LokalNachrichten: STUTTGART & BW

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Marc of Frankfurt
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Katholische Kirche

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Diözese Rottenburg-Stuttgart wendet sich nun entschieden gegen den Betrieb von Flatratebordellen:

„Diesem frauenverachtenden und menschenunwürdigen Treiben muss Einhalt geboten werden“, so die Sprecherinnen der Frauenkommission der Diözese, Monika Bormann MdL und Margret Schäfer-Krebs.

Sie fordert Landesregierung und Justiz auf, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen, um derartige Angebote zu unterbinden.

Das Grundrecht auf Selbstbestimmung sei durch das Geschäftsmodell der Flatratebordelle ad absurdum geführt und der sexuellen Ausbeutung Tür und Tor geöffnet.
[Betreiberin und Mitarbeiterinnen behaupten das Gegenteil. Wer hat die Definitionsmacht? Anm.]

Als „frauenverachtend und als Aufforderung zum Machtmissbrauch“ bezeichnen Bormann und Schäfer-Krebs dieses Angebot.

Es werfe aber auch ein beschämendes Licht auf die Gesellschaft, dass dafür offensichtlich eine entsprechende Nachfrage und damit ein Markt bestehe.
[Dieser rhetorische Satz fordert auf dagegen vorzugehen. Aber er kann auch anders interpretiert werden:
1. Betrauern, daß die Selbstbeherrschungsmechanismen der Sexualitätsunterdrückung versagt haben.
2. Betrauern, daß es so viele unbefriedigte, unglückliche Menschen unter uns gibt, die ihr mühsam erarbeitetes Geld aufsparen, um sich sexuelle Erfüllung zu organisieren. Anm.]

„Wie in jedem Billigmarkt werden hier Frauen zur Billigware degradiert und in ihrer Menschenwürde missachtet“, so die Sprecherinnen der diözesanen Frauenkommission.

http://www.domradio.de/aktuell/artikel_54955.html





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 14.07.2009, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Bebauungsplan verbietet Vergnügungsstätten

Beitrag von ehemaliger_User »

BILD berichtet am 13.07.09:

Oberbürgermeister Eckart Würzner (47, parteilos) lässt Heidelbergs Männer hängen: Der Stadtchef verfügte zum ersten Mal in Deutschland die Schließung eines „Flatrate-Bordells“!

Der „Pussy-Club“ im Stadtteil Rohrbach hatte in den letzten Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Das Versprechen „70 Euro zahlen, dann so viel Sex und Frauen wie man will“ hatte sogar Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (59, CDU) auf den Plan gerufen. Auch OB Würzner zürnte: „Das Angebot ist menschenverachtend.“
Am Montag bekam das Bordell Post aus dem Heidelberger Rathaus. Stadtsprecherin Heike Dießelberg zu BILD: „Mit dem Schreiben wurde das Bordell aufgefordert, sofort den Betrieb einzustellen, weil es gegen den Bebauungsplan des Stadtteils verstößt. Denn dort ist der Betrieb von Vergnügungsstätten untersagt, somit ist das Flatrate-Bordell illegal.“
GANZ SCHÖN TRICKREICH! Denn noch gibt es keine Gesetzesgrundlage, um Billig-Bordelle wegen ihres Geschäftsmodells zu schließen.
Bordellchefin Patricia Floreiu (26) wollte sich nicht äußern: „Ich habe noch nichts von der Stadt bekommen.“ Stadtsprecherin Dießelberg sagte dagegen: „Wir haben ihr schon letzte Woche Bescheid gesagt.“
Fest steht: Das Bordell hat noch höchstens eine Woche Galgenfrist, dann will die Stadt Bußgelder verhängen.
Geschäftsführerin Floreiu (hat noch drei weitere Flatrate-Bordelle) wird wohl um ihr Etablissement kämpfen. Auf ihrer Internet-Seite verteidigt sie ihr Geschäft: „Ich sorge für ein harmonisches Arbeitsklima ohne Konkurrenzdruck.“ In einem Interview sagte sie: „Bei uns gibt‘s keine Zuhälter, kein Risiko für die Damen, keinen Zwang. Die Retter-Rolle einiger Politiker ist völlig unangebracht.“

http://www.bild.de/BILD/news/2009/07...e-bordell.html

Ist schon interessant, dass die Stadtverwaltung dazu so lange braucht, der Klub öffnete am 5.12.08. Und liegt in einem Industriegebiet.
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nina777
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Schließungsverfügung für PC Heidelberg für 20. Juli

Beitrag von nina777 »

14.7.2009

Einrichtung mit umstrittenem Pauschalpreis in Rohrbach muss schließen / Betreiberin verteidigt das Angebot

Stadt setzt Flatrate-Bordell Grenzen

In der Debatte um sogenannte Flatrate-Angebote von Bordellen ist in den vergangenen Tagen immer wieder der Name Heidelberg aufgetaucht. Das soll sich nun ändern. Die Stadt will die Einrichtung in Rohrbach, in der ein Pauschal-Preis für sexuelle Dienste angeboten wird, schließen. Die entsprechende Verfügung ist nach Angaben der Verwaltung gestern erlassen worden. Darin wird der Betreiber aufgefordert, die Nutzung unverzüglich, spätestens aber bis Montag, 20. Juli, aufzugeben.

"Da werden menschenverachtende Angebote gemacht", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner, "dass es einem manchmal wirklich die Sprache verschlägt." Deshalb unterstütze er die Initiative des baden-württembergischen Innenministers Heribert Rech, der angekündigt hat, gegen die Flatrate-Angebote in Bordellen vorgehen zu wollen. "Das Wohl der Frauen ist für uns das Wichtigste", sagte Würzner. Zudem ermunterte er Bundes- und Landesregierung, strengere Gesetze im Bereich der Prostitution zu erlassen. "Dann haben wir auf kommunaler Ebene mehr Möglichkeiten, da einzugreifen."

Baurechtliche Einordnung wichtig

Das nun ausgesprochene Verbot der Einrichtung in Rohrbach basiert nach Angaben der Verwaltung auf der Einschätzung, dass das Bordell mit Sauna, Solarium, Wellness-Bereich und Showeinlagen als Vergnügungsstätte im baurechtlichen Sinne eingeordnet werden muss. Diese seien aber in dem Gewerbegebiet laut Bebauungsplan nicht zulässig.

Ob jede Einrichtung, in der sexuelle Dienste angeboten werden, als Vergnügungsstätte zu gelten hat, sei umstritten. Entscheidend im aktuellen Fall seien die Zusatzangebote. Von diesen wisse man im Rathaus allerdings erst seit einigen Wochen. So lange gebe es auch schon Gespräche mit dem Regierungspräsidium, wie man auf die Lage reagieren könne.

Das Flatrate-Angebot komme nun noch verschärfend hinzu. "Ich habe das erst in den letzten Tagen mitgekriegt", sagte Oberbürgermeister Würzner, der betonte, "dass wir so etwas weder akzeptieren noch tolerieren werden".

Die Besitzerin des Rohrbacher Bordells, die sich nur Patricia F. nennt, wusste gestern offiziell noch nichts von dem Verbot und verteidigte den umstrittenen Pauschalpreis für Liebesdienste: "Die Mädchen haben bei mir weniger Stress als anderswo." Sie bekämen ein festes Gehalt, unabhängig von der Zahl der Freier, und dürften diese auch ablehnen. Darum habe sie keinen Grund, auf das Angebot zu verzichten: "Es ist ja nichts Verbotenes." Sollte die Kommune etwas anderes an ihrer Einrichtung auszusetzen haben, werde sie sich das anhören und "dann versuche ich das zu ändern".

Nach Mitteilung der Stadtverwaltung hat sie nun einen Monat Zeit, um gegen die Schließung Berufung einzulegen. Eine aufschiebende Wirkung habe das allerdings nicht.

http://www.morgenweb.de/region/heidelbe ... 80563.html
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Heidelberg

Beitrag von ehemaliger_User »

In diesem Zusammenhang wäre interessant, ob Heidelberg eine Vergnügungssteuer erhebt. Und ob diese in dem Bordell aus angefordert wurde.

Wieder mal muss das Baurecht herhalten. Es ist eine Unverschämtheit der Landeregierung, keine Regeln zu Bordellbetriebe zu erlassen damit endlich mal Rechtssicherheit herrscht.

Und eine Schliessungsandordnung, die keine aufschiebende Wirkung hat ist eine Unverschämtheit, wenn die Stadt vorher schon entsprechende Erkenntnisse hatte. Hauptsache die Gerichte und Juristen haben was zu tun, denn auf das wirds rauslaufen.

Also: Zusatzangebote raus, damit ist die "Vergnügungsstätte" erledigt.

Vieleicht gibts in dem Gebiet auch so einen "Fun-Park" für Kinder. Ist das nicht auch eine Vergnügungsstätte? Diskos? Spielhallen? Kegelbahnen? Wie sieht es mit den städtischen Hallenbädern aus? Sauna, Massagen, Wellness? Ich sehe schon, da ist viel Spielraum!


Rhein-Neckar-Zeitung 13.07.09:
Wann ist Sex ein "Vergnügen"?
Von Holger Buchwald und Timo Teufert.

Der "Pussy Club" wird geschlossen. Gestern hat die Stadt gegen das Sex-Studio in Rohrbach Süd ein Bußgeldverfahren eingeleitet und eine weitere Nutzung des Etablissements untersagt. Grund dafür: Der Betreiber warb zum einen mit einer "Spaß-Flatrate" - "nur einmal bezahlen und das volle Programm genießen", zum anderen gilt das Studio als "Vergnügungsstätte", weil es hier auch Kinos, einen Wellness-Bereich sowie Getränke und Speisen gibt. Der Betreiber muss den Club sofort schließen, "die Nutzung ist bis zum 20. Juli aufzugeben", heißt es in der Anordnung, gegen die aber noch Widerspruch eingelegt werden kann. Dieser hat jedoch keine aufschiebende Wirkung.

Und so bringt das von der Stadt eingeleitete Verfahren etwas Skurriles ans Tageslicht: Dass Sex-Studios nämlich zunächst einmal keine Vergnügungsstätten sind - sofern sie auf Kinos, Wellnessbereich und Getränke verzichten. Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson sieht das als schwuler Bürgermeister mit einem Augenzwinkern: "Heterosexueller Sex an sich ist offenbar kein Vergnügen."

"Das Flatrate-Angebot und die Werbung sind menschenverachtend, deshalb haben wir ein Bußgeldverfahren gegen den Betreiber eingeleitet", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich für solche Fälle schärfere Regelungen vom Gesetzgeber wünsche, um besser gegen die Studios vorgehen zu können. Doch bisher sah man keine Handhabe, um das Bordell zu schließen.

Ausgerechnet die eigene Werbung wurde dem "Pussy Club" nun zum Verhängnis. Denn erst vor wenigen Monaten verhängte die Stadt gegen das Etablissement ein Bußgeld wegen "aggressiver Werbung für Prostitution". Leichte Mädchen hatten mitten in der Hauptstraße Flyer mit dem Aufdruck "Zahl einmal, nimm sie alle" verteilt. Das Problem: Auf diesen Flugblättern wurde auch für andere Leistungen wie Wellness und freie Getränke geworben - und so stufte das Ordnungsamt jetzt den "Pussy Club" eben doch als Vergnügungsstätte ein. Im Gegensatz zu den anderen Clubs in der Nähe: Die genießen Bestandschutz, weil sie schon vor dem Bebauungsplan, der Mitte der neunziger Jahre aufgestellt wurde, in Rohrbach Süd waren und keine Kinos oder Wellnessbereiche haben.

Das Gewerbegebiet vertrage keine weiteren Bordelle, so Bürgermeister Erichson, da es in der Redtenbacher Straße bereits so viele Sex-Studios gebe. Diese Ansicht teile auch das Regierungspräsidium Karlsruhe. Und somit sehe die Stadt noch eine weitere Möglichkeit, um gegen den Club vorgehen zu können.

Der Heidelberger "Pussy Club" geriet jüngst bundesweit in Schlagzeilen, nachdem in Fellbach eine weitere Zweigstelle des "Flatrate-Sex-Studios" eröffnet hatte. Im Schwäbischen gründete sich eine Bürgerinitiative gegen dieses Etablissement, inzwischen beschäftigte sich selbst der Landtag mit dem Thema. Die Schließung in Heidelberg habe jedoch nichts mit der aufgeheizten Diskussion zu tun, so Erichson. Sie sei bereits seit Wochen in Planung gewesen.

http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_200907 ... enquot.php
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für diesen Leserbrief zum GAL-Antrag und Zeitungsartikel:


"GAL stellt Antrag gegen „Flatrate-Bordell“

Sie haben Recht: Frauen als "Schnäppchen" anzupreisen ist menschenverachtend. Das ist aber nur die Werbung, nicht die Tätigkeit.

Menschenverachtend ist, Frauen in der Prostitution grundsätzlich als Opfer zu betrachten. Und über ihre Köpfe hinweg ein Verbot ihrer Tätigkeit zu fordern.

Haben Sie mit den Frauen geredet? Die GAL hat schlecht recherchiert: die Frauen dürfen max 30 min mit einem Mann zu Gange sein, Wiederholung am selben Tag nicht erlaubt, suchen sich ihre Sexpartner selbst aus. Lesen Sie mal in verschiedenen Freierforen, wie unzufrieden viele Männer sind, weil Werbung und Wirklichkeit stark auseinanderdriften.

Das ProstG sollte Anstellungsverträge ermöglichen - mit eingeschränktem Weisungsrecht des Arbeitgebers. Da wäre doch auch keine individuelle Vereinbarung des Entgelts möglich!
Leider hat die Landesregierung 7 Jahre lang geschlafen: sie hat keinerlei Genehmigungsvorschriften für Bordelle erlassen. Und merkwürdigerweise kümmert sich Herr Rech und die "Opferbetreuer" nicht um andere Billgverdiener: Vehement lehnt die CDU Mindestlöähen für schlecht bezahlte Berufsgruppen ab, Altenpflegerinnen werden durch die öffentlichen Pflegeeinrichtungen ausgebeutet - körperlich und seelisch - da kümmert sich auch niemand darum.

Wenn sich für Frauen die Arbeit in einem Flatratebordell nicht rechnet werden sie wohl kaum dort arbeiten wollen, oder?
Wussten Sie, dass in eine FKK-Club ca. 70 EUR, in einem Laufhaus ca. 150 EUR pro Tag von den dort beschäftigten Frauen zu bezahlen ist? Auch wenn die Frau keine Einnahmen an diesem Tag erzielte. Und 25 EUR Steuer sind auch noch fällig. AUch wenn nichts verdient wurde."





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Beitrag von ehemaliger_User »

Stuttgarter Zeitung, 15.07.09:
Eine Prostituierte über Flatrate-Bordelle
"Das ist doch das Allerallerletzte"
Fellbach - Seit acht Jahren schafft Maria F. an. Auf die Frage, was sie dazu bewogen hat, Prostituierte zu werden, zuckt sie mit den Schultern. "Aus Liebe, aus Geldnot ... es waren verschiedene Gründe", sagt die 28-Jährige. Es gibt für sie jedoch überhaupt keinen Grund, in einem Flatrate-Bordell sozusagen im Akkord zu arbeiten. Ihre erste Reaktion, als sie von diesem Pauschbetrag-Angebot in der Schaflandstraße gehört hat? "Schock, Ungläubigkeit." Und auch Unverständnis: "Das kann man sich gar nicht vorstellen", sagt Maria F., "das ist doch das Allerallerletzte." Als pure Ausbeutung bezeichnet die Fachfrau im horizontalen Gewerbe diese Art der Prostitution.

Denn ein Privileg, das eine Prostituierte hat, ist Nein sagen zu können - und zu dürfen. Von diesem Recht dürften die Freiberufler im Pussy-Club wohl nicht oft Gebrauch machen. Dabei gibt es immer wieder Fälle von Freiern, bei denen das Geld dann doch nicht so wichtig und ein Rückzug angesagt ist. "Wenn sie betrunken sind, unverschämt, schmuddelig oder aggressiv", zählt Maria F. ein paar Gründe auf, die sie abschrecken.

Weniger abschreckend finden es wohl viele Männer, in einem Sammelsurium von fleischlichen Angeboten und sexueller Massen-Nachfrage auf ihre Kosten zu kommen. Inzwischen haben sich die ersten Erfahrungen mit diesen Pauschalpreis-Praktiken herumgesprochen. Es waren auch schon Kunden von Maria F. vor Ort, um einmal für ein Fixum Essen, Trinken und Sex bis zum Abwinken zu bekommen. Nicht alle waren begeistert, sagt die 28-Jährige über die Kommentare dieser Kunden und freut sich: "Wer nicht zufrieden ist, kommt zurück."

Die Freier werden in Bussen herangekarrt

Doch noch sei die Neugier der Männer auf das neue Angebot groß, und das habe sich auch auf den Umsatz im Rotlichtmilieu ausgewirkt. Während also in der Stadt eine leichte Flaute herrscht, werden - laut Beobachtern vor Ort - die Freier in Fellbach zum Teil in Bussen herangekarrt.

Maria F. schüttelt den Kopf. Sie kann sich nicht erklären, warum Berufskolleginnen so etwas auf sich nehmen. Sie kann nur vermuten, dass es Frauen aus dem Ostblock sind, die vielleicht gar nicht wissen, auf was sie sich einlassen. Doch auch wenn die importierten Damen möglicherweise andere Tarife gewöhnt sind - diese Arbeitsbedingungen findet Maria F., soweit sie es vom Hörensagen mitbekommen hat, unzumutbar. Eine normale Prostituierte bekomme etwa 50 Euro für eine halbe Stunde und sei Herrin über ihre Entscheidungen, sagt die Professionelle, egal ob sie in Clubs oder Terminwohnungen arbeite. Die Mitarbeiterinnen im Pussy-Club unterschreiben laut Auskünften der dortigen Geschäftsführerin Zwei-Monatsverträge. "Die Frauen dort arbeiten vermutlich 30 Tage im Monat", macht die 28-Jährige eine hypothetische Rechnung auf.

"Für das Geld können sie auch putzen gehen"

"Wenn sie dafür 2000 bis 3000 Euro bekommen, bei einem Acht-Stunden-Tag, kann sich jeder leicht selber den Stundenlohn ausrechnen." Dafür müsse man das nicht über sich ergehen lassen. Da hätte Maria F. eine pflegeleichtere Alternative: "Für das Geld können sie auch putzen gehen." Und kann sich einen Seitenhieb in Richtung Pussy-Club-Chefs nicht verkneifen: "Ein normaler Betreiber kann das mit seinem Gewissen nicht vereinbaren."

Um diesem Pauschal-Sex Einhalt zu gebieten, sind jedoch nicht Gewissen gefragt, sondern Rechtsmittel: "Da muss wirklich der Gesetzgeber etwas tun", sagt Maria F. Sie sieht keine andere Handhabe, um dieses menschenverachtende Treiben in dieser Gesetzeslücke zu unterbinden. Sie versteht nicht, dass nicht schon vorher ein Riegel vorgeschoben werden konnte oder kann. Die Konzession zu verweigern, amtliche Kontrollen ohne Ende - "irgendwie interessiert das doch niemand", sagt die Betreiberin des ältesten Gewerbes dieser Welt. Und hat ihre Prinzipien: "Mir könnte man den Laden schenken, und ich würde ihn nicht nehmen."

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... tzte-.html

Schade, dass sogar eine Sexarbeiterin ein gesetzliches Verbpt fordert. Und die Rechtslage nicht kennt: EIne Rumänin/Bulgarin kann in Deutschland gar nicht putzen gehen, und schon gar nicht für 2 - 3 TEURO im Monat.
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kommentar dazu:


Jetzt werden schon Sexarbeiter gegen Sexarbeiter ausgespielt



Alles nur vom Hörensage ... und viele Unterstellungen.

Klar ist das neue Geschäftsmodell zunächst ein bedrohlicher Wettbewerb. Aber es spricht ganz spezielle Kunden und eben auch Mitarbeiterinnen an und wird langfristig für alle Angebotsformen die eigenen Marktbereiche lassen.

Das größte Problem was derzeit droht ist m.E. weniger der Wettbewerb zwischen den Sexarbeiterinnen und Betriebsstätten, sondern die politische Kampagne die aufgebauscht wird und als Hebel dienen kann die ganze Branche mit Reglementierung und Diskriminierung zu überziehen und zurückzudrängen. Das wäre dann der größere Wettbewerber der die Geschäfte verdirbt :-((

Mir dängt sich der Verdacht auf, hier wurde von den Medien entweder die Unwissenheit eine Sexarbeiterin mißbraucht oder eine Meinung gekauft (i.e. nichsexuelle Prostitution im Thema sexuelle Prostitution).





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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bildzeitung

Von ALEXANDRA zu CASTELL-RÜDENHAUSEN

Die Proteste gegen den Billig-Puff „Pussy-Club“ in Fellbach werden immer massiver. Viele Menschen in Stuttgart und Region sind empört über das Konzept des Bordells: „70 Euro zahlen, dann so viel Sex und Frauen wie man will. Essen und Trinken inklusive“, heißt‘s in den Werbeanzeigen.


Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (47) hat nun verfügt, dass die „Pussy-Club“-Filiale in der Uni-Stadt geschlossen wird. Ist jetzt auch bald in Fellbach Schluss mit dem sogenannten „Flatrate-Sex“?

Justizminister Dr. Ulrich Goll (59, FDP) verspricht: „Dieses Bordell wird nicht lange überleben!“

Seit Anfang Juni sorgt der „Pussy-Club“ in Fellbach, in dem 70 Liebesdamen ihre Dienste anbieten, für Riesen-Aufregung. „Widerlich, wie die Frauen dort ausgebeutet werden“, urteilen viele. Club-Chefin Patricia Floreiu (26) nimmt‘s gelassen: „Die Mädchen verdienen 3000 bis 5000 Euro, können ihre Arbeitszeiten selbst einteilen. Hier läuft alles okay.“
Da sind Politiker anderer Meinung. Goll: „Es werden alle Mittel ausgeschöpft, damit keine Flatrate-Bordelle im Land betrieben werden.“

Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm (43,CDU): „Wir sind keine moralinsaure Stadt. Aber diesen Auswuchs an menschenverachtender Prostitution wollen und müssen wir unterbinden!“

http://www.bild.de/BILD/regional/stuttg ... boten.html





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Gegen pauschalierende Behauptungen:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Flatrate = Pauschalangebot = lateinisch: ad libitum



Wenn man von Sexarbeitern eine Pauschalsteuer täglich verlangt, was spricht dann moralisch gegen einen Dienstleistungspauschalangebot?





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Beitrag von nina777 »

16.7.2009

"Prima Arbeitsplatz"

Prostituierte verteidigen Flatrate-Bordell


Fellbach - Das Fellbacher Flatrate-Bordell wird seit Wochen aufs Schärfste kritisiert. Jetzt äußern sich erstmals Prostituierte, die dort arbeiten: Die jungen Rumäninnen verteidigen das Konzept und reden von einem "prima Arbeitsplatz". Das will auch die Club-Leitung glauben machen.

Es ist früher Abend, die ersten Freier kommen erst in einer Stunde. Die jungen Frauen vertreiben sich die Zeit mit Gesprächen, spielen am Handy, sortieren ihre Wäsche, rauchen, trinken Cola oder Red Bull. Wenn nicht alle nahezu nackt wären und bereits stark geschminkt, könnte man glatt vergessen, welchen Job sie haben.

"Wir haben es gut hier", sagt Anina. "Im Pussy-Club gibt es keinen Druck und keine Schläge , stattdessen haben wir Geld, Spaß und Freizeit." Anina ist 27 Jahre alt, kommt aus Rumänien, hat die letzten Jahre in Berlin gelebt und macht den Sex-Job seit drei Jahren. Die Frauen, die mit am Tisch sitzen, sind auch Rumäninnen. Die jüngsten sind 20, die ältesten 27. Die meisten Frauen im Club kommen aus Osteuropa. Anina spricht als eine von wenigen gut Deutsch, darum ergreift sie für alle anderen das Wort. Auch sonst scheint die kräftige Schwarzhaarige ihre Landsfrauen im Griff zu haben.

"Wir würden gerne mit Innenminister Heribert Rech und den anderen Politikern sprechen, die den Club kaputt machen wollen", sagt Anina. "Wir sind mit den Arbeitsbedingungen der Flatrate zufrieden. Wenn die Kritiker sagen, das Konzept wäre menschenverachtend, lügen sie."

Anina und Kolleginnen loben den Pussy-Club über den grünen Klee. Inwieweit das aus freien Stücken geschieht, lässt sich für den Reporter kaum verifizieren. Aber die Aussagen sind im Sinne der Geschäftsleitung. "Keine Frau muss bei uns Dinge tun, die sie nicht will", beteuert Alex S. Er stellt sich als "Medienberater" der Firma Pussy Club vor. S. vertritt an diesem Abend Patricia Floreiu, die offiziell die Geschäfte führt in vier Pussy Clubs in Berlin, Wuppertal, Heidelberg und Fellbach.

In der Werbung des Clubs heißt es nach wie vor: "Sex mit allen Frauen! So lange, so oft und wie Du willst!" Das sei womöglich etwas missverständlich, meint S. Im Club sei zwar alles möglich, aber eben nicht mit jeder Frau. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass kein Freier eine Frau zum Sex zwingen könne. "Es gibt Kunden, die sich darüber schon beschwert haben", erzählt S. Das spreche doch nur für den Club.

Mit vertraglich garantierten 180 Euro pro Arbeitstag würden die meisten Frauen mehr verdienen als im üblichen Bordell-Konzept, verspricht S. "Bei uns gibt es keinerlei Leistungsdruck", behauptet er. Dass die Club-Leitung den Einsatzplan aufstellt und somit entscheidet, wer wie viel verdient, räumt er auf Nachfrage ein. Als "selbstständige Subunternehmerinnen" kann den Frauen auch jederzeit gekündigt werden. Über die sexuellen Leistungen der Frauen kann sich die Geschäftsleitung stets ein Bild machen, da fast alle Türen im Club "aus Sicherheitsgründen" entfernt wurden. Spielt Wohlverhalten eine Rolle? "Ich mache, was ich will mit meinem Leben", sagt Alina trotzig.

"Wir machen ein Sex-Angebot für Menschen, die sich nicht alles leisten können", sagt S. Das sei wie beim Lebensmittel- oder Elektronikdiscounter. Das abgenutzte Interieur des Etablissements beeinträchtige die Geschäfte nicht. "Bei unserer Kundschaft zählt der Preis", sagt S. Das sei bereits in Heidelberg so gewesen, wo Floreiu Mitte 2008 ihr erstes Flatrate-Bordell in Baden-Württemberg eröffnet habe. "Das sich jetzt in Fellbach Widerstand regt, wundert uns schon", meint der Medienberater. Weichen werde man dem Druck aber auf keinen Fall.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/s ... rdell.html
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Beitrag von ehemaliger_User »

Ein unmoralisches Angebot
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 17.07.2009
Prostitution Im Fellbacher Pussy-Club können Männer für 70 Euro so oft und so lange Sex haben, wie sie wollen - bei freier Frauenauswahl. Der Oberbürgermeister sieht darin einen Verstoß gegen die Menschenwürde. Mit seiner Meinung steht er nicht allein. Von Thea Bracht

Es riecht nach kaltem Rauch. Auf den Tischen stehen halbvolle Aschenbecher und ein Teller mit eingetrockneten Linsen, am Whirlpool liegt noch eine leere Bierflasche. PVC-Boden, dunkle Bistrostühle, Flachbildfernseher hängen in allen Räumen. Mannshohe Grünpflanzen sollen Gemütlichkeit schaffen. Eine Mischung aus Sonnenstudio, Fabrikhalle und Premiere-Sportsbar. Simone gähnt, als sie ihre Arbeitsstätte betritt. Die Rumänin ist jung, 21, und zierlich wie ein Kind. Sie hat sich für die Frühschicht zurechtgemacht: Bikini, Schmuck, kräftiger Lidschatten. Zwei junge Männer räumen die Überbleibsel des Vorabends weg. Wenige Minuten noch bis zehn Uhr. Dann sollen hier Männerträume wahr werden. So steht es zumindest auf der Internetseite des Pussy-Clubs.

In dem Fabrikgebäude in der Nähe des Fellbacher Bahnhofs gehen die Freier seit Jahren ein und aus. Früher hat sich niemand in der 45 000-Einwohner-Stadt laut darüber aufgeregt. Doch seitdem der Pussy-Club eröffnet hat und mit einem neuen Konzept Kundschaft aus der ganzen Republik, der Schweiz und Frankreich anlockt, protestieren Politiker, Frauenrechtsorganisationen und Bürger heftig.

70 Euro am Tag, 100 am Abend: die Flatrate, die ursprünglich für Mobiltelefone und Internetanschlüsse angeboten wurde, ist mittlerweile auch im Rotlichtmilieu ein Geschäftsmodell. Was darunter zu verstehen ist, wird im Internet unmissverständlich erklärt: "Sex mit allen Frauen, so lange du willst, so oft du willst und wie du willst."

Die Geschäftsführerin Patricia, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, findet, in ihren Bordellen gehe es "wild und lustig" zu. "Die Gäste bekommen eine schnelle, offene Nummer." Eine Hochzeitsnacht mit Streicheln und Küssen könnten sie nicht erwarten, dafür Sauna, Solarium, Massage, Büfett, Bier und manchmal Massenorgien. "Wir sind eine Mischung aus FKK, Swingerclub und Partytreff", sagt die 26-jährige Chefin der Pussy-Clubs in Fellbach, Heidelberg, Wuppertal und Berlin.

Der Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm sieht in dem Tarif einen "eklatanten Verstoß gegen die Menschenwürde" und spricht von einem "erschreckenden Niveau in jeglichen Bereichen". Bis jetzt geben die Gesetze jedoch keine Möglichkeit, das Pauschalangebot zu verbieten. Anders als in Heidelberg, wo der Bebauungsplan keine Vergnügungsstätten zulässt und der Pussy-Club bis zum 20. Juli seinen Betrieb einstellen muss, hat die Stadt Fellbach zurzeit keine rechtliche Handhabe. Deshalb hat Palm Innenminister Heribert Rech um Hilfe gebeten. Gleich mehrere Ministerien prüfen nun, wie man gegen solche Sexdiscounter vorgehen kann.

Patricia schüttelt den Kopf. "Ich verstehe nicht, warum ich ausgerechnet jetzt solche Probleme habe." In ihren Augen geht das Flatrate-Konzept auf. "Die Masse macht"s. Mehr als zweimal schafft kaum ein Mann. Und es gibt nur das billigste Bier", sagt die gebürtige Rumänin. Die Frauen arbeiteten als selbstständige Unternehmerinnen, könnten jederzeit gehen und bekämen allein für die Bereitstellung ihrer Leistung eine Tagespauschale. Bei ihr gehe alles ganz legal zu. "Ich nehme den Mädchen nicht die Pässe ab." Laut Rahmenvertrag dürfen die Frauen entscheiden, mit wem sie Kontakt haben und welche Dienstleistungen sie anbieten. "Sonderleistungen" wie Analsex, Gruppensex oder Lesbenshows werden im Internet aggressiv beworben und nach Aussage der Clubbetreiberin auch finanziell belohnt. "Natur", also Oralverkehr ohne Kondom, ist ebenfalls im Angebot. "Die Damen entscheiden das selbst", sagt Patricia. Pro Tag verdienten die Prostituierten etwa 100 bis 200 Euro, abzüglich einer Pauschalsteuer in Höhe von 25 Euro.

Druck gebe es keinen, sagt die Chefin, die früher selbst als Prostituierte gearbeitet hat. Sie verlässt ihr Büro, um zu zeigen, dass ihre Subunternehmerinnen ganz ungezwungen mit der Presse sprechen können. In dem Büro stehen etwa ein Dutzend Bildschirme, so dass man das Geschehen in den "Partyräumen" und Separees vermutlich bestens im Blick hat, wenn man will. Die Verträge mit den Frauen werden jeweils über zwei Monate geschlossen, genaue Arbeitszeiten sind darin nicht geregelt. Lediglich von "Einsatztag" ist die Rede. Der Fellbacher Pussy-Club hat von 10 bis 16 und von 20 bis 2 Uhr geöffnet, freitags und an den Wochenenden noch länger.

"Wir sind zufrieden hier", versichern Simone und ihre Kolleginnen aus Bulgarien, der Slowakei und Ungarn. Simone hat schon in FKK-Clubs in Spanien und Italien gejobbt und fand das "viel stressiger". In solchen Etablissements müssten die Frauen um jeden Freier buhlen, um genug Geld zu verdienen. In Fellbach seien sie mit den Pauschalen besser dran. Die Zierliche gibt die Zähe: "Die Arbeit ist leicht für uns."

Das sehen selbst einige Freier anders. Sie berichten über Uringestank im Whirlpool, fleckige Stühle und Sex im Akkord. Ein Gast hat sogar Anzeige erstattet, weil er vermutet, dass nicht alle Frauen freiwillig im Pussy-Club arbeiten. "Wie die Stiere" würden die Freier am Abend das Gebäude stürmen, erzählt ein Mann. Rasch ein Handtuch umgewickelt, in die Badelatschen geschlüpft und die Wertsachen im Schließfach verstaut. Nur wer keine Zeit verliere, habe die große Auswahl: gut 70 Mädchen, 20 Zimmer ohne Türen. Am Eröffnungstag hatten sich lange Schlangen vor der Tür gebildet, die Polizei spricht von bis zu 1700 Freiern. Eine Stimmung wie im Schlussverkauf. Nur dass es hier um Menschen geht, nicht um Waren.

Angesichts der Zustände in der Nachbarstadt sind auch Prostituierte in Stuttgart alarmiert. Die Frauen befürchten, dass die Preise von den Freiern noch weiter gedrückt werden. Seit der EU-Osterweiterung ist die Arbeit im Rotlichtmilieu nicht gerade einfacher geworden. Mit dem Flatrate-Bordell ist jedoch eine neue Dimension erreicht. Wolfgang Hohmann, der Leiter des Fachdienstes Prostitution bei der Stuttgarter Polizei, beobachtet die Szene seit Jahren. "Die Frauen sind sehr nervös. In Fellbach haben die Prostituierten kaum Zeit zum Duschen, sondern wischen sich mit Papiertüchern ab, erzählt man sich im Milieu." Nicht ausgeschlossen sei, dass sich andere Bordellbetreiber bald gegen die Billigkonkurrenz aus Fellbach wehrten.

Wie brutal das Geschäft sein kann, zeigt ein Vorfall in Heidelberg. Im dortigen Pussy-Club wurde ein Angestellter am Ostermontag ausgeraubt und mit einem Messer am Oberschenkel verletzt. Die Täter entkamen mit mehreren Tausend Euro.

Die Waiblinger Polizeidirektion prüft zurzeit, ob Patricia die vier Pussy-Clubs tatsächlich in Eigenregie betreibt oder ob es Hintermänner gibt. "Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die Geschäftsführerin lediglich eine Art Vermittlerin ist", heißt es bei der Waiblinger Polizei. Auf die Frage, ob Drahtzieher aus Südosteuropa die eigentlichen Chefs seien, antwortet Patricia: "Ich brauche keinen Schutz - und habe niemanden hinter mir."

Konkrete Anhaltspunkte für Menschenhandel hat die Polizei nicht. Doch die Behörden beobachten das Etablissement weiter und prüfen, ob etwa gegen das Arbeits- oder Steuerrecht verstoßen wird. Details zu den Ermittlungen gibt man ungern preis, damit die Betreiberin nicht frühzeitig gewarnt wird. Um gegen das Geschäftsmodell des Pussy-Clubs vorzugehen, könnte man auch das vor sieben Jahren in Kraft getretene Prostitutionsgesetz erweitern, das die freiwillig ausgeübte Prostitution legalisierte. Dafür setzt sich jetzt das Fellbacher Aktionsbündnis gegen Sex-Flatrate ein. Der Verein Solwodi, der sich für Frauen in Not engagiert, kämpft schon länger für eine Reform des Prostitutionsgesetzes. In vielen "Wellness- und FKK-Clubs" lasse sich die freiwillige von der erzwungenen Prostitution kaum mehr unterscheiden, sagt die Vorsitzende Lea Ackermann.

Davon wollen die Frauen im Fellbacher Pussy-Club nichts hören. Sie haben einen Protestbrief an den Fellbacher OB geschrieben. "Sie brauchen uns nicht zu bevormunden", steht darin. Simone und ihre Kolleginnen stammen aus den absoluten Armutsgebieten der EU. Etwas außerhalb von Bukarest kostet der schnelle Sex 20 Ron, umgerechnet nicht einmal fünf Euro. Die meisten Frauen haben keine Ausbildung und somit kaum eine berufliche Alternative. "Viele von ihnen sind mit Gewalt aufgewachsen", sagt Wolfgang Hohmann. Es sei sehr leicht, sie auszubeuten. Deshalb müsse man die Frauen schützen. "Der Staat kann es einfach nicht hinnehmen, dass jemand gegen seine eigene Würde verstößt."

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... hp/2129702

1700 Freier? Die Polizei hat wohl das gesamte Wochenende gezählt. Oder ist die "1" vor die "7" gerutscht.
Wie kann ich selbst gegen meine Würde verstossen? Dann müssten logischerweise fast alle Talkshows im Fernsehen verboten werden.
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Frauensolidarität fehlanzeige?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Presserecherche bei www.ceiberWeiber.at:

Ausbeutung von Frauen: deutsche "Flatrate"-Bordelle


  • "Genauer und mit Beispielen wird die Selbstdarstellung hier beschrieben, doch frau / mann kann sich alles auch selbst ansehen (ein Fundstück im Forum Sexworkers.at, wo über die Proteste herzogen wird)."

http://www.ceiberweiber.at/index.php?ty ... es&id=1298


Ziehen wir über Proteste her, oder versuchen wir der tabuisierten Stimme von Sexworkern im Netz Gehör zu verschaffen, die Diskussion zu versachlichen, einer Prostitutions- und Sexworkerhetze entgegenzutreten?




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Offener Brief an die deutsche Bundeskanzlerin:

viewtopic.php?t=4869





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Beitrag von Aoife »

Wie auch immer - unbestreitbar ist, dass *wir* die Solidarischen sind.
Indem wir eben nicht blindlings einer Migrantinnen-feindlichen Propaganda folgen.

Liebe Grüße, Eva

EDIT: PS.: Hätte gerne auf den Artikel antworten wollen, hab's aber sein lassen, weil ich bei diesem Sammelsurium von Halb- und Unwahrheiten (schon im ersten Abschnitt wird die Definitionsmacht über "feministische Sicht" den NoPorn-Damen zugesprochen, als gäbe es die sex-positiven Feministinnen gar nicht, und es wird behauptet, die Mehrzahl der Prostituierten seien Opfer von Menschenhandel) nicht hätte die Höflichkeit wahren können. Vielleicht mag das jemand mit besserer Selbstbeherrschung übernehmen?
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Reportage vom TV-Frauenmagazin

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Videoclip

ZDF Mona Lisa



Bericht von N. Kupfer e.a.

Beate Pollert-Ebinger vom Aktionsbündnis gegen Flatrate ist nicht generell gegen Prostitution.
Sie befürchtet eine Preisspirale nach unten.

Cornelia Filter von Solwodi sagt Frauen könnten wegen der ausländerspezifischen Unwissenheit gar nicht wissen was wirkliche Freiwilligkeit heißt.

Felicitas Shirow geb. Weigman, Bordell Inh. Café Pssst, Berlin vermutet Ausbeutung und unterstellt fehlende Wahlmöglichkeiten.

Kunden finden Pauschaltarif geil und günstig im Vergleich zu 30 € für 10 Min. im Laufhaus.

Specherin der Frauen im Pussyclub sagt: Alles pico bello. Andere Frau sagt sie will hier arbeiten für ihr krankes Kind.

Dann werden die BKA Ermittlungszahlen (Verdachtsfälle) unkritisch zitiert und mit dem Wort Dunkelziffer unterstellt es sei alles noch viel dramatischer, obwohl es eine flächendeckende Polizeiaufklärung gibt. Die viel geringeren Zahlen der Strafverfolgungsstatistik des statistischen Bundesamtes (Verurteilungen) werden jedoch nicht zitiert.
Zahlenbewertung laut aktueller Studie vom Institut für Menschenrechte, Berlin:
viewtopic.php?p=61262#61262



Sendungshomepage:
http://monalisa.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/ ... .html?dr=1

Videoclip 3 min:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true





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Interview mit Juanita Henning von Dona Carmen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

2 Artikel:

FAZ:
Sex zum Flatrate-Tarif

Wir können nur billig



Von Julia Schaaf


Wird der Mensch hier zur Ware?

22. Juli 2009 Ein Tag in dem Bordell, das den einen Paradies auf Erden, den anderen die neue Hölle ist, beginnt mit einer Einführung in die Spielregeln.

Mittwochvormittag im "Pussy-Club" Berlin, zehn Gehminuten vom Flughafen Schönefeld entfernt: Direkt an der Bundesstraße, neben dem Autohändler, der großflächig mit Dumpingpreisen wirbt, befindet sich ein gelbes, spitzgiebeliges Wohnhaus. "Warst du schon mal bei uns?", fragt Patricia Floreiu, sobald ein Mann das Souterrain betritt.

Auf dem Tresen stehen angewelkte Rosen in einem Champagnerkübel. Die Handtücher im Regal hinter der Betreiberin haben einen Grauschleier vom vielen Waschen. Floreiu kassiert siebzig Euro. Sie überreicht einen Spindschlüssel sowie Badelatschen in der erforderlichen Größe. Dann sagt sie knapp: "Bis 16 Uhr darfst du bleiben. Alles inklusive, die Getränke und die Damen. Mit wem du willst und so oft du willst."


Der Mensch wird zur Ware

Am Anfang war der Pauschaltourist. Dann kamen Büfetts nach dem Prinzip "all you can eat". Flatrate-Tarife fürs Telefon sind gang und gäbe. Seit aber im Juni in Fellbach bei Stuttgart eine Dependance des Pussy-Clubs eröffnet hat und mit einer "Sex-Flatrate" wirbt, schlagen die Wellen hoch. Bürgerinitiativen und Menschenrechtsorganisationen, Lokalpolitiker und Gleichstellungsbeauftragte, die Parteien im Stuttgarter Landtag sowie der Innen- und der Justizminister aus Baden-Württemberg sind alarmiert: "Frauenverachtend", lautet das einmütige Urteil der Empörten.

"Es geht nicht darum, dass wir die großen Moralapostel sind", sagt ein Sprecher der Stadt Fellbach. "Aber dort, wo der Mensch zur Ware wird, hat Prostitution eine Grenze." Die Kritiker sprechen von Ausbeutung und einer Verletzung der Menschenwürde, von einer "modernen Form der Sklaverei".


Immer verfügbar und zu allem bereit

Tatsächlich klingt die Werbung des Pussy-Clubs so, als seien die Mädchen dort so wie "Premiere Sport" und der Kaffee zum Frühstück jederzeit verfügbar - allesamt zu allem bereit. Als brauche sich der Kunde nur zu bedienen und entscheide allein, mit wem er wie lange was auch immer treiben wolle. Sexuelle Sonderwünsche, die sonst in der Branche mit kräftigen Preisaufschlägen berechnet werden, sind im Pussy-Club inbegriffen. "Analsex inklusive", versprechen Flyer und Homepage.

Wie die Kritiker meinen, unterläuft der Pauschalpuff damit die gängige Vertragspraxis im Milieu. "Preis und Leistung sind bei einer ,Sex-Flatrate' nicht mehr frei verhandelbar", heißt es in einem offenen Brief aus Fellbach, der unter anderen an die Bundeskanzlerin adressiert ist: Den Frauen werde das bisherige Mindestmaß an Einflussnahme und Selbstbestimmung genommen. Schnell standen Forderungen nach einem Verbot von Flatrate-Bordellen und einer Änderung des Prostitutionsgesetzes im Raum.


Rabattaktionen im Rotlichtmilieu

Brancheninsider pochen dagegen auf eine differenziertere Betrachtung der Dinge. Zum einen, erinnert zum Beispiel Stephanie Klee vom Bundesverband sexuelle Dienstleistungen, habe es Rabattaktionen auch im Rotlichtmilieu schon immer gegeben; ohne das Internet habe die Allgemeinheit bloß selten davon erfahren.

Zum anderen ärgert sich die Hurenaktivistin über aufgeregte Außenstehende, die Prostitution sowieso am liebsten verboten sähen und wieder einmal die ganze Branche in Misskredit brächten. Ansonsten warnt sie vor Pauschalurteilen über Pauschaltarife: "Ich würde mir jeden einzelnen Laden angucken wollen, bevor ich so etwas ablehne." Wer sucht, findet in der Tat längst Dutzende von Etablissements, die mit All-inclusive-Angeboten werben.


Die Chefin selbst sitzt hinterm Tresen

Ortstermin im Pussy-Club Berlin, wo die 26 Jahre alte Patricia Floreiu in dieser Woche selbst hinter dem Tresen sitzt, weil ihre Empfangsdame Urlaub hat. Die gebürtige Rumänin ist in Deutschland aufgewachsen und hat Einzelhandelskauffrau gelernt. In anderthalb Jahren hat sie nicht nur in Berlin und Fellbach, sondern auch in Heidelberg und Wuppertal Pussy-Clubs eröffnet. Sie ist ungeschminkt und trägt Pferdeschwanz zu Leggins.

Wenn sie morgens um neun ihr Geschäftskonzept erläutert, steckt sie sich zunächst eine Zigarette an, das Gold der Schachtel passt zu den Römersandalen an den Füßen. Sie wirkt sympathisch und überraschend offen. Gelegentlich schauen Mädchen um die Ecke, die immer weniger Kleider anhaben, je näher die Öffnung des Clubs um zehn Uhr rückt. Offensichtlich wohnen viele der Prostitutierten im Haus und machen sich jetzt für die Arbeit zurecht. Zwei junge Frauen, die mit Rollkoffern und einem kindsgroßen Teddybären in die Ferien aufbrechen, werden von der Chefin mit Wangenküsschen verabschiedet. Eine Dunkelhäutige im weißen Flatterrock, die um Geld für einen Arztbesuch bittet, bekommt hundert Euro in die Hand gedrückt. Man spricht Rumänisch.


Whiskey von Aldi

"Theoretisch kann der Kunde mit allen", sagt Patricia Floreiu. "Das ist die Werbung, damit die Leute kommen. Aber wie sieht es praktisch aus?" Sie erzählt von einem Fall in Fellbach, in dem sie die Polizei gerufen hat, weil ein Gast partout eine bestimmte Dame küssen wollte - die aber mochte nicht. Gegen den Willen der Frauen, hält die Clubchefin den Vorwürfen entgegen, passiere im Pussy-Club gar nichts. Sie zieht einen dieser Zweimonatsverträge aus dem Regal, die sie mit den Frauen als Subunternehmerinnen schließt. Dort steht: Die Prostituierte "entscheidet ausschließlich selbst und ohne Beeinflussung seitens des Betreibers, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang sie sexuelle Handlungen mit Gästen vornimmt".

Das billigste Bier. Whiskey von Aldi. Dazu vier Pizzas am Abend, "all you can eat", und was weg ist, ist weg. Günstige Immobilien und das Minimum an Investitionen. Für ihre "Tiefpreis-Garantie" (tagsüber siebzig, abends hundert Euro) setzt Patricia Floreiu auf Masse - und auf die Selbstüberschätzung der Männer: "Wie oft kann ein Mann - in fünf Stunden?" Die Erfahrung zeige: zwei-, maximal dreimal im Schnitt.


Die „Mädchen“ profitieren vom Geschäftsmodell

Damit ist der Preis für Sex im Pussy-Club tatsächlich niedriger als üblich. Was nicht zwangsläufig heißen muss, dass die Frauen dort schlechter verdienen. In einem großen Berliner Wellness-Bordell verlangen die Damen für eine halbe Stunde Standardsex zwar sechzig Euro. Aber nicht erst seit der Wirtschaftskrise klagen Prostituierte über Preisdumping und Auftragslage. Wenn kein Freier kommt, beenden Huren ihren Arbeitstag mit Steuer- und Mietschulden. Und mit jeder dieser "Nullnummern", wie es in der Branche heißt, wächst der Druck, sich weit unter Wert zu verkaufen oder riskanten Praktiken zuzustimmen.

Bei aller Kritik an der Flatrate-Werbung: Die Berliner Hurenorganisation "Hydra" äußert durchaus Verständnis, wenn sich Frauen auf das Angebot des Pussy-Clubs einlassen, anstatt wie üblich auf eigene Rechnung zu arbeiten: eine Tagespauschale von hundert, zweihundert, in Einzelfällen auch dreihundert Euro, je nach Serviceumfang - ganz gleich, ob dafür 15 Männer bedient werden oder keiner. Patricia Floreiu versichert ernsthaft, von ihrem Geschäftsmodell profitierten zuallererst die Mädchen.


Zehn Männer am Tag

Beispiel Beatrice: eine Wasserstoffblonde in Slip und BH mit einem eigentlich hübschen, aber müden Gesicht, in dem alle oberen Schneidezähne fehlen - angeblich Kalziummangel in der Schwangerschaft. "Ich habe zwei Babys, ich habe keinen Mann, ich muss arbeiten", sagt die Einundzwanzigjährige, die zu den wenigen Prostituierten im Pussy-Club gehört, die ein paar Brocken Englisch können. Sie wirkt nicht, als habe sie ihren Traumjob gefunden. Aber was wäre die Alternative gewesen, daheim in Hermannstadt, wo ihre Mutter jetzt auf die Kinder aufpasst? Der Tipp einer Freundin führte sie in den Club, wo sie eigenen Worten zufolge 900 Euro die Woche verdient. Dafür gehe sie jeden Tag mit schätzungsweise zehn Männern aufs Zimmer. "Mir gefällt es hier. Das ist ein guter Ort."

Beispiel Kelly: eine Natürliche mit geradem Blick, die etwas Schwarzes trägt, das an einen extraknappen Badeanzug aus den Zwanzigern erinnert. Sie hat in Italien, in Spanien und in London angeschafft und betrachtet ihren Job als Beruf. Der Pussy-Club unterscheide sich von allen anderen Etablissements, die sie bisher kennengelernt habe, sagt sie: "Du weißt, dass du jeden Tag dein Geld hast." Dann erzählt die Vierundzwanzigjährige, dass sie es genieße, mit ihren Kolleginnen Rumänisch zu sprechen. "Ich fühle mich hier ein bisschen zu Hause", sagt sie.


Cola in Plastikbechern

Später drängt sich Kelly mit einem guten Dutzend anderer Frauen um die Bar im ersten Stock und lacht fröhlich. Es ist eng und heiß, die Cola wird in Plastikbechern serviert. Die Käsescheiben sind kleiner als die Brötchenhälften. Der Schnauzbartträger, der eine Plastiktüte mit Zigaretten für die Mädchen dabeihatte, riecht schon um elf stark nach Alkohol. Seine dicken Fingerspitzen stecken hinten in einem pinkfarbenen Slip. Es gibt Bürstenhaarschnitte und ergraute Mähnen, einen Bauch mit dem Schriftzug "Walhalla" darauf und Leiber wie Walrösser. Auch die Frauen haben eher durchschnittliche Körper. Nach den Gesichtern würde sich auf der Straße wohl niemand umdrehen. Dafür staksen sie auf überhohen Absätzen herum.

Ein sehr dünnes Mädchen mit hängenden Schultern hat sich Buchstaben auf den Oberarm tätowiert: den Namen ihrer Mutter. Aber vielleicht ist das auch nur ein Missverständnis; keine der Frauen spricht Deutsch. Auf einem filzigen Teppich im Flur beginnt eine Frau lasziv zu tanzen. Sie schleudert ihr schwarzes Haar in den Nacken und löst allmählich die rote Netzwäsche. Später aalt sie sich nackt auf einem verwaschenen Strandlaken mit einer Kollegin, die mit einem Dildo hantiert und Zungenküsse simuliert. Beatrice kneift einem jungen Kunden in die Wange, zwickt ihm die Nase, lehnt sich gegen seine muskulöse Brust. Ein Hüne zeigt einen Zettel herum, auf dem die Clubbetreiberin die Namen der Mädchen notiert hat, die Analsex anbieten. Eine Gazelle führt ihn davon.


„Das Niveau ist schlecht“

"Mir gefällt's hier nicht", sagt ein Achtunddreißigjähriger, der mit verschränkten Armen vor der Brust den ein oder anderen Annäherungsversuch hat abblitzen lassen: "Das Niveau ist schlecht. Das Ambiente passt nicht. Von Flatrate bin ich geheilt."

"Ich finde das schön hier, weil man lange bleiben kann", sagt ein Monteur, der gerade ein Würstchen in einen Senfklecks drückt: "Woanders ist immer Zeitdruck, da wird abgezockt, und dann wird alles husch, husch gemacht. Das einzige Manko ist, dass man sich mit den Mädchen nicht unterhalten kann."

Wer's edel mag, sagt Patricia Floreiu, solle mehr zahlen, anderswo. "Bei uns ist es halt billig."

Die Stadt Heidelberg hat vergangene Woche den weiteren Betrieb des dortigen Pussy-Clubs untersagt. Spätestens am 20. Juli müsse das Freudenhaus schließen. Der Bebauungsplan für das fragliche Gewerbegebiet lasse den Betrieb von "Vergnügungsstätten" ausdrücklich nicht zu.

Im Rathaus ist man froh, per Umweg eine Handhabe gegen das Pauschalsex-Angebot gefunden zu haben. In Fellbach wird weiter nach einem ähnlichen Kniff gesucht. "Wir werden Baden-Württemberg Flatrate-Bordell-frei machen", kündigte Justizminister Ulrich Goll (FDP) am Dienstag an und versprach, alle Mittel auszuschöpfen. Schon nach geltender Rechtslage gebe es verschiedene Möglichkeiten, um dem Unwesen Herr zu werden. Und für Notfälle liege der Vorschlag für eine Gesetzesänderung bereit.

Text: F.A.S.
Bildmaterial: Andreas Pein
http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41B ... googlenews:




________________





STERN:
Prostituierten-Verein:

"Flatrate-Bordelle sind nicht unmoralisch"



Sex so viel Mann will - für 70 Euro. Über solche Angebote in "Flatrate-Bordellen" wird heftig gestritten. Nun wehren sich die Huren und sprechen sich für die Sex-Pauschale aus. stern.de sprach mit einer Prostituierten-Vertreterin über Ausbeutung, Moral und Sex ohne Kondome.


Bild
Juanita Henning
www.donaCarmen.de


? Frau Henning, seit Wochen wird über so genannte Flatrate-Bordelle gestritten, wie das, das jüngst in Fellbach bei Stuttgart eröffnet hat. Politiker und Bürgergruppen fordern die Schließung dieser Einrichtungen. Sie haben in großen überregionalen Tageszeitungen Anzeigen geschaltet, die sich gegen das Verbot dieser Etablissements richtet. Warum?

! Der Anlass war das Kesseltreiben gegen die Frauen und das Gewerbe, das sich in Süddeutschland abspielt. Hier wird auf Kosten der Frauen Unrecht begangen und Politik betrieben. Die Gegner und Politiker handeln über ihre Köpfe hinweg und stellen sie als kleine Dummerchen hin. Das muss aufhören.
FotostreckenIconProstitution: Die Sex-Flatrate im Pussy-Club




? Aber hier wird über ein fragwürdiges Angebot diskutiert, bei dem Männer für 70 Euro jede Frau haben können.

! Diskutieren gerne. Aber es wird eine Kampagne betrieben, die sich gegen die Prostitution richtet. Dahinter steht die Absicht, das Prostitutionsgesetz zu Fall zu bringen und diese Bordelle zu schließen.


? Wäre das nicht der richtige Schritt, wenn der Betreiber weiter mit dieser Flatrate wirbt?

! Von den Gegnern wird ja behauptet, dass die Frauen für alles zur Verfügung stehen müssen und nicht frei wählen dürfen. Aber die Leute, die so etwas behaupten, haben sich scheinbar nicht genügend über die Arbeitsbedingungen dort informiert. Da wird völlig unsachlich diskutiert.

  • Dona Carmen und die Flatrate-Bordelle

    Anfang Juni hatte in Fellbach bei Stuttgart das Bordell "Pussy Club" ("Alles für 70 Euro") eröffnet. Ähnliche Clubs gibt es in Heidelberg, Berlin und Wuppertal. Menschenrechtsorganisationen, Politiker und Kirchenverbände verurteilen das Angebot als menschenverachtend und wollen dagegen vorgehen. Die Stadt Heidelberg erwirkte inzwischen die Schließung des örtlichen Flatrate-Bordells.

    Der Prostituierten-Verein "Dona Carmen" schaltete Anzeigen in "Süddeutscher Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" und lud führende Politiker und Kirchenvertreter zu einer Diskussion ein.

    Juanita Rosina Henning ist Mitbegründerin des Vereins, der sich versteht als Prostituiertenselbsthilfeorganisation versteht und vorgibt, für die sozialen und politischen Anliegen von Prostituierten einzutreten. Der Verein finanziert sich nach eigenen Angaben ausschließlich durch Spenden, vor allem von Seiten der Prostituierten. Zwar gilt Dona Carmen als Verein mit radikalen Ansichten, aber auch andere Huren-Organisationen teilen die dessen Standpunkt in Sachen Flatrate-Bordelle. In einem offenen Brief wendet an Kanzlerin Angela Merkel heißt es: "Insgesamt steuert die Debatte in eine Richtung, die zu einer Kriminalisierung der Sexarbeit und zu ihrer Verdrängung in Grauzonen mit erhöhter Vulnerabilität zurückkehrt." Allerdings äußern die Verfasser des Briefs auch Kritik an der Sex-Flatrate, weil sie suggeriere, dass alle Variationen sexueller Dienstleistungen so oft und so lange, wie der Kunde will, geleistet werden.



? Dann erklären Sie uns doch mal, wie die Arbeitsbedingungen dort sind. Ist diese Flatrate für Sie keine Ausbeutung?

! Ausbeutung gibt es überall. Das Flatrate-Bordell wirbt zwar damit, dass der Mann alle seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt bekommt. Aber wenn man auf der Website weiter liest, steht genau drin, welche Frau welche Praktiken anbietet. Natürlich kann der Mann alle Frauen ansprechen. Aber er muss sich mit ihnen einigen.


? Aber dann funktioniert das Geschäftsmodell nicht. Denn es geht um die schnelle Abfertigung von möglichst vielen Männern.

! Das ist falsch. Der Mann bekommt alles, aber nicht von jeder Frau.


? Doch durch die Werbung für das Bordell - "Sex mit allen Frauen – so oft du willst und wie du willst" - wird suggeriert, dass sich Mann verhalten kann wie er will, ohne Rücksicht auf die Frauen nehmen zu müssen.

! Das sehe ich nicht so. Die Polizei war in dem Bordell und fand keinen Verstoß gegen die sexuelle Selbstbestimmung.Und nun wollen die Gegner eine Verschärfung der Strafrechtsparagrafen. In den Verträgen der Frauen steht drin, dass sie nur das machen müssen, was sie anbieten wollen.


? Der Druck ist trotzdem enorm. Das ist Sex im Akkord. Und das finden Sie richtig?

! Dass kann ich durch meine Besuche und Gespräche in dem Bordell nicht bestätigen. Natürlich besteht ein Interesse daran, mit möglichst vielen Freiern viel Geld zu machen.


? Davon profitiert nur der Betreiber, denn die Frauen bekommen angeblich ein festes Tageshonorar.

! Wenn Sie glauben, dass man so einen Betrieb führen kann, indem man Angst und Schrecken verbreitet, wie in manchen Billig-Supermärkten, dann täuschen Sie sich. Wenn eine Frau sagt, ich will dort nicht arbeiten, dann geht sie.


? Das ist schwer vorstellbar...

! ... das mag sein, dass das schwer vorstellbar ist, weil in der Öffentlichkeit das Bild herrscht, in dieser Branche gibt es immer nur Gewalt und Brutalität. Dem ist aber nicht so.


? Diese Frauen stammen offensichtlich größtenteils aus Osteuropa und kommen wahrscheinlich aus armen Verhältnissen. Diese Frauen werden nicht so schnell aussteigen.

! Ich habe eine Studie gemacht und das Gegenteil zu meinen Ergebnissen ist bisher noch nicht bewiesen: Demnach kommen die Ärmsten der Armen nicht auf die Idee, in ein fremdes Land zu gehen, um zu arbeiten. In diesen Bordellen sind durchaus Frauen mit Bildungshintergrund tätig, die auch schon in anderen Jobs gearbeitet haben und sich nun dafür entschieden haben, in der Prostitution mehr zu verdienen.


? In den Flatrate-Bordellen wird auch damit geworben, dass Sex ohne Kondom möglich ist. Ist das für eine Organisation, die sich für die Rechte der Prostituierten einsetzt, hinnehmbar?

! Sex ohne Kondom wurde schon immer angeboten. Es gibt in der Prostitution immer Frauen, und auch Männer, die das machen. Ich persönlich halte das für riskant. Aber manche Leute leben riskant.


? Finden Sie das in Ordnung?

! Ja, kein Zwang.


? Was ist mit der Hygiene in den Flatrate-Bordellen. Angeblich haben die Frauen oft keine Zeit, sich nach einem Freier richtig zu waschen?

! Das sind alles nur Behauptungen. Ich kann das nicht bestätigen. Und die Polizei hat auch nichts gefunden.


? Für Sie ist das Flatrate-Angebot also nicht unmoralisch?

! Für mich ist Prostitution nichts unmoralisches...


?... es geht nicht um die Prostitution generell sondern die Flatrate-Bordelle.

! Ich finde diese Form der Arbeitsbedingungen nicht unmoralisch. Laut Prostitutionsgesetz sollen die Frauen die Möglichkeit haben, Verträge mit den Bordellbetreibern einzugehen. Jetzt macht das ein Betreiber und dann schreien die Prostitutionsgegner Sodom und Gomorra.


? Für Sie sind diese Bordelle sogar der Idealfall?

! Der Idealfall wäre eine abhängige Beschäftigung mit regelmäßigem Einkommen. Aber das geht gesetzlich nicht.


? Davon abgesehen: Ist dieses Modell für Sie eine gute Möglichkeit, um Prostitution anzubieten?

! Ich entscheide nicht über gut oder böse. Die Frauen haben das Recht für sich selber zu entscheiden. Und wenn sie dort arbeiten wollen, kann man ihnen nicht ihren Arbeitsplatz madig machen und damit drohen, ihnen diesen wegzunehmen. Überall wird um jeden Arbeitsplatz gekämpft und hier zieht man ihn den Frauen unter dem Arsch weg.


? Wo fangen ihrer Meinung nach die Rechte der Frauen an?

! Wir leben in einem Wirtschaftsystem, wo Ausbeutung immanent ist. Übrigens: Um zweihundert Euro zu verdienen brauchen die Frauen in den anderen Bordellen 13 Kunden. In den Flatrate-Bordellen rund 8,5 Kunden. Wenn mehr Freier kommen, dann verdienen sie weniger pro Stunde, das ist klar.


? Nochmal: Wo liegt denn Ihre Grenze was die unmoralische und menschenunwürdige Behandlung der Frauen angeht?

! Meine Meinung spielt keine Rolle. Es steht uns nicht zu darüber zu urteilen, was unmoralisch ist und was nicht.


? Natürlich. Sie können doch erläutern, welche Ziele Sie mit Ihrem Verein verfolgen.

! Wir wollen, dass Prostituierte nicht mehr diskriminiert werden. Wir wollen, dass Prostitution als ein normaler Beruf anerkannt wird. Egal, wo die Frauen arbeiten. Und wir wollen, das Prostituierte die gleichen Rechte haben wie alle anderen Menschen auch.


Interview: Malte Arnsperger
http://www.stern.de/panorama/:Prostitui ... 06892.html





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Spiegel TV

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Video:

Baden-Württembergs Innenminister Resch habe die Einladung zur Bordellbesichtigung mit Podiumsdissussion mit den Sexarbeiterinnen bereits abgesagt


http://www.spiegel.de/video/video-1013525.html




Verlinkung zu Flatrate und Pussy Club:
SW-only:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4812 Diskussion über Recht und Moral

Öffentlich:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4869 Offener Brief an Kanzlerin
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=58196#58196 Lokalnachrichten Stuttgart (hier)
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4880 Flatrateclubs, für und wieder
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=4900 Tanja' Bericht vom PC Fellbach

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Beitrag von nina777 »

25.7.2009

Baden-Württemberg will Flatrate-Bordelle schließen

"So lange und so oft du willst": Flatrate-Bordelle verstoßen laut baden-württembergischem Justizministerium gegen die Menschenwürde der Prostituierten - und sollen nach SPIEGEL-Informationen geschlossen werden. Eine Arbeitsgruppe dreier Ministerien koordiniert den Kampf gegen die Puffs im Ländle
.

In Baden-Württemberg sehen staatliche Stellen jetzt eine rechtliche Handhabe, um gegen die sogenannten Flatrate-Bordelle in Heidelberg und Fellbach vorzugehen, die mit Sex nach Belieben zum Festpreis werben.

"Wenn man deren Werbung ernst nimmt, ist von einem Verstoß gegen die Menschenwürde der dort arbeitenden Prostituierten auszugehen", so Justizminister Ulrich Goll (FDP).

Aus seiner Sicht sei "das Selbstbestimmungsrecht der Frauen verletzt"; damit liege auch "eine Störung der öffentlichen Sicherheit vor", die Polizei und Ordnungsbehörden zum Einschreiten berechtigt.

Nach Auskunft des Fellbacher Oberbürgermeisters und CDU-Landtagsabgeordneten Christoph Palm arbeite man "unter Hochdruck daran, den Betrieb des Fellbacher Flatrate-Bordells in der jetzigen Form zu beenden".

Die baden-württembergische Sozialministerin Monika Stolz (CDU) will in Kürze eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Justiz-, Innen- und Wirtschaftsministeriums einberufen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Bundesweit gibt es inzwischen offenbar Dutzende solcher Flatrate-Bordelle; die Etablissements in Fellbach und Heidelberg werben mit "Sex mit allen Frauen, so lange Du willst, so oft Du willst und wie Du willst".

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 57,00.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Schlag gegen Flatrate-Bordelle

Beitrag von annainga »

Aus für Pussy-Club in Fellbach

Fellbach/Heidelberg - Polizei und Justiz erhöhen den Druck auf die Betreiber sogenannter Flatrate-Bordelle. Mehr als 700 Beamte haben am Sonntagnachmittag Flatrate-Bordelle in vier deutschen Städten durchsucht. Zwei der Bordelle wurden von den Behörden geschlossen, der Weiterbetrieb wurde untersagt. Es handelt sich um Bordelle in Fellbach bei Stuttgart und Heidelberg. Bordelle in Schönefeld bei Berlin und Wuppertal in Nordrhein-Westfalen, die ebenfalls durchsucht wurden, dürfen weiter öffnen.

Die Schließungen seien begründet, sagte Fellbachs Oberbürgermeister und CDU-Landtagsabgeordneter Christoph Palm. Die Summe der festgestellten hygienischen Mängel ließen einen weiteren Betrieb nicht zu. So seien die Massagebänke und andere Liegemöbel stark verunreinigt gewesen. Zudem sei der Whirlpool in einem sehr schlechten hygienischen Zustand und Lebensmittel seien unter nicht zulässigen Bedingungen gelagert worden. Zudem gebe es Hinweise auf Zwangsprostitution.

In Fellbach wurden zwölf Personen festgenommen. Gegen die 25 Jahre alte Betreiberin des Bordells und ein 25-jähriges Mitglied der Geschäftsführung wurden Haftbefehle erlassen. Weitere Haftbefehle wurden am Abend noch geprüft.

Kontrolliert wurden sämtliche Mitarbeiter, Prostituierte und Kunden, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Waiblingen mitteilte. Die Aktion beruhte den Angaben zufolge auf dem Verdacht, dass die Bordellbetreiber Beiträge zur Sozialversicherung sowie Steuern hinterzogen haben und zudem ohne Genehmigung ausländische Prostituierte beschäftigen. Die in den Bordellen angetroffenen Prostituierte seien alle russischer Nationalität gewesen. Sie mussten alle mit aufs Polizeirevier.

Die mehrstündige Aktion habe den Behörden zahlreiche neue Erkenntnisse gebracht. Es wurden Akten, Bargeld und hochwertige Fahrzeuge beschlagnahmt. Bundesweit seien in den Bordellen 270 Männer und 170 Frauen kontrolliert worden.

Die Ergebnisse der Aktion müssten nun ausgewertet werden. Dies könne Wochen dauern. Gegen zahlreiche Personen werde ermittelt, da der Verdacht auf kriminelle Handlungen bestehe. Ob es zur Schließung weiterer Bordelle komme, sei noch offen.

An der Durchsuchungsaktion waren den Angaben zufolge die Polizei, Staatsanwaltschaften, der Zoll sowie andere Überwachungsbehörden beteiligt. Auch die Gaststätten-, Gewerbe- und Gesundheitsaufsicht schickten Beamte. Die Koordination der Durchsuchungen erfolgte durch die Polizei in Waiblingen sowie durch Justizbehörden in Stuttgart.

Flatrate-Bordelle sind seit Anfang Juli in der politischen Diskussion. Politiker wollen die Einrichtungen verbieten. Die Bordellbetreiber werben mit Sex nach Belieben zum Festpreis. Die Etablissements in Fellbach und Heidelberg werben mit "Sex mit allen Frauen, so lange Du willst, so oft Du willst und wie Du willst".

Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll (FDP) sagte, es gebe eine rechtliche Handhabe gegen Flatrate-Bordelle. "Wenn man deren Werbung ernst nimmt, ist von einem Verstoß gegen die Menschenwürde der dort arbeitenden Prostituierten auszugehen", sagte Goll. Aus seiner Sicht sei "das Selbstbestimmungsrecht der Frauen verletzt". Damit liege auch "eine Störung der öffentlichen Sicherheit vor", die Polizei und Ordnungsbehörden zum Einschreiten berechtige.

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