"Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
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"Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
Bericht:
Siegel-Online, 2.3.2020
https://www.spiegel.de/familie/lovemobi ... 9bacd83459
Trailer:
https://lovemobil-film.com/TRAILER
Siegel-Online, 2.3.2020
https://www.spiegel.de/familie/lovemobi ... 9bacd83459
Trailer:
https://lovemobil-film.com/TRAILER
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Der Artikel ist hinter einer PayWall :-(
… haben wir nicht einen Thread über diesen Lovemobil-Film?
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
[Bei mir ist der Artikel ohne Bezahlzugang lesbar. Hier der Text ohne Bilder.]
Sexarbeiterinnen in Deutschland
Gebraucht werden, für einen Moment
Sexarbeiterinnen nehmen Geld für Sex - freiwillig. Oder? Ein neuer Dokumentarfilm über drei Frauen in Niedersachsen stellt diese immer wieder heftig diskutierte Frage. Die Antwort wird dem Zuschauer überlassen.
Von Nike Laurenz • 02.03.2020, 19:35 Uhr
Mitten in der Nacht, am Rand einer Landstraße in Niedersachsen, umgeben von Wäldern und Kartoffelfeldern, will einer von Rita wissen, ob sie sein Sperma schlucken will. "Kann ich deinen Kopf nehmen, ihn runterdrücken und deine Kehle ficken?", er steht am Fenster von Ritas Wohnmobil. "Throat-Fuck", sagt der Mann.
Rita macht die Tür auf. 100 Euro. Gebraucht werden, für einen Moment. Überm Wohnmobil geht Wind durch die Baumkronen.
Ist das hier ein Job? Oder ist es Ausbeutung?
Rita, Milena und Uschi - zwei Frauen, die für Sex Geld nehmen, und eine, die ihnen das Wohnmobil dafür stellt. Diese drei Menschen hat die Filmemacherin Elke Lehrenkrauss für ihren neuen Dokumentarfilm "Lovemobil" begleitet. Der Film stellt Fragen, die im Deutschland der vergangenen Jahre heftig diskutiert wurden: Sind Sexarbeiterinnen unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt? Oder ist es bevormundend, das so zu sehen?
Drei Jahre verbrachten Lehrenkrauss und der Kameramann Christoph Rohrscheidt mit den Sexarbeiterinnen und ihrer Vermieterin, von 2015 bis 2017. An 60 Drehtagen ging die Kamera an, an noch viel mehr Tagen blieb sie aus. Reden, Vertrauen und Freundschaft aufbauen, zu allen dreien, sagt Lehrenkrauss, 40. Der Film ist ihr Debüt. Sie hat es damit in die Vorauswahl des Deutschen Filmpreises geschafft. Lehrenkrauss' Stück hätte die Auszeichnung verdient.
Ohne sie zu verurteilen, erzählt der Film von drei Leben. Es geht um Uschi, Eigentümerin und Vermieterin von Wohnmobilen, 50 Euro pro Wagen am Tag. Es geht um Rita und Milena, Anfang 20, aus Nigeria und Bulgarien, die eines von Uschis Autos mieten, um darin mit Männern zu schlafen. Aber, das zeigt der Film, sie rauchen, telefonieren, singen, weinen, leben auch dort.
Sie waschen ihre Unterwäsche hinten, im Waschbecken des Wagens, kämmen Perücken, schauen Serien, lernen Deutsch mit Apps auf ihren Handys, und zwischendurch kommt Uschi. Uschi, graue Locken, aufgeklebte Fingernägel, fährt in einem alten Benz vor, kassiert ab und rastet meistens aus. Rita solle ihre Unterwäsche nicht draußen trocknen, Milena solle nicht lügen, sagt Uschi, und haut wieder ab.
Wenn Männer kommen, vor allem nachts, geschieht etwas Brutales, Intimes: Zuerst wird verhandelt, was für ein Sex, wie viel soll er kosten, dann gibt es Streicheln, Anlächeln, Hose aufmachen. All das ist im Film zu sehen, unzensiert. Wenn die Männer weg sind, sind die Frauen wieder allein mit dem Sound dieser Dunkelheit: vorbeirasendes Auto, totale Stille, rasendes Auto. Scheinwerfer werden größer und kleiner, aufkommende Angst, schwindende Chance. Dann kommt der Morgen.
Elke Lehrenkrauss und ihr Kameramann waren nah bei den Frauen, als sie erzählten. Ihre gesamte Kindheit und Jugend sei sie an den Wohnmobilen in ihrer Heimat Gifhorn vorbeigefahren, habe sich immer gefragt, was darin vor sich geht, sagt Lehrenkrauss dem SPIEGEL. Sie verließ Gifhorn, vorerst, ging studieren an Kunsthochschulen in Köln, Havanna und Luzern, machte Kurzfilme, die auf Festivals und in Museen liefen. Dann fuhr sie nach Niedersachsen zurück, um die Fragen ihrer Jugend zu bearbeiten. Sie klopfte an die Türen der Frauen.
Einige erklärten sich bereit, sich vor der Kamera zu zeigen. Auch Männer. Im Film sind ihre Gesichter unverpixelt, wenn sie nach einem "Throat-Fuck" fragen oder zu den Frauen ins Wohnmobil klettern. Zu sehen sind Männer, die sich dabei filmen lassen, wie sie Frauen wie Objekte behandeln. "Wir waren erstaunt, wie bereitwillig die Männer der Kamera zugestimmt haben", sagt Lehrenkrauss. Dem Film habe kein Drehbuch zugrunde gelegen.
Doch eine Kamera kann schmerzhaft sein, wenn man das eigene Leben davor ausbreiten soll. Deswegen hätten sich viele Frauen, die zunächst zugestimmt hätten, wieder zurückgezogen. "Einige Frauen brachen beim ersten Interview in Tränen aus und sagten: Eines müsse sofort aufhören, entweder die Dreharbeit oder die Sexarbeit", sagt Lehrenkrauss.
Rita und Milena blieben. Rita erzählte, wie sie von Nigeria im Boot nach Italien flüchtete und dort an Leute geriet, die sie an Uschi vermittelten. "Ich habe 99 Probleme, und Geld sind 99 davon", sagt Rita im Film. Ihre Haut sieht weich aus, die Augen sind tief und traurig.
Milena erzählt, wie sie ihre Jugend auf der Straße verbrachte, die Mutter tot, der Vater nicht da. "Besser schlafen wir auf der Straße, als ins Heim zu gehen", sagte sie damals zu ihrem Bruder. Damit der es gut hat, will sie jetzt hier für ihn Geld verdienen. Freiwillig, oder?
Prostitution ist in Deutschland legal - seit einem Gesetz, das 2001 unter SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder verabschiedet wurde. Es erlaubte Sexarbeiterinnen, am Sozialversicherungssystem teilzunehmen und ihren Lohn einzuklagen. 16 Jahre später wurde das Gesetz noch einmal angefasst: Nun verpflichtet es Sexarbeiterinnen, sich behördlich zu registrieren, regelmäßig zum Gesundheitsamt zu gehen. Und es gibt eine Kondompflicht.
Unverändert blieb der Streit. Der deutsche Frauenrat, Amnesty International, grüne und linke Politikerinnen und Politiker sowie Berufsverbände der Sexarbeiterinnen wollen die Sexarbeit schützen. Sie wollen Verpflichtungen verhindern, Diskriminierung abbauen. Daneben gibt es jene, die Sexarbeit mit Zwang und Gewalt verbinden und sie gern verbieten würden: die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier etwa, oder die Publizistin Alice Schwarzer. Wer hat recht?
Vom politischen Berlin bis nach Gifhorn sind es 243 Autokilometer. Mitten in der Nacht, mitten in der Gesellschaft, hier in Niedersachsen, fragt Uschi nicht nach Kondomen und auch nicht nach dem Gesundheitsamt. "Das Geschäft ist total im Arsch", sagt sie stattdessen im Film.
Es braucht Mut, um zuzusehen, wie sehr Rita und Milena leiden und frieren und nicht in den Schlaf finden. Der Blick von Rita, als sie die Fußmatte ihres Wagens am Baumstamm ausschlägt, zusammengepresste Augen, entsetzliche Wut. Die Gespräche, die die Frauen mit ihren Müttern am Telefon führen.
Diese Männer, die von großen Titten und dicken Schwänzen reden und die Rita ins Gesicht sagen: "Ich hab ein Problem mit deiner Farbe. Du bist schwarz." Der kurze Augenblick, wenn Autoscheinwerfer das Führerhäuschen des Wohnmobils ausleuchten, und die Frauen dann da sitzen wie Tiere im Zoo. Die Nacht, in dem eine von Ritas und Milenas Kolleginnen leblos in ihrem Wohnwagen gefunden wird.
Kondompflicht, Gesundheitsamt: Die, für die die neuen Regeln geschrieben wurden, sitzen genau hier, doch haben sie nicht den Luxus, sich daran halten zu können. Im Film kommen Gesetze nicht vor. Vielleicht hat niemand den Frauen von ihren Rechten erzählt. Vielleicht haben sie nicht danach gefragt. Vielleicht haben Rita und Milena nicht einmal eine Aufenthaltserlaubnis. Es gibt keinen Plan an diesem Ort, an dem es leise schneit und Windräder langsam rotieren.
Doch der Film, den Elke Lehrenkrauss gemacht hat, zeigt nicht nur Ausweglosigkeit, er macht auch Hoffnung. Es ist möglich, die Diskussion zu führen, ohne den Frauen, um die es geht, ihre Würde zu nehmen, das zeigt Lehrenkrauss. "Wir waren ein Team", sagt sie, und meint damit nicht sich und ihren Kameramann. Sondern sich und die, die vor der Kamera standen, auch Uschi. "Uschi hat uns behandelt, als seien wir ihre Kinder", sagt Lehrenkrauss. Und über Rita und Milena: "Die Frauen sind Psychologinnen. Die sehen schon beim Herunterkurbeln ihres Fensters, was für eine Person du bist, welche Ambitionen du hast."
Bevor jemand den Film zu sehen bekam, sahen die Frauen ihn. Sie hätten ihn gut gefunden, sagt Elke Lehrenkrauss. Uschi habe sich überraschenderweise nicht aufgeregt. Sie sei inzwischen in Rente, die Wohnmobile seien verkauft. Rita und Milena hätten Niedersachsen verlassen. Wohin genau und womit sie nun Geld verdienen, solle zum Schutz der Frauen geheim bleiben.
Und was ist mit dem Streit in Berlin? Mit all den Fragen? Der Zuschauer muss die Antworten selbst finden.
Ist es richtig, dass das eine Geschlecht das andere kaufen kann? Nein. Hat Sexarbeit was mit Sexualität zu tun? Ja, mit der von Männern. Das ist doch keine normale, schöne Arbeit, nach einer Nacht im Bus auch noch einen Anschiss zu kriegen, von Uschi? Nein. Es ist demütigend. Aber die Frauen sind doch frei. Dann sollen sie halt gehen?
Einmal, Uschi hat gerade ausnahmsweise gute Laune, steht sie bei Rita am Wohnmobilfenster und fragt, wie es ihr geht. Rita hat keine Lust zu reden, Uschi bohrt nach, ist da wirklich nichts, was dich bedrückt?
Rita macht die Tür auf. Gebraucht werden, für einen Moment. Überm Wohnmobil geht Wind durch Baumkronen, dann erzählt Rita ihrer Vermieterin, dass sie sich vielleicht verliebt hat, in einen der Männer. Uschi schaut lieb, keine Härte mehr in ihrem Gesicht. "Ich kenne viele Mädchen", sagt sie. "Nicht eine hat je den richtigen Typen getroffen." Rita fragt: "Warst du jemals richtig verliebt?"
Jetzt erzählt Uschi von ihrer Vergangenheit, in der eine Menge schiefgelaufen ist, viele Puffs, viele Männer, aber dann einer, den sie wirklich liebte, mit dem sie ein Kind bekam. "Aber er hat mich betrogen", sagt Uschi. "Mit einer Frau, in meinem Bett." Uschi macht eine Pause, Rita schaut schockiert.
Das Leben sei eine Tasse, sagt Uschi dann. Jedes Mal, wenn was passiere, breche ein Stück heraus. "Und irgendwann ist die Tasse dann weg. Seitdem bin ich allein", sagt Uschi. Rita nickt. Aber in diesem Moment sind sie zu zweit.
https://www.spiegel.de/familie/lovemobi ... 9bacd83459
Sexarbeiterinnen in Deutschland
Gebraucht werden, für einen Moment
Sexarbeiterinnen nehmen Geld für Sex - freiwillig. Oder? Ein neuer Dokumentarfilm über drei Frauen in Niedersachsen stellt diese immer wieder heftig diskutierte Frage. Die Antwort wird dem Zuschauer überlassen.
Von Nike Laurenz • 02.03.2020, 19:35 Uhr
Mitten in der Nacht, am Rand einer Landstraße in Niedersachsen, umgeben von Wäldern und Kartoffelfeldern, will einer von Rita wissen, ob sie sein Sperma schlucken will. "Kann ich deinen Kopf nehmen, ihn runterdrücken und deine Kehle ficken?", er steht am Fenster von Ritas Wohnmobil. "Throat-Fuck", sagt der Mann.
Rita macht die Tür auf. 100 Euro. Gebraucht werden, für einen Moment. Überm Wohnmobil geht Wind durch die Baumkronen.
Ist das hier ein Job? Oder ist es Ausbeutung?
Rita, Milena und Uschi - zwei Frauen, die für Sex Geld nehmen, und eine, die ihnen das Wohnmobil dafür stellt. Diese drei Menschen hat die Filmemacherin Elke Lehrenkrauss für ihren neuen Dokumentarfilm "Lovemobil" begleitet. Der Film stellt Fragen, die im Deutschland der vergangenen Jahre heftig diskutiert wurden: Sind Sexarbeiterinnen unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt? Oder ist es bevormundend, das so zu sehen?
Drei Jahre verbrachten Lehrenkrauss und der Kameramann Christoph Rohrscheidt mit den Sexarbeiterinnen und ihrer Vermieterin, von 2015 bis 2017. An 60 Drehtagen ging die Kamera an, an noch viel mehr Tagen blieb sie aus. Reden, Vertrauen und Freundschaft aufbauen, zu allen dreien, sagt Lehrenkrauss, 40. Der Film ist ihr Debüt. Sie hat es damit in die Vorauswahl des Deutschen Filmpreises geschafft. Lehrenkrauss' Stück hätte die Auszeichnung verdient.
Ohne sie zu verurteilen, erzählt der Film von drei Leben. Es geht um Uschi, Eigentümerin und Vermieterin von Wohnmobilen, 50 Euro pro Wagen am Tag. Es geht um Rita und Milena, Anfang 20, aus Nigeria und Bulgarien, die eines von Uschis Autos mieten, um darin mit Männern zu schlafen. Aber, das zeigt der Film, sie rauchen, telefonieren, singen, weinen, leben auch dort.
Sie waschen ihre Unterwäsche hinten, im Waschbecken des Wagens, kämmen Perücken, schauen Serien, lernen Deutsch mit Apps auf ihren Handys, und zwischendurch kommt Uschi. Uschi, graue Locken, aufgeklebte Fingernägel, fährt in einem alten Benz vor, kassiert ab und rastet meistens aus. Rita solle ihre Unterwäsche nicht draußen trocknen, Milena solle nicht lügen, sagt Uschi, und haut wieder ab.
Wenn Männer kommen, vor allem nachts, geschieht etwas Brutales, Intimes: Zuerst wird verhandelt, was für ein Sex, wie viel soll er kosten, dann gibt es Streicheln, Anlächeln, Hose aufmachen. All das ist im Film zu sehen, unzensiert. Wenn die Männer weg sind, sind die Frauen wieder allein mit dem Sound dieser Dunkelheit: vorbeirasendes Auto, totale Stille, rasendes Auto. Scheinwerfer werden größer und kleiner, aufkommende Angst, schwindende Chance. Dann kommt der Morgen.
Elke Lehrenkrauss und ihr Kameramann waren nah bei den Frauen, als sie erzählten. Ihre gesamte Kindheit und Jugend sei sie an den Wohnmobilen in ihrer Heimat Gifhorn vorbeigefahren, habe sich immer gefragt, was darin vor sich geht, sagt Lehrenkrauss dem SPIEGEL. Sie verließ Gifhorn, vorerst, ging studieren an Kunsthochschulen in Köln, Havanna und Luzern, machte Kurzfilme, die auf Festivals und in Museen liefen. Dann fuhr sie nach Niedersachsen zurück, um die Fragen ihrer Jugend zu bearbeiten. Sie klopfte an die Türen der Frauen.
Einige erklärten sich bereit, sich vor der Kamera zu zeigen. Auch Männer. Im Film sind ihre Gesichter unverpixelt, wenn sie nach einem "Throat-Fuck" fragen oder zu den Frauen ins Wohnmobil klettern. Zu sehen sind Männer, die sich dabei filmen lassen, wie sie Frauen wie Objekte behandeln. "Wir waren erstaunt, wie bereitwillig die Männer der Kamera zugestimmt haben", sagt Lehrenkrauss. Dem Film habe kein Drehbuch zugrunde gelegen.
Doch eine Kamera kann schmerzhaft sein, wenn man das eigene Leben davor ausbreiten soll. Deswegen hätten sich viele Frauen, die zunächst zugestimmt hätten, wieder zurückgezogen. "Einige Frauen brachen beim ersten Interview in Tränen aus und sagten: Eines müsse sofort aufhören, entweder die Dreharbeit oder die Sexarbeit", sagt Lehrenkrauss.
Rita und Milena blieben. Rita erzählte, wie sie von Nigeria im Boot nach Italien flüchtete und dort an Leute geriet, die sie an Uschi vermittelten. "Ich habe 99 Probleme, und Geld sind 99 davon", sagt Rita im Film. Ihre Haut sieht weich aus, die Augen sind tief und traurig.
Milena erzählt, wie sie ihre Jugend auf der Straße verbrachte, die Mutter tot, der Vater nicht da. "Besser schlafen wir auf der Straße, als ins Heim zu gehen", sagte sie damals zu ihrem Bruder. Damit der es gut hat, will sie jetzt hier für ihn Geld verdienen. Freiwillig, oder?
Prostitution ist in Deutschland legal - seit einem Gesetz, das 2001 unter SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder verabschiedet wurde. Es erlaubte Sexarbeiterinnen, am Sozialversicherungssystem teilzunehmen und ihren Lohn einzuklagen. 16 Jahre später wurde das Gesetz noch einmal angefasst: Nun verpflichtet es Sexarbeiterinnen, sich behördlich zu registrieren, regelmäßig zum Gesundheitsamt zu gehen. Und es gibt eine Kondompflicht.
Unverändert blieb der Streit. Der deutsche Frauenrat, Amnesty International, grüne und linke Politikerinnen und Politiker sowie Berufsverbände der Sexarbeiterinnen wollen die Sexarbeit schützen. Sie wollen Verpflichtungen verhindern, Diskriminierung abbauen. Daneben gibt es jene, die Sexarbeit mit Zwang und Gewalt verbinden und sie gern verbieten würden: die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier etwa, oder die Publizistin Alice Schwarzer. Wer hat recht?
Vom politischen Berlin bis nach Gifhorn sind es 243 Autokilometer. Mitten in der Nacht, mitten in der Gesellschaft, hier in Niedersachsen, fragt Uschi nicht nach Kondomen und auch nicht nach dem Gesundheitsamt. "Das Geschäft ist total im Arsch", sagt sie stattdessen im Film.
Es braucht Mut, um zuzusehen, wie sehr Rita und Milena leiden und frieren und nicht in den Schlaf finden. Der Blick von Rita, als sie die Fußmatte ihres Wagens am Baumstamm ausschlägt, zusammengepresste Augen, entsetzliche Wut. Die Gespräche, die die Frauen mit ihren Müttern am Telefon führen.
Diese Männer, die von großen Titten und dicken Schwänzen reden und die Rita ins Gesicht sagen: "Ich hab ein Problem mit deiner Farbe. Du bist schwarz." Der kurze Augenblick, wenn Autoscheinwerfer das Führerhäuschen des Wohnmobils ausleuchten, und die Frauen dann da sitzen wie Tiere im Zoo. Die Nacht, in dem eine von Ritas und Milenas Kolleginnen leblos in ihrem Wohnwagen gefunden wird.
Kondompflicht, Gesundheitsamt: Die, für die die neuen Regeln geschrieben wurden, sitzen genau hier, doch haben sie nicht den Luxus, sich daran halten zu können. Im Film kommen Gesetze nicht vor. Vielleicht hat niemand den Frauen von ihren Rechten erzählt. Vielleicht haben sie nicht danach gefragt. Vielleicht haben Rita und Milena nicht einmal eine Aufenthaltserlaubnis. Es gibt keinen Plan an diesem Ort, an dem es leise schneit und Windräder langsam rotieren.
Doch der Film, den Elke Lehrenkrauss gemacht hat, zeigt nicht nur Ausweglosigkeit, er macht auch Hoffnung. Es ist möglich, die Diskussion zu führen, ohne den Frauen, um die es geht, ihre Würde zu nehmen, das zeigt Lehrenkrauss. "Wir waren ein Team", sagt sie, und meint damit nicht sich und ihren Kameramann. Sondern sich und die, die vor der Kamera standen, auch Uschi. "Uschi hat uns behandelt, als seien wir ihre Kinder", sagt Lehrenkrauss. Und über Rita und Milena: "Die Frauen sind Psychologinnen. Die sehen schon beim Herunterkurbeln ihres Fensters, was für eine Person du bist, welche Ambitionen du hast."
Bevor jemand den Film zu sehen bekam, sahen die Frauen ihn. Sie hätten ihn gut gefunden, sagt Elke Lehrenkrauss. Uschi habe sich überraschenderweise nicht aufgeregt. Sie sei inzwischen in Rente, die Wohnmobile seien verkauft. Rita und Milena hätten Niedersachsen verlassen. Wohin genau und womit sie nun Geld verdienen, solle zum Schutz der Frauen geheim bleiben.
Und was ist mit dem Streit in Berlin? Mit all den Fragen? Der Zuschauer muss die Antworten selbst finden.
Ist es richtig, dass das eine Geschlecht das andere kaufen kann? Nein. Hat Sexarbeit was mit Sexualität zu tun? Ja, mit der von Männern. Das ist doch keine normale, schöne Arbeit, nach einer Nacht im Bus auch noch einen Anschiss zu kriegen, von Uschi? Nein. Es ist demütigend. Aber die Frauen sind doch frei. Dann sollen sie halt gehen?
Einmal, Uschi hat gerade ausnahmsweise gute Laune, steht sie bei Rita am Wohnmobilfenster und fragt, wie es ihr geht. Rita hat keine Lust zu reden, Uschi bohrt nach, ist da wirklich nichts, was dich bedrückt?
Rita macht die Tür auf. Gebraucht werden, für einen Moment. Überm Wohnmobil geht Wind durch Baumkronen, dann erzählt Rita ihrer Vermieterin, dass sie sich vielleicht verliebt hat, in einen der Männer. Uschi schaut lieb, keine Härte mehr in ihrem Gesicht. "Ich kenne viele Mädchen", sagt sie. "Nicht eine hat je den richtigen Typen getroffen." Rita fragt: "Warst du jemals richtig verliebt?"
Jetzt erzählt Uschi von ihrer Vergangenheit, in der eine Menge schiefgelaufen ist, viele Puffs, viele Männer, aber dann einer, den sie wirklich liebte, mit dem sie ein Kind bekam. "Aber er hat mich betrogen", sagt Uschi. "Mit einer Frau, in meinem Bett." Uschi macht eine Pause, Rita schaut schockiert.
Das Leben sei eine Tasse, sagt Uschi dann. Jedes Mal, wenn was passiere, breche ein Stück heraus. "Und irgendwann ist die Tasse dann weg. Seitdem bin ich allein", sagt Uschi. Rita nickt. Aber in diesem Moment sind sie zu zweit.
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
2. März 2020, 20:23 Uhr
Film - Hannover
Tristesse im Lovemobil: Film über Prostituierte am Waldrand
Ein sogenanntes Lovemobil steht am Straßenrand. Foto: picture alliance / Ole Spata/dpa/Archivbild (Foto: dpa)
Direkt aus dem dpa-Newskanal
Hannover (dpa) - Sie stehen am Waldrand oder auf Parkplätzen an Bundesstraßen: Sogenannte Lovemobile gehören zum Landschaftsbild in Niedersachsen - sei es bei Wolfsburg, Peine oder Celle. In jedem Campingwagen wartet eine Prostituierte, viele von ihnen kommen aus Osteuropa oder sogar Afrika. Der Dokumentarfilm "Lovemobil", der am Montag Kinopremiere in Hannover feierte, gibt einen Einblick in den Alltag zweier junger Frauen, die ihren Körper gegen Geld anbieten. Sie sehnen sich nach ihrer Familie, ekeln sich vor manchen Freiern und träumen von einem besseren Leben.
"Die Frauen sitzen dort nicht angekettet, aber sie sind auch nicht freiwillig da. Sie sind in einer Zwischenwelt gefangen", sagte Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss, die vier Jahre an "Lovemobil" gearbeitet hat. "Es ist nicht nur ein Film über Prostitution. Es geht um Machtstrukturen und Kapitalismus", betonte die aus Gifhorn stammende Filmemacherin. "Lovemobil" wurde bereits auf internationalen Festivals gefeiert.
Neben Rita aus Nigeria und Milena aus Bulgarien wird die ehemalige Prostituierte Uschi porträtiert, die die abgestellten Wohnmobile für 70 Euro am Tag an die nach Deutschland gekommenen Frauen vermietet. "Zum Teil wissen sie nicht, wie gefährlich es ist", sagte Lehrenkrauss. "Während unseres Drehs sind zwei Morde passiert."
https://www.sueddeutsche.de/kultur/film ... -99-160593
Film - Hannover
Tristesse im Lovemobil: Film über Prostituierte am Waldrand
Ein sogenanntes Lovemobil steht am Straßenrand. Foto: picture alliance / Ole Spata/dpa/Archivbild (Foto: dpa)
Direkt aus dem dpa-Newskanal
Hannover (dpa) - Sie stehen am Waldrand oder auf Parkplätzen an Bundesstraßen: Sogenannte Lovemobile gehören zum Landschaftsbild in Niedersachsen - sei es bei Wolfsburg, Peine oder Celle. In jedem Campingwagen wartet eine Prostituierte, viele von ihnen kommen aus Osteuropa oder sogar Afrika. Der Dokumentarfilm "Lovemobil", der am Montag Kinopremiere in Hannover feierte, gibt einen Einblick in den Alltag zweier junger Frauen, die ihren Körper gegen Geld anbieten. Sie sehnen sich nach ihrer Familie, ekeln sich vor manchen Freiern und träumen von einem besseren Leben.
"Die Frauen sitzen dort nicht angekettet, aber sie sind auch nicht freiwillig da. Sie sind in einer Zwischenwelt gefangen", sagte Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss, die vier Jahre an "Lovemobil" gearbeitet hat. "Es ist nicht nur ein Film über Prostitution. Es geht um Machtstrukturen und Kapitalismus", betonte die aus Gifhorn stammende Filmemacherin. "Lovemobil" wurde bereits auf internationalen Festivals gefeiert.
Neben Rita aus Nigeria und Milena aus Bulgarien wird die ehemalige Prostituierte Uschi porträtiert, die die abgestellten Wohnmobile für 70 Euro am Tag an die nach Deutschland gekommenen Frauen vermietet. "Zum Teil wissen sie nicht, wie gefährlich es ist", sagte Lehrenkrauss. "Während unseres Drehs sind zwei Morde passiert."
https://www.sueddeutsche.de/kultur/film ... -99-160593
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
03.03.20, 15:34 Uhr
Benutzt und ausgebeutet Das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Von Mariella Doblhofer
Milena sitzt in einer Filmszene in einem sogenannten Lovemobil.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
Von außen sehen sie aus wie Hippie-Wohnmobile, aber hinter den zugezogenen Vorhängen und blinkenden Lichterketten versteckt sich eine Welt, in der die Liebe ein Geschäft ist und alles, auch Gewalt, seinen Preis hat. An vielen Landstraßen in Niedersachsen und rund um Hamburg stehen „Lovemobile“ auf verlassenen Parkplätzen und an Waldwegen, in denen Frauen anschaffen. Vier Jahre lang hat die Filmemacherin Elke Margarete Lehrenkrauss die Frauen begleitet und ihren Alltag in einem bewegenden Film dokumentiert.
50-70 Euro zahlen die Frauen für die altersschwachen Wohnmobile, in denen sie Tag und Nacht auf Männer warten. „Es ist nicht nur ein Film über Prostitution. Es geht um Machtstrukturen und Kapitalismus“, betont die Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss.
Benutzt und ausgebeutet: Der Film zeigt das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Der Dokumentarfilm wurde bereits auf internationalen Festivals gefeiert und tourt jetzt durch Deutschland. Großes Lob bekam der Film vor allem, weil er den Frauen auf Augenhöhe begegnet, ganz nah dran ist – so nah, dass es fast schon weh tut.
Der Dokumentarfilm Lovemobil von Elke Margarete Lehrenkrauss kommt am 05.03.2020 in die Kinos.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
„Ein schonungslos gefährliches und schrecklich einsames Porträt“, „die Frauen sind wie Geister“, so urteilen Filmkritiker des „Threat Movie Guide“, . Rita aus Nigeria und Milena aus Bulgarien erzählen, von ihrem alltäglichen Kampf Anschaffen zu gehen. Die Tristesse und Melancholie der Hoffnung, auf ein besseres Leben, ist ihnen anzusehen. Die Doku zeigt Prostituierte, „die viel zu selten eine Stimme und ein Gesicht haben“ – Zitat der Süddeutschen. Jeder weiß, dass es sie gibt, viele gehen zu ihnen hin, aber keiner nimmt sie wahr: „Sie vergessen, dass du ein Mensch bist“, erklärt Rita.
Rita wartet im „Lovemobil“ auf neue Kundschaft.
Foto: picture alliance/dpa
Zwischen Vertrauten und Geschäftsfrau
Und dann ist da noch Uschi: die alte, qualmende Frau sieht mitgenommen aus. Sie ist die Vermieterin der „Mobilheime der Liebe“, selbst hat sie einen ähnlichen Lebenslauf wie viele der jungen Frauen. Gefangen in der Prostitution, hat sie den Weg nie komplett heraus geschafft. Stattdessen ist sie wahrscheinlich für viele Mädchen der Blick in die eigene Zukunft. Mal Vertraute, mal knallharte Geschäftsfrau. „Die Frauen sitzen dort nicht angekettet, aber sie sind auch nicht freiwillig da. Sie sind in einer Zwischenwelt gefangen“, sagt Lehrenkrauss. In einer Parallelwelt voller Angst, die Nächste im Straßengraben zu sein. Während der Dreharbeiten seien zwei Morde passiert, erzählt die Regisseurin.
Zwischen den Kunden müssen die Frauen warten und sich ihre Langeweile vertreiben. In „Lovemobil“ beleuchtet Elke Margarete Lehrenkrauss den alltäglichen inneren Kampf der jungen Frauen.
Foto: picture alliance/dpa (Christoph
Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss)
Lovemobil: Ungeniert und unzensiert
Viele der Freier lassen sich ungeniert beim Sex filmen. Explizite Szenen zeigt Lehrenkrauss jedoch nicht. Im Film wird klar: Jedes Mal dasselbe Schauspiel. Die Freier kommen vorzugsweise in der Nacht – Scheinwerfer durchbrechen die Dunkelheit. Am Fenster wird verhandelt und dann kommt die Angst. Die Angst vor Misshandlung, die Angst zu sterben, die Angst vor den Wünschen der Kunden „Sie mögen es mit den Absatzschuhen zu spielen. Manchmal auch in mir drinnen“, Milenas Leid ist ihr anzusehen.
Ein „Lovemobil“ von außen an der Landstraße.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
Warum lässt sie das mit sich machen? Es ist der Gedanke keine finanzielle Grundlage mehr zu haben. „Spionierst du mich aus? Das ist nicht die geschäftliche Beziehung, die wir haben“, schnauzt Rita Uschi an, als sie nach dem Geld des letzten Kunden fragt, den es laut Rita nicht gab. „Ich weiß nicht, welches Auto gewackelt hat, aber dieses hier war es nicht.“ Jeder Geldschein entfacht das Feuer in ihnen, dieses Kapitel hinter sich zu lassen.
Info: Der Film ist am 12.3. und am 17.3. im Zeise-Kino in Hamburg-Ottensen zu sehen. www.zeise.de
https://www.mopo.de/im-norden/niedersac ... n-36360584
Benutzt und ausgebeutet Das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Von Mariella Doblhofer
Milena sitzt in einer Filmszene in einem sogenannten Lovemobil.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
Von außen sehen sie aus wie Hippie-Wohnmobile, aber hinter den zugezogenen Vorhängen und blinkenden Lichterketten versteckt sich eine Welt, in der die Liebe ein Geschäft ist und alles, auch Gewalt, seinen Preis hat. An vielen Landstraßen in Niedersachsen und rund um Hamburg stehen „Lovemobile“ auf verlassenen Parkplätzen und an Waldwegen, in denen Frauen anschaffen. Vier Jahre lang hat die Filmemacherin Elke Margarete Lehrenkrauss die Frauen begleitet und ihren Alltag in einem bewegenden Film dokumentiert.
50-70 Euro zahlen die Frauen für die altersschwachen Wohnmobile, in denen sie Tag und Nacht auf Männer warten. „Es ist nicht nur ein Film über Prostitution. Es geht um Machtstrukturen und Kapitalismus“, betont die Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss.
Benutzt und ausgebeutet: Der Film zeigt das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Der Dokumentarfilm wurde bereits auf internationalen Festivals gefeiert und tourt jetzt durch Deutschland. Großes Lob bekam der Film vor allem, weil er den Frauen auf Augenhöhe begegnet, ganz nah dran ist – so nah, dass es fast schon weh tut.
Der Dokumentarfilm Lovemobil von Elke Margarete Lehrenkrauss kommt am 05.03.2020 in die Kinos.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
„Ein schonungslos gefährliches und schrecklich einsames Porträt“, „die Frauen sind wie Geister“, so urteilen Filmkritiker des „Threat Movie Guide“, . Rita aus Nigeria und Milena aus Bulgarien erzählen, von ihrem alltäglichen Kampf Anschaffen zu gehen. Die Tristesse und Melancholie der Hoffnung, auf ein besseres Leben, ist ihnen anzusehen. Die Doku zeigt Prostituierte, „die viel zu selten eine Stimme und ein Gesicht haben“ – Zitat der Süddeutschen. Jeder weiß, dass es sie gibt, viele gehen zu ihnen hin, aber keiner nimmt sie wahr: „Sie vergessen, dass du ein Mensch bist“, erklärt Rita.
Rita wartet im „Lovemobil“ auf neue Kundschaft.
Foto: picture alliance/dpa
Zwischen Vertrauten und Geschäftsfrau
Und dann ist da noch Uschi: die alte, qualmende Frau sieht mitgenommen aus. Sie ist die Vermieterin der „Mobilheime der Liebe“, selbst hat sie einen ähnlichen Lebenslauf wie viele der jungen Frauen. Gefangen in der Prostitution, hat sie den Weg nie komplett heraus geschafft. Stattdessen ist sie wahrscheinlich für viele Mädchen der Blick in die eigene Zukunft. Mal Vertraute, mal knallharte Geschäftsfrau. „Die Frauen sitzen dort nicht angekettet, aber sie sind auch nicht freiwillig da. Sie sind in einer Zwischenwelt gefangen“, sagt Lehrenkrauss. In einer Parallelwelt voller Angst, die Nächste im Straßengraben zu sein. Während der Dreharbeiten seien zwei Morde passiert, erzählt die Regisseurin.
Zwischen den Kunden müssen die Frauen warten und sich ihre Langeweile vertreiben. In „Lovemobil“ beleuchtet Elke Margarete Lehrenkrauss den alltäglichen inneren Kampf der jungen Frauen.
Foto: picture alliance/dpa (Christoph
Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss)
Lovemobil: Ungeniert und unzensiert
Viele der Freier lassen sich ungeniert beim Sex filmen. Explizite Szenen zeigt Lehrenkrauss jedoch nicht. Im Film wird klar: Jedes Mal dasselbe Schauspiel. Die Freier kommen vorzugsweise in der Nacht – Scheinwerfer durchbrechen die Dunkelheit. Am Fenster wird verhandelt und dann kommt die Angst. Die Angst vor Misshandlung, die Angst zu sterben, die Angst vor den Wünschen der Kunden „Sie mögen es mit den Absatzschuhen zu spielen. Manchmal auch in mir drinnen“, Milenas Leid ist ihr anzusehen.
Ein „Lovemobil“ von außen an der Landstraße.
Foto: Christoph Rohrscheidt/Elke Lehrenkrauss
Warum lässt sie das mit sich machen? Es ist der Gedanke keine finanzielle Grundlage mehr zu haben. „Spionierst du mich aus? Das ist nicht die geschäftliche Beziehung, die wir haben“, schnauzt Rita Uschi an, als sie nach dem Geld des letzten Kunden fragt, den es laut Rita nicht gab. „Ich weiß nicht, welches Auto gewackelt hat, aber dieses hier war es nicht.“ Jeder Geldschein entfacht das Feuer in ihnen, dieses Kapitel hinter sich zu lassen.
Info: Der Film ist am 12.3. und am 17.3. im Zeise-Kino in Hamburg-Ottensen zu sehen. www.zeise.de
https://www.mopo.de/im-norden/niedersac ... n-36360584
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Der Film ist aktuell in der Mediathek zu sehen - abrufbar ab 22 Uhr.
Ich habe ihn mir angesehen.
Es sind zum Teil wirklich schöne Bilder dabei, voll Melancholie und manchmal auch Tristesse. Der Kameramann kann was würde ich mal behaupten, es ist ihm gelungen Atmosphäre zu transportieren.
Aber ich bin etwas im Zwiespalt mit mir - ohne es belegen zu können würde ich mal sagen (ad hoc und aus dem Bauch heraus, ich hoffe ich täusche mich nicht!): da ist schon viel scripted Reality dabei.
Die Geschichten mit den Kunden die Zigaretten auf Bäuchen ausdrücken wollen "ich habe dafür bezahlt", der angebliche Putzjob in Deutschland + monatelanges, weggeschlossenes Martyrium, die Flucht via Schlepper und schwupps zwei Tafe später schon Arbeit im Caravan (brauchts da nicht ne Arbeitserlaubnis?)...ich weiss nicht, das ist schon sehr geballtes Gruselkabinett a la Sisters.
Aber ich gebe zu, ich kann mich auch täuschen.
Unfreiwillig realistisch hingegen fand ich die Szene mit Rita im Club: mit dem grenzwertigen Freier "Herrmann" und dem knalldummen Manni. Solche Läden kenne ich aus meiner ultra Anfangszeit: abgeranzte Schuppen in denen nix zu verdienen ist, mit ekelhaften Stammgästen die quasi schon fast zum Inventar gehören, sich den ganzen Abend an einem Bier festklammern und die neuen Frauen dumm anquatschen - und am liebsten alles umsonst haben wollen. Klassischer Anfängerfehler, wenn einem noch der Überblick fehlt. Was ich die ganze Zeit dazu im Kopf hatte "geh weg da Mädel, lauf, du bist viel zu gut für diese Butze"
Ich habe ihn mir angesehen.
Es sind zum Teil wirklich schöne Bilder dabei, voll Melancholie und manchmal auch Tristesse. Der Kameramann kann was würde ich mal behaupten, es ist ihm gelungen Atmosphäre zu transportieren.
Aber ich bin etwas im Zwiespalt mit mir - ohne es belegen zu können würde ich mal sagen (ad hoc und aus dem Bauch heraus, ich hoffe ich täusche mich nicht!): da ist schon viel scripted Reality dabei.
Die Geschichten mit den Kunden die Zigaretten auf Bäuchen ausdrücken wollen "ich habe dafür bezahlt", der angebliche Putzjob in Deutschland + monatelanges, weggeschlossenes Martyrium, die Flucht via Schlepper und schwupps zwei Tafe später schon Arbeit im Caravan (brauchts da nicht ne Arbeitserlaubnis?)...ich weiss nicht, das ist schon sehr geballtes Gruselkabinett a la Sisters.
Aber ich gebe zu, ich kann mich auch täuschen.
Unfreiwillig realistisch hingegen fand ich die Szene mit Rita im Club: mit dem grenzwertigen Freier "Herrmann" und dem knalldummen Manni. Solche Läden kenne ich aus meiner ultra Anfangszeit: abgeranzte Schuppen in denen nix zu verdienen ist, mit ekelhaften Stammgästen die quasi schon fast zum Inventar gehören, sich den ganzen Abend an einem Bier festklammern und die neuen Frauen dumm anquatschen - und am liebsten alles umsonst haben wollen. Klassischer Anfängerfehler, wenn einem noch der Überblick fehlt. Was ich die ganze Zeit dazu im Kopf hatte "geh weg da Mädel, lauf, du bist viel zu gut für diese Butze"
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Das Problem, das ich mit solchen Filmkunstwerken habe, ist, dass sie immer die Realität so abbilden, wie sie der Produzent/Regisseur darstellen will. Es ist nicht einmal so wie etwa in der Malerei, dass der Künstler die Landschaft so malt, wie er sie sieht. Hier schaut er sie oft gar nicht wirklich an, sondern stellt sie so dar, wie er sie sehen will.
Wohnwagen ist allerdings oft wirklich trist. Aber das muss nicht so sein, es hat auch Vorteile und kann sogar recht gut laufen. Zum Beispiel wenn man einen guten Standort hat mit Truckerkunden und so weiter, und einen guten Wohnwagen, mit Wachgelegenheit auch noch in der Nähe. Dann sieht die Welt gar nicht so schlecht aus.
Wohnwagen ist allerdings oft wirklich trist. Aber das muss nicht so sein, es hat auch Vorteile und kann sogar recht gut laufen. Zum Beispiel wenn man einen guten Standort hat mit Truckerkunden und so weiter, und einen guten Wohnwagen, mit Wachgelegenheit auch noch in der Nähe. Dann sieht die Welt gar nicht so schlecht aus.
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Oh, das glaube ich sofort. Jetzt sind Wohnmobile ungefähr die einzige Variante in der ich keine eigene Erfahrung vorweisen kann - aber dass das auch ne okaye Option sein kann, warum nicht?
Was ich hierbei nur nicht verstehe: warum nur stehen die Wohnmobile so separiert und nicht zusammen? Diese Vereinzelung alle paar hundert Meter ist wirklich gefährlich. Würden immer drei oder vier zusammen stehen hätte man erstens mehr Unterhaltung in den Wartephasen und zweitens ein gerüttelt Mass an mehr Sicherheit. Aber ist wahrscheinlich wieder so ne weltfremde Vorschrift der Gesetzgebung, wundern würde es mich nicht.
Was ich hierbei nur nicht verstehe: warum nur stehen die Wohnmobile so separiert und nicht zusammen? Diese Vereinzelung alle paar hundert Meter ist wirklich gefährlich. Würden immer drei oder vier zusammen stehen hätte man erstens mehr Unterhaltung in den Wartephasen und zweitens ein gerüttelt Mass an mehr Sicherheit. Aber ist wahrscheinlich wieder so ne weltfremde Vorschrift der Gesetzgebung, wundern würde es mich nicht.
liebe grüsse malin
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Den Film habe ich mir auch angeschaut und ich muss ganz klar sagen, dass es
ein Abolitionist*innenfilm ist,
wie passend gemacht für Sexkaufgegner*innen.
Ich muss schon sagen, dass es wirklich ein Gruselkabinett ist. Die Regisseurin zeigt natürlich nur die abgeranzesten Kunden mit abnormen Wünschen (ach wie interessant), denn sowas verkauft sich eher besser, als dass total normale Kunden gezeigt werden (ach wie langweilig), und so ((un)freiwillig oder absichtlich) natürlich Diskussionen über "diese Art von Erlebnissen bei der Sexarbeit" a'la "Sisters und co. (Prostitutionsgegnerinnen)", als ob das die Regel bzw. Normalität sei bzw. wäre, extra befeuern wollen.
Natürlich, je mehr "Likes", umso besser für den Regisseur, die Regisseurin.
Ich wette, wenn die Sexarbeit so total normal wäre bis auf ein paar seltene wenige Kunden (die wir Sexarbeiter*innen ja schon im Vorfeld via WhatsApp oder Anruf aussortieren und ablehnen können), die so abnormal sind, dann wäre die Sexarbeit zum Filmen für irgendeinen Regisseur ja uninteressant und langweilig.
Jeder Film über Sexarbeit würde sich ähneln.
Zweiter Abschnitt:
Da muss ich malin Recht geben.
So habe ich es auch in meiner Anfangszeit erlebt.
Jede SW ist über kurz oder lang schnell raus aus diesem Milieu und sucht sich bessere Arbeitsbedingungen / Räumlichkeiten / Bezahlung für ihre eigene selbstständige Sexarbeit zu besseren Bedingungen.
Man kann einfach nur in der Form so resümieren, dass diese Art von Erfahrung in der Anfangszeit der Sexarbeit wertvoll für die Zukunft sein kann und man/frau dann entsprechend handeln kann, wenn man/frau was anderes und besseres gefunden hat.
Ansonsten würde ich nie im Wohnmobil 10 oder 12 Stunden oder gar Tag und Nacht arbeiten können wegen fehlender Privatsphäre, man hat keinen Raum für sich z.B. zum essen, rauchen, Kaffee kochen, nur für sich sein, keine eigene richtige Dusche, keinen Supermarkt / Kiosk etc. in der Nähe, weil solche Lovemobile doch sehr abseits stehen, meist einsam an abgelegeneren Ortschaften an Bundes- oder Landstraßen. Übrigens: wie kommen die SW dorthin zum Lovemobil zum Arbeiten? Wenn es das eigene Auto wäre, hätte ich es ultramäßig weit weg vom Lovemobil geparkt, weil einige vielleicht das Nummernschild sehen und hobbymäßig erforschen können, wer sich hinter dem Nummernschild verbirgt ....
Grusel, grusel ....
Und nun hier die Mediathek in voller Länge (FSK 16), abrufbar ab 22 Uhr.
https://www.ardmediathek.de/ndr/video/n ... FmYjJmYjg/
ein Abolitionist*innenfilm ist,
wie passend gemacht für Sexkaufgegner*innen.
Erster Abschnitt:malin hat geschrieben: ↑19.12.2020, 16:54Die Geschichten mit den Kunden die Zigaretten auf Bäuchen ausdrücken wollen "ich habe dafür bezahlt", der angebliche Putzjob in Deutschland + monatelanges, weggeschlossenes Martyrium, die Flucht via Schlepper und schwupps zwei Tafe später schon Arbeit im Caravan (brauchts da nicht ne Arbeitserlaubnis?)...ich weiss nicht, das ist schon sehr geballtes Gruselkabinett a la Sisters.
Aber ich gebe zu, ich kann mich auch täuschen.
Unfreiwillig realistisch hingegen fand ich die Szene mit Rita im Club: mit dem grenzwertigen Freier "Herrmann" und dem knalldummen Manni. Solche Läden kenne ich aus meiner ultra Anfangszeit: abgeranzte Schuppen in denen nix zu verdienen ist, mit ekelhaften Stammgästen die quasi schon fast zum Inventar gehören, sich den ganzen Abend an einem Bier festklammern und die neuen Frauen dumm anquatschen - und am liebsten alles umsonst haben wollen. Klassischer Anfängerfehler, wenn einem noch der Überblick fehlt. Was ich die ganze Zeit dazu im Kopf hatte "geh weg da Mädel, lauf, du bist viel zu gut für diese Butze"
Ich muss schon sagen, dass es wirklich ein Gruselkabinett ist. Die Regisseurin zeigt natürlich nur die abgeranzesten Kunden mit abnormen Wünschen (ach wie interessant), denn sowas verkauft sich eher besser, als dass total normale Kunden gezeigt werden (ach wie langweilig), und so ((un)freiwillig oder absichtlich) natürlich Diskussionen über "diese Art von Erlebnissen bei der Sexarbeit" a'la "Sisters und co. (Prostitutionsgegnerinnen)", als ob das die Regel bzw. Normalität sei bzw. wäre, extra befeuern wollen.
Natürlich, je mehr "Likes", umso besser für den Regisseur, die Regisseurin.
Ich wette, wenn die Sexarbeit so total normal wäre bis auf ein paar seltene wenige Kunden (die wir Sexarbeiter*innen ja schon im Vorfeld via WhatsApp oder Anruf aussortieren und ablehnen können), die so abnormal sind, dann wäre die Sexarbeit zum Filmen für irgendeinen Regisseur ja uninteressant und langweilig.
Jeder Film über Sexarbeit würde sich ähneln.
Zweiter Abschnitt:
Da muss ich malin Recht geben.
So habe ich es auch in meiner Anfangszeit erlebt.
Jede SW ist über kurz oder lang schnell raus aus diesem Milieu und sucht sich bessere Arbeitsbedingungen / Räumlichkeiten / Bezahlung für ihre eigene selbstständige Sexarbeit zu besseren Bedingungen.
Man kann einfach nur in der Form so resümieren, dass diese Art von Erfahrung in der Anfangszeit der Sexarbeit wertvoll für die Zukunft sein kann und man/frau dann entsprechend handeln kann, wenn man/frau was anderes und besseres gefunden hat.
Dem stimme ich auch zu.friederike hat geschrieben: ↑19.12.2020, 17:24Das Problem, das ich mit solchen Filmkunstwerken habe, ist, dass sie immer die Realität so abbilden, wie sie der Produzent/Regisseur darstellen will. Es ist nicht einmal so wie etwa in der Malerei, dass der Künstler die Landschaft so malt, wie er sie sieht. Hier schaut er sie oft gar nicht wirklich an, sondern stellt sie so dar, wie er sie sehen will.
Dem stimme ich auch zu.malin hat geschrieben: ↑19.12.2020, 17:39Was ich hierbei nur nicht verstehe: warum nur stehen die Wohnmobile so separiert und nicht zusammen? Diese Vereinzelung alle paar hundert Meter ist wirklich gefährlich. Würden immer drei oder vier zusammen stehen hätte man erstens mehr Unterhaltung in den Wartephasen und zweitens ein gerüttelt Mass an mehr Sicherheit. Aber ist wahrscheinlich wieder so ne weltfremde Vorschrift der Gesetzgebung, wundern würde es mich nicht.
Ansonsten würde ich nie im Wohnmobil 10 oder 12 Stunden oder gar Tag und Nacht arbeiten können wegen fehlender Privatsphäre, man hat keinen Raum für sich z.B. zum essen, rauchen, Kaffee kochen, nur für sich sein, keine eigene richtige Dusche, keinen Supermarkt / Kiosk etc. in der Nähe, weil solche Lovemobile doch sehr abseits stehen, meist einsam an abgelegeneren Ortschaften an Bundes- oder Landstraßen. Übrigens: wie kommen die SW dorthin zum Lovemobil zum Arbeiten? Wenn es das eigene Auto wäre, hätte ich es ultramäßig weit weg vom Lovemobil geparkt, weil einige vielleicht das Nummernschild sehen und hobbymäßig erforschen können, wer sich hinter dem Nummernschild verbirgt ....
Grusel, grusel ....
Und nun hier die Mediathek in voller Länge (FSK 16), abrufbar ab 22 Uhr.
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Ich habe die Dokumentation inzwischen auch angeschaut. Ich hatte mir mehr erhofft.
Ich habe das Verhalten meiner Kundschaft zwar teilweise wiedererkannt (Einladungen zu privatem Kontakt, Wünsche nach "rough" Sex), aber sonst ... Ich hätte mir mehr Ausführlichkeit - z. B. im Umgang mit Problemen, aber auch allgemein - gewünscht.
Stattdessen werden Frauen gezeigt, die wohl eher ungewollt und unbewusst in die Sexarbeit reingerutscht und jetzt ernüchtert und Schlimmeres sind. Das war bei mir anders.
PS: Ein erfülltes, erfolgreiches neues Jahr allerseits.
Ich habe das Verhalten meiner Kundschaft zwar teilweise wiedererkannt (Einladungen zu privatem Kontakt, Wünsche nach "rough" Sex), aber sonst ... Ich hätte mir mehr Ausführlichkeit - z. B. im Umgang mit Problemen, aber auch allgemein - gewünscht.
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Das ist immer dasselbe. Es liegt wohl daran, dass es im Weltbild der Abolitionistinnen gar keine Frauen gibt, die gewollt und bewusst in die Sexarbeit gehen ...
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
„Die vom NDR mitproduzierte Dokumentation »Lovemobil« über Prostitution in Niedersachsen enthält in weiten Strecken Szenen, die nicht authentisch sind. Der Sender distanziert sich von dem Film.“
https://www.spiegel.de/kultur/kino/doku ... cd520445ea
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil": ein neuer Fall Relotius
Ein neuer Fall "Relotius". die Betrügerin heißt hier Elke Lehrenkrauss.
Diese Menschen sind so besessen von ihren Vorstellungen von der Realität und ihrem Handeln als Weltverbesserer, dass alle Hemmungen fallen. Der vorgebliche übergeordnete Notstand rechtfertigt alles.
https://www.spiegel.de/kultur/kino/doku ... cd520445ea
Das ist das typische Verhaltensmuster der Betrüger der Relotius-Klasse: die selbsterschaffene "sweise: »Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorwerfen, die Realität verfälscht zu haben, weil diese Realität, die ich in dem Film geschaffen habe, ist eine viel authentischere Realität". Einfach geil.Elke Lehrenkrauss hat geschrieben:In einem Interview mit »STRG-F« verteidigt die Regisseurin [Elke Lehrenkrauss] ihre Vorgehensweise: »Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorwerfen, die Realität verfälscht zu haben, weil diese Realität, die ich in dem Film geschaffen habe, ist eine viel authentischere Realität."
Diese Menschen sind so besessen von ihren Vorstellungen von der Realität und ihrem Handeln als Weltverbesserer, dass alle Hemmungen fallen. Der vorgebliche übergeordnete Notstand rechtfertigt alles.
https://www.spiegel.de/kultur/kino/doku ... cd520445ea
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Re: Dokumentarfilm "Lovemobil"
Stand: 22.03.2021 15:00 Uhr
NDR distanziert sich vom Dokumentarfilm "Lovemobil"
https://www.ndr.de/NDR-distanziert-sich ... .html?s=09
NDR distanziert sich vom Dokumentarfilm "Lovemobil"
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Re: "Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
Ich habe mir die Freiheit genommen den Threadtitel entsprechend zu ändern!
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Re: "Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
Im falschen Film:
Doku-Lüge „Lovemobil“ als Fake entlarvt!
– Ein Lehrstück über den stigmatisierenden Umgang öffentlich-rechtlicher Medien mit dem Thema ‚Sexarbeit‘
Am 24. Oktober 2019 nahmen Juanita Henning von Doña Carmen e.V. und die Sexarbeiterin Nicole Schulze auf Einladung der Veranstalter*innen an einem Filmgespräch im Marburger Kino Cineplex teil. Anlass war die Vorführung des Films „Lovemobil“ der Regisseurin Lehrenkrauss. Die ebenfalls zu der Filmvorführung eingeladene Regisseurin erschien seinerzeit nicht. Die Begründung: Ihr sei das Honorar zu gering, dass ihr die Veranstalter*innen offerieren konnten.
Hier weiterlesen: https://www.donacarmen.de/im-falschen-film/#more-2670
Doku-Lüge „Lovemobil“ als Fake entlarvt!
– Ein Lehrstück über den stigmatisierenden Umgang öffentlich-rechtlicher Medien mit dem Thema ‚Sexarbeit‘
Am 24. Oktober 2019 nahmen Juanita Henning von Doña Carmen e.V. und die Sexarbeiterin Nicole Schulze auf Einladung der Veranstalter*innen an einem Filmgespräch im Marburger Kino Cineplex teil. Anlass war die Vorführung des Films „Lovemobil“ der Regisseurin Lehrenkrauss. Die ebenfalls zu der Filmvorführung eingeladene Regisseurin erschien seinerzeit nicht. Die Begründung: Ihr sei das Honorar zu gering, dass ihr die Veranstalter*innen offerieren konnten.
Hier weiterlesen: https://www.donacarmen.de/im-falschen-film/#more-2670
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Re: "Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
Ach!
Wird der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2020 nun aberkannt?
Auf der Grimme-Preis-Seite ist er noch nominiert unter "Information & Kultur" - es gäbe als Sparten noch "Fiktion" und "Unterhaltung".
Wird der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2020 nun aberkannt?
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Re: "Lovemobil" UPDATE- NDR distanziert sich vom "Dokumentarfilm"
Kommt selten genug vor, aber.....da fehlen mir jetzt einfach mal die Worte....
Kasharius grüßt zutiefst verunsichert
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