GÜTESIEGEL - Entwicklung eines Standards

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Femina
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RE: GÜTESIEGEL - Entwicklung eines Standards

Beitrag von Femina »

Das ist ja wirklich ungeheuerlich!
Fehlte noch, daß er die Zahnstellung überprüft.

Das sind alles so Erlebnisse, die mit den Jahren das Zusammenleben mit einem Mann
- oder den Wunsch danach - in den Hintergrund stellen.
So als Summe der Erfahrungen, meine ich.

Dann legt man mit Sex verdientes Geld lieber für Dinge zurück, die man in der Freizeit schöner empfindet.
Kurze Wochenendreisen. Toll essen gehen. Ausgedehnte Wanderungen mit Freunden mit anschl. Picknick usw.

Fazit:
Man entwickelt mit der Zeit ein eigenes Gütesiegel, welches für den privaten Freizeit-Standard wichtig ist.
Ich weiß nicht, wie es den anderen SW so geht. Vielleicht ähnlich wie mir.
:002
Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.

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Marc of Frankfurt
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Welcher Sexworker will ein Label haben?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fortsetzungsstory:

Qualitätslabels



Hier die neuste Initiative, von gutmeinenden Aktivisten, die von der Prostitution keine Ahnung haben wie sie selbst eingestehen, aber glauben die Sexindustrie ordnen zu können mit einem neu erfundenem Qualitätslabel und einer mal eben neu aufgesetzten Internetseite:


Bild

www.fairTradeSex.org
Lausanne, Schweiz


Hier versuchen Männer, Computer-Nerds oder Paysexkunden(?) Regeln für die mehrheitlich weiblichen Sexworker aufzustellen und einen Qualitätsbildungs-Prozess von außen in die Sexwork Community und Prostitutionsbranche hineinzutragen (hegemonial, patriarchaler Paternalismus in der Verkleidung des Sozialunternehmer-Aktivisten).


Gutgläubig versuchen sie Qualitätsanforderungen zu definieren in dem naiven Glauben das würde
- den Sexarbeiter_innen zu mehr Selbstbewußtsein verhelfen,
- Arbeitsbedingungen verbessern
- organisierte Kriminalität verringern
- STD Ausbreitung verhindern.


Wer sich mit der komplexen sozio-politischen Materie der Prostitution und Prostitutionskontrolle nur etwas auskennt, wird erkennen, dass jede Form der Regulierung und Qualitäts-Lizensierung zur Falle werden kann insbesondere für sozial schwache Teilgruppen der Sexworker und zwar solange Sex, Partnerwechsel und Sex gegen Geld stigmatisiert sind und es so etwas wie den Sündenbockmechanismus gibt.


Daher empfehlen die international organisierten Sexworker und Menschenrechts-Advokaten die Entkriminalisierung nach dem Vorbild von New South Wales 1995 und Neuseeland 2003. Alle anderen Prostitutions-Regimente erzeugen immer auch eine nichtlegalisierte/kriminalisierte Subkultur z.B. von Drogengebrauchern, Geheimprostituierten oder Migranten...


Das Stigma kann nur aufgelöst werden, wenn die Initiative selbst von den Sexworkern in einem entkriminalisierten Setting ausgeht und Sexworker ermächtigt werden sich selbst zu organisieren und ihre Arbeit selbst sicher zu organisieren.


Peer Education ist dabei eine wichtige Kernkomponente um Kolleg_innen für den Beruf und die Interessen-Selbstvertretung fit zu machen.


Nothing about us, without us.

Sex work is not a problem - we sex workers are part of the solution.






.
Dateianhänge
FairTradeSex_draft_v4.pdf
Umstrittenes Konzept
3 pages, English
(50.19 KiB) 361-mal heruntergeladen

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Marc of Frankfurt
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Handbuch für SW Betriebe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Anstelle von fragwürdigen von externen Fremden aufgesetzten Regeln im folgenden ein Beispiel was die Sexworker sich selbst erarbeitet haben:




Arbeitssicherheit / Occupational Health and Safety (OHS)

www.scarletalliance.org.au/issues/occ-health-safety/

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nina777
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Beitrag von nina777 »

17.3.2015

"Qualitätsmanager für Bordelle"

Dieses schmierige Stellenangebot sorgt für Aufsehen

KÖLN -
"Kaufmich.com ist ein soziales Netzwerk für Sexarbeiterinnen, Kunden, Bordelle und Firmen im erotischen Umfeld." Mit diesen Worten wird eine Stellenanzeige auf dem Webportal "Deutsche Startups" beworben.

Genauer gesagt geht es um Qualitätsmanager für Bordelle, sowohl männlich, als auch weiblich.

Aber gibt es eine solche Anzeige tatsächlich?

Fakt ist: Die Webseite kaufmich.com, die die Anzeige aufgibt, existiert.

Auf deren Homepage heißt es, man bringe das älteste Gewerbe der Welt in das 21. Jahrhundert. Laut Stellenanzeige handelt es sich um eine internationale Firmengruppe mit mehr als 120 Mitarbeitern in Deutschland, China und Spanien.

Fake oder Realität?

Welche Aufgaben erwarten also einen Qualitätsmanager - sofern es sie denn gibt? Laut Stellenanzeige geht es vor allem darum, Bordelle nach Service, Sauberkeit und Einhaltung von Safer-Sex-Praktiken zu bewerten.

An die möglichen Bewerber werden sogar vergleichsweise hohe Anforderungen gestellt: Hochschulstudium in einer betriebswirtschaftlichen Richtung, praktische Bordell-Erfahrung, Gesundheitszeugnis und so weiter.

Kann eine solche Bewerbung denn überhaupt echt sein?

Betrachtet man den Text zur Stellenanzeige, und vor allem die Veröffentlichungsplattform, spricht nicht viel gegen die Echtheit der Anzeige. Dass aber allgemeine Informationen wie Ansprechpartner und Telefon mit "Herr Maier" und "12345" angegeben werden, lässt zumindest an der Seriösität der Anzeige zweifeln.

Ein Produktmanager des Unternehmens bestätigte auf EXPRESS-Nachfrage die Echtheit der Anzeige: "Korrekt - die Anzeige entspricht der Realität", heißt es in einer Stellungnahme.

http://www.berliner-kurier.de/panorama/ ... 46816.html

http://www.bild.de/news/inland/bordell/ ... .bild.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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deernhh
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Re: GÜTESIEGEL - Entwicklung eines Standards

Beitrag von deernhh »

Wirbel um Qualitätssiegel im Bordell
4. Februar 2021, 17:04 Uhr
Aktualisiert am 4. Februar 2021, 17:08 UhrQuelle: dpa

In einem Spiegel spiegelt sich ein Arbeitszimmer des Bordells «Lauras Girls» in Karlsruhe. © Tom Weller/​dpa/​Archivbild

Karlsruhe (dpa/lsw) - Gut gemeint kommt nicht immer gut an: Überlegungen für ein Qualitätssiegel in Bordellen sorgen für Wirbel. Stein des Anstoßes ist ein gemeinsamer Forderungskatalog des Diakonischen Werkes Karlsruhe mit Bordellbetreibern, der die Lage von Prostituierten verbessern soll. «Wir halten Prostitution nicht für gut», betonte der Karlsruher Diakonie-Direktor Wolfgang Stoll am Donnerstag auf Anfrage. Doch mit einem Verbot sei das Problem nicht gelöst. Das zeige sich gerade in Corona-Zeiten. Prostitution gehe trotz des Verbots in Wohnungen, in Hotels und im Internet weiter. «Die Frauen sind viel gefährdeter, die so arbeiten.» Um deren Situation zu bessern und denen zu helfen, die aussteigen wollten, müsse man auch mit Bordellbetreibern zusammenarbeiten, so Stoll.

Die Initiative «Karlsruhe gegen Sexkauf» sieht dies anders: In einem offenen Brief an die Evangelische Kirche in Deutschland, die Diakonie Baden und den Dekan der evangelischen Kirche Karlsruhe forderte sie diese Woche die Diakonie auf, sich von solchen Kooperationen komplett und öffentlich zu distanzieren. «Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Bordellbetreiber die richtigen Kooperationspartner sind, um die Situation der Frauen in der Prostitution zu verbessern.» Die Diakonie helfe nur den Profiteuren «dieses menschenverachtenden Systems, die Gewalt gegen Frauen zu verschleiern und macht es den Tätern leichter, ohne schlechtes Gewissen, die Frauen sexuell zu missbrauchen». Sie werde so Teil des Unterdrückungssystems.

Die Diakonie Baden rief indessen zu mehr Sachlichkeit auf. Spätestens seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes 2017 seien die Argumente bekannt: Während die einen meinten, ein Sexkaufverbot sei das richtige Mittel, befürchteten die anderen, dass ein Verbot Prostitution nur in die Illegalität abdränge. Dort seien Betroffene dann nicht mehr zu erreichen. In Baden biete die Diakonie als einziger Verband in ihren Beratungsstellen Begleitung und Hilfe für Prostituierte an. Über das «Puff-Siegel» hatte zuvor die «Stuttgarter Zeitung» berichtet.

Wie Prostituierte am besten geschützt werden können, darüber wird auch in der Diakonie kontrovers diskutiert. Eine Zusammenarbeit mit Bordellbesitzern gehöre nicht zur Vorgehensweise der Diakonie Württemberg, betonte diese. Der kontroverse fachliche Diskurs sei aber wertvoll und notwendig für die betroffenen Frauen und Männer in Prostitution und Menschenhandel.

© dpa-infocom, dpa:210204-99-304371/3

https://www.zeit.de/news/2021-02/04/wir ... im-bordell




Landesfrauenrat nennt Bordell-Siegel frauenverachtend
10. Februar 2021, 15:30 UhrQuelle: dpa

Karlsruhe (dpa/lsw) - Das von der Karlsruher Diakonie ins Gespräch gebrachte Qualitätssiegel für Bordelle ist aus Sicht des Landesfrauenrats Baden-Württemberg ein «frauenverachtendes Vorhaben». Damit werde das wirtschaftlich hochattraktive Geschäftsmodell für Bordellbetreiber gezielt verharmlost, kritisierte die Ratsvorsitzende Anja Reinalter am Mittwoch. «Dadurch kann in der Gesellschaft der Eindruck erweckt werden, dass Qualität in der Prostitution gesichert und die Ware - das käufliche Objekt - Frau somit ohne schlechtes Gewissen konsumiert werden könne.» Der Frauenrat fordert eine Gesellschaft ohne Prostitution. Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung müssten wirksam bekämpft werden.

Der vor über 50 Jahren gegründete Frauenrat vertritt nach eigener Darstellung die Belange von Frauen gegenüber Landesregierung, Wirtschaft und Gesellschaft. Bestimmende Themen sind Gewalt gegen Frauen, Existenzabsicherung und Frauen in Führungspositionen.

Das Diakonische Werk Karlsruhe hat sich für ein Bordell-Siegel ausgesprochen, um die Lage von Prostituierten zu verbessern. Es befürwortet zwar nach Angaben ihres Direktors Wolfgang Stoll keinesfalls Prostitution. Ein Verbot löse aber die Probleme nicht. Prostitution gehe dann in Wohnungen, in Hotels und im Internet weiter.

© dpa-infocom, dpa:210210-99-383445/1

https://www.zeit.de/news/2021-02/10/lan ... verachtend