HIV => AIDS

Hier soll eine kleine Datenbank entstehen, die sich vornehmlich mit über den Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten und dem Schutz vor ihnen beschäftigt
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Zwerg
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RE: HIV => AIDS "Sex-Arbeiterinnen im Plenum"

Beitrag von Zwerg »

Der Welt-Aids-Kongress 2008 in Mexiko-Stadt ist zu Ende. Florian Breitenecker war einer von 25.000 Delegierten und sprach mit Karin Pollack über dringliche Probleme, Therapie und die verschiedenen Gesichter der globalen Epidemie.

Standard: Was waren die Hauptthemen des Kongresses?

Breitenecker: Die Welt-Aids-Konferenz beleuchtet die HIV-Epidemie sehr breit. Neben medizinischen Themen ging es um politische Fragen, die den Zugang zur Versorgung in den verschiedenen Regionen der Welt betreffen. Zwar bekommen immer mehr PatientInnen in der dritten Welt antiretrovirale Therapie, auf einen/eine Patienten/Patientin mit Therapie kommen allerdings zwei bis drei Neuansteckungen pro Jahr. Prävention ist deshalb enorm wichtig.

Standard: Gibt es neue Konzepte?

Breitenecker: Neben Kondomen hat sich die Beschneidung von Männern als effiziente Schutzmaßnahme herausgestellt. Die Infektionen konnten damit um 50 Prozent reduziert werden. Vielversprechend sind außerdem auch neue Mikrobizide - sie töten HIV-Viren in der Vagina.

Standard: Was ist mit der Impfung?

Breitenecker: Da gab es einen herben Rückschlag. Es wird noch sehr lange keine Impfung gegen HIV/ Aids geben.

Standard: Wie groß ist die Kluft zwischen Entwicklungs- und Industrieländern?

Breitenecker: Riesig. In der dritten Welt haben immer noch 70 Prozent keinen Zugang zu Therapie, in der westlichen Welt ist HIV/Aids dank antiretroviraler Therapie eine chronische Erkrankung. Möglicherweise haben HIV-PatientInnen sogar eine normale Lebenserwartung. Ein heißdiskutiertes Thema war hier das Schweizer Statement.

Standard: Was ist das Schweizer Statement?

Breitenecker: Schweizer HIV-ÄrztInnen postulieren darin, dass PatientInnen, die in einer HIV-Therapie sind und bei denen im Zuge deren keine Viruslast nachgewiesen werden kann, als nicht infektiös zu betrachten sind. Das hat heftige Kontroversen entfacht. Denn bislang machen sich HIV-Positive bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ja strafbar. Das Schweizer Statement erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen aber ungeschützten Geschlechtsverkehr, weil das Übertragungsrisiko als minimal erachtet wird. SkeptikerInnen warnen aber davor.

Standard: Gibt es eigentlich neue Arzneien?

Breitenecker: Viele, vor allem solche mit neuen Wirkmechanismen für multiresistente PatientInnen.

Standard: Wie steht es in Afrika?

Breitenecker: Vor allem südlich der Sahara müssen Medikamente zugänglich gemacht werden. Ärzte ohne Grenzen hat aber klargemacht, dass sehr viele Faktoren eine Rolle spielen. Es geht auch um Gesundheitspersonal. Teilweise kommen auf 100.000 PatientInnen nur zwei ÄrztInnen. Viele ÄrztInnen und Krankenschwestern verlassen das Land. Da muss man ansetzen.

Standard: Wie steht es um die Neuinfektionen bei uns?

Breitenecker: Wir verzeichnen einen Anstieg bei MSM (Men having Sex with men). Diskriminierung erschwert den Zugang zu Prävention und Therapie, deshalb sind es vulnerable Bevölkerungsgruppen, die die Epidemie am stärksten triggern: Drogensüchtige, Sexarbeiterinnen. Sie sprachen in Mexiko im Plenum.

Standard: 2010 findet die Welt-Aids-Konferenz in Wien statt.

Breitenecker: Interessant ist, wie sich die österreichische Politik, die die globale HIV-Krise bisher nicht einmal ignoriert hat, darauf einstellen wird. (Karin Pollack, DER STANDARD, Print, 14.8.2008)





Zur Person:

Florian Breitenecker (37) ist HIV-Arzt am AKH Wien und war mit Ärzte ohne Grenzen in HIV-Projekten (Thailand, Malawi) engagiert.

http://diestandard.at/?url=/?id=1218533975774

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Jason
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Forscher legen HI-Viren in Mäusen lahm

Beitrag von Jason »

Will man Aids verhindern, muss man dem HI-Virus das Handwerk legen. Warum nicht einfach seine Gene stummschalten? Das haben Forscher nun bei Mäusen geschafft. Ihr Werkzeug - die noch junge Methode der RNA-Interferenz - hat ein enormes Potential - nicht nur bei Aids.


Cambridge - Wenn HI-Viren ihr Erbgut in die Zelle einschleusen, funktionieren sie diese zur Virenfabrik um. So verbreitet sich das Virus im Körper. Einen neuen Ansatz zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids haben Forscher nun erfolgreich an Mäusen getestet. Wissenschaftler um Premlata Shankar von der Harvard Medical School in Boston im US-Staat Massachusetts schleusten winzige Moleküle, sogenannte siRNAs, in die infizierten Zellen. Diese blockierten indirekt die Virusgene und stoppten somit die Produktion neuer Viren.


Das Verfahren, das sich RNA-Interferenz (RNAi) nennt, ist noch relativ jung und wird derzeit für die Behandlung zahlreicher Krankheiten erprobt. Die Forscher stellten ihre Arbeit im Fachmagazin "Cell" (Bd. 134, S. 1) vor.

Mit Hilfe der RNA-Interferenz lassen sich schnell einzelne Gene stilllegen, zum Beispiel solche, die mit der Entstehung von Krankheiten oder eben der Vermehrung von Viren in Verbindung stehen. Ein Gen wird über eine Zwischenstufe in ein Protein übersetzt - die Messenger-RNA (mRNA). Diese ist ein Transkript des Gens auf der DNA. Normalerweise wird dann auf Basis der mRNA das Protein gebaut. Bringt man aber einen genau zu der mRNA komplementären RNA-Abschnitt in die Zelle - sogenannte siRNA - dann bindet diese an die einsträngige mRNA und bildet einen Doppelstrang. Mit der Folge, dass die mRNA nicht mehr in ein Protein übersetzt werden kann. Das Gen ist somit stummgeschaltet.

Eines der Hauptprobleme bei der Anwendung besteht darin, die siRNA-Moleküle in die Zellen hineinzubringen. Das gelang den Forschern nun, indem sie die Moleküle an einen Antikörper koppelten. Dieser Antikörper bindet an einen Rezeptor der T-Zellen des Körpers - Zellen des Immunsystems, die bevorzugt von dem Aidsvirus befallen werden.

Die Forscher testeten ihr Transportsystem an sogenannten vermenschlichten Mäusen. Durch die Gefäße dieser Tiere floss Blut mit menschlichen Blutzellen. Das gelang, weil in der frühen Entwicklungsphase der Tiere menschliche Blutzellen eingebracht worden waren, die die Zellen anschließend produzierten. Die Wissenschaftler injizierten nun den Antikörper mit dem daran hängenden siRNA-Molekül direkt in die Blutbahn der Tiere.

Zerstörung der T-Zellen wurde gebremst

Der Antikörper lagerte sich an die Zellmembran der menschlichen Blutzellen an, die ihn daraufhin samt der angekoppelten siRNA- Moleküle verschluckten. In den Zellen schalteten sie sowohl mehrere Virusgene als auch ein Zellgen stumm, das einen Rezeptor bildet, der auf der Oberfläche der T-Zellen sitzt und das Eindringen der Viren in die Zellen ermöglicht.

Nun infizierten die Forscher die Mäuse mit HI-Viren. Das Ergebnis: Die ansonsten übliche Zerstörung der T-Zellen wurde gebremst, die Ausbreitung der Viren verhindert. "Infizierte Mäuse, die mit dem siRNA-Mix behandelt wurden, sahen nahezu aus wie die nicht infizierten Kontrolltiere", fasst Premelata Shankar die Ergebnisse zusammen. "Sie hatten zu vernachlässigende Viren-Titer und ihre CD4-T-Zellen blieben erhalten", schreiben die Forscher im Magazin "Cell". In einem zweiten Versuch behandelten die Wissenschaftler bereits infizierte Mäuse mit dem Gemisch von siRNA-Molekülen. Auch dabei drosselte die Behandlung die Vermehrung der Viren und die Zerstörung der CD4-Zellen.

Ein besonderer Vorteil des Verfahrens liege darin, dass man damit auf die ständigen Veränderungen des Virus reagieren könne, so die Forscher weiter. Verändere sich eines der stumm geschalteten Gene durch Mutationen, brauche man nur das siRNA-Molekül dementsprechend anzupassen.

lub/dpa


Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 13,00.html
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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nina777
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Maraviroc von Gerd Fätkenheuer

Beitrag von nina777 »

Tablette entwickelt
Neue Waffe gegen das Aids-Virus


Köln – Maraviroc heißt sie, die neue Hoffnung für HIV-Patienten. Eine kleine Tablette, die der Kölner Forscher Gerd Fätkenheuer mit entwickelt und deren Wirksamkeit jetzt nachgewiesen hat.

Sie hilft nicht nur HIV-Patienten, sondern könnte in Zukunft auch gesunde Menschen vor der Ansteckung mit HIV schützen.

Im Kampf gegen das gefährliche Virus könnte dem Kölner Professor damit ein großer Durchbruch gelungen sein. Der Wirkstoff Maraviroc greift im Unterschied zu anderen Medikamenten nicht direkt das todbringende Virus an, sondern schützt die menschlichen Zellen vor dem Befall.

Das Prinzip ist ganz einfach: Der Wirkstoff blockiert eine Schlüsselstelle - einen so genannten Korezeptor - an die das HI-Virus normalerweise andockt. „Das haben wir uns von der Natur abgeschaut“, sagt Gerd Fätkenheuer. „3 bis 5 Prozent aller Menschen fehlt von Geburt an dieser Korezeptor - und sie können sich nicht mit HIV infizieren.“ Bei Maraviroc haben sich die Forscher dieses Phänomen zu Nutze gemacht.

Bei über 40 Prozent der 1049 Probanden schlug das Medikament in den Tests an, nach 48 Wochen waren keine HI-Viren im Blut mehr nachweisbar. Geheilt sind die Patentien dadurch zwar nicht, die Viren können aber keinen größeren Schaden im Körper mehr anrichten. „Bislang konnten wir das Medikament allerdings nur bei Patienten testen, bei denen andere Therapien nicht mehr geholfen haben“, sagt Gerd Fätkenheuer.

Der Mehrheit der HIV-Patienten kann damit bisher also noch nicht geholfen werden. Die Zulassung fehlt, erst müssen mögliche Nebenwirkungen weiter erforscht werden. Bislang traten aber keine gravierenden auf.

Und die Wunder-Tablette kann wahrscheinlich noch viel mehr. „Es ist möglich, dass sich daraus ein Prophylaxe-Medikament gegen HIV entwickeln ließe“, sagt Fätkenheuer. „HIV-negative Menschen könnten so vor einer Infektion geschützt werden, beispielsweise, wenn sie in einer Partnerschaft mit einem HIV-Patienten leben.“ Bis dahin wird es allerdings noch Jahre dauern.

http://www.express.de/nachrichten/news/ ... 71294.html

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Beitrag von ex-oberelfe »

WOW
Das nenne ich dochmal tolle Neugikeiten.
Man kann nur hoffen, dass sich dieses Medikament gut weiterentwickelt und durchsetzt, das wäre ja wirklich ein grosser Sprung nach vorne.
Freu!!!
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Leider muss ich den aufkeimenden Optimismus ein wenig dämpfen

1.) Maraviroc ist nur zur Therapie bei Infektionen mit dem Virenstamm HIV-1 zugelassen. Das ist ein wichtiger Stamm, aber nicht der einzige, der verbreitet ist.

2.) Eine Prophylaxe mit Maraviroc ist Unsinn. Alleine die möglichen Nebenwirkungen (Leber) verbieten einen Einsatz bei Gesunden.

Mehr Hinweise gibt der Hersteller in seiner Homepage:
http://media.pfizer.com/files/products/ ... aviroc.pdf

Trotzdem ist es ein wichtiger Schritt - aber leider sind noch Viele zu gehen

Christian

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Beitrag von nina777 »

Was Frauen resistent gegen HIV machen könnte

Forscher finden bei widerstandsfähigen Prostituierten eine verändertes Schleimhautsekret

Die Vaginalflüssigkeit von Frauen, die resistent gegen eine Infektion mit HIV
sind, ist anders zusammengesetzt als bei gefährdeten oder infizierten Frauen. Das haben kanadische Forscher bei der Untersuchung kenianischer Prostituierter entdeckt. Das Vaginalsekret der widerstandsfähigen Frauen enthielt zum Teil die achtfache Menge an bestimmten ungewöhnlichen Proteinen, die für die Immunabwehr und die Regulation von Entzündungsreaktionen zuständig sind. Die Entdeckung könnte helfen, neue Ansätze für die Vermeidung oder Behandlung von HIV-Infektionen und Aids zu entwickeln, schreiben die Forscher.

Bei der Untersuchung von 2.000 Prostituierten in Kenia machten die Wissenschaftler mehr als 140 Teilnehmerinnen ausfindig, die gegen eine HIV-Infektion resistent zu sein schienen. Da HI-Viren beim Geschlechtsverkehr über die Schleimhaut im Vaginaltrakt übertragen werden, vermuteten die Forscher, dass es bei den resistenten Frauen dort ungewöhnliche Immunfaktoren geben könnte, die gegen eine Infektion mit HIV schützen. Tatsächlich enthielt die Vaginalflüssigkeit resistenter Frauen im Vergleich zu HIV-infizierten Frauen größere Mengen von Proteinen mit antiviraler und entzündungshemmender Wirkung, zeigte eine Untersuchung der Gebärmutterhalsschleimhaut. Wenn dieser Zusammenhang auch in größeren Stichproben nachgewiesen werden kann, könnten auf der Basis solcher Vaginalproteine ein Mittel entwickelt werden, mit dem HI-Viren bekämpft werden können.

Nach einer meist mehrjährigen Inkubationsphase kann die Ansteckung mit dem HI-Virus zur Immunschwächekrankheit Aids führen, die mit lebensbedrohlichen Infektionen und Tumoren einhergeht. Bereits während der symptomfreien Latenzphase können antivirale Medikamente eingesetzt werden, die die Lebenserwartung der Infizierten steigern. Eine Heilung ist bisher nicht möglich, da die HI-Viren nicht vollständig aus dem Körper entfernt werden können. Der Anteil der HIV-Infizierten liegt im weltweiten Durchschnitt bei etwa einem Prozent der 15- bis 49-jährigen, in einigen afrikanischen Ländern wie zum Beispiel auch Kenia ist die Quote jedoch weitaus höher.

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 95025.html
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Beitrag von nina777 »

Schutz vor Aids scheitert an Pharmakonzernen

Genf (dpa) - Genfer Forscher haben eine vielversprechende Substanz entdeckt, die Frauen als Vaginalgel zum Schutz gegen eine HIV-Infektion benützen könnten. Sie sei billig in der Herstellung, wäre leicht anzuwenden und effizient.

Doch bis jetzt habe sich keine Pharmafirma dazu bereiterklärt, die noch notwendigen klinischen Tests durchzuführen, bedauern die Forscher der Universität Genf.

"Die potenziellen Konsumenten eines Medikaments gegen HIV sind die ärmsten Menschen dieses Planeten", sagte Olivier Hartley von der Abteilung strukturelle Biologie und Bioinformatik der medizinischen Fakultät am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er war an der Entwicklung des Wirkstoffs beteiligt, den die Forscher im US- Fachjournal "PNAS" (Bd. 105, S. 17706) vorstellen. "Die Kaufkraft dieser Menschen ist gering, deshalb ist die Industrie nicht interessiert."

Mit dem in Genf entwickelten Gel hätten Frauen ein Mittel um sich selbst, unabhängig vom Mann, aktiv zu schützen, sagte Hartley. Ein großer Teil der nötigen Untersuchungen wurde bereits am medizinischen Institut in Genf unternommen. So wurde ein Anti-HIV-Mikrobizid entwickelt, dass die Übertragung des Virus beim Affen nachweislich verhinderte, sich jedoch als sehr teuer in der Herstellung erwies. Das Team um Olivier Hartley forschte weiter und entdeckte ein ähnliches Molekül, das nur einen Bruchteil des ersten kosten würde. Eben jenes Molekül mit dem Namen 5P12-RANTES, das sich zur Anwendung in einem Gel eignet.

Die Forschungsgruppe der Universität versucht nun, private Stiftungen und Regierungen für das Projekt zu gewinnen, um die Tests zu finanzieren. Nicht klar ist, ob die Substanz bei einer tatsächlichen Anwendung am Menschen Wirkung zeigen würde. In der Vergangenheit hatten einige Anti-HIV-Mikrobizide im Labor vielversprechende Ergebnisse erbracht, versagten dann aber bei Studien an Menschen.

Die Zahl der im Jahr 2007 neu mit HIV Infizierten beträgt nach Schätzungen des Aids-Bekämpfungsprogramms der Vereinten Nationen UNAIDS 2,5 Millionen. Weltweit lebten im vergangenen Jahr mehr als 33 Millionen Menschen mit dem Virus. Etwa 95 Prozent der Infizierten befinden sich in den Entwicklungsländern und haben keinen Zugang zu Prävention und Behandlung von HIV und AIDS. Medikamente sind teuer, das Kondom wird sozial oft nicht akzeptiert.

11. November 2008

http://www.morgenweb.de/nachrichten/wis ... 01040.html
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Beitrag von nina777 »

Zahl der Aids-Erkrankungen im Nordosten steigt wieder

Allein im ersten Halbjahr 2008 gab es 23 Neudiagnosen

Rostock (ddp-nrd). In Mecklenburg-Vorpommern steigt die Zahl der mit dem HIV-Virus infizierten Menschen. Im vergangenen Jahr sei bei 30 Patienten diese Diagnose gestellt worden, teilte die Landesärztekammer am Dienstag in Rostock mit. In den Jahren zuvor seien es immer um die 25 Erstdiagnosen gewesen. Allein im ersten Halbjahr 2008 waren es 23 Neudiagnosen. Die Sensibilität der Menschen gegenüber der Seuche lasse nach, sagte ein Sprecher der Ärztekammer. Deshalb hat die Kammer gemeinsam mit der Michael-Stich-Stiftung eine Plakataktion gestartet, um Aids wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes leben im Nordosten rund 350 Männer, Frauen und auch etwa fünf Kinder mit dem Aids-Virus. Etwa 200 der aktuell infizierten Patienten hätten den Erreger aus Hochrisikogebieten wie Schwarzafrika und Südostasien. 225 der Betroffenen sind Männer, 80 von ihnen haben sich beim Sex mit anderen Männern angesteckt. Vor allem die Zahl der infizierten Frauen steigt den Angaben zufolge überproportional an. Viele der 125 Patientinnen hätten sich unwissentlich beim Ehepartner infiziert. Etwa 20 Prozent der Neuinfektionen gehen den Angaben zufolge auf heterosexuelle Kontakte zurück.

Bislang sind in Mecklenburg-Vorpommern 50 Menschen an Aids gestorben, allein 2007 waren es 10.

Bundesweit sind etwa 3000 Menschen mit HIV infiziert. Die Dunkelziffer wird auf 20 000 geschätzt. In Deutschland sterben jährlich etwa 5000 Menschen an Aids.

http://www.ad-hoc-news.de/Aktuelle-Nach ... 868750/rss


Mehr HIV-Neuinfektionen in Berlin

Die Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen hat sich in Berlin seit dem Jahr 2000 verdoppelt.

Das geht aus einem Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor, der am Montag im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses vorgestellt wurde. Demnach wurden im vergangenen Jahr in der Hauptstadt 500 Neuinfektionen registriert. Die HIV-Neuinfizierten seien zu 90 Prozent homosexuelle Männer.

Der Anstieg der Infiziertenzahlen sei u.a. darauf zurückzuführen, dass das Risiko der Ansteckung noch immer unterschätzt werde und die Prävention unzureichend sei. Zudem blieben viele Infizierte länger unbehandelt. Dies vergrößere die Ansteckungsgefahr, so das Institut.

Auch die steigende Zahl von Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie z.B. Syphilis erhöhe das HIV Ansteckungsrisiko. Insgesamt wird die Zahl der in Berlin lebenden HIV-Infizierten auf 10.000 geschätzt.

In der Hauptstadt streiten derzeit Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung um die künftige Finanzierung der Versorgung dieser Patienten. Hintergrund ist, dass ab Januar die sogenannte Aids-Pauschale wegfallen soll. Dadurch sehen die HIV-Schwerpunktpraxen die ambulante Versorgung ihrer Patienten in Gefahr.

Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) hat für Dienstag Vertreter beider Seiten zu einem Gespräch eingeladen. Sollte es keine Einigung geben, drohte sie juristische Schritte an.

http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/ ... 658.html[b][/b]
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Marc of Frankfurt
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Nichtmedizinische Probleme

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Individuelle und soziale Folgen einer HIV-Infektion:


HIV-Positive: Bei Kündigungen immer die ersten



Die Schauplätze, auf denen sich die Diskriminierung von HIV-Positiven weiterhin abspielt, sind im täglichen Leben unzählig viele. Sozialarbeiterin Sandra Schleicher über einen ganz wichtigen Punkt, die Arbeitswelt: "Nur ein geringer Teil meiner Klientinnen hat Arbeit. Es wird berichtet, dass HIV-Positive bei Kündigungen und bei einem allfälligen Stellenabbau immer die ersten ist."

Nichts von Erkrankung sagen. Und dann ist da die Frage, was sagt man beim AMS? Die Sozialarbeiterin, die naturgemäß mit jenen Betroffenen zu tun hat, die sich in einer besonders schlechten Situation befinden: "Wenn die Betroffenen noch im Arbeitsprozess sind und eine gute Chance haben, ist es wohl besser, sie sagen nichts von ihrer Situation. Manche Arbeitsplätze in manchen Branchen bekommen sie dann nämlich gar nicht mehr angeboten." Andererseits, sind die Chancen auf eine Rückkehr in die Arbeitswelt bereits schlecht, kann ein klares Wort auch helfen.

Beziehung zerbrochen. Für den Einzelnen aber ist die Mitteilung, dass er mit dem Immunschwächevirus infiziert ist, weiterhin schlichtweg eine Katastrophe. Sandra Schleicher. "Erst vor kurzem war eine etwa 30-jährige Frau bei mir. Sie ist über die Familienplanung mit ihrem Partner zur Untersuchung gegangen und draufgekommen, dass sie HIV-positiv ist. Die Beziehung ist dann auch zerbrochen."

AIDS = Drogen und Prostitution. Schlimm: HIV-Positive werden wegen ihrer Infektion unterschwellig immer noch mit Drogen, Prostitution bzw. mit dem "Verschulden" einer Infektion in Verbindung gebracht. Noch schwieriger ist die Situation ländlichen Raum. Die Sozialarbeiterin: "Sich in einer Dorfgemeinschaft, zum Beispiel in Niederösterreich oder im Burgenland zu outen, ist schon ein Problem. Und auf der Bezirkshauptmannschaft sitzt dann halt der Nachbar..." Aids ist niemals nur ein medizinisches Problem.

http://www.kleinezeitung.at/magazin/wel ... 2/index.do





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Beitrag von nina777 »

HIV dringt auch durch gesundes Vagina-Gewebe

Durch intakte Haut kommen HI-Viren nicht - dachten Forscher bislang. Irrtum. Die Viren schaffen es sogar, durch gesundes Vaginalgewebe in den Körper einzudringen. Sie nutzen dabei Lücken aus, die entstehen, wenn sich die Hautzellen in der Gewebeoberfläche der Vagina erneuern.

Der Aidserreger HIV kann auch direkt durch das gesunde Gewebe der Vagina in den Körper eindringen und dort Immunzellen attackieren. Mediziner um Thomas Hope der Northwestern University in Chicago haben herausgefunden, dass er durch Lücken tiefer ins menschliche Gewebe vordringen kann.

Bislang dachten die Forscher, dass eine intakte Hautoberfläche in der Vagina eine unüberwindliche Barriere gegen das Virus sei und dieser sich beispielweise über kleine Hautverletzungen in der Scheide ausbreite. Offensichtlich aber gebe es mehrere Wege, über die das HI-Virus in den Körper gelangt, kommentierten die Forscher ihre Ergebnisse auf der Jahresversammlung der amerikanischen Gesellschaft für Zellbiologie in San Francisco.

Die Forscher präparierten Gewebe von Frauen, das bei Gebärmutterentfernungen anfiel. Dieses Gewebe brachten sie mit markierten HI-Viren in Kontakt. Den Viren hatten sie eine Molekülstruktur angeheftet, die sie zum Leuchten bringen konnte - und konnten somit den Weg der Erreger im Gewebe verfolgen.

Nach rund vier Stunden hatten sich die HI-Viren bis in eine Gewebetiefe von rund 50 Mikrometern vorgearbeitet. Diese Distanz entspricht ungefähr der Dicke eines menschlichen Haars. In dieser Tiefe, so folgern die Forscher, kommen die Viren mit den verschiedenen Zellen des Immunsystems in Kontakt, befallen T-Zellen und Makrophagen und breiten sich weiter aus.

Die Viren nutzen vermutlich die Erneuerungsprozesse der Vaginalwand, um in das Gewebe vorzudringen. Dort schuppen sich die oberen Hautzellen ab und lockern damit den Zellverband auf. Die Folge: Wasser und damit auch Viren können eindringen.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Erkenntnisse über den Infektionsweg des Aidserregers bei der Entwicklung von Salben und Impfungen gegen den Erreger helfen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 48,00.html
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Achtung mediale Verunsicherung?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Entwarnung:

-= ? =-


Neu scheint m.E. lediglich der jetzt neu herausgefundene zelluläre Mechanismus der Ansteckung zu sein.

Altbekannt ist doch, dass bei GV ohne Kondomschutz eine HIV-Übertragung möglich und wahrscheinlich ist.

Die altbekannte Aussage "Ausreichender HIV-Schutz vor Ansteckung durch die schützende Barriere gesunder Haut" scheint m.E. aber nicht ins Wanken gebracht worden zu sein durch diese Studie.

(Wer findet den Link zur Studie?)

Wichtig ist doch die Unterscheidung zwischen den Klassen der verschiedenen Hauttypen:
- Oberhaut
- Schleimhaut

Nur Schleimhaut ist durchlässig für HI-Viren.



Homepage des Wissenschaftlers:
http://www.feinberg.northwestern.edu/ig ... HopeT.html





Schöner BBC Bericht:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/health/7785124.stm

Vorgängerforschungsarbeit
Initial events in establishing vaginal entry and infection by human immunodeficiency virus type-1:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entre ... 00m,isrctn





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mutierter Toll-like-Rezeptor7 begünstigt AIDS

Beitrag von nina777 »

30.01.2009

Risiko für Aids steckt in den Genen

BERLIN (eb). Wie ein Mensch auf eine Infektion mit dem HI-Virus reagiert, ist bereits in seinen Genen festgelegt. Das berichten Forscher von der Charité und dem Robert-Koch-Institut. Eine entscheidende Rolle komme den Toll-like-Rezeptoren zu. Sie sind für das Erkennen und die Abwehr von Bakterien und Viren im Körper zuständig.


Das HI-Virus aktiviert diese Rezeptoren, die als Reaktion darauf verschiedene interzelluläre Botenstoffe freisetzen. Manche dieser Stoffe bekämpfen das Virus. Andere tragen jedoch auch zu dessen Verbreitung im Körper bei. Die Studie zeigt, dass eine bestimmte Mutation des Toll-like-Rezeptors 7 die Freisetzung der Botenstoffe entscheidend beeinflusst. (Studie wird in AIDS 23, 2009, 297 veröffentlicht.)

So ist Interferon-alpha für die Bekämpfung der Viren zuständig. Bei Menschen mit der betreffenden Genmutation wird Interferon-alpha aber in deutlich geringerem Maße freigesetzt. Die Folge: Die HIV-Infektion kann sich so schneller ausbreiten und die Krankheit erreicht wesentlich früher das Endstadium.

In Zusammenarbeit mit einer großen Berliner HIV-Schwerpunktpraxis haben die Forscher insgesamt 1279 Studienteilnehmer untersucht, 734 davon waren HIV-positiv. Ein Viertel aller Probanden wies die spezielle Mutation des Toll-like-Rezeptors 7 auf. Bei denjenigen, die die Mutation aufwiesen, verlief die Krankheit deutlich schneller. Außerdem hatten diese Patienten eine höhere Viruslast.

Es ist bereits länger bekannt, dass HIV-Infektionen bei Männern und Frauen unterschiedlich verlaufen. Dass das Gen des Toll-like-Rezeptors 7 auf dem X-Chromosom liegt, bestätigt diese Erkenntnis. Auffällig ist, dass in der Studie 44,4 Prozent der HIV-positiven, aber nur 17,9 Prozent der HIV-negativen Frauen das veränderte Gen in sich trugen. Das könnte bedeuten, dass die Träger der Mutation empfänglicher für die Infektion sind, vermuten die Wissenschaftler.

Toll-like-Rezeptoren sind bereits seit längerem dafür bekannt, dass sie auch bei anderen Infektionskrankheiten die Immunreaktion und den Verlauf stark beeinflussen. So weiß man, dass zum Beispiel bei Hepatitis C oder Tuberkulose genetische Variationen dieses oder des eng verwandten Toll-like-Rezeptors 8 entscheidend für die Erkrankungshäufigkeit und den klinischen Verlauf sind.

Die Berliner schauen sehen dank ihrer Ergebnisse neue Perspektiven für HIV-Patienten. So können man Risikopatienten rechtzeitig erkennen und eventuell besser behandeln. Auch könnten die Toll-Like-Rezeptoren ein potenzieller Angriffspunkt für eine Impfung gegen das HI-Virus sein, so die Forscher.

http://www.aerztezeitung.de/medizin/fac ... genen.html
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Melanie
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Vaginalgel

Beitrag von Melanie »

"Genfer Forscher haben eine vielversprechende Substanz entdeckt, die Frauen als Vaginalgel zum Schutz gegen eine HIV-Infektion benützen könnten. Sie sei billig in der Herstellung, wäre leicht anzuwenden und effizient."

- ich denke gerade weil sie billig in der Herstellung ist bzw. wäre - ist keine Pharmaindustrie an der Herstellung interessiert.
Dort zählen die Einnahmen. Natürlich verkaufen sich Medikamente bei HIV oder AIDS erkrankten Menschen wesendlich teurer.

Forschung und Pharma sind leider oft kontra.
Während die Forschung oft sogar auf Spenden angewiesen sind - wachsen die Einnahmen der Pharmaindustrien.

Ein ähnliches Beispiel ergibt sich bei Psychopharmaka`s die sehr teuer verkauft werden ( die Herstellung ist auch dementsprechend teuer ) . Dabei helfen andere nicht psychotropen Substanzen meistens sogar besser.

Wäre die Herstellung zum Schutz vor HIV teuer - kann man auch noch teurer verkaufen - aber so sieht die Pharmaindustrie keine Vorteile für sich, das heißt kein höheren Gewinn.

Leider lebt die Pharmaindustrie nun mal von erkrankten Menschen.
Während die Forschung daran interessiert ist Krankheiten " aus zurotten ".
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
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Steve
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Beitrag von Steve »

Ja Melanie .. jetzt weißt auch wieso meine Lebenseinstellung so orientiert ist, wie ichs dir geschrieben hab :-)
Es ist sinnlos nach der wahrheit zu suchen, wenn die Welt voller Lügen ist.

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Beitrag von Melanie »

@ Steve - das hat jetzt damit nichts zu tun !!!

Deine Lebenseinstellung findet im Kopf statt.

Sei lieb umarmt Melly
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Beitrag von nina777 »

23.02.2009

Radioimmuntherapie:

Tumormedikament für Aids-Patienten
Ein Wirkstoff aus der Krebstherapie schlägt möglicherweise auf bei HIV-Infizierten an

Einen neuen Therapieansatz für Aids-Patienten haben US-amerikanische Forscher bei Laborversuchen erarbeitet. Dabei wandten sie eine Methode an, die bislang in der Krebsbehandlung eingesetzt wird. Die Wissenschaftler des Albert Einstein College of Medicine an der Yeshiva University in New York packten bestimmte Zellen der Körperabwehr – so genannte Antikörper – auf radioaktive Substanzen. Diese Stoffe sollten gezielt die mit dem Aids-Errger HIV infizierten Zellen zerstören.

Das als Radioimmuntherapie bezeichnete Verfahren setzen Ärzte bereits bei der Behandlung von Krebs ein. Das Prinzip stützt sich auf die Tatsache, dass jeder Typ von Antikörper darauf programmiert ist, genau einen Typ von Antigen im Körper zu finden. Antigene befinden sich auf der Oberfläche von Zellen. Wird also ein bestimmter Antikörper mit radioaktivem Material behandelt, kann er ganz gezielt Zellen ausschalten. Das soll Nebenwirkungen wie Beschädigungen von anderem Gewebe vermeiden. Eine derart gezielte Behandlung ist derzeit mit anderen Formen der Radiotherapie nicht möglich.

"Wir zielen nicht auf die Viruspartikel selber", erklärt Ekaterina Dadachova, die die RIT Forschung am Einstein College leitet, "sondern auf die Zellen, die ein HI-Virus angreift, den Lymphozyten. Diese Zellen im Körper sprechen besonders auf radioaktive Behandlung an". Ein weiterer Vorteil der Methode: Das verwendete radioaktive Material, Bismuth-213, hat nur eine geringe Halbwertszeit und ist nach vier Stunden fast vollständig abgebaut. Die Laborversuche mit menschlichen Zellen und Mäusen liefen so vielversprechend, dass die Forscher jetzt die nächste Versuchsstufe zur Effektivtät und Sicherheit bei der Behandlung von HIV-Infizierten vorbereiten.

http://www.gesundheitpro.de/Radioimmunt ... 08513.html
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certik
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RE: HIV-Therapie macht Fortschritte

Beitrag von certik »

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 61,00.html

HIGHSPEED-EVOLUTION
HI-Virus entkommt durch schnelle Mutation

Immunabwehr ohne Folgen: Weil sich HI-Viren schnell verändern können, entkommen sie immer wieder den Abwehrreaktionen des Menschen. Diese "Hochgeschwindigkeits-Evolution" haben britische Forscher jetzt untersucht.

Paris - In rund 33 Millionen Menschen haben sich die HI-Viren schon eingenistet. Sobald sie sich Zugang zum menschlichen Körper verschafft haben, sind sie nicht mehr zu besiegen. Nach durchschnittlich zehn Jahren entwickelt ein HIV-Infizierter die Immunschwächekrankheit Aids - trotz aller Abwehrstrategien des Immunsystems. Forscher von der britischen Universität Oxford haben jetzt an unterschiedlichen HI-Viren untersucht, mit welchen Mechanismen sie der natürlichen Immunabwehr des Menschen entkommen. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature".

Die Viren mutieren demnach extrem schnell und kommen so genetischen Veränderungen des Menschen zuvor, die zu einem natürlichen Schutzschild gegen den tödlichen Erreger werden könnten. "Das Ausmaß der globalen HIV-Epidemie gibt uns die einmalige Möglichkeit, den evolutionären Kampf zwischen einem wichtigen Virus und dem Menschen zu untersuchen", sagte Studienleiter Philip Goulder. Die Viren machten eine "Hochgeschwindigkeits-Evolution innerhalb weniger Jahrzehnte" durch, so Goulder: "Sogar in der kurzen Zeit, die HIV erst beim Menschen vorkommt, weicht es unseren Mechanismen der natürlichen Immunkontrolle immer wieder effektiv aus."

Die Forscher untersuchten die Erbinformationen und Virusstränge von 2800 HIV-Infizierten aus Nordamerika, der Karibik, Europa, Afrika, Australien und Japan. Sie konzentrierten sich dabei vor allem auf die Gene, die für den Aufbau der sogenannten menschlichen Leukozyten-Antigene (HLA-Gene) zuständig sind. Diese Gene kontrollieren bestimmte Proteine, die innerhalb des Immunsystems quasi eine Alarmfunktion haben. Sie melden Eindringlinge wie etwa Viren an T-Zellen. Die T-Zellen, wichtiger Teil der menschlichen Immunabwehr, spüren das Virus auf und vernichten es.

Seit das HI-Virus vor mehr als 25 Jahren bei Menschen als Aidserreger identifiziert wurde, fiel auf, dass die Krankheit bei einigen Infizierten schneller, bei anderen langsamer ausbricht. Dies führen Experten auf genetische Merkmale zurück: Nur ein kleiner Unterschied im Erbmaterial - das Vorhandensein einer günstigeren Variante eines HLA-Gens - kann demnach dazu führen, dass der Ausbruch der Krankheit länger hinausgezögert werden kann.

HLA-B 51 etwa ist nach Angaben der Universität Oxford eines der erfolgreichsten HLA-Gene, die HIV kontrollieren. Doch die Viren sind dem menschlichen Abwehrmechanismus mit Gegenwehr voraus: Sie entwickeln eine spezielle Mutation und können so schon kurz nach der Infektion vor der Immunantwort des menschlichen Körpers entkommen. Diese von den Wissenschaftlern als "Flucht-Mutation" bezeichnete Veränderung kann dann von einem auf andere Viren übergehen.

"Rund 96 Prozent der HIV-positiven Menschen mit dem HLA-B-51-Gen haben die "Flucht-Mutation", heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Oxford. "In Japan, wo das HLA-B 51-Gen relativ häufig vorkommen, tritt die 'Flucht-Mutation' sogar bei 66 Prozent der HIV-Positiven auf, die kein HLA-B 51 haben." In Großbritannien und Afrika, wo die HLA-Variante deutlich seltener vorkomme, falle auch die Zahl Träger der speziellen Mutation auf zwischen 15 und 25 Prozent.

"Man könnte die Ergebnisse als schlechte Nachricht auffassen, dass das Virus den Kampf gewinnt", sagte Goulder. "Aber das ist nicht unbedingt der Fall. Es könnte auch sein, dass andere Immunantworten zum Zug kommen, sobald sich das Virus verändert, die sogar effektiver sein könnten."
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nina777
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Beitrag von nina777 »

16.3.2009

Antikörper-Schrotflinte hält Aids-Viren in Schach

Ist es ein neuer Ansatz gegen die Immunschwächekrankheit Aids? Wissenschaftler haben herausgefunden, warum bei manchen HIV-Positiven die Krankheit nur sehr langsam voranschreitet: Die Patienten haben eine breite Palette von Antikörpern gegen das Virus im Blut.


Zehn bis zwanzig Prozent aller HIV-Infizierten können die Viren schlagfertig bekämpfen: In diesen Patienten entwickelt sich die Krankheit nur sehr langsam. Mit welchen Mitteln das Immunsystem dieser Menschen arbeitet, haben Forscher nun herausgefunden. Daraus könnte sich ein neuer Ansatz für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Aids entwickeln.

Geht es nach Johannes Scheid und Michel Nussenzweig von der Rockefeller University in New York, war die seit 25 Jahren andauernde Suche nach einer HIV-Impfung zu eindimensional. Bislang waren Forscher auf der Suche nach der magischen Kugel gegen das Virus, sprich: dem einen Super-Antikörper, der das Virus unschädlich macht.

Scheid und Nussenzweig haben die Antikörper von sechs HIV-positiven Patienten untersucht, die zu denjenigen Patienten gehören, bei denen die Krankheit nur sehr langsam voranschreitet. Die Forscher fanden heraus: Nicht mit einer einzigen magischen Kugel erledigt deren Immunsystem die Eindringlinge, sondern mit der Schrotflinte. Das Virus wird von einem bunten Mix Hunderter verschiedener Antikörper attackiert. Einzeln genommen richten sie wenig aus. Im Team aber sind sie äußerst wirksam.

Antikörper werden vom Immunsystem nach dem Kontakt mit einem Krankheitserreger gebildet. Es sind Proteine, die sich ganz spezifisch an große Moleküle auf der Oberfläche des Eindringlings anhaften. So machen sie machen ihn entweder direkt unschädlich oder markieren ihn für Fresszellen des Immunsystems.

Antikörper gegen HI-Viren zu bilden, ist sehr schwierig, da sich die Viren immer wieder verändern. Nur eine Stelle bleibt relativ stabil: das Hüllenprotein gp140. Ohne dieses Protein kann das HI-Virus nicht an die Immunzellen andocken und sich in ihnen vervielfältigen. In früheren Studien wurden künstlich vier extrem wirksame Antikörper hergestellt, die an gp140 ansetzen und die Viren zerstörten - jedoch scheiterten alle Versuche, den menschlichen Körper zur Produktion dieser Antikörper zu bringen.

Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature" berichten, gingen sie einen anderen Weg. "Wir wollten etwas anderes versuchen", sagte Nussenzweig. "Wir versuchten, das zu reproduzieren, was im Körper des Patienten vor sich ging." Die Forscher untersuchten etwa 502 Antikörper aus dem Blut der sechs Patienten. Dabei fanden sie 433 Antikörper, die das gp140-Protein angriffen. Zwar waren die Antikörper einzeln genommen nur schwach wirksam und viel weniger wirksam als die vier künstlich hergestellten Antikörper gegen gp140. Im Verbund aber erwiesen sie sich als äußerst effektiv. Die natürlichen Antikörper erkannten zudem eine größere Bandbreite an HI-Virenstämmen. "Dies sollte zum Nachdenken anregen, wie eine effektive Impfung möglicherweise aussehen sollte", sagt Nussenzweig.

Eine breite Antikörper-Mischung könnte nach Meinung der Forscher daher der richtige Ansatz für künftige HIV-Impfungen sein. Sie wäre flexibler und würde bei Veränderungen der Virenstruktur nicht so schnell an Wirkung verlieren.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 42,00.html

http://www.nature.com/nature/journal/va ... 07930.html
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Beitrag von nina777 »

27.3.2009

Forscher filmen erstmals Aids-Viren beim Sprung von Zelle zu Zelle

Sie töten sie nicht nur, sie missbrauchen sie auch noch: HI-Viren breiten sich im Körper aus, indem sie befallene Immunzellen dazu bringen, weitere, gesunde Zellen zu infizieren. Erstmals haben Forscher die Viren bei ihrem heimtückischen Treiben filmen können.


HI-Viren legen nach und nach die Immunabwehr des Körpers lahm. Sie befallen ausgerechnet die Zellen, durch die sie eigentlich bekämpft werden sollen: T-Lymphozyten. Die gängige Vorstellung ist die, dass freie Viren sich im Körper ausbreiten und nacheinander Zellen befallen. Doch offenbar ist die Vermehrungsstrategie des Virus noch viel perfider: Bevor es die Immunzellen tötet, missbraucht es sie noch, um weitere Zellen zu befallen.

Dieser Übertragungsweg war Wissenschaftlern bereits bekannt. Allerdings war weder der Mechanismus dieses Hüpfens von Zelle zu Zelle bislang genau untersucht, noch war klar, welche Rolle dies für die Verbreitung der Viren im Körper spielt.

Wissenschaftler um Benjamin Chen und Wolfgang Hübner von der Mount Sinai School of Medicine im US-Bundesstaat New York haben nun erstmals in Zellkulturen filmen können, wie die Viren diesen Übertragungsweg nutzen - und wie effektiv sie das tun. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Science" berichten, waren sie von der Geschwindigkeit und der Effizienz dieses Infektionsweges überrascht: Innerhalb von nur vier Stunden bildete ein Viertel der HIV-positiven Zellen Verbindungen zu nicht infizierten Zellen aus. Und bei einem Großteil dieser Kontakte (80 Prozent) sprangen die Viren dann tatsächlich von Zelle zu Zelle über - im Schnitt innerhalb von nur 82 Minuten.

Chen und Hübner konnten den Vorgang sichtbar machen, weil sie an einem modifizierten HI-Virenstamm eines der Viren-Proteine - "gag" - mit einem grünen Fluoreszenzstoff markiert hatten. Das gag-Gen des HI-Virus wird übersetzt in Proteine, die nötig sind für den Aufbau der Virenhülle. Bereits im vergangenen Jahr hatten Forscher mit Hilfe von markierten gag-Proteinen die Geburt neuer HI-Viren in Zellen filmen können. Dabei fanden sie heraus, dass ein HI-Virus innerhalb von sechs Minuten zusammengebaut wird.

Chen und Hübner beobachteten, wie sich in der infizierten Zelle an der Kontaktstelle eine polförmige Struktur ausbildete (siehe Video). Diese "virologische Synapse" funktioniert laut Wolfgang Hübner genauso wie Viren Zellen befallen. Dazu haben sie einen Protein-Schlüssel auf ihrer Oberfläche, mit dem sie an ein Protein-Schloss an den Immunzellen andocken. Bei der Zell-zu-Zell-Übertragung veranlasst das Virus die befallene Zelle also, viele Schlüssel zu produzieren und an einem Punkt der Zellmembran zu konzentrieren. Anschließend heftet sie sich mit dem gleichen Schlüssel-Schloss-Prinzip an die unbefallene Zelle an - und infiziert sie.

Hübner und Chen verfolgten nach Ausbildung der Synapse die Bewegungen der markierten Proteine. "Wir beobachteten schnelle Bewegungen des HIV-gag am Zell-zu-Zell-Kontakt", sagte Hübner im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Sie konnten sehen, wie sich an den Synapsen grün fluoreszierende Knospen ausbildeten, die dann von der anderen Zelle aufgenommen wurden. Hübner: "HIV wird freigegeben und von der uninfizierten Zelle geschluckt." Dabei nutzen die Virenpartikel für den Zellübergang offenbar das Verbindungs- und Stützprotein Aktin. Als die Forscher den Stoff Cytochalasin D hinzu gaben, der Aktin blockiert, wurde die Zell-zu-Zell-Infektion unterbunden. Freie HI-Viren jedoch konnten die T-Zellen weiterhin befallen.

Chen und Hübner vermuten, dass der Infektionsweg über die Zell-Synapsen im Körper eines HIV-Positiven eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen könnte. "Dieser Infektionsweg ist sehr effizient - zudem sind T-Zellen einfach dafür gemacht, miteinander zu interagieren", sagte Hübner. Zukünftige Impfstoffe gegen Aids sollten diesen Übertragungsweg berücksichtigen, schreiben die Forscher. So könnte eine Strategie im Kampf gegen Aids sein, die Synapsenbildung zwischen befallenen und unbefallenen T-Lymphozyten zu unterdrücken.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 91,00.html
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Beitrag von nina777 »

26. März 2009

HIV/AIDS im Fadenkreuz der Gentherapie

Patienten mit einer HIV-Infektion (HIV = Human Immunodeficiency Virus) wurden in einer aktuellen Studie[1] dahingehend untersucht, ob sich mit einer Gentherapie die Anzahl der HI-Viren reduzieren und das Immunsystem stabilisieren lässt. Im Ergebnis konnte eine Abnahme der Viruslast nach Ablauf von rund neun Monaten festgestellt werden; die Anzahl der für die Immunabwehr wichtigen T-Helferzeller war im Verlauf der gesamten Studie erhöht. Spezifische Nebenwirkungen der Gentherapie wurden nicht beobachtet.


Eine Ansteckung mit HIV führt unbehandelt zu einer fortschreitenden Schwächung des Immunsystems, welches dann irgendwann nicht mehr in der Lage ist, Krankheitserreger abzuwehren und das Entstehen von Tumoren zu verhindern. In diesem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit spricht man von AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome). Dank der Kombinationsbehandlung mit modernen Arzneimitteln (HAART, Highly Active Anti-Retroviral Therapy) hat ein HIV-Infizierter heute – im Vergleich zu noch vor fünfzehn Jahren – gute Chancen, viele Jahrzehnte trotz seiner Infektion zu leben. Allerdings müssen diese antiviralen Medikamente lebenslang eingenommen werden, haben teilweise schwere Nebenwirkungen und zudem besteht die Gefahr, dass die HI-Viren resistent gegen die Therapie werden. Denn die heutigen Medikamente können die Viren lediglich in Schach halten, aber nicht ausrotten. Aus diesen Gründen läuft die Suche nach neuen Behandlungsansätzen weiterhin auf Hochtouren.

In der aktuellen Gentherapiestudie wurde zunächst 74 HIV-Infizierten Knochenmark entnommen. Die Forscher haben daraus bestimmte Stammzellen – die Vorläufer von T-Helferzellen – isoliert. Diese T-Helferzellen wiederum sind es, die das HI-Virus im Infektionsverlauf reduziert. Der Mensch wird infolgedessen anfällig für Infektionen und die Ausbildung von Tumoren. Bei einem Teil der 74 Patienten wurden die entnommenen Zellen im Reagenzglas mittels eines Virus mit einem zusätzlichen Gen versehen. Die übrigen Teilnehmer erhielten eine Placebo-Behandlung. Das eingefügte therapeutische Gen enthielt die genetische Information für das Ribozym OZ1. Ribozyme sind quasi „molekulare Scheren“, die bestimmte Gene zerschneiden und dadurch inaktivieren können. Das Ribozym OZ1 zerstört ein ganz bestimmtes Gen des HI-Virus, das für dessen Vermehrung in den T-Helferzellen erforderlich ist.

Sowohl Sicherheit als auch grundsätzliche Wirksamkeit dieser Gentherapie konnten in der beschriebenen Studie gezeigt werden. Durch das Einschleusen eines einzigen Gens in die Blutstammzellen konnte die Vermehrung der HI-Viren beeinträchtigt werden. Allerdings war die Wirksamkeit in diesem Ansatz geringer als bei den derzeit bereits verfügbaren anti-retroviralen Therapien. Ein Grund dafür, dass die Anzahl der Viren in den Patienten nicht deutlich stärker zurückging, könnte sein, dass nur ein sehr kleiner Teil der Vorläuferzellen gentherapeutisch behandelt worden war. Würde man in künftigen Studien vor der Rückführung der veränderten Zellen zunächst alle im Rückenmark noch verbliebenen unveränderten Vorläuferzellen durch eine chemotherapeutische Behandlung oder eine Bestrahlung zerstören, gäbe es anschließend nur noch die gentherapeutisch veränderten Zellen. Eine wesentlich bessere Wirksamkeit könnte die Folge sein.

Das Potenzial einer Stammzelltherapie zur Bekämpfung von HIV-Infektionen hatten deutsche Wissenschaftler im November 2008 gezeigt[2]: Ein HIV-Patient der Berliner Charité hatte zur Behandlung seiner Leukämie eine Knochenmarktransplantation erhalten. Zufälligerweise war der Knochenmarkspender Träger einer Mutation im Bauplan für CCR5, einem Eiweiß auf der Oberfläche von T-Helferzellen. Da die HI-Viren CCR5-Moleküle zum Eindringen in die T-Helferzellen benötigen, verleiht ein mutiertes CCR5-Gen eine Immunität gegenüber der Infektion. Bei diesem bisher einzigen Patienten wurden über einen Zeitraum von bisher 600 Tagen keine Viren mehr festgestellt. Eine vergleichbare Behandlung wäre allerdings für einen breiten Einsatz nicht geeignet, da für die meisten Patienten kein geeignetes Spenderknochenmark mit eben dieser genetischen Besonderheit verfügbar wäre. Zudem sind Knochenmarktransplantationen mit erheblichen Risiken für die Patienten verbunden.

Beide Studien zeigen aber das grundsätzliche Potenzial einer Gentherapie bzw. kombinierten Gen-/Stammzelltherapie gegen HIV auf. So ist es denkbar, einem HIV-Infizierten Knochenmarkzellen zu entnehmen, deren CCR5-Gene anschließend im Reagenzglas ausgeschaltet werden. Dies könnte über genetische Vektoren oder aber über Oligomere wie siRNA (small interfering RNA), Antisense-RNA oder Ribozyme erfolgen. Auf diesem Gebiet ist allerdings noch viel Grundlagenforschung erforderlich. Molekularbiologische Kenntnisse der HIV-Infektion und moderne biotechnologische Methoden bieten jedoch eine gute Basis, um das Arsenal zur Bekämpfung von HIV-Infektionen zu erweitern und vielleicht eines Tages die derzeit erforderliche lebenslange antiretrovirale Therapie durch eine einmalige Behandlung abzulösen und HIV-Patienten möglicherweise sogar zu heilen.


Literaturtipps:

1 Mitsuyasu et al., Phase II gene therapy trial of an anti-HIV ribozyme in autologous CD34+ cells, Nature Medicine, 2009, Vol. 15, pp. 285-292
2 Hütter et al., Long-term control of HIV by CCR5 Delta32/Delta32 stem-cell transplantation, The New England Journal of Medicine, 2009, Vol. 360, pp. 692-698

http://www.vfa.de/vfa-bio-de/vb-patient ... rapie.html
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