Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
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- Admina
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Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
+++ PRESSEMITTEILUNG +++ PRESSEMITTEILUNG +++ PRESSEMITTEI
SexarbeiterInnen gründen Berufsverband
Aktive und ehemalige SexarbeiterInnen gründen am 13. Oktober 2013 in
Köln den "Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen".
Der Verband verfolgt das Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu verbessern. Er möchte über die unterschiedlichen Aspekte von Prostitution informieren und gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit ein realistisches Bild der Sexarbeit vermitteln. Damit will er der Diskriminierung und
Kriminalisierung von Menschen in der Sexarbeit entgegen wirken.
Anlass der Gründung sind die zahlreichen immer noch vorhandenen
gesetzlichen Sonderverordnungen, die SexarbeiterInnen in ihrer Arbeit behindern. Beispiele sind die Sperrgebietsverordnungen und das Werbeverbot. Dazu kommt der lauter werdende Ruf aus Politik und Medien nach einer "Verschärfung des Prostitutionsgesetzes". Entsprechende Gesetzesentwürfe liegen bereits in Bund und Ländern vor. "Anstatt die Position der Sexarbeiterinnen zu stärken, droht eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in unserer Branche", sagt Gründungsmitglied Johanna Weber. "Viel zu lange wurde über uns, aber nicht mit uns gesprochen. Es wird Zeit, dass wir uns von Entscheidungen, die uns betreffen, nicht länger ausschließen lassen!"
Bereits im April diesen Jahres hatten sich mehr als fünfzig
Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Frankfurt am Main getroffen, um die Vereinsgründung vorzubereiten. Das Spektrum der Anwesenden reichte von Wohnungs-, Bordell- und Straßenprostituierten über Escortdamen,Callboys und Tantramasseurinnen bis hin zu Dominas.
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KONTAKT:
Presse: Allgemein:
Undine Johanna Weber
undine@sexwork-deutschland.de Info@sexwork-deutschland.de
01520 - 485 09 09 0151 - 1751 9771
http://sexwork-deutschland.de/Prostitui ... ungen.html
SexarbeiterInnen gründen Berufsverband
Aktive und ehemalige SexarbeiterInnen gründen am 13. Oktober 2013 in
Köln den "Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen".
Der Verband verfolgt das Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu verbessern. Er möchte über die unterschiedlichen Aspekte von Prostitution informieren und gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit ein realistisches Bild der Sexarbeit vermitteln. Damit will er der Diskriminierung und
Kriminalisierung von Menschen in der Sexarbeit entgegen wirken.
Anlass der Gründung sind die zahlreichen immer noch vorhandenen
gesetzlichen Sonderverordnungen, die SexarbeiterInnen in ihrer Arbeit behindern. Beispiele sind die Sperrgebietsverordnungen und das Werbeverbot. Dazu kommt der lauter werdende Ruf aus Politik und Medien nach einer "Verschärfung des Prostitutionsgesetzes". Entsprechende Gesetzesentwürfe liegen bereits in Bund und Ländern vor. "Anstatt die Position der Sexarbeiterinnen zu stärken, droht eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in unserer Branche", sagt Gründungsmitglied Johanna Weber. "Viel zu lange wurde über uns, aber nicht mit uns gesprochen. Es wird Zeit, dass wir uns von Entscheidungen, die uns betreffen, nicht länger ausschließen lassen!"
Bereits im April diesen Jahres hatten sich mehr als fünfzig
Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Frankfurt am Main getroffen, um die Vereinsgründung vorzubereiten. Das Spektrum der Anwesenden reichte von Wohnungs-, Bordell- und Straßenprostituierten über Escortdamen,Callboys und Tantramasseurinnen bis hin zu Dominas.
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Und es ist Premiere für Deutschland, da es die erste bundesweite Zusammenschluß von aktive und ehemalige SexarbeiterInnen ist.
Die große Freude darüber wird mir heute erst klar, was wir in Köln geschafft haben.
Liebe Grüße, Fraences
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Es war ein hartes Stück Arbeit und ich bin stolz darauf dabei gewesen zu sein!
Selten habe ich ein so große "bunte" Gruppe, so diszipliniert und motiviert arbeiten sehen .....
Noch heute hab ich Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke, als die Satzung fertig war, die Gründungsmitglieder feststanden und der Berufsverband gegründet wurde.
Jetzt beginnt unsere gemeinsame Arbeit....
LG Tanja
Selten habe ich ein so große "bunte" Gruppe, so diszipliniert und motiviert arbeiten sehen .....
Noch heute hab ich Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke, als die Satzung fertig war, die Gründungsmitglieder feststanden und der Berufsverband gegründet wurde.
Jetzt beginnt unsere gemeinsame Arbeit....
LG Tanja
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Herzlichen Glückwunsch an die Gründer!
Möget ihr weiter die Kraft haben für die viele Kleinarbeit.
Gruß Jupiter
Möget ihr weiter die Kraft haben für die viele Kleinarbeit.
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Und hier der offizielle Artikel in der KSTA:
«Berufsverband für sexuelle Dienstleistungen» gegründet
In Köln ist ein «Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen» gegründet worden. Der Verband verfolge das Ziel, «die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu verbessern», teilte eine Sprecherin am Montag mit. Anlass der am Sonntag erfolgten Gründung seien die zahlreichen immer noch vorhandenen gesetzlichen Sonderverordnungen, die die Arbeit in Deutschland behinderten. Der Verband will sich auch gegen eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes wehren. «Grundsätzlich begrüßen wir die Gründung eines solchen Berufsverbandes», sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. Allein in NRW wird die Zahl der Beschäftigten in der Prostitution auf mehr als 37 000 geschätzt
http://www.ksta.de/newsticker/-berufsve ... icker.html
«Berufsverband für sexuelle Dienstleistungen» gegründet
In Köln ist ein «Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen» gegründet worden. Der Verband verfolge das Ziel, «die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu verbessern», teilte eine Sprecherin am Montag mit. Anlass der am Sonntag erfolgten Gründung seien die zahlreichen immer noch vorhandenen gesetzlichen Sonderverordnungen, die die Arbeit in Deutschland behinderten. Der Verband will sich auch gegen eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes wehren. «Grundsätzlich begrüßen wir die Gründung eines solchen Berufsverbandes», sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. Allein in NRW wird die Zahl der Beschäftigten in der Prostitution auf mehr als 37 000 geschätzt
http://www.ksta.de/newsticker/-berufsve ... icker.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Da kann ich auch nur gratulieren...super.
Ist ja alles nicht so einfach und wahnsinnig zeitintensiv, aber Ihr habt es geschafft...
In dem Sinne immer weiter so und gutes Gelingen.
LG Andrea
Ist ja alles nicht so einfach und wahnsinnig zeitintensiv, aber Ihr habt es geschafft...

In dem Sinne immer weiter so und gutes Gelingen.

LG Andrea
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Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Gratulation www.sexwork-deutschland.de
Eine berufsständische Interessenvertretung auf Bundesebene haben wir uns alle schon sooo lange gewünscht. KeineR hat sich lange Zeit in Deutschland da herangetraut. Ihr habt es jetzt endlich Realität werden lassen. Gratulation an alle Beteiligten. Ich wünsche allen viel Kraft das selbst auferlegte nicht gerade leichte Projekt durch die Zeiten zu stemmen. Gemeinsam schaffen wir es, dass unsere kritische Masse etwas bewegen zu können immer größer wird. Wir stehen auf den Schultern vieler starken Schwestern und Brüder, die die Hurenbewegung in Deutschland erstmals 1921 in Vereinsform gestartet hatten www.bit.ly/sexworkgeschichte . Die Wissenschaft sagt ab 5-10% wird eine Bewegung zum Selbstläufer, die sich selbst verstärkt. Ich bin so stolz auf euch.
Euer,
Marc

Eine berufsständische Interessenvertretung auf Bundesebene haben wir uns alle schon sooo lange gewünscht. KeineR hat sich lange Zeit in Deutschland da herangetraut. Ihr habt es jetzt endlich Realität werden lassen. Gratulation an alle Beteiligten. Ich wünsche allen viel Kraft das selbst auferlegte nicht gerade leichte Projekt durch die Zeiten zu stemmen. Gemeinsam schaffen wir es, dass unsere kritische Masse etwas bewegen zu können immer größer wird. Wir stehen auf den Schultern vieler starken Schwestern und Brüder, die die Hurenbewegung in Deutschland erstmals 1921 in Vereinsform gestartet hatten www.bit.ly/sexworkgeschichte . Die Wissenschaft sagt ab 5-10% wird eine Bewegung zum Selbstläufer, die sich selbst verstärkt. Ich bin so stolz auf euch.
Euer,
Marc




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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
...und irgendwann gründen wir Freier auch einen Berufsverband mit professioneller Medienarbeit, damit wir nicht ganz so "primitiv" rüberkommen... ;-)
*****
taz, 17.10.13
"Wir sind doch die Aktiven"
SEXARBEIT Die Männer müssen sich outen, wenn sie ihre Dienste wollen, meint Johanna Weber. Die Prostituierte wehrt sich gegen das Opferimage und sagt, warum sie an die Öffentlichkeit geht
INTERVIEW HEIDE OESTREICH
taz: Frau Weber, warum haben Prostituierte einen Bundesverband gegründet?
Johanna Weber: Wir haben uns zusammengeschlossen, weil die öffentliche Meinung sich immer stärker gegen unseren Berufsstand wendet. Es entsteht ein Bild, dass Prostitution nur noch unter Zwang erfolgt und dass es eine freiwillige Tätigkeit in dieser Branche gar nicht gibt. Die Branche soll stärker reguliert werden. Wir sind nicht komplett gegen Regelungen, aber die Gesetzentwürfe verschlechtern unsere Arbeitsbedingungen eher. Wir wollen jetzt mitreden.
Sie repräsentieren sogenannte Edelhuren. Was ist mit Opfern von Menschenhandel, die man zur Prostitution zwingt?
Ich persönlich bin der Meinung, dass die Bereiche Menschenhandel und Prostitution getrennt werden müssen. Prostitution kann nur freiwillig erfolgen. Alles andere ist ein Straftatbestand. Das hat nichts mehr mit Prostitution zu tun. Und wenn Sie die Zahlen ansehen, dann waren unter den schätzungsweise 400.000 Huren im Jahr 2011 nur 640 Opfer von Menschenhandel.
Die Dunkelziffer ist viel höher.
Aber sie wird sicher nicht in der Nähe der 400.000 liegen. Die Gewerkschaft der Polizei sagt, das Problem ist nicht der Zutritt zu Bordellen, sondern dass sie nicht unterscheiden können, wer ausgebeutet wird und wer nicht. Heute arbeiten die EU-Ausländerinnen legal hier und wissen in der Regel auch, welcher Arbeit sie nachgehen werden. Nur die Bedingungen sind ihnen oft nicht bekannt.
Deshalb wird über eine Konzessionierung von Bordellen nachgedacht.
Ja, aber dabei wollen wir mitreden. Die Idee, wie ein Bordell aussehen soll, ist im Moment so schwammig gefasst, dass man es quasi willkürlich schließen kann. Wie soll denn eine Betreiberin oder ein Betreiber da investieren? Wir wollen uns nicht querstellen, wir sind keine Revoluzzer. Aber wenn es wirklich um eine sinnvolle Lösung geht, dann sollte Expertise von uns eingeholt werden.
Ist Prostitution ein normaler Beruf?
Es ist kein Beruf wie jeder andere. Aber für mich ist das natürlich mein Beruf. Heute um 12 Uhr fängt meine Arbeitszeit an. Ich habe vorher eine Marketingabteilung geleitet, ich musste nicht in die Prostitution gehen.
Macht es auf die Dauer krank, Körper und Seele so zu trennen wie Prostituierte das tun?
Das ist eine Äußerung von Menschen, die noch nie mit uns geredet haben. Wenn man uns mal fragen würde, wie sich das für uns anfühlt, bekäme man ganz vielfältige Antworten. Aber niemand fragt uns. Ich habe noch keine Sexarbeiterin getroffen, die einen Ekel vor dem Beruf hat. Der würde ich auch dringend raten, etwas anderes zu machen.
Ist die Sympathie nicht von Kunde zu Kunde verschieden?
Meistens spürt man beim ersten Kontakt schon, ob die Wellenlänge stimmt. Und es geht auch nicht um die Person, sondern darum, dass man eine Stunde lang etwas inszeniert. Und wir sind die Aktiven. Die Männer kommen mit ihren "primitiven" Bedürfnissen zu uns und müssen sich outen. Eine Kollegin aus Dortmund sagte neulich: "Hömma, ich bin zwar nicht Domina, aber letztlich sind wir doch alle Chef. Die Männer kannze doch immer beie Eier kriegen."
Johanna Weber
45, Domina und Bizarrlady. Sie studierte Pädagogik und Slavistik und arbeitete zunächst nebenberuflich als Prostituierte in Wohnungsbordellen in Hamburg.
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taz, 17.10.13
"Wir sind doch die Aktiven"
SEXARBEIT Die Männer müssen sich outen, wenn sie ihre Dienste wollen, meint Johanna Weber. Die Prostituierte wehrt sich gegen das Opferimage und sagt, warum sie an die Öffentlichkeit geht
INTERVIEW HEIDE OESTREICH
taz: Frau Weber, warum haben Prostituierte einen Bundesverband gegründet?
Johanna Weber: Wir haben uns zusammengeschlossen, weil die öffentliche Meinung sich immer stärker gegen unseren Berufsstand wendet. Es entsteht ein Bild, dass Prostitution nur noch unter Zwang erfolgt und dass es eine freiwillige Tätigkeit in dieser Branche gar nicht gibt. Die Branche soll stärker reguliert werden. Wir sind nicht komplett gegen Regelungen, aber die Gesetzentwürfe verschlechtern unsere Arbeitsbedingungen eher. Wir wollen jetzt mitreden.
Sie repräsentieren sogenannte Edelhuren. Was ist mit Opfern von Menschenhandel, die man zur Prostitution zwingt?
Ich persönlich bin der Meinung, dass die Bereiche Menschenhandel und Prostitution getrennt werden müssen. Prostitution kann nur freiwillig erfolgen. Alles andere ist ein Straftatbestand. Das hat nichts mehr mit Prostitution zu tun. Und wenn Sie die Zahlen ansehen, dann waren unter den schätzungsweise 400.000 Huren im Jahr 2011 nur 640 Opfer von Menschenhandel.
Die Dunkelziffer ist viel höher.
Aber sie wird sicher nicht in der Nähe der 400.000 liegen. Die Gewerkschaft der Polizei sagt, das Problem ist nicht der Zutritt zu Bordellen, sondern dass sie nicht unterscheiden können, wer ausgebeutet wird und wer nicht. Heute arbeiten die EU-Ausländerinnen legal hier und wissen in der Regel auch, welcher Arbeit sie nachgehen werden. Nur die Bedingungen sind ihnen oft nicht bekannt.
Deshalb wird über eine Konzessionierung von Bordellen nachgedacht.
Ja, aber dabei wollen wir mitreden. Die Idee, wie ein Bordell aussehen soll, ist im Moment so schwammig gefasst, dass man es quasi willkürlich schließen kann. Wie soll denn eine Betreiberin oder ein Betreiber da investieren? Wir wollen uns nicht querstellen, wir sind keine Revoluzzer. Aber wenn es wirklich um eine sinnvolle Lösung geht, dann sollte Expertise von uns eingeholt werden.
Ist Prostitution ein normaler Beruf?
Es ist kein Beruf wie jeder andere. Aber für mich ist das natürlich mein Beruf. Heute um 12 Uhr fängt meine Arbeitszeit an. Ich habe vorher eine Marketingabteilung geleitet, ich musste nicht in die Prostitution gehen.
Macht es auf die Dauer krank, Körper und Seele so zu trennen wie Prostituierte das tun?
Das ist eine Äußerung von Menschen, die noch nie mit uns geredet haben. Wenn man uns mal fragen würde, wie sich das für uns anfühlt, bekäme man ganz vielfältige Antworten. Aber niemand fragt uns. Ich habe noch keine Sexarbeiterin getroffen, die einen Ekel vor dem Beruf hat. Der würde ich auch dringend raten, etwas anderes zu machen.
Ist die Sympathie nicht von Kunde zu Kunde verschieden?
Meistens spürt man beim ersten Kontakt schon, ob die Wellenlänge stimmt. Und es geht auch nicht um die Person, sondern darum, dass man eine Stunde lang etwas inszeniert. Und wir sind die Aktiven. Die Männer kommen mit ihren "primitiven" Bedürfnissen zu uns und müssen sich outen. Eine Kollegin aus Dortmund sagte neulich: "Hömma, ich bin zwar nicht Domina, aber letztlich sind wir doch alle Chef. Die Männer kannze doch immer beie Eier kriegen."
Johanna Weber
45, Domina und Bizarrlady. Sie studierte Pädagogik und Slavistik und arbeitete zunächst nebenberuflich als Prostituierte in Wohnungsbordellen in Hamburg.
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Berufsverband "Sexworker Deutschland": Frauen als Opfer von Menschenhandel
Der Verband „Sexworker Deutschland“ setzt sich für die Rechte von Prostituierten, oder wie Sie es nennen “Sexworker” in Deutschland ein. Was ist das Ziel des Verbandes?
“Wir haben uns erst vor kurzer Zeit gegründet, am 13. Oktober, wir sind jetzt momentan ca. 50 Leute die das machen. Das Ziel ist es für unsere Rechte als arbeitende Menschen zu kämpfen, weiter dafür zu kämpfen dass Prostitution konsequent entkriminalisiert wird, das Ziel ist es natürlich auch das das Stigma abgebaut wird und das wir als Menschen mit dieser Berufswahl nicht mehr diskriminiert werden, das ist ein sehr großes Problem für uns. Außerdem wollen wir Ansprechpartner für Politik und Medien sein, das Thema in der Öffentlichkeit besprechen und zu einer sachlichen Debatte beitragen.”
Wie sieht die derzeitige Situation für Sie aus?
“Wir haben seit 2002 das Prostitutionsgesetz, auch wenn es nur 3 Paragraphen hat und wenn es verbesserungswürdig ist, hat es unsere Position gestärkt, insbesondere durch den ersten Paragraphen der sagt, dass unsere Arbeit nicht mehr als ein sittenwidriges Rechtsgeschäft gilt und wir ein Recht darauf haben unsere Bezahlung einzuklagen.”
Jetzt gibt es aktuell wieder eine Diskussion darüber, ob die Gesetzgebung nicht zu freizügig ist, wie stehen Sie zu der aktuellen Debatte?
“Es gibt in letzter Zeit gerade eine sehr starke Gegnerschaft, allen voran die Leute, die fordern, dass Freier bestraft werden sollten, auch in der Politik bewegt sich gerade viel, das Strafgesetz soll geändert werden, die Gewerbeordnung soll geändert werden – ich nehme das Ganze als einen konservativen Backlash war, der insgesamt in unserer Gesellschaft stattfindet.”
Aber geht es hier wirklich nur um konservative Strömungen in unserer Gesellschaft, ist es nicht so, dass durch die Gesetzgebung auch Menschenhandel begünstigt wird?
“Wir sprechen von Sexarbeit, das ist sozusagen die freiwillige Dienstleistung und Menschenhandel, der sehr facettenreich ist und nicht nur in der Prostitution stattfindet sondern auch in anderen Branchen – und da muss man klar sehen, Menschenhandel ist im Deutschen Strafrecht verboten. Auch Sklaverei ist verboten in der Europäischen Menschenrechtskonvention, das heißt alles was jetzt an Menschenhandel und sexueller Ausbeutung stattfindet, ist ohnehin sowieso schon verboten. Auch wenn Menschen gegen ihren Willen zu Sex gezwungen werden, man nennt das eine Vergewaltigung, ist es auch verboten. Insofern sehen wir nicht wirklich einen Sinn darin entweder Prostitution zu verbieten oder den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten und auch nicht den Kauf sexueller Dienstleistungen von Leuten die offensichtlich Opfer von Menschenhandel sind – denn diese Frage der Offensichtlichkeit ist oft gar nicht so offensichtlich. Menschenhandel hat sehr viele verschiedene Kriterien, die zutreffen müssen damit der Strafrechtstatbestand Menschenhandel erfüllt ist. Diese Kriterien werden in allen Ländern anders definiert und es ist für einen normalen Menschen nicht so leicht zu erkennen wer eigentlich Opfer von Menschenhandel ist und wer eigentlich nicht. Und wie unterschiedlich diese Zahlen sind, kann man feststellen wenn man in die polizeiliche Kriminalstatistik des BKA schaut, da sind – also ich weiß die Zahlen jetzt nicht auswendig- aber sagen wir, da stehen dann 800 Leute drin, die als Opfer von Menschenhandel geführt werden, aber das sind eben noch keine Verurteilten, sondern das sind mutmaßliche Fälle, denen sie nachgehen. Und wenn man diese Zahl jetzt vergleicht mit der Verurteilungsstatistik des statistischen Bundesamtes, dann sieht man, dass die Zahl noch einmal kleiner ist. Das bedeutet, selbst die spezialisierten Truppen von der Polizei, die dafür ausgebildet sind, diese Opfer von Menschenhandel zu finden, können die nicht zweifelsfrei identifizieren.”
Ja, aber würde da eine weiter eingrenzende Gesetzgebung nicht helfen, diese mutmaßlichen Fälle auch weiter zu definieren und zu verbieten?
“Die Polizei hat jetzt schon sämtliche Rechte, anlasslos und zu jeder Tages- und Nachtzeit in Prostitutionsstätten Razzien zu machen, diese Rechte nimmt die Polizei auch wahr und wenn man sagt: wir bestrafen die Freier, die zu Opfern von Menschenhandel gehen – dann wird es Leute geben die denken: Oh mein Gott, da gibt es Frauen aus Osteuropa, da geh ich lieber nicht mehr hin. Und dann hat man schon wieder so einen ausländerfeindlichen Touch da drin, die Leute die hier aus der EU, völlig rechtmäßig und legitim herkommen, um hier selbständig zu arbeiten, weil sie hier legal arbeiten können, weil sie hier viel mehr Geld verdienen, die verdienen auf einmal gar nichts mehr, weil die Freier Angst haben sie zu buchen, weil sie Angst haben, dass sie eventuell auf ein Opfer von Menschenhandel treffen. Also diese Kriterien sind wahnsinnig schwammig und nicht so leicht zu beachten.”
http://www.02elf.net/panorama/berufsver ... del-305160
Der Verband „Sexworker Deutschland“ setzt sich für die Rechte von Prostituierten, oder wie Sie es nennen “Sexworker” in Deutschland ein. Was ist das Ziel des Verbandes?
“Wir haben uns erst vor kurzer Zeit gegründet, am 13. Oktober, wir sind jetzt momentan ca. 50 Leute die das machen. Das Ziel ist es für unsere Rechte als arbeitende Menschen zu kämpfen, weiter dafür zu kämpfen dass Prostitution konsequent entkriminalisiert wird, das Ziel ist es natürlich auch das das Stigma abgebaut wird und das wir als Menschen mit dieser Berufswahl nicht mehr diskriminiert werden, das ist ein sehr großes Problem für uns. Außerdem wollen wir Ansprechpartner für Politik und Medien sein, das Thema in der Öffentlichkeit besprechen und zu einer sachlichen Debatte beitragen.”
Wie sieht die derzeitige Situation für Sie aus?
“Wir haben seit 2002 das Prostitutionsgesetz, auch wenn es nur 3 Paragraphen hat und wenn es verbesserungswürdig ist, hat es unsere Position gestärkt, insbesondere durch den ersten Paragraphen der sagt, dass unsere Arbeit nicht mehr als ein sittenwidriges Rechtsgeschäft gilt und wir ein Recht darauf haben unsere Bezahlung einzuklagen.”
Jetzt gibt es aktuell wieder eine Diskussion darüber, ob die Gesetzgebung nicht zu freizügig ist, wie stehen Sie zu der aktuellen Debatte?
“Es gibt in letzter Zeit gerade eine sehr starke Gegnerschaft, allen voran die Leute, die fordern, dass Freier bestraft werden sollten, auch in der Politik bewegt sich gerade viel, das Strafgesetz soll geändert werden, die Gewerbeordnung soll geändert werden – ich nehme das Ganze als einen konservativen Backlash war, der insgesamt in unserer Gesellschaft stattfindet.”
Aber geht es hier wirklich nur um konservative Strömungen in unserer Gesellschaft, ist es nicht so, dass durch die Gesetzgebung auch Menschenhandel begünstigt wird?
“Wir sprechen von Sexarbeit, das ist sozusagen die freiwillige Dienstleistung und Menschenhandel, der sehr facettenreich ist und nicht nur in der Prostitution stattfindet sondern auch in anderen Branchen – und da muss man klar sehen, Menschenhandel ist im Deutschen Strafrecht verboten. Auch Sklaverei ist verboten in der Europäischen Menschenrechtskonvention, das heißt alles was jetzt an Menschenhandel und sexueller Ausbeutung stattfindet, ist ohnehin sowieso schon verboten. Auch wenn Menschen gegen ihren Willen zu Sex gezwungen werden, man nennt das eine Vergewaltigung, ist es auch verboten. Insofern sehen wir nicht wirklich einen Sinn darin entweder Prostitution zu verbieten oder den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten und auch nicht den Kauf sexueller Dienstleistungen von Leuten die offensichtlich Opfer von Menschenhandel sind – denn diese Frage der Offensichtlichkeit ist oft gar nicht so offensichtlich. Menschenhandel hat sehr viele verschiedene Kriterien, die zutreffen müssen damit der Strafrechtstatbestand Menschenhandel erfüllt ist. Diese Kriterien werden in allen Ländern anders definiert und es ist für einen normalen Menschen nicht so leicht zu erkennen wer eigentlich Opfer von Menschenhandel ist und wer eigentlich nicht. Und wie unterschiedlich diese Zahlen sind, kann man feststellen wenn man in die polizeiliche Kriminalstatistik des BKA schaut, da sind – also ich weiß die Zahlen jetzt nicht auswendig- aber sagen wir, da stehen dann 800 Leute drin, die als Opfer von Menschenhandel geführt werden, aber das sind eben noch keine Verurteilten, sondern das sind mutmaßliche Fälle, denen sie nachgehen. Und wenn man diese Zahl jetzt vergleicht mit der Verurteilungsstatistik des statistischen Bundesamtes, dann sieht man, dass die Zahl noch einmal kleiner ist. Das bedeutet, selbst die spezialisierten Truppen von der Polizei, die dafür ausgebildet sind, diese Opfer von Menschenhandel zu finden, können die nicht zweifelsfrei identifizieren.”
Ja, aber würde da eine weiter eingrenzende Gesetzgebung nicht helfen, diese mutmaßlichen Fälle auch weiter zu definieren und zu verbieten?
“Die Polizei hat jetzt schon sämtliche Rechte, anlasslos und zu jeder Tages- und Nachtzeit in Prostitutionsstätten Razzien zu machen, diese Rechte nimmt die Polizei auch wahr und wenn man sagt: wir bestrafen die Freier, die zu Opfern von Menschenhandel gehen – dann wird es Leute geben die denken: Oh mein Gott, da gibt es Frauen aus Osteuropa, da geh ich lieber nicht mehr hin. Und dann hat man schon wieder so einen ausländerfeindlichen Touch da drin, die Leute die hier aus der EU, völlig rechtmäßig und legitim herkommen, um hier selbständig zu arbeiten, weil sie hier legal arbeiten können, weil sie hier viel mehr Geld verdienen, die verdienen auf einmal gar nichts mehr, weil die Freier Angst haben sie zu buchen, weil sie Angst haben, dass sie eventuell auf ein Opfer von Menschenhandel treffen. Also diese Kriterien sind wahnsinnig schwammig und nicht so leicht zu beachten.”
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Zur allgemeinen Info.. bitte beachten!
Die Konto-Nummer für Spenden und Mitgliedsbeiträge hat sich geändert:
http://sexwork-deutschland.de/unterstuetzen/
Und für diejenigen, die Mitglied werden möchten, haben wir nun ein Formular als PDF zum Download unter:
http://sexwork-deutschland.de/mitmachen ... ed-werden/
Bitte hierzu auch die Satzung des Vereins beachten:
http://sexwork-deutschland.de/home/satzung/
Die Konto-Nummer für Spenden und Mitgliedsbeiträge hat sich geändert:
http://sexwork-deutschland.de/unterstuetzen/
Und für diejenigen, die Mitglied werden möchten, haben wir nun ein Formular als PDF zum Download unter:
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Bitte hierzu auch die Satzung des Vereins beachten:
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RE: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen
Um Mitglied zu werden (da ja nicht jeder einen Drucker zuhause hat) kann man jetzt übrigens auch ganz einfach ein Online-Formular absenden.
http://berufsverband-sexarbeit.de/mitma ... ed-werden/
http://berufsverband-sexarbeit.de/mitma ... ed-werden/