Ich hoffe, dass Du jetzt nicht erschüttert bist, aber: Für mich wirkt das in erster Linie so, wie wenn da nicht sehr sorgfältig mit dem Thema umgegangen wurde (von wem auch immer). Und selbst wenn das eine Vorgabe ist, was ich durchaus möglich halte, so ist es eine Vorgabe welche die Seriosität des ganzen Fragekonstrukts gefährdet. So lapidar zu jemand "Du" zu sagen (auch wenn ich gerade in einem Internetforum schreibe, wo das "Du" fast zum guten Ton gehört) empfinde ich gegenüber erwachsenen Frauen und Männern unpassend, wenn es um eine seriöse Studie geht.
Wie gesagt: Für mich wirkt das so und ich bin nicht das Maß aller Dinge - aber doch jemand der seit Jahren mit Studien und auch mit der wirtschaftlichen, politischen und auch gesellschaftlichen Situation von SexarbeiterInnen zu tun hat.
christian
Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
Da bist du voll in einen Denkfehler geraten: Erstens besteht bei der Testung von Fragen immer ein Kontext zu den anderen Fragen … sobald fremde Fragen in einen neuen Fragebogen eingebaut werden, sind sie nicht mehr "geprüft". Und zweitens ist es völlig irrelevant, ob die Fragen "geprüft" wurden: Ganz sicher wurden sie nicht bei deiner Zielgruppe (SW) geprüft - das zeigen die befremdeten Reaktionen deutlich. Drittens ist einer Zusammenstellung fremder Fragen auch die wissenschaftliche Originalität abzusprechen. Ich kann daher nur raten, dich von eingelernten Denkmustern zu befreien, dir zu überlegen, was du wozu wissen möchtest, dich dann in die Situation von SexarbeiterInnen empathisch einzufühlen und dir dann eigene Fragen auszudenken, die dann vielleicht auch wahrheitsgemäß beantwortet werden.Anna93 hat geschrieben: eine Zusammenstellung aus verschiedenen wissenschaftlich geprüften Fragebögen darstellen
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
Ich weiß, manchmal ist man als Psychologiestudierende ganz schön den Vorurteilen der Menschen ausgeliefert. Ging mir als Soziologin, Sozialarbeiterin und dann als Sozialwissenschafterin in Forschung und Lehre nicht viel anders. Da heißt es leicht mal: „Was? Das soll eine Wissenschaft sein? Haha!“ Sehr verletzend mitunter.
Ich möchte dich daher einladen, dir für dich anhand der folgenden Fragen zu überlegen, wie es dir als angehende Psychologin im Umgang mit VertreterInnen anderer Disziplinen und in der Öffentlichkeit ergeht. Die Fragen sind jeweils auf einer 5stufigen Skala zwischen „noch nie“ und – „immer“ zu beantworten.
Mir fehlt die Kameradschaft mit AbsolventInnen anderer Disziplinen.
Ich fühle mich alleine.
Ich fühle mich als Psychologin von VertreterInnen anderer Disziplinen ausgeschlossen.
Meine Beziehungen an der Uni mit VertreterInnen anderer Disziplinen sind oberflächlich.
Ich fühle mich von anderen isoliert.
Ich bin darüber unglücklich, zwischen den Vorlesungen zurückgezogen zu sein.
VertreterInnen anderer Disziplinen sind um mich herum, aber nicht bei mir.
Manchmal denke ich, dass ich überhaupt nicht gut bin.
Ich habe als angehende Psychologin das Gefühl, nicht viel zu haben, auf das ich stolz sein kann, wenn ich meine Berufsaussichten mit denen anderer Disziplinen vergleiche.
Ich fühle mich manchmal sicher nutzlos.
Ich wünschte mir, ich könnte mehr Respekt vor mir selbst als Psychologin haben.
Alles in allem neige ich dazu, mich als VersagerIn zu fühlen - deswegen studiere ich ja auch Psychologie.
Es ist passiert, dass ich in der Vergangenheit jemanden ausgenutzt habe.
Ich habe in den letzten zwei Wochen unter unkontrollierbaren emotionalen Ausbrüchen gelitten und es schwierig gefunden, etwas zu beginnen.
Es hat schon mal jemand gegen meinen Willen einen meiner privaten Körperteile gepackt oder eingeklemmt.
Wenn ich über mein Psychologiestudium spreche, bemerke ich manchmal, dass mein Gegenüber auf meine Brüste starrt.
Glaubst du, die Leute werden weniger an dich denken, wenn sie wissen, dass du nur Psychologie studiert hast?
Wenn ich daran denke, dass ich als Psychologin wahrscheinlich keine Arbeit finde, werde ich nervös und spüre, wie mein Herz höher schlägt.
Der Gedanke, dass andere von mir als Psychologin schlecht denken, verursacht körperliche Beschwerden.
Ich habe schon mal Müll einfach so weggeworfen.
Falls es auch positive Aspekte des Psychologiestudierens geben sollte, wird dies eventuell in einer Folgeerhebung beleuchtet. Dies ist aber relativ unwahrscheinlich, da die positiven Aspekte nicht so interessant sind und eine Studie dazu wohl kaum finanziert wird. Außerdem würde das sowieso niemand glauben. Und man könnte das auch nicht so geil präsentieren. (Motto: psycho and crime rules!)
Sollten die Fragen zu unangenehmen Gefühlen geführt haben, danken wir sehr herzlich für die Rückmeldung darüber, schicken jedoch gleich voraus, dass dies natürlich nicht unsere Absicht war. Im Gegenteil, das würde uns wirklich sehr betroffen machen. Dennoch können wir das irgendwie total verstehen, dass diese Gefühle aufkommen. Falls Sie eine Krisenintervention zum Beantworten der Fragen benötigen, lassen Sie uns das gerne wissen! Das Ziel der Befragung ist, auf die Folgen von Stigmatisierung des Psychologiestudiums aufmerksam zu machen, und genau aus diesem Ziel entsteht die Erwartung, dass nur negative Folgen der Arbeit an sich untersucht werden sollen. Die positiven Folgen werden dabei BEWUSST AUSGEBLENDET. Es werden jedoch, wie du merkst, keine Fragen zu Inhalten des Psychologiestudiums gestellt, es geht vielmehr um die Erfahrungen, die in der Öffentlichkeit gemacht werden und wie es damit ergeht.
Dass die Erfahrungen in der Öffentlichkeit auch gut sein können, bilden wir in der Frageformulierung jedoch absichtlich nicht ab, um den Befragten nur bloß nicht das Gefühl zu geben, wir wertschätzten sie.
Ich möchte dich daher einladen, dir für dich anhand der folgenden Fragen zu überlegen, wie es dir als angehende Psychologin im Umgang mit VertreterInnen anderer Disziplinen und in der Öffentlichkeit ergeht. Die Fragen sind jeweils auf einer 5stufigen Skala zwischen „noch nie“ und – „immer“ zu beantworten.
Mir fehlt die Kameradschaft mit AbsolventInnen anderer Disziplinen.
Ich fühle mich alleine.
Ich fühle mich als Psychologin von VertreterInnen anderer Disziplinen ausgeschlossen.
Meine Beziehungen an der Uni mit VertreterInnen anderer Disziplinen sind oberflächlich.
Ich fühle mich von anderen isoliert.
Ich bin darüber unglücklich, zwischen den Vorlesungen zurückgezogen zu sein.
VertreterInnen anderer Disziplinen sind um mich herum, aber nicht bei mir.
Manchmal denke ich, dass ich überhaupt nicht gut bin.
Ich habe als angehende Psychologin das Gefühl, nicht viel zu haben, auf das ich stolz sein kann, wenn ich meine Berufsaussichten mit denen anderer Disziplinen vergleiche.
Ich fühle mich manchmal sicher nutzlos.
Ich wünschte mir, ich könnte mehr Respekt vor mir selbst als Psychologin haben.
Alles in allem neige ich dazu, mich als VersagerIn zu fühlen - deswegen studiere ich ja auch Psychologie.
Es ist passiert, dass ich in der Vergangenheit jemanden ausgenutzt habe.
Ich habe in den letzten zwei Wochen unter unkontrollierbaren emotionalen Ausbrüchen gelitten und es schwierig gefunden, etwas zu beginnen.
Es hat schon mal jemand gegen meinen Willen einen meiner privaten Körperteile gepackt oder eingeklemmt.
Wenn ich über mein Psychologiestudium spreche, bemerke ich manchmal, dass mein Gegenüber auf meine Brüste starrt.
Glaubst du, die Leute werden weniger an dich denken, wenn sie wissen, dass du nur Psychologie studiert hast?
Wenn ich daran denke, dass ich als Psychologin wahrscheinlich keine Arbeit finde, werde ich nervös und spüre, wie mein Herz höher schlägt.
Der Gedanke, dass andere von mir als Psychologin schlecht denken, verursacht körperliche Beschwerden.
Ich habe schon mal Müll einfach so weggeworfen.
Falls es auch positive Aspekte des Psychologiestudierens geben sollte, wird dies eventuell in einer Folgeerhebung beleuchtet. Dies ist aber relativ unwahrscheinlich, da die positiven Aspekte nicht so interessant sind und eine Studie dazu wohl kaum finanziert wird. Außerdem würde das sowieso niemand glauben. Und man könnte das auch nicht so geil präsentieren. (Motto: psycho and crime rules!)
Sollten die Fragen zu unangenehmen Gefühlen geführt haben, danken wir sehr herzlich für die Rückmeldung darüber, schicken jedoch gleich voraus, dass dies natürlich nicht unsere Absicht war. Im Gegenteil, das würde uns wirklich sehr betroffen machen. Dennoch können wir das irgendwie total verstehen, dass diese Gefühle aufkommen. Falls Sie eine Krisenintervention zum Beantworten der Fragen benötigen, lassen Sie uns das gerne wissen! Das Ziel der Befragung ist, auf die Folgen von Stigmatisierung des Psychologiestudiums aufmerksam zu machen, und genau aus diesem Ziel entsteht die Erwartung, dass nur negative Folgen der Arbeit an sich untersucht werden sollen. Die positiven Folgen werden dabei BEWUSST AUSGEBLENDET. Es werden jedoch, wie du merkst, keine Fragen zu Inhalten des Psychologiestudiums gestellt, es geht vielmehr um die Erfahrungen, die in der Öffentlichkeit gemacht werden und wie es damit ergeht.
Dass die Erfahrungen in der Öffentlichkeit auch gut sein können, bilden wir in der Frageformulierung jedoch absichtlich nicht ab, um den Befragten nur bloß nicht das Gefühl zu geben, wir wertschätzten sie.
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
@Zwerg, @Lycisca und @Thorja
Danke für Eure tollen Beiträge!


Klasse geschrieben!
Besonders bei den Fragen von Thorja musste ich mich kringeln ...
Klasse!
Hast gut den Spieß umgedreht.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Threaderstellerin Anna93 "not amused" wäre, sich unwohl fühlen würde und schockiert wäre, wenn SIE solche Fragen beantworten müsste.
Fragen, die im Grunde mit ihrer Arbeit in ihrem Studiumfach wenig bis gar nichts zu tun haben.
So könnte SIE mal nachfühlen, wie es uns SW mit solchen allerlei Fragebögen ergeht.
Fragen, die einen schon verletzten können und zeigen, dass die Fragen nicht viel in Sachen wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht zu tun haben.
Liebe Grüße, deernhh
Danke für Eure tollen Beiträge!
Klasse geschrieben!
Besonders bei den Fragen von Thorja musste ich mich kringeln ...

Klasse!
Hast gut den Spieß umgedreht.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Threaderstellerin Anna93 "not amused" wäre, sich unwohl fühlen würde und schockiert wäre, wenn SIE solche Fragen beantworten müsste.
Fragen, die im Grunde mit ihrer Arbeit in ihrem Studiumfach wenig bis gar nichts zu tun haben.
So könnte SIE mal nachfühlen, wie es uns SW mit solchen allerlei Fragebögen ergeht.
Fragen, die einen schon verletzten können und zeigen, dass die Fragen nicht viel in Sachen wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht zu tun haben.
Liebe Grüße, deernhh
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
Auch von mir ein Danke für die dokumentarische Arbeit von deernhh, die Anmerkungen von Lycisca und den aufschlussreichen gedanklichen Perspektivwechsel von Thorja! Wahrscheinlich sind genau solche Perspektivwechsel das, was die Debatte derzeit braucht.
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- interessiert
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
Sicher spielt das von Thorja benannte Motto "psycho and crime rules" eine wesentliche Rolle, jedoch soll in vorliegender Studie ein Verbrechen der Gesellschaft, samt der Folgen untersucht werden:
Mein Forschungsinteresse begründet sich darin, dass trotz ihrer Tradition und Verbreitung, Sexarbeit, sowohl in öffentlichen als auch akademischen Debatten ein häufig moralisch beladenes Diskussionsthema darstellt. Häufig werden Sexarbeiter*innen als abweichende „Andere“ bezeichnet und müssen für ihre sozialen Rechte stärker einstehen als andere Bürger*innen. Zahlreiche Studien zeigen sehr deutlich die Auswirkungen, die eine solche gesellschaftliche Betrachtung haben können, wobei sich nur wenige mit denen der Sexarbeiter*innen beschäftigen.
In verschiedenen Studien wird verdeutlicht, dass Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen auf gesellschaftlicher, institutioneller und individueller Ebene stattfindet und Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen, das persönliche Leben und die Gesundheit Betroffener nimmt.
Auch in aktuellen Debatten wie beispielsweise zu dem 2002 verabschiedetem Prostituiertenschutzgesetz, gibt es sich hiermit deckende Kritiken.
Orientierend am Stigmatisierungsprozess sind Kernkomponenten der Stigmatisierung soziale Ablehnung, unfaire Behandlung und die Wahrnehmung des Stigmas der betroffenen Person. Diese Abgrenzung wird zur Rechtfertigung von diskriminierendem Verhalten der Gesellschaft herangezogen und führt bei den betroffenen Personen zu psychischen Folgen. Zudem sind stigmatisierte Gruppen sozialen Sanktionen ausgesetzt.
Betroffene neigen zu Strategien, wie Verheimlichung oder Rückzugsverhalten, die weitere psychische Folgen haben können. Stigmatisierung stellt unter anderem eine relevante Barriere, der Inanspruchnahme medizinischer Hilfeleistungen und Therapieangebote, dar.
Es ist davon auszugehen, dass Stigmatisierung in der Gesellschaft eine „fundamentale Determinante“ sozialer Ungleichheit darstellt, deren Auswirkungen die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Verhalten betreffen.
Es ist bestimmt ein Fakt, dass es ebenso wichtig wäre, die ressourcenorientierten Aspekte von Sexarbeit zu untersuchen, jedoch ist mein aktuelles Bestreben, aus psychologischer Perspektive gesellschaftliche Betroffenheit zu erzeugen, um so eine Relevanz für den Abbau des Stigma zu leisten. Ich freue mich, aufrichtig wenn ihr in einem Umfeld lebt, in dem Sexarbeit kein Tabu darstellt und das soll auch sicher keine Pauschalaussage sein, die alle Sexarbeiter*innen als "Opfer" degradiert, sondern nur die Folgen die/derjenigen aufdecken die Betroffenen sind und so einen ersten kleinen Beitrag zur Verbesserung leisten.
(Btw leben Korrelationen davon, dass beispielsweise gezeigt werden könnte: viel Stigma gleich viel Auswirkung // wenig Stigma gleich wenig Auswirkung soll heißen es braucht sogar Teilnehmer die wenig betroffen sind um einen Effekt zu zeigen.)
Nach wie vor kann ich Eure Erwartungshaltung verstehen und entschuldige mich gern erneut, dass ich bei der Aufklärung nicht ausreichend sensibel vorgegangen bin. Mitunter mag das etwas damit zu tun haben, dass man eigentlich über den Hintergrund von Studien nicht zu viel verraten sollte, um eine Antworttendenz zu vermeiden, dennoch scheint das Herangehen in diesem Kontext nicht ausreichend gelungen. Das kann man kritisieren!
Ich danke für Eure Anmerkungen und schließe die Umfrage hiermit.
Mein Forschungsinteresse begründet sich darin, dass trotz ihrer Tradition und Verbreitung, Sexarbeit, sowohl in öffentlichen als auch akademischen Debatten ein häufig moralisch beladenes Diskussionsthema darstellt. Häufig werden Sexarbeiter*innen als abweichende „Andere“ bezeichnet und müssen für ihre sozialen Rechte stärker einstehen als andere Bürger*innen. Zahlreiche Studien zeigen sehr deutlich die Auswirkungen, die eine solche gesellschaftliche Betrachtung haben können, wobei sich nur wenige mit denen der Sexarbeiter*innen beschäftigen.
In verschiedenen Studien wird verdeutlicht, dass Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen auf gesellschaftlicher, institutioneller und individueller Ebene stattfindet und Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen, das persönliche Leben und die Gesundheit Betroffener nimmt.
Auch in aktuellen Debatten wie beispielsweise zu dem 2002 verabschiedetem Prostituiertenschutzgesetz, gibt es sich hiermit deckende Kritiken.
Orientierend am Stigmatisierungsprozess sind Kernkomponenten der Stigmatisierung soziale Ablehnung, unfaire Behandlung und die Wahrnehmung des Stigmas der betroffenen Person. Diese Abgrenzung wird zur Rechtfertigung von diskriminierendem Verhalten der Gesellschaft herangezogen und führt bei den betroffenen Personen zu psychischen Folgen. Zudem sind stigmatisierte Gruppen sozialen Sanktionen ausgesetzt.
Betroffene neigen zu Strategien, wie Verheimlichung oder Rückzugsverhalten, die weitere psychische Folgen haben können. Stigmatisierung stellt unter anderem eine relevante Barriere, der Inanspruchnahme medizinischer Hilfeleistungen und Therapieangebote, dar.
Es ist davon auszugehen, dass Stigmatisierung in der Gesellschaft eine „fundamentale Determinante“ sozialer Ungleichheit darstellt, deren Auswirkungen die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Verhalten betreffen.
Es ist bestimmt ein Fakt, dass es ebenso wichtig wäre, die ressourcenorientierten Aspekte von Sexarbeit zu untersuchen, jedoch ist mein aktuelles Bestreben, aus psychologischer Perspektive gesellschaftliche Betroffenheit zu erzeugen, um so eine Relevanz für den Abbau des Stigma zu leisten. Ich freue mich, aufrichtig wenn ihr in einem Umfeld lebt, in dem Sexarbeit kein Tabu darstellt und das soll auch sicher keine Pauschalaussage sein, die alle Sexarbeiter*innen als "Opfer" degradiert, sondern nur die Folgen die/derjenigen aufdecken die Betroffenen sind und so einen ersten kleinen Beitrag zur Verbesserung leisten.
(Btw leben Korrelationen davon, dass beispielsweise gezeigt werden könnte: viel Stigma gleich viel Auswirkung // wenig Stigma gleich wenig Auswirkung soll heißen es braucht sogar Teilnehmer die wenig betroffen sind um einen Effekt zu zeigen.)
Nach wie vor kann ich Eure Erwartungshaltung verstehen und entschuldige mich gern erneut, dass ich bei der Aufklärung nicht ausreichend sensibel vorgegangen bin. Mitunter mag das etwas damit zu tun haben, dass man eigentlich über den Hintergrund von Studien nicht zu viel verraten sollte, um eine Antworttendenz zu vermeiden, dennoch scheint das Herangehen in diesem Kontext nicht ausreichend gelungen. Das kann man kritisieren!
Ich danke für Eure Anmerkungen und schließe die Umfrage hiermit.
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Re: Gesellschaftliche Situation der Sexarbeiter*innen
"...Betroffene neigen zu Strategien, wie Verheimlichung oder Rückzugsverhalten, die weitere psychische Folgen haben können. Stigmatisierung stellt unter anderem eine relevante Barriere, der Inanspruchnahme medizinischer Hilfeleistungen und Therapieangebote, dar..."
Na dann weißt du ja eh schon alles, wozu noch fragen? :) Mit deinem letzten Posting hast du nun offenbart, was von vorne herein klar war, nämlich dass du mit Hilfe implizierender Fragen nichts anderes als eine Bestätigung deiner Vorurteile und deines unreflektierten Vorwissens über Sexarbeit gesucht hast, und du zu einer weiteren Viktimisierung in der Öffentlichkeit beitragen wolltest. "Betroffenheit zu erzeugen" ist das allerletzte was wir brauchen. Die Folge von "Betroffenheit" ist in den meisten Fällen ein reflexartiges "selber Schuld". Und dann heißt es entweder: "Hätten sie sich halt was anderes gesucht", oder "schlimm, das gehört verboten!". Du spielst somit unseren politischen GegnerInnen in die Hände, die uns am liebsten verbieten und uns unserer selbstgewählten, selbstbestimmten Arbeit und somit Existenzgrundlage berauben wollen. Ich empfehle mal dringend ein umfassendes Einlesen in den aktuellen Forschungsstand zu Sexarbeit, am besten eine Kontaktaufnahme zum Netzwerk Kritische Sexarbeitsforschung. Recherchier mal zum Diskurs über das Sexkaufverbot aka "schwedisches Modell" und überlege dann vor diesem Hintergrund, wozu eine Umfrage wohl führt, die nichts anderes kann, als all die negativen Positionen zu Sexarbeit zu verstärken. Man muss immer auch mitreflektieren, wie man durch ein Forschungsvorhaben das Forschungsfeld mitbeeinflusst. Als Forscherin hat man auch Verantwortung.
Ich wünsche auch viel Erfolg bei der dringend notwendigen inneren Distanzierung vom Paternalismus. Ich danke für die Anmerkungen und schließe den Thread hiermit.
Na dann weißt du ja eh schon alles, wozu noch fragen? :) Mit deinem letzten Posting hast du nun offenbart, was von vorne herein klar war, nämlich dass du mit Hilfe implizierender Fragen nichts anderes als eine Bestätigung deiner Vorurteile und deines unreflektierten Vorwissens über Sexarbeit gesucht hast, und du zu einer weiteren Viktimisierung in der Öffentlichkeit beitragen wolltest. "Betroffenheit zu erzeugen" ist das allerletzte was wir brauchen. Die Folge von "Betroffenheit" ist in den meisten Fällen ein reflexartiges "selber Schuld". Und dann heißt es entweder: "Hätten sie sich halt was anderes gesucht", oder "schlimm, das gehört verboten!". Du spielst somit unseren politischen GegnerInnen in die Hände, die uns am liebsten verbieten und uns unserer selbstgewählten, selbstbestimmten Arbeit und somit Existenzgrundlage berauben wollen. Ich empfehle mal dringend ein umfassendes Einlesen in den aktuellen Forschungsstand zu Sexarbeit, am besten eine Kontaktaufnahme zum Netzwerk Kritische Sexarbeitsforschung. Recherchier mal zum Diskurs über das Sexkaufverbot aka "schwedisches Modell" und überlege dann vor diesem Hintergrund, wozu eine Umfrage wohl führt, die nichts anderes kann, als all die negativen Positionen zu Sexarbeit zu verstärken. Man muss immer auch mitreflektieren, wie man durch ein Forschungsvorhaben das Forschungsfeld mitbeeinflusst. Als Forscherin hat man auch Verantwortung.
Ich wünsche auch viel Erfolg bei der dringend notwendigen inneren Distanzierung vom Paternalismus. Ich danke für die Anmerkungen und schließe den Thread hiermit.
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