Zehn kleine Mägdelein

Alles, was sonst nirgendwo reinpaßt - hier paßt es garantiert rein...
klein ralfi
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Zehn kleine Mägdelein

Beitrag von klein ralfi »

Zehn kleine Mägdelein

Zehn kleine Mägdelein, dachten am Strich ist´ s fein.
Sus´ Pimp schlitzt sie von unten auf,
dann warn´ s nur noch neun.

Neun süße Mägdelein, koksten schon mal bei Nacht
Swiid´ sniffte halt zuviel davon,
somit warn´s nur noch acht.

Acht zarte Mägdelein, zogen zu den Dieben,
klein Sandras´ Herz ward schnell gestohln´
danach warn´s nur noch sieben

Sieben frohe Mägdelein bei einer Chemo-Hexe,
Jasminchen flog das Hirn davon,
somit warns´ nur noch Sechse.

Sechs wilde Mägdelein, die dachten sie wärn´ reif,
Ein Junky warf Lill vom Balkon,
somit warn´ es dann feif.

Fünf junge Mägdelein im Hardcore-Klub auf Bier,
Klein Laura tat man Stoff hinein,
und jetzt sind s´ nur mehr vier.

Vier schnelle Mägdelein kannten schon Vielerlei,
Marie, biss dann nen´ John ins Glied,
dann waren’s´ nur noch drei.

Drei kalte Mägdelein warn´ auf der Polizei,
Renatchen ließ man nicht mehr weg.
So waren’s letztlich zwei.

Zwei Zucker-Mägdelein die hatten lange Beine,
ein Schizo zuckte darob aus,
so blieb dann nur mehr eine.

Das letzte - Gottes - Mägdelein, sie wollt´ nun in den Himmel,
drum gab sie sich den „golden Schot“,
und kriegt Glocken-Gebimmel.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Um ehrlich zu sein, bin ich damit nicht wirklich glücklich! Gerade auf sexworker.at ist keines der Themen "Drogen" "Mord" "Polizeiwillkür" "Alkoholismus" und schon gar nicht "Zuhälterei" ein Spaßthema! Es hat sich bereits eine UserIn an mich gewandt, die es ähnlich sieht und dem Beitrag ablehnend gegenüber steht.

Soweit ich mich erinnern kann war von "Lyrik, den Göttinnen der Liebe gewidmet" die Rede - im obigen Beispiel kann ich persönlich den Zusammenhang nicht erkennen.

Es wäre interessant, wenn SexarbeiterInnen selbst ihre Meinung zu dem geposteten "Gedicht" kund tun würden.

Christian

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nina777
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Beitrag von nina777 »

Finde es krass was Du unter Lyrik verstehst!

Ich dachte Du wolltest uns was Gutes tun in Form von Gedichten oder Ähnlichem ?

Aber dieses find ich echt echt daneben!!!

Entspicht auch meiner Ansicht nicht dem Niveau von Sexworker.at

LG Nina
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klein ralfi
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Beitrag von klein ralfi »

nun geschmäcker sind verschieden. oberelfe etwa, hat sich köstlich darüber amüsiert. und: kunst ist oder sollte eine freie sache sein. manche fühlen sichvielleicht von einer lyrik dieser art attackiert oder provoziert. das finde ich schade, denn aber so ist es nun einmal. man kann es nicht allen recht machen. natürlich habe ich unzählige andere texte, werde mir aber nun gut überlegen, was ich hier einstelle, wenn überhaupt. letztlich schenken göttinen der liebe nicht nur der liebe, sondern erleben auch allen anderen möglichen schönen und weniger schönen dinge.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Und gegen diese unschönen bzw. weniger schönen Dinge treten wir auf! Wir versuchen etwas dagegen zu tun - und wir machen uns eher selten lustig über sie.

Ein "Gedicht" in welchem es darum geht, dass SexarbeiterInnen der Reihe nach sterben ist nicht in unserem Sinne.

Ich bin auch überzeugt, dass das Kinderlied "10 kleine Negerlein" am afrikanischen Kontinent eher wenig belächelt wird....

Christian

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Aoife
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RE: Zehn kleine Mägdelein

Beitrag von Aoife »

Danke Christian, du sprichst mir aus der Seele!

Trotzdem, um sachlich zu bleiben, ich hab' mir schon ziemlich überlegt, was mich an dem Gedicht eigentlich so stört. Im Grund hab' ich ja nichts gegen Provokation in der Kunst. Aber ich find', zu irgenswas Positivem sollte es schon führen können, rein destruktiv gefällt mir nicht. Also: Eine Publikumsbeschimpfung, die die "fette Faulheit" des selbstgefälligen Auditoriums auf die Schippe nimmt, macht mir wenig aus, ein Herumreiten auf alten und nicht so alten Traumata der Zielgruppe hingegen öffnet für meine Begriffe keine neuen künstlerischen Horizonte. Diese "Kunst" vollbringt ja unsere bürgerliche Gesellschaft ganz von alleine Tag für Tag, dazu braucht es keine speziellen Künstler.

Liebe Grüße, Eva
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Beitrag von cora5556 »

Ich habe das Gedicht eben gelesen und ich muss sagen, ich finde es ziemlich makaber. Kunst asoziiere ich mit etwas schönem, ansprechenden, das kann ich aber bei diesen Versen nicht finden. Tut mir leid, ich kann nicht einmal darüber lächeln aber vielleicht liegt das auch an mir, meinem eventuell beschränkten Horizont oder ich bin einfach zu antiquiert.

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JayR
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RE: Zehn kleine Mägdelein

Beitrag von JayR »

:icon_toilet

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Angel_friend
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Beitrag von Angel_friend »

Hats noch nicht mal fertiggelesen und hatte schon einen schalen (Nach)Geschmack.

Es hat mir zu viel mit traurigen Realitäten zu tun, dass ich über das lachen kann - tut leid.

Kunst kommt nicht (nur) von können. Ich kanns nicht als Kunst sehen. Ist nur ein (schlechter?) Witz.

:074 :077

Provozieren wollen, und dann bei Kritik schmollen ....

moritz
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Beitrag von moritz »

Da spring ich mal volle Kanne zwischen die Stühle. Selbst kunstschaffend, kann ich die grundlegende Einstellung hier nicht teilen, ist ja aber auch kein Kulturforum...trotzdem entspricht das abgelieferte Verslied nicht den Ankündigungen...
Kunst kennt keine Tabus, kann aber trotzdem auch freundlich an die Sache rangehen...mann, ist das schwierig...eigentlich dachte ich, die Zeiten seien vorbei, in denen das Publikum entrüstet von der Vernissage stürmt.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

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moritz hat geschrieben:mann, ist das schwierig...eigentlich dachte ich, die Zeiten seien vorbei, in denen das Publikum entrüstet von der Vernissage stürmt.
Hi Moritz

Ich habe mit dem "Gedicht" nicht so ein großes Problem (obwohl ich es entbehrlich halte) - ich habe ein Problem damit es hier auf sexworker.at zu sehen! Stelle Dir vor, eine SexarbeiterIn ist auf der Suche nach Hilfestellung und sie stolpert darüber - sie hat vielleicht gerade eine KollegIn durch Drogen - oder eine Gewalttat verloren - Auch wenn es im Forum nicht offen ersichtlich ist - wir haben oft Trost- bzw. Ratsuchende im Board. Frauen (und Männer) die sich dann per Mail oder Telefon an mich oder eine(n) unserer ModeratorInnen wenden. Personen die im Forum nicht einmal aufscheinen, aber trotzdem mitlesen.

Es ist schwierig, wie Du richtig sagst! Aber auf der anderen Seite sollte auch die Zeit vorbei sein, wo man seine (in dem Fall negative) Meinung nicht zum Ausdruck bringen darf.

Wie auch immer: Ich persönlich finde Reime über getötete SexarbeiterInnen nicht sonderlich geschmackvoll und lehne diese Verse (hier auf sexworker.at besonders) ab.

Christian

moritz
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Beitrag von moritz »

Will ja nicht chatten, aber: Ist halt der Punkt. Kunst bietet selten Hilfestellung, sondern rührt an. Ich selbst habe den totesten Bekanntenkreis, den man sich vorstellen kann, habe mit den Folgeschäden des Babystrichs gearbeitet, kenne genügend Drogentote, Aidsverstorbene und Vergewaltigte...passt dann wahrscheinlich alles nicht zueinander.
Kunst ist keine Beratung, ein Gedicht wird stets nur zum Denken auffordern, niemals Lösungen offerieren, ist ja keine "Gebrauchsanweisung"...
Auch wenn es "Kunst" ist, gehört´s halt nicht hierhin.

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Lucy
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Beitrag von Lucy »

kunst darf nicht alles. vor allem nicht noch mehr verschrecken. und hier schon gar nicht.

klein ralfi
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Beitrag von klein ralfi »

zwerg hat hier mit der "hilfesuchenden frau" einen guten punkt angeschnitten. wobei sich dabei die frage stellt, ob ein menschkind in nöten, sich in diesem rahmen mit lyrik auseinandersetzen würde. ich bin lediglich ein künstler (maler) der ein wenig prosa und lyrisches schreibt. zum thema sexarbeit und den damit verbundenen schicksalshaften wendungen zum guten und weniger guten habe ich einiges an prosa und gedichten geschrieben, die eigentlich für literarische foren gedacht waren und auch in verschiedenen präsentiert wurde. auf grund der schweren erkrankung meiner frau habe ich seit jahren ausschliesslich beziehung zu sex-worker(innen) und ich habe diese entscheidung im einzelnen selten bereut. aus diesen erfahrungen und den vielen geschichten, die mir die frauen erzählten, entstand zwangsläufig ein kleines literarisches portfolio. teils moderne texte, gedichte und prosa. meine jahrelange freundschaft zur oberelfe hat ebenfalls immens viel dazu beigetragen. nun - es mag sein, dass ein spezialforum wie dieses, dass zwerg mit sehr viel hingabe und opfern aufgebaut hat und dessen sinn und zweck ich nur applaudieren kann, keine geeignete bühne für meine texte ist.

nehmen wir aber den text unter die lupe, dann ist er nicht amüsant, sondern ganz im gegenteil, er warnt vor drogen, alkohol u.v.a.m., er hat also in meinen augen auch ein wenig etwas von einigen appellen, auf sich aufzupassen, wie etwa einen bogen um männer zu machen, die eine frau finanziell ausbeuten etc., etc.!

wenn der text "am ende des tages" von der mehrheit abgelehnt wird werde ich diesen gerne löschen.

nun was die göttinnen der liebe betrifft, gebe ich euch auch gerne mal eine kostprobe, die einer dieser wunderbaren frauen gewidmet ist. der text gehört zur modernen literatur mag also manchen schwer verständlich sein, weil er sich einer empfindungssprache bedient, die völlig neue wortschöpfungen (neologismen und okkasionalismen) verwendet:

___________________________________________________

Raubkätzchen 1.


Lärmlos pfotet sie nike-besohlt torwärts:
via meterweise grünigen Lackbeton.
Cocadosend: noch einmal leicht geschlürft = light.
(Um nicht gar gewichtig zu enden).

Wendig eingeschmiegt: graziles Menschentier,
in die sanften Fänge meines sehnenden Torsos.
Warme Flaumwangen harren meiner Lippen,
bieten süßen Duft mir:= rascher Atmer.

Zahnweiß bleckt, lacht angesteckt.
Warmtauig feuchtet sanfter Zungenmund um mich:
Noch erst kopfwärts, doch schon versprochen:
die barhaute Schönheit als Geschenk.

klein ralfi
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Beitrag von klein ralfi »

          Bild
Lucy hat geschrieben:kunst darf nicht alles.
was ist alles? und ist diese kleine lyrik tatsächlich etwas beängstigendes, lucy?

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mandala87
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Beitrag von mandala87 »

 
 Es wäre interessant, wenn SexarbeiterInnen selbst ihre Meinung zu dem geposteten "Gedicht" kund tun würden.
Hi, kann sein, dass mir Background-Info fehlt, da ich momentan kaum online bin und in der letzten Zeit immer nur mal schnell durch's Forum gehuscht während die Cents durch meinen Counter im Internetcafé fielen...


Bin kein Kunstkenner, habe mich gefragt "ist d a s Kunst"? Bin mir da nicht sicher... ich finde das Gedicht unschön, es gefällt mir nicht, aber es ist l e b e n s n a h !!!

So sehe ich das...
Liebe Grüsse,
mandala87

klein ralfi
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Beitrag von klein ralfi »

danke M87, um nichts anderes geht es dabei und das habe ich in meinem posting um 14:37 zu erklären versucht. die kleine lyrik hat nichts mit spott oder lustigmachen zu tun, sie illustriert ausschnitte aus dem leben von 10 wunderbaren und naiven mädchen, die jede auf ihre weise durch pech etc. von ihren freundinnen "entfernt" wurden. nach wie vor ist in dem text auch ein ganze litanei von warnungen enthalten, wie man "es" nicht machen soll. dass einige das hier mit anderen augen lesen und auch missverstehen könnten ist völlig klar.

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Marc of Frankfurt
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Rettung des Kunstverständnisses

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Also sollten wir das Gedicht ins Sicherheitsforum verschieben ;-)

www.sexworker.at/sicherheit

klein ralfi
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Beitrag von klein ralfi »

ich sehe, dass die mehrheit hier der meinung ist, dass der text für das forum unpassend ist. ich ersuche zwerg es dann doch wohl besser zu löschen. thxs

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mandala87
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Beitrag von mandala87 »

Fände ich sehr schade, wenn das Gedicht gelöscht würde!

Gleich wie man es betrachtet, regt es imho zum Nachdenken an...


Somit hat es doch seinen Sinn getroffen, oder nicht? ;)
Liebe Grüsse,
mandala87