Länderberichte FRANKREICH:
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- PlatinStern
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400.000 Prostituierte laut Sexarbeiter-Gewerkschaft
"Die Debatte wird lebendig werden", ist sich Maud Olivier, Mitinitiatorin des Gesetzentwurfs, vor den Parlamentsberatungen sicher. Die Abgeordnete der Nationalversammlung wollte eigentlich eine Gefängnisstrafe für Freier im Wiederholungsfall. Damit scheiterte sie aber am Widerstand ihrer sozialistischen Kollegen.
Der französische Rat für Gleichstellungsfragen hatte kürzlich dafür plädiert, das Aufsuchen einer Prostituierten zumindest als Straftat und nicht nur als Ordnungswidrigkeit einzustufen - auch wenn keine Gefängnisstrafe verhängt wird. Mit einem Bußgeld werde das Kaufen sexueller Dienste "weniger schwer bestraft als ohne zu Zahlen eine Café-Terrasse zu verlassen", bemängelt auch Grégoire Théry vom Prostituierten-Hilfsverein Nid.
Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution
Mindestens 20.000 Frauen gehen in Frankreich laut Innenministerium regelmäßig der Prostitution nach, laut Sexarbeiter-Gewerkschaft Strass sind es 400.000. Anders als noch vor etwa 20 Jahren ist die große Mehrzahl von ihnen inzwischen aus dem Ausland: 80 bis 90 Prozent kommen vor allem aus Osteuropa, Afrika, China oder Lateinamerika. Viele sind Opfer von Menschenhandel und Prostitution. Der Gesetzentwurf sieht daher auch Hilfen zum Ausstieg aus der Prostitution für die Frauen vor.
Vorbild für Frankreich ist Schweden, wo die Freier seit 1999 bestraft werden. Doch viele befürchten, dass verschärfte Polizeikontrollen der Freier die Prostituierten dazu zwingen werden, im Verborgenen und somit weniger geschützt zu arbeiten. Für die 46-jährige Nanou in Paris, die einen Kredit abzubezahlen hat und zwei Kinder in der Ausbildung, ist aber jetzt schon klar: "Ich bleibe hier, egal was passiert."
http://www.focus.de/politik/ausland/vie ... 35246.html
"Die Debatte wird lebendig werden", ist sich Maud Olivier, Mitinitiatorin des Gesetzentwurfs, vor den Parlamentsberatungen sicher. Die Abgeordnete der Nationalversammlung wollte eigentlich eine Gefängnisstrafe für Freier im Wiederholungsfall. Damit scheiterte sie aber am Widerstand ihrer sozialistischen Kollegen.
Der französische Rat für Gleichstellungsfragen hatte kürzlich dafür plädiert, das Aufsuchen einer Prostituierten zumindest als Straftat und nicht nur als Ordnungswidrigkeit einzustufen - auch wenn keine Gefängnisstrafe verhängt wird. Mit einem Bußgeld werde das Kaufen sexueller Dienste "weniger schwer bestraft als ohne zu Zahlen eine Café-Terrasse zu verlassen", bemängelt auch Grégoire Théry vom Prostituierten-Hilfsverein Nid.
Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution
Mindestens 20.000 Frauen gehen in Frankreich laut Innenministerium regelmäßig der Prostitution nach, laut Sexarbeiter-Gewerkschaft Strass sind es 400.000. Anders als noch vor etwa 20 Jahren ist die große Mehrzahl von ihnen inzwischen aus dem Ausland: 80 bis 90 Prozent kommen vor allem aus Osteuropa, Afrika, China oder Lateinamerika. Viele sind Opfer von Menschenhandel und Prostitution. Der Gesetzentwurf sieht daher auch Hilfen zum Ausstieg aus der Prostitution für die Frauen vor.
Vorbild für Frankreich ist Schweden, wo die Freier seit 1999 bestraft werden. Doch viele befürchten, dass verschärfte Polizeikontrollen der Freier die Prostituierten dazu zwingen werden, im Verborgenen und somit weniger geschützt zu arbeiten. Für die 46-jährige Nanou in Paris, die einen Kredit abzubezahlen hat und zwei Kinder in der Ausbildung, ist aber jetzt schon klar: "Ich bleibe hier, egal was passiert."
http://www.focus.de/politik/ausland/vie ... 35246.html
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Was ist denn das für überholtes Zusammengestoppele vom Focus? Zum aktuellen Stand der Dinge in Frankreich siehe was ich soeben hier gepostet hab: viewtopic.php?t=5811&start=48
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- PlatinStern
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Wird sich das irgendwie auf die geplante Freierbestrafung auswirken?
http://www.focus.de/politik/ausland/nac ... 34369.html
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So wie ich es einschätze, aber ich wohne ja auch nicht in Frankreich, werden die Verhältnisse im Senat hiemit rein zahlenmässig nicht durch einander gebracht. Nur haben die linken Parteien dort eh keine Mehrheit, und die Konservativen hätten jetzt umso mehr einen Grund nicht mit der Freierbestrafung einzustimmen, Hollande auf diesem Wege eine weitere Niederlage zu bereiten. Es gibt mindestens Grund zur Annahme, dass sich solche politisch-strategischen Überlegungen, den möglichen Zweiflern in den eigenen Reihen gegenüber, vorteilhaft auswirken könnten.
Doris dürfte da aber besser im Bilde sein..
Doris dürfte da aber besser im Bilde sein..
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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Ändern wird sich durch diese Wahlen und diese Regierungsum/neubildung nichts an der laufenden Prozedur betreffend die französische Gesetzesvorlage zur Kundenbestrafung.
Der französische Senat, der im Augenblick diese Vorlage behandelt, ist von allgemeinen Wahlen und Regierungsumbildungen nicht betroffen, er wird davon unabhängig gewählt, nach einem speziellen indirekten Wahlmodus (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Senat_%28Frankreich%29 ).
Des weiteren geht es bei all dem überhaupt nicht um eine Frage von rechts oder links : die Gesetzesvorlage geht auf eine parteiübergreifende Lobby zurück, der abolitionistische Rechte wie abolitionistische Linke angehören. Unsere Feinde/-innen sind im gesamten französischen Parteienspektrum vertreten.
Das einzige, was uns ein bißchen (schaden)freuen könnte, wäre, wenn Najat Vallaud-Belkacem, die bisherige prohibitionistische Frauenrechtsministerin mit der arroganten großen Klappe, nicht wieder in Amt und Würden käme. Es könnte aber auch eine noch schlimmere den Posten bekommen, an solchen Leuten mangelt es leider nicht.
Kurz: abwarten.
Der französische Senat, der im Augenblick diese Vorlage behandelt, ist von allgemeinen Wahlen und Regierungsumbildungen nicht betroffen, er wird davon unabhängig gewählt, nach einem speziellen indirekten Wahlmodus (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Senat_%28Frankreich%29 ).
Des weiteren geht es bei all dem überhaupt nicht um eine Frage von rechts oder links : die Gesetzesvorlage geht auf eine parteiübergreifende Lobby zurück, der abolitionistische Rechte wie abolitionistische Linke angehören. Unsere Feinde/-innen sind im gesamten französischen Parteienspektrum vertreten.
Das einzige, was uns ein bißchen (schaden)freuen könnte, wäre, wenn Najat Vallaud-Belkacem, die bisherige prohibitionistische Frauenrechtsministerin mit der arroganten großen Klappe, nicht wieder in Amt und Würden käme. Es könnte aber auch eine noch schlimmere den Posten bekommen, an solchen Leuten mangelt es leider nicht.
Kurz: abwarten.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Danke @Doris
Na wäre ja auch zu schön gewesen.
Bei uns hier ist ja seit den letzten Wahlen zb der Uhl von der CSU nicht mehr direkt am Thema dran. Er hatte ja öffentlich mit am schärfsten gegen Prostitution gewettert.
Hatte gehofft, das wäre vllt in Frankreich nun ähnlich durch einen Wechsel.
Na wäre ja auch zu schön gewesen.
Bei uns hier ist ja seit den letzten Wahlen zb der Uhl von der CSU nicht mehr direkt am Thema dran. Er hatte ja öffentlich mit am schärfsten gegen Prostitution gewettert.
Hatte gehofft, das wäre vllt in Frankreich nun ähnlich durch einen Wechsel.
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Leider wird Najat Vallaud-Belkacem auch in der neuen Regierung denselben Posten innehaben: http://www.lemonde.fr/politique/article ... 23448.html . Unser Kampf wird also unvermindert weitergehen müssen.
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Da zu diesem Gesetzentwurf im Augenblick im französischen Senat Anhörungen stattfinden, hat Thierry Schaffauser noch einmal die wichtigsten Kritikpunkte dazu in einem Artikel zusammengestellt (ich poste nur das link zum Artikel, da der Artikel selbst viele links enthält und daher schwer im Volltext einzustellen ist): http://leplus.nouvelobs.com/contributio ... e-loi.html
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Demonstrationsaufruf der französischen Sexarbeiter/-innengewerkschaft STRASS zum 1. Mai 2014 (Volltext und Übersetzung weiter unten): http://www.strass-syndicat.org/2014/04/ ... s-du-sexe/
Dieser Aufruf darf gerne so weit wie möglich verbreitet werden.
Volltext:
Le 1er mai est la journée de touTEs les travailleurSEs, et donc des travailleurSEs du sexe
Le nouveau gouvernement Valls a déjà annoncé plusieurs mesures qui n’auront pour conséquence que de toujours plus précariser les travailleurSEs, et au-delà, touTEs celles et ceux qui sont exploitéEs d’une manière ou d’une autre.
Alors que les femmes, les jeunes, les LGBTI, les étudiantEs, les immigréEs et les sans-papiers, sont davantage frappéEs par la rigueur économique, alors qu’il est impératif de remettre en cause les politiques d’austérité, et le désengagement de l’Etat de ses missions de service public, les seules mesures envisagées visent une fois de plus à alléger les cotisations patronales, et à rogner sur les prestations sociales dont bénéficient les plus pauvres.
Alors qu’il est urgent de remettre en cause l’exploitation du Sud par le Nord, le nouveau premier ministre n’est autre qu’un expulseur patenté, qui se vante de faire mieux, en matière de reconduites à la frontière, que ses prédécesseurs Besson ou Hortefeux.
Alors que nous, travailleurSEs du sexe, sommes bien souvent dans une situation déjà fragile, et que nous demandons des moyens afin de lutter contre la précarité, ce gouvernement ne promet que de nous imposer davantage de répression, et de mesures qui mettront toujours plus en danger les personnes qui subviennent à leurs besoins en vendant des services sexuels.
En matière de prostitution, la seule lutte cohérente à mener est celle en faveur des droits des travailleurSEs du sexe : dès lors, la répression du travail du sexe, soutenue par une partie de la gauche et par certaines « féministes », apparaît comme un outil du capitalisme patriarcal et raciste.
Parce que face aux nombreuses menaces, pour certaines déjà mises à exécution, que ce gouvernement fait peser sur les travailleurSEs, et qui font le jeu des exploiteurs en tout genre, patrons comme proxos, il est aujourd’hui plus que nécessaire de montrer une opposition unitaire des travailleurSEs les plus malmenéEs, le STRASS appelle à la manifestation du 1er mai, et donne RDV aux travailleurSEs du sexe et à leurs alliéEs
Jeudi 1er mai, 14h30 angle place de la Bastille / rue de la Roquette.
Übersetzung:
Der 1. Mai ist der Tag aller Arbeiter/-innen, also der Tag der Sexarbeiter/-innen
Die neue Regierung Valls hat bereits mehrere Maßnahmen angekündigt, deren einzige Folge sein wird, die Arbeiter/-innen, und darüber hinaus alle diejenigen, die auf die eine oder andere Weise ausgebeutet werden, stärker zu prekarisieren.
Während Frauen, Jugendliche, LGBTI-Personen, Studenten/-innen und illegale Einwanderer/-innen stärker von wirtschaftlichen Sparmaßnahmen betroffen sind, während es zwingend notwendig ist, die Sparpolitik und den Rückzug des Staates aus seinen öffentlichen Aufgaben in Frage zu stellen, zielen die einzigen in Betracht gezogenen Maßnahmen darauf, einmal mehr die Sozialbeiträge der Arbeitgeberschaft zu verringern, und die Sozialleistungen zu beschneiden, auf die die Ärmsten ein Anrecht haben.
Während die Ausbeutung des Südens durch den Norden dringend in Frage gestellt werden muß, ist der neue Premierminister lediglich ein offenkundiger Abschieber, der sich rühmt, mehr auszuweisen als seine Vorgänger Besson oder Hortefeux.
Während wir Sexarbeiter/-innen uns sehr oft in einer unsicheren Lage befinden und Mittel zum Kampf gegen die Prekarität verlangen, verspricht diese Regierung nur, uns noch mehr Unterdrückung aufzuerlegen, und Maßnahmen, die noch mehr Gefahr bedeuten werden für Personen, die zu ihrem Unterhalt sexuelle Dienstleistungen verkaufen.
Auf dem Gebiet der Prostitution besteht der einzige folgerichtige Kampf darin, für die Rechte der Sexarbeiter/-innen zu kämpfen: Infolgedessen erscheint die Unterdrückung der Sexarbeit, die von Teilen der Linken und manchen "Feministinnen" unterstützt wird, als ein Werkzeug des patriarchalischen und rassistischen Kapitalismus.
Weil gegenüber den zahlreichen Bedrohungen, manche davon bereits umgesetzt, die diese Regierung auf den Sexarbeiter/-innen lasten läßt und die allen Arten von Ausbeutern, seien es Bosse oder Zuhälter, in die Hände spielen, es heute dringendst notwendig ist, eine geeinte Opposition der am stärksten mißhandelten Arbeiter/-innen zu zeigen, ruft der STRASS alle Sexarbeiter/-innen und ihre Unterstützer/-innen zur Demonstration am 1. Mai auf:
Donnerstag, 1. Mai, 14h30 Ecke place de la Bastille / rue de la Roquette [in Paris].
Dieser Aufruf darf gerne so weit wie möglich verbreitet werden.
Volltext:
Le 1er mai est la journée de touTEs les travailleurSEs, et donc des travailleurSEs du sexe
Le nouveau gouvernement Valls a déjà annoncé plusieurs mesures qui n’auront pour conséquence que de toujours plus précariser les travailleurSEs, et au-delà, touTEs celles et ceux qui sont exploitéEs d’une manière ou d’une autre.
Alors que les femmes, les jeunes, les LGBTI, les étudiantEs, les immigréEs et les sans-papiers, sont davantage frappéEs par la rigueur économique, alors qu’il est impératif de remettre en cause les politiques d’austérité, et le désengagement de l’Etat de ses missions de service public, les seules mesures envisagées visent une fois de plus à alléger les cotisations patronales, et à rogner sur les prestations sociales dont bénéficient les plus pauvres.
Alors qu’il est urgent de remettre en cause l’exploitation du Sud par le Nord, le nouveau premier ministre n’est autre qu’un expulseur patenté, qui se vante de faire mieux, en matière de reconduites à la frontière, que ses prédécesseurs Besson ou Hortefeux.
Alors que nous, travailleurSEs du sexe, sommes bien souvent dans une situation déjà fragile, et que nous demandons des moyens afin de lutter contre la précarité, ce gouvernement ne promet que de nous imposer davantage de répression, et de mesures qui mettront toujours plus en danger les personnes qui subviennent à leurs besoins en vendant des services sexuels.
En matière de prostitution, la seule lutte cohérente à mener est celle en faveur des droits des travailleurSEs du sexe : dès lors, la répression du travail du sexe, soutenue par une partie de la gauche et par certaines « féministes », apparaît comme un outil du capitalisme patriarcal et raciste.
Parce que face aux nombreuses menaces, pour certaines déjà mises à exécution, que ce gouvernement fait peser sur les travailleurSEs, et qui font le jeu des exploiteurs en tout genre, patrons comme proxos, il est aujourd’hui plus que nécessaire de montrer une opposition unitaire des travailleurSEs les plus malmenéEs, le STRASS appelle à la manifestation du 1er mai, et donne RDV aux travailleurSEs du sexe et à leurs alliéEs
Jeudi 1er mai, 14h30 angle place de la Bastille / rue de la Roquette.
Übersetzung:
Der 1. Mai ist der Tag aller Arbeiter/-innen, also der Tag der Sexarbeiter/-innen
Die neue Regierung Valls hat bereits mehrere Maßnahmen angekündigt, deren einzige Folge sein wird, die Arbeiter/-innen, und darüber hinaus alle diejenigen, die auf die eine oder andere Weise ausgebeutet werden, stärker zu prekarisieren.
Während Frauen, Jugendliche, LGBTI-Personen, Studenten/-innen und illegale Einwanderer/-innen stärker von wirtschaftlichen Sparmaßnahmen betroffen sind, während es zwingend notwendig ist, die Sparpolitik und den Rückzug des Staates aus seinen öffentlichen Aufgaben in Frage zu stellen, zielen die einzigen in Betracht gezogenen Maßnahmen darauf, einmal mehr die Sozialbeiträge der Arbeitgeberschaft zu verringern, und die Sozialleistungen zu beschneiden, auf die die Ärmsten ein Anrecht haben.
Während die Ausbeutung des Südens durch den Norden dringend in Frage gestellt werden muß, ist der neue Premierminister lediglich ein offenkundiger Abschieber, der sich rühmt, mehr auszuweisen als seine Vorgänger Besson oder Hortefeux.
Während wir Sexarbeiter/-innen uns sehr oft in einer unsicheren Lage befinden und Mittel zum Kampf gegen die Prekarität verlangen, verspricht diese Regierung nur, uns noch mehr Unterdrückung aufzuerlegen, und Maßnahmen, die noch mehr Gefahr bedeuten werden für Personen, die zu ihrem Unterhalt sexuelle Dienstleistungen verkaufen.
Auf dem Gebiet der Prostitution besteht der einzige folgerichtige Kampf darin, für die Rechte der Sexarbeiter/-innen zu kämpfen: Infolgedessen erscheint die Unterdrückung der Sexarbeit, die von Teilen der Linken und manchen "Feministinnen" unterstützt wird, als ein Werkzeug des patriarchalischen und rassistischen Kapitalismus.
Weil gegenüber den zahlreichen Bedrohungen, manche davon bereits umgesetzt, die diese Regierung auf den Sexarbeiter/-innen lasten läßt und die allen Arten von Ausbeutern, seien es Bosse oder Zuhälter, in die Hände spielen, es heute dringendst notwendig ist, eine geeinte Opposition der am stärksten mißhandelten Arbeiter/-innen zu zeigen, ruft der STRASS alle Sexarbeiter/-innen und ihre Unterstützer/-innen zur Demonstration am 1. Mai auf:
Donnerstag, 1. Mai, 14h30 Ecke place de la Bastille / rue de la Roquette [in Paris].
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Ein wichtiger Artikel von Thierry Schaffauser gegen die politische Ausschlachtung durch französische Sexarbeitsgegnerinnen der Entführung nigerianischer Schulmädchen durch die islamische Sekte Boko Haram: http://leplus.nouvelobs.com/contributio ... raite.html
Kurz gefaßt: Diese Entführung hat, trotz gegenteiliger Behauptungen von Sexarbeitsgegnerinnen, nicht das geringste mit den in Frankreich arbeitenden nigerianischen Sexarbeiterinnen zu tun. Deren Altersdurchschnitt liegt weit über dem von Schulmädchen. Und sie sollten, sofern sie tatsächlich Menschenhandel erfahren (was durchaus nicht bei allen der Fall ist), endlich wirklich vor Ausbeutung beschützt werden, z.B. indem man ihnen ein dauerhaftes Bleibe- und Arbeitsrecht in Frankreich zuspricht.
Kurz gefaßt: Diese Entführung hat, trotz gegenteiliger Behauptungen von Sexarbeitsgegnerinnen, nicht das geringste mit den in Frankreich arbeitenden nigerianischen Sexarbeiterinnen zu tun. Deren Altersdurchschnitt liegt weit über dem von Schulmädchen. Und sie sollten, sofern sie tatsächlich Menschenhandel erfahren (was durchaus nicht bei allen der Fall ist), endlich wirklich vor Ausbeutung beschützt werden, z.B. indem man ihnen ein dauerhaftes Bleibe- und Arbeitsrecht in Frankreich zuspricht.
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Die französische Nationale Beratende Kommission für Menschenrechte (CNCDH) spricht sich in einer solide argumentierten Stellungnahme gegen Bestrafung der Kunden von Sexarbeitern/-innen aus: http://www.metronews.fr/info/prostituti ... HoAsYxhi8/
Diese Kommission hat zwar nur eine beratende Funktion, gilt in Frankreich aber als eine Autorität von beträchtlichem politischem Gewicht. Französische Regierungen nehmen ihre Stellungnahmen in der Regel sehr ernst.
Diese Kommission hat zwar nur eine beratende Funktion, gilt in Frankreich aber als eine Autorität von beträchtlichem politischem Gewicht. Französische Regierungen nehmen ihre Stellungnahmen in der Regel sehr ernst.
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Die GISTI, eine französische Organisation die für die Rechte von Migranten/-innen eintritt, fordert in einem Manifest ein bedingungsloses zehnjähriges Bleiberecht für alle: http://www.gisti.org/spip.php?article4636 . Die französische Sexarbeiter/-innengewerkschaft STRASS unterstützt diese Initiative.
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Und so geht's, wenn eine Handvoll französischer Sexarbeitsgegnerinnen den französischen Senat unter Druck setzen wollen um endlich ihr geliebtes Prohibitionsgesetz durchzupeitschen: es gibt eine Gegendemonstration von Feministinnen und Sexarbeiterinnen, und beide Guppen stehen sich vor dem Senatsgebäude gegenüber. URL: .
Skandierte Slogans der Gegendemonstrantinnen: "Bestrafte Kunden = ermordete Huren, Abolitionistinnen = Komplizinnen", "Freie Rede für die Sexarbeiterinnen", "Abolitionistinnen, Prohibitionistinnen, ihr seid keine Feministinnen, ihr arbeitet für die Männer, den Staat und die Polizei", "Die Polizei zu schicken ist kein Feminismus", "Das Blut der Huren ist auf euren Händen, ihr seid Mörderinnen". Das sollte in anderen Ländern auch mal so laut und deutlich gesagt werden.
Skandierte Slogans der Gegendemonstrantinnen: "Bestrafte Kunden = ermordete Huren, Abolitionistinnen = Komplizinnen", "Freie Rede für die Sexarbeiterinnen", "Abolitionistinnen, Prohibitionistinnen, ihr seid keine Feministinnen, ihr arbeitet für die Männer, den Staat und die Polizei", "Die Polizei zu schicken ist kein Feminismus", "Das Blut der Huren ist auf euren Händen, ihr seid Mörderinnen". Das sollte in anderen Ländern auch mal so laut und deutlich gesagt werden.
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Hier ein Kommentar zweier hochqualifizierter Juristinnen dazu (die eine ist eine der bestangesehenen Rechtsanwältinnen Frankreichs in Diskriminierungsangelegenheiten, die andere Vizepräsidentin des Pariser Oberlandesgerichts): http://lespritdeslois.blogs.liberation. ... me-pr.html . Sie sind exakt der Meinung der CNCDH, und der Sexarbeiter/-innen, nämlich daß dieser Gesetzentwurf unanwendbar und kontraproduktiv für den Schutz der Sexarbeiter/-innen ist.Doris67 hat geschrieben:Die französische Nationale Beratende Kommission für Menschenrechte (CNCDH) spricht sich in einer solide argumentierten Stellungnahme gegen Bestrafung der Kunden von Sexarbeitern/-innen aus: http://www.metronews.fr/info/prostituti ... HoAsYxhi8/
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Das sind wirklich sehr wichtige und sehr gut geschriebene Dokumente!
Das neue Europaparlament wird hoffentlich sich mit den für Europa wichtigen Fragen befassen und die Antiprostitutionsresolution liegen lassen. Kennt eigentlich jemand die Position des Front National in dieser Frage?
Die gebeutelte Regierung Hollande sollte sich auch auf das Wesentliche konzentrieren und sich nicht unnötig einen weiteren Konfliktherd schaffen.
Das neue Europaparlament wird hoffentlich sich mit den für Europa wichtigen Fragen befassen und die Antiprostitutionsresolution liegen lassen. Kennt eigentlich jemand die Position des Front National in dieser Frage?
Die gebeutelte Regierung Hollande sollte sich auch auf das Wesentliche konzentrieren und sich nicht unnötig einen weiteren Konfliktherd schaffen.
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friederike: Ich würde nicht auf die EU zählen, die wird in letzter Zeit eher noch prohibitionistischer als sie es (u.a. auf Betreiben Schwedens) seit ca. zehn Jahren sowieso schon ist (und infiltriert damit auch zunehmend den Europarat). Und der Front National ist ein Fähnchen im Wind, das sich je nach populistischer Opportunität verhält, und zudem ein Verfechter des Polizei- und Überwachungsstaats sowie ausländerfeindlicher Politik. Von dem ist also auch nur negatives für uns erwarten.
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http://lespritdeslois.blogs.liberation. ... me-pr.html
'http://lespritdeslois.blogs.liberation. ... me-pr.html'
'http://www.metronews.fr/info/prostituti ... HoAsYxhi8/'
"Position des Front National in dieser Frage" Nachdem der MigrantInnen Anteil so hoch sein soll wie in Deutschland, lieber heute als morgen... Unter Facebook/strassenstrichsaar betreibt die NPD übelste Hetze.
'http://lespritdeslois.blogs.liberation. ... me-pr.html'
'http://www.metronews.fr/info/prostituti ... HoAsYxhi8/'
"Position des Front National in dieser Frage" Nachdem der MigrantInnen Anteil so hoch sein soll wie in Deutschland, lieber heute als morgen... Unter Facebook/strassenstrichsaar betreibt die NPD übelste Hetze.
Zuletzt geändert von floggy am 01.06.2014, 20:28, insgesamt 1-mal geändert.