Kontroverse
Blackout in Berlin (I)
Teil I: Was heißt eigentlich ‚Entkriminalisierung‘ von Prostitution?
Vorbemerkung
Die Bewegung für die Rechte von Sexarbeiter*innen tut sich keinen Gefallen, wenn sie
problematische Positionierungen in den eigenen Reihen mit Schweigen übergeht und
großzügig über sie hinwegsieht. Deswegen ist es die erklärte Absicht von Doña Carmen
e.V., Streitpunkte und kontroverse Sichtweisen in Bezug auf grundsätzliche Fragen der
Sexarbeiter*innen-Bewegung offen und öffentlich anzusprechen.
Das mag nicht jedem gefallen. Tatsache aber ist, dass andere Gelegenheiten zu politischen
Auseinandersetzungen seit Langem nicht mehr bestehen und nach allen bisherigen
Erfahrungen offenbar auch nicht erwünscht sind. Tatsache ist ferner, dass die bloße
Berufung auf die Haltung ‚Pro Sexarbeit‘ für sich genommen kein Gütesiegel ist, wenn es um
verlässliche Aussagen zu Prostitution und Sexarbeit geht. Nicht selten werden unter dem
Label ‚Pro Sexarbeit‘ Positionen vertreten, die geeignet sind, das Ziel einer rechtlichen
Gleichbehandlung von Prostitution mit anderen Berufen grundsätzlich in Frage zu stellen.
Hier weiterlesen: https://www.donacarmen.de/wp-content/up ... TEIL-I.pdf
Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
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Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Re: Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Danke @fraences, ein wie immer sehr profunder und provokanter Aufschlag von Dona Carmen. Allein die Schlussfolgerungen muss ich nicht teilen. Umgekehrt ließe sich nämlich fragen: Was nützt es den SW allein dem propagierten fundamentalen Oppositionsansatz von DC zu Folgen. Wo bleibt hier der Grundsatz NICHTS ÜBER SW OHNE SW(stammt den dieser Aufsatz von einer aktiven bzw ehemaligen SW?). Warum immer dieses Abarbeiten an letztendlich doch wohl Gleichgesinnten. Die SW- Gegner bieten doch Angriffsfläche genug. Und oft bat DC hier um Solidarität, etwa bei der Verfassungsbescwerde oder den Übergriffen des Finanzamtes...ich verstehe diese Form politischen agierens nicht...muss ich als Aussenstehender ja auch nicht und schweige besser jetzt. Im übrigen macht DC eine tolle Arbeit!
WEN MEIN BEITRAG HIER AUCH NUR VON EINEM/EINER SW ALS ZU ÜBERGRIFFIG EMPFUNDEN WIRD EDIRT ODER LÖSCHT IHN UND ENTSCHULDIGT BITTE
kasharius grüßt
WEN MEIN BEITRAG HIER AUCH NUR VON EINEM/EINER SW ALS ZU ÜBERGRIFFIG EMPFUNDEN WIRD EDIRT ODER LÖSCHT IHN UND ENTSCHULDIGT BITTE
kasharius grüßt
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Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Alleine dieser ganze Unfug über Menschenhandel! Irgendwie bekommt doch jede Bulgarin und jeder Bulgare 70 € zusammen, um in eine deutsche Großstadt zu gelangen. Was fehlt, ist eine offizielle Arbeitsvermittlung. Eine Arbeitsvermittlung, die die Sexarbeitsorte kennt, und Beratung anbieten kann, welcher für den m-w-d Bewerber der geeignetste ist. Was haben wir stattdessen? Eine Belehrung über die Sperrbezirksverordnung der Großstadt via ProstSchG im Ordnungsamt, zuständig auch für Organisierte Kriminalität und Allgemeine Gefahrenabwehr.
Ich glaube nicht, daß Sex Workers etwas gegen Ladengeschäfte in einer belebten Geschäftsstraße haben könnten. Warum nicht Gleichstellung mit Kosmetikstudios, Physiotherapien und Massagestudios? Corona hat doch gezeigt, daß es sich bei Prostitution auch nur um eine körpernahe Dienstleistung handelt, bei der Hygiene ganz groß geschrieben wird.
Und hâtte ich den Beitrag in kyrillischer Schrift verfaßt, wäre auch noch klar geworden, warum es nicht immer ohne fremde Hilfe geht.
floggy grüßt Kasharius
Ich glaube nicht, daß Sex Workers etwas gegen Ladengeschäfte in einer belebten Geschäftsstraße haben könnten. Warum nicht Gleichstellung mit Kosmetikstudios, Physiotherapien und Massagestudios? Corona hat doch gezeigt, daß es sich bei Prostitution auch nur um eine körpernahe Dienstleistung handelt, bei der Hygiene ganz groß geschrieben wird.
Und hâtte ich den Beitrag in kyrillischer Schrift verfaßt, wäre auch noch klar geworden, warum es nicht immer ohne fremde Hilfe geht.
floggy grüßt Kasharius
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.
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Re: Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Und kasharius grüßt @floggy fröhlich zurück. Volle Zustimmung soundso zu Deinem Beitrag...
Kasharius grüßt
Kasharius grüßt
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Re: Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Warum immer wieder der klein(bzw. groß)karierte Streit von Dona Carmen mit BesD und/oder Fingerzeig von Dona Carmen auf BesD und Amnesty International (AI)?
Jede Institution entwickelt sich weiter oder bleibt mit ihren Ansichten stehen, je nach Fasson.
Aber jemand anders angreifen, nur weil jemand anders Positionen vertritt, die frau/man selber nicht so vertritt, geht gar nicht.
Jede Institution, ob Dona Carmen, BesD oder AI vertritt auf ihre eigene Art und Weise die Interessen der Sexarbeiter*innen.
Sexarbeiter*innen sind keine Spielbälle zwischen den Institutionen.
Fakt ist, dass Sexarbeit in Deutschland, Österreich, Schweiz legal ist, nur eben in der Gesetzgebung an bestimmten Stellen feinjustiert werden sollte wie zum Beispiel in Deutschland die Abschaffung der Zwangsanmeldung (Hurenausweis), Nicht-mehr-übernachten-dürfen-am-Arbeitsplatz, getrennte Badezimmerbereiche SW/Kunden etc., in Österreich die Abschaffung der sechswöchigen Zwangsuntersuchungen, generell Abschaffung der Sperrgebiete und einiges mehr.
Dona Carmen fragt sich, "wie staatstragend ein Berufsverband für Sexarbeiter*innen sein darf".
Ich frage mich eher, wie majestätisch Dona Carmen sein darf mit ihren Ansichten und ihren Überzeugungen, die andere bitte schön gefälligst teilen sollten?
Ich teile nicht alle Ansichten von Dona Carmen, meine aber dennoch, dass Dona Carmen gute Arbeit macht, meine aber auch, dass ihre Angriffe mit Fingerzeig auf andere nicht gutzuheißen sind.
Ich finde aber auch, dass der BesD gute Arbeit und Aufklärung leistet.
Ich finde, dass man an einem Strang ziehen sollte und sich gegen Abolitionistinnen positionieren sollte, die Sexkaufverbot a'la schwedischem Modell fordern.
Es ist in meinen Augen (andere können mit vernünftigen Argumenten gern auch was dagegen haben) auch okay, dass der BesD versucht, mit staatlichen Institutionen zusammenzuarbeiten, um unsere Sexarbeiter*innen-Positionen zu vertreten und durchzusetzen, vielleicht nach dem Motto:
Wir Sexarbeiter*innen kommen dem Staat etwas entgegen und der Staat uns Sexarbeiter*innen. Das würde vielleicht helfen, dass Sexarbeit noch mehr entkrimininaliert wird, weniger stigmatisiert wird, mehr Rechte beschert, Berufswahlfreiheit garantiert und einiges mehr, das heißt, dass der Staat dann vielleicht eher uns Sexarbeiter*innen in die Hände spielt und glaubt statt den Abolitionistinnen.
Jede Institution entwickelt sich weiter oder bleibt mit ihren Ansichten stehen, je nach Fasson.
Aber jemand anders angreifen, nur weil jemand anders Positionen vertritt, die frau/man selber nicht so vertritt, geht gar nicht.
Jede Institution, ob Dona Carmen, BesD oder AI vertritt auf ihre eigene Art und Weise die Interessen der Sexarbeiter*innen.
Sexarbeiter*innen sind keine Spielbälle zwischen den Institutionen.
Fakt ist, dass Sexarbeit in Deutschland, Österreich, Schweiz legal ist, nur eben in der Gesetzgebung an bestimmten Stellen feinjustiert werden sollte wie zum Beispiel in Deutschland die Abschaffung der Zwangsanmeldung (Hurenausweis), Nicht-mehr-übernachten-dürfen-am-Arbeitsplatz, getrennte Badezimmerbereiche SW/Kunden etc., in Österreich die Abschaffung der sechswöchigen Zwangsuntersuchungen, generell Abschaffung der Sperrgebiete und einiges mehr.
Dona Carmen fragt sich, "wie staatstragend ein Berufsverband für Sexarbeiter*innen sein darf".
Ich frage mich eher, wie majestätisch Dona Carmen sein darf mit ihren Ansichten und ihren Überzeugungen, die andere bitte schön gefälligst teilen sollten?
Ich teile nicht alle Ansichten von Dona Carmen, meine aber dennoch, dass Dona Carmen gute Arbeit macht, meine aber auch, dass ihre Angriffe mit Fingerzeig auf andere nicht gutzuheißen sind.
Ich finde aber auch, dass der BesD gute Arbeit und Aufklärung leistet.
Ich finde, dass man an einem Strang ziehen sollte und sich gegen Abolitionistinnen positionieren sollte, die Sexkaufverbot a'la schwedischem Modell fordern.
Es ist in meinen Augen (andere können mit vernünftigen Argumenten gern auch was dagegen haben) auch okay, dass der BesD versucht, mit staatlichen Institutionen zusammenzuarbeiten, um unsere Sexarbeiter*innen-Positionen zu vertreten und durchzusetzen, vielleicht nach dem Motto:
Wir Sexarbeiter*innen kommen dem Staat etwas entgegen und der Staat uns Sexarbeiter*innen. Das würde vielleicht helfen, dass Sexarbeit noch mehr entkrimininaliert wird, weniger stigmatisiert wird, mehr Rechte beschert, Berufswahlfreiheit garantiert und einiges mehr, das heißt, dass der Staat dann vielleicht eher uns Sexarbeiter*innen in die Hände spielt und glaubt statt den Abolitionistinnen.
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Re: Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Liebe fraences und Dona Carmen und Co.:
Ihr könnt ruhig lesen, denn ich schreibe jetzt, was mir an BesD missfällt.
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Was heißt Entkriminalisierung von Sexarbeit?
Das Foto mit Herrn Nolte ist schon heiß. Da laufen ihm sicherlich ein paar Fans zwischen die Beine. Politisch wird das Foto weniger zünden, und die Gefolgschaft bleibt aus. Aber darum ging es ja vielleicht auch gar nicht.
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.