nicht du, sondern paul watzlawick.Ariane hat geschrieben:Ich nenne das immer das Herstellen einer Double-Bind Situation
double bind
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Re: gfe = rollenspiel
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@Riemann:
Warum sollte Watzlawick ein größeres Recht als Ariane haben,
diesen von Gregory Bateson geprägten Begriff zu benutzen?
Versteh ich nicht ganz
Liebe Grüße, Eva
Warum sollte Watzlawick ein größeres Recht als Ariane haben,
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RE: GFE - was ist das?
Aoife, Eva, einfach herrrrrrrliiisch 

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Umgangssprachlich wird dies auch als "Zwickmühle" bezeichnet. Man kann sagen, dass dort, wo Doppelbindung zur vorherrschenden Beziehungsstruktur wird, das Verhalten dieser Personen den diagnostischen Kriterien des klinischen Bildes der Schizophrenie entspricht.
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Wenn Interesse am Thema double bind besteht, können wir einen split daraus machen.
Oder findet ihr, das gehört unbedingt in den GFE thread?
Liebe Grüße, Eva
Oder findet ihr, das gehört unbedingt in den GFE thread?
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RE: GFE - was ist das?
Es ist schon etwas mehr als "Zwickmühle"; einen Überblick bietet auch ein Artikel bei Wiki http://de.wikipedia.org/wiki/Double_Bind
Man sollte wirklich mal unter dem Kriterium "Unerfüllbarkeit" nachlesen bzw. "kognitive Dissonanz". Ähnlich verhält es sich mit Anforderungen, mit denen ich gelegentlich, ja Gott sei Dank nur äußerst selten im direkten Kunden-Kontakt, überwiegend in Foren konfrontiert werde. Ich bezeichne es immer als "Gehirnwäsche" und die meisten Frauen reagieren noch erklärend, rechtfertigend.
Ich frage mich an dieser Stelle, ob man, wenn man in Double-Bind-Situationen eingeübt ist *g*, eher den Weg in den Paysex-Bereich findet.
Für mich scheint dies wohl zuzutreffen. Ich bin zwar reflektiert genug und kenne mich mit dieser Thematik aus, so daß man meine Wahrnehmung nicht mehr unterlaufen kann, andere sind es nicht. Mich machen solche Spielchen einfach nur noch aggressiv. 
Man sollte wirklich mal unter dem Kriterium "Unerfüllbarkeit" nachlesen bzw. "kognitive Dissonanz". Ähnlich verhält es sich mit Anforderungen, mit denen ich gelegentlich, ja Gott sei Dank nur äußerst selten im direkten Kunden-Kontakt, überwiegend in Foren konfrontiert werde. Ich bezeichne es immer als "Gehirnwäsche" und die meisten Frauen reagieren noch erklärend, rechtfertigend.
Ich frage mich an dieser Stelle, ob man, wenn man in Double-Bind-Situationen eingeübt ist *g*, eher den Weg in den Paysex-Bereich findet.


Zuletzt geändert von Ariane am 19.06.2009, 00:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Ja, ich denke auch, wenn wir hier weiterdiskutieren wollen, sollten wir nicht GFE damit überlasten.
Ariane, mich würd mal interessieren, ob du eine Vorstellung hast, *wie* double bind Erfahrung
den Weg in den PaySex-Bereich erleichtern könnte.
Mir fällt dazu ein, dass die Fähigkeit, sich dem tertiären Gebot zu widersetzen hier eine ausschlaggebende Rolle spielen könnte.
Und wer diese Fähigkeit nicht hat, entwickelt eine Wahnerkrankung.
Dann müßte Schizophrenie unter SW signifikant seltener vorkommen als bei Nicht-SW mit vergleichbarer Familienstruktur.
Weiß da jemand Genaueres?
Liebe Grüße, Eva
Ariane, mich würd mal interessieren, ob du eine Vorstellung hast, *wie* double bind Erfahrung
den Weg in den PaySex-Bereich erleichtern könnte.
Mir fällt dazu ein, dass die Fähigkeit, sich dem tertiären Gebot zu widersetzen hier eine ausschlaggebende Rolle spielen könnte.
Und wer diese Fähigkeit nicht hat, entwickelt eine Wahnerkrankung.
Dann müßte Schizophrenie unter SW signifikant seltener vorkommen als bei Nicht-SW mit vergleichbarer Familienstruktur.
Weiß da jemand Genaueres?
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RE: double bind
Ich bin ja schon lange nichts mehr Vernünftiges gefragt worden und muß darüber etwas länger nachdenken. Ich habe mich in Bezug auf Double-Bind seinerzeit noch während meines Studiums viel mit Ronald D. Laing beschäftigt z.B. http://de.geocities.com/omikron23/doublebind.html
Das "tertiäre Gebot" ist wohl der "Schlüssel" (siehe auch Alice Miller: Du sollst nicht merken oder Der gemiedene Schlüssel)
Ich will nicht so weit gehen und "Schizophrenie" weniger in der SW-Community vermuten - ein "Schizophrener" kann diesen Job kaum ausüben, aber Symptome der BPD sind wohl recht weit unter Sexworkern/innen verbreitet, wie ich persönlich erfahren mußte, als Betroffene sowie aus Gesprächen mit Sexworkerinnen/Sexworkern. Möglicherweise kommt der Ansatz, "Sexwork als ein Weg der Heilung" zu begreifen, wie ein gleichlautender Vortrag während der Sexworker Open University in London im April lautete, aus dieser Richtung, ein Ansatz, den ich ehrlich gesagt nicht verstanden habe (erinnern, wiederholen, durcharbeiten- im Sinne Freuds?; läuft für mich eher auf Re-traumatisierung hinaus, nicht auf ein Möglichkeit der Neu-Codierung); ich habe z.B. während dieses Events auschliesslich engagierte Menschen getroffen, die "Mißbrauch" in psychischer oder physischer Art in Kindheit oder Jugend erfahren haben und auf verschiedene Art weiter damit ringen; ich vermute, daß im Rahmen von SW der Kampf um Anerkennung, das Ringen in paradoxen Situationen, eine ähnliche "Schleife", "Loop" zur Folge haben kann; in der ambivalenten "Kommunikation", wie man es im SW antrifft, kann man jedoch nur verlieren. Es ist auch nicht sw-spezifisch; das Phänomen ist extrem verbreitet. Ich habe gelernt, aus der BPD Forschung nach Linehan, daß Borderliner selbst die Bedingungen "immer wieder mit" und aufs neue "schaffen", an denen sie verzweifeln, im schlimmsten Fall zerbrechen, weil genau das tertiäre Gebot, eben die Metakommunikation vereitelt wird, und manch einen "wuschig" macht, also verwirrt zurückläßt. Ich denke, daß es nicht der Zufall oder Geldnot alleine ist, warum man ausgerechnet den Weg zum SW wählt bzw. findet.
mehr zu BPD
http://books.google.de/books?id=OQfzU17 ... frontcoverhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.html
Seite 68
Das "tertiäre Gebot" ist wohl der "Schlüssel" (siehe auch Alice Miller: Du sollst nicht merken oder Der gemiedene Schlüssel)
Ich will nicht so weit gehen und "Schizophrenie" weniger in der SW-Community vermuten - ein "Schizophrener" kann diesen Job kaum ausüben, aber Symptome der BPD sind wohl recht weit unter Sexworkern/innen verbreitet, wie ich persönlich erfahren mußte, als Betroffene sowie aus Gesprächen mit Sexworkerinnen/Sexworkern. Möglicherweise kommt der Ansatz, "Sexwork als ein Weg der Heilung" zu begreifen, wie ein gleichlautender Vortrag während der Sexworker Open University in London im April lautete, aus dieser Richtung, ein Ansatz, den ich ehrlich gesagt nicht verstanden habe (erinnern, wiederholen, durcharbeiten- im Sinne Freuds?; läuft für mich eher auf Re-traumatisierung hinaus, nicht auf ein Möglichkeit der Neu-Codierung); ich habe z.B. während dieses Events auschliesslich engagierte Menschen getroffen, die "Mißbrauch" in psychischer oder physischer Art in Kindheit oder Jugend erfahren haben und auf verschiedene Art weiter damit ringen; ich vermute, daß im Rahmen von SW der Kampf um Anerkennung, das Ringen in paradoxen Situationen, eine ähnliche "Schleife", "Loop" zur Folge haben kann; in der ambivalenten "Kommunikation", wie man es im SW antrifft, kann man jedoch nur verlieren. Es ist auch nicht sw-spezifisch; das Phänomen ist extrem verbreitet. Ich habe gelernt, aus der BPD Forschung nach Linehan, daß Borderliner selbst die Bedingungen "immer wieder mit" und aufs neue "schaffen", an denen sie verzweifeln, im schlimmsten Fall zerbrechen, weil genau das tertiäre Gebot, eben die Metakommunikation vereitelt wird, und manch einen "wuschig" macht, also verwirrt zurückläßt. Ich denke, daß es nicht der Zufall oder Geldnot alleine ist, warum man ausgerechnet den Weg zum SW wählt bzw. findet.
mehr zu BPD
http://books.google.de/books?id=OQfzU17 ... frontcoverhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.htmlhttp://de.geocities.com/omikron23/doublebind.html
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RE: double bind
o.k., haste Recht
Wenn wir aber nicht die Prävalenz, sondern die Inzidenz von Schizophrenie anschauen, dann könnte es schon einen Unterschied machen.
Ich geh mal davon aus, dass du mit BPD borderline personality disorder meinst (könnte auch bipolar disorder abkürzen), und da glaube ich, dass viel zu wenig differenziert wird.
Hab' selbst auch jahrelang geglaubt, ich hätte Borderline, bin aber jetzt zu dem Schluß gekommen, dass es sich eher um DDnos handelt. Die Symptome sind halt zum Verwechseln ähnlich
Daher *könnte* dein Eindruck, unter SW seien Borderliner gehäuft, sich auch auf die Gruppe der dissoziativen Störungen beziehen.
Wobei der Begriff "Störung" mich schon stört, ich halt's für eine Besonderheit. Aus der man ev. auch was produktives/gewinnbringendes machen kann.
Die alte analytische Theorie kommt ja mit Psychosen (definitionsgemäß) und Persönlichkeitsstörungen (gerfahrungsgemäß) überhaupt nicht zurecht.
Deshalb führt dein Deutungsversuch von "SW als therapeutische Tätigkeit" naturgemäß zur Verwunderung, ob es sich dabei nicht nur um eine Retraumatisierung handelt. Weil du im Freud'schen Rahmen deutest, und Freud'sche Therapie bei Persönlichkeitsstörungen/komplexem PTBS tatsächlich allenfalls eine Retraumatisierung bewirkt.
Wenn du es aber funktionell deutest, siehst, dass SW denjenigen die Möglichkeit zum Erfolg verschafft, denen er von der *soliden* Gesellschaft aufgrund besonderer Eigenschaften, die als "Persönlichkeitsstörung" behauptet werden, ansonsten verwehrt wird, so kann ich darin schon einen therapeutischen Sinn sehen.
Das ist IMHO absolut legitim, denn die Gesellschaft hat ihrerseits ja bei der Integration bestimmter Persönlichkeitstypen versagt. Gerade dass diese Besonderheiten auf der Ebene der Persönlichkeit angesiedelt sind, schließt ja jede "Anpassung" aus. Die Aufforderung hierzu wird zu Recht als massiver Angriff, quasi als *Mordanschlag* aufgefasst, denn die Aussage ist ja in diesen Fällen nicht "du mußt dich anders verhalten", sondern "du mußt Nicht-Du sein". Was an sich schon wieder ein double bind ist. Alle Versuche, das auf das Verhalten zu reduzieren, sind reine Vorwände.
Ach ja, in meiner Jugend war ich übrigens auch Laing-Fan, bin aber später zu der Auffassung gelangt, dass er bei durchaus guten Ansätzen letztendlich doch unzulässig verallgemeinert. Seine Deutung der Schiziophrenie als "andere Form der Normalität" hat mich zwar theoretisch überzeugt, nachdem ich aber real miterlebt habe, mit welch massivsten Ängsten eine akute Psychose einhergeht, kann ich das nicht mehr als "andere Normalität" wertfrei und gleichberechtigt neben der "normalen Normalität" stehend empfinden.
Aber was die "Störungs"-Definition von Persönlichkeitsstörungen angeht, da sehe ich das nach wie vor so, dass eine Wertung im gesellschaftlich üblichen Sinn Unrecht ist.
Liebe Grüße, Eva

Wenn wir aber nicht die Prävalenz, sondern die Inzidenz von Schizophrenie anschauen, dann könnte es schon einen Unterschied machen.
Ich geh mal davon aus, dass du mit BPD borderline personality disorder meinst (könnte auch bipolar disorder abkürzen), und da glaube ich, dass viel zu wenig differenziert wird.
Hab' selbst auch jahrelang geglaubt, ich hätte Borderline, bin aber jetzt zu dem Schluß gekommen, dass es sich eher um DDnos handelt. Die Symptome sind halt zum Verwechseln ähnlich

Daher *könnte* dein Eindruck, unter SW seien Borderliner gehäuft, sich auch auf die Gruppe der dissoziativen Störungen beziehen.
Wobei der Begriff "Störung" mich schon stört, ich halt's für eine Besonderheit. Aus der man ev. auch was produktives/gewinnbringendes machen kann.
Die alte analytische Theorie kommt ja mit Psychosen (definitionsgemäß) und Persönlichkeitsstörungen (gerfahrungsgemäß) überhaupt nicht zurecht.
Deshalb führt dein Deutungsversuch von "SW als therapeutische Tätigkeit" naturgemäß zur Verwunderung, ob es sich dabei nicht nur um eine Retraumatisierung handelt. Weil du im Freud'schen Rahmen deutest, und Freud'sche Therapie bei Persönlichkeitsstörungen/komplexem PTBS tatsächlich allenfalls eine Retraumatisierung bewirkt.
Wenn du es aber funktionell deutest, siehst, dass SW denjenigen die Möglichkeit zum Erfolg verschafft, denen er von der *soliden* Gesellschaft aufgrund besonderer Eigenschaften, die als "Persönlichkeitsstörung" behauptet werden, ansonsten verwehrt wird, so kann ich darin schon einen therapeutischen Sinn sehen.
Das ist IMHO absolut legitim, denn die Gesellschaft hat ihrerseits ja bei der Integration bestimmter Persönlichkeitstypen versagt. Gerade dass diese Besonderheiten auf der Ebene der Persönlichkeit angesiedelt sind, schließt ja jede "Anpassung" aus. Die Aufforderung hierzu wird zu Recht als massiver Angriff, quasi als *Mordanschlag* aufgefasst, denn die Aussage ist ja in diesen Fällen nicht "du mußt dich anders verhalten", sondern "du mußt Nicht-Du sein". Was an sich schon wieder ein double bind ist. Alle Versuche, das auf das Verhalten zu reduzieren, sind reine Vorwände.
Ach ja, in meiner Jugend war ich übrigens auch Laing-Fan, bin aber später zu der Auffassung gelangt, dass er bei durchaus guten Ansätzen letztendlich doch unzulässig verallgemeinert. Seine Deutung der Schiziophrenie als "andere Form der Normalität" hat mich zwar theoretisch überzeugt, nachdem ich aber real miterlebt habe, mit welch massivsten Ängsten eine akute Psychose einhergeht, kann ich das nicht mehr als "andere Normalität" wertfrei und gleichberechtigt neben der "normalen Normalität" stehend empfinden.
Aber was die "Störungs"-Definition von Persönlichkeitsstörungen angeht, da sehe ich das nach wie vor so, dass eine Wertung im gesellschaftlich üblichen Sinn Unrecht ist.
Liebe Grüße, Eva
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RE: double bind
Ja Eva du hast Recht, ich meinte auch die feine Familie der dissoziativen Störungen und hab es versehentlich mit BPD zu kurz geschlossen, wobei ich eine ähnlich kritische Auffassung vertrete, was den Begriff "Störung" betrifft. Viel naturwissenschaftliches Vokabular mit dem maßlosen Anspruch der Vorhersagbarkeit wurden ja in den sog. "weicheren" Disziplinen angewandt, um u.a. auch einen höheren "Wahrheits"-Gehalt und wissenschaftliche Legitimität auszuweisen. Technisch betrachtet bezeichnet Störung doch die Abweichung und Unvorhersehbarkeit von einem "erwarteten" Vorgang. Womit wir bei der Abweichung sind. Habe gerade einen Zeitungsartikel in der Hand, der davon handelt, wie eine "bockige" aber im Prinzip gesundeTochter von ihren Eltern in die Psychiatrie zwangsinterniert, also eingewiesen wurde und aufgrund (falscher im Sinne erfundener) Diagnosen jahrelang entsprechend falsch behandelt, ja in der Folge erst "krank" gemacht wurde (Lit: Vera Stein, Abwesenheitswelten, Fischer Verlag).
Es scheint wohl die Norm zu sein, daß "Anpassungsunfähigkeiten" mit dem Stempel klinisch versehen werden. Dabei bedeutet "anpassungsunfähig" doch meist, daß man sich kein X für ein U vormachen läßt, also alles andere als Störungen, sondern ein durchaus gesundes Aufbegehren gegen das "falsche" Bewußtsein, das einen so umgibt. Vermutlich hat die erwähnte "bockige" Tochter sich nur dem Anpassungsdruck "an das möglicherweise Falsche" zu entziehen versucht, möglicherweise auch einer DB-Situation mit den Eltern. Dass die X für U und damit Double-Bind-Falle meistens gelingt, verdankt sich ja dem Umstand von Abhängkeiten im Zusammenhang mit dem Aufstellen einer "richtigen" Behauptung bzw. Wahrnehmung (z.B. der Himmel ist blau) und gegenteiligen Auffassungen und Reaktionen, die in der Mehrheit und oft genug herangetragen einschüchternde Wirkung erzielen und die im Prinzip "richtige Wahrnehmung" unterlaufen; dies immer gepaart mit dem Pochen auf das scheinbar "normale" (die Konvention als Machtinstrument) im Sinne der Reagierenden "Nützliche": wenn z.B. die Gegenüber sich darauf geeinigt haben, daß der Himmel kariert ist; im schlimmsten Fall erzeugen Gegenüber Ambivalenzen also Widersprüche im eigenen Handeln oder Sprechen selbst, die man kaum auflösen kann und einen orientierungslos dastehen läßt; die so unterlaufene richtige Selbst-Warnehmung führt also zu Konfusionen, die, wenn man ihnen regelmäßig ausgesetzt ist, vom sog. Abweichler *g*internalisiert werden; erst diese Verinnerlichungen sind m.E. die Ursache für Dissoziationen. Da nach meiner Erfahrung ambivalentes Verhalten in der Umgebung, Umwelt, doch sehr häufig anzutreffen ist, scheinen mir die krank machenden Faktoren doch eher der "Normalzustand" zu sein.
Was die Genese sog. dissoziativer Störungen und die Genese der Psychopathologisierung selbst betrifft, dazu kann die Lektüre von Kernberg, Dulz/Schneider, Joseph Gabel, R. D. Laing, Deleuze, Marianne Krüll, aber auch Erving Goffman zu "Stigma" u.a. sinnvoll sein; einfacher und verständlich, ja zugänglicher sind m.E. folgende Bücher, die sich mit dem fast selbstverständlichen "Terror" im Alltag beschäftigen, wozu eben Double Bind Situationen gehören: die bereits erwähnte Alice Miller "du sollst nicht merken"; Hedda Herwig "Sanft und verschleiert ist die Gewalt" und Marie-France Hirigoyen "Die Masken der Niedertracht", um die Schädlichkeit "gewisser" Kommunikationen vor Augen zu führen, die insbesondere in Abhängigkeitsverhältnissen - Familie, Liebesbeziehung, Freundschaft, Arbeitsplatz - wirksam werden und krank machen können.
Ich denke die DB-Thematik ist in unserem SW Zusammenhang besonders wichtig, da man auch hier regelmäßig diesen Kommunikationen ausgesetzt ist und Konfusionen erleidet. Insbesondere, da unsere Tätigkeit mit körperlichen und emotionalen Grenzen, Fragen der Selbstbestimmung/Fremdbestimmung, sexuelle Integrität bzw. physische Intimität, Selbst-Entgrenzungen, Grenzüberschreitungen eng verwoben ist und unsere Achtsamkeit (erstmal für uns selbst) verdient ja erfordert.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang seit längerem, ob SW als ein Ritual verstanden werden kann, im Sinne eines objektivierten Vorgangs, der die emotional-psychische und physische Selbstentgrenzung, die mit SW einhergeht, in gewisser Weise integrieren kann, wenn sie "richtig" codiert wird. Durch rationale Gedankenführung kann man die körperliche und mentale Seite von SW als Bodywork begreifen, als rituelle Handlung objektiviert auch von Emotionalität entbinden, was viele SW unbewußt auch automatisch tun, was m.E. auch die einzige Lösung ist. Auch Dateanbahnungen verlaufen über Kommunikationen, in gewisser Weise konventionell und ritualisiert.
SW steuern dabei selbst diese Kommunikation aktiv mit, z.B. durch Foren-Beiträge, d.h. man könnte versuchen, Double-Bind Fallen in diesem Zusammenhang zu umgehen, wenn man sie erkennt, sich nicht darauf einzulassen; nur ein Bsp. für DB hier ist die Frage nach der "Wahrhaftigkeit des Genusses eines/einer SW" (wie es Arum im GFE-Thread so schön benannt hat), die thematisiert, angezweifelt, von vielen SW widerum regelmäßig bestätigt wird, ob strategisch und/oder identifikatorisch. Ich finde, daß die Frage der "Wahrhaftigkeit" im Prinzip bei SW unangebracht ist, da es sich eh um eine asymetische Beziehung handelt. Angemessener und plausibel erscheint mir stattdessen der Wunsch bzw. Anspruch einer "freiwilligen" Handlung der bzw. an die SW zu sein. Die Aufgabe einer SW ist es, vornehmlich Lust "zu bereiten"; dies schließt nicht aus, daß SW selbst Lust dabei empfinden können, aber wenn sie lauthals eingefordert wird, erkenne ich in diesem Bestreben meist einen unangemessen Anspruch, verbunden mit einer Verschleierungstaktik; also nicht die Frage nach dem Wohl einer SW steht seitens der Fordernden im Vordergrund, sondern der Wunsch die Asymetrie als Verhältnis unter Gleichen darzustellen, die es im Prinzip ja nicht ist, damit man als Kunde ein gutes "Gewissen" hat, wenn man die Konvention bricht. Es ist kein "Wahrhaftigkeitsnachweis" notwendig (der mir fast mit einem "Liebesbeweis" vergleichbar erscheint), um eine gute, im besten Fall schöne Erfahrung zu machen. Erst durch anmaßende, im Prinzip unerfüllbare Ansprüche, kommunikative Störungen, z.B. Mißtrauen, Fragen, ob eine SW "nur" eine Illusion verkauft, ob alles Lüge u.ä. ist, wird doch der Sinn von SW, der Genuss, versalzen, also das wofür käufliche Lust doch im Prinzip steht.
Es scheint wohl die Norm zu sein, daß "Anpassungsunfähigkeiten" mit dem Stempel klinisch versehen werden. Dabei bedeutet "anpassungsunfähig" doch meist, daß man sich kein X für ein U vormachen läßt, also alles andere als Störungen, sondern ein durchaus gesundes Aufbegehren gegen das "falsche" Bewußtsein, das einen so umgibt. Vermutlich hat die erwähnte "bockige" Tochter sich nur dem Anpassungsdruck "an das möglicherweise Falsche" zu entziehen versucht, möglicherweise auch einer DB-Situation mit den Eltern. Dass die X für U und damit Double-Bind-Falle meistens gelingt, verdankt sich ja dem Umstand von Abhängkeiten im Zusammenhang mit dem Aufstellen einer "richtigen" Behauptung bzw. Wahrnehmung (z.B. der Himmel ist blau) und gegenteiligen Auffassungen und Reaktionen, die in der Mehrheit und oft genug herangetragen einschüchternde Wirkung erzielen und die im Prinzip "richtige Wahrnehmung" unterlaufen; dies immer gepaart mit dem Pochen auf das scheinbar "normale" (die Konvention als Machtinstrument) im Sinne der Reagierenden "Nützliche": wenn z.B. die Gegenüber sich darauf geeinigt haben, daß der Himmel kariert ist; im schlimmsten Fall erzeugen Gegenüber Ambivalenzen also Widersprüche im eigenen Handeln oder Sprechen selbst, die man kaum auflösen kann und einen orientierungslos dastehen läßt; die so unterlaufene richtige Selbst-Warnehmung führt also zu Konfusionen, die, wenn man ihnen regelmäßig ausgesetzt ist, vom sog. Abweichler *g*internalisiert werden; erst diese Verinnerlichungen sind m.E. die Ursache für Dissoziationen. Da nach meiner Erfahrung ambivalentes Verhalten in der Umgebung, Umwelt, doch sehr häufig anzutreffen ist, scheinen mir die krank machenden Faktoren doch eher der "Normalzustand" zu sein.
Was die Genese sog. dissoziativer Störungen und die Genese der Psychopathologisierung selbst betrifft, dazu kann die Lektüre von Kernberg, Dulz/Schneider, Joseph Gabel, R. D. Laing, Deleuze, Marianne Krüll, aber auch Erving Goffman zu "Stigma" u.a. sinnvoll sein; einfacher und verständlich, ja zugänglicher sind m.E. folgende Bücher, die sich mit dem fast selbstverständlichen "Terror" im Alltag beschäftigen, wozu eben Double Bind Situationen gehören: die bereits erwähnte Alice Miller "du sollst nicht merken"; Hedda Herwig "Sanft und verschleiert ist die Gewalt" und Marie-France Hirigoyen "Die Masken der Niedertracht", um die Schädlichkeit "gewisser" Kommunikationen vor Augen zu führen, die insbesondere in Abhängigkeitsverhältnissen - Familie, Liebesbeziehung, Freundschaft, Arbeitsplatz - wirksam werden und krank machen können.
Ich denke die DB-Thematik ist in unserem SW Zusammenhang besonders wichtig, da man auch hier regelmäßig diesen Kommunikationen ausgesetzt ist und Konfusionen erleidet. Insbesondere, da unsere Tätigkeit mit körperlichen und emotionalen Grenzen, Fragen der Selbstbestimmung/Fremdbestimmung, sexuelle Integrität bzw. physische Intimität, Selbst-Entgrenzungen, Grenzüberschreitungen eng verwoben ist und unsere Achtsamkeit (erstmal für uns selbst) verdient ja erfordert.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang seit längerem, ob SW als ein Ritual verstanden werden kann, im Sinne eines objektivierten Vorgangs, der die emotional-psychische und physische Selbstentgrenzung, die mit SW einhergeht, in gewisser Weise integrieren kann, wenn sie "richtig" codiert wird. Durch rationale Gedankenführung kann man die körperliche und mentale Seite von SW als Bodywork begreifen, als rituelle Handlung objektiviert auch von Emotionalität entbinden, was viele SW unbewußt auch automatisch tun, was m.E. auch die einzige Lösung ist. Auch Dateanbahnungen verlaufen über Kommunikationen, in gewisser Weise konventionell und ritualisiert.
SW steuern dabei selbst diese Kommunikation aktiv mit, z.B. durch Foren-Beiträge, d.h. man könnte versuchen, Double-Bind Fallen in diesem Zusammenhang zu umgehen, wenn man sie erkennt, sich nicht darauf einzulassen; nur ein Bsp. für DB hier ist die Frage nach der "Wahrhaftigkeit des Genusses eines/einer SW" (wie es Arum im GFE-Thread so schön benannt hat), die thematisiert, angezweifelt, von vielen SW widerum regelmäßig bestätigt wird, ob strategisch und/oder identifikatorisch. Ich finde, daß die Frage der "Wahrhaftigkeit" im Prinzip bei SW unangebracht ist, da es sich eh um eine asymetische Beziehung handelt. Angemessener und plausibel erscheint mir stattdessen der Wunsch bzw. Anspruch einer "freiwilligen" Handlung der bzw. an die SW zu sein. Die Aufgabe einer SW ist es, vornehmlich Lust "zu bereiten"; dies schließt nicht aus, daß SW selbst Lust dabei empfinden können, aber wenn sie lauthals eingefordert wird, erkenne ich in diesem Bestreben meist einen unangemessen Anspruch, verbunden mit einer Verschleierungstaktik; also nicht die Frage nach dem Wohl einer SW steht seitens der Fordernden im Vordergrund, sondern der Wunsch die Asymetrie als Verhältnis unter Gleichen darzustellen, die es im Prinzip ja nicht ist, damit man als Kunde ein gutes "Gewissen" hat, wenn man die Konvention bricht. Es ist kein "Wahrhaftigkeitsnachweis" notwendig (der mir fast mit einem "Liebesbeweis" vergleichbar erscheint), um eine gute, im besten Fall schöne Erfahrung zu machen. Erst durch anmaßende, im Prinzip unerfüllbare Ansprüche, kommunikative Störungen, z.B. Mißtrauen, Fragen, ob eine SW "nur" eine Illusion verkauft, ob alles Lüge u.ä. ist, wird doch der Sinn von SW, der Genuss, versalzen, also das wofür käufliche Lust doch im Prinzip steht.

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Re: RE: double bind

Du magst schon recht haben, was die Integrationsfähigkeit der Mehrheitsgesellschaft betrifft. Übrigens gibt es in Grossbritannien eine Kultur, die trotz repressiver Sexualmoral gepaart mit einem Klassensystem, es sich offenbar (bislang) leisten konnte, "Querschläger" zu schätzen und nicht nur zu "erdulden". Produktive Egozentriker und Exzentriker, die ihrem Haus Flügel verleihen (es gibt da sehr originelle Vögel, äh ... Erfinder) werden offenbar aufgrund ihrer Individualität und dem Freiheitsspielraum, den sie in einer sie umgebenden repressiven Konvention abbilden, extrem geschätzt, d.h. sie erfüllen eine Projektion und damit symbolisch immerhin den Wunsch, sich aus der eigenen Anpassung wegzuträumen. D.h. man wird nicht stante pede vernichtet, wenn man von der Norm abweicht. Wahrscheinlich fühle ich mich dort deshalb wohler als in Deutschland. In Frankreich werden Intellektuelle, selbst wenn sie nur zu Dorflehrern in der Provinz degradiert werden, immerhin für ihre geistige Leistung bewundert und anerkannt.Aoife hat geschrieben: Wenn du es aber funktionell deutest, siehst, dass SW denjenigen die Möglichkeit zum Erfolg verschafft, denen er von der *soliden* Gesellschaft aufgrund besonderer Eigenschaften, die als "Persönlichkeitsstörung" behauptet werden, ansonsten verwehrt wird, so kann ich darin schon einen therapeutischen Sinn sehen.
In Deutschland und ich schätze auch in der Schweiz und Österreich ist beides undenkbar, so meine Beobachtung. Übrigens: die u.s. amerikanische Gesellschaft (mit ihrer starken Prägung durch einen christlichen Fundamentalismus und Sektierertum) schätzt das "Individuelle" erst ab dem Zeitpunkt, wenn es einen gewissen monetären "Turn-Out" erspielt, auch wenn sie sich sonst als Land von Freiheit und Individualismus preisen. In U.S. sind "Eigenbrötler" zunächst einmal "Loner" und damit Looser und man macht sich an der High School schon verdächtig, wenn man Marilyn Manson hört statt Marilyn Monroe zu huldigen, schwarze Kleidung trägt und kein Baseball spielt alternativ keine Cheerleaders anhimmelt. Kein Wunder, daß es dort so viele Amok-Läufe gibt, mit dieser "Abweichung" steht man schön alleine da. In U.S. ist eben alles ist möglich, die Omnipotenz, äh der Mythos stirbt zuletzt.
Es kursiert ja die Behauptung, daß alle Therapie nur auf "Anpassung" zielt, was bedeutet, daß wenn man in vergleichsweise harmlosen Fällen bspw. die Neurose eines Künstlers erfolgreich therapiert demzufolge seine Kreativität verschwände. In schwerwiegenden Krankheitsverläufen, du hast Psychose selbst erwähnt, ist ja gar nix mehr möglich. Wenn ich bei meinem Beispiel des Künstlers bleibe, ist die zunehmende Isolation die Regel und keine produktive Arbeit, keine Kreativität mehr möglich.
Ich bin keine Psychologin, nur ein Schmetterling, der sich davor hüten muß, daß die Flügel gestutzt werden. Bislang konnte ich es als Wildpferd einigermassen vermeiden, eingeritten zu werden, bin auch nie auf vorgezeichneten Wegen entlang galoppiert, sondern in den Dschungel, abseits der Trampelpfade, also wo zuvor niemand gewesen ist bzw. jmd verlaufen hat


Ich würde es noch steigern wollen: "du darfst nicht du sein"; das ist der eigentlicheMord-Anschlag.Aoife hat geschrieben:Das ist IMHO absolut legitim, denn die Gesellschaft hat ihrerseits ja bei der Integration bestimmter Persönlichkeitstypen versagt. Gerade dass diese Besonderheiten auf der Ebene der Persönlichkeit angesiedelt sind, schließt ja jede "Anpassung" aus. Die Aufforderung hierzu wird zu Recht als massiver Angriff, quasi als *Mordanschlag* aufgefasst, denn die Aussage ist ja in diesen Fällen nicht "du mußt dich anders verhalten", sondern "du mußt Nicht-Du sein". Was an sich schon wieder ein double bind ist. Alle Versuche, das auf das Verhalten zu reduzieren, sind reine Vorwände.
"Art is like a jungle; you ve always to go where you ve never been before" - Shinkichi Tajiri 1923-2009; http://www.shinkichi-tajiri.com/
mit hofnärrischen Grüßen
Ariane

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RE: double bind
Ariane, auch ich sehe das Hauptproblem in der pathologisierenden Bewertung.
Das ist sicher ein ganz großer Fortschritt, den wir der Antipsychiatrie verdanken.
Oder, wie ein Psychiater mir einmal sagte, "Wir behandeln im Grund genommen ein Politikum. Menschen, die die Gesellschaft kaputt gemacht hat, weil sie sie nicht integrieren konnte".
Für mich selbst jedenfalls war es DER Wendpunkt in meinem Leben, als ich erkannte, wie falsch die Bezeichnung "GID" ist (Gender Idendity Disorder - die DSM-IV Bezeichnung für TS, F64.0 in der ICD-10). Tatsächlich war meine GI das Einzige, was in meinem Leben in Ordnung war ... alles Andere war falsch und hat überhaupt nicht dazu gepasst.
Aber - und da kann ich dir nur zustimmen - die Fremdeinflüsse haben mich viel zu lange verunsichert.
Dissoziation ist für meine Begriffe eine völlig natürliche und gesunde Fähigkeit - die es beispielsweise Unfallopfern erlaubt, keinen Schmerz zu spüren. Zur sog. *Disorder* wird sie dann, wenn in der Kindheit (die vulnerable Phase geht bis ca. zum 5. Lebensjahr) je nach individueller Emfänglichkeit ein- oder mehrmals lebensbedrohliche Situationen auftreten, die eine (in diesem Kontext völlig gesunde) Dissotiation erzwingen. So dass das Dissoziieren als bedingter Reflex installiert wird und später im Leben auch dann als "Standartantwort" auftritt, wenn es 'objektiv' gesehen nicht die beste Möglichkeit ist. Wobei das mit 'objektiv' so eine Sache ist, ich meine, wenn es subjektiv als in Ordnung empfunden wird, dann gibt es weder Recht noch Anlaß, eine wie auch immer geartete Behandlung zu fordern. Um SW mal draußen zu lassen und lieber ein anderes Beispiel zu wählen: Warum sollte sich ein Schauspieler, der in der Lage ist zu weinen, ohne traurig zu sein (also Gefühl und Körperfunktion zu dissoziieren), "dagegen" behandeln lassen? Schließlich ist genau das sein Kapital.
Ja, und double bind ist wirklich universell. Gerade deshalb muß da weiter differenziert werden, wenn jede DB-Kommunikation so verheerende Folgen hätte, dann gäbe es ja keine "normal Verrückten", sondern nur noch "verrückt Verrückte". Der Knackpunkt ist IMHO das tertiäre Verbot (das Verbot, unter lebensbedrohlichen Sanktionen, das "Spielfeld" zu verlassen). Fehlt dieses, so ist es eine "normale", alltägliche DB-Situation, aus der ein Entkommen vielleicht mit unangenehmen Gefühlen verbunden, aber grundsätzlich eben möglich ist.
Und schließlich sogar ein therapeutische DB, zum einen nach Watzlawick ein pathogenes DB, das so konstruiert wird, dass es *erwünschte* Folgen hat, für meine Begriffe eine (gelinde gesagt) ziemlich heikle Angelegenheit. Oder eben das therapeutische DB nach Erickson (in http://www.amazon.de/Hypnose-Induktion- ... 286&sr=1-1 ist dem ein ganzes Kapitel gewidmet), bei dem double binds unterschiedlichster Art in rascher Folge angeboten werden, um dem Klienten zu ermöglichen, beim "passenden" zuzugreifen und in die von seinem Unbewußten bevorzugte Richtung auszusteigen. Also genau das Gegenteil vom pathogenen Verbot des Ausstiegs.
Deine Betrachtungsweise von SW als Ritual gefällt mir. Hast du schon mal daran gedacht, dass anstelle von "SW" in deinem Text genauso gut auch "Psychotherapie" stehen könnte?
Wobei zumindest nach J. A. Schaler SW die ehrlichere Variante ist:
http://www.schaler.net/fifth/goodtherapy.html
Liebe Grüße, Eva
Das ist sicher ein ganz großer Fortschritt, den wir der Antipsychiatrie verdanken.
Oder, wie ein Psychiater mir einmal sagte, "Wir behandeln im Grund genommen ein Politikum. Menschen, die die Gesellschaft kaputt gemacht hat, weil sie sie nicht integrieren konnte".
Für mich selbst jedenfalls war es DER Wendpunkt in meinem Leben, als ich erkannte, wie falsch die Bezeichnung "GID" ist (Gender Idendity Disorder - die DSM-IV Bezeichnung für TS, F64.0 in der ICD-10). Tatsächlich war meine GI das Einzige, was in meinem Leben in Ordnung war ... alles Andere war falsch und hat überhaupt nicht dazu gepasst.
Aber - und da kann ich dir nur zustimmen - die Fremdeinflüsse haben mich viel zu lange verunsichert.
Dissoziation ist für meine Begriffe eine völlig natürliche und gesunde Fähigkeit - die es beispielsweise Unfallopfern erlaubt, keinen Schmerz zu spüren. Zur sog. *Disorder* wird sie dann, wenn in der Kindheit (die vulnerable Phase geht bis ca. zum 5. Lebensjahr) je nach individueller Emfänglichkeit ein- oder mehrmals lebensbedrohliche Situationen auftreten, die eine (in diesem Kontext völlig gesunde) Dissotiation erzwingen. So dass das Dissoziieren als bedingter Reflex installiert wird und später im Leben auch dann als "Standartantwort" auftritt, wenn es 'objektiv' gesehen nicht die beste Möglichkeit ist. Wobei das mit 'objektiv' so eine Sache ist, ich meine, wenn es subjektiv als in Ordnung empfunden wird, dann gibt es weder Recht noch Anlaß, eine wie auch immer geartete Behandlung zu fordern. Um SW mal draußen zu lassen und lieber ein anderes Beispiel zu wählen: Warum sollte sich ein Schauspieler, der in der Lage ist zu weinen, ohne traurig zu sein (also Gefühl und Körperfunktion zu dissoziieren), "dagegen" behandeln lassen? Schließlich ist genau das sein Kapital.
Ja, und double bind ist wirklich universell. Gerade deshalb muß da weiter differenziert werden, wenn jede DB-Kommunikation so verheerende Folgen hätte, dann gäbe es ja keine "normal Verrückten", sondern nur noch "verrückt Verrückte". Der Knackpunkt ist IMHO das tertiäre Verbot (das Verbot, unter lebensbedrohlichen Sanktionen, das "Spielfeld" zu verlassen). Fehlt dieses, so ist es eine "normale", alltägliche DB-Situation, aus der ein Entkommen vielleicht mit unangenehmen Gefühlen verbunden, aber grundsätzlich eben möglich ist.
Und schließlich sogar ein therapeutische DB, zum einen nach Watzlawick ein pathogenes DB, das so konstruiert wird, dass es *erwünschte* Folgen hat, für meine Begriffe eine (gelinde gesagt) ziemlich heikle Angelegenheit. Oder eben das therapeutische DB nach Erickson (in http://www.amazon.de/Hypnose-Induktion- ... 286&sr=1-1 ist dem ein ganzes Kapitel gewidmet), bei dem double binds unterschiedlichster Art in rascher Folge angeboten werden, um dem Klienten zu ermöglichen, beim "passenden" zuzugreifen und in die von seinem Unbewußten bevorzugte Richtung auszusteigen. Also genau das Gegenteil vom pathogenen Verbot des Ausstiegs.
Deine Betrachtungsweise von SW als Ritual gefällt mir. Hast du schon mal daran gedacht, dass anstelle von "SW" in deinem Text genauso gut auch "Psychotherapie" stehen könnte?
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Re: RE: double bind
@Ariane:
Hab' deinen neuesten Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen letzten abgeschickt hatte, deshalb dieser "Nachzügler".
Was dazu führen kann, dass beim Ratsuchenden SW vertauenswürdiger sind als *offizielle* Therapeuten (selbst erlebt!).
Liebe Grüße, Eva
Hab' deinen neuesten Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen letzten abgeschickt hatte, deshalb dieser "Nachzügler".
Wohl glücklicherweise nicht "alle Therapie", aber was die kassenfinanzierten und an den Hochschulen gelehrten "Therapien" angeht, so hast du natürlich Recht. Weil ja im Auftrag des Geldgebers therapiert werden muß.Ariane hat geschrieben:Es kursiert ja die Behauptung, daß alle Therapie nur auf "Anpassung" zielt, ...
Was dazu führen kann, dass beim Ratsuchenden SW vertauenswürdiger sind als *offizielle* Therapeuten (selbst erlebt!).
Liebe Grüße, Eva
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"Die Erwachsenen sind für die Kinder da, keineswegs aber die Kinder für die Erwachsenen."
Das ist was ich in meiner Erziehung, meinen Kindern gegenüber als oberstes Gebot beherzigen will.
Wenn dann sorge ich für mich und das wiederrum erfahren die Kinder als Auftanken für mich.
Sorry für den kurzen Ausflug, ich hatte gerade den interssanten Artikel,von Ariane, gelesen und bin begeistert.
Liebe Grüße
Marlena
Das ist was ich in meiner Erziehung, meinen Kindern gegenüber als oberstes Gebot beherzigen will.
Wenn dann sorge ich für mich und das wiederrum erfahren die Kinder als Auftanken für mich.
Sorry für den kurzen Ausflug, ich hatte gerade den interssanten Artikel,von Ariane, gelesen und bin begeistert.
Liebe Grüße
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Ich würde mal von einem Psychologen gefragt : " Welcher Satz ist richtig ? "
1. Ich bin glücklich, wenn meine Kinder glücklich sind !
oder
2. Meine Kinder sind glücklich, wenn ich glücklich bin ?
Ich habe mit 1. geantwortet und das war in seinen Augen falsch.
Damals verstand ich ihn nicht - heute : Ja !
Aber auf der anderen Seite sehe ich eine Wechselwirkung......
LG Melly
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oder
2. Meine Kinder sind glücklich, wenn ich glücklich bin ?
Ich habe mit 1. geantwortet und das war in seinen Augen falsch.
Damals verstand ich ihn nicht - heute : Ja !
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„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe
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Da gebe ich Dir recht. Glück ist IMO die Summe von 1) + 2).Melanie hat geschrieben:Ich würde mal von einem Psychologen gefragt : " Welcher Satz ist richtig ? "
1. Ich bin glücklich, wenn meine Kinder glücklich sind !
oder
2. Meine Kinder sind glücklich, wenn ich glücklich bin ?
Ich habe mit 1. geantwortet und das war in seinen Augen falsch.
Damals verstand ich ihn nicht - heute : Ja !
Aber auf der anderen Seite sehe ich eine Wechselwirkung......
LG Melly
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@ Günter
Muss mich selbst revidieren !
Nummer 2 ist richtig, denn die Frage sagt schon aus - wenn ich glücklich bin , dann sind es auch die Kinder.
- so sind Mutter und Kinder glücklich -
Aber in der Psychologie ist für mich sehr viel im luftleeren Raum, obwohl ich mich für das Gebiet interessiere.
Doch Menschen immer noch nach Freund zu analysieren = lehne ich ab !
LG Melly
Muss mich selbst revidieren !
Nummer 2 ist richtig, denn die Frage sagt schon aus - wenn ich glücklich bin , dann sind es auch die Kinder.
- so sind Mutter und Kinder glücklich -
Aber in der Psychologie ist für mich sehr viel im luftleeren Raum, obwohl ich mich für das Gebiet interessiere.
Doch Menschen immer noch nach Freund zu analysieren = lehne ich ab !
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War das jetzt ein Freund'scher Lapsus?Melanie hat geschrieben:Doch Menschen immer noch nach Freund zu analysieren ...

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