Elisabeth hat geschrieben:..Ich denke, vielen Männern fehlt der Mum, offen und ehrlich auszusprechen, was Sache ist..
Ich denke, in vielen Beziehungen ist der Trotz an die Stelle des Miteinander-Redens getreten, teilweise wird von Anfang an nicht miteinander gesprochen. Man erwartet einfach, dass der Partner automatisch weiß, was man will und was nicht, dass er einem die Wünsche von den Augen abliest oder zumindest den Widerwillen.
Über Wünsche auf der sexuellen Ebene zu sprechen ist dann genauso hoffnungslos wie über die Gefühle zu sprechen, ohne einen Mordskrach heraufzubeschwören.
In diesem Sinne könnte eine Sexworkerin auch als Paartherapeutin sehr gute Arbeit leisten...
Hallo Elisabeth,
Oft ist es der Mumm, ja, meistens aber bloßes Desinteresse, "sich mit der Tussi schon wieder hinstellen zu müssen". Klingt bitter, aber so ist es letzten Endes. Bequemlichkeit und tunliches Vermeiden von Unlustfaktoren sind es, was Männer in Beziehungen unkommunikativ, egozentrisch und wenig problemlösungsorientiert dastehen lässt. "Pascha-Allüren" könnte man dies auch nennen.
Andererseits ist da die Unfähigkeit, Dinge entsprechend zu verbalisieren. Teils, weil man es nicht gelernt hat und nicht gewohnt ist, auf Gefühlsebene zu kommunizieren, teils auch einem archetypischen geschlechtsspezifischen Rollenverständnis zufolge, in deren kausaler Nähe auch die erwähnten Pascha-Allüren angesiedelt sind.
Unaufmerksamkeit dem Partner gegenüber und das Meiden der unausbleiblichen Konflikte sind also gleichermassen eine Folge von Ignoranz, diverser Egoismen und opportunistischer Bequemlichkeit, aber in vielen Fällen auch schierer kommunikativer Inkompetenz.
Letztgenannte betrifft wohlgemerkt beide Geschlechter! Hier finden wir u.a. jene traurigen Beispiele von Beziehungen, wo man sich einfach nichts zu sagen hat und jahrelang stumm nebeneinander dahin vegetiert. Grauenhaft!
Der sich in einem Mordskrach entladende Gefühlsstau hat nicht selten die reinigende Kraft eines heftigen Sommergewitters. Hernach fällt man sich allzuoft in Tränen aufgelöst in die Arme, in weiterer Folge ins Bett, um sich alles das voneinander zu holen, was man so sehr brauchte und vermisste.
Wenn's in einer Beziehung mehr kracht als sonstwas, geht diese Rechnung langfristig nicht auf. Auf Dauer konsumiert dies zuviel Kraft.
Ohne es zu wissen, leisten Sexarbeiterinnen als Beziehungstherapeutinnen unschätzbar wichtige und wertvolle Arbeit! Zahlreiche Männer ziehen den Weg ins Bordell einem außerehelichen Verhältnis vor, weil sie das (durchaus kontroversielle) Gefühl haben, so ihre Frau nicht wirklich zu hintergehen.
Der Mann ist als von Natur aus polygames Wesen mit den gesellschaftlichen Normen der Einehe in den meisten Fällen über- bzw. unterfordert. Die in seinen Genen verankerte sexuelle Triebfeder über Jahre und Jahrzehnte rein monogamistisch zu kanalisieren, schaffen nur sehr wenige. In der Tat so wenige, dass das Sakrament der Ehe m.E. etwas in Frage gestellt ist, aber das nur nebenbei.
Nicht zuletzt dieser Umstand sicherte der Prostitution seit Menschengedenken einen festen Stand innerhalb jeder Sozietät, ganz unabhängig von Gesellschaftsformen, spirituellen und politischen Strömungen und der Hautfarbe. Der Mann als biologische Entität war immer polygam und wird es immer sein. Insoferne dienten Sexarbeiterinnen zu allen Zeiten als wichtiges Regulativ der männlichen Promiskuität.
Davon ausgehend, dass rd. 80% der Männer irgendwann in ihrem Leben Sex mit einer Prostituierten haben, lässt sich die soziale Tragweite erahnen, die ein generelles Verbot der Prostitution nach sich zöge. Die Sexarbeiterin tritt dabei in mehrfacher Hinsicht als Therapeutin in Erscheinung : Erstens bewahrt sie ihren Gast vor anderweitigen Umtrieben, zweitens erfüllt sie ihm allerlei "Sonderwünsche", die er sich daheim i.d.R. abschminken darf, und drittens bringt sie ihn nicht selten auf Ideen, die auch daheim ganz gut ankommen könnten.
LG, Tommy