Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

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Boris Büche
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Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von Boris Büche »

. . . im liebevoll à la STASI gestalteten Ambiente der Sendung "Chèz Krömer" des RBB:
=> Youtube

Das Publikum bewertet dieses Interview des größten Schandmauls des ÖRR - ein Kunstgriff, will ich annehmen -
überwiegend als sehr gelungen. Eine kritische Besprechung findet sich bei Menschenhandel Heute:

"Krömer hat keine Ahnung von Menschenhandel. Das hat er zumindest zugestanden. Nein, falsch, eigentlich hat er nur zugestanden,
nichts über Prostitution zu wissen. Aber eigentlich glaube ich, dass er von beidem keine Ahnung hat. Und das sieht man daran, dass
das eine Sendung über Prostitution war, in der eine sehr gut verdienende Escort mit der Frage des Menschenhandels konfrontiert wurde.
Warum eigentlich? Sie ist doch offensichtlich keine Expertin über Menschenhandel. Das ist, als würde man die glückliche Ehefrau in
eine Talkshow einladen, um sie zu befragen, wie es den Betroffenen häuslicher Gewalt gehe, um ihr vielleicht sogar die Verantwortung
für die Gewalt in die Schuhe zu schieben, die andere ausüben
."
[Sonja Dolinsek]

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Kasharius
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Re: Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von Kasharius »

Danke lieber @ Boris ...neulich war ja noch der Ex-Blöd....äh Bildchef bei Kramer ..ob man da wirklich hin muss? Ich weiß ja nicht... als Krömer noch No-Name bei radioeins war hat er mir besser gefallen...

Dir und allen einen schönen gesegneten Advent

Kasharius grüsst

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deernhh
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Re: Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von deernhh »

Nach Aus von "Chez Krömer": Sexworkerin nimmt Kurt Krömer in Schutz

rbb Fernsehen CHEZ KRÖMER, am Dienstag (22.11.22) um 22:15 Uhr.

Der Gast in Krömers Verhörraum ist bekanntlich unberechenbaren Situationen, Inhalten und Launen ausgeliefert. Und es gibt immer noch Men ...
Salomé Balthus hat sich auf Twitter zu ihrem Auftritt bei "Chez Krömer" geäußert.
bild: rbb/carolin ubl
TV
"Chez Krömer"-Aus: Sexworkerin nimmt Kurt Krömer nach Vorwürfen in Schutz
07.12.2022, 10:32

Vera Siebnich

"Chez Krömer" ist Geschichte. Vor Kurzem verkündete Kurt Krömer selbst via Instagram, dass die Sendung nicht fortgesetzt wird. "Ich habe die Katze erschossen", schrieb er zu einem Post, der ihn mit einer Pistole zeigt. Für die Entscheidung, nicht mit der Show weiterzumachen, gab es auch von Kolleg:innen viel Zuspruch.

Doch Krömer durfte sich auch unter seinem Abschiedspost zur Sendung einige Kritik anhören. Vor allem die Folge mit Comedian Faisal Kawusi sorgte bei manchen Zuschauern für Unmut, weil sie Krömers Entscheidung, die Sendung vorzeitig abzubrechen, nicht nachvollziehen konnten.

"Mit Kawusi hast du es maßlos übertrieben, du kannst ihm nicht vorwerfen, dass er ein Arschloch ist, wenn du es nicht besser machst", schreibt ein Kommentator bei Instagram. Doch nun meldet sich via Twitter Salomé Balthus zu Wort. Sie war ebenfalls bei "Chez Krömer" zu Gast und zeichnet ein ganz anderes Bild als Kawusi.

"Chez Krömer": Moderator hat auch andere Seiten gezeigt
Tatsächlich gibt Krömer sich Balthus gegenüber ganz anders, als es bei Kawusi der Fall war. Schon gleich zu Beginn stellt Krömer klar: "Ich mache mich nicht über dich lustig, hier gibt's jetzt keine 'Ficki Ficki'-Witze, ich will auch keine Betroffenheitsscheiße jetzt hier machen und es soll auch nicht so ein Quotending werden, dass ich sage, komm, wir laden uns hier eine Prostituierte ein, dann wird hier ordentlich geklickt." Das klingt geradezu diplomatisch – und genau so macht Krömer auch den Rest der Sendung weiter.

Der Moderator zeigt sich ihr gegenüber sehr verständnisvoll, scheint ihr weniger kritisch gegenüberzustehen als Kawusi. Stattdessen spricht Krömer sehr offen über seine eigenen Erfahrungen mit Bordellen und offenbart:

"Ich war einmal im Puff gewesen, das war in Köln, ich weiß es nicht mehr, ich war 17 Jahre alt, ich fand es ganz schrecklich. Der Pimmel wurde nicht steiff, ich bin nicht gekommen, ich war besoffen, ich habe mich geschämt."
rbb Fernsehen CHEZ KRÖMER, am Dienstag (22.11.22) um 22:15 Uhr.

Der Gast in Krömers Verhörraum ist bekanntlich unberechenbaren Situationen, Inhalten und Launen ausgeliefert. Und es gibt immer noch Men ...
Kurt Krömer beweist in der Folge mit Salomé Balthus, dass er auch verständnissvoll sein kann.
bild: rbb/carolin ubl

So erlebte Salomé Balthus ihren Auftritt bei "Chez Krömer"
Zwar stellt Krömer auch Balthus kritische Fragen, will etwa von ihr wissen, ob sie Männer, mit denen sie den Abend verbringe, so manipuliere, dass es nicht zum Sex kommt. Doch als die Sexworkerin das verneint, gibt er sich mit ihrer Antwort zufrieden.

Abgesehen davon, dass er Balthus einmal unterstellt "ein bisschen weltfremd" zu sein, weil sie sagt, man müsse sich nur besser um die Frauen kümmern, um zu verhindern, dass sie misshandelt werden, widerspricht er ihr nur selten. Vom auf Krawall gebürsteten Krömer aus der Kawusi-Folge scheint hier nichts mehr übrig zu sein.

Bei Balthus hat er diesmal offenbar genau den richtigen Ton getroffen. Denn nach der Aufregung rund um "Chez Krömer" in den letzten Tagen, meldet sich Balthus nun auf Twitter zu dem Thema zu Wort. Sie schreibt:

"Ich war der letzte Gast bei 'Chez Körmer' – die Aufzeichnung fand als letzte der Staffel statt, nach Kawusi. Kurt war sehr zuvorkommend. Das erste Mal, dass ein Showmaster mich zur Tür gebracht und sich um mein Taxi gekümmert hat. Hätte ihn am liebsten mitgenommen. Alles Gute!"
Statt seinen Gast zu kritisieren, zeigt Krömer sich ernsthaft interessiert an den Problemen, mit denen Sexarbeiterinnen zu kämpfen haben und lässt sich geduldig von Balthus erklären, warum es im Feminismus so unterschiedliche Positionen zur Sexarbeit gibt.

Schließlich merkt Balthus an, dass zwar viele Sexworkerin mit einem Suchtproblem zu kämpfen hätten, dass das aber ein "gesamtgesellschaftliches Problem" sei und davon nicht nur diese Frauen betroffen wären. Krömer gibt daraufhin ganz offen zu: "Ich auch. Ich bin trockener Alkoholiker seit zwölf Jahren."

Zuschauer sind von "Chez Krömer"-Folge begeistert
Auch den Fans ist aufgefallen, dass Krömer sich in der Folge ganz anders gibt als in der mit Kawusi. Unter dem Tweet von Balthus schreibt einer: "Die Sendung mit dir hat mich wieder daran erinnert, wie gut 'Chez Krömer' sein kann, wenn vernünftige Gäste kommen." Und einem anderen Zuschauer ist vor allem aufgefallen, dass Balthus einen "sehr souveränen Eindruck" hinterlassen habe.

"Da war es nur logisch, sich entsprechend um dich zu kümmern", findet er. Dass die Stimmung zwischen Krömer und seinem Gast diesmal wesentlich besser war als in anderen Folgen, haben also auch die Zuschauer mitbekommen. Und für den Moderator selbst ist es sicherlich schön zu hören, wenn ein Gast ihn im Anschluss noch einmal so sehr öffentlich lobt.

https://www.watson.de/unterhaltung/tv/9 ... -in-schutz

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Kasharius
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Re: Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von Kasharius »

@deernhh

lieben dank für diesen sehr wichtigen Eintrag

Kasharius grüßt

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Re: Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von lust4fun »

Kritischer Nachklapp zur Wirkung der Sendung:

Mir geht es nicht darum, dass Krömer offensichtlich ein sehr netter, kommunikativer und empathischer Mensch ist. Mir geht es auch nicht um das Konzept der Sendung im Allgemeinen oder um diese spezielle Sendung, der Balthus attestiert, dass Krömer den richtigen Ton getroffen hätte.

Neben Sonja Dolinseks hervorragender Kommentar zum Thema „Menschenhandel“ geht es mir noch um das leidige Problem mit den Zahlen.

Nach dem Einspieler des O-Tons einer Sexarbeiterin kommt das Gespräch auf die Gewalterfahrungen von Sexarbeiterinnen (13:40).

Krömer (14:45): „Man munkelt, es sind 2% Escorts und 98%...“ Dann (14:58): „Selbst wenn wir sagen, es sind 90%, die vergewaltigt werden…“
Balthus, schlagfertig, aber auf dünnem Eis (15:05): „Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Lass es 50% sein, schlimm genug…“

Die Zahlen stehen wie Elefanten im Raum.
Wer, der/die solche Zahlen für plausibel hält, würde das Konzept der erwerbsmäßigen Sexarbeit als mögliches Konzept für ein gelingendes Leben noch verteidigen wollen und können?

Warum zitiert Krömer diese Zahlen? Bei der Sorgfalt seiner Recherche würde ich eigentlich denken, dass ein Medienprofi wie er schnell merkt, dass dies einer der medialen Knackpunkte ist und dass hier Quellenprobleme mit begrifflichen Definitionsproblemen zusammenkommen. Da ist Krömer nicht gut.

Und wir? Wir können nur behaupten, dass die Zahl von 90% … die Realität nicht beschreibt. Wir, das sind Sexarbeiter:innen und Kund:innen. Belege? Polizeistatistiken? Oder eher eigene „Erfahrung“, „Einblicke“?

Aber so kommt man nicht weit. Diejenigen, die da gar keine eigene Wahrnehmung dazu haben, wie sollen sie sich da politisch positionieren? Wenn selbst der ehrliche Krömer, der mit 17 im Puff war, sagt, es seien 90 Prozent?

Bleibt dann nur noch die andere, ebenso schwammige Zahlenbehauptung: „Nicht alle Sexarbeiterinnen wollen gerettet werden“?
Siehe Zeit-online, 26.12.2022, (hinter Bezahlschranke): https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-1 ... bestimmung

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deernhh
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Re: Salomé Balthus zum "Verhör" . . .

Beitrag von deernhh »

@ lust4fun

Wenn du schon einen Link der "Zeit" mit Bezahlschranke veröffentlichst, wäre es ganz toll, wenn du den ganzen Text hier einstellen würdest, da es einige gibt, die nicht bei der "Zeit" registriert sind und demzufolge nicht den ganzen Text lesen können.
Ich selbst habe bisher nach Möglichkeit Links veröffentlicht, die man ohne Zahlschranke lesen konnte. Wenn mal ausnahmsweise eine Zahlschranke vorhanden war und ich den ganzen Text hatte, habe ich den Text kopiert und ihn eingestellt.
Entschuldigung, bitte nicht böse sein wegen dieser kleinen Kritik.

Liebe Grüße von deernhh