Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
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Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Hallöchen,
ich hoffe ich bin mit meinem Anliegen hier richtig. Ich bin seit einiger Zeit als Sexarbeiterin tätig und mir macht mein Job oft richtig richtig Spaß. Ich mag die Nähe zu Menschen, die Abwechslung und all das Selbstbestimmte. Nun ist es jedoch so, dass ich mir denke "kann das wirklich sein?", weil ich oft nur negatives in der Presse lese, so als hätten alle SW einen Dachschaden wenn sies freiwillig tun oder eben halt unter Zwang (was bei mir ja nicht der Fall ist). Es ist dann schon so, dass, wenn zB die Diskussion aufkommt mit der Traumatisierung, ich mich einreihen könnte und sagen kann: ja, auch ich hatte eine echt bescheidene Kindheit, aber bin ich deswegen SW geworden, nur um das zu verarbeiten? Und ist das echt ein Problem? Jeder hat doch eine Motivation einen Job zu ergreifen, ich kenne Ärzte die sind es geworden, weil sie der Tod eines nahestehenden Menschen so mitgenommen hat, dass sie den Tod eben in diesem Bereich um jeden Preis verhindern wollen. Ich weiß nicht ob rüberkommt, was mein eigentliches Dilemma ist...einerseits habe ich Freude, andererseits habe ich Angst dass ich mir etwas vorgaukle, ich habe Angst mir einzugestehen dass es wirklich eine Arbeit ist, die mir seit langem Spaß macht, eben weil sie gesellschaftlich auch nicht anerkannt ist. Hat jemand auch solche Empfindungen, und wie kann ich das in Einklang bringen?
Danke fürs Lesen :)
ich hoffe ich bin mit meinem Anliegen hier richtig. Ich bin seit einiger Zeit als Sexarbeiterin tätig und mir macht mein Job oft richtig richtig Spaß. Ich mag die Nähe zu Menschen, die Abwechslung und all das Selbstbestimmte. Nun ist es jedoch so, dass ich mir denke "kann das wirklich sein?", weil ich oft nur negatives in der Presse lese, so als hätten alle SW einen Dachschaden wenn sies freiwillig tun oder eben halt unter Zwang (was bei mir ja nicht der Fall ist). Es ist dann schon so, dass, wenn zB die Diskussion aufkommt mit der Traumatisierung, ich mich einreihen könnte und sagen kann: ja, auch ich hatte eine echt bescheidene Kindheit, aber bin ich deswegen SW geworden, nur um das zu verarbeiten? Und ist das echt ein Problem? Jeder hat doch eine Motivation einen Job zu ergreifen, ich kenne Ärzte die sind es geworden, weil sie der Tod eines nahestehenden Menschen so mitgenommen hat, dass sie den Tod eben in diesem Bereich um jeden Preis verhindern wollen. Ich weiß nicht ob rüberkommt, was mein eigentliches Dilemma ist...einerseits habe ich Freude, andererseits habe ich Angst dass ich mir etwas vorgaukle, ich habe Angst mir einzugestehen dass es wirklich eine Arbeit ist, die mir seit langem Spaß macht, eben weil sie gesellschaftlich auch nicht anerkannt ist. Hat jemand auch solche Empfindungen, und wie kann ich das in Einklang bringen?
Danke fürs Lesen :)
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- Goldstück
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Leider beobachten wir, dass sich korporatistische Geisteshaltungen wieder verstärken: Mainstream-Ansichten werden zu öffentlichen Moralvorschriften, ein jeder überwacht seinen Nachbarn, damit der nicht vom vorgegebenen Tugendpfad abweicht. Unübersehbar greift der Gesetzgeber mehr und mehr in die Lebensgestaltung ein und versucht, mainstreamkonformes Denken und Verhalten mit Strafbewehrung zu erzwingen. Unter dem Deckmantel einer staatlichen Vorsorgepflicht, die an die Stelle der Lösung von tatsächlich eingetretenen Schwierigkeiten tritt, greift der Staat in breitem Umfang in die Lebensweisen der Bevölkerung ein. Die Freiheit des Individuums, über seine Lebensführung selbst zu entscheiden, ist nicht mehr erstrangiges Grundrecht, sondern wird zum nachgeordneten, nur noch ausnahmsweise entscheidungsrelevanten Gesichtspunkt. Eine Gleichschaltung der öffentlichen Meinung unterstützt diese Totalisierung der Gesellschaft. Symptom ist, dass es in den wesentlichen Fragen keine parlamentarische Opposition mehr gibt. Zuviel Konsens ist eine klassische Eigenschaft der Diktatur.
Zum Kanon der Mainstream-Meinungen gehört, dass Prostitution nur zwei Motive haben kann: Zwang und Armut. Beide Alternativen sind in sich widersprüchlich, aber das macht dem Mainstream nichts aus. Ein Blick auf die Realität wird auf dessen Seite ohnehin nicht für notwendig gehalten. Der Meinungsdruck geht so weit, dass die Individuen verunsichert werden, wenn sie vom Mainstream abweichen wollen. Diese Verunsicherung soll man dann "Gewissen" nennen.
@Jurinea, mach Dir keine Gedanken über den Mainstream. Wir sind rebellisch, und wir sind viele - wir halten die Fahne hoch!
Zum Kanon der Mainstream-Meinungen gehört, dass Prostitution nur zwei Motive haben kann: Zwang und Armut. Beide Alternativen sind in sich widersprüchlich, aber das macht dem Mainstream nichts aus. Ein Blick auf die Realität wird auf dessen Seite ohnehin nicht für notwendig gehalten. Der Meinungsdruck geht so weit, dass die Individuen verunsichert werden, wenn sie vom Mainstream abweichen wollen. Diese Verunsicherung soll man dann "Gewissen" nennen.
@Jurinea, mach Dir keine Gedanken über den Mainstream. Wir sind rebellisch, und wir sind viele - wir halten die Fahne hoch!
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Anknüpfungspunkte
Korporatismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Korporatismus
(mußte ich nachschlagen, obwohl keine neue Wortschöpfung
)
Normalismus
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch die Überlegungen von J. Link, die er unter dem Begriff Normalismus zusammenfasst. Diese Überlegungen brachte mir die Lektüre von A. Huland; Frauenhandel in Deutschland -
Im Spannungsfeld von Abschiebungspolitik und Prostitution (Dissertation) nahe.
Armut
Die Migration aus Verhältnissen der Armut in die SW kann auch als Widerstandshandlung gegen diese aus- und begrenzenden Lebensbedingungen gelesen werden. Die Thematisierung der Armutserfahrungen migrierter SW kann ein Anknüpfungspunkt für die Mobilisierung dieser Gruppe sein. Wie Lara das beschreibt:
»Das ist Armut.
In der Armut passieren die Dinge ganz anders als in Deutschland.
In der Armut kämpft jeder für ein Stück Brot. Sie denken nicht, was Morgen ist.«
Die Durchdringung des Lebens mit Armut ist eine Erfahrung, die das Denken vieler migrierter SW (mit-) strukturiert. Dieser Erfahrungshorizont, der für migrierte SW durchaus prägend sein kann, erschließt sich Menschen wie uns, die unter materiell zumeist gesicherten Bedingungen aufwuchsen, wenn überhaupt, eher nur denkend. Die Energie, die zur Emanzipation von der Armut durch Migration erforderlich war, und die Energie, die jeder Angriff auf die erreichte Position ausserhalb der Armut freisetzen kann, ist authentisch und kann insofern eine enorme Kraft sein, die von migrierten SW eingebracht werden könnte. Ein Beispiel an dem sich mir dies erschlossen hat, sind die Aktionen, die von Lara und ihren RO Kolleginnen rund um unsere Studie RO-Sexarbeiterinnen in Bremen, siehe http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=11799 , entfaltet wurden.
Korporatismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Korporatismus
(mußte ich nachschlagen, obwohl keine neue Wortschöpfung

Normalismus
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch die Überlegungen von J. Link, die er unter dem Begriff Normalismus zusammenfasst. Diese Überlegungen brachte mir die Lektüre von A. Huland; Frauenhandel in Deutschland -
Im Spannungsfeld von Abschiebungspolitik und Prostitution (Dissertation) nahe.
Armut
Die Migration aus Verhältnissen der Armut in die SW kann auch als Widerstandshandlung gegen diese aus- und begrenzenden Lebensbedingungen gelesen werden. Die Thematisierung der Armutserfahrungen migrierter SW kann ein Anknüpfungspunkt für die Mobilisierung dieser Gruppe sein. Wie Lara das beschreibt:
»Das ist Armut.
In der Armut passieren die Dinge ganz anders als in Deutschland.
In der Armut kämpft jeder für ein Stück Brot. Sie denken nicht, was Morgen ist.«
Die Durchdringung des Lebens mit Armut ist eine Erfahrung, die das Denken vieler migrierter SW (mit-) strukturiert. Dieser Erfahrungshorizont, der für migrierte SW durchaus prägend sein kann, erschließt sich Menschen wie uns, die unter materiell zumeist gesicherten Bedingungen aufwuchsen, wenn überhaupt, eher nur denkend. Die Energie, die zur Emanzipation von der Armut durch Migration erforderlich war, und die Energie, die jeder Angriff auf die erreichte Position ausserhalb der Armut freisetzen kann, ist authentisch und kann insofern eine enorme Kraft sein, die von migrierten SW eingebracht werden könnte. Ein Beispiel an dem sich mir dies erschlossen hat, sind die Aktionen, die von Lara und ihren RO Kolleginnen rund um unsere Studie RO-Sexarbeiterinnen in Bremen, siehe http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=11799 , entfaltet wurden.
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 24.10.2016, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Ich kann mir die Diskrepanz im Fühlen der TE denken. Finde das einen interessanten Eintrag, dessen Inhalt einige SW beschäftigen dürfte. Die Stigmatisierung der SW und die Doppelmoral in weiten Teilen der Gesellschaft geben mir als Aussenstehender auch zu denken. Obwohl auch Kunden mit Vorurteilen konfrontiert sind. Wie bei den SW gerade oft von Menschen die keine Ahnung von der Realität des Themas haben.
Ich habe mich heute mit einer SW über diese Vorurteile und sehr oft vorhandene Unkenntnis der wahren Tatsachen unterhalten.
@Friederike: dein Beitrag hat mir auch sehr gut gefallen. Da ich eher entgegen dem Mainstream schwimme kann ich deiner Erklärung gut folgen. Und es ist für mich gut auf den Punkt gebracht.
@Klaus: Danke für den Link mit der Worterklärung und den Link zu der Studie.
Ich habe mich heute mit einer SW über diese Vorurteile und sehr oft vorhandene Unkenntnis der wahren Tatsachen unterhalten.
@Friederike: dein Beitrag hat mir auch sehr gut gefallen. Da ich eher entgegen dem Mainstream schwimme kann ich deiner Erklärung gut folgen. Und es ist für mich gut auf den Punkt gebracht.
@Klaus: Danke für den Link mit der Worterklärung und den Link zu der Studie.
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Ich danke für eure umfassenden Antworten!
Es ist für mich ein Thema von großer Bedeutung. Ich lebe als SWin verdeckt, immerhin wissen 2 Personen davon. Sonst halte ich mich bedeckt, denn das, was mir in der Gesellschaft entgegenkommt ist zum Teil menschenverachtend. Ich habe selbst Bordellbetreiber kennengelernt, die sich über “solche Frauen“ mit Verachtung und Ekel in der Stimme geäußert haben. Das macht mich betroffen. Mir fehlt die Menschlichkeit und Akzeptanz. Daher frage ich mich sooft...darf mir das Spaß machen? Oder bin ich wirklich gestört? Es ist zum irre werden.
Es ist für mich ein Thema von großer Bedeutung. Ich lebe als SWin verdeckt, immerhin wissen 2 Personen davon. Sonst halte ich mich bedeckt, denn das, was mir in der Gesellschaft entgegenkommt ist zum Teil menschenverachtend. Ich habe selbst Bordellbetreiber kennengelernt, die sich über “solche Frauen“ mit Verachtung und Ekel in der Stimme geäußert haben. Das macht mich betroffen. Mir fehlt die Menschlichkeit und Akzeptanz. Daher frage ich mich sooft...darf mir das Spaß machen? Oder bin ich wirklich gestört? Es ist zum irre werden.
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Re: RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen

Auch ich kenne diese Typen - und bin zu dem Schluss gekommen, dass es leichter ist Jemand Rechte zu verwehren, wenn man die Person nicht auf Augenhöhe sieht. Gerade bei BetreiberInnen, wo etwas nicht passt, findet man diese Verhalten.Jurinea hat geschrieben:Ich habe selbst Bordellbetreiber kennengelernt, die sich über "solche Frauen" mit Verachtung und Ekel in der Stimme geäußert haben. Das macht mich betroffen. Mir fehlt die Menschlichkeit und Akzeptanz. Daher frage ich mich sooft...darf mir das Spaß machen? Oder bin ich wirklich gestört? Es ist zum irre werden.
Aber im Großen und Ganzen weisen doch solche Erkenntnisse generell auf einen schwachen Charakter des Anderen hin. Ich meine, dass man daraus einen Selbstvorwurf konstruieren soll, wenn jemand Anderer respektlos agiert, ist nicht wirklich sinnvoll.
Auch hier sollte der Grundsatz gelten: Nicht das Opfer ist schuld!
Liebe Grüße
christian
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Ich versuche, zu erklaeren, warum uns SW schlechtes Gewissen eingeredet wird:
Weil ueber Sexarbeit nicht politisch, sondern moralisch diskutiert wird. Wir SW, die sich fuer Geld prostituieren, gelten als Verraeterinnen, die patriarchale Strukturen stuetzen. Uns SW wird jedes Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen. Dass Sexualitaet in der kapitalistischen Gesellschaft verdinglicht ist, wird nicht unter der Frage, wie diese gesellschaftlichen Verhaeltnisse umzuwerfen sind, diskutiert, sondern uns SW zum Vorwurf gemacht, die der Sexarbeit nachgehen oder sie nachfragen. Und Prostiution ist natuerlich auch Projektionsflaeche: Wie oft, wann, warum hat man selbst Sex eingesetzt, um damit was zu erreichen? Dass wir alle uns nicht frei machen koennen von der Verdinglichung auch unserer eigenen Sexualitaet, kann ja aber kein Argument gegen Sexarbeit sein.
Personen, die sich das Recht nehmen, oftmals derart selbstgefaellig und vor allem ueber unsere Koepfe hinweg ueber unsere SW-Taetigkeit zu urteilen, halten sich fuer moralisch ueberlegen. Das zeigt sich daran, dass gerade die Organisationen von SW, die der Sexarbeit nachgehen, angefeindet werden. Dabei gaebe es ja Forderungen, bei denen man an einem Strang ziehen koennte: (Das ist NUR ein Beispiel, weil es sowas auch gibt, allerdings nur minimal. Die meisten SW sind aber, ich sage mal ueber 90%, nicht von Drogen betroffen, haben ein normales Leben wie jede(r) andere auch) Wenn wir endlich eine weitreichende medizinisch kontrollierte Abgabe von harten Drogen haetten, waere die Beschaffungsprostitution in diesem Bereich erledigt. Das wird von den Prostitutionsbekaempferinnen aber gar nicht thematisiert. Ihnen geht es um Aechtung der SW.
Diese Aechtung hat schon Friedrich Engels (hab's mal irgendwo aufgeschnappt, weiss nicht mehr wo, und es mir aufgeschrieben) analysiert und bekaempft. Prostituierte, so Engels, wuerden "geaechtet und ausgestossen, um so nochmals die unbdingte Herrschaft der Maenner ueber das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz zu proklamieren".
Ein anderer Grund fuer die Aechtung von Sexarbeit war ja lange Zeit das Festhalten an einem klassischen Arbeitsbegriff, der sehr eng mit der Warenproduktion verbunden war. Da konnte Prostitution keine Arbeit sein. Der Arbeitsbegriff hat sich in den letzten Jahren schon stark veraendert, zuletzt durch die Debatten um Aufwertung z.B. von Pflege- und Erziehungsberufen.
Jeder Mensch, der schon einmal Sex hatte, duerfte danach gemerkt haben, dass er noch einen Koerper hat. Den kann man nicht verschenken und auch nicht verkaufen. Das sind Ammenmaerchen. Die Formulierung vom "Frauenkauf" dient der Diskreditierung von uns SW. Da wir uns, so die menschenverachtende Logik, ohnehin ja schon verkauft haetten, muesse man uns SW auch nicht ernst nehmen, nicht mehr fuer unsere Rechte kaempfen.
Weil ueber Sexarbeit nicht politisch, sondern moralisch diskutiert wird. Wir SW, die sich fuer Geld prostituieren, gelten als Verraeterinnen, die patriarchale Strukturen stuetzen. Uns SW wird jedes Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen. Dass Sexualitaet in der kapitalistischen Gesellschaft verdinglicht ist, wird nicht unter der Frage, wie diese gesellschaftlichen Verhaeltnisse umzuwerfen sind, diskutiert, sondern uns SW zum Vorwurf gemacht, die der Sexarbeit nachgehen oder sie nachfragen. Und Prostiution ist natuerlich auch Projektionsflaeche: Wie oft, wann, warum hat man selbst Sex eingesetzt, um damit was zu erreichen? Dass wir alle uns nicht frei machen koennen von der Verdinglichung auch unserer eigenen Sexualitaet, kann ja aber kein Argument gegen Sexarbeit sein.
Personen, die sich das Recht nehmen, oftmals derart selbstgefaellig und vor allem ueber unsere Koepfe hinweg ueber unsere SW-Taetigkeit zu urteilen, halten sich fuer moralisch ueberlegen. Das zeigt sich daran, dass gerade die Organisationen von SW, die der Sexarbeit nachgehen, angefeindet werden. Dabei gaebe es ja Forderungen, bei denen man an einem Strang ziehen koennte: (Das ist NUR ein Beispiel, weil es sowas auch gibt, allerdings nur minimal. Die meisten SW sind aber, ich sage mal ueber 90%, nicht von Drogen betroffen, haben ein normales Leben wie jede(r) andere auch) Wenn wir endlich eine weitreichende medizinisch kontrollierte Abgabe von harten Drogen haetten, waere die Beschaffungsprostitution in diesem Bereich erledigt. Das wird von den Prostitutionsbekaempferinnen aber gar nicht thematisiert. Ihnen geht es um Aechtung der SW.
Diese Aechtung hat schon Friedrich Engels (hab's mal irgendwo aufgeschnappt, weiss nicht mehr wo, und es mir aufgeschrieben) analysiert und bekaempft. Prostituierte, so Engels, wuerden "geaechtet und ausgestossen, um so nochmals die unbdingte Herrschaft der Maenner ueber das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz zu proklamieren".
Ein anderer Grund fuer die Aechtung von Sexarbeit war ja lange Zeit das Festhalten an einem klassischen Arbeitsbegriff, der sehr eng mit der Warenproduktion verbunden war. Da konnte Prostitution keine Arbeit sein. Der Arbeitsbegriff hat sich in den letzten Jahren schon stark veraendert, zuletzt durch die Debatten um Aufwertung z.B. von Pflege- und Erziehungsberufen.
Jeder Mensch, der schon einmal Sex hatte, duerfte danach gemerkt haben, dass er noch einen Koerper hat. Den kann man nicht verschenken und auch nicht verkaufen. Das sind Ammenmaerchen. Die Formulierung vom "Frauenkauf" dient der Diskreditierung von uns SW. Da wir uns, so die menschenverachtende Logik, ohnehin ja schon verkauft haetten, muesse man uns SW auch nicht ernst nehmen, nicht mehr fuer unsere Rechte kaempfen.
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
@Hamster
Ich finde dies einen plausiblen Erklärungsversuch.
Gerade eben auch weil das Thema moralisch und nicht politisch diskutiert wird. Da wird auch mit scheinbar unverrückbaren Ideologien und Dogmen daran festgehalten und was als unmoralisch betrachtet wird, wird abgewertet und als zu bekämpfend angesehen.
Daher wird es auch so schwer sein auf Akzeptanz zu stossen, ausser mit unermüdlicher Aufklärung und mit einem Wandel der moralischen Ansichten. Solange dies bekämpft wird mit Realitätsverzerrung und Pauschalisierungen ist es schwer, aber ich hoffe doch, nicht unmöglich.
Was da alles vermischt und in einen Topf geworfen wird spricht für sich.
Wenn man die Prostitution als Dienstleistung betrachtet, bei der gegen Geld eine erotische Leistung erbracht wird, frei von moralischer Beurteilung und im Rahmen einer Selbstbestimmten Handlung seitens der SW, wo wäre da das Problem?
@Jurinea
Die SW mit der ich mich gestern unterhielt meinte dazu: «Mir gefällt meine Arbeit, auch wenn dies manche Leute nicht verstehen können. Und ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen». Sie macht ihre Arbeit Selbstbestimmt und mit Überzeugung, obwohl sie auch eine gute Ausbildung gemacht hat. Sie ist sehr selbstbewusst und steht mit beiden Beinen im Leben.
Daher denke ich, wenn man aus eigener Überzeugung die SW ausübt und es stimmig ist für die betroffene Person, gibt es wirklich keinen Grund sich deswegen schlecht zu fühlen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Willen und seine eigenen Vorstellungen von Ethik und Moral.
Natürlich kann ich mir das Problem denken, dass man sich eben wegen der gesellschaftlichen Einschätzung verdeckt halten oder vorsichtig sein muss, und sein Verhalten vielleicht noch stärker hinterfragt oder an sich zweifelt. Dies und die Arbeitsbedingungen stehen aber auf einem anderen Blatt.
Hier meine ich einfach, wenn es für dich wirklich stimmt, ist es auch gut und du brauchst sicher kein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich finde dies einen plausiblen Erklärungsversuch.
Gerade eben auch weil das Thema moralisch und nicht politisch diskutiert wird. Da wird auch mit scheinbar unverrückbaren Ideologien und Dogmen daran festgehalten und was als unmoralisch betrachtet wird, wird abgewertet und als zu bekämpfend angesehen.
Daher wird es auch so schwer sein auf Akzeptanz zu stossen, ausser mit unermüdlicher Aufklärung und mit einem Wandel der moralischen Ansichten. Solange dies bekämpft wird mit Realitätsverzerrung und Pauschalisierungen ist es schwer, aber ich hoffe doch, nicht unmöglich.
Was da alles vermischt und in einen Topf geworfen wird spricht für sich.
Wenn man die Prostitution als Dienstleistung betrachtet, bei der gegen Geld eine erotische Leistung erbracht wird, frei von moralischer Beurteilung und im Rahmen einer Selbstbestimmten Handlung seitens der SW, wo wäre da das Problem?
@Jurinea
Die SW mit der ich mich gestern unterhielt meinte dazu: «Mir gefällt meine Arbeit, auch wenn dies manche Leute nicht verstehen können. Und ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen». Sie macht ihre Arbeit Selbstbestimmt und mit Überzeugung, obwohl sie auch eine gute Ausbildung gemacht hat. Sie ist sehr selbstbewusst und steht mit beiden Beinen im Leben.
Daher denke ich, wenn man aus eigener Überzeugung die SW ausübt und es stimmig ist für die betroffene Person, gibt es wirklich keinen Grund sich deswegen schlecht zu fühlen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Willen und seine eigenen Vorstellungen von Ethik und Moral.
Natürlich kann ich mir das Problem denken, dass man sich eben wegen der gesellschaftlichen Einschätzung verdeckt halten oder vorsichtig sein muss, und sein Verhalten vielleicht noch stärker hinterfragt oder an sich zweifelt. Dies und die Arbeitsbedingungen stehen aber auf einem anderen Blatt.
Hier meine ich einfach, wenn es für dich wirklich stimmt, ist es auch gut und du brauchst sicher kein schlechtes Gewissen zu haben.
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Liebe @ Jurinea
ganz klare Antwort: Wenn Du Dich bei dem was Du machst wohlfühlst und Du Spass hast besteht kein Grund zu Selbstzweifeln. Im Gegenteil: Damit lebst Du den wichtigsten Grundsatz unserer Verfassung vor - DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANRASTBAR! Ausdruck dessen ist selbstbestimmtes, eigenverantwortliches handeln und fühlen. (Staatliche) Fremdbestimmung, wie jetzt mit der Verabschiedung des ProstschuG geschehen, macht SW zu Objekten und verletzt dadurch deren Würde.
In diesem Sinne: Viel Spass bei allem was Du tust und läßt und lasse Dich von NIEMANDEM einschüchtern oder verunsichern.
.Kasharius grüßt Dich
ganz klare Antwort: Wenn Du Dich bei dem was Du machst wohlfühlst und Du Spass hast besteht kein Grund zu Selbstzweifeln. Im Gegenteil: Damit lebst Du den wichtigsten Grundsatz unserer Verfassung vor - DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANRASTBAR! Ausdruck dessen ist selbstbestimmtes, eigenverantwortliches handeln und fühlen. (Staatliche) Fremdbestimmung, wie jetzt mit der Verabschiedung des ProstschuG geschehen, macht SW zu Objekten und verletzt dadurch deren Würde.
In diesem Sinne: Viel Spass bei allem was Du tust und läßt und lasse Dich von NIEMANDEM einschüchtern oder verunsichern.
.Kasharius grüßt Dich
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Liebe Silberscharte (=Jurinea als Blume),
ein wichtiges Thema, das traurig machen, aber auch Kraft geben kann.
Dein Gefühl sagt Dir das Richtige, mach's so! Die Existenz im "Schatten" ist eine Belastung an sich; wenn es Dir zuviel wird, höre auch darauf.
Friederikes entschlossene Worte habe ich mit Freude gelesen. Klar, "Wir" sind Millionen. Doch leider ducken sich doch die meisten. Kein Vorwurf! - denn krassere Propaganda schlägt in unserer Zeit keiner sozialen Gruppe entgegen. Sonst Antidiskriminieruns- didadum, aber in diesem Fall - reine Hexenjagd.
Ich erzähle euch mal, warum ich hier dabei bin.
Mit einer guten Freundin bekam ich auf Besuch bei ihr unerklärlichen Stress, ein klärendes Gespräch fand nicht statt. Später kündigte sie mir die Freundschaft ohne ersichtlichen Grund, doch so entschlossen, wie ich es noch nicht erlebt habe.
Ich brauchte ca. zwei Monate, um darauf zu kommen, dass sie mich offenbar als Gefahr eingestuft hatte. Wegen einer Panne in ihrem Terminkalender, die bewirkte, dass ich einem Kunden die Tür öffnete. Zu dem Zeitpunkt war sie nicht in der Wohnung, zu dem Zeitpunkt, den sie dachte, wäre ich weg gewesen. Ich habe den auffallend scheuen Herrn sonderbar gefunden, aber mehr auch nicht. Und bald vergessen.
Das ist jetzt gut vier Jahre her, und nach wie vor ist es ihr zu unsafe, mit mir noch zu tun zu haben. Ich weiß zu viel. Dass ich gut finde, was sie tut, weiß sie, doch wichtiger ist: Niemand soll ES wissen.
Weiß nicht, ob Scham im Spiel ist - ich denke, eher Vorsicht. Was mich angeht - übertriebene, sonst aber verständliche.
Also, Schwestern, seitdem bin ich entschiedener Feind der Hetze gegen euch. Ihr seid gut! DIE sind schlecht.
ein wichtiges Thema, das traurig machen, aber auch Kraft geben kann.
Dein Gefühl sagt Dir das Richtige, mach's so! Die Existenz im "Schatten" ist eine Belastung an sich; wenn es Dir zuviel wird, höre auch darauf.
Friederikes entschlossene Worte habe ich mit Freude gelesen. Klar, "Wir" sind Millionen. Doch leider ducken sich doch die meisten. Kein Vorwurf! - denn krassere Propaganda schlägt in unserer Zeit keiner sozialen Gruppe entgegen. Sonst Antidiskriminieruns- didadum, aber in diesem Fall - reine Hexenjagd.
Ich erzähle euch mal, warum ich hier dabei bin.
Mit einer guten Freundin bekam ich auf Besuch bei ihr unerklärlichen Stress, ein klärendes Gespräch fand nicht statt. Später kündigte sie mir die Freundschaft ohne ersichtlichen Grund, doch so entschlossen, wie ich es noch nicht erlebt habe.
Ich brauchte ca. zwei Monate, um darauf zu kommen, dass sie mich offenbar als Gefahr eingestuft hatte. Wegen einer Panne in ihrem Terminkalender, die bewirkte, dass ich einem Kunden die Tür öffnete. Zu dem Zeitpunkt war sie nicht in der Wohnung, zu dem Zeitpunkt, den sie dachte, wäre ich weg gewesen. Ich habe den auffallend scheuen Herrn sonderbar gefunden, aber mehr auch nicht. Und bald vergessen.
Das ist jetzt gut vier Jahre her, und nach wie vor ist es ihr zu unsafe, mit mir noch zu tun zu haben. Ich weiß zu viel. Dass ich gut finde, was sie tut, weiß sie, doch wichtiger ist: Niemand soll ES wissen.
Weiß nicht, ob Scham im Spiel ist - ich denke, eher Vorsicht. Was mich angeht - übertriebene, sonst aber verständliche.
Also, Schwestern, seitdem bin ich entschiedener Feind der Hetze gegen euch. Ihr seid gut! DIE sind schlecht.
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Mein lieber @Boris Büche
ich möchte Dir für dieses, wie ich finde, offene und einfühlsame Posting danken. Schön, daß Du dabei bist. Allerdings erlaube mir darauf hinzuweisen, daß auch z.B. Menschen mit Behinderungen oder Geflüchtete derzeit fremdbestimmten bzw. feindlichen Strukturen ausgesetzt sind.
Kasharius grüßt herzlich
ich möchte Dir für dieses, wie ich finde, offene und einfühlsame Posting danken. Schön, daß Du dabei bist. Allerdings erlaube mir darauf hinzuweisen, daß auch z.B. Menschen mit Behinderungen oder Geflüchtete derzeit fremdbestimmten bzw. feindlichen Strukturen ausgesetzt sind.
Kasharius grüßt herzlich
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Lieber @Kasharius,
Du hast vollkommen recht, beim Schreiben dachte ich auch an andere Personengruppen, die Diskriminierung ausgesetzt sind.
Geflüchtete und "behinderte" Menschen haben aber immerhin einen ziemlich ausgedehnten Unterstützerkreis, der sich offen zur Solidarität bekennen kann. Der common sense heißt dieses Engagement gut, und wirklich Aktive können sogar mit einem Bundesverdienstkreuz rechnen.
In unserem Fall ist dem nicht so. Schon Solidarität ist "Bäh!"
Du hast vollkommen recht, beim Schreiben dachte ich auch an andere Personengruppen, die Diskriminierung ausgesetzt sind.
Geflüchtete und "behinderte" Menschen haben aber immerhin einen ziemlich ausgedehnten Unterstützerkreis, der sich offen zur Solidarität bekennen kann. Der common sense heißt dieses Engagement gut, und wirklich Aktive können sogar mit einem Bundesverdienstkreuz rechnen.
In unserem Fall ist dem nicht so. Schon Solidarität ist "Bäh!"
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Kleiner, vergleichender Gedankenanstoß:
"Leute, esst Scheiße, Millionen Schmeißfliegen können nicht irren"
Muß ich nun ein schlechtes Gewissen haben wenn ich keine esse?
Nein.
Also brauche ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben wenn ich in der glücklichen Lage bin mit Freude an meiner Sexualität wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Der Hader und Frust Anderer mit ihrer ungeliebten und ungelebten Sexualität ist kein Maßstab für mich.
Ich bin SDL weil ich es kann.
"Leute, esst Scheiße, Millionen Schmeißfliegen können nicht irren"
Muß ich nun ein schlechtes Gewissen haben wenn ich keine esse?
Nein.
Also brauche ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben wenn ich in der glücklichen Lage bin mit Freude an meiner Sexualität wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Der Hader und Frust Anderer mit ihrer ungeliebten und ungelebten Sexualität ist kein Maßstab für mich.
Ich bin SDL weil ich es kann.
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Liebe @Lucille,
Du triffst es auf den Punkt:
"Ich bin SDL weil ich es kann."
Die üblichen Vorurteile hatte ich früher (in kleinerem Ausmaß) auch. Man hört ja beinah nichts anderes.
Meine erste Berührung mit Prostitution war privat. Eine Bekannte outete sich mir gegenüber, und da blieb sofort bei mir nur eine Frage übrig: Ist das nicht gefährlich?
Sie sagte: Nein! und erzählte mir, wie die Kontaktaufnahme im Escort läuft, dass sie genug Menschenkenntnis hätte, und bei Skepsis genug Auswahlmöglichkeiten.
Wir haben uns dann bald über andere Sachen unterhalten, Ich war gar nicht neugierig, obwohl es für mich neu war, eine Prostituierte zu kennen.
Die entscheidende, spannende, neue Erkenntnis: Dass es nichts zu erklären gibt, keine zu deutende Vorgeschichte, keine versteckten Probleme - sondern dass meine Bekannte schlicht ganz normal war - was hätte es da miteinander zu bereden gegeben?
Als "normal" und nonkonformistisch habe wir uns ja kennen, und schätzen gelernt.
Genau das wurde mir an diesem Abend klar: Wer das machen KANN, ist bestimmt nicht zu bedauern!
Das outing kam übrigens so zustande: Ich (grade solo, lang keine Sex gehabt) fragte sie, was sie denn in solch einer Situation tue?
Sie: Ich prostituiere mich (grins). "Na toll" sagte ich, "die Option gibt's ja gar nicht für mich!"
Wieviel Sexualneid in Spiel ist bei denen, die SDL misstrauisch bis feindselig begegnen, könnte man stundenlang spekulieren - ist mir aber zu langweilig.
Ich setze voraus: 'Ne Menge. Eine sexuell zufriedene Person, die SDL ablehnt, habe ich seither nicht getroffen. Wohl allerdings einige mit resistenten Vorurteilen
("bestimmt gibt es auch solche, wie deine Bekannte, aber . . .)
Typisch ist auch Neid anderer Art: "ich geh jeden Tag 8 Stunden arbeiten, und die macht einfach die Beine breit, kann doch jeder. . ."
Eben nicht!
Du triffst es auf den Punkt:
"Ich bin SDL weil ich es kann."
Die üblichen Vorurteile hatte ich früher (in kleinerem Ausmaß) auch. Man hört ja beinah nichts anderes.
Meine erste Berührung mit Prostitution war privat. Eine Bekannte outete sich mir gegenüber, und da blieb sofort bei mir nur eine Frage übrig: Ist das nicht gefährlich?
Sie sagte: Nein! und erzählte mir, wie die Kontaktaufnahme im Escort läuft, dass sie genug Menschenkenntnis hätte, und bei Skepsis genug Auswahlmöglichkeiten.
Wir haben uns dann bald über andere Sachen unterhalten, Ich war gar nicht neugierig, obwohl es für mich neu war, eine Prostituierte zu kennen.
Die entscheidende, spannende, neue Erkenntnis: Dass es nichts zu erklären gibt, keine zu deutende Vorgeschichte, keine versteckten Probleme - sondern dass meine Bekannte schlicht ganz normal war - was hätte es da miteinander zu bereden gegeben?
Als "normal" und nonkonformistisch habe wir uns ja kennen, und schätzen gelernt.
Genau das wurde mir an diesem Abend klar: Wer das machen KANN, ist bestimmt nicht zu bedauern!
Das outing kam übrigens so zustande: Ich (grade solo, lang keine Sex gehabt) fragte sie, was sie denn in solch einer Situation tue?
Sie: Ich prostituiere mich (grins). "Na toll" sagte ich, "die Option gibt's ja gar nicht für mich!"
Wieviel Sexualneid in Spiel ist bei denen, die SDL misstrauisch bis feindselig begegnen, könnte man stundenlang spekulieren - ist mir aber zu langweilig.
Ich setze voraus: 'Ne Menge. Eine sexuell zufriedene Person, die SDL ablehnt, habe ich seither nicht getroffen. Wohl allerdings einige mit resistenten Vorurteilen
("bestimmt gibt es auch solche, wie deine Bekannte, aber . . .)
Typisch ist auch Neid anderer Art: "ich geh jeden Tag 8 Stunden arbeiten, und die macht einfach die Beine breit, kann doch jeder. . ."
Eben nicht!
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- PlatinStern
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RE: Spaß an der Arbeit und trotzdem schlechtes Gewissen
Ich danke euch für eure zahlreichen Antworten!
Ich war nun etwas länger nicht online und habe es jetzt erst alles gelesen.
Nun, meine Ambivalenz ist noch immer da. Ich fühle mich wohl im Job, und ich bin auch wirklich nicht nach Feierabend groß damit beschäftigt, nicht wie in jedem anderen Job auch. Ich KANN es also wahrscheinlich auch, so wie jemand eben Bestatter sein kann, zB.
Ich habe nur so große Ängst. Was, wenn ich scheitere? Wie geht es denn weiter nachdem ich damit aufgehört habe? Stellt irgendein Arbeitgeber eine ehemalige Sexarbeiterin ein? Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß auch nicht wielange ich als SDL arbeiten kann. Ob ich es noch in 5, 6. 10 Jahren will...alles Fragen die mich umtreiben. Ich könnte mir allerdings so mein Zweitstudium finanzieren, das wäre etwas worauf ich mich noch weiter stützen könnte.
Wie dem auch sei, die Arbeit macht mir, bis auf wenige Ausnahmen, echt verdammt viel Spaß. Und trotzdem hängt dieses Stigma auch an mir. Aber warum macht man den SDL überhaupt einen Vorwurf...Ich nehme nochmal das Beispiel des Bestatters...dem wirft man doch auch nicht vor Nekrophil zu sein, der KANN das auch einfach. Das ist ein ehrbarer Beruf, unserer nicht. Vllt weil die Leute denken, dass das Geld wirklich so leicht verdient ist? Ob sich da je irgendetwas wandeln wird?
Nachdenklich Grüße
Ich war nun etwas länger nicht online und habe es jetzt erst alles gelesen.
Nun, meine Ambivalenz ist noch immer da. Ich fühle mich wohl im Job, und ich bin auch wirklich nicht nach Feierabend groß damit beschäftigt, nicht wie in jedem anderen Job auch. Ich KANN es also wahrscheinlich auch, so wie jemand eben Bestatter sein kann, zB.
Ich habe nur so große Ängst. Was, wenn ich scheitere? Wie geht es denn weiter nachdem ich damit aufgehört habe? Stellt irgendein Arbeitgeber eine ehemalige Sexarbeiterin ein? Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß auch nicht wielange ich als SDL arbeiten kann. Ob ich es noch in 5, 6. 10 Jahren will...alles Fragen die mich umtreiben. Ich könnte mir allerdings so mein Zweitstudium finanzieren, das wäre etwas worauf ich mich noch weiter stützen könnte.
Wie dem auch sei, die Arbeit macht mir, bis auf wenige Ausnahmen, echt verdammt viel Spaß. Und trotzdem hängt dieses Stigma auch an mir. Aber warum macht man den SDL überhaupt einen Vorwurf...Ich nehme nochmal das Beispiel des Bestatters...dem wirft man doch auch nicht vor Nekrophil zu sein, der KANN das auch einfach. Das ist ein ehrbarer Beruf, unserer nicht. Vllt weil die Leute denken, dass das Geld wirklich so leicht verdient ist? Ob sich da je irgendetwas wandeln wird?
Nachdenklich Grüße