Huschkes Töchter

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
Boris Büche
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Huschkes Töchter

Beitrag von Boris Büche »

. . . eifern jetzt ihrem Vorbild auch darin nach, dass sie auftreten.

Die restriktiven Kontaktbedingungen des "Netzwerk Ella" - hat @deernhh kürzlich hier vorgestellt und richtig gesagt: Wer Hilfe sucht, wird abgeschreckt.

Es geht auch nicht darum, Hilfe zu geben, sondern nur so zu tun als ob, weil es zur Rolle gehört, die zu spielen sie beschlossen haben. Wie die großen SISTERS auch. Die Öffentlichkeit, namentlich die Presse soll an diese Angel gehen (und geht es auch).
Ob hilfesuchende Sexarbeitende sie erreichen können, ist ihnen egal. Beziehungweise: Lieber nicht! Denn mit dem "Nordischen Modell" ist ja geholfen, gleich und für immer . . .

In Leipzig hat das mit der Angel nicht so geklappt. Netzwerk Ella und Inge Bell hatten am 22.Juni zu einer Veranstaltung geladen, in kulturellem Ambiente! doch die Presse wollte wohl nichts schreiben . . .

Stattdessen kamen ein paar Menschen von BesD und Amnesty International, um gegen die Tatsachenverdrehungen zu protestieren. Danke!
Huschke selbst war sich allerdings nicht zu schade, ein Bild von dem blöden Gesicht zu posten, das sie dabei gemacht hat!

Boris Büche
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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Boris Büche »

Und noch ein Beispiel für die Textproduktionen aus dem Stall ELLA, die Huschkes hinsichtlich trashigkeit in den Schatten stellen.
Die neueste Geschichte hat, ausnahmsweise einmal!, eine Adresse:

@donacarmen e.V. : Diese Dame wirklich schon mal getroffen? Was sagen die aus der 43 zu den Schilderungen?

Code Red – Zurück im Laufhaus

Bevor ich anfange möchte ich betonen, dass das Netzwerk Ella eine UNABHÄNGIGE Interessensvertretung von Frauen aus der Prostitution ist. Wenn ein Mitglied eine bestimmte religiöse oder politische Weltanschauung hat, sagt das nichts über das Netzwerk Ella aus, weil sich die Ansichten der Mitfrauen durchaus unterscheiden und von Aktionen des Netzwerks Ella unabhängig sind.

Wie letztes Jahr im Juni fand auch dieses Jahr wieder der „Code Red“ statt, eine Veranstaltung einer internationalen Gemeinde aus den USA, die sich zum Ziel gesetzt hat, sowohl die Rehabilitation von Süchtigen und Obdachlosen, als auch praktische Ausstiegshilfe für Prostituierte zu leisten.

Ich habe vor allem Interesse an der praktischen Ausstiegshilfe für Prostituierte und nehme deshalb an Veranstaltungen teil, die sich damit beschäftigen. Um Kritik vorwegzunehmen, muss ich erklären, dass diese Gemeinde nicht darauf abzielt, die Prostitution der christlichen Moral wegen zu verurteilen und zu verbieten. Viele Frauen der Gemeinde waren in der Vergangenheit selbst Prostituierte und zudem oft auch drogenabhängig. Da die einzige Institution, von der sie Hilfe bekamen, die Kirche war, die ihnen in einer Zeit der vollkommenen Zerbrochenheit von Jesu bedingungsloser Liebe erzählt hat und das, sowie der Halt, den das Kollektiv bot, dann auch das einzige waren, das ihnen aus ihrer miserablen Situation herausgeholfen und ein neues Leben ermöglicht hat, möchten diese Frauen diese Liebe auch weitergeben. Weil die meisten dieser Frauen sexuelle Gewalt und wirtschaftliche Nöte nur allzu gut kennen, fühlen sie mit den Prostituierten Frauen mit. Sie wissen um ihre Lage, um die Alternativlosigkeit und um den Verlust jeglichen Selbstwertgefühls.

Aus diesem Grund findet jährlich auf der ganzen Welt der „Code Red“ statt, bei dem alle prostituierten Frauen zu gratis Kosmetik, Massagen, Maniküre, Frisieren etc. eingeladen werden. Bei diesem Event geht es darum, dass die prostituierten Frauen sich für einen Tag geliebt und wertgeschätzt fühlen und nebenbei davon erfahren können, dass die Kirche ihnen eine Ausstiegshilfe bieten kann. Gleichzeitig erzählen einige Frauen von ihren Erfahrungen in der Prostitution, von den Süchten, denen sie erlagen und wie sie den Weg heraus geschafft haben. Die Testimonials sind insgesamt ermutigend und sollen den Frauen Hoffnung spenden.

Ich weiß, dass Evangelikale oder insgesamt Gläubige von Feministinnen zwecks Pro-Life-Aktivisten und oft patriarchaler Strukturen als Antifeministisch wahrgenommen werden. Jedoch wage ich zu behaupten, so etwas in dieser Gemeinde noch nicht wahrgenommen zu haben. Viel mehr besteht ein wertschätzender Umgang mit allen, egal wie sehr sich deren Lebensmodell von der Bibel unterscheidet. Von mir wissen alle, dass ich Feministin bin, von einem guten Freund weiß man, dass er homosexuell ist, und dennoch sind wir akzeptiert. Man muss diesen Glauben nicht teilen, aber ich finde solch ehrenamtliches Engagement einfach rührend und möchte gern daran teilhaben. Ich war nämlich selbst mehrmals für ein paar Wochen im Laufhaus und hätte damals vielleicht gern tröstende Worte von Menschen gehört, die meine Situation kennen, statt an totaler Vereinsamung zu leiden, weil Freier und Zuhälter meine einzigen sozialen Kontakte waren. Für mich gilt der Leitsatz: „Sei der Mensch, den du früher gebraucht hättest.“ Außerdem arbeiten in den Laufhäusern, in denen wir waren, zu 90% Rumäninnen, Bulgarinnen und Lateinamerikanerinnen, von denen, wie sich herausstellte, fast alle gläubig sind und somit sofort „common ground“ geschaffen war.

Eigentlich schreibe ich diesen Text hier aber nicht des christlichen Engagements wegen, sondern um über die Erlebnisse zu berichten, die ich in der ersten Juniwoche hatte. Es geht mir darum, öffentlich zu machen, was ich in den Laufhäusern des Frankfurter Bahnhofsviertels gesehen habe und wie es mir dabei ging.

Wie gesagt, war ich im Alter von 19 und 20 Jahren selbst ein paar Mal für ein paar Wochen oder Wochenenden dort und obwohl ich nicht dauerhaft blieb, hat mich die Zeit dort sehr geprägt. Die Geschichte, wie ich in eines der Frankfurter Laufhäuser kam, möchte ich hier erzählen…
Als ich an einem sommerlichen Tag im Frühjahr 2014 in den Taunusanlagen Gassi ging, lernte ich eine Frau kennen, die ich ansprach, weil sie einen Hund derselben Rasse wie meinem hatte. Zum damaligen Zeitpunkt arbeitete ich gerade in einer der Animierbars, weil ich mich nicht mehr prostituieren wollte. Mein Chef gab mir das Geld für die ersten zwei Monatsmieten für ein WG-Zimmer direkt im Bahnhofsviertel, aber als diese vorbei waren, vergaß ich, die nächste Miete pünktlich zu zahlen und so wurde am selben Tag noch mein Schloss ausgetauscht und das Zimmer war weg. Um der Obdachlosigkeit zu entgehen, nahm ich das Angebot von Melania (Name anonymisiert) an, mir ein „gutes“ Zimmer im einzigen Laufhaus, bei dem die unterste Preisgrenze 30€ statt 25€ betrug, zu organisieren. Sie stellte mir ihren Freund vor, einen „Wirtschafter“ (so nennt man die, die im Laufhaus im Büro sitzen und für die „Sicherheit“ der Frauen sorgen und die Tagesmiete eintreiben) von den Hell’s Angels, der mir die Formalitäten erklärte. „Wirtschafter schreibe ich deshalb in Anführungszeichen, weil meiner Meinung nach Profiteure der Prostitution anderer Zuhälter sind, aber weil das unser deutscher Staat nicht so sieht, wahre ich den offiziellen Begriff.
Immer wieder nahm sie mich mit zu ihm, vermittelte mir das Gefühl, ab jetzt „dazuzugehören“ und sicher zu sein. Wir tranken zusammen, lachten zusammen und sie erklärte mir, wie man Freier „rippt“ oder mehr Geld für weniger Service bekommt und solche Sachen. Einiges verband uns, wir teilten die Erfahrungen sexueller Gewalt in der Kindheit und kamen beide aus dysfunktionalen Familien. Ich fühlte mich verstanden und das Eintauchen in die „Unterwelt“ faszinierte mich. Die Einsamkeit in der ich lebte, weil Menschen mich immer nur wegen meinem Geld oder meinem Körper benutzten, ließ mich auf eine tiefe Freundschaft mit Melania hoffen.

Nach wenigen Tagen kam jedoch das böse Erwachen, als sie plötzlich zu den 140€ Tagesmiete, die ich an das Laufhaus abzuführen hatte, noch 50€ für sich verlangte. Für den „Schutz“ und dass sie mir gewisse Techniken, mehr Geld zu verdienen beibrachte. Das verweigerte ich und ich ahnte, dass sie es dabei nicht belassen würde. Am nächsten Tag rief sie mich über das Haustelefon zu sich ins Zimmer, weil sie einen Freier für mich hatte. Er vollzog den Sex an mir und Melania schob das Geld in ihre Schublade. Sie hatte einen Preis ausgemacht, der mir selbst viel zu niedrig gewesen wäre und rückte das Geld später auch nicht raus. Kurze Zeit später ließ sie mich von ihrem Freund rauswerfen, weil ich weiterhin verweigerte, ihr das Geld zu geben und den Kontakt nach dieser Aktion auch unterbrach. Der offizielle Grund war, dass ich einem anderen Mädchen im Haus Koks angeboten habe, aber eigentlich ging es darum, dass ich nicht bereit war, für sie mitanzuschaffen.

Denn Koks nahm sie auch selbst und das war bekannt. Auch einige andere Frauen koksten, aber ich lernte nur wenige kennen. Zum einen konnten die meisten der Frauen kein Deutsch, zum anderen bewegte ich mich nur mit Tunnelblick und Scheuklappen durch das Haus. Zwar hat mich die Atmosphäre dort fasziniert, weil es so anders war wie beim Escort oder den Internettermine mit Pädophilen, die meinen Einstieg in die Prostitution bedeuteten. Jedoch war das Arbeitspensum so viel heftiger als je zuvor und ich befand mich permanent in heftigster Dissoziation. In meiner ersten Nacht arbeitete ich von 19-4 Uhr und verdiente dabei 2000€, das brachte mich dazu zu glauben, dass die Laufhausprostitution sogar rentabler als der Escort sei, was ein Trugschluss war. Wenn man bedenkt, dass der Standardpreis für 20 Minuten Sex und Oralverkehr bei 30€ lag und die Tagesmiete 140€ betrug, kann man sich ausrechnen, wie oft man für das Haus Sex hatte, bevor man zu seinem „täglich Brot“ kam. Frauen mit guten Deutschkenntnissen können da tricksen und durch unehrliche Methoden dafür sorgen, dass entweder mehr Geld oder weniger Sex dabei rumkommt, aber diese Möglichkeit blieb den Frauen, die kein Deutsch konnten, leider nicht. Gleichzeitig hieß es aber auch, mehr männlicher Aggression ausgesetzt zu sein, wenn man „rippte“ und Beschiss. Wie oft wurde ich vergewaltigt, trug blaue Flecken davon, nur weil ich 5 Minuten zu früh gesagt habe, dass nachgezahlt werden müsse. Oder wie oft hat man mich zu Praktiken gezwungen, die so nicht abgemacht waren. Wie oft haben Freier mir ihren Penis so brutal reingerammt, dass das Kondom riss und wie oft hatte ich ab gewissen Zeitpunkten einfach stundenlange Blackouts, weil ich das was in der Zeit passierte, einfach nicht verkraftete. Zum „Glück“ hatte ich einen Freier, den ich vom Heroinkauf auf der Straße kannte, der mir dafür, dass er sich bei mir vor der Polizei verstecken durfte, regelmäßig genug Heroin gab, um all das Elend auszuhalten. So war es ein bisschen leichter zu ertragen.


Jedoch waren nicht nur die Freier und meine Kollegin feindselig und ausbeuterisch. Auch der Rest des Viertels bereicherte sich an uns prostituierten Frauen. Mehrmals am Tag kamen Männer, die Zigaretten, Kaugummis, Energy Drinks, Süßigkeiten, Essen, Kleidung, Dessous, Cremes und Make Up und geklaute Waren verkauften, die uns natürlich viel teurer angeboten wurden, als wenn wir sie selbst außer Haus besorgt hätten. Aber die meisten Frauen lebten im Haus und gingen auch nicht gerne raus.

Da man in der Prostitution völlig den Bezug zu Geld verliert, ist es einem auch völlig egal, ob die Waren teurer sind oder nicht. Hauptsache man muss nicht raus, um dort von potentiellen Freiern dann „privat“ angequatscht, oder von den „Normalen“ der Straße als Hure identifiziert zu werden. Das ist unangenehm. Vor allem ist die Konfrontation mit der Realität unangenehm, außer man geht shoppen. Die Realität könnte die Dissoziation auflösen, shoppen befördert einen in einen anderen, angenehmeren Trancezustand und man hat das Gefühl, all die Qual würde sich lohnen. Shopping war mir unglaublich wichtig, es war mir wichtig, mir selbst zu beweisen, dass ich es zu etwas gebracht habe. Dass ich trotz Drogensucht besser aussah und mir teurere Sachen leisten konnte, als die meisten Menschen aus der Mittelschicht. Es war mir wichtig, wenigstens an Sachwerten meinen Selbstwert messen zu können. Wenn ich schon kein Recht auf Schutz und körperliche Unversehrtheit besaß, wenn meine Würde schon so antastbar war, dass sie keinen interessierte, weder den Staat, noch irgendeinen Freier, der meinen Körper behandelte, als wäre er längst tot und auspresste, was nur irgendwie möglich war, dann wollte ich mir wenigstens ein paar Gegenstände kaufen, die wertvoll waren. All die Euros, die ich in den Einkaufsstraßen und -centern ließ, gaben mir das Gefühl, etwas ganz besonderes zu sein. Bei jedem Augenzwinkern oder Kompliment, das mir jemand machte, dachte ich, dass dieser Mensch gerade nicht den Schmutz, den Ekel und die Hure in mir sah, sondern schlicht und einfach nur fand, dass ich gut aussah. Das Geld war ein Trost. Balsam für meine geschundene Seele. Zwar war ich allein, aber das Geld gab mir Wärme. Es ließ mich mich anderen überlegen fühlen, von denen ich sonst das Gefühl hatte, dass sie auf mich herabblickten. Am Anfang brachte mich zwar mein Trauma dazu mich zu prostituieren, aber
irgendwann war das Geld auch einfach identitätsstiftend für mich. Auch wenn es Zeiten gab, in denen ich nicht viel von meinem Geld hatte, weil ich den ein oder anderen Exfreund mitunterhielt oder meinen Freunden Geschenke machte, weil ich mich so wertlos fühlte, dass ich dachte, für Zuneigung bezahlen zu müssen.


Von meinen eigenen Erfahrungen im Laufhaus komme ich jetzt zu meinen Begegnungen der ersten Juniwoche. Schon Montag und Dienstag ging ich mit, um Flyer an die Frauen zu verteilen und ihnen von dem Gratis-Wellness-Event zu erzählen. Die Gemeinde geht auch sonst mehrmals im Monat im Viertel umher, um sowohl mit den Drogensüchtigen, als auch mit den Prostituierten zu sprechen und Hilfe anzubieten, also kannte man uns schon.

So kam es dazu, dass ich mit der Tochter der Pastorin zuallererst das Laufhaus betrat, in dem ich selbst auch gearbeitet habe. Der „Wirtschafter“ im Büro, den es auch damals vor 4-5 Jahren schon gab, erkannte mich nicht, obwohl ich mit ihm sprach. Die Frauen waren eher verschlossen, ein paar kannte ich noch von damals, sie mich aber nicht mehr und ich unterließ auch, sie daran zu erinnern. Die meisten wirkten irgendwie weggetreten. Sie lächelten müde und eingefroren, ihre Gesichter glichen Masken. Als ich durch die Gänge lief, fühlte ich mich, als klebten Bleisäcke an mir, so schwer und drückend war die Atmosphäre. Teilweise sah ich in die Türen und auf die Betten und sah da mich selbst, völlig dissoziiert. Heute denke ich, sobald man als Prostituierte einen Puff betritt, tauscht man seine Persönlichkeit ein. Man ist dann jemand anders, eine Hülle, ein Roboter, man funktioniert auf Autopilot. Die Fassade ist immer anders, so dass sie halbwegs authentisch wirkt, aber letztenendes ist alles irgendwie unecht und man ist von sich selbst total entfremdet. All diese Gefühle, die ich damals überhaupt nicht in der Lage war zu empfinden, kamen mir auf einen Schlag entgegen.

Mich hat das so traurig gemacht, Frauen wie mich in diesem Zustand zu sehen. Am schlimmsten war für mich ein Zimmer, in dem eine Frau lag, die aussah wie 14 und mit halb offener Tür regungslos mit halboffenen Augen auf dem Bett lag. Als wir sie ansprachen, winkte sie ab. Nach Drogen sah sie eher nicht aus, wobei man das nicht wissen kann, denn das tat ich damals auch nicht, aber ich vermute, dass sie entweder völlig in ihrer Dissoziation gefangen war, oder dass sie einen Zuhälter hat, der bewacht, ob sie ihre Türe auch immer offen hat, wenn sie gerade keinen Freier bedient, und deshalb in einer Situtation, in der sie eigentlich nicht arbeiten konnte, trotzdem die Tür offen ließ. So am Rande habe ich sowas auch damals, als ich selbst dort gearbeitet habe, mitbekommen, aber wenn man selbst im Milieu ist, hebt man die Werte „nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ sehr hoch. Die junge Frau hat mich mit ihrem Anblick total erschreckt. Zum einen, weil ihr Körper aussah, wie der einer 14-Jährigen und zum anderen, weil sie dermaßen eindeutig und offensichtlich NICHT selbstbestimmt und frei und glücklich war, dass ich mich wieder einmal frug, in was für einem Land ich eigentlich lebe.

Wie kann es sein, dass nur 10m vom Eingang dieses Hauses das Büro von Dona Carmen ist, welche da regelmäßig durch die Häuser patroullieren und mit den Frauen spricht und dieser Verein trotz Begegnungen wie diesen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Armutsprostitution verharmlosen und Prostitution als das Ausleben selbstbestimmter Sexualität sehen? Wie ignorant kann man sein, dass man als Frau, die noch nicht einmal selbst von der Prostitution betroffen ist, aber dennoch regelmäßig solche Anblicke ertragen muss, das System Prostitution verteidigt und fördert, dass Frauen darin einsteigen? Und vor allem hat mich erschüttert, dass die Politik nichts tut. Gerne würde ich eine Politikerin auf diese Aktionen mal mitnehmen, damit
diese sich ein Bild machen kann und endlich mal etwas bewegt im Bundestag.

Dasselbe Mädchen haben wir am Freitag wiedergesehen, diesmal zwar wach, aber wütend und sehr abwehrend. Sie sagte, dass sie nur mit Kunden spreche, was auch wieder ganz typisch für Zwangsprostituierte ist, weil deren Zuhälter ihnen jegliche Gespräche mit Menschen, die sich für ihr Wohl interessieren, verbieten. Zum Einen muss die soziale Isolation ja aufrechterhalten werden, zum Anderen darf keiner merken, dass die Frau nicht freiwillig im Laufhaus ist.

Was mich als ich dann auch noch in den anderen Häusern war sehr erschreckt hat, war dass die Häuser wohl nach Ethnien sortiert sind. Manche sind halbwegs durchmischt, aber es gab zum Beispiel ein Haus, in dem nur Lateinamerikanerinnen bis zu einem bestimmten alter waren. Ein anderes war auch voll von Lateinamerikanerinnen, aber die meisten waren schon etwas älter. Einige Häuser waren nur mit Rumäninnen oder Bulgarinnen besetzt und in einem Haus waren zwei Stockwerke thailändisch. Bilde ich mir das ein oder ist das nicht etwa total rassistisch? Dem Kunden die Häuser nach „Rasse“ anzubieten und die Frauen dementsprechend einzuordnen, halte ich für absolut menschenverachtend. Unser Bildungswesen beinhaltet so viel
antirassistische Erziehung und in jeder Firma können rassistische Kommentare zu einer sofortigen Entlassung führen, aber in der Prostitution ist es vollkommen in Ordnung, dass spezielle Attribute und spezieller Service einer Frau einer bestimmten Ethnie zugeordnet werden. So gilt für die Thai-Frauen, dass sie Massagen anbieten, die Latinas angeblich Analsex. Die Thaifrauen seien so klein und süß und zierlich, die Latinas hätten so runde Hintern und seien temperamentvoll. Dass so etwas unglaublich rassistisches in einem „Job wie jedem anderen“ (Ironie off) erlaubt ist, macht mich einfach nur sprachlos. Ein Freier kann sich eine Frau im Puff nach rassischen Kriterien aussuchen, während derselbe eine Anzeige bekäme, wenn er
sich seine Putzfrau danach aussuchen würde. Angeblich sind beide Dienstleisterinnen, warum also ist im Puff erlaubt, was eine Frau außerhalb der Sexindustrie extremst diskriminiert? In den drei Tagen, in denen ich die Treppen auf- und ablief, habe ich keine einzige „Biodeutsche“ getroffen. Die meisten waren Migrantinnen und in jedem Gespräch, das wir führten, wurde mindestens einmal erwähnt, dass die ökonomische Situation die Frau dazu zwingt, sich zu prostituieren. Allein das zeigt doch, dass da etwas nicht stimmt. Das zeigt doch, dass Frauen eine Alternative ergreifen, sofern sie eine haben. Deutsche Frauen verfügen nämlich von ihrer Kindheit an über die notwendigen Sprachkenntnisse, die der Arbeitsmarkt erfordert und haben
auch eher ein bestehendes soziales Netz, das sie in einer prekären Situation auffangen kann.

Manche Frauen fingen zu weinen an, viele hatten Kinder und wollten sich ein neues Leben in der Heimat aufbauen. Dafür brauchten sie Geld. Meistens waren die Kinder beim Vater, im Heim oder bei den eigenen Eltern und sie mussten sowohl denjenigen Geld geben, die sich um die Kinder kümmern, als auch die Tagesmiete bezahlen und oft auch noch für den aktuellen „Freund“ aufkommen. Einige haben gesagt, dass sie wirklich gern etwas anderes machen würden, aber es an mangelnden Deutschkenntnissen oder fehlender Aufenthaltserlaubnis hapere. Außerdem ist es für unausgebildete und oft auch mit mangelnden Sprachkenntnissen ausgestattete Frauen schwierig, einen Beruf zu finden, bei dem es möglich ist, für die finanziellen Notwendigkeiten, die anfallen, aufzukommen. Wir haben mit einer Frau gesprochen, die weit über 60 war und sich beklagte, dass sie seit 20 Jahren in Deutschland lebe, aber keinen Job finde und sich deshalb prostituieren müsse, obwohl sie gesundheitlich völlig am Ende sei und eigentlichüberhaupt nicht mehr in der Lage überhaupt zu arbeiten.

All die weinenden Frauen und all die Geschichten dazu haben mich unglaublich traurig gemacht und an unserem Rechtsstaat zweifeln lassen. Nicht dass ich an diesem nicht auch schon vorher gezweifelt hätte, aber die Verelendung nochmal so deutlich zu sehen, hat mich extrem mitgenommen.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass einige der Stockwerke geschlossen wurden. Viele Häuser haben eigentlich fünf oder sechs Stockwerke, aber in einigen waren ein oder zwei Stockwerke abgesperrt. Natürlich habe ich mich gefragt, weshalb das so ist. Zuerst kam mir der Gedanke, dass sich die Anmeldepflicht des ProstSchG bemerkbar machen könnte, wobei ich jedoch nicht weiß, inwieweit die Häuser im Bahnhofsviertel kontrollieren, ob eine Frau einen „Hurenpass“ besitzt, oder nicht.

Außerdem habe ich mich an Gespräche mit „Wirtschaftern“ erinnert, die sagen, dass sich die Prostitution einfach nur verlagert habe. Da es im Bahnhofsviertel massive Straßenkriminalität gibt, fühlen sich solvente Freier dort nicht mehr sicher und weichen lieber auf FKK Clubs aus. Somit seien die Freier der Laufhäuser des Bahnhofsviertels hauptsächlich Perverse aller Nationen, die Fetische ausleben wollen, die ihnen woanders keine Dame erfülle.

Taxifahrer würden dazu angehalten Messegästen einen Besuch im FKK Club zu raten, statt sie ins Bahnhofsviertel zu bringen. Auch Freier in Freierforen schreiben negativ über das Bahnhofsviertel, weil es unsicher sei und erwähnen häufig, dass sie lieber „Ausweichmöglichkeiten“ nutzen.

Das Ausbleiben solventer Freier führt eine Verschärfung der prekären Situation der Prostituierten herbei. Es kommt zur Verschuldung mit der Zimmermiete, die schließlich 140-150€ pro Tag beträgt und deshalb müssen Frauen dann Freier annehmen, vor denen sie Angst haben oder sich ekeln, sie müssen Praktiken ausüben, die ihre persönlichen Grenzen deutlich überschreiten und gehen auf Angebote unterhalb der untersten Preisgrenze ein, häufig auch ungeschützt. So hat mir meine ehemalige Kollegin zum Beispiel erzählt, so verschuldet gewesen zu sein, dass sie von einem Freier das Angebot annahm, 500€ zu erhalten, wenn sie sich von ihrer Hündin vor seinen Augen lecken ließe. Mir blutete mein Herz, zumal ich selbst Hundebesitzerin bin.

Ich denke, dass es sich auch einfach nicht mehr so für die Frauen lohnt, im Bahnhofsviertel zu arbeiten. Da das Finanzamt den Frauen mit der Anmeldepflicht nun Daumenschrauben angelegt hat, die das „Geschäft“ nun noch weniger rentabel machen, kann ich mir vorstellen, dass Frauen sich in illegale Wohnungsbordelle zurückziehen, weil sie hoffen, dort durch eine geringere Tagesmiete und fehlendes Zahlen von Steuern, mehr zu verdienen.

All dies spukt in meinem Kopf umher, seit ich an Code Red teilgenommen habe.

Ich fühle mich hilflos und machtlos, weil ich in einem Staat lebe, der an Frauen verdient, die täglich misshandelt werden und sich vehement weigert, diesen Frauen zu helfen. Ich bin unglaublich wütend, dass es Menschen gibt, die dieses System unterstützen. Freier, die Frauen regelmäßig VERGEWALTIGEN und denken, wenn sie ihr 25€ geben, sei es einfach getan. Die denken, 25€ machen Frauen zu wolllüstigen Nymphen, die nichts besseres zu tun haben, als jeden Tag im Puff zu liegen, um einen Orgasmus nach dem anderen beschert zu bekommen.

Mitschuld an dieser Illusion haben Pornos und die Medien, die bei Fragen zur Prostitution immer die Falschen befragen. Nämlich die, die davon profitieren, wenn Männer in dieser Blase leben. Zuhälter und Meinungsmacher, die den Menschen erzählen, was sie hören wollen, damit diese ihre Geldgier befriedigen, indem sie arme und traumatisierte Frauen widerstandslos an sie ausliefern.

Es macht mich traurig, nicht helfen zu können und ich appelliere an die Bevölkerung und an jeden einzelnen Politiker, sich mit dem Leid der Frauen zu beschäftigen und endlich etwas zu tun.

Die linken Parteien, die angeblich so sehr gegen Armut und Rassismus kämpfen, lassen Frauen, die von Armut und Rassismus betroffen sind, völlig im Stich.

Die Konservativen, die so gerne regulieren und versuchen, mit allen Mitteln gegen Verbrechen zu kämpfen, regulieren höchstens den Geldhahn, als welcher die Frauen für sie fungieren und drehen ihn weiter auf.

Menschenrechte sind in Deutschland wohl leider immernoch nur Männerrechte.

Na Danke…

(c) Sophie

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von deernhh »

Boris Büche hat geschrieben:
27.06.2019, 13:51
Bild von dem blöden Gesicht[/url] zu posten
Hier die Fotos von ihr, die ich gescreenshottet habe (zum Vergrößern bitte auf das jeweilige Bild klicken):
Screenshot_20190627-141203.png
Und hier ihre EIGENEN Overkneestiefeln:
Screenshot_20190627-141507.png
Screenshot_20190627-141534.png
Und hier das "Zuckerpüppchen":
Screenshot_20190627-141608.png

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Ursa Minor »

Danke, Boris Büche und deernhh für die Aufklärung!

lg ursaminor

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Lucille »

Der einzige nachvollziehbar wahre Satz, wenn man ihn auf alle Frauen bezieht, wäre dieser:
„Ich fühle mich hilflos und machtlos, weil ich in einem Staat lebe, der an Frauen verdient, die täglich misshandelt werden und sich vehement weigert, diesen Frauen zu helfen.“
Da denke ich sofort an Gender Pay Gap, Abtreibungsverbote, Mütterrente, etc.pp.

Ansonsten, wovon träumt die Autorin nachts? Spätfolgen exzessiven Drogenmissbrauchs?
Um es mit Helmut Schmidt zu sagen: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Kasharius »

...wer war den Helmut Schmidt...zwinker...äh, ich weiß kettenrauchender Philosoph....

Zu den Abolis: Wie verorten die den männliche SW? Deren Kundinnen müssten auch bestraft werden und wer Sexualassistenz beansprucht auch...sehr tolerant und liberal...

Gute Nacht

Kasharius grüßt

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Boris Büche »

@kasharius : "Zu den Abolis: Wie verorten die den männliche SW?"

Echt, das weißt Du noch nicht?
Standard so:
1) gar nicht erwähnen;
2) falls erwähnt: Ausnahme! nicht repräsentativ!
3) außerdem werden die gleichfalls von Männern bezahlt vergewaltigt!

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Kasharius »

@Boris

man lernt nie aus...und Behindis sind asexuelle wesen oder sollen gefälligst für lau kuscheln - richtig?

Kasharius grüßt

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Boris Büche »

. . . wer glaubt, Menschen mit körperlichen Einschränkungen fänden nicht so leicht zu körperlicher Zuwendung, hat sich damit als Ableist geoutet!
(da bin ich ja mal gespannt, ob Du das Wort kennst. Ich hab's erst von den Anti-Tantis gelernt)

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Kasharius »

@Boris

ja, ist in der Behindiszene der neuste Knaller und kommt gleich hinter INKLUSION!

Aber im Ernst: Ausser einer wirren und blödsinnigen Erklärung von HM hört man von den Abolis zum Thema Sexualassistenz oder Behinderte Kunden wenig. Die müssten dann auch alle eingebuchtet werden...arme Steffi...

Kasharius grüßt

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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Boris Büche »

Huschkes Klone, "Abteilung Ost, Sektion Berlin" haben sich am Schwarmkunstprojekt Strich-Code-Move am Berliner Hauptbahnhof beteiligt.
Auf ihre Art.

Sie kamen früh morgens (5 Uhr 45?), um nicht womöglich "Sexarbeiterinnen", die [ . . .] von der Lobby sind zu begegnen.
Stefanie erzählte mir das gestern, und sagte "Die will ich anzeigen." Ich sagte ihr, das sei gar nicht machbar, da "Netzwerk Ella" nur von anonymen Personen betrieben, und als Rechtsverantwortliche nach Telemediengesetz ebenfalls eine fiktive Person (Huschke) angegeben ist.

Netzwerk Ella erwähnt in einem Spendenbitte-Posting u.A. Ausgaben für Verfremdungsmittel wie Perücken oder unbenötigte Sehhilfen, wie sie auch Huschke am Anfang ihrer Karriere stets nutzte. Mit der Begründung - mal so, mal so - nicht von ehemaligen Zuhältern, oder zukünftigen Arbeitgebern als ehemalige Prostituierte erkannt werden zu wollen.
Diese Angst hat Huschke offensichtlich verloren - jetzt möchte sie erkannt werden, inklusive der vorher nicht gezeigten Tattoos. Sie ist Marke!

Nicht jede Ella wird eine feste Stelle bei der Rettungsindustrie bekommen können. Insofern schon klar, dass es besser ist, unerkennbar zu bleiben, wenn man/frau bei einer so verlogenen Nummer mittut.

Das Bekennerschreiben von Netzwerk Ella auf facebook im folgenden Link
(lag gestern, als ich von der Sache erfuhr, noch nicht vor. Hatte mich schon schwer gewundert, dass sie sich nicht brüsten)


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Re: Huschkes Töchter

Beitrag von Kasharius »

Es hätte mich gewundert, wenn das alles störungsfrei verlaufen wäre, danke @Boris

was wurde aus dem Ganzen....

Kasharius grüßt