe, Erfolg haben werde.



Der Beschluss vom 30.07.2009 (5 K 1631/09) ist nicht rechtskräftig. Die Beteiligten können jeweils binnen zwei Wochen Beschwerde zum Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim einlegen.

http://www.vgkarlsruhe.de/servlet/PB/me ... OT=1197412

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FKK-haus statt Pussy-Club

Beitrag von ehemaliger_User »

FKK-Haus feiert bald Eröffnung
Artikel aus der Fellbacher Zeitung vom 19.08.2009

Fellbach. Der Pussy-Club ist Geschichte. In der Schaflandstraße 11/1 wird am 1. September ein FKK-Haus eröffnet, sagt der Vermieter, Prinz Marcus von Anhalt, in einem Interview.
Von Gabriele Lindenberg

Glücklicherweise verlangt Prinz Marcus von Anhalt für ein Interview kein Honorar, nicht einmal eine Flatrate. Das könnte sich kaum jemand leisten, denn der 38-Jährige hat so viel Geld, dass "ich bis an mein Lebensende nichts mehr arbeiten muss". Zurzeit weilt die schillernde Gestalt in Fellbach. Hoheit hat ihren Urlaub in St. Tropez unterbrochen, um in der Schaflandstraße nach dem rechten zu sehen. Denn seine Mieter haben ihn ganz schön hängen lassen. Wegen der Querelen um den Pussy-Club mitsamt Flatrate und der Schließung ist eine Einkommensquelle versiegt. "Eigentlich hatte ich mit zwei Millionen Euro auf zehn Jahre gerechnet", gibt der Kaufmann ("Eigentlich Privatier") zu, aber damit ist es jetzt nichts mehr. Im Gegenteil, er hat auch noch eine offene Rechnung von 600 000 Euro. Aber er kartet nicht nach: "Die Geschäftsführerin mit einem drei Monate alten Kind sitzt in Haft, die ist gestraft genug."

Dafür bringt er den Laden jetzt selbst wieder auf Vordermann. "Aufpäppeln, umbauen, die behördlichen Vorschriften erfüllen, verpachten und eröffnen" - so sieht sein Fahrplan für die nächsten Tage aus. Der Mann mit 23 Firmen und 25 Nobelkarossen ("Alles was Geld kostet") kennt sich aus im Gewerbe. "In Deutschland gibt es 115 Clubs mit Flatrate." Und findet den Einfallsreichtum in der Bundesrepublik bemerkenswert: "In allem, was mit Prostitution zu tun hat, ist Deutschland federführend."

Über die Vorgänge rund um die Flatrate schüttelt der smarte Geschäftsmann nur den Kopf: "Es ist eine Abartigkeit, dass der schwäbische Staat Prostituierten vorschreibt, wie sie ihr Geld verdienen sollen." Auch zum Thema Frauendiskrimierung hat der 38-Jährige seine Meinung: "Ich finde es viel menschenverachtender, wenn eine Rumänin für 100 Euro im Monat im Supermarkt arbeitet." Und lobt das ehemalige Arbeitsklima: "Die Frauen waren alle lustig und haben sich gut unterhalten." Den Grund dafür belegt er mit Zahlen: "Im Pussy-Club haben sie 4000 Euro im Monat verdient, also dreimal so viel wie in einem Jahr im Supermarkt." Auch den Vorwurf vorenthaltener Sozialabgaben wischt seine Hoheit, die im nächsten Jahr Papa wird, vom Tisch: "Das waren alles selbstständige Subunternehmerinnen, die einmal im Jahr eine Steuererklärung abgeben." Und die Sache mit den Sozialversicherungsbeiträgen könnte gar nicht greifen, weil eine Rumänin in Deutschland nicht als Angestellte arbeiten dürfe. Da beiße sich doch die Katze in den Schwanz.

Guten Mutes sieht er jetzt jedoch der Wiedereröffnung entgegen. In der ersten Zeit der Geschichte der Schaflandstraße 11/1 hatte er sich selber um den Laden gekümmert. Doch das will er sich nicht mehr antun: "Puff ist nicht mehr so lukrativ. Mein Geld verdiene ich eigentlich mit Websites." Der Mann mit Wohnsitz in der Schweiz und in Monaco wird deshalb nach einem passenden Mieter schauen und sich dann wieder seinen erträglicheren Geschäften widmen. Und seinen Hobbys: "Tennis, Autorennen und Speedboot."

Aber er macht schon mal Werbung in eigener Sache: "Am 1. September ist Eröffnung bei freiem Eintritt." Und bestimmten Berufsgruppen verspricht der Prinz gar zwei Gratis-Tage: "Für Polizisten, Steuerfahnder und alle Innenminister."

Das Geld wird er verschmerzen können, obwohl er möglicherweise demnächst heftig blechen muss: Prinz Marcus von Anhalt hat zwar viele Autos, aber zurzeit keinen Führerschein. Und der Richter hat schon eine Geldbuße bestimmt: 45 Tagessätze à 5000 Euro. Summa summarum sind das 225 000 Euro. Aber laut Hoheit ist da das letzte Wort noch nicht gesprochen.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... 2009-08-19

Und hier noch ein Beitrag der Landesschau Baden-Württemberg vom 18.08.09
http://www.ardmediathek.de/ard/servl...4C524A2604375B
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Beitrag von ehemaliger_User »

Die ZVW "Waiblinger Kreiszeitung" / "Schorndorfer Nachrichten", Welzheimer Zeitung und die "Winnender Zeitung" veröffentlichten am Samstag, 15.08.2009 folgenden Beitrag:

Pussyclub zeigt das wahre Gesicht der Prostitution

Es ist kein Zufall, dass sich der Pussyclub jenseits der Stadtgrenzen Stuttgarts angesiedelt habe, sagt Polizeihauptkommissar Hohmann, Leiter des Ermittlungsdienstes Prostitution der Polizei Stuttgart. Im ländlichen Raum seien die polizeilichen Strukturen zur Kontrolle der Rotlichtszene schwächer als in Stuttgart, wo 20 Polizisten über 200 bordellähnliche Betriebe wachen.
Über 100 Straftaten stellt das Team pro Jahr fest, die ohne das polizeiliche Engagement nie angezeigt würden. Die Dunkelziffer liegt dennoch um ein Vielfaches höher. Zuhälterei, Körperverletzungen, gefälschte Ausweise, Diebstahl und Betrug kommen im Milieu am häufigsten vor. "Prostitution an sich ist nicht kriminell. Aber das Gewerbe, besonders die finanzielle Fettschicht, die es umgibt, ernährt viel Kriminalität", sagt Hohmann.

Obwohl er und seine Kollegen die Stuttgarter Rotlichtszene nach jahrelanger Arbeit sehr gut kennen, wissen sie ebenso wenig wie die Polizei im Rems-Murr-Kreis, wer in Fellbach den für seine Sexflatrate bekanntgewordenen Pussyclub aufgemacht haben könnte. "In Stuttgart gibt es keinen großen Paten, der alle anderen beherrscht. Da gibt es kleine Teams auf dem Schachbrett, die manchmal zusammen spielen und dann wieder alleine."

Es gehe eher um "Lokalprinzen", die sich allenfalls "aufblasen und mächtiger darstellen, als sie wirklich sind". Um den Machtzuwachs der jeweiligen Gegenspieler zu beschränken, legten sie sich häufig gegenseitig Steine in den Weg, indem sie beispielsweise den Behörden Hinweise geben.

Strukturen großflächig organisierter Kriminalität, wie man sie hinter der Pussy-Club-Kette vermute, seien weniger ein Problem. Dass dort vor allem sehr junge Frauen aus Rumänien arbeiteten, die kaum Deutsch verstehen, nährt den Verdacht, unbedarfte Mädchen würden hier gezielt und besonders extrem ausgebeutet.

"Der Pussyclub steht für Armutsprostitution in Reinform", ergänzt Hohmanns Stellvertreter, Polizeihauptkommissar Geiger. Die Behauptung der vernommenen Prostituierten aus Rumänien oder Moldawien und der Bordellbetreiberin, die Arbeitsbedingungen seien trotz aggressiver 70-Euro-All-Inclusive-Werbung selbstbestimmter als in anderen Bordellen, halten die beiden für gelogen. Das Konzept sei offenbar auf osteuropäische Frauen ausgelegt, die hier nur mit starken Einschränkungen arbeiten dürfen und die mangels Alternative offenbar zu jedem Job bereit seien, sagt Hohmann.

Er vergleicht den Pussyclub mit dem Stuttgarter Straßenstrich, der in den letzten Jahren von osteuropäischen Frauen überschwemmt wurde, die sich besonders billig verkaufen. Wie bei der Billigflatrate in Fellbach mit negativen Folgen für die Rotlichtkonkurrenz: "Früher waren 50 Euro üblich, heute ist für 20 Euro schon viel zu haben." Mittlerweile lohne sich deswegen das Geschäft auf dem Straßenstrich selbst für Drogensüchtige nicht mehr.

Rotlicht: Im Schwabenland läuft's "hälinge" ab
Aber entgegen einem häufig geäußerten Vorurteil seien viele der osteuropäischen Frauen, mit denen die Stuttgarter Beamten ebenfalls zu tun haben, nicht verschleppt worden, sondern freiwillig in Deutschland, weil sie in ihrem Heimatland keine Zukunftsperspektive sehen. Die meisten gelangen über "eine Handvoll Agenturen", die sich als Reisebüro oder Motorradgang tarnen, nach Deutschland und würden von diesen im großen Stil ausgebeutet. Hier angekommen, könnten sie auch nicht einfach die Arbeitsstätte wechseln, weil sie von ihren Zuhältern oder Erpressern leicht aufgespürt werden könnten.

Anders als in Norddeutschland, wo sich "Frauen in Schaufenstern räkeln", spiele sich die schwäbische Rotlichtwelt hinter verschlossenen Türen ab und sei mit einem Schleier der Toleranz bedeckt, hinter dem eben auch "alles möglich ist" und mittlerweile auch "alles billig zu haben sei" - eben auch Sex ohne Kondome.

Eigentlich, sagt Hohmann, müsse man dem Pussyclub in gewisser Hinsicht dankbar sein. Dafür, dass er mit seiner aggressiven Werbung die Grenze öffentlicher Empörung so unignorierbar überschritten habe und nun eine öffentliche Debatte erneut anheize, die schon oft, beispielsweise während der Fußball WM 2006, im Sande verlaufen sei. Denn für Hohmann wurde "durch den Pussyclub nur das sichtbar, was Prostitution im Kern ausmacht": menschenunwürdige Ausbeutung von Frauen. Hohmanns Hoffnung ist, dass die Empörung nun endlich "einheitlichere und klarere Gesetze" nach sich ziehe, als das "gut gemeinte, aber schlecht gemachte" Prostitutionsgesetz, das die rot-grüne Regierung 2002 erließ, um die Prostitution weiter zu legalisieren, die an sich eigentlich schon seit 1945 legal war. Entsprechende Entwürfe würden schon seit Jahren vorbereitet und befänden sich mittlerweile in der Anhörungsphase.

Zudem wurde das Gesetz mit heißer Nadel gestrickt, es fehlen Umsetzungsrichtlinien, beispielsweise in den Gewerbeordnungen der Bundesländer, so dass regional große Unterschiede auftreten. So könne die Polizei hierzulande unangemeldete Identitätskontrollen durchführen, in anderen Bundesländern müsse sie Straftaten "hinter verschlossenen Rollläden erahnen".

Es gehe aber nicht nur um rechtliche Unklarheiten, sondern vor allem darum, dass sich die Situation der Prostituierten endlich verbessert. "Die Situation ist seit dem Prostitutionsgesetz von 2002 aus unserer Sicht schlechter geworden", bewertet Hohmann. Sex ohne Kondome oder aggressive Werbungen à la Pussyclub, all diese Begleiterscheinungen seien erst in den vergangenen Jahren aufgetreten.

Zuhälter verteilen mittlerweile stolz ihre Visitenkarten
Nach 2002 seien die Bedingungen für Zuhälter, die "mittlerweile stolz Visitenkarten verteilen", besser geworden im Vertrauen darauf, sie würden Frauen nicht ausbeuten. "Doch dafür ist einfach zu viel Geld zu verdienen", sagt Hohmann. "Da werden Unsummen von Geld umgesetzt, aber bei den betroffenen Frauen bleibt wenig übrig. Sobald beispielsweise ein Zuhälter im Gefängnis sitze, stünde schon der nächste Mann im Türrahmen, um die betroffene Prostituierte auszubeuten.

Auch die Freier betrachten ihre Ansprüche nun immer als legal und prahlten sogar mit Bordellbesuchen. Viele wüssten noch nicht einmal, dass sie eine Ordnungswidrigkeit begehen, wenn sie auf dem Straßenstrich nach einem Angebot fragen.

Die selbstbestimmte Hure, die sich aus freien Stücken und mit Lebensperspektive für den Beruf als Prostituierte entscheide, gebe es in der Realität nicht. Diesem weltfremden Postulat seien auch die Macher des Prostitutionsgesetzes von 2002 aufgesessen, die unrealistischerweise annahmen, eine Hure würde sich beispielsweise sozial- oder rentenversichern wollen. "Die meisten Frauen betrachten die Prostitution als notwendiges Provisorium und wollen möglichst schnell etwas anderes machen", sagt Hohmann. Erst kürzlich habe er mit einer Frau gesprochen, die das Lebensgefühl vieler Huren in Worte gefasst hat: "Unser Job besteht aus Vergewaltigungen, zu denen wir Ja sagen wegen des Geldes."

Gesetzlicher Flickenteppich
In Baden-Württemberg wird ein Bordell nicht als Gewerbe anerkannt, in anderen Bundesländern hingegen schon. Auch zwischen angrenzenden Städten wie Stuttgart und Fellbach kann die Praxis unterschiedlich sein. "In Stuttgart dürfen Bordelle nicht angemeldet werden, sondern laufen meistens als gewerbliche Zimmervermietung", sagt Polizeikommissar Hohmann. Der Pussyclub hingegen habe laut einem Pressesprecher der Stadt Fellbach die Genehmigung des früheren "FKK-Clubs" als "Vergnügungsstätte mit sexuellen Dienstleistungen" übernommen, eine Bezeichnung, die das Ordnungsamt in Karlsruhe noch nicht einmal kennt.
Rechtsanwalt Dr. Rolf Gutmann aus Schorndorf bezweifelt über diese regionalen Diskrepanzen hinaus die Legalität des Pussyclubs. "Die Flatrate-Werbung verspricht Zuhälterei und die ist nach unserem Gesetz strafbar", sagt Gutmann. Wenn die Werbung, wie Chefin Patricia Floreiu auf der Homepage des Pussyclubs behauptete, nicht der Realität entspräche, "dann wäre das ein klarer Fall von Betrug und ebenfalls strafbar", kommentiert Gutmann. Von daher wundere er sich, dass dieser Punkt bislang noch nicht zur Sprache kam.

http://www.nicht-jugendfrei-online.de/i ... tikel=3751


Hat noch keine selbstbewusste Sexarbeiterin mit Hohmann geredet? Er hat offensichtlich nur mit Opfern zu tun.
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Aoife
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Beitrag von Aoife »

ehemaliger_User hat geschrieben:Hat noch keine selbstbewusste Sexarbeiterin mit Hohmann geredet? Er hat offensichtlich nur mit Opfern zu tun.
Möglicherweise wirklich nicht.
Aber wahrscheinlicher ist, dass er einfach lügt,
um sich und seine Aufgaben wichtiger scheinen zu lassen.

Denn schließlich gibt es einfach zu viele von uns, als dass man uns ohne *böse Absicht* übersehen könnte,
und dann wäre ein Mann seiner Verantwortung ja auch gehalten, sich zu informieren,
bevor er der Presse gegenübertritt.

Außerdem: Wer kennt schon sein Umfeld?
Möglicherweise ist solche ProstG-Schelte dort ja unabdingbare
Voraussetzung für eine Beförderung?

Liebe Grüße, Eva
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Bauplanungsrechtsstreit vorm Verwaltungsgericht

Beitrag von nina777 »

22.08.2009

Investor plant Bordell

"Ein Puff sorgt immer für Aufruhr"


Göppingen - Ein Einzelzimmer im Göppinger Hotel Primus kostet zurzeit pro Nacht 45 Euro. Sollte ein potenzieller Investor seine Pläne realisieren, wird dieser Preis in Zukunft sicher nicht zu halten sein. Zumindest dann nicht, wenn ein Besucher vorhat, die ganze Nacht dort zu verbringen. Die Manus GmbH aus Friedrichshafen plant vielmehr, die 16 Zimmer in dem Gebäude, möglicherweise werden es nach einem Umbau auch noch ein paar mehr, stundenweise zu vermieten. Aus dem Hotel soll ein Bordell werden.

Bekannt ist das Ansinnen seit gut zwei Jahren. Die Firma Manus hatte eine Bauvoranfrage an die Stadt gerichtet, nachdem zuvor die Verkaufsbereitschaft der Primus-Besitzer - Walter Schiller und Wolfgang Brunner, die in Göppingen fürwahr angesehene Bürger sind - abgeklärt worden war. "Wir verhandeln in der Tat mit Manus über einen Verkauf, haben mit der Sache ansonsten aber nichts zu tun", betont Schiller. Zurzeit ruhten die Gespräche allerdings, fügt der Chef der gleichnamigen Steuerberatungsgesellschaft hinzu.

Der Grund dafür ist schnell gefunden. Nachdem die Stadtverwaltung die Bauvoranfrage negativ beschieden hatte, legte das Unternehmen dagegen Widerspruch ein. Nachdem sich auch das Regierungspräsidium auf die Seite der Kommune stellte, reichte die Manus GmbH Klage beim Verwaltungsgericht Stuttgart ein. "Die Verhandlung in dieser Sache ist allerdings noch nicht terminiert", sagt dessen Pressesprecherin Kerstin Wilke.

"Das Bordell ist in einem Mischgebiet unzulässig"


Die Stadt lässt indes nichts unversucht, um das Etablissement zu verhindern. Erst vor kurzem hat der Gemeinderat eine sogenannte Veränderungssperre für das gesamte Gebiet zwischen der Jahnstraße und der Heinrich-Landerer-Straße erlassen, nachdem bereits seit einiger Zeit feststeht, dass für das Areal ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden soll. "Der bestehende aus dem Jahr 1960 kann so nicht mehr gelten, da die Gegend ihr Gesicht verändert hat und kein reines Gewerbegebiet mehr ist", erklärt die Göppinger Stadtplanerin Eva Noller. "Das zurzeit gültige Papier ist durch die Ansiedlung der Hochschule und durch die Wohnbebauung obsolet geworden", fügt Frank Böck, der Leiter des Referats Baurecht hinzu.

Mit der neuen Planung solle diese Lücke jetzt geschlossen werden, fährt Eva Noller fort. Die Veränderungssperre sei schlicht ein Instrument, um sicherzustellen, dass während des Verfahrens keine Fakten geschaffen würden, die dem Vorhaben zuwiderliefen. "Dazu gehört unter anderem auch ein Bordell, das in einem Mischgebiet unzulässig ist", ergänzt die Stadtplanerin. Wie die Sache am Ende ausgehe, wisse man aber natürlich trotzdem nicht, stellt Frank Böck klar. "Es wird sich zeigen, ob das Gericht bei seiner Entscheidung die aktuelle Rechtslage oder die zum Zeitpunkt der Antragsstellung gültige zugrunde legt", sagt er. Von der Manus GmbH wollte derweil niemand eine Stellungnahme zu dem laufenden Verfahren abgeben.

Dass sich die politisch Verantwortlichen in anderen Städten, etwa in Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern, trotz zunächst gleichlaufender Debatten für einen anderen Weg entschieden hätten, ist für Eva Noller zweitrangig. "Jeder muss wissen, was im jeweiligen Fall richtig ist", betont sie. So sei es in Göppingen, anders als vor einiger Zeit in Ostfildern, im Moment auch nicht vorgesehen, einen Sperrbezirk auszuweisen. "Wenn wir eine solche Planung über die Stadt legen würden, müssten wir darin Positivstandorte festlegen und sagen, wo wir uns die Einrichtung eines Bordells vorstellen könnten", erläutert sie das Problem. Und ganz egal wo man eine solche Einrichtung letztlich ansiedle: "Ein Puff sorgt immer für Aufruhr."

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... ruhr-.html
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Marc of Frankfurt
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Re: Bauplanungsrechtsstreit vorm Verwaltungsgericht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eva Noller vom Stadtplanungsamt Göppingen hat geschrieben:Sei nicht vorgesehen, einen Sperrbezirk auszuweisen. "Wenn wir eine solche Planung über die Stadt legen würden, müssten wir darin Positivstandorte festlegen und sagen, wo wir uns die Einrichtung eines Bordells vorstellen könnten"

Viele behaupten Prostitution finde in einer Grauzone statt und machen es der Branche zum Vorwurf.

Hier kann man nachlesen, wie diese Grauzone von Amts wegen durch gesetzlich-baupolizeilichen Rahmenbedingungen bzw. Verwaltungshandeln selbst erst geschaffen wird.

Ämter und Behörden zeigen die Tendenz nicht regulieren zu wollen, sondern lieber ihre Amtsmacht fallweise auszuspielen. Das hat sich über Jahrhunderte so bewährt. Einerseits wollen sich Politiker und Verwaltungsspezialisten meist nicht mit einem Tabuthema befassen, sich nicht mit dem komplexen Thema belasten mit Gefahr der Selbstbeschmutzung. Und andererseits ist die Kontrolle einer rechtlos gehaltenen Branche einfacher ...

Ausnahmen, wie dann wenn Politiker vor Wahlen als Saubermänner auftreten und ganze Quatiere von der Prostitution reinigend befreien wollen, bestätigen diese Regel.





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ak60
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Beitrag von ak60 »

Früheres Flatrate-Bordell bei Stuttgart wiedereröffnet

"Pussy Club" heißt jetzt "FKK-Safari"

Schon mittags drängelten sich die Freier


Im umstrittenen „Pussy-Club“ in Fellbach bei Stuttgart herrscht wieder reges Treiben...

Der als Flatrate-Bordell in die Schlagzeilen geratene Sex-Club ist von seinen früheren Besitzern als „FKK-Safari“ mit rund 20 Sex-Arbeiterinnen wiedereröffnet worden.

Zur Eröffnung gab es freien Eintritt. Schon um die Mittagszeit war der Laden gerammelt voll – gut 100 Männer schoben sich in den Club.

Politiker hatten die Flatrate-Angebote im Zusammenhang mit sexueller Dienstleistung scharf kritisiert. Nach einer Groß-Razzia im Juli waren mehrere Bordelle deutschlandweit geschlossen worden.

Auch der „Pussy Club“ musste dicht machen – offiziell wegen hygienischer Mängel. Das Haus hatte für 70 Euro unbegrenzten Sex mit Prostituierten angeboten.

Seit der Schließung wurde das Haus nach Angaben einer Sprecherin umgebaut und renoviert. Pool und Jacuzzi sollen nicht weiter betrieben werden.

Auch die Preise wurden angeglichen, liegen jetzt bei 100 Euro für eine Stunde. Der Eintritt soll in Zukunft 30 Euro betragen.

Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/2009/09/01 ... afari.html

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Marc of Frankfurt
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Podiumsdiskussion gegen Flatrate-Hetze

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Einladung

"Fellbach ist Überall"




Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Mistreiter,


hiermit laden wir Sie / Dich herzlich ein zur Teilnahme an der nachfolgend angekündigten Veranstaltung, die Dona Carmen e.V. am 7. September in Stuttgart organisiert.

In der großen Anzeige, die wir von Dona Carmen im Juli zusammen mit Frauen aus den Flatrate-Bordellen in FR und Süddeutsche Zeitung geschaltet haben, haben wir eine öffentliche Podiumsdiskussion zur Auseinandersetzung um Flatrate-Bordelle angekündigt. Trotz der inzwischen erfolgten Ereignisse halten wir an diesem Plan fest. Wegen der Schließung des Pussyclubs in Fellbach, der Inhaftierung der Betreiber/in und der Vertreibung der dort tätigen Frauen ist unser ursprüngliches Konzept, eine öffentliche Podiumsdiskussion in diesem Bordell, jedoch nicht zu verwirklichen. Hinzu kommt, dass alle eingeladenen Flatrate-Gegner den Schwanz eingezogen haben und eine Teilnahme an der Podiumsdiskussion mit Prostituierten rundweg abgelehnt haben. Welch ein Armutszeugnis! Das wird uns aber nicht entmutigen.

Die Podiumsdiskussion wird jetzt ersatzweise am Montag, 7. September, 19 Uhr, im DGB-Haus Stuttgart stattfinden Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen und würden uns über eine rege und lebhafte Debatte zu allen mit dem Thema zusammenhängenden Fragen freuen.

Wir bitten Dich/Sie um Unterstützung bei der Bekanntmachung dieser Veranstaltung durch Weitersenden dieser Mail an Interessierte, durch Aufnahme auf Websites etc. Gleichzeitig bitten wir alle um Spenden, da wir mit der Organisation dieser Veranstaltung viele Unkosten auf uns nehmen:

Doña Carmen e.V., Konto 466 166; BLZ 50050201; Frankfurter Sparkasse 1822

Nachfolgend die Ankündigung der Veranstaltung, die in dieser Woche auch in einer Stuttgarter Zeitung erscheinen soll sowie die Pressemitteilung, die wir herausgegeben haben. Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.


Das Team von Dona Carmen





„Fellbach ist überall“

Kritische Zwischenbilanz zum Streit um Flatrate-Bordelle

Podiumsdiskussion im DGB-Haus Stuttgart
am Montag, 7. September 2009, 19 Uhr


Palm, Rech und Goll wollen nicht kommen. Wir diskutieren trotzdem:

Prof. Monika Frommel, Kriminologisches Institut / Universität Kiel
Juanita Henning, Sprecherin Prostituiertenorganisation Doña Carmen e.V.
Emilija Mitrovic, Prostitutionsexpertin der Gewerkschaft ver.di
Philipp Thiée, Jurist und Buchautor zum Thema ‚Kontrolle des Sexmarktes’
Moderation: Rüdiger Kamm, ehem. Richter am Bundessozialgericht

Interessierte sind zur Diskussion herzlich eingeladen!

V.i.S.d.P.: Doña Carmen e.V., Elbestraße 41, 60329 Frankfurt - Tel / Fax 069 / 7675 2880; Email: donacarmen[ät]t-online.de; Web: www.donacarmen.de
Spenden bitte an: Doña Carmen e.V., Konto 466 166; BLZ 50050201; Frankfurter Sparkasse 1822





Pressemitteilung


„Fellbach ist überall“



Am 21. Juli veröffentlichten die Prostituiertenorganisation Doña Carmen e.V. und Frauen des Flatrate-Bordells Pussyclub in Fellbach eine bundesweit beachtete Anzeige, mit der sie dem schwäbischen Kesseltreiben gegen Prostituierte jener Einrichtungen Einhalt gebieten wollten und die Flatrate-Gegner - darunter OB Christoph Palm (Fellbach), die baden-württembergischen Minister Heribert Rech und Ulrich Goll sowie Vertreter der katholischen Kirche zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion einluden.

Sämtliche eingeladenen Flatrate-Gegner schlugen die Teilnahme an dieser öffentlichen Debatte aus. Diese herablassende Missachtung gegenüber den Frauen in der Prostitution zeigt, wie wenig weit wir mit einer gesellschaftlichen Anerkennung von Prostitution hierzulande gekommen sind. Als wäre dieses Armutszeugnis nicht genug, überzog man am 26. Juli die Flatrate-Etablissements unter fadenscheinigen Vorwänden mit einer bundesweiten Großrazzia. Im Namen der „Menschenwürde“ wurden die Arbeitsplätze der Frauen vernichtet, diese obdachlos gemacht und viele von ihnen aus dem Land vertrieben.

Mit der Unterstützung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wollen die Kreuzzügler gegen Flatrate-Sex nunmehr gegen weitere 40 bis 50 Etablissements dieser Art in der Bundesrepublik mobil machen: ein Testlauf für die Unterminierung des Prostitutionsgesetzes durch Ausweitung repressiver Überwachung – fortan geplant im Kontext des Gewerberechts.

Der Arroganz der Mächtigen begegnen wir mit der bescheidenen Macht der Argumente. Wir ziehen eine kritische Zwischenbilanz zur Auseinandersetzung um Flatrate-Bordelle, die darin wirkenden Interessen und Ziele der Beteiligten auf beiden Seiten.

Doña Carmen e.V. läd ein zur öffentlichen Podiumsdiskussion „Flatrate-Bordelle und die Folgen“ am 7. September, 19 Uhr, im DGB-Haus Stuttgart mit Prof. Monika Frommel (Kriminologisches Institut / Universität Kiel), Juanita Henning, Sprecherin der Prostituiertenorganisation Doña Carmen e.V., Emilija Mitrovic, Prostitutionsexpertin der Gewerkschaft ver.di, Philipp Thiée, Jurist und Buchautor zum Thema ‚Kontrolle des Sexmarktes’. Die Moderation übernimmt Rüdiger Kamm, ehemaliger Richter am Bundessozialgericht Kassel.





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Und wer ist am Montag alles dabei?

http://www.bw7.com/forum/showthread.php?t=31674

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Dreibeiner
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hmmmm, eigentlich ja nur Boulevardnachricht ...

Beitrag von Dreibeiner »

erschienen in der Sonntag Aktuell am 6.9.2009 in der Rubrik Unterhaltung (Seite 27):

Überschrift:
"Ich bin ja spießiger geworden"

Lead:
Ab Freitag moderiert die "Feuchtgebiete"-Autorin Charlotte Roche Deutschlands älteste Talkshow "3 nach 9". Sonntag Aktuell sprach mit der 31-Jährigen über Flatrate-Sex, Kunstfiguren, Betroffenheitsinterviews und ihre Angst vor Giovanni di Lorenzo.

im Beitrag:
...
Frage: würden Sie den Chef des Pussy Clubs einladen, der Flatrate-Sex verkauft?
Antwort: Klar, man kann doch toll drüber reden, dass gekaufter Sex seinen Preis hat, Frauen gut behandelt werden müssen, Rechte brauchen, dass Prostitution kein Artiel ist wie Alkohol. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Prostitution oder Pornos, auch wenn einem von altfeministischer Seite schnell unterstellt wird, man sei für die Ausbeutung und Verschleppung.
...

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Beitrag von ehemaliger_User »

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... -welt.html

In der gedruckten Ausgabe wurde dann noch in einem Kasten unter dem Artikel zu der Veranstaltung "Fellbach ist überall" im DGB-Haus eingeladen.

Rotlichtmilieu
Eine ferne und doch nahe Welt
Lukas Jenkner, veröffentlicht am 06.09.2009

Stuttgart - Zu Hause neben der Nachttischlampe hat Barbara einen Kieselstein liegen, der eine traurige Geschichte erzählt. Sie handelt von der Prostituierten Doris K., die vor sieben Jahren im Leonhardsviertel von einem Freier erstochen worden ist. Das Begräbnis von DorisK., sie war 64 Jahre alt, ist schön gewesen, erzählt Barbara. Die Mädels hatten die Feier organisiert, ein früherer Zuhälter der Toten, damals schon weit über 80, war eigens aus Hamburg angereist. Zum Abschied hatten die Mädels für jeden Besucher einen Kieselstein als Erinnerung bereitgelegt. Die Mädels, das sind die Prostituierten im Leonhardsviertel. Seit fast zwölf Jahren kümmert sich Barbara ehrenamtlich um Frauen, die anschaffen.

Spätnachmittags im Prostituiertencafé La Strada: Auf den ersten Blick wirkt das Café wie eine gewöhnliche Begegnungsstätte, wenn da nicht der Bildschirm wäre, der das Bild einer Überwachungskamera wiedergibt, die über dem Eingang hängt. Und die Broschüren, die in einer Ecke auf einem kleinen Regal liegen und davon handeln, dass bei der Arbeit an ausreichend Kondome, an Taschentücher und Gleitgel zu denken ist.

Auf den Broschüren liegt ein Buch: "Buffy - Im Banne der Dämonen". Ganz nahe sind sich hier die bürgerliche Welt, in der eine amerikanische TV-Serie allenfalls gepflegten Grusel erzeugt, und die Welt des Rotlichts, in der es viel Elend zu sehen und zu hören gibt, wie Barbara sagt.

Zu Besuch im Rotlichtmilieu

Die 58 Jahre alte frühere Grund- und Hauptschullehrerin sitzt an einem der sorgsam gedeckten Tische im La Strada, neben ihr Jo, die früher ebenfalls Lehrerin und auch Kunsterzieherin war, 69 Jahre alt. Beide arbeiten seit vielen Jahren ehrenamtlich in dem Prostituiertencafé mit. Jo hatte das Schicksal auf dem Rückweg von einem Literatursalon ereilt. Da hatte eine Freundin dauernd von "meinen Mädle" gesprochen. "Ich habe dann gefragt, wer sind denn die Mädle?" Und die Freundin hatte geantwortet: "Na, das sind die Nutten." Der erste Abend im La Strada, sagt Jo, brachte sie total durcheinander. Sich auch nur als Besucherin im Rotlichtmilieu zu bewegen, dazu bedarf es einer robusten Natur.

Barbara wiederum löste mit ihrem Entschluss, sich dort zu engagieren, in ihrer Familie zunächst viel Unverständnis aus. Kindern im Krankenhaus etwas vorlesen, Hausaufgabenhilfe-solche Dinge passen in der bürgerlichen Welt zu einer Frau in den besten Jahren, die nach ihre erfolgreichen Familienphase "was Gescheites" anfangen will mit ihrer Zeit. Aber ehrenamtlich in einem Prostituiertencafé? "Das darf doch nicht wahr sein", hat Barbara zu hören bekommen, und: "Du könntest doch so viele andere Dinge tun."

Die Aufregung legte sich bald, als klar wurde, dass es nicht darum ging, die Schoßhündchen von vermeintlich mondänen Edelmätressen aus der Halbwelt auszuführen, sondern um Frauen, die leiden unter dem, was sie tun, selbst wenn sie es nicht immer zugeben wollen. Sabine Constabel vom städtischen Sozialdienst für Prostituierte macht ihre Arbeit seit 18 Jahren und weiß, dass Anschaffen krank macht. Viele Frauen landen mit herben Biografien und traumatisiert im Milieu, sind krank an Seele und Körper, haben Drogenprobleme. Wenn eine schwangere Frau anschaffen geht, außerdem trinkt und Drogen nimmt, erzählen Jo und Barbara, sei die Grenze des Erträglichen bald überschritten.

Zuhören und munteres Plaudern

Doch so etwas halten die beiden Frauen nach vielen Jahren Engagement inzwischen aus. Eine professionelle Distanz muss sein, sagt Barbara, die ihre innere Haltung gerne mit der eines Arztes vergleicht. "Ich höre zu und bin Gesprächspartner, helfe im Café aus. Aber Schulterklopfen gibt es bei mir nicht."

Aber der Alltag im La Strada dreht sich mitnichten allein ums Elend. Die Frauen plaudern über Kochrezepte, ihre Kinder und Enkel, über ihre Träume vom Leben. Es wird auch gestritten. Vieles ist anders im Alltag der Prostituierten, vieles aber auch wieder nicht. Und die Dankbarkeit der Frauen, denen im La Strada ausnahmsweise nicht genommen, sondern gegeben wird, wiegt alles wieder auf. Barbara jedenfalls möchte ihre "Mädels" nicht mehr missen. "Wenn man sieht, welche Schicksale manche Menschen erleben, wird man bescheiden und zufrieden."

Das La Strada zieht zum Jahresende in neue Räume. Für die Einrichtung bittet die Caritas um Spenden:

BW Bank Stuttgart, Bankleitzahl 600 501 01, Kontonummer 2156718, Verwendungszweck "37600/17560 La Strada".
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Anlaufstelle Café La Strada der Caritas der kath. Kirche in Stuttgart
http://www.caritas-stuttgart.de/25339.html
wendet sich primär an Sexarbeiterinnen mit Arbeitsplatz Straße!

Das ist bekanntlich nur ein Ausschnitt der Branche Sexarbeit
und wird gerne verschwiegen, wenn man Prostitution insgesamt nicht in einem ausgewogenerem Bild erscheinen lassen will.

Prostituierte und ihre Einrichtungen werden meist so beschrieben, als würde man Arbeitnehmer oder abhängig Beschäftigte kennzeichnen mit der Beschreibung einer Einrichtung für Tagelöhner oder Zeitarbeiter, aber die Existenz von mittleren und leitenden Angestellten außerhalb Tarif ignorieren.





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Dreibeiner
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mein Besuch bei der Podiumsdiskussion "Fellbach ist übe

Beitrag von Dreibeiner »

Protokoll zu „Fellbach ist überall“

Diese von mir gefertigten Notizen beruhen zum Großteil auf wenigen Stichworten, die ich während der Diskussion mitgeschrieben habe. Sicherlich ist die Wiedergabe an vielen Stellen nicht exakt, bzw. nur sinngemäß in meinen eigenen Worten gefasst. Teilweise ist nur festgehalten, worum es ging, da ich die Inhalte nicht so schnell erfassen konnte, um sie niederschreiben zu können.

Kritische Zwischenbilanz zum Streit um Flatrate-Bordelle

Podiumsdiskussion im DGB-Haus Stuttgart
am Montag, 7. September 2009, 19 Uhr

Palm, Rech und Goll wollen nicht kommen. Wir diskutieren trotzdem:

Prof. Monika Frommel, Kriminologisches Institut / Universität Kiel
Juanita Henning, Sprecherin Prostituiertenorganisation Doña Carmen e.V.
Emilija Mitrovic, Prostitutionsexpertin der Gewerkschaft ver.di
Philipp Thiée, Jurist und Buchautor zum Thema ‚Kontrolle des Sexmarktes’
Moderation: Rüdiger Kamm, ehem. Richter am Bundessozialgericht

Identifikation:
Prof. Monika Frommel: wg. Autounfall des Mannes verhindert.
Juanita Henning: 4. von links
Emilija Mitrovic: 1. vl
Philipp Thiée: 3. vl
Moderation: Rüdiger Kamm ist verhindert; 2. vl ist Horst Gräbner


Anzahl Zuhörer: ca.25


Aufbau: Plakat Goll, Rech, Palm mit Text: "wir kommen nicht" re und li daneben Aufblaspuppen (männlich) mit Handtuch um Lenden mit Spruchbändern "wir kommen zweimal" und "wir kommen dreimal"


zu Beginn wurde der Zeitungsartikel "Ein ziemlich normaler Laden" aus der TAZ vom 29.7.2009 ausgeteilt. Es ist das Interviev von Heide Oestreich mit Frau Mitrovic, dass ich, wenn nicht sogar hier im Forum stehend, bereits im Netz gelesen hatte.

Um 19:15 beginnend fünf Minuten andauernde Vorstellung
der Diskussionsteilnehmer durch den Moderator.

Dabei nehme ich zur Kenntnis, dass Frau Floreiu in etwa Florejö oder Floreö ausgesprochen wird.

Henning: die Polizei hat vorverurteilt, noch vor Öffnung des PC. Schilderung der Geschehnisse um den PC. Leidenschaft schwingt in Frau Hennings Stimme mit. Von Kesseltreiben spricht sie und ich notiere als Stichwort: „Verschwörungstheorien“ (leider kann ich es mit keinerlei Aussage mehr belegen).

Thiée: Opferschutz - Migration. statt Arbeitsmigration wurde Opferschutz thematisiert. ProstG sollte den Markt liberalisieren. Profitiert haben Dt Frauen. Verschiebung: rechtlich wurde/wird verletzt, aus religiöser Anschauung (Christlich) entstanden Opfer. Opfer wird aus sozialem Bezug gehoben. Das Opfer ist Gegenstand und nicht agierende Person. Opferzeuginnen sollen aussagen können. geplant: Straferlass im Rahmen von Opferstraftaten. Beispiel: Mädchen wird in Bordell "gelockt". Als rauskommt, was sie tut, wird sie stigmatisiert. Nun leidet sie unter ihrer freien Entscheidung. Beispiel: Augsburg drei Schliessungsversuche. Von aussen gibt es Gerüchte, die sich nicht erhärten lassen.

Moderation: Bundesrat hat Sozialbeiträge hinterzogen - Normalbehandlung dort, Sonderbehandlung hier.

Mitrovic: Rechte von Prostituierten. Recht auf Entlohnung durch ProstG. Menschenrechte werden durch GG geregelt - keine Sondergesetze notwendig. Unheilige Koalition schwarzer Funktionsträger mit Frauenrechtlerinnen.

Moderation: Doppelmoral der Ausbeutung. An anderer Stelle gibt es keinen derartigen Aufschrei, wenn ausgebeutet wird.

Henning: Ausbeutungsthese: gegen PC wurde irrational Stimmung gemacht. Wirtschaftlichkeitsrechnung: PC 22EUR per Sexkontakt, Frankfurt 15EUR p. Sexkontakt. Wieder empfinde ich die Leidenschaft, mit der Frau Henning ihren Standpunkt vertritt.

und ich notiere für mich: Doña Carmen spricht sich Donnja Karmen.

Mitrovic: fordert Abschaffung des ProstG, dass ein Sondergesetz für Sexarbeiter nicht notwendig ist - ausser der Freiheit, in diesem speziellen Job nicht Weisungen befolgen zu müssen.

Thiée: zur Beseitigung der Sittenwidrigkeit 2002. Kuppelei wurde durch Förderung der Prostitution ersetzt, dann in Folge ersetzt durch Ausbeutung. 232StGB beschreibt nicht den Menschenhandel sondern Arbeitsausbeutung. Menschenhandel ist nicht Verschleppung sondern Ausnutzung einer Zwangslage.

auf Zuhörerfrage reagiert Mitrovic in Bezug auf die Werbung des PC: geschmacklose Werbung, aber kein Grund für Schliessung, sondern ein Fall für den Werberat.

Thiée: Verhältnissmäßigkeit wegen öffentlicher Erregung nicht mehr gegeben. Die öffentliche Erregung führt zu überzogener Maßnahme (Großrazzia).

Zuhörer (Mitglied Dona Carmen): §120 Ordngswidrigkeitengesetz abschaffen. Werbung richtig lesen: „Du kannst Sex mit ALLEN haben“ bedeutet nicht automatisch „... mit JEDER ...“. Werbung nicht verbieten, sondern Werberat reguliernd eingreifen lassen.

Ein redegewandter Clubbetreiber (Echterdingen) stellt unter anderem fest, dass die Damen in seinem Club für das Geld, dass es im PC gäbe, nicht arbeiten würden. Weiterhin betont er seine Kooperation mit staatlichen Stellen.

Henning: „ein windiger Finanzmensch“ hat in Düsseldorf Prostitutionssteuer eingeführt. (in „“ gefasst: O-Ton)
@Clubbetreiber: PC ist Konkurrenz.
Menschenunwürdig ist die Fremdbestimmung. Die Einheit von Liebe und Sex ist Christliche Wertvorstellung, die nicht zwangsläufig universell gültig ist.

Moderation: Strassenstrich ist volle Selbstbestimmung - LH-Miete ist Ausbeutung. (so hat er es bestimmt nicht gesagt, aber so hab ich es notiert)

Henning: Armutsprostitution? Frauen aus der Mittelschicht des Herkunftslandes können migrieren, die wirklich Armen aber nicht.

Zuhörer (Mitglied Dona Carmen): Die Sorge gilt dem Kesseltreiben und der polit. Absicht. (es folgen einige Erläuterungen zum Gewerberecht). Er fordert, Prostitution als freien Beruf anzuerkennen.

Mitrovic: Jeder hat eine Fantasievorstellung von dem, was in einem Bordell so vor sich geht, aber kaum einer hat soweit Einblick, dass er wirklich kompetent mitreden könnte. So kommt es, dass anhand von Klischees ohne wahre Fakten Diskussionen in unserer Gesellschaft aufkommen, die an der Realität vorbei gehen.

Thiée: Menschenwürde ist Abwehrrecht gegenüber dem Staat. Selbstbestimmung ist Kern der Menschenwürde. Zum Vorgehen des Staates gegen Bordelle, Clubs etc: mit Menschenhandel wird angefangen, zum Schluss bleibt der Schutz der Sozialkassen. gerüchtebehaftete Bereiche werden mit Strafrecht überzogen.

Henning: Einführung des Gewerberechts - Konzessionierung der Bordelle führt zu Betriebsschliessungen. Schlussworte: Sonderrechte müssen weg. Absicherung der Prostituierten durch Künstlersozialversicherungskasse. Anerkennung als Freien Beruf, keine Kundenregistrierung.

Moderation: betont im Schlusswort nochmals: keine Sonderrechte (??? ich hab dieses Wort notiert ???) Die Moderation schloss damit, dass der Diskussionsveranstalter zwischen fünf und fünfundzwanzig Zuhöhrer erwartet hat. Seiner Zählung zufolge sollen rund dreissig Zuhörer zugegen gewesen sein.

Damit endete die Diskussion um 21:30


Für mich nehme ich mit: der weitere Weg muss eine weitere Liberalisierung des Sexmarktes sein. Weil: Reglementierung kann zur Zwangslage führen. Und was lernten wir heute? Die Ausnutzung einer Zwangslage ist was? Genau, richtig: unmenschlich! Also: aus Sicht der Mädchen kann es nicht zu viele, sondern nur zu wenige Möglichkeiten und Orte zur Prostitution geben.

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Beitrag von Zwerg »

@Dreibeiner

Vielen Dank für Deinen Einsatz!

Liebe Grüße

Christian