Kaum ein Beruf polarisiert so stark wie die Sexarbeit: Prostituierte werden in der Gesellschaft noch immer stark stigmatisiert, ausgegrenzt und der Beruf als solcher oft nicht anerkannt. Warum herrscht noch immer solch ein Tabu? Wie ist das Leben als Sexarbeiterin oder Sexarbeiter wirklich? Wie gefährlich ist diese Arbeit in Österreich? Wie problematisch ist die rechtliche Lage in Österreich und was muss hier geändert werden? Nora und Thorja, zwei erfahrene Sexarbeiterinnen, sprechen in dieser neuen Folge über falsche Vorstellungen rund um ihren Beruf, wie sie damit angefangen haben und warum die aktuellen Regelungen in Österreich ihrer Meinung nach „menschenrechtsverachtend“ sind.
Ich finde, es ist Zeit, Danke zu sagen! Sexarbeiter*Innen, die sich die Zeit nehmen und Probleme ansprechen, ohne sich dabei selbst zu vermarkten, sind für unsere Bewegung unentbehrlich!
Jetzt hab ich es endlich geschafft und euren Podcast ganz gehört.
Ein unaufgeregtes, professionelles, aber auch kritisches Gespräch über Sexarbeiter:innen und die Rolle des Staates war sicherlich für einige Zuhörer unerwartet.
Mein Lob euch beiden, ihr konnten hoffentlich damit mit einigen Vorurteilen und Irrglauben aufräumen.
Ich hab gehört, dass in Österreich der Minister über die Sinnhaftigkeit der Gesundenuntersuchung nachdenkt. Mal sehen, ob sich da was ändert...
So, nun mehrfach gehört und ich möchte noch einen Gedanken teilen.
Was mir persönlich etwas fehlt, ist der geschichtliche Hintergrund warum Dinge so sind wie sie sind.
Die öffentliche Wahrnehmung und auch die geschätzte 4. Gewalt dieses Landes, die Medien, zeichnen gerne Bilder, die einem Bild entsprechen, welches sich in 18. Jahrhundert etabliert hat. Prostitution war gesellschaftlich meist toleriert bis anerkannt. Erst das Aufkommen des Christentums, mit dem Verwachsen von Kirche und Staat, bekam Sexarbeit den Status geduldet, notwendiges Übel bis hin zur Verfolgung.
Hier ist auch das bis heute allzu präsente Hurenstigma entstanden. Die Verfolgung und Kontrolle hatte in erster Linie moralische Gründe, damals wie heute. Die Gesundheit wird voraus geschoben, es dient als Schild, als Herzeigebild, eingebettet in einen sozial- kümmernden Mantel.
Dies spiegelt sich in den föderalistischen politischen Strömungen dieses Landes wieder. Wobei sowohl der Föderalismus, als auch die neun Prostitutionsgesetze am Ende Heuchelei sind, denn der Staat denkt und der Staat lenkt.
Nur nicht bei uns, wir kommen aus postmonarchischen Gesetzen nicht heraus und die Lenker:innen des Landes denken für uns, handeln für uns und verschließen Ohren, Augen und auch ihren Mund, wenn es um die wenigen starken Stimmen in der Sexarbeit geht. Man zollt Ihnen Applaus, aber man vergisst es gerne ganz schnell, wenn das Podium verstummt.
Das liegt nur an der öffentlichen Wahrnehmung und unser öffentlichen Darstellung.
Man kennt die Privilegierten, meist im Escort Bereich tätigen und die migrantischen Sexarbeiter:innen, die der Armut entfliehen. Letzterer Gruppe wird der überwiegende Anteil zugeschrieben.
Das Dazwischen, ohne Schwarz - Weiß, das existiert nicht. Aber dieses Dazwischen macht den Löwenanteil in der Sexarbeit aus.
Die größte Gruppe wird nun gewissenhaft ignoriert.
Eine Änderung will kaum jemand, man versteckt sich gerne hinter dem Hurenstigma.
Liberalisierung und Entkriminalisierung ist, wie im Podcast mehrfach erwähnt die einzige Strategie, Sexarbeit arbeitswert und lebenswert ohne Stigmatisierung und Viktimisierung zu machen.
hierzu nur my two cents,
sonst,
parfait und manifique!