Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

https://www.reichstagsprotokolle.de/Ges ... 773_000823. unter Ziff. 1

Wer mal zur Lex Heinze tief in die Quellen eintauchen will...

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hasenfuss
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

Gleichmal vorweg der Link von ggmh "Gemeinsam gegen Menschenhandel":

https://www.ggmh.de/2022/08/deutschland ... p-reports/

Der Titel ist: TIP-Report bewertet Deutschland als Tier-1 Land

Nach drei Jahren in Folge auf Stufe 2 wurde Deutschland nun erstmals wieder auf Stufe 1 gelistet. Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kapazitäten zur Bekämpfung von Menschenhandel habe die deutsche Regierung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wichtige Erfolge erzielt. Zu diesen Erfolgen gehörten die strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung von mehr Menschenhändlerinnen und Menschenhändlern. Auch habe es im Vergleich zum Vorjahr verstärkte Anstrengungen der Strafverfolgungsbehörden zur Bekämpfung von Menschenhandel gegeben. Seit der Eröffnung eines weiteren Beratungszentrums im Jahr 2021 arbeiteten in allen 16 Bundesländern auf Menschenhandel spezialisierte NGOs. 2021 habe ein Bundesland bei der Staatsanwaltschaft eine neue Spezialabteilung zur Bekämpfung von Menschenhandel eingerichtet. Ein weiteres Bundesland eröffnete zwei neue Unterkünfte, die männlichen Opfern Zuflucht bieten sollen. Die Mittel für die Betreuung von Opfern seien aufgestockt worden und gemeinsam mit NGOs sei ein ministerienübergreifender Rahmen für Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeitskraft erstellt worden.

Dennoch identifiziert der TIP-Report auch noch Bereiche, die in Deutschland verbessert werden müssen: So sei das Angebot an Unterkünften, die männlichen Opfern Schutz böten, insgesamt nach wie vor unzureichend. Auch die Finanzierung von Unterkünften und NGOs zur Betreuung und Unterstützung von Opfern sei weiterhin unzureichend. Im Bereich der Strafverfolgung würden weiterhin zu milde Strafen verhängt und die Regierung habe weiterhin keine bundesweite Richtlinie zur Identifizierung und Weiterverweisung von Opfern aller Arten von Menschenhandel (sprich: einen funktionierenden nationalen Verweisungsmechanismus, NRM) eingesetzt. Viel zu selten käme es zu Entschädigungszahlungen an Opfer des Menschenhandels.

TIER (Stufe) 1: Länder, deren Regierungen die Mindeststandards für die Beseitigung des Menschenhandels vollständig erfüllen.

TIER (Stufe) 2: Länder, deren Regierungen die Mindeststandards nicht vollständig erfüllen, die aber erhebliche Anstrengungen unternehmen, um diese Standards zu erfüllen.


@Kasharius

Sorry, der Exkurs mußte sein, das hatte ich nun nicht erwartet. Befrieden tut mich Tier-1 natürlich überhaupt nicht, weil wir ja wissen, welches Leid die Corona Verordnungen in der Branche angerichtet haben. Da ist der Hinweis auf ein paar Fachberatungsstellen mehr nicht wirklich schmerzlindernd, und die Folgen halten ja an wenn man auf die Zwangsregistrierung schaut, und auf den Kahlschlag von Arbeitsorten.

Also welche Themen haben wir momentan?

Freierstrafbarkeit, verschuldensunabhängige Haftung. Laut google gibt es drei Haftungsformen. Da wir uns da im Zivilrecht BGB bewegen, ist das nicht ganz die richtige Fährte, wie ich meine, jetzt festgestellt zu haben, ich der Nicht-Jurist. Heutzutage müßte man als Jurist und Computerfreak geboren werden um eine Überlebenschance zu haben. Jetzt bleibt für mich die Frage offen, über was die EU momentan nachsinnt, wenn sie in Papieren die Absicht einer Verschârfung androht?

Evaluation: Ich habe noch 2 1/2 Jahre Zeit zum Top-Juristen aufzusteigen und dir Konkurrenz zu bieten. Welchen Smiley hättest du gerne? Nein, nicht meine Absicht. Wir sind ja hier in einer Community "unter uns" unterwegs und nicht im Gerichtssaal.

Zu weiteren Verschärfungen dürfte es laut Einschätzung der FAZ aber in den nächsten Jahren nicht kommen. So hätten SPD und CDU/CSU darauf geeinigt, die Lage von Prostituierten ab 2022 über eine Zeit von drei Jahren zunächst wissenschaftlich evaluieren zu lassen und erst im Anschluss weitere Reformen zu beschließen.

Die Lex Heinze ist deshalb interessant weil der Fall auf den objektiven Tatbeweis zurückgeht, im Gegensatz zum subjektiven Tatbeweis. Und der Tatbeweis ist ja das große Problem der Polizei. Habe ich das soweit richtig verstanden, Herr Rechtsanwalt?

https://www.sueddeutsche.de/leben/lex-h ... -1.5405547

Auf Initiative des Kaisers, vielleicht auch seiner Gattin, wurde nun die "Lex Heinze" auf den Weg gebracht, die Schluss machen sollte mit "Kuppelei", also Zuhältertum, darüber hinaus aber auch den Anfängen wehren sollte: mit einem "Kunst- und Schaufensterparagraphen" gegen die Verbreitung von Bildern oder Schriften, die "das Schamgefühl gröblich verletzen". Kunstwerke waren davon nicht ausgenommen, so wie dies auch heute wieder im Internet gehandhabt wird. Allerdings ging es dem deutschen Kaiser nicht nur um den Verfall der Sitten, sondern auch hier um die Anfänge, nämlich den von der Moderne bedrohten guten Geschmack, der seit jeher ins Feld geführt wird, wenn man keine Kriterien für die Beurteilung von Kunst hat.

https://www.wiki-data.de-de.nina.az/Lex_Heinze.html

Der Gesetzentwurf ging auf die Initiative von Wilhelm II. zurück und lag in einer ersten Fassung schon 1892 vor. Am 6. Februar 1900 wurde am Schluss der zweiten Lesung die Lex Heinze angenommen.
Durch den „Kunst- und Schaufensterparagraphen“ sollte die Verbreitung von Bildern und Schriften, „… welche, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl gröblich verletzen …“ unterbunden werden.
. . .
Hinzu kam ein „Theaterparagraph“, der Gefängnis vorsah für jeden, „… der öffentlich theatralische Vorstellungen, Singspiele, Gesangs- oder deklamatorische Vorträge, Schaustellungen von Personen oder ähnliche Aufführungen veranstaltet oder leitet, welche durch gröbliche Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls Ärgernis zu erregen geeignet sind“.


Zu meinen Ergüssen über den Machtverlust möchte ich anmerken, und es gâbe noch viel mehr dazu zu sagen:

Machtverlust meint auch das Vorenthalten von Macht, Gestaltungsmacht, Verhandlungsmacht, und was es zum Thema Macht noch alles zu sagen gäbe, ich bin da ja erst am Anfang. Jedenfalls ist mir das Thema Menschenwürde und Gleichstellung zu dünn, es geht um's Geld und die wirtschaftliche Potenz, und die wird vom Gesetzgeber und den Behörden reichlich beschnitten, nicht zuletzt in Form von Diskriminierung und Stigmatisierung. Also als nächstes sollte eigentlich eine Liste folgen die begründet, mit welchen Mitteln die Ausübung von Macht gegenüber Kunden und anderen Wirtschaftsteilnehmer:innen vorenthalten wird. Und dann wieder die Sprache, das gesellschaftliche Spiegelbild. Hierzu ein herrlicher Artikel von Inez Mischitz:

https://www.berliner-zeitung.de/open-so ... -li.275459

Sexkaufverbot gefährdet die Sicherheit von Sexarbeiter*innen.
Freier gefährden die Sicherheit von Sexarbeiter*innen.
Freier fühlen sich durch Sexkaufverbot zu mehr Gewalt ermutigt.

Darüber hinaus steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Prostituierte da, wo es Verbote gibt, Opfer von sexueller und körperlicher Gewalt werden.
Darüber hinaus nehmen Freier Verbote zum Anlass, häufiger sexuelle und körperliche Gewalt anzuwenden.

Radfahrerin bei einem Unfall verletzt.
Radfahrer stößt gegen eine Autotür.
Die Gewalt [hat] gegenüber Prostituierten zugenommen.

Risiko der Freier, sich ohne Kondomgebrauch eine Geschlechtskrankheit einzufangen ...
Baum bohrt sich in Motorhaube ...


Freierforen: Zu deinem Beitrag #70 im unteren Drittel ab "Meine persönliche Auffassung ist dass die Freier Foren ..." möchte ich anmerken, daß wir uns in einem Informations"krieg" befinden. Gesetze werden aufgrund von Informationen und Stimmungen vorbereitet. Und derartige Darstellungen müssen potentielle Unterstützer:innen abschrecken. Mich schreckt es jedenfalls ab in der Öffentlichkeit damit konfrontiert und womöglich mit diesen Typen gleichgesetzt zu werden. So derart kann sich die Branche doch nicht ans Bein pinkeln lassen! Meine bescheidene Meinung.

Wir bleiben dran und geben niemals auf. Sex ist das Letzte in meinem Leben, auch wenn meine Mama gesagt hat, Sex ist nur wegen der Männer. :026

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

@Artikel von Inez Mischitz:

"Sprache beeinflusst unser Denken."
- Da hat Frau Mischitz Recht, und sie liefert Beispiele dafür aus der Unfallberichterstattung, wo die "Täter-Opfer-Umkehr",
bzw. sprachliche Tarnung der Täterschaft augenfällig und für jede(n) leicht erkennbar ist.
Beispiele liefert sie allerdings auch selbst, ob unabsichtlich, oder nicht:

"Aber die „Kondompolizei“ rückt nicht aus, was unter anderem dazu führt,
dass manche Beratungsstellen jede Woche eine Frau zur Abtreibung schicken
."

- Nehmen wir an, Frau Mischitz´ Sprache sei hier präzise, dann impliziert die Autorin, dass manche Beratungsstellen in
die Umgehung eines nach §219 StGB vorgeschriebenen, ergebnisoffenen Beratungsgesprächs involviert sind, also einem
bedeutenden Rechtsbruch gegen das ungeborene Leben Vorschub leisten. Dass dem so wäre, können wir wohl ausschließen.
Allerdings auch mit ziemlicher Sicherheit, dass Frau Mischitz das obige manche auf konkrete Nachfrage durch Angabe einer
konkreten Beratungsstelle auflösen könnte, wo man dann wirklich Informationen erhalten könnte, ob es nicht ggf. der "Partner",
Zuhälter, Aufseher der ausgebeuteten Frauen gewesen ist, der als Erzeuger des ungewollten Kindes in Frage kommt.

Dass die Informationsquellen der Autorin im abolitionistischen Schrifttum zu finden sein werden, wird im ersten Teilsatz
noch deutlicher. Eine Kondompolizei rückt nicht aus, weil es sie außerhalb der Aboli-Vorstellungswelt nicht gibt;
nicht geben kann, genausowenig wie eine "Ohrfeigenpolizei" gegen häusliche Gewalt. Alle seriösen Kommentator*innen
haben die Kondompflicht von Beginn an als unwirksam, weil nicht kontrollierbar, als reine Symbolpolitik eingestuft.
Auf Anzeige könnte die Polizei tätig werden, das ist alles und wird so bleiben, solange nicht eine Beamtin sich als
Lockvogel anböte, um "AO-Freier" zu überführen.

"Ins Grübeln kommt man, wenn laut einer Befragung unter 79 Prostituierten 92 Prozent körperliche und 70 Prozent sexuelle Gewalt
erlebt haben und die Studienautorinnen auf eine mögliche „Verzerrung der Ergebnisse“ hinweisen, weil von den 79 Frauen 37 „Beschaf-
fungsprostituierte“ waren. Tatsächlich macht Prostitution zur Finanzierung von Drogen in der Realität keinen so hohen Anteil aus. Aber
bedeutet „Verzerrung“ darüber hinaus, dass Gewalt gegenüber drogengebrauchenden Frauen „nicht richtig zählt“ und wir sie Freiern
daher zugestehen dürfen
?"

- Mich würde interessieren, ob Frau Mischitz die Studie kennt, oder nennen könnte, in der diese Befragung wiedergegeben wird,
oder wieder nur aus der Sekundärliteratur zitiert? Falls ersteres, dann lässt Frau Mischitz die doch sehr speziellen Bedingungen
der befragten Stichprobe dezent unter den Tisch fallen, und ebenso den Umstand, dass die Fragen nach Gewalterfahrungen
allgemein, also auf die gesamte Lebenserfahrung der Befragten bezogen, gestellt wurden. Welcher Anteil - ob klein oder groß -
auf "Freier" entfällt, darüber macht die Studie i.A. des BMFSFJ keine Angaben.
Die rhetorische Frage, was "Verzerrung" über die bekannte Bedeutung in der Statistik noch bedeuten könnte, ist reine Dramatisierung.
Es ist ja wohl kaum anzunehmen, dass Frau Mischitz den befragenden Sozialforscher*innen eine solche Geisteshaltung unterstellen
möchte . . .

Frau Mischitz ist Sprachprofi: Zertifizierte Übersetzerin vom Englischen und Französischen ins Deutsche.
Sorgfalt in der Verwendung von Sprache kann also vorausgesetzt werden, und die Wahrscheinlichkeit demagogischer
Absicht hinter diesen "Schnitzern" ist damit nicht gering. "Sprache beeinflusst unser Denken."

In ihrem fotographischen Wirken hält Frau Mischitz übrigens Abstand zu Menschen;
Gebäude und Landschaften sind ihre bevorzugten Motive.
Zuletzt geändert von Boris Büche am 02.07.2023, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Lucille
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Lucille »

Um ein wenig Licht hinter die Sexkaufverbots-Werbung des Spiegels zu bringen:

https://publikum.net/der-spiegel-katrin ... stitution/

Von Sonja Dolinsek - 1. Juli 2023, 8:37 Uhr ( echte Wissenschaftlerin)

Die in den Grafiken aufgeschlüsselten Verbindungen, u.a. der Buchautorin, sind uns notgedrungen sich schon länger mit diesen Sexarbeitsvernichtern Beschäftigenden durchaus als uns beleidigende und diskriminierende, moralinsaure Populistenspezie geläufig ...

Boris Büche
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

@Lucille - Danke!
Komplettiert wunderbar, was wir weiter oben in diesem thread, und hier bereits gesammelt haben.
Sagte ja oben schon, dass Sonja uns wohl noch näheres zum Buch mitteilen würde.

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Kasharius
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Kasharius »

@all

Und nach all den wunderbaren tiefschürfenden und fundierten Erwägungen hier von Euch alle bleibt am Ende doch die eine Frage...

SEXARBEIT - Hui oder pfui...?

Und damit verabschiedet sich euer

Kasharius grüßt... :006

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hasenfuss
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von hasenfuss »

@all

Mein Vorschlag wäre, wir schicken alle eine Email oder ein Fax an den FEMM Ausschuss des Europäischen Parlaments, und machen denen klar, daß "sich einige Mitglieder:innen von einer Kasperl Truppe über den Tisch hat ziehen lassen, und daß wir zutiefst besorgt sind, wie in Europa Politik gemacht wird. Hochachtungsvoll". So hat man das zu meiner Anfangszeit in den 80er Jahren jedenfalls gemacht, als es noch kein Internet und keine Foren gab. Frau Evelyn Regner muss ja in Österreich bekannt sein. Oh, siehe da, seit Januar 2022 ist sie eine der Vizepräsident:innen des EU Parlaments. Wer hat dann jetzt den Ausschussvorsitz inne? Ich finde nur stellvertretende Vorsitzende des FEMM Ausschusses. Berichterstatterin der Sitzung vom 27.06.2023 soll Maria Noichl, Rosenheim, sein.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ausschu ... schlechter

Der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) ist einer der 20 Ausschüsse des Europäischen Parlaments. Er ging aus dem 1979 gebildeten Ad-hoc-Ausschuss für die Rechte der Frau und Chancengleichheit hervor, der 1984 zu einem ständigen Ausschuss im Europäischen Parlament wurde. Ausschussvorsitzende ist seit Juli 2019 Evelyn Regner (SPÖ/S&D).

Zu den Zuständigkeiten des Ausschusses gehört die Förderung von Frauenrechten in der Europäischen Union und in Drittländern, die Gleichstellung der Geschlechter und die Bekämpfung von Diskriminierung insbesondere in der Arbeitswelt und die Umsetzung von Gender-Mainstreaming in der EU.


- - -

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Evelyn_Regner

Evelyn Regner (* 24. Jänner 1966 in Wien) ist eine österreichische Politikerin (SPÖ). Im Jahr 2009 wurde sie Abgeordnete des Europaparlaments (S&D). Im Jänner 2022 wurde sie zu einer der 14 Vizepräsidenten des EU-Parlaments gewählt. Von Juli 2019 bis Jänner 2022 war Regner Vorsitzende des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM).

- - - -

https://www.europarl.europa.eu/committe ... 23CAN70273

Am Dienstag, 27. Juni 2023, nahm der FEMM-Ausschuss den Berichtsentwurf zum Thema „Regulierung der Prostitution in der EU: ihre grenzüberschreitenden Auswirkungen und Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frau“ an.

Die Regulierung der Prostitution ist ein sehr relevantes und heikles Thema, das derzeit in mehreren Mitgliedstaaten diskutiert wird. Die Entscheidung, welches Prostitutionsmodell angenommen werden soll (Legalisierung und Regulierung oder Legalisierung des unregulierten Marktes), ist eine politische Entscheidung, die auf einer Vielzahl von Perspektiven und Entscheidungen basiert. Auf der Ebene der EU-Mitgliedstaaten gilt Prostitution einerseits als Beruf (Sexarbeit) und ist daher legal und reguliert, während sie andererseits als unmoralisch angesehen und daher kriminalisiert wird.

Ziel dieses Berichts ist es, die verschiedenen Regulierungsmechanismen der Prostitution in den Mitgliedstaaten der EU zu untersuchen und ihre Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frau zu analysieren. Es untersucht auch die grenzüberschreitenden Auswirkungen.


- - - -

https://www.europarl.europa.eu/meps/en/ ... OICHL/home
https://www.eppgroup.eu/de/newsroom/fotos/femm_20cb9ee

- - - -

WICHTIG : Hier nochmals der Link zu La Strada, der über die Hintergründe und Zusammenhänge informiert:

https://www.lastradainternational.org/n ... on-report/

WICHTIG: Termin im September vormerken:

Zusammen mit anderen Menschenrechtsorganisationen und Organisationen für die Rechte von Sexarbeiterinnen wird La Strada International die Mitglieder des Europäischen Parlaments weiterhin dazu auffordern, den Prostitutionsbericht abzulehnen, wenn dieser vor der im September erwarteten Abstimmung im Plenum vorgelegt wird.

An anderer Stelle findet sich folgende Information:

Voraussichtlicher Termin für die Plenarsitzung: 09.11.2023.

- - - -

Weitere Hintergrundinformationen:

Sonja Dolinsek schreibt unter dem Link im Beitrag #84:

Die Veröffentlichung des Buches selbst dürfte ebenfalls sorgfältig gewählt worden sein. Am Tag darauf, am Dienstag, den 27. Juni, fand in Brüssel eine Abstimmung im Frauen-Komitee (FEMM) des EU-Parlaments über einen „Bericht“ über Prostitution statt. Vorangetrieben hat diesen Bericht die SPD-Abgeordnete Maria Noichl – entgegen der Parteilinie. Aber das darf sie angeblich, wie man mir von SPD-Seite per Mail vor einigen Monaten versicherte. Noichl hat an Bündnistagungen des Bündnisses “Nordisches Modell” teilgenommen und ist eine überzeugte Verfechterin des Nordischen Modells, die auch gegen die Beschlusslage der ASF (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in der SPD) öffentlich das Nordische Modell fordert. Sie arbeitet eng mit Leni Breymaier zusammen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass EU-Abgeordnete im FEMM-Komitee den Hinweis auf den Spiegel-Artikel und das Buch erhielten als letzter Nudge, um für den Bericht von Noichl zu stimmen. Und in der Tat: Die Abstimmung fiel positiv für Noichl, schlecht für die Sexarbeitenden Europas aus. Auch wenn die Mehrheit von 16:10 nicht überwältigend war.

Noichl gehört, zusammen mit Leni Breymaier, zu den wenigen Politiker*innen, die sich innerhalb der SPD für ein Verbot der Prostitution nach dem schwedischen Vorbild stark machen – entgegen der Parteilinie.


https://www.euractiv.de/section/soziale ... stitution/

Was ist Nudging? Nudging bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie „Anstoßen” oder „Anschubsen”. Nudging ist eine Strategie zur Verhaltensänderung: Menschen sollen dazu bewegt werden, sich für eine erwünschte Verhaltensweise zu entscheiden, ohne dass dazu Zwang ausgeübt wird.

Und was sagt mir das alles? Wir müssen sichtbar werden und laut. Raus aus der Komfortzone. Rein ins Getümmel.

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deernhh
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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von deernhh »

Lucille hat geschrieben:
02.07.2023, 15:09
Um ein wenig Licht hinter die Sexkaufverbots-Werbung des Spiegels zu bringen:

https://publikum.net/der-spiegel-katrin ... stitution/

Von Sonja Dolinsek - 1. Juli 2023, 8:37 Uhr ( echte Wissenschaftlerin)

Die in den Grafiken aufgeschlüsselten Verbindungen, u.a. der Buchautorin, sind uns notgedrungen sich schon länger mit diesen Sexarbeitsvernichtern Beschäftigenden durchaus als uns beleidigende und diskriminierende, moralinsaure Populistenspezie geläufig ...

Bravo! 👍
Danke für die Einstellung!
Sonja Dolinsek hat super und schlüssig auch für die Menschen, die sich mit dem Abolitionist*innen-Zirkus nicht so auskennen, aufgeklärt. 👍
(Die Namen und Vereine und deren Verstrickungen und Verquickungen sind uns SW ja schon länger geläufig.)

Liebe Grüße von deernhh

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Re: Vorschau mögliche Pressekampagne gegen Sexarbeit

Beitrag von Boris Büche »

Betr: Beschluss des FEMM Ausschusses des Europäischen Parlaments

Dazu eine Kritik von La Strada International, übersetzt und ergänzt von Sonja Dolinsek.

Eine wichtige Ergänzung ist der Hinweis, dass das "Bericht" genannte Papier kein Bericht ist,
sondern ein politisches Dokument. Dieses Stück Sprachkritik fehlte bei La Strada.

Frau Dolinsek hebt hervor, dass der "Bericht" keine wissenschaftliche Studie darstellt, allerdings ist dies für die
Textgattung "Bericht" auch nicht erforderlich. Eine Darstellung eines im Prinzip belegbaren Geschehens, ohne
Ausschmückungen und (absichtliche) Interpretation würde schon ausreichen.
Alles übrige ist schlicht eine ERZÄHLUNG, aka Narrativ.

Nicht, dass diese Begriffsverdrehung wirklich überraschend wäre - wir hatten schon "Dokumentarfilme", komplett
mit Schauspielern besetzt, und eine Serie preisgekrönter "Reportagen", deren Autor die Realität nur noch in Splittern
nutzte, an denen entlang seine Imagination ranken durfte. Beides gefiel, sogar sehr! - warum also sollte man es
anders machen, die meisten werden ja nicht "erwischt", oder falls doch, fast immer gedeckt. Der SPIEGEL hat jetzt
talentierte Nachwuchskräfte, die weitermachen, wo Herr Relotius aufhören musste - wir sahen es gerade . . .

Ich freue mich, dass die Bereitschaft, gegen "fake news" vorzugehen, laut und deutlich geäußert wird.
Überzeugt wäre ich erst, wenn in den Reihen der Politik und sog. Qualitätsmedien Taten den Worten folgten.