Länderberichte NORWEGEN:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Studie Massagesalons

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wissenschaftliche Originalarbeit



The Rise and Fall of the Norwegian Massage Parlours:

Changes in the Norwegian Prostitution Setting in the 1990s




M a y - L e n S k i l b r e i

FEMINIST REVIEW NO 67, SPRING 2001, PP. 63–77



Abstract

This article is an attempt to bring together knowledge about the Norwegian prostitution market,
public debates on prostitution and
prostitution laws and regulation
in order to explore the processes whereby the prostitution setting is constituted.

Norway has been the site of changes in the ways female prostitution takes place,
changes that are being experienced by the women involved due to a growth in indoor prostitution.

These changes seem to have been produced by, and to take part in,
the production of new images of prostitutes and
new means of prostitution control.


http://tinyurl.com/ahows5
(pdf - 15 pages)





.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prohibition auch hier gescheitert:

Prostitutes back on Oslo streets



ImageThe number of prostitutes on Oslo streets is nearly back to what it was before the ban on the purchase of sex services was introduced last year, Aftenposten reports.

The police is surpriced but promises quick reactions.

- The number is surprisingly high, and the customers must be caught, says Chief Inspector Oeyvind Norgarden to the newspaper.

He promises increased patrolling of the streets, even at night. The customers must be caught. But he will also check the prostitutes, and determine if their residence permits are in order.

Most of the prostitutes come from Nigeria and Eastern Europe, according to Aftenposten.

(NRK/Aftenposten)
http://www.norwaypost.no/content/view/22214/1/





.

Benutzeravatar
JayR
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1311
Registriert: 20.08.2006, 03:03
Wohnort: Dänemark
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von JayR »

Die Rote Jugend in Norwegen versucht jetzt Buchstabenkekse zu stigmatisieren.

Bild
http://www.nrk.no/nyheter/kultur/1.6719819

Sie findet das Design auf den Schachteln mit der Aufschrift "Pimp my Car" geschmacklos.
Es sei unglücklich, dass junge Leute mit dem Kultwort "Pimp" aufwachsen, da es auch eine negative Bedeutung habe.

Die Rote Jugend beschreibt sich selbst eine revolutionäre, feministische Organisation, die für eine klassenlose Gesellschaft kämpft.

Mir fallen eher Worte wie "kleinbürgerlich" und "spiessig" ein.
Kann doch nicht jeder schreiben, was er will.

:017 JayR

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Nichteinhaltung des Verbots für Sexdienstleistungskauf in Norwegen

Sexkaufverbot in Norwegen hat nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt, im Gegenteil. Wenn es zu einer bürgerlichen Mehrheit bei den Wahlen kommt, kann das Gesetz abgeschafft werden.

http://www.180grader.dk/nyheder/Fiasko_ ... _Norge.php

deutsch per google
http://translate.google.com/translate?u ... n&ie=UTF-8

[gefunden von JayR]

Benutzeravatar
Jason
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 631
Registriert: 13.07.2007, 22:59
Wohnort: zu Hause
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Jason »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Sexkaufverbot in Norwegen hat nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt, im Gegenteil. Wenn es zu einer bürgerlichen Mehrheit bei den Wahlen kommt, kann das Gesetz abgeschafft werden.
Das Rot-Rot-Grüne Bündnis bleibt - wenn auch knapp - bestehen.
http://www.tagesschau.de/ausland/norwegen110.html

Bleibt nur zu hoffen, das aus Fehlern trotzdem etwas gelernt werde.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

Benutzeravatar
JayR
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 1311
Registriert: 20.08.2006, 03:03
Wohnort: Dänemark
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von JayR »

Das Sexualpolitische Forum in Dänemark hat eine Menge Material gesammelt und eine Presseerklärung zur Situation in Norwegen veröffentlicht.
http://www.seksualpolitik.dk/presse-norge.html

Google Übersetzung
http://translate.google.com/translate?u ... n&ie=UTF-8

Die Untersuchung, die referiert wird, stammt von Utekontakten in Bergen
https://www.bergen.kommune.no/organisas ... ionId=1423

Google Übersetzung funktioniert nur wenn man selber den norwegischen Text einkopiert http://translate.google.com/translate_t#

Untersuchung: KRIMINALISERING AV SEXKJØP
https://www.bergen.kommune.no/bk/multim ... 56990a.pdf

Bild

Link zur norwegischen Sexarbeiter Organisation
PION - Prostituertes Interesseorganisasjon i Norge
www.pion-norge.no

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von Aoife »

Lukrative Ausbeutung

Von Gerhard Fischer

In Oslo und Stockholm hat das Verbot von käuflichem Sex die Situation der Prostituierten nicht verbessert. Obwohl nur die Freier Strafe zahlen müssen.

Janni hat bisher mit etwa 50.000 Männern geschlafen. Sie begann damit, als sie 13 war, ihr Dorf bei Lillehammer verlassen hatte und per Anhalter nach Oslo getürmt war. Heute ist sie 63 Jahre alt, hat blondierte Haare und ist so gekleidet, dass man ihre großen Brüste nicht nur erahnen kann. Das Verbot für Freier, das seit 1. Januar 2009 nun auch in Norwegen gilt, hält sie für ein "dummes" Gesetz. "Es geht um meinen Arbeitsplatz - wer denkt daran?"

Das Gesetz schreibt vor, dass Norweger bestraft werden, wenn sie zu einer Prostituierten gehen - in der Heimat und auch im Ausland. Die Strafe lag anfangs bei 9000 Kronen, im November wurde sie nun auf 25000 erhöht, das sind etwa 3000 Euro. Bisher sind in Norwegen etwa 100 Männer erwischt worden, fast alle in Oslo. Die meisten zahlten anstandslos - wohl auch deshalb, weil sie verhindern wollten, dass die Polizei einen Brief in ihre Firma schickt. Oder nach Hause zur Familie.

Prostitutionsverbot in Schweden seit 1999

Es war Schweden, das 1999 als erstes Land der westlichen Welt den Kauf von Sex zu einem Straftatbestand gemacht hat. Auch dort bekommen Freier - je nach Einkommen - eine Geldstrafe von etwa 1000 Euro aufgebrummt oder müssen bis zu sechs Monate ins Gefängnis. Prostituierte werden nicht belangt. Die schwedische Regierung hat nun eine Kommission eingesetzt, die untersuchen soll, ob das Gesetz etwas gebracht hat.

Laut Karin Sidenvall, die sich beim Sozialdienst der Stadt Stockholm um Prostituierte kümmert, hat sich die Situation für die Prostituierten eher noch verschlimmert: "Es ist nicht mehr so sehr der Straßenstrich, die Prostitution wird jetzt viel übers Internet und über Mobiltelefone abgewickelt. So arbeiten kriminelle Organisationen heute zum Teil, und dadurch gibt es jetzt mehr ausländische Prostituierte: aus Russland, Rumänien, Estland, Lettland und Litauen." Zudem habe die Polizei meist andere Sorgen, als auf Freierjagd zu gehen. "Als Resümee muss man nach zehn Jahren sagen: Es hat sich nicht viel geändert."

In Norwegen gab es für das nun ein Jahr alte Gesetz seinerzeit einen aktuellen Anlass: In der Bevölkerung nahm der Ärger über nigerianische Prostituierte zu, die in Oslos Prachtstraße Karl Johans Gade angeblich ungeniert norwegische Männer bedrängten - selbst wenn diese mit ihren Frauen und Kindern unterwegs gewesen sind. Das mit den Nigerianerinnen sei schon kurios, sagt die norwegische Prostituierte Janni.

In Gruppen seien die Frauen nach Oslo geschleust worden - und alle sahen irgendwie gleich aus. "Die Menschenhändler, die sie nach Oslo brachten, wollten erst mal testen, was norwegische Männer bevorzugen: Erst haben sie nur dicke Frauen hierher gebracht, dann welche, die hochgewachsen und schlank sind." Und so kam es vor, dass nachts in der Karl Johans Gade 150 nigerianische Prostituierte standen. Das störte viele Geschäftsleute und Bürger. Es entstand Druck auf die Politiker. "Sonst wäre das Gesetz nicht gekommen", glaubt Janni. Etwa 3300 Prostituierte wurden 2008 in Norwegen gezählt, das waren so viele wie nie zuvor.

Sprach- und Computerkurse für den Ausstieg

Liv Jessen ist Leiterin von ProSentret, einer kommunalen Organisation in Oslo, die sich um Prostituierte kümmert. ProSentret bietet zum Beispiel Sprach- und Computerkurse an, um den Prostituierten den Absprung in ein bürgerliches Leben zu ermöglichen. Knapp zehn Prozent der Frauen, mit denen ProSentret zu tun hat, nehmen die Angebote an; auch denen, die Prostituierte bleiben wollen, wird geholfen: beim Papierkram etwa, oder bei der Suche nach einer Wohnung. Oder bei psychischen Problemen.

Jessen sagt, dass die Straßenprostitution nach dem Verbot für Freier stark zurückgegangen sei. Die meisten nigerianischen Prostituierten seien nach Einführung des Gesetzes im Januar zunächst verschwunden. Sie seien wohl nach Dänemark, Deutschland, Holland oder Frankreich ausgewichen. "Doch unsere Regierung hat leider nichts gegen die Ursachen der Prostitution unternommen, wir haben die Frauen lediglich abgeschoben", meint Jessen.

Einige Prostituierte haben sich in Wohnungen zurückgezogen. Sie suchen Kontakt im Internet, sitzen am Telefon, versuchen sich einen festen Kundenstamm aufzubauen. Anzeigen in Zeitschriften zu schalten, ist nicht mehr erlaubt, wird aber weiterhin gemacht. Bisher hat die Polizei nichts dagegen unternommen. Die Prostituierten empfangen ihre Freier im Hotel oder zu Hause. Allerdings ist es seit dem 1. Januar auch verboten, Wohnungen an Prostituierte zu vermieten.

Verlagerung in die Seitenstraßen

Auf der Karl Johans Gade sind an diesem Donnerstagabend viele Menschen unterwegs: Leute, die ins Kino gehen, Geschäftemacher, die in Restaurants sitzen und plaudern, Jugendliche, die lachend über die Straße laufen. Aber nirgendwo sieht man Prostituierte. Wer auf die Straße geht, tut das nicht mehr auf der Karl Johans Gade, sondern in Seitenstraßen. "Beide Seiten, Freier und Prostituierte, sind vorsichtiger und nervöser geworden", sagt die Prostituierte Janni. Bei ihr laufe das Geschäft aber noch sehr gut. Janni bietet ihre Dienste auch im Auto an, und als sie einen Freier im Wagen hatte und die Polizei die beiden ansprach, antwortete sie: "Wir wärmen uns nur gegenseitig." Manchmal sagt sie auch: "Das ist ein Freund von mir."

Bisher sei sie damit durchgekommen. Für andere gilt das wohl auch: Die aktuellen Zahlen besagen zwar, dass die Straßenprostitution in Norwegen gegenüber dem Rekordjahr 2008 um 30 Prozent gesunken ist; aber sie hat im Dezember 2009 schon wieder das Niveau von 2007 erreicht. Auch einige Nigerianerinnen sind wieder nach Norwegen zurückgekehrt.

(SZ vom 29.12.2009/abis)

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/465/498753/text/
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nordic Prostitution Policy Reform

A comparative study of prostitution policy reform in the Nordic countries

http://nppr.se/





Job Angebot: Research Assistant
University of Stirling - School of History and Politics

Fixed Term 12 Months
£23,566-£28,983 p.a.
http://www.jobs.ac.uk/job/ABE770/research-assistant/

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Parade

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Oslo Pride


Bild


powered by:
http://www.pion-norge.no
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 17.06.2011, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Öffentlichkeitswirksamer Protest

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nei til kriminalisering av prostitusjon

Aktion gegen Kriminalisierung von Sexwork und Pole Dance Clubs



Fußgängerzone Oslo

Bild


Stripping activist Hege, protesting against the radical feminist group Ottar and their requirement that strip clubs should be banned.

The action was at Stortorget downtown Oslo.

Benutzeravatar
Ariane
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1330
Registriert: 14.03.2008, 12:01
Wohnort: Berlin
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

Beitrag von Ariane »

Coole Aktion! Kann man gut in weitere Street Art Actions für SW-Rechte einbinden.
love people, use things - not the other way round

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Kriminalisierung gescheitert !!!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Beseitigt das Prostitutions-Kauf-Verbot" fordert Anniken Hauglie (Sozialreferentin Oslo, Konservative Partei)

Rip up prostitution law, says top Oslo politician



Published: 22 Jun 2012 11:28 GMT+1

Norway should rip up a law that criminalizes sex buyers, Oslo’s social affairs chief believes, as a new report shows a marked rise in violence against prostitutes working in the city.

Anniken Hauglie (Conservative Party) called for the law to be scrapped after the city’s official help centre for prostitutes, Pro Sentret, released a report on Friday detailing deteriorating conditions for sex workers in the capital.

Ny rapport om volden kvinner i prostitusjon utsettes for
http://prosentret.no/1351/nyheter/ny-ra ... ettes-for/
http://prosentret.no/wp-content/uploads ... DELSER.pdf

”The reality is that the law has made it more difficult for women in prostitution,” Hauglie said.

”It’s our political responsibility to take this feedback seriously. In my view, the sex buyer ban should be repealed, and I think the parliament should at least evaluate the effects of the law.”

The 2009 prostitution law prohibits the purchase but not the sale of sexual services, with legislators seeking to stymie the trade by targeting demand.

But the Pro Sentret report indicates that the law has in fact made prostitutes much more susceptible to violence at the hands of their clients as the sex trade moves further underground.

What’s more, prostitutes have become less inclined to seek help since the law came into force, with many now perceiving that they too are viewed as criminals, the report says.

Many of the women also said the new law had scared off many of their more reliable customers, while troublesome and violent clients were relatively undeterred.

According to the study, titled Farlige Forbindelser (Dangerous Liaisons), 59% of prostitutes in Oslo have fallen victim to some form of violence in the last 3 years.

”Violence against women in prostitution is brutal and frequent,” said Ulla Bjørndahl at Pro Sentret.

”Often the violence is extreme. 11 people have faced death threats, many have been threatened with weapons, or have been exposed to robbery, rape, or were threatened into participating in non-consensual sex,” Bjørndahl told newspaper Dagbladet.

Anniken Hauglie said she was appalled by the report’s findings.

”It’s heartbreaking to see the violence they are subjected too, only to then learn that many of them don’t report (the crimes). That means the aggressors walk away and are free to endanger others.”

The report is based on interviews carried out from January to March this year with 123 prostitutes working on the streets, out of apartments, and in massage parlours offering sexual services.

In a similar study from 2008, 52% of prostitutes said they had been the victims of violence.

The prostitutes who participated in this year’s study came from 16 different countries. 50 were from Thailand, 24 from Nigeria, and 21 from Norway.

NTB/The Local
http://www.thelocal.no/page/view/rip-up ... politician

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von fraences »

Norwegen: Den Prostituierten hilft das „feministische“ Prostitutionsgesetz am wenigsten

Nachdem Schweden 1999 den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten und kriminalisiert hat, folgte 2004 auch Norwegen mit einem ähnlichen Gesetz.

Anmerkung: Die verlinkten Texte sind größtenteils in norvegischer Sprachen. Diese können mit Hilfe von Google Translate übersetzt werden.

Als Schweden 1999 Prostitution gesetzlich als Gewalt gegen die Verkaufenden, insbesondere gegen Frauen, einstufte und die Käufer sexueller Dienstleistungen kriminalisierte, wurde dies mit Beifall von den meisten feministische Organisationen in ganz Skandinavien empfangen. Dafür hatten sie hart gekämpft. Der Verkauf von sexuellen Dienstleistungen blieb zwar „legal“, aber der Kauf wurde untersagt. Das Gesetz geht jedoch einen Schritt weiter: Es hat eine globale Reichweite, d. h. dass schwedische Staatsangehörige, die irgendwo auf der Welt Sex kaufen, an das Heimatland ausgeliefert werden können, um dort vor Gericht zu erscheinen.

Norwegen führte 2004 nach einer längeren Debatte ein ähnliches Gesetz (§201a3) ein. Auch dort hat sich die juristische Fiktion, dass jede Art von Kauf von Geschlechtsverkehr auch Gewalt gegen die Verkaufenden ist, in der Gesellschaft als unhinterfragte Wahrheit, als Dogma, durchgesetzt. Warum aber konnte sich diese Auffassung durchsetzen?


Nicht nur Feministinnen sondern auch andere Interessentengruppen hatten ein Interesse an diesem Gesetz. Vor allem Konservative haben das feministische Argumente gegen Prostitution genutzt , sozusagen als „politisch korrektes Argument“, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Warum vertrete ich diese These?

Vor 2004 war es bereits strafbar Räume an Prostituierte zu vermieten. Bordelle waren ebenfalls seit über hundert Jahren verboten. Neue Überwachungskameras im Finanzviertel von Oslo hatten die Prostituierten von ihrem gewöhnlichen „Marktplatz“, direkt in die Hauptstraße, vor das Parlament getrieben. Dadurch wurde Prostitution sichtbarer. Viele waren entsetzt, dass Prostitution so „sichtbar“ war. Es ist vor diesem Hintergrund, dass sich auch sonst in Gender- und Frauenthemen konservative Christen für das neue Prostitutionsgesetz interessierten. Dass sie dabei mit feministischen Argumenten auftraten, werte ich als reine Strategie. Schließlich wollte man der Straßenprostitution ein Ende bereiten und die Straßen „säubern“.

Sexarbeiter_innen waren nie mit diesem Gesetz einverstanden. In Norwegen haben die Prostituierten immer noch ihre „eigene“ Organisation, Die Organisation „Pro Senter“ wird finanziell vom Staat getragen. Das bedeutet, dass sie hauptsächlich das staatliche Ziel verfolgt, die Prostituierten zum Ausstieg zu bringen. Sie soll nicht wie eine Gewerkschaft funktionieren. Die Organisation ist aber auch seit 1983 ein „Kompetenz-Zentrum„ in Fragen rund um Prostitution in Norwegen. Sie pflegt einen stabilen Kontakt mit den Prostituierten.

Liv Jessen, die Leiterin hat sich, trotz dem vorgeschriebenen Ziel der Organisation, als Verteidigerin der Rechte der Prostituierten eingesetzt. Sie fordert die Legalisierung der Prostitution und behauptet auch, dass „die meisten“ Prostituierten den Beruf freiwillig ausüben.

Deswegen ist das „Pro Senter“ für viele feministische Organisationen und Partei-Fraktionen des Landes ein „Dorn im Auge“. Jessen wurde selbst in der Feministischen Bewegung der Siebziger-Jahre sozialisiert. Doch im Laufe der Zeit hat sie Ihre Ansicht geändert, weil ihr so viele Frauen begegnet sind, die überhaupt nicht in das propagierte Opferbild passten.

Als Jessen 2004, mitten in der Verbotsdebatte, von Amnesty International den „Menschenrechtspreis“ bekam, ging dies für viele Abgeordnete der „Sozialistischen Links Partei“ viel zu weit. Sie brachen jede Zusammenarbeit mit Amnesty ab und wollten die Vermeidung von Amnesty auf Partei-Ebene durchsetzen. Auf die Argumente von Jessen und Amnesty haben sie sich nicht eingelassen.

Jessen hat sich aber nicht einschüchtern lassen. Sie bestätigt das, was schon vor dem Gesetz in der juristischen Debatte diskutiert wurde. Das Gesetz hat kaum Auswirkungen, weil es schwer umzusetzen ist, ohne das in der Verfassung verankerte Recht auf Privat-leben zu verletzen. Außerdem will kaum eine Prostituierte ihre Kunden verklagen, sodass sich eine Beweisgrundlage für ein Gerichtsverfahren ergibt. Prostituierte boykottieren also das Gesetz. Eine neue Untersuchung hat gezeigt, dass das Gesetz sogar negative Folgen für die Sexarbeiter_innen hat und Gewalt gegen Sexarbeiter_innen begünstigt.

Wegen solchen faktischen Aussagen wurde im Norwegischen Parlament das Existenzrecht der “Pro-Senter” von „Feministisch“ eingebundenen Repräsentantinnen angezweifelt. Sie wollten die Kritik an ihrem Gesetz knebeln. Der Kanzler für Justiz wies aber Letzt endlich die Anfrage der Feministischen Fraktion zurück.

Ganz wirkungslos war das Gesetz aber nicht: Freier und die Prostituierte sind nicht mehr im öffentlichem Raum sichtbar. Sie wurden erfolgreich unsichtbar gemacht.

http://menschenhandelheute.wordpress.co ... /#more-774
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

interner Querverweis

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Streit um das Nordische Modell:

Forschungsbericht von Pro Sentret zur Lage der Sexworker in Oslo nach Einführung des Prostitutionskaufverbots:

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=128592#128592

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Gegenbewegung formiert sich

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Umstrittenes Prostitutionsgesetz von 2009 nach Schwedischem "Modell" würde in Norwegen bei Regierungswechsel nach Wahlen im Herbst wieder fallen


Will reject law on buying sex if the blue wins election


Prostitute: "sex-purchase law has just made sure everything is covert"

Right, Progress and Liberals will probably secure a majority for removing sex-purchase law after the election this fall.

The law has not had the effect that supporters said would have. Our position has always been what's best for women and boys who prostitute themselves. We were afraid that a ban would make the prostitute more dependent on facilitators and more prone to violence. It has unfortunately come true, says deputy leader and leader of the Conservative Party's program committee, Bent Höie

...

http://translate.google.com/translate?s ... 3D10072003





Opposition: sex-purchase law is a disaster
** Extensive street prostitution in Oslo AP **

The opposition believes the extensive street prostitution in the city center is a proof that the sex-purchase law is not working.

...

http://translate.google.com/translate?s ... d=10055141

Benutzeravatar
Tilopa
Silberstern
Silberstern
Beiträge: 444
Registriert: 17.02.2013, 12:50
Ich bin: SexarbeiterIn

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von Tilopa »

Na, das ist doch mal ein echter Lichtblick.

Hier sind die monatlichen Wahlumfragen, nach denen die konservativ-liberale Koalition seit mehr als einem Jahr mit einer deutlichen Mehrheit bei den Parlamentswahlen rechnen kann (das kommt in der Maschinenübersetzung an einer Stelle genau andersherum rüber, ist aber offensichtlich ein Übersetzungsfehler):
http://en.wikipedia.org/wiki/Norwegian_ ... nion_polls

Benutzeravatar
Tilopa
Silberstern
Silberstern
Beiträge: 444
Registriert: 17.02.2013, 12:50
Ich bin: SexarbeiterIn

RE: Länderberichte NORWEGEN:

Beitrag von Tilopa »

Why Norway criminalized the purchase of sex
"The call for a Norwegian ban on the purchase of sex gained momentum when Nigerian women began selling sex on the capital city’s most popular pedestrian boulevard. 'The discussion about human trafficking swept everything else out of the way,' says May-Len Skilbrei."
Weiterlesen: http://eng.kilden.forskningsradet.no/c5 ... ?tid=82542

Die norwegische Soziologin May-Len Skilbrei hat unter dem Titel "The development of Norwegian prostitution policies", erschienen in Sexuality Research and Social Policy no. 3.12, die Geschichte des Diskurses um die Prostitution in Norwegen untersucht.
Dabei arbeitet sie heraus, dass eine verschärfte Repression und die Einführung der Kundenkriminalisierung nur dadurch möglich wurden, dass man sich massiver fremdenfeindlicher Ressentiments im Zusammenhang mit der gestiegenen Präsenz nigerianischer Sexarbeiterinnen in der Straßenprostitution bediente.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Sexworker werden aktiv

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Unterschriftensammlung

Would you like to sign this document? Kindly send you name or pseudonym and relevant title to frkxox ät gmail.com.
Please note that this will be a public document


Sexworker Brief an
Justis- og Beredskapsdepartementet

www.eskorter.no/english/


Sexkauf-Verbot Norwegen seit 2009


__
Tilopa, danke für die vielen schönen Quellen link die du heute hier verewigt hast.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Mehr Schaden für SW als Kunden durch Verbot

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Norway

More homelessness and violence for sex workers after sex-purchase law 2009 and police operation homeless 2007 wanting to eradicate trafficking, pimping, migrant street sex work, clients...

http://translate.google.de/translate?hl ... 51709.html

www.fafo.no/pub/rapp/20319/20319.pdf (Norwegian, 38 pages)

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Videokameras waren das Problem!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hintergrund-Analyse



Norwegen: Den Prostituierten hilft das „feministische“ Prostitutionsgesetz am wenigsten

von Nils Johann

über die mit Amnesty International „Menschenrechtspreis“ ausgezeichnete Arbeit von Liv Jessen, Gründerin vom Pro Sentret (Pro Center) www.proSentret.no für Sexworker

http://menschenhandelheute.net/2012/07/ ... stitution/