Der Fall "Artemis"

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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friederike
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von friederike »

Ja.

Ich kann da keinen Zusammenhang sehen.

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Friedericke

dachte ich mir schon. Wäre es vermessen eine etwas detaillierte Antwort zu erbitten, oder bin ich hier mit meiner Frage derart auf dem Holzweg, daß wir sie besser ad acta legen!?

Ich möchte keine überflüssigen Diskussionen anheizen.

Kasharius grüßt und wünscht allen einen schönen Sonntag Abend

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friederike
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von friederike »

Lieber @Kasharius,

natürlich steht Dir eine ausführlichere Antwort zu :002

Es ist eben so, dass Deine These, die Großbordelle seien der "Humus für fremdbestimmte, gar ausbeuterische Arbeitsweisen für SW bilden und die Staatsanwaltschaft hier nur zu bl...d [gewesen], vernünftig zu ermitteln", nicht belegt ist. Es wird auch nicht mit näheren Vermutungen oder Begründungen plausibilisiert, warum sie zutreffen sollte. Vermutlich entspringt diese These, die ja nun auch die Staatsanwaltschaft mehr oder weniger insinuiert hat, einem diffusen Gefühl, das daraus rührt, dass in diesen Häusern die Prostitution plötzlich sich für alle sichtbar zeigt.

Tatsächlich ist die These eben sehr verallgemeinert. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass eine kleine Wohnung die Ausbeutung von SW verhindert oder eher verhindert als ein Großbordell. Wer ein Großbordell betreibt, muss investieren und ist damit exponiert - das spricht dafür, jeglichen Gesetzeskonflikt zu vermeiden. Wer in einer kleinen Wohnung SW ausbeuten will, hat da wesentlich geringere Eintrittsschwellen. Andererseits muss der Betreiber des Großbordells den Laden auch am Laufen halten - er ist also möglicherweise gezwungen, Frauen herbeizuschaffen, und dadurch vielleicht Versuchungen ausgesetzt.

Ich will sagen: man darf nicht die einzelnen Formen des Gewerbes gegeneinander ausspielen mit Unterstellungen, diese oder jene sei mehr kriminalitätsgeneigt als die andere. Es ist falsch, wenn Weinberg MdB (CDU) und die Pantel MdB (CDU) ein ProstSchG auf Großbordell zuschneidern mit der Vorstellung, diese seien die geeigneteren Partner für ihre Bürokratie und Ordnungskräfte. Es ist aber genauso falsch, den großen Clubs zu unterstellen, Humusbildung zu betreiben und noch mehr Steuern zu hinterziehen als Frau Schwarzer.

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Ach liebe @Friedericke

wie immer gilt: Ich/man hätte das Problem nicht besser beschreiben können.

Bin Dir sehr dankbar und gehe nun beruhigt zu Bett.

Kasharius grüßt Dich

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fraences
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von fraences »

Bordell in Berlin
Artemis-Razzia: Am Ende ging's nur ums Kleingedruckte


Die Rede war von Sklavenarbeit und Menschenhandel, doch bisher blieb die Groß-Razzia im Artemis folgenlos. Jetzt prüfen die Bordellbesitzer eine Anzeige gegen die Ermittler. VON RALF SCHÖNBALL


680 Polizisten, sieben Staatsanwälte und 220 Zoll-Beamte im Einsatz in Berlins Großbordell, ein öffentlicher Vergleich der dort herrschenden Verhältnisse mit Sklavenarbeit durch Ermittler, Verhaftungen und dann am vergangenen Freitag: „kein dringender Tatverdacht“ gegen die beiden Artemis-Chefs, Freilassung und die Retourkutsche: eine Anzeige wegen Verleumdung gegen die Ermittler wollen die Männer prüfen.

Über die Wortwahl zur Begründung des Großeinsatzes herrschte bereits vor dem am Freitag ergangenen Beschluss des Kammergerichts Kopfschütteln in Justizkreisen: Ausgerechnet das öffentlich Sichtbarste, häufig kontrollierte Etablissement, das seine Geschäftsbilanz im Handelsregister offen legt, ein Hort für Menschenhandel und Ausbeutung?

Dafür besteht zumindest „kein dringender Tatverdacht“, sagt Gerichtssprecherin Lisa Jani. Das Kammergericht ist der Überzeugung: Die Prostituierten sind dort selbstständig tätig. Deshalb könne auch von der mutmaßlichen Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen durch die Artemis-Chefs keine Rede sein. „Die Ermittlungen insgesamt sind damit nicht zunichte gemacht“, sagt Jani zwar auch. Aber ergänzen darf man wohl: Stichhaltige Beweise fehlen.

Die Prostituierten zahlen Eintritt ins Artemis

Bei der Staatsanwaltschaft heißt es: Der Kammergerichts-Beschluss werde ausgewertet, „die Ermittlungen fortgeführt“. Zu beneiden sind die Ermittler nicht, denn die Beweislage dürfte schwierig sein. Die Prostituierten zahlen „Eintritt“ und handeln mit den Freiern selbst den Preis ihrer Sex-Dienstleistungen aus. Angeblich geht ein Teil davon wiederum an die Bordell-Betreiber.


Das Geld wird mal „Eintrittsgeld“ genannt, mal „Miete“, und die Firma zahlt brav Steuern. Wären die Prostituierten angestellt, müsste der Arbeitgeber Abgaben abführen und hätte diese hinterzogen, was er bestreitet. Sollten keine neuen Erkenntnisse zutage kommen, könnte der Fall als Wirtschaftsprozess ums Kleingedruckte enden: Schnürt das „Regelwerk“ im Artemis, bei dem es um medizinische Betreuung und Arbeitszeiten gehen soll, die Prostituierten so stark ein, dass sie nur zum Schein selbstständig sind und in Wahrheit abhängig beschäftigt? Auch hier sollen die Artemis-Chefs vorgesorgt haben und sogar mit der Steuerbehörde diese mögliche Grauzone diskutiert haben.

Oft werden die Frauen finanziell abhängig gemacht

Arbeiten aber wirklich alle frei und freiwillig dort? „Schwer zu sagen, aus Menschenhändler-Kreise kommen die eher nicht“, sagt Hydra-Chefin Simone Wiegratz, die Hilfe-Suchende kennt, die bei Artemis gearbeitet hatten. Das Bordell werde zu oft kontrolliert. „Selten“ aber immerhin suchten auch Frauen bei Hydra Rat, die aus der Hells-Angels-Szene aussteigen wollten und bei Artemis gearbeitet hatten. Weil sie dazu gezwungen wurden? So einfach sei die Sache eben nicht, sagt Wiegratz. Am Anfang stehe oft Liebe für den Mann, der die Frau mit „vorgegauckelter“ Zuneigung und Zuwendungen erobere. Erst später verlange dieser dann „Gefälligkeiten“ wie die Unterzeichnung von Kreditverträgen und treibe die Frau dann zur Abzahlung „ihrer Schulden“ in die Prostitution. Wo noch Freiwilligkeit ist und wo die Abhängigkeit beginnt, sei schwer auszuloten.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/borde ... 56668.html
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Danke liebe @freances

Kasharius grüßt

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Hamster
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von Hamster »

27.08.2016
"Spiegel"-Bericht zum Verfahren gegen Berlins groesstes Bordell
LKA HIELT "ARTEMIS"-GESCHAEFTSPRAXIS OFFENBAR FUER UNBEDENKLICH

Menschenhandel, Steuerhinterziehung und Verbindungen zur organisierten Kriminalitaet: Die Vorwuerfe gegen die Betreiber des "Artemis"-Bordells in Berlin Charlottenburg direkt nach der Razzia im April wogen schwer. Wie der "Spiegel" berichtet, waren dem LKA die Praktiken des Bordells jedoch seit Jahren bekannt - und ziemlich egal.

Die Geschaeftspraktiken von Berlins groesstem Bordell, dem "Artemis" im Stadtteil Carlottenburg, sollen seit Jahren dem Berliner Landeskriminalamt (LKA) sowie den Finanzbehoerden bekannt gewesen und von ihnen gebilligt worden sein. Dies berichtet das Magazin "Der Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe und bezieht sich auf interne Unterlagen der Polizei sowie der Justiz.

Demnach sollen die beiden Betreiber schon vor Inbetriebnahme ihres Bordells vor mehr als zehn Jahren den Kontakt zu den Behoerden aufgenommen haben, um moeglichen Aerger aus dem Weg zu gehen. Nach eigenen Angaben haben sie seit der Eroeffnung Steuern in Hoehe von 35 Millionen Euro gezahlt, wie der "Spiegel" weiter schreibt.

BEHOERDEN HATTEN KEINE BEDENKEN BEI "ARTEMIS"-GESCHAEFTSMODELL

Nach einer Grossrazzia mit rund 900 Polizisten und Zollfahndern wurden die beiden Artemis-Betreiber am 13. April verhaftet. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen unter anderem vor, Sozialabgaben im grossen Stil hinterzogen und die Prostituierten in ihrem Bordell ausgebeutet zu haben.

Durch die LKA-Kontakte muesste die Polizei sowie die Steuerfahndung jedoch vor dem oeffentlichkeitswirksamen Grosseinsatz Kenntnis darueber gesetzt haben, dass LKA und Finanzamt das "Artemis" regelmaessig geprueft haben - und weder Sozialversicherungsbetrug noch Ausbeutung der Mitarbeiter vermuteten. Vielmehr haetten die Behoerden keine Einwaende gegen das Geschaeftsmodell gehabt und anstandslos gebilligt, wie der "Spiegel" schreibt.

HAFTBEFEHLE GEGEN "ARTEMIS"-BETREIBER ENDE JULI AUFGEHOBEN

Dies sah wohl auch das Berliner Kammergericht so: Ende Juli hob das Gericht die Haftbefehle ueberraschend auf. Es bestehe kein hinreichender Tatverdacht mehr, hiess es, weder was Steuerhinterziehung angehe noch im Falle von Menschenhandel.

Dem Land Berlin droht nun eine Schadenersatzklage. Laut Medienberichten wollen die "Artemis"-Betreiber nicht nur fuer ihre mehrwoechige Haftzeit und die dadurch entstandenen Einnahmeverluste entschaedigt werden, sondern auch wegen Rufschaedigung. Die Ermittler haetten sich nach dem Einsatz nicht mit der zu erwartenden Distanz vor der Presse geaeussert.

Die Staatsanwaltschaft hatte zur Begruendung der Razzia von direkten Verbindungen der Betreiber zur organisierten Rocker-Kriminalitaet, Ausbeutung von Prostituierten und Gewaltanwendung im "Artemis" gesprochen. Wie der "Spiegel" schreibt, wurden die Mitarbeiter der Berliner Generalstaatsanwaltschaft mittlerweile angewiesen, nicht mehr oeffentlich von organisierter Kriminalitaet zu sprechen.

www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016 ... erden.html

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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von fraences »

"Spiegel"-Bericht zum Verfahren gegen Berlins größtes Bordell
- LKA hielt "Artemis"-Geschäftspraxis offenbar für unbedenklich
27.08.16 | 08:27 Uhr
Menschenhandel, Steuerhinterziehung und Verbindungen zur organisierten Kriminalität: Die Vorwürfe gegen die Betreiber des "Artemis"-Bordells in Berlin-Charlottenburg direkt nach der Razzia im April wogen schwer. Wie der "Spiegel" berichtet, waren dem LKA die Praktiken des Bordells jedoch seit Jahren bekannt - und ziemlich egal.
Die Geschäftspraktiken von Berlins größtem Bordell, dem "Artemis" im Stadtteil Charlottenburg, sollen seit Jahren dem Berliner Landeskriminalamt (LKA) sowie den Finanzbehörden bekannt gewesen und von ihnen gebilligt worden sein. Dies berichtet das Magazin "Der Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe und bezieht sich auf interne Unterlagen der Polizei sowie der Justiz.
Demnach sollen die beiden Betreiber schon vor Inbetriebnahme ihres Bordells vor mehr als zehn Jahren den Kontakt zu den Behörden aufgenommen haben, um möglichen Ärger aus dem Weg zu gehen. Nach eigenen Angaben haben sie seit der Eröffnung Steuern in Höhe von 35 Millionen Euro gezahlt, wie der "Spiegel" weiter schreibt.

Behörden hatten keine Bedenken bei "Artemis"-Geschäftsmodell

Nach einer Großrazzia mit rund 900 Polizisten und Zollfahndern wurden die beiden Artemis-Betreiber am 13. April verhaftet. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen unter anderem vor, Sozialabgaben in großem Stil hinterzogen und die Prostituierten in ihrem Bordell ausgebeutet zu haben.

Durch die LKA-Kontakte müsste die Polizei sowie die Steuerfahndung jedoch vor dem öffentlichkeitswirksamen Großeinsatz Kenntnis darüber gehabt haben, dass LKA und Finanzamt das "Artemis" regelmäßig geprüft haben - und weder Sozialversicherungsbetrug noch Ausbeutung der Mitarbeiter vermuteten. Vielmehr hätten die Behörden keine Einwände gegen das Geschäftsmodell gehabt und anstandslos gebilligt, wie der "Spiegel" schreibt.
Haftbefehle gegen "Artemis"-Betreiber Ende Juli aufgehoben

Dies sah wohl auch das Berliner Kammergericht so: Ende Juli hob das Gericht die Haftbefehle überraschend auf. Es bestehe kein hinreichender Tatverdacht mehr, hieß es, weder was Steuerhinterziehung angehe noch im Falle von Menschenhandel.

Dem Land Berlin droht nun eine Schadenersatzklage. Laut Medienberichten wollen die "Artemis"-Betreiber nicht nur für ihre mehrwöchige Haftzeit und die dadurch entstandenen Einnahmeverluste entschädigt werden, sondern auch wegen Rufschädigung. Die Ermittler hätten sich nach dem Einsatz nicht mit der zu erwartenden Distanz vor der Presse geäußert.

Die Staatsanwaltschaft hatte zur Begründung der Razzia von direkten Verbindungen der Betreiber zur organisierten Rocker-Kriminalität, Ausbeutung von Prostituierten und Gewaltanwendung im "Artemis" gesprochen. Wie der "Spiegel" schreibt, wurden die Mitarbeiter der Berliner Generalstaatsanwaltschaft mittlerweile angewiesen, nicht mehr öffentlich von organisierter Kriminalität zu sprechen.

http://www.rbb-online.de/panorama/beitr ... erden.html
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Beitrag von Hamster »

Tut mir leid, wegen dem einen Wort:
fraences hat es richtig geschrieben:

"Durch die LKA-Kontakte muesste die Polizei sowie die Steuerfahnung jedoch vor dem oeffentlichkeitswirksamen Grosseinsatz Kenntnis darueber gehabt haben, dass LKA und Finanzamt das "Artemis" regelmaessig geprueft haben - und weder Sozialversicherungsbetrug noch Ausbeutung der Mitarbeiter vermuteten."

Richtig von fraences das Wort "gehabt".
Falsch von mir das Wort "gesetzt".

Entschuldigung, war keine Absicht und der Fehler passierte mir im Eifer des Schreibens.

Nochmal danke fraences! :001
Zuletzt geändert von Hamster am 29.08.2016, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.

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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von Melanie_NRW »

Ich glaub Frances wollte dich nicht berichtigen, sondern hat einfach übersehen das der Beitrag schon von dir gepostet wurde :)
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!

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Beitrag von fraences »

Lieber Hamster.

es ist so, wie Melanie es einschätzt. Ich hab in der Eile übersehen, das du den Artikel bereits gepostet hattest.
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von Hamster »

grins ... :001
Einfach nur lustig ...
Wenn fraences nicht nochmal geschrieben haette, waere mir mein Fehlerchen nicht aufgefallen.
Weiss ich doch, dass du es uebersehen hast, dass ich es bereits gepostet habe.
Lustig ... aber doppelt haelt besser!

Liebe Gruesse von Hamsterchen

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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von fraences »

Umstrittener Großeinsatz im April
- "Artemis"-Razzia verschlang mehr als 6.000 Einsatzstunden

Mitte April rückten rund 900 Einsatzkräfte im "Artemis" an, um Beweise für Menschenhandel und Steuerhinterziehung in Berlins größtem Bordell zu finden. Die Betreiber sind längst wieder auf freiem Fuß. Trotzdem spricht die Justizverwaltung weiterhin von einer erfolgreichen Aktion, zu ihren Kosten gibt sie allerdings keine Auskunft.
Die umstrittene Großrazzia im "Artemis"-Bordell in Berlin-Charlottenburg hat nach Angaben der Berliner Justizverwaltung insgesamt 6.146,5 Einsatzstunden beansprucht. Rund 900 Polizisten und Zollfahnder waren dabei am 13. April im Einsatz gewesen. Wie viel Kosten diese Arbeitsstunden verursacht haben, konnte die Verwaltung allerdings nicht beziffern. "Ausgaben für Polizeieinsätze sind grundsätzlich durch die im Haushaltsplan von Berlin für die Polizei eingestellten Haushaltsmittel gedeckt und werden deshalb nicht gesondert erhoben", teilte die Justizsenatsverwaltung auf eine schriftliche Anfrage des innenpolitischen Sprechers der Berliner Linken-Fraktion, Hakan Tas, mit.

Die Verwaltung betrachtet den Polizeieinsatz weiterhin als Erfolg, die große Anzahl an Polizisten sei notwendig gewesen, um "den reibungslosen Ablauf der Identitätsfeststellungen und der Sofortvernehmungen von mehreren hundert angetroffenen Personen" sicherzustellen, hieß es. Zu Engpässen in anderen Bereichen bei der Berliner Polizei habe die Razzia nicht geführt. Eine abschließende Bewertung des Großeinsatzes könne man aber noch nicht vornehmen, da die Ermittlungen andauerten.

"Spiegel"-Bericht zum Verfahren gegen Berlins größtes Bordell
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LKA hielt "Artemis"-Geschäftspraxis offenbar für unbedenklich
Menschenhandel, Steuerhinterziehung und Verbindungen zur organisierten Kriminalität: Die Vorwürfe gegen die Betreiber des "Artemis"-Bordells in Berlin-Charlottenburg direkt nach der Razzia im April wogen schwer. Wie der "Spiegel" berichtet, waren dem LKA die Praktiken des Bordells jedoch seit Jahren bekannt - und ziemlich egal.
Für Tas war Razzia reine CDU-Wahlkampfhilfe

Tas bezeichnete die Auskünfte der Justizsverwaltung als Augenwischerei. "Dass über 6.000 nutzlos aufgewandte Einsatzstunden bei der bekannten Überlastung der Berliner Polizei zu keinen Engpässen geführt haben sollen, ist absolut unglaubwürdig und ein Schlag ins Gesicht der Berliner Beamten", sagte Tas rbb|24 am Samstag. Er kritisierte zudem, dass die Verwaltung keine konkreten Kosten für den Großeinsatz benennen will.

Insgesamt betrachtet der Linke-Politiker die Aktion als damalige Wahlkampfhilfe für die CDU und alles andere als einen Erfolg: "Wenn man es für einen Erfolg hält, dass sechs Personen mehrere Monate ohne hinreichenden Tatverdacht in U-Haft verbrachten - darunter eine Buchhalterin, die vom Arbeitsamt an das 'Artemis' vermittelt worden war - dann war das tatsächlich ein großer Erfolg", kommentierte Tas sarkastisch. "Die Widerlegung der öffentlich geäußerten Vorverurteilungen der Staatsanwaltschaft auf über 60 stringent begründeten Seiten belegt jedoch das Gegenteil."

Kammergericht sah keinen dringenden Tatverdacht

Das Bordell war am 13. April von 900 Polizisten, Zollfahndern und Staatsanwälten durchsucht worden. Danach hatte die Staatsanwaltschaft von direkten Verbindungen zur organisierten Rocker-Kriminalität, Ausbeutung von Prostituierten und Gewaltanwendung im "Artemis" gesprochen.

Die Betreiber des Bordells waren allerdings am 29. Juli überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem das Berliner Kammergericht die Haftbefehle aufgehoben hatte. Für die Vorwürfe der Hinterziehung von Sozialabgaben und Steuern gab es nach Einschätzung des Kammergerichts keinen dringenden Tatverdacht. Das Landgericht hatte zuvor festgestellt, dass es keinen dringenden Verdacht für Vorwürfe des Menschenhandels und Verbindung zur organisierten Kriminalität gebe.

HINTERGRUND


Das Artemis-Bordell

Das "Artemis" eröffnete 2005 in einem mehrgeschossigen früheren Lagerhaus im Westen Berlins an der Autobahn nahe dem Messegelände. Es ist das größte Bordell in Berlin und eines der größten in Deutschland. Die Betreiber sprechen von einem FKK-Sauna-Club oder von einem Wellnessbordell.

Der Betrieb mit Saunen und Swimmingpool wirbt offensiv in der Öffentlichkeit, offenbar um sich von dem Schmuddelimage klassischer Bordelle abzusetzen. Reklame gab es unter anderem auf Taxis und auch einige Jahre lang auf den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe.

Besucher zahlen eine Pauschale von 80 Euro für Nutzung der Wellnesseinrichtungen; Bademantel, Handtuch und Frühstücksbuffet sind inklusive. Sex kostet extra. Auch die Prostituierten zahlen den Angaben des "Artemis" und Veröffentlichungen zufolge eine Pauschale an den Betreiber und arbeiten dann auf eigene Rechnung.

Frauenrechtlerinnen kritisieren, mit Bordellen dieser Art werde die Hemmschwelle für Männer bei der Nutzung von Prostitution weiter herabgesetzt.


http://www.rbb-online.de/panorama/beitr ... unden.html
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Beitrag von Kasharius »

Hier das Dokument zur schriftlichen Anfrage

http://pardok.parlament-berlin.de/starw ... -19046.pdf

Die Razzia war auch Thema in der Sitzung des Ausschusses für Inneres, Sicherheit und Ordnung des Abgeordnetenhauses von Berlin vom 25. April 2016 (S. S. 16ff des Sitzungsprotokolls)

http://www.parlament-berlin.de/ados/17/ ... 076-ip.pdf



Kasharius grüßt

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Beitrag von Kasharius »

Auch das Hamburger Magazin STERN hat in seiner letzten Ausgabe vom 22.9.2016 unter dem Cover-Titel die Akte Artemis über das Berliner Bordell berichtet.

http://shop.stern.de/stern-magazin-aktuelle-ausgabe/

Kasharius grüßt

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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von friederike »

Man freut sich über die klare Sprache der Gerichte - die Staatsanwaltschaft wird regelrecht abgewatscht. Auch der STERN berichtet einigermaßen sachlich.

Seltsamerweise erscheint der Bericht gerade nach der Wahl in Berlin. Honi soit qui mal y pense.

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Friederike

Sprache sollte doch nicht ausgrenzen :002

Kasharius grüßt herzlichst

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Beitrag von friederike »

"Honi soit qui mal y pense" (franz.): "Verflucht sei, wer hier Schlechtes denkt".

Wahlspruch des Hosenbandordens

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Hamster
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RE: Der Fall "Artemis"

Beitrag von Hamster »

@Kasharius und @all

Hier kann man den STERN-Artikel im vollen Umfang besser lesen:

"Die Akte Artemis - oder der Sex und sein Preis"
www.stern.de/wirtschaft/job/die-akte-ar ... 80166.html

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Hamster

vielen lieben Dank. Ein für den STERN recht differenzierter Artikel. Und er zeigt, daß auch vor dem Prostituiertenschutzgesetz Kontrollen und Befragungen möglich gewesen sind. Er zeigt zudem, daß die Richter am Kammergericht (es existiert nur eines, deshalb ist die Bezeichnung Berliner Kammergericht eher falsch - gruß vom Oberklugsch...er!) nicht weltfremd sind und die Lithanei der der SW-Gegner runterbeten.

Kasharius grüßt und dankt

P.S. Ex-Innensenator Frank Henkel hat sich auch hier verzockt...