Interview mit einer Sexarbeiterin
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- PlatinStern
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- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
Interview mit einer Sexarbeiterin
Spreeblick: Bezeichnest du dich selbst als Prostituierte?
Nora: Nein, diesen Begriff mag ich nicht. Am ehesten gefällt mir Hure. Ich nehme mir ein Wort, das eigentlich abwertend gemeint ist und werte es um.
Spreeblick: Wie bist du Hure geworden?
Nora: Über meine feministische Deutsch-LK-Lehrerin bin ich auf EMMA und Alice Schwarzer gestoßen, für die Prostitution bekanntlich patriarchale Gewalt darstellt. Diese Meinung habe ich auch innerhalb meiner Familie glühend verfochten. Gleichzeitig hatte ich einen ziemlichen Landei-Komplex.
Spreeblick: Landei-Komplex?
Nora: Ich komme aus einem kleinen Dorf und hatte dort immer das Gefühl, das Leben ziehe an mir vorbei. Ich war mir sicher, dass es anderswo Menschen wie mich geben müsse. Als ich dann nach Berlin gezogen bin, war gerade die Prostitution für mich ein Bereich, der mir das Gefühl gab, mich emanzipieren zu können. Über EMMA war mir die Hurenorganisation Hydra ein Begriff, Hydra saß in Berlin, auf deren Homepage habe ich von dem Frauenfrühstück gelesen. Dort war ich einige Male. Was mir damals noch nicht ganz klar war: unbewusst bin ich dort mit Sicherheit nicht einfach so hingegangen. Das Thema Prostitution hätte mir keine Ruhe gelassen. Bei den Treffen waren außer mir nur Prostituierte und ich habe dadurch natürlich viele verschiedene Einblicke auf verschiedene Prostitutionsbereiche bekommen.
Spreeblick: Welche verschiedenen Prostitutionsbereiche?
Nora: Es gibt nicht die Prostitution. Es gibt gegensätzliche Welten darunter. Manche stürzen von einer Abhängigkeit in die andere und zerrütten ihr sexuelles Selbstbewusstsein. Dann hatte ich beispielsweise eine Kollegin, die hat das drei Jahre lang völlig begeistert gemacht und dann aufgehört. Sie ist zuvor zehn Jahre lang in ihrer Ehe regelrecht sexuell verachtet worden. Da ist es völlig egal, was Alice Schwarzer über die theoretische Ebene des Patriarchats sagt, subjektiv hat diese Frau legitim ihre absolute Befreiung dadurch erlebt.
Spreeblick: Wie ging es dann für dich weiter?
Nora: Ich habe natürlich mit den Hydra-Frauen gesprochen, dann habe ich mich für eine Einstiegsberatung angemeldet. Die war wie eine sehr kritische Jobbörse. Unter anderem wurde mir gesagt, ich müsste mir vorstellen können, mit jedem dritten Mann, der mir begegnet, zu schlafen.
Spreeblick: Gern mit jedem dritten Mann zu schlafen? Oder es zu ertragen?
Nora: Die männliche Vorstellung ist ja, dass Frauen nur Sex haben, wenn sie wirklich Lust darauf haben. Tatsächlich gibt es eine breite Motivationspalette. „Mir war langweilig, der sah nett aus, ich musste mir meinen Marktwert beweisen“ …
Spreeblick: … „der wollte so gerne.“
Nora (lacht) : Ja, genau. „Bitte, bitte.“ Auf meine Situation bezogen heißt das: Auch wenn ich nicht ausdrücklich Lust auf Sex habe und den Kunden nicht anziehend finde, kann mir die Begegnung gut gefallen.
Spreeblick:Wie ging es nach der Beratung weiter?
Nora: Am Ende des Gesprächs bekam ich zwei Adressen, das eine Bordell lag am anderen Ende von Berlin, das andere in meiner Nähe, also habe ich mich bei dem in meiner Nähe gemeldet. Und das ist das, wo ich auch noch immer bin.
Spreeblick: Du bist jetzt 23 und arbeitest seit zwei Jahren dort. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Nora: Ich arbeite einmal pro Woche, von 10 bis 16.30 Uhr.
Spreeblick: Wieviel verdienst du?
Nora: Für eine halbe Stunde bekomme ich 44 Euro, für 45 Minuten 66 Euro, für eine ganze Stunde 88 Euro. Die meisten Männer buchen eine halbe Stunde und zahlen dafür 80 Euro, von denen 36 Euro an den Laden gehen.
Spreeblick: Auf der Homepage des Bordells, in dem du arbeitest, wird der Anteil, den der Laden einbehält, dargestellt, es wird auf Gesundheitsrisiken hingewiesen, an potenzielle Bewerberinnen gerichtet wird geschrieben, dass eine finanzielle Notlage keine gute Voraussetzung für die Tätigkeit ist - alles also recht transparent. Und doch hat die Seite eine etwas billige Anmutung durch den Sprachstil.
Nora: Mich strengt der Ton unserer Seite auch an, der ist wirklich sehr süßlich. Sicherlich entsteht dieser Ton aus einer Verlegenheit heraus, es gibt keine Kultur anders, alternativ und balanciert zu schreiben jenseits des billigen Sich-verkaufen-Wollens.
Spreeblick: Die meisten Schriftsteller verheben sich ja auch ganz gewaltig an Sexszenen.
Nora: Es gibt sogar eine Auszeichnung in England für die schlechteste Sexszene jedes Jahr.
Spreeblick: Ich habe, wenn ich über Sex geschrieben habe, meist einen sehr beschreibenden Ton gewählt. Dazu gab es dann Reaktionen wie: „das ist ja furchtbar, das ist viel zu trocken, das ist traurig.“
Nora: Du hast sicherlich diese Rückmeldung deshalb bekommen, weil die Leute von der Literatur das Gleiche erwarten wie von der Prostitution, nämlich eine Projektionsfläche für ihre eigene Idealvorstellung.
Spreeblick: Zurück zu dir. Wie lief dein erstes Mal mit einem Freier ab?
Nora: Ich war vorher im Bad und habe mich geschminkt. Dann habe ich einen Lachkrampf bekommen: „Mein Gott, ich kann das wirklich machen.“ Der Kick war gewaltig. Der erste Freier war auch total unerfahren und der normalste Kunde, den ich jemals hatte. So normal, dass ich ihn sofort vergessen habe. Beim zweiten Mal kam es mir schon so vor, als würde ich es ewig machen.
Spreeblick: Und was ist mit dem körperlichen Ekel?
Nora: Ich habe generell eine hohe Ekelschwelle. Außerdem habe ich gelernt, die Freier dahin zu lenken, wo ich sie haben will. Manchmal gibt es dennoch ein Gefühl der Abgegessenheit und Mechanik und einen Gedanken wie: „Uh, schon wieder dieser Spermageruch“.
Spreeblick: Mir ist der Übergang vom Interesse zur eigentlichen Tätigkeit noch nicht ganz klar geworden. Die meisten Frauen, die ich kenne, haben zwar Interesse an dem Thema Prostitution. Der Gedanke, selber als Prostituierte arbeiten zu wollen, kommt im Rahmen dieser Beschäftigung mit dem Thema jedoch nicht auf.
Nora: Ich kann nicht den einen Beweggrund ausmachen. Mein Bild von Prostitution war eben auch durch meinen Landeikomplex bestimmt. Ich hatte beispielsweise einen Partner, der mir von seinen Besuchen bei Prostituierten erzählt hat. Das war ein Mensch mit einer Heroinvergangenheit, der dadurch, dass er sich die schönen Frauen zusammenkaufen konnte, die Bestätigung seiner Männlichkeit, vielleicht sogar einen Machtkick erlebt hat. So hat er das an mich heran gebracht. Nicht als Zeichen seines Niedergangs oder als traurigstes Symptom seines Gossendaseins - sondern als Triumphmoment.
Spreeblick: Also als etwas Positives.
Nora: Ja. Und dieser Freund hat durch seine Halbwelt-Existenz eben genau meinen Komplex bedient. Wenn ich einen Grund nennen müsste, dann wäre es die permanente Versicherung meiner Freiheit. OK, ich könnte es auf drei Gründe runterbrechen: Ich bin erstens etwas anfällig für diesen Besonderheitskick, ich finde es ganz toll, ein besonderes Leben zu haben. Das könnt Ihr klein drucken und in Klammern setzen.
Spreeblick: Also dieser Besonderheitskick als erstes. Und sonst?
Nora: Vor dem Hintergrund meiner Akademiker-Großfamilie, die strenge Werte in mich eingebleut hat, ist es eben die Versicherung meiner Freiheit, ich erlaube mir, viel Geld mit einer Arbeit zu verdienen, die mir viel Spaß macht. Also nicht dieses: „Es ist dann köstlich gewesen, wenn es Blut und Tränen gekostet hat.“ Mich von diesen Leistungskopplungen zu trennen, das ist sehr wichtig für mich weiterhin. Drittens ist es ein Job, der in ganz vielen Punkten meines Lebens wie ein Brennglas funktioniert, ich fühle mich reifer. Ich befinde mich in Situationen, in denen ich weiß: „Wenn du jetzt keine Grenzen ziehst, dann macht es niemand mehr. Und dann infizierst du dich mit dem und dem.“
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Nora: Nein, diesen Begriff mag ich nicht. Am ehesten gefällt mir Hure. Ich nehme mir ein Wort, das eigentlich abwertend gemeint ist und werte es um.
Spreeblick: Wie bist du Hure geworden?
Nora: Über meine feministische Deutsch-LK-Lehrerin bin ich auf EMMA und Alice Schwarzer gestoßen, für die Prostitution bekanntlich patriarchale Gewalt darstellt. Diese Meinung habe ich auch innerhalb meiner Familie glühend verfochten. Gleichzeitig hatte ich einen ziemlichen Landei-Komplex.
Spreeblick: Landei-Komplex?
Nora: Ich komme aus einem kleinen Dorf und hatte dort immer das Gefühl, das Leben ziehe an mir vorbei. Ich war mir sicher, dass es anderswo Menschen wie mich geben müsse. Als ich dann nach Berlin gezogen bin, war gerade die Prostitution für mich ein Bereich, der mir das Gefühl gab, mich emanzipieren zu können. Über EMMA war mir die Hurenorganisation Hydra ein Begriff, Hydra saß in Berlin, auf deren Homepage habe ich von dem Frauenfrühstück gelesen. Dort war ich einige Male. Was mir damals noch nicht ganz klar war: unbewusst bin ich dort mit Sicherheit nicht einfach so hingegangen. Das Thema Prostitution hätte mir keine Ruhe gelassen. Bei den Treffen waren außer mir nur Prostituierte und ich habe dadurch natürlich viele verschiedene Einblicke auf verschiedene Prostitutionsbereiche bekommen.
Spreeblick: Welche verschiedenen Prostitutionsbereiche?
Nora: Es gibt nicht die Prostitution. Es gibt gegensätzliche Welten darunter. Manche stürzen von einer Abhängigkeit in die andere und zerrütten ihr sexuelles Selbstbewusstsein. Dann hatte ich beispielsweise eine Kollegin, die hat das drei Jahre lang völlig begeistert gemacht und dann aufgehört. Sie ist zuvor zehn Jahre lang in ihrer Ehe regelrecht sexuell verachtet worden. Da ist es völlig egal, was Alice Schwarzer über die theoretische Ebene des Patriarchats sagt, subjektiv hat diese Frau legitim ihre absolute Befreiung dadurch erlebt.
Spreeblick: Wie ging es dann für dich weiter?
Nora: Ich habe natürlich mit den Hydra-Frauen gesprochen, dann habe ich mich für eine Einstiegsberatung angemeldet. Die war wie eine sehr kritische Jobbörse. Unter anderem wurde mir gesagt, ich müsste mir vorstellen können, mit jedem dritten Mann, der mir begegnet, zu schlafen.
Spreeblick: Gern mit jedem dritten Mann zu schlafen? Oder es zu ertragen?
Nora: Die männliche Vorstellung ist ja, dass Frauen nur Sex haben, wenn sie wirklich Lust darauf haben. Tatsächlich gibt es eine breite Motivationspalette. „Mir war langweilig, der sah nett aus, ich musste mir meinen Marktwert beweisen“ …
Spreeblick: … „der wollte so gerne.“
Nora (lacht) : Ja, genau. „Bitte, bitte.“ Auf meine Situation bezogen heißt das: Auch wenn ich nicht ausdrücklich Lust auf Sex habe und den Kunden nicht anziehend finde, kann mir die Begegnung gut gefallen.
Spreeblick:Wie ging es nach der Beratung weiter?
Nora: Am Ende des Gesprächs bekam ich zwei Adressen, das eine Bordell lag am anderen Ende von Berlin, das andere in meiner Nähe, also habe ich mich bei dem in meiner Nähe gemeldet. Und das ist das, wo ich auch noch immer bin.
Spreeblick: Du bist jetzt 23 und arbeitest seit zwei Jahren dort. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Nora: Ich arbeite einmal pro Woche, von 10 bis 16.30 Uhr.
Spreeblick: Wieviel verdienst du?
Nora: Für eine halbe Stunde bekomme ich 44 Euro, für 45 Minuten 66 Euro, für eine ganze Stunde 88 Euro. Die meisten Männer buchen eine halbe Stunde und zahlen dafür 80 Euro, von denen 36 Euro an den Laden gehen.
Spreeblick: Auf der Homepage des Bordells, in dem du arbeitest, wird der Anteil, den der Laden einbehält, dargestellt, es wird auf Gesundheitsrisiken hingewiesen, an potenzielle Bewerberinnen gerichtet wird geschrieben, dass eine finanzielle Notlage keine gute Voraussetzung für die Tätigkeit ist - alles also recht transparent. Und doch hat die Seite eine etwas billige Anmutung durch den Sprachstil.
Nora: Mich strengt der Ton unserer Seite auch an, der ist wirklich sehr süßlich. Sicherlich entsteht dieser Ton aus einer Verlegenheit heraus, es gibt keine Kultur anders, alternativ und balanciert zu schreiben jenseits des billigen Sich-verkaufen-Wollens.
Spreeblick: Die meisten Schriftsteller verheben sich ja auch ganz gewaltig an Sexszenen.
Nora: Es gibt sogar eine Auszeichnung in England für die schlechteste Sexszene jedes Jahr.
Spreeblick: Ich habe, wenn ich über Sex geschrieben habe, meist einen sehr beschreibenden Ton gewählt. Dazu gab es dann Reaktionen wie: „das ist ja furchtbar, das ist viel zu trocken, das ist traurig.“
Nora: Du hast sicherlich diese Rückmeldung deshalb bekommen, weil die Leute von der Literatur das Gleiche erwarten wie von der Prostitution, nämlich eine Projektionsfläche für ihre eigene Idealvorstellung.
Spreeblick: Zurück zu dir. Wie lief dein erstes Mal mit einem Freier ab?
Nora: Ich war vorher im Bad und habe mich geschminkt. Dann habe ich einen Lachkrampf bekommen: „Mein Gott, ich kann das wirklich machen.“ Der Kick war gewaltig. Der erste Freier war auch total unerfahren und der normalste Kunde, den ich jemals hatte. So normal, dass ich ihn sofort vergessen habe. Beim zweiten Mal kam es mir schon so vor, als würde ich es ewig machen.
Spreeblick: Und was ist mit dem körperlichen Ekel?
Nora: Ich habe generell eine hohe Ekelschwelle. Außerdem habe ich gelernt, die Freier dahin zu lenken, wo ich sie haben will. Manchmal gibt es dennoch ein Gefühl der Abgegessenheit und Mechanik und einen Gedanken wie: „Uh, schon wieder dieser Spermageruch“.
Spreeblick: Mir ist der Übergang vom Interesse zur eigentlichen Tätigkeit noch nicht ganz klar geworden. Die meisten Frauen, die ich kenne, haben zwar Interesse an dem Thema Prostitution. Der Gedanke, selber als Prostituierte arbeiten zu wollen, kommt im Rahmen dieser Beschäftigung mit dem Thema jedoch nicht auf.
Nora: Ich kann nicht den einen Beweggrund ausmachen. Mein Bild von Prostitution war eben auch durch meinen Landeikomplex bestimmt. Ich hatte beispielsweise einen Partner, der mir von seinen Besuchen bei Prostituierten erzählt hat. Das war ein Mensch mit einer Heroinvergangenheit, der dadurch, dass er sich die schönen Frauen zusammenkaufen konnte, die Bestätigung seiner Männlichkeit, vielleicht sogar einen Machtkick erlebt hat. So hat er das an mich heran gebracht. Nicht als Zeichen seines Niedergangs oder als traurigstes Symptom seines Gossendaseins - sondern als Triumphmoment.
Spreeblick: Also als etwas Positives.
Nora: Ja. Und dieser Freund hat durch seine Halbwelt-Existenz eben genau meinen Komplex bedient. Wenn ich einen Grund nennen müsste, dann wäre es die permanente Versicherung meiner Freiheit. OK, ich könnte es auf drei Gründe runterbrechen: Ich bin erstens etwas anfällig für diesen Besonderheitskick, ich finde es ganz toll, ein besonderes Leben zu haben. Das könnt Ihr klein drucken und in Klammern setzen.
Spreeblick: Also dieser Besonderheitskick als erstes. Und sonst?
Nora: Vor dem Hintergrund meiner Akademiker-Großfamilie, die strenge Werte in mich eingebleut hat, ist es eben die Versicherung meiner Freiheit, ich erlaube mir, viel Geld mit einer Arbeit zu verdienen, die mir viel Spaß macht. Also nicht dieses: „Es ist dann köstlich gewesen, wenn es Blut und Tränen gekostet hat.“ Mich von diesen Leistungskopplungen zu trennen, das ist sehr wichtig für mich weiterhin. Drittens ist es ein Job, der in ganz vielen Punkten meines Lebens wie ein Brennglas funktioniert, ich fühle mich reifer. Ich befinde mich in Situationen, in denen ich weiß: „Wenn du jetzt keine Grenzen ziehst, dann macht es niemand mehr. Und dann infizierst du dich mit dem und dem.“
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Interview mit einer Sexarbeiterin
Spreeblick: Ist das ein Element, das du selber häufig bei Freiern bemerkst? Die Suche nach dem Überlegenheitsgefühl? Das klassische Bild vom Freier ist ja: Der bekommt zuhause nicht das, was er im Bordell sucht, der hat überhaupt keinen Zugang zu Frauen.
Nora (lacht): Intern sagen wir ja: „100% aller Männer waren schon einmal im Puff.“ Mein Papa aber nicht.
Spreeblick: Meine Privatempirie besagt: Viele waren ein Mal und fanden es nicht gut.
Nora: Jedenfalls bekomme ich dieses Klischee vom armen Schwein so nicht mit. Ich erlebe ein, zwei Menschen, die wirklich nur in Beziehungspausen zu mir kommen, die dann auch immer wieder durchblicken lassen, dass sie eigentlich darunter leiden, jetzt dafür bezahlen zu müssen. Die dann sagen: „Scheiße, ich will wieder eine Freundin haben, ich bin zu oft hier.“ Ansonsten bekomme ich ganz bestimmt nicht den Typ des Durchschnittsfreiers mit. Ich bin sogar berühmt dafür in meinem Laden, mir eine Kuriositätensammlung an Land gezogen zu haben. Vermutlich, weil ich sehr auf einer persönlichen Ebene funktioniere. Bei mir landen grundsätzlich nicht die, die eine Machtfantasie ausleben, die einfach nur einen Körper wollen.
Spreeblick: Wie kommt denn überhaupt der Kontakt zum Freier zustande?
Nora: Wenn der Freier keinen Termin hat, wird er von der Hausdame in ein freies Zimmer geführt, die Hausdame sagt uns daraufhin im Aufenthaltsraum Bescheid, wir stehen auf, gehen nacheinander rein, geben dem Mann die Hand, sagen unseren Namen und sind nach vier Sekunden wieder draußen. Die Männer sagen dann regelmäßig: „Ich bin reizüberflutet, ich habe die Namen vergessen, bringen Sie mir die große Blonde.“ Aber Kommunikationsforschern zufolge sind die ersten vier Sekunden der Moment, wo es funkt oder nicht funkt.
Spreeblick: Und du hast also meistens das Glück, innerhalb dieser vier Sekunden die richtigen Signale zu empfangen und abzugeben?
Nora: Genau. Von Kolleginnen höre ich jedoch sehr wohl Geschichten über Freier, die sagen „Ich habe aber im Internet gelesen, dass du das machst, mach´das bitte so und so, ich will aber auch Zungenküsse“. Aus meinem persönlichen Freierdurchschnitt habe ich den Eindruck, dass es um sehr viel mehr als um Sex geht. Es geht um sehr viel Sensibilität. Verträgt der Freier es jetzt zum Beispiel, wenn ich auf die Tube drücke, weil die halbe Stunde gleich vorbei ist? Manchmal ist es runder, wenn wir die halbe Stunde nur nebeneinander liegen, weil alles andere ihn völlig konfus und neurotisch machen würde. Für mich hat das Ganze durchaus therapeutische Aspekte. Daher habe ich auch regelmäßig Leute, die seelisch sehr auf mich anspringen, sich also entweder verlieben oder überhaupt seelische Extremfälle sind. Manche sind mir von Nina de Vries vermittelt worden.
Spreeblick: Die kenne ich nicht.
Nora: Nina de Vries arbeitet mit Menschen, die sexuelle Probleme haben. Sie bietet selber auch Handentspannung an. Männer, die aber sagen: „Ich bin jetzt vierzig, ich will endlich mal Sex gehabt haben“, die vermittelt sie dann unter anderem an mich weiter. Was vielleicht dafür spricht, was ich für einen Menschentypus anziehe.
Spreeblick: Hat die Prostitution deinen privaten Umgang mit Sex verändert?
Nora: Ich bin wählerischer geworden. Mittelguten Sex bekomme ich auch im Job.
Spreeblick: Befriedigend Minus.
Nora: Ich genieße es, keine Zeitbegrenzung zu haben. Ich muss aber darauf achten, mich nicht damit zufrieden zu geben, wenn ich meinen Partner zufrieden gestellt habe. Etwas, aus dem ich beim Job Genugtuung ziehe, was beim privaten Sex aber verheerend wäre.
Spreeblick: Wissen deine Eltern von deiner Tätigkeit?
Nora: Ja. Denen habe ich nach einem dreiviertel Jahr einzeln am Telefon davon erzählt. Mein Vater hat gesagt: „Pass auf, dass du dir nichts einfängst“. Meine Mutter meinte, sie müsse sich da erst einmal dran gewöhnen. Viele Affekte haben sie mit Sicherheit unterdrückt. Sie haben sich gefragt, ob sie Schuld seien. Das konnte ich ihnen aber ausreden.
Spreeblick: Bist du innerhalb von Freundschaften und Beziehungen genauso offen?
Nora: Ich habe keine Freunde mehr, die es nicht wissen. Zwei Freundschaften mit Männern sind allerdings daran zerbrochen, weil sie immer wieder nachgebohrt haben, ob ich nicht vielleicht doch missbraucht wurde. Was Beziehungen angeht: Immer, wenn ich jemanden kennen lerne, mit dem es auf eine Beziehung hinauslaufen könnte, erzähle ich, dass ich als Hure jobbe. „Ich arbeite im Puff?“ - „Als was?“.
Spreeblick: Die Frage ist verständlich. Du entsprichst nicht gerade dem Bild, das man im Kopf hat. Schreckt das denn die Männer ab?
Nora: Manchmal ist dann nur Affäre geblieben, was sonst hätte Beziehung werden können. Eine Frau, die mit Hunderten von Männern geschlafen hat, kann natürlich verunsichernd wirken. Ich finde aber, dass das etwas ist, das mich interessant macht. Ich verlange diese geistige Flexibilität. Wenn der Mann die nicht hat, gibt er mir nicht viel. Es ist ganz spannend, wie sich die Geprächshaltung mir gegenüber verändert, wenn ich das erzählt habe. Die tollsten Anzugtypen denken dann auf einmal, sie könnten mir von allem erzählen, ihrem Mamakomplex, ihrer Frauenverachtung, außerdem hat auf einmal jeder Erfahrungen aus erster Hand. In eine Hure kann man eben alles hinein kippen.
Spreeblick: Du sagtest zu Beginn des Gesprächs, dass du den Begriff Hure umwertest. Aber ganz kannst du dich doch nicht davon frei machen, dass der Begriff so eindeutig negativ besetzt ist.
Nora: Wenn ich mir Geschichten von Freundinnen anhöre, dann weiß ich, dass ich mich als Hure nicht so behandeln lasse, wie sie es manchmal geschehen lassen. Eine wurde von einer Discobekanntschaft vor dem Sex noch zum Döner eingeladen. Nachher meinte er dann: „So, jetzt hatte ich einen guten Fick für 2,50 Euro“. So etwas würde mir nicht passieren.
Spreeblick: Das ist aber auch eine normale Altersentwicklung, dass man sich weniger gefallen lässt.
Nora: Insofern ist Prostitution für mich nur ein Beschleuniger für etwas, das sowieso passieren würde.
Spreeblick: In Schweden ist Prostitution verboten, weil sie die Würde der Frau verletzt, Alice Schwarzer sagt, dass nicht Prostitution das älteste Gewerbe der Welt sei, sondern Sklaverei. Und Prostitution somit nur eine Unterform der Sklaverei ist.
Nora: Alice Schwarzer sieht das zu schwarz-weiß. Männer sind die Bösen, Frauen die Guten. Aber Prostitution ist natürlich nicht der Königsweg. Fast wahllos mit Männern schlafen zu können, setzt mit Sicherheit eine ungesunde Fähigkeit voraus, Körper und Seele zu trennen. Das ist aber nur Symptom unserer sexuell verdrehten Gesellschaft. Wir haben alle unsere Panzerungen, unsere Neurosen entwickelt, weil wir aus einer den Sex unterdrückenden Erziehung kommen. In einer vollkommen seligen Welt, in der alle den ganzen Tag vor Ganzkörperorgasmen erbeben, würde es das nicht geben.
Spreeblick: Im Paradies wäre kein Platz für Prostitution. Das denke ich bei vielen anderen Berufen aber auch.
Nora: Es ist eben auch ungesund, wenn eine Stewardess angehalten ist, weiter zu lächeln, wenn sie angeschnauzt wird. Genauso, wenn die Prostituierte mit geöffneten Beinen daliegt, obwohl sie sich innerlich verschließt. Das ist eine ungesunde Schizophrenie. Wenn aber die Zwangsprostituierte sagt: „Mein Zuhälter ist netter zu mir als mein Mann“ - soll man dann sagen: „Nein, der Zuhälter ist schlecht, das haben wir im Gesetz festgelegt?“ Nein, man kann nur sagen: „Ok, es geht ihr so besser, nicht gut, aber besser.“ Subjektiv ist Prostitution eventuell das, was dich am Besten da abholt, wo du stehst, theoretisch-objektiv aber passiert es in einem Rahmen, von dem man sagen kann, dass es nicht das Paradies ist und auch nicht ins Paradies führt. Insofern bin ich mit Schwarzer einer Meinung.
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Nora (lacht): Intern sagen wir ja: „100% aller Männer waren schon einmal im Puff.“ Mein Papa aber nicht.
Spreeblick: Meine Privatempirie besagt: Viele waren ein Mal und fanden es nicht gut.
Nora: Jedenfalls bekomme ich dieses Klischee vom armen Schwein so nicht mit. Ich erlebe ein, zwei Menschen, die wirklich nur in Beziehungspausen zu mir kommen, die dann auch immer wieder durchblicken lassen, dass sie eigentlich darunter leiden, jetzt dafür bezahlen zu müssen. Die dann sagen: „Scheiße, ich will wieder eine Freundin haben, ich bin zu oft hier.“ Ansonsten bekomme ich ganz bestimmt nicht den Typ des Durchschnittsfreiers mit. Ich bin sogar berühmt dafür in meinem Laden, mir eine Kuriositätensammlung an Land gezogen zu haben. Vermutlich, weil ich sehr auf einer persönlichen Ebene funktioniere. Bei mir landen grundsätzlich nicht die, die eine Machtfantasie ausleben, die einfach nur einen Körper wollen.
Spreeblick: Wie kommt denn überhaupt der Kontakt zum Freier zustande?
Nora: Wenn der Freier keinen Termin hat, wird er von der Hausdame in ein freies Zimmer geführt, die Hausdame sagt uns daraufhin im Aufenthaltsraum Bescheid, wir stehen auf, gehen nacheinander rein, geben dem Mann die Hand, sagen unseren Namen und sind nach vier Sekunden wieder draußen. Die Männer sagen dann regelmäßig: „Ich bin reizüberflutet, ich habe die Namen vergessen, bringen Sie mir die große Blonde.“ Aber Kommunikationsforschern zufolge sind die ersten vier Sekunden der Moment, wo es funkt oder nicht funkt.
Spreeblick: Und du hast also meistens das Glück, innerhalb dieser vier Sekunden die richtigen Signale zu empfangen und abzugeben?
Nora: Genau. Von Kolleginnen höre ich jedoch sehr wohl Geschichten über Freier, die sagen „Ich habe aber im Internet gelesen, dass du das machst, mach´das bitte so und so, ich will aber auch Zungenküsse“. Aus meinem persönlichen Freierdurchschnitt habe ich den Eindruck, dass es um sehr viel mehr als um Sex geht. Es geht um sehr viel Sensibilität. Verträgt der Freier es jetzt zum Beispiel, wenn ich auf die Tube drücke, weil die halbe Stunde gleich vorbei ist? Manchmal ist es runder, wenn wir die halbe Stunde nur nebeneinander liegen, weil alles andere ihn völlig konfus und neurotisch machen würde. Für mich hat das Ganze durchaus therapeutische Aspekte. Daher habe ich auch regelmäßig Leute, die seelisch sehr auf mich anspringen, sich also entweder verlieben oder überhaupt seelische Extremfälle sind. Manche sind mir von Nina de Vries vermittelt worden.
Spreeblick: Die kenne ich nicht.
Nora: Nina de Vries arbeitet mit Menschen, die sexuelle Probleme haben. Sie bietet selber auch Handentspannung an. Männer, die aber sagen: „Ich bin jetzt vierzig, ich will endlich mal Sex gehabt haben“, die vermittelt sie dann unter anderem an mich weiter. Was vielleicht dafür spricht, was ich für einen Menschentypus anziehe.
Spreeblick: Hat die Prostitution deinen privaten Umgang mit Sex verändert?
Nora: Ich bin wählerischer geworden. Mittelguten Sex bekomme ich auch im Job.
Spreeblick: Befriedigend Minus.
Nora: Ich genieße es, keine Zeitbegrenzung zu haben. Ich muss aber darauf achten, mich nicht damit zufrieden zu geben, wenn ich meinen Partner zufrieden gestellt habe. Etwas, aus dem ich beim Job Genugtuung ziehe, was beim privaten Sex aber verheerend wäre.
Spreeblick: Wissen deine Eltern von deiner Tätigkeit?
Nora: Ja. Denen habe ich nach einem dreiviertel Jahr einzeln am Telefon davon erzählt. Mein Vater hat gesagt: „Pass auf, dass du dir nichts einfängst“. Meine Mutter meinte, sie müsse sich da erst einmal dran gewöhnen. Viele Affekte haben sie mit Sicherheit unterdrückt. Sie haben sich gefragt, ob sie Schuld seien. Das konnte ich ihnen aber ausreden.
Spreeblick: Bist du innerhalb von Freundschaften und Beziehungen genauso offen?
Nora: Ich habe keine Freunde mehr, die es nicht wissen. Zwei Freundschaften mit Männern sind allerdings daran zerbrochen, weil sie immer wieder nachgebohrt haben, ob ich nicht vielleicht doch missbraucht wurde. Was Beziehungen angeht: Immer, wenn ich jemanden kennen lerne, mit dem es auf eine Beziehung hinauslaufen könnte, erzähle ich, dass ich als Hure jobbe. „Ich arbeite im Puff?“ - „Als was?“.
Spreeblick: Die Frage ist verständlich. Du entsprichst nicht gerade dem Bild, das man im Kopf hat. Schreckt das denn die Männer ab?
Nora: Manchmal ist dann nur Affäre geblieben, was sonst hätte Beziehung werden können. Eine Frau, die mit Hunderten von Männern geschlafen hat, kann natürlich verunsichernd wirken. Ich finde aber, dass das etwas ist, das mich interessant macht. Ich verlange diese geistige Flexibilität. Wenn der Mann die nicht hat, gibt er mir nicht viel. Es ist ganz spannend, wie sich die Geprächshaltung mir gegenüber verändert, wenn ich das erzählt habe. Die tollsten Anzugtypen denken dann auf einmal, sie könnten mir von allem erzählen, ihrem Mamakomplex, ihrer Frauenverachtung, außerdem hat auf einmal jeder Erfahrungen aus erster Hand. In eine Hure kann man eben alles hinein kippen.
Spreeblick: Du sagtest zu Beginn des Gesprächs, dass du den Begriff Hure umwertest. Aber ganz kannst du dich doch nicht davon frei machen, dass der Begriff so eindeutig negativ besetzt ist.
Nora: Wenn ich mir Geschichten von Freundinnen anhöre, dann weiß ich, dass ich mich als Hure nicht so behandeln lasse, wie sie es manchmal geschehen lassen. Eine wurde von einer Discobekanntschaft vor dem Sex noch zum Döner eingeladen. Nachher meinte er dann: „So, jetzt hatte ich einen guten Fick für 2,50 Euro“. So etwas würde mir nicht passieren.
Spreeblick: Das ist aber auch eine normale Altersentwicklung, dass man sich weniger gefallen lässt.
Nora: Insofern ist Prostitution für mich nur ein Beschleuniger für etwas, das sowieso passieren würde.
Spreeblick: In Schweden ist Prostitution verboten, weil sie die Würde der Frau verletzt, Alice Schwarzer sagt, dass nicht Prostitution das älteste Gewerbe der Welt sei, sondern Sklaverei. Und Prostitution somit nur eine Unterform der Sklaverei ist.
Nora: Alice Schwarzer sieht das zu schwarz-weiß. Männer sind die Bösen, Frauen die Guten. Aber Prostitution ist natürlich nicht der Königsweg. Fast wahllos mit Männern schlafen zu können, setzt mit Sicherheit eine ungesunde Fähigkeit voraus, Körper und Seele zu trennen. Das ist aber nur Symptom unserer sexuell verdrehten Gesellschaft. Wir haben alle unsere Panzerungen, unsere Neurosen entwickelt, weil wir aus einer den Sex unterdrückenden Erziehung kommen. In einer vollkommen seligen Welt, in der alle den ganzen Tag vor Ganzkörperorgasmen erbeben, würde es das nicht geben.
Spreeblick: Im Paradies wäre kein Platz für Prostitution. Das denke ich bei vielen anderen Berufen aber auch.
Nora: Es ist eben auch ungesund, wenn eine Stewardess angehalten ist, weiter zu lächeln, wenn sie angeschnauzt wird. Genauso, wenn die Prostituierte mit geöffneten Beinen daliegt, obwohl sie sich innerlich verschließt. Das ist eine ungesunde Schizophrenie. Wenn aber die Zwangsprostituierte sagt: „Mein Zuhälter ist netter zu mir als mein Mann“ - soll man dann sagen: „Nein, der Zuhälter ist schlecht, das haben wir im Gesetz festgelegt?“ Nein, man kann nur sagen: „Ok, es geht ihr so besser, nicht gut, aber besser.“ Subjektiv ist Prostitution eventuell das, was dich am Besten da abholt, wo du stehst, theoretisch-objektiv aber passiert es in einem Rahmen, von dem man sagen kann, dass es nicht das Paradies ist und auch nicht ins Paradies führt. Insofern bin ich mit Schwarzer einer Meinung.
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- wissend
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- Ich bin: Keine Angabe
Schwer zu berechnen, da in diesen Branchen meistens das Gehalt der Mitarbeiter fix ist. Bei hoher Auslastung können schon gut mehr als 2/3 an den Arbeitgeber gehen.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Hier bekommt das Bordell 45 % vom Umsatz.
Wieviel bekommt eigendlich ein Friseursalon oder Consultingunternehmen vom Umsatz?
Andreas
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- verifizierte UserIn
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- Ich bin: Keine Angabe
ich denke das die 2/3 für den arbeitgeber auf viele branchen ausserhalb der SW-Branche zutreffen...
weil ich grad wieder ein projekt durchrechne ein kleines, sehr realistisches Beispiel aus der IT:
ein sehr guter Analytiker/Entwickler verdient ca. 5000.- brutto - d.h. er kostet der firma ca 6500.- im monat d.h. er kostet bei 14 gehältern 91.000 im Jahr
er arbeitet für hochqualifizierte Arbeit beim Kunden um ca. 100 - 140 euro die stunde - je nach tätigkeit..
gute leute sind meist sehr gut ausgebucht und können einer firma sehr leicht 1800 verrechenbare stunden bringen
wenn wir einen mittelwert annehmen von 120 euro bringt das der firma 212.000 euro/jahr...
so sind wir ungefähr bei den 2/3....
so - aus mit dem kleinen exkurs in eine andere branche... wollte euch nicht langweilen - aber ich bin nun mal ein fachidiot *gg*
weil ich grad wieder ein projekt durchrechne ein kleines, sehr realistisches Beispiel aus der IT:
ein sehr guter Analytiker/Entwickler verdient ca. 5000.- brutto - d.h. er kostet der firma ca 6500.- im monat d.h. er kostet bei 14 gehältern 91.000 im Jahr
er arbeitet für hochqualifizierte Arbeit beim Kunden um ca. 100 - 140 euro die stunde - je nach tätigkeit..
gute leute sind meist sehr gut ausgebucht und können einer firma sehr leicht 1800 verrechenbare stunden bringen
wenn wir einen mittelwert annehmen von 120 euro bringt das der firma 212.000 euro/jahr...
so sind wir ungefähr bei den 2/3....
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- wissend
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Eigentlich keine, ausser dass das Einkommen des Mitarbeiters (zumindest kurzfristig) nicht von der aktuellen Auftragslage abhängig ist. Was aber gerade bei grossen Unterehmen noch dazu kommt, ist ein grosser Verwaltungs-Overhead der auch bezahlt werden will.Lycisca hat geschrieben:Im Vergleich zu einem Bordell, was bieten diese Arbeitgeber mehr, welche zusätzlichen Risiken übernehmen sie, welche Ausgaben fallen an, um diese hohe Abschöpfung von 2/3 des Umsatzes zu rechtfertigen?
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- PlatinStern
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- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
in diesen vergleichen geht es um angestellte, die vom arbeitgeber
-sozialversichert
-krankenversichert
-arbeitslosenversichert
-rentenversichert werden.
es geht um angestellte
-die kündigungsschutz genießen
-kranksein dürfen
-urlaubsanspruch haben
-gesellschaftliche akzeptanz erfahren
-ein grundgehalt beziehen!
im vergleich dazu wird hier eine "selbstständige oder freiberufliche mitarbeiterin" (?!) gesetzt, die auf alle obig genannten vorzüge verzichten muss.
deswegen kommt für mich persönlich ausschließlich selbstständiges arbeiten in frage, und in dieser richtung antworte ich auch frauen, die in die sexarbeit einsteigen wollen und mich um rat fragen.
wie man ein faires abrechnungssystem in bars, bei escorts usw. aufsetzen könnte, ist ein diskussionswertes thema.
liebe grüße von annainga
-sozialversichert
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es geht um angestellte
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im vergleich dazu wird hier eine "selbstständige oder freiberufliche mitarbeiterin" (?!) gesetzt, die auf alle obig genannten vorzüge verzichten muss.
deswegen kommt für mich persönlich ausschließlich selbstständiges arbeiten in frage, und in dieser richtung antworte ich auch frauen, die in die sexarbeit einsteigen wollen und mich um rat fragen.
wie man ein faires abrechnungssystem in bars, bei escorts usw. aufsetzen könnte, ist ein diskussionswertes thema.
liebe grüße von annainga
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Die Kosten habe ich bereits auf Arbeitnehmerseite eingerechnet gerechnet.annainga hat geschrieben: -sozialversichert
-krankenversichert
-arbeitslosenversichert
-rentenversichert werden.
Wie hoch sind die Raum- und Werbekosten für eine vollkommen frei arbeitende Sexarbeiterin?annainga hat geschrieben: deswegen kommt für mich persönlich ausschließlich selbstständiges arbeiten in frage, und in dieser richtung antworte ich auch frauen, die in die sexarbeit einsteigen wollen und mich um rat fragen.
Andreas
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hallo @HaDe
auch wenn du die kosten miteingerechnet hast, so hast du die absicherung nicht mit eingerechnet. denn die kann man nicht berechnen. da ich selbstständig bin, geht das in ordnung. ich verdiene ja auch mehr. jeder, der selbstständig ist, muss sich selbst kümmern. aber wenn ich in einem betrieb in einem angestelltenähnlichen verhältnis bin, wäre es angebracht, auch diese arbeitnehmerrechte zu haben.
wobei ich selbst an diesem punkt gedanklich oft scheitere, weil ich nicht wüsste, wie man es in diesem beruf sinnvoll umsetzen kann.
zu deiner frage nach raum- und werbekosten: das ist regional unterschiedlich und kommt auf den eigenen anspruch an. gewerbliche, erotische anzeigen haben meist einen aufschlag, genauso auch die mietpreise, je nachdem ob wohnungsprostitution (die in au verboten ist) oder bordell oder anderes.
zu den versicherungen ist noch zu sagen, dass ich bis jetzt bei jeder versicherung (arbeitslosenvers. geht nicht als selbstständige, aber geschäftsunfähigkeitsvers., lebensvers.) abgewiesen wurde, wenn ich meinen beruf als sexarbeiterin genannt habe. es ist sehr schwer sich als sexarbeiter adäquat abzusichern.
liebe grüße von annainga
auch wenn du die kosten miteingerechnet hast, so hast du die absicherung nicht mit eingerechnet. denn die kann man nicht berechnen. da ich selbstständig bin, geht das in ordnung. ich verdiene ja auch mehr. jeder, der selbstständig ist, muss sich selbst kümmern. aber wenn ich in einem betrieb in einem angestelltenähnlichen verhältnis bin, wäre es angebracht, auch diese arbeitnehmerrechte zu haben.
wobei ich selbst an diesem punkt gedanklich oft scheitere, weil ich nicht wüsste, wie man es in diesem beruf sinnvoll umsetzen kann.
zu deiner frage nach raum- und werbekosten: das ist regional unterschiedlich und kommt auf den eigenen anspruch an. gewerbliche, erotische anzeigen haben meist einen aufschlag, genauso auch die mietpreise, je nachdem ob wohnungsprostitution (die in au verboten ist) oder bordell oder anderes.
zu den versicherungen ist noch zu sagen, dass ich bis jetzt bei jeder versicherung (arbeitslosenvers. geht nicht als selbstständige, aber geschäftsunfähigkeitsvers., lebensvers.) abgewiesen wurde, wenn ich meinen beruf als sexarbeiterin genannt habe. es ist sehr schwer sich als sexarbeiter adäquat abzusichern.
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Naja, Uralubszeiten und dergleichen habe ich eingerechnet - was aber natürlich schwer einzurechen ist sind Kosten bei Krankheit und den Verdienstentgang, Auftragsflauten und dergleichen mehr.annainga hat geschrieben: auch wenn du die kosten miteingerechnet hast, so hast du die absicherung nicht mit eingerechnet. denn die kann man nicht berechnen. da ich selbstständig bin, geht das in ordnung. ich verdiene ja auch mehr. jeder, der selbstständig ist, muss sich selbst kümmern. aber wenn ich in einem betrieb in einem angestelltenähnlichen verhältnis bin, wäre es angebracht, auch diese arbeitnehmerrechte zu haben.
Bei einem Bordell oder dergleichen dürfte man eigentlich wirklich nur Raum-, Werbe- und Nebenkosten (plus angemessenem Verdienst für das Haus) zusgestehen, da die Häuser im Prinzip keinerlei Risiko tragen und die Sexarbeiterin von der Krankenversicherung angefangen bis hin zur Rücklage für den Urlaub alles selbst tragen muss.
Waren das private Versicherungsgesellschaften oder öffentliche? Ich dachte ihr habt in DE auch noch neben den privaten die öffentlichen Krankenversicherungen.annainga hat geschrieben: zu den versicherungen ist noch zu sagen, dass ich bis jetzt bei jeder versicherung (arbeitslosenvers. geht nicht als selbstständige, aber geschäftsunfähigkeitsvers., lebensvers.) abgewiesen wurde, wenn ich meinen beruf als sexarbeiterin genannt habe. es ist sehr schwer sich als sexarbeiter adäquat abzusichern.
Andreas
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ich kenne keine einzige deutsche versicherungsgesellschaft, weder privat noch öffentlich, die mich als sexarbeiterin lebens-, oder berufsunfähigkeit versichert. ich könnte mich allerdings freiwillig staatlich rentenversichern, was ziemlich dumm wäre.
als krankenversicherung habe ich die barmer ersatzkasse. dort bin ich freiwillig gesetzlich versichert, eine berufangabe ist dort nicht erforderlich, natürlich eine kopie meiner EstE jährlich, auch daraus geht meine berufstätigkeit nicht hervor, wäre aber laut eigener aussage der krankenkasse kein problem.
ich habe alle kunden, von denen ich weiß, dass sie versicherungskaufmänner sind, gefragt, ob sie sich mal für mich schlau machen können. es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um einige kollegInnen, die interesse an solchen versicherungen haben. mir wurde versprochen, sich zu melden, wenn infos da sind, ich habe bis heute noch keine bekommen.
liebe grüße von annainga
als krankenversicherung habe ich die barmer ersatzkasse. dort bin ich freiwillig gesetzlich versichert, eine berufangabe ist dort nicht erforderlich, natürlich eine kopie meiner EstE jährlich, auch daraus geht meine berufstätigkeit nicht hervor, wäre aber laut eigener aussage der krankenkasse kein problem.
ich habe alle kunden, von denen ich weiß, dass sie versicherungskaufmänner sind, gefragt, ob sie sich mal für mich schlau machen können. es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um einige kollegInnen, die interesse an solchen versicherungen haben. mir wurde versprochen, sich zu melden, wenn infos da sind, ich habe bis heute noch keine bekommen.
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Ach so, dann bist eh versichert. Dachte schon Du stehst ohne Krankenversicherung da. Die Barmer Ersatzkasse is eine öffentliche, gesetzliche Krankenversicherung, oder?annainga hat geschrieben:als krankenversicherung habe ich die barmer ersatzkasse. dort bin ich freiwillig gesetzlich versichert, eine berufangabe ist dort nicht erforderlich, natürlich eine kopie meiner EstE jährlich, auch daraus geht meine berufstätigkeit nicht hervor, wäre aber laut eigener aussage der krankenkasse kein problem.
Von Privaten Krankenversicherungen halte ich grundsätzlich relativ wenig. Die sind zwar am Papier gut und billig, aber letztendlich haben jene die sie am Dringensten brauchen keine Chance auf einen Vertrag. Ist auch verständlich - schliesslich geht es darum den Aktionären grösstmöglichen Gewinn zu bescheren, nicht darum den Leuten zu helfen. Und dazu kommt noch, dass eine private Krankenversicherung beispielsweise bei BDSM-Unfällen sich locker auf Eigenverschulden und Fahrlässigkeit rausreden kann.annainga hat geschrieben:ich habe alle kunden, von denen ich weiß, dass sie versicherungskaufmänner sind, gefragt, ob sie sich mal für mich schlau machen können. es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um einige kollegInnen, die interesse an solchen versicherungen haben. mir wurde versprochen, sich zu melden, wenn infos da sind, ich habe bis heute noch keine bekommen.
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Versicherung
in einem gespräch mit einer kollegin (hier als medusa registriert) habe ich heute ein wenig mehr über versicherungen erfahren.
es gibt in d die möglichkeit, sich über die berufsgenossenschaft im falle eines arbeitsunfalles versichern zu lassen, auch als sexarbeiterin unter dieser berufsbezeichnung.
eine krankenhaustagegeldversicherung kann man über die krankenversicherung abschließen, berufsangabe ist nicht erforderlich.
beide versicherungen liegen finanziell im durchaus spielbaren bereich, ich war überrascht, wie niedrig die beiträge sind!
liebe grüße von annainga
es gibt in d die möglichkeit, sich über die berufsgenossenschaft im falle eines arbeitsunfalles versichern zu lassen, auch als sexarbeiterin unter dieser berufsbezeichnung.
eine krankenhaustagegeldversicherung kann man über die krankenversicherung abschließen, berufsangabe ist nicht erforderlich.
beide versicherungen liegen finanziell im durchaus spielbaren bereich, ich war überrascht, wie niedrig die beiträge sind!
liebe grüße von annainga
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- PlatinStern
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ich habe einige male nicht nur ca-zahlen genannt, sondern konkrete zahlen. das wurde kritisiert. ich beuge mich gewissen regeln, auch wenn ich sie nicht gut finde. das verstehe ich auch unter toleranz. mir wurde erklärt, dass eine vielzahl von sexarbeiterInnen nicht wünscht, konkrete zahlen zu lesen.
deswegen die zurückhaltung, sind infos erwünscht, gerne über pn.
liebe grüße von annainga
deswegen die zurückhaltung, sind infos erwünscht, gerne über pn.
liebe grüße von annainga
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- Senior Admin
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- Registriert: 15.06.2006, 19:26
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@annainga
Ich versuche hier so weit wie möglich zu vermeiden, dass sich Jemand im öffentlichen Teil unseres Forums so weit outet, dass er/sie selbst gefährdet wäre. Speziell wenn Jemand eindeutig Identifizierbarer (wer zum Beispiel als Nickname seine Webseite führt) Zahlen zum Ausdruck bringt, warne ich vor etwaigen Konsequenzen. Ebenso gehe ich vor, wenn ein Betreiber die Verdienste seiner MitarbeiterInnen offen legt.
Es ist Vorsicht - keine Kritik und schon gar keine Zensur....
Ich denke, dass es wirklich besser wäre, wenn man Zahlen nennt, dies im Sexworker Only Bereich zu tun....
Christian
Ich versuche hier so weit wie möglich zu vermeiden, dass sich Jemand im öffentlichen Teil unseres Forums so weit outet, dass er/sie selbst gefährdet wäre. Speziell wenn Jemand eindeutig Identifizierbarer (wer zum Beispiel als Nickname seine Webseite führt) Zahlen zum Ausdruck bringt, warne ich vor etwaigen Konsequenzen. Ebenso gehe ich vor, wenn ein Betreiber die Verdienste seiner MitarbeiterInnen offen legt.
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Ich denke, dass es wirklich besser wäre, wenn man Zahlen nennt, dies im Sexworker Only Bereich zu tun....
Christian
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- PlatinStern
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@christian
ich fasse es nicht als kritik oder zensur auf, selbst wenn beiträge verschoben werden, wenn es mir erklärt wird. deswegen schrieb ich auch "das verstehe ich auch unter toleranz". ich kenne die geschichten einiger damen inzwischen so gut, dass ich die probleme und widersprüche kenne.
annainga
ich fasse es nicht als kritik oder zensur auf, selbst wenn beiträge verschoben werden, wenn es mir erklärt wird. deswegen schrieb ich auch "das verstehe ich auch unter toleranz". ich kenne die geschichten einiger damen inzwischen so gut, dass ich die probleme und widersprüche kenne.
annainga