Länderberichte FRANKREICH:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Depesche der AFP (Agence France Presse) vom 27. November 2013 21h24 (ich übersetze; in eckigen Klammern füge ich Erklärungen für Nichtfranzosen ein, damit der Text verständlich und interpretierbar wird):


Prostitution: 68% der Franzosen gegen die Bestrafung

Zwei von drei Franzosen (68%) sind gegen die strafrechtliche Verurteilung der Kunden von Prostituierten, nach einer Mittwoch veröffentlichten Umfrage von CSA [ein Meinungsforschungsunternehmen] für BFMTV [ein, rechter, Privatfernsehsender].

Nur 32% der Befragten sagen sie seien "eher für" (23%) oder "völlig für" (9%) strafrechtliche Verurteilung der Kunden von Prostituierten.

Umgekehrt sind 29% "völlig dagegen" und 39% "eher dagegen". Männer (79%) sind viel mehr gegen diesen Vorschlag als Frauen (58%). Ältere (über 65 Jahren) sind ebenfalls viel ablehnender (82%) als 18-24jährige (44%).

Sympathisanten der Sozialistischen Partei sind sehr geteilter Meinung (45% dafür, 55% dagegen), Sympathisanten anderer Parteien sind viel mehr gegen die Kundenbestrafung: 81% bei den Grünen, 79% beim Front National [rechtsextrem], 75% bei der UDI [rechtsliberalistisch], 72% bei der Linksfront [sozialdemokratisch], 71% bei der UMP [stramm rechts, Sarkozys Partei], und 67% beim Modem [ebenfalls rechtsliberalistisch].

Arbeiter sind zu 79% dagegen, wohingegen leitende Angestellte und Freiberufler zu 53% dagegen sind [ich finde dieses Klassengefälle hochinteressant: man sieht, wer sich mit der Materie auskennt und wer nicht]. Die Provinz [= alles was außerhalb der Region Paris liegt] ist ebenfalls leicht mehr dagegen (69%) als die Ile-de-France [= Region Paris] (63%).
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Ein hochinteressantes Video von Médecins du Monde (Ärzte der Welt, eine sehr seriöse und respektierte NGO, die unter anderem sich speziell um migrante Sexarbeiterinnen kümmert): . Leider nur im (spanischen, chinesischen und englischen) O-Ton mit französischen Untertiteln.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

          Bild
Doris67 hat geschrieben:Ältere (über 65 Jahren) sind ebenfalls viel ablehnender (82%) als 18-24jährige (44%).
Hast Du eine Idee, warum die Ablehnung unter den Jüngeren so gering ist?

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Fragender: Die Jüngeren sind wahrscheinlich schon hirngewaschen, während sich die älteren noch an vergangene Freiheiten erinnern. Der reaktionäre rollback läuft ja nicht erst seit neuestem, sondern seit mindestens zehn Jahren (und zwar weltweit). Ich sehe seit ein paar Jahren öfters mal die heutige Jugend aus der Nähe und habe nichts anderes erwartet.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

NSWP Statement: Proposals to Criminalise the Purchase of Sex in France


French lawmakers will vote on Wednesday (4th December) whether to implement a law that penalises the clients of sex workers. Legislators are proposing sanctions, including incremental fines and ultimately up to 6 months in prison for repeat ‘offenders’. ...


"There is no conclusive evidence to suggest that legal measures criminalising clients eliminate or significantly reduce sex work. The available evidence suggests instead that such measures increase repression, violence and discrimination against sex workers."


www.nswp.org/news-story/nswp-statement- ... sex-france

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7440
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von fraences »

Diskussion um neues Prostitutionsgesetz in Frankreich.

www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/ ... m-29112013

Ab ca. der 5. Minute.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7440
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von fraences »

Paris sagt Freiern den Kampf an
Von AXEL VEIEL

Prostituierte warten im Pariser Stadtwald Bois de Boulogne auf Kunden. Wie lange noch? Die Regierung will Prostitution verbieten.
Die Nationalversammlung in Frankreich verabschiedet ein Gesetz zur Abschaffung der Prostitution. Verbände äußern Kritik an dem Vorhaben und befürchten, dass die Prostituierten in der Illegalität noch schlechter behandelt werden.

PARIS –
Jahrelang haben die Franzosen darüber debattiert. Jetzt geht es zur Sache. Am Freitag soll der Gesetzentwurf „zur Abschaffung der Prostitution“ in die Nationalversammlung eingebracht, am nächsten Mittwoch soll er schon verabschiedet werden. Sozialistische Regierung und rechtsbürgerliche Opposition ziehen an einem Strang. Um dem angeblich ältesten Gewerbe der Welt den Garaus zu machen, bietet der Staat Prostituierten Ausstiegs- und Umschulungshilfen an sowie Wohnraum. Ausländerinnen sollen eine sechsmonatige Aufenthaltserlaubnis erhalten. Vor allem aber droht der Staat Freiern mit der Keule des Strafrechts.


In Kürze wird Prostitution in Frankreich wohl strafbar sein. Die französische Linken-Abgeordnete Danielle Simonnet (Mi.) sieht das als Erfolg. Sie ist Teil einer Koalition... ... aus Linken und Konservativen, die dem ältesten Gewerbe der Welt den Kampf angesagt haben. In Frankreich findet ein Großteil der Prostitution auf der Straße statt, ...

Sie kommen zwar nicht ins Gefängnis, wie dies die Sozialistin Maud Olivier zunächst gefordert hatte, müssen künftig aber 1500 Euro Geldstrafe zahlen. Im Wiederholungsfall ist das Doppelte fällig. Auch haben Kunden einer Prostituierten ein Praktikum zu absolvieren, das ihnen das Elend des Gewerbes vor Augen führt.

In Filmen wie „Irma la Douce“ mögen romantisch verklärte Bilder französischer Freudenmädchen um die Welt gegangen sein, die Wirklichkeit der Prostitution sieht nach Überzeugung der Befürworter der Gesetzesnovelle anders aus. „Mit dem Erwerb sexueller Dienstleistungen tut man Frauen, die in Frankreich 85 Prozent der Prostituierten stellen, Gewalt an“, versichert Olivier. Ehemalige Prostituierte haben zu Protokoll gegeben, wie trist es im Alltag französischer Prostituierter aussieht, die Menschenhändlern und Zuhälterbanden ausgeliefert sind.

Trotzdem befürchten nicht wenige Abgeordnete, vor allem unter den Sozialisten, dass die Strafrechtsdrohung dazu führe, dass Prostituierte ihre Kunden künftig an noch dunklerem, noch abgelegenerem Ort zu treffen hätten, der Gewalt und Willkür von Menschenhändlern und Zuhältern noch mehr ausgeliefert seien.

„Manifest der Dreckskerle“
Derartige Zweifel zu artikulieren, gilt politisch freilich als nicht korrekt. Wer ein „Gesetz zur Abschaffung der Prostitution“ kritisiert, setzt sich dem Verdacht aus, sie fördern, gar in Anspruch nehmen zu wollen. Frankreichs Abgeordnete wollen dieses Risiko im Vorfeld der Kommunalwahlen nicht eingehen.

Künstler und Intellektuelle tun sich mit der Kritik da schon leichter. Die Schauspielerin Catherine Deneuve und der Sänger Charles Aznavour haben offen eingeräumt, dass sie von Strafen für Freier oder Huren nichts halten. Angeführt vom Schriftsteller Frédéric Beigbeder haben Prominente ein „Manifest der 343 Dreckskerle“ unterzeichnet. „Hände weg von meiner Hure“, lautet ihr Schlachtruf.

Prostituiertenverbände üben nicht minder heftige Kritik. Morgane Merteuil, Vorsitzende des „Verbands für Sexuelle Arbeit“, wirft den Politikern vor, einen „Krieg gegen die Huren“ angezettelt zu haben. Anstatt gegen die Armut vorzugehen, die Frauen in die Prostitution trieben, entzögen die Politiker ihnen die Lebensgrundlage, zwängen sie zu noch mehr Heimlichkeit, trieben sie noch mehr an den Rand der Gesellschaft.

www.fr-online.de/panorama/prostitution- ... 53002.html

Über den parteiübergreifenden Gesetzentwurf soll am nächsten Mittwoch in der Nationalversammlung abgestimmt werden. Die Zustimmung gilt als sicher, Befürworter und Gegner des Entwurfs sind in allen Parteien vertreten. Doch nur die Grünen und einige Konservative wollen die Bestrafung von Freiern wieder streichen. Der Text geht dann zu Beratungen in den Senat.

www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/39 ... rafen.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Melanie_NRW »

"Danke an die blöden Franzosen!"
Saarbrücken fürchtet Sex-Touristen

Von Jens Twiehaus

In Frankreich berät das Parlament über ein scharfes Gesetz gegen Prostitution. Mit Spannung wird das in Saarbrücken verfolgt. Schon jetzt kommen zahlreiche Franzosen über die Grenze, denn Deutschland ist Sex-Paradies. Nun fürchtet die Stadt, überrollt zu werden.

Jürgen Rudloff wird in Saarbrücken nicht mit offenen Armen empfangen. Rund 4,5 Millionen Euro investiert der Stuttgarter Unternehmer im Stadtteil Burbach - eigentlich eine tolle Nachricht, wäre Rudloffs Geschäft nur nicht so umstritten. Den "Bordell-König" nennen sie den braungebrannten Mann auch. Mit dem Saarbrücker Bau will sich der König ein weiteres Diadem aufsetzen: 4500 Quadratmeter groß soll der Sex-Tempel werden, den Rudloff im Februar eröffnen möchte. Mit seinem Geschäft will er von der Nähe zu Frankreich profitieren. Vor allem französische Männer sollen sich in dem unscheinbaren und von Bäumen umgebenen Bau stundenweise Frauen kaufen können.

Jürgen Rudloff betreibt schon mehrere Großbordelle. In Saarbrücken will er die Nähe zu Frankreich ausnutzen.

Jürgen Rudloff betreibt schon mehrere Großbordelle. In Saarbrücken will er die Nähe zu Frankreich ausnutzen.
(Foto: imago stock&people)
Anders als in Deutschland ist Rudloffs Geschäftsfeld in Frankreich nicht nur verpönt, sondern Bordelle auch seit 1946 verboten. Während derzeit Prostituierte für das Anwerben von Freiern bestraft werden, soll sich der Spieß bald umdrehen. Einige französische Politiker fordern, künftig die Kunden der Liebesdamen zur Kasse zu bitten. Am heutigen Freitag beginnen in der Nationalversammlung die Beratungen über ein entsprechendes Gesetz.

1500 Euro Strafe soll der Kauf von Sex bald kosten, 3000 Euro die Wiederholungstat - sofern das Gesetz denn durchkommt. Haben die Befürworter Erfolg, steht Saarbrücken womöglich ein Ansturm von Sex-Touristen bevor. Das Saarland droht zur heißesten Adresse für Puff-Gänger zu werden. Die französische Grenze ist gleich nebenan, von der Stadt Metz sind es 70 Kilometer bis nach Saarbrücken, von Nancy aus 120.

"Für uns ist das eine Bingo-Karte"

Im Vergleich zu Frankreich ist Deutschland ultraliberal in Sachen Prostitution. Das Geschäft mit dem Sex boomt: Mindestens eine Million Männer lassen sich jeden Tag von 400.000 Sexarbeiterinnen bedienen, heißt es immer wieder. Eindeutige Zahlen gibt es nicht. Das Statistische Bundesamt beziffert den Umsatz im deutschen Rotlicht-Gewerbe auf jährlich 14 Milliarden Euro. Bordellbetreiber Rudloff nimmt sich ein Stück vom Kuchen. Sein kleines Imperium umfasst mittlerweile "Wellness-Oasen" mit dem gewissen Extra in Stuttgart, Frankfurt, Graz und Salzburg, neben Saarbrücken werden Sylt und das österreichische Villach folgen. Für München, Hamburg und Köln/Düsseldorf gibt es Pläne, wie Rudloffs Marketing-Chef Michael Beretin n-tv.de sagt.


Beretin hofft, dass das französische Anti-Prostitutions-Gesetz durchkommt und Tausende liebeshungrige Franzosen über die Grenze strömen. "Für uns ist das eine Bingo-Karte", jubiliert er. "Danke an die blöden Franzosen!" Nach Beretins Darstellung sind er und Rudloff sehr willkommen in der saarländischen Hauptstadt. Schließlich würden sie den käuflichen Sex von der Straße holen. Obwohl ein Sprecher der Stadt mittlerweile von einem "unerträglichen Maß" an Prostitution spricht, sei das Großbordell willkommen, behaupten die Erotik-Unternehmer. "Wir haben ein super Verhältnis zur Oberbürgermeisterin, Frau Britz. Sie kann aber als SPD-Frau nicht offen sagen: 'Wie schön, dass ihr kommt.'"

Die Stadt wiederum sieht das ein bisschen anders. Zur angeblichen Freude in Saarbrücken sagt Rechtsdezernent Jürgen Wohlfarth: "Das ist die Darstellung der Betreiber. Froh ist hier keiner." Nur leider sei es so, dass Rudloff einen Rechtsanspruch besitzt. Sein Bordell ist ein Gewerbebetrieb - und rein formell gibt es keinen Grund, diesen zu verbieten. Denn anders als in Frankreich ist die Prostitution hierzulande völlig legal.

Die Freier wollen es immer billiger

Beretin verspricht vollmundig ein sicheres, hygienisches und sauberes Haus, Steuereinnahmen und keine Belästigungen für Anwohner, weil das neue Sex-Paradies in einem Gewerbegebiet liege. Auch die Damen seien sicher: "Jede Frau wird datentechnisch komplett erfasst. Wir haben auch einen engen Kontakt zur Polizei." Auch wenn die Frauen nicht angestellt würden, sondern als Gäste gelten, verlange das Bordell regelmäßige Nachweise vom Gynäkologen.

Barbara Filipak glaubt hingegen nicht, dass sich am Problem der Straßenprostitution etwas ändern wird. Die Mitarbeiterin der Prostituierten-Beratung Aldona meint: "Es gibt ja schon jetzt viele Bordelle in der Nähe. Und die Frauen, die auf der Straße arbeiten sind nicht diejenigen, die dann zu Herrn Rudloff gehen." Auf den Straßen stünden zumeist Bulgarinnen und Rumäninnen. "Viele sind Analphabetinnen oder haben gerade mal drei Schulklassen absolviert", erzählt Filipak. Etwa 800 bis 1000 Liebesdamen vermutet sie schon heute in Saarbrücken. Die Frauen arbeiteten unter härtesten Bedingungen: "Die Freier wollen immer weniger zahlen, immer häufiger Sex ohne Kondom und verlangen immer häufiger Praktiken, von denen die Frauen vorher noch nie etwas gehört haben."

Zu dem geplanten Anti-Prostitution-Gesetz in Frankreich hat die Beraterin ein gespaltenes Verhältnis. Es werde wohl nicht dabei helfen, das Geschäft mit dem käuflichen Sex einzuschränken, glaubt sie. Jedoch sei zu hoffen, dass sich die Franzosen an den Schweden orientieren. Dort sei das Verbot der Prostitution auch verbunden mit Aufklärung in Schulen. "Jungs lernen schon früh, dass man keiner Frau für Sex Geld anbieten darf. Hier in Deutschland ist die Prostitution aber mittlerweile gesellschaftsfähig geworden."

"Dreckskerle" fordern: "Finger weg von meiner Hure"

Den französischen Politikern ist es zuallererst ernst mit dem strikten Verbot käuflicher Liebesdienste. Sozialistische Abgeordnete und die französische Frauenrechtsministerin Najat Vallaud-Belkacem nennen ihre Initiative "Gesetz zur Verstärkung des Kampfs gegen das System Prostitution". Die Meinungen sind quer durch alle politischen Lager gespalten, viele lehnen das Gesetz ab. "Prostituierte sind Opfer", sagt dennoch ganz entschlossen die Abgeordnete Maud Olivier, die den Gesetzentwurf maßgeblich vorantreibt. Sie will Freier unter anderem zu sozialer Arbeit verdonnern und sie über das "entwürdigende Frauenbild" aufklären, was durch die Prostitution verbreitet werde.

Vor der Verschärfung des Gesetzes warnt auch die Prostituierten-Gewerkschaft "Strass". Sie und viele andere Sozialarbeiter fürchten, dass die Prostitution noch stärker völlig verborgen stattfindet. Diese Arbeit fern der staatlichen Kontrolle tue sei eine große Gefahr für die Prostituierten.

http://www.n-tv.de/panorama/Saarbruecke ... 24111.html

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7440
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Interessant das die Frau Britz in den Medien gegen das Großbordell von Rudloff sich ausspricht. Wer weiß, was hinter verschlossenen Türen wirklich besprochen wird.

Wäre ja nicht, das erste Mal, das Großbordeliers ihr Monopol sichern. Kennt man genug aus anderen Kommunen und aus der Geschichte.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

froggy
aufstrebend
aufstrebend
Beiträge: 27
Registriert: 15.11.2013, 04:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von froggy »

Das frz. Parlament hat alles per Handabstimmung durchgewunken.

Wichtigste Änderungen sind:
1. Das anwerben von Kunden ist künftig für SW straffrei.

2. Kunden die SW in Anspruch nehmen werden, wenn sie erwischt werden mit 1.500 € bestraft. Im Wiederholungsfall beträgt die Strafe nun 3.750 €.

Als Alternative oder Ergänzung zur Geldstrafe können auch Kurse zur „Sensibilisierung“ der Kunden angeordnet werden.

3. Die Abgeordneten stimmten außerdem für Unterstützungsmaßnahmen für Frauen, die die Prostitution verlassen wollen. Dafür sollen jährlich 20 Millionen Euro bereitgestellt werden. Ausländische Prostituierte, die die Unterstützung in Anspruch nehmen, erhalten gemäß dem neuen Gesetz eine sechsmonatige Aufenthaltserlaubnis, die erneuert werden kann.

Am kommenden Mittwoch muß das Gesetz noch im Senat abgestimmt werden.

Quelle
http://www.tt.com/home/7550324-91/franz ... kunden.csp

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

froggy : Nein, das Gesetz ist NICHT verabschiedet, es sind gestern lediglich einzelne Artikel debattiert und angenommen worden. Die Abstimmung über das gesamte Gesetz wird am Mittwoch dem 4.12. in der _Nationalversammlung_ stattfinden. Zu lesen z.B. hier : http://www.liberation.fr/societe/2013/1 ... tes_963049 . _Danach_ erst wird das Gesetz dem Senat vorgelegt werden (und könnte dort durchaus abgelehnt werden, und danach monatelang im Ausschüssen neu verhandelt werden). Das darfst du deiner Quelle auch gerne mitteilen.

(Es ist wirklich zum K*tzen, wie schlecht informiert die deutschsprachige Presse ist, oder sich gibt.)
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Melanie:

Sollte es zu solch grenzübergreifenden Verdrängungseffekten kommen (woran ich zweifle, jedenfalls in solchen fantasierten Dimensionen), dann werden diese eine Argumentation für _europaweite_ Kundenbestrafung liefern. Was den Prohibitionisten gut in den Kram passen wird. Es ist wie mit Videoüberwachung: entweder muß sie überall stattfinden oder nirgends, sonst bringt sie, polizeilich gesehen, gar nichts.

Willkommen im totalen Überwachungsstaat! Demnächst auch bei euch daheim...
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Melanie_NRW »

Ja, deswegen hatte ich den Artikel ja hier gepostet... es ist unglaublich wie dumm diese "besseren Herren" doch sind.
Es sei denn, sie glauben wirklich, so auf eine Art Kasernierung hinzuarbeiten und dann als einzige "staatlich überwachte Bordelle" führen zu können und jede andere Form der Prostitution und sonstige Betriebsstätten zu verdrängen.

Daran glaube ich aber nicht, das der Staat sich auf sowas einlässt, eher wird hier auch die totale Freierbestrafung eingeführt und dann schauen die mit ihren investierten Millionen blöd aus der Wäsche.

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Arum »

@Doris,

Gibt es Gründe zur Annahme, dass das Gesetz am Senat scheitern könnte?

Weiterhin denke ich, es dürfte den Prohibitionisten egal sein, ob es bei grenzübergreifenden Verdrängungseffekten nun um Tatsachen oder Fantasien geht. Die leben eh schon in einer Fantasie-, sprich: Alptraumwelt. Oder gar, die geniessen ihre schlimmsten Fantasien. Sie sind die Perversen.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Arum: Ja, solche Gründe gibt es, ziemlich viele Senatoren haben sich soweit sehr ablehnend zu diesem Gesetz geäußert, z.B. hier: http://www.lemonde.fr/idees/article/201 ... _3232.html

Was die Fantasien der Prohibitionisten angeht: Klar, aber Fakten, die ihre Fantasien bestätigen fehlen ihnen gerade noch in ihrer Sammlung.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Melanie: Yups. Nur werden die Herren Investoren in jedem Fall weich fallen, im Gegensatz zu uns Huren.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Jupiter
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 893
Registriert: 13.08.2010, 09:30
Wohnort: Südbaden
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Jupiter »

Grenzüberschreitende Auswirkungen sind jetzt schon seit mehreren Jahren da.
So wie im Bereich Strasbourg / Kehl - Offenburg - Baden-Beden
gibt es dies sicher auch im Bereich Saarbrücken.

Aber die genannte Größenordnung möchte ich auch bezweifeln.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Positivbetrachtung: Straffreiheit für Sexworker

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Prostitution ist in Frankreich legal.
Allerdings drohen Frauen bisher bis zu 2 Monate Haft oder 3.750 Euro Strafe, wenn sie potenzielle Freier aktiv anwerben.
Diese Bestimmung soll nun wegfallen."
www.srf.ch/news/international/bussen-fu ... ste-huerde


Was wissen wir über die Kriminalstatistik?
Wie oft wurden diese Strafen in den Jahren exekutiert?
Wieviel hat der Staat von Sexworkern kassiert?

Hier die Vergleichszahlen

(in: www.bit.ly/sexworkatlas ...langsam ladendes Google doc)



P.S. Liebe @Doris, danke für dein mutiges Fernsehinterview für die deutschen Fernseh-Nachrichten.

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Ein ausgezeichneter Artikel (von einer französischen Feministin), der den Nagel dieses fremden- und hurenfeindlichen Gesetzes perfekt auf den Kopf trifft: http://www.crepegeorgette.com/2013/11/3 ... us-traite/ (leider hab ich im Augenblick unmöglich die Zeit, ihn zu übersetzen)
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von Klaus Fricke »

Guten Abend,

welche Haltung der Deutschlandfunk als Stichwortgeber für die akademisch-politische Vorbeterschaft bevorzugt verbreitet, ist diesem Kommentar von Frau Ursula Welter zu entnehmen. Der Deutschlandfunk "glänzt" bisher leider mit AntiSexWork Berichten und fundamentalistischem Femminismus:

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/drad ... 8308c8.mp3
http://www.deutschlandfunk.de/frankreic ... _id=270664

Auszüge:

Französisches ProstG keine verzichtbare Regelung sondern aller Ehren wert - Wer die Dienste von Sexarbeitenden in Anspruch nimmt speist mit seinem Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit die organisierte Kriminalität, die Körper junger Frauen würden mit dem und für das Mafiageld geschunden - Das Gesetz legt die Finger in diese Wunde - Natürlich müssen Sexarbeitende auf der Grundlage dieses Gesetzes höhere Risiken in kauf nehmen - Das macht aber nichts, es gibt als Alternative (zur Kriminalisierung, Verelendung und Vulnerabilisierung) staatlich subventionierte Ausstiegsprogramme - Begrenzte Aufenthaltserlaubnisse für Drittstaaten SW werden angeboten - Das Bild der Prostitution wird immer noch (von den französischen Grünen) romantisch verklärt - Es geht hier nicht um Freiheit der Sexualität sondern um junge Chinesinnen ... deren Körper verkauft wird - Frankreich hat sich entschieden, eine Gesellschaft in der Frauenkörper verkauft werden, ist nicht erwünscht.

- Das dabei die Grundrechte auf freien Entfaltung der Persönlichkeit, Schutz der Privat- und Intimsphäre, freie Berufswahl, freie sexuelle Orientierung und sexuelle Selbstbestimmung von freiwillig in diesem Wirtschaftszweig tätigen Menschen massiv ausgehöhlt werden und deren ökonomische Existenz vernichtet wird, mithin Verfassungsgrundsätze, die auch Sexarbeitenden zubilligen, Träger menschlicher Würde zu sein, ausser Kraft gesetzt werden und wir damit auf dem direkten Weg zurück in die barbarische Zeiten sind, in denen die Majorisierung von Minoritäten antidemokratisch-antizivilisatorisches Staatsziel war, ist nicht erwähnens- oder differenziert betrachtenswert.
- Das so in diktatorischer Manier das Begehren nur sein darf, wenn es dem entspricht, was als partnerschaftliche Liebe dekreditiert wird, egal.
- Das die Redaktion des Deutschlandfunks kaum differenzierte Beiträge sendet, bedenklich.

Primat der Repression, systematisch krank.
Frau Welter, denken sie auch einmal nach, bevor sie auf den Propagandamodus schalten?

(Diesen Beitrag habe ich natürlich auch an den Deutschlandfunk weitergeleitet.)

Grüße
Klaus

Weitere Sendungen gleicher Grundhaltung auf D-Radio:
http://www.deutschlandradiokultur.de/pr ... _id=270534
http://www.deutschlandradiokultur.de/sc ... _id=268023
http://www.deutschlandradiokultur.de/kr ... _id=231500
http://www.deutschlandfunk.de/hoegl-ver ... _id=269089
http://www.deutschlandradiokultur.de/me ... _id=269726
http://www.deutschlandfunk.de/das-bruta ... _id=265788

und differnzierter, wenn auch seitens des Interviewenden Frank Meyer aus ablehnender Haltung:
http://www.deutschlandradiokultur.de/in ... _id=270434