SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen ProstG

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Nymphe
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Beitrag von Nymphe »

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"ehemaliger User" hat geschrieben:Einflussreiche Gegner für "blöd" zu halten ist, nun ja, unklug.
Weil?

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

...weis ich auch nicht aber unabhängig davon glaube ich Frau Ackerman sogar, daß SIE in ihren Zusammenhängen noch keine freiwillig tätige SW getroffen hat (immerhin war am späten Montag Nachmittag ja eine als Sachverständige geladen oder ist Frau Klee vor den Abgeordneten in lautes Wehklagen ausgebrochen, ob ihres schlimmen Schicksals.....?) .


Kasharius wünscht allen ein schönes WE - trotz alledem, trotz alledem!

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Beitrag von ehemaliger User »

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Nymphe hat geschrieben:          Bild
"ehemaliger User" hat geschrieben:Einflussreiche Gegner für "blöd" zu halten ist, nun ja, unklug.
Weil?
Einfuss eher selten mit Blödheit erreicht worden ist...

Und man/frau dann den betreffenden Gegner sträflicherweise leicht unterschätzt.

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Tilopa
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Tilopa »

...Einigen wir uns auf die Sprachregelung: "Sie ist intelligent, aber nicht klug." :002

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Beitrag von ehemaliger User »

Ich halte sie auch für klug. Vor allem ist sie aber auch zielstrebig und beharrlich, ungeachtet tatsächlicher oder vermeintlicher Rückschläge.

Was ich allen hier mindestens in dem gleichen Maße wünsche, weil das gerade bei religiös/"ethisch" motivierten Gegnern benötigt wird. Neben Intelligenz und Klugheit. Und vor allem Einigkeit und Kompromissfähigkeit (in der Außenwirkung, "intern" = nichtöffentlich ist Köppe einschlagen durchaus auch mitunter in der Sache förderlich, solange man/frau sich dann auch wieder verträgt)

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Zwerg
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Zwerg »

Papst fordert Toleranz in Fragen der Sexualmoral

Franziskus: Kirche soll sich öffnen, nicht nur über Abtreibung, Homo-Ehe reden

Rom - Als Papst Franziskus im Juli auf dem Flug nach Rio de Janeiro zum Thema Homosexualität "Wer bin ich, das zu beurteilen?" gesagt hatte, schlug er bereits völlig neue Töne zu diesem Thema an. Nun hat der Papst klargemacht, dass es ihm mit dem Kurswechsel bei Fragen der Sexualmoral und der gesellschaftlichen Ausrichtung der Kirche gegenüber der Politik seines Vorgängers, Benedikts XVI., ernst ist.

In seinem ersten weitreichenden Interview seit dem Beginn seines Pontifikats, das am Donnerstag in zahlreichen jesuitischen Zeitungen und von Radio Vatikan veröffentlicht werde, ging Franziskus noch viel weiter. Die Kirche dürfe sich nicht mehr ständig mit Fragen der Sexualmoral beschäftigen und müsse sich verschiedenen gesellschaftlichen Schichten viel weiter öffnen als bisher.

http://derstandard.at/1379291422137/Pap ... exualmoral

Irgendwie unverständlich, das gerade jetzt SOLWODI eine Petition ins Netz stellt, welche das Verbot der Prostitution in Deutschland fordert...

Ohne es endlos wiederholen zu wollen: Es sollte dem Dümmsten klar sein, wenn man etwas verbietet und es ist sowohl Angebot als auch Nachfrage vorhanden, so drängt man diese Leute in einen Graubereich - und fördert damit bewusst Menschenhandel und Ausbeutung! Dummheit möchte ich Niemand unterstellen - im Gegenteil, machen mir persönlich die Äußerungen von Solwodi einen sehr "ausgerichteten" Eindruck. Die Frage ist nunmehr: Wenn es nicht Dummheit ist, welche Motivation hat SOLWODI sonst, dass sie offen Menschenhandel fördern wollen.

Menschen die rechtlos sind, kann man ausbeuten! Ein Verbot der Prostitution würde alle SexarbeiterInnen mit einem Schlag entrechten. Wäre es nicht klüger (und mehr im christlichen Sinn), wenn man sich für Rechte von SexarbeiterInnen aussprechen würde.

Wie gesagt: Ich verstehe es nicht!

christian knappik
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Zwerg
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Zwerg »

Ich habe mich bei der Petition von Solwodi ein wenig umgesehen - und auch die Begründungen für die Unterzeichnungen gelesen, welche die Personen dort angeben können,

Gewisse Auffälligkeiten sind da nicht von der Hand zu weisen....

Beispiel:
Weronika Peneshko DEUTSCHLAND

vor etwa 17 Stunden
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Weil ich weiß wie die Solwodi arbeitet, ihnen geht es nicht darum die prostitution abzuschaffen (heißt, auch frauen die das freiwillig machen) sondern nur das, was unter zwang geschieht und die menschliche Würde angreift. Ich bin überzeugt dass das richtig ist.


Wenn dem so sein sollte, dürfte SOLWODI kein generelles Verbot der Prostitution fordern.... Genau das steht in der Petition drin, die Sie gerade Online unterschrieben haben. Und wie sieht es jetzt mit der Überzeugung aus?


Wolfgang-xxxxxxx DEUTSCHLAND

vor etwa 17 Stunden
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Damit Frauen mehr Würde erfahren


Deshalb verlangt man, dass eine Gruppe von Frauen entmündigt wird...?


Annegret Borkowski KEVELAER, DEUTSCHLAND

vor etwa 17 Stunden
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Zwangsarbeit und Ausbeutung von Abhängigen muß verboten werden


Unterschreibe ich sofort! Nur hat dies genauso viel mit Prostitution zu tun, wie jeder andere Job auch?



Kerstin Pfeil DEUTSCHLAND

vor etwa 16 Stunden
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Ich möchte diese Menschen unterstützen, da sie sich nicht selbst wehren können!


Sehr geehrte Frau Keil: Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass eine Entrechtung (und genau dies fordert diese Petition) erst zur Wehrlosigkeit führt.... Jemand der Rechte hat - der kann sich wehren!



Sr. Maria Klinger DEUTSCHLAND

vor etwa 16 Stunden
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Die Würde jedes Menschen sollte geachtet werden und nicht Geld und Machtstreben einzelner untergeordnet werden.


Sehr richtig! Und bestreitet dies wer? Würde ist nicht verhandelbar! Jedoch: Nimmt nicht gerade SOLWODI mit so einer Petition Frauen die Würde? SOLWODI erdreistet sich, Menschen für unmündig zu erklären und argumentiert dies mit Würde???



Anna Rus WIELIKIY NOVGOROD, RUSSISCHE FöDERATION

vor etwa 16 Stunden
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Ich bin gegen Frauensklaverei.


Frau Rus, ich bin bei Ihnen! Ich gehe sogar noch weiter: Ich gegen jede Form der Sklaverei! Und der gemeinsame Nenner sollte nicht "Frau" sein, sondern "Mensch"!


Barbara Schemmer DEUTSCHLAND

vor etwa 15 Stunden
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weil Frauen Rechte haben und diese respektiert werden müssen


Frau Schemmer: Ist Ihnen bewusst, dass Sie genau diesen Satz unter einer Petition veröffentlicht haben, welche Frauen den Respekt und Rechte verweigern will?



Burkhard Haneke DEUTSCHLAND

vor etwa 15 Stunden
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Weil Prostitution - auch wo sie "freiwillig" ausgeübt wird - ethisch nicht akzeptabel ist: die Instrumentalisierung des Körpers, die dabei geschieht, ist unvereinbar mit der Würde des Menschen.


Frau Burkhard übersieht hierbei, dass Niemand sich aufschwingen sollte "als Maß aller Dinge urteilen zu können" - Es gibt Menschen, die Ihre Meinungen nicht teilen - Aber auch die Jenigen haben das Recht "eine Meinung zu haben" - besonders abscheulich ist dabei, dass Sie durch die Forderung eines Verbotes die Meinung der Andersdenkenden unter Strafe stellen wollen... Tut mir leid, bei aller gebotenen Höflichkeit -ich finde dies Abscheulich!


Mara Bossert STEINWEILER, DEUTSCHLAND

vor etwa 15 Stunden
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weil ich mich auch mit meiner eignen Organisation für die Förderung und den Schutz von Mädchen und Frauen einsetze .


Liebe Frau Bossert! Es ist lobenswert, dass Sie sich mit Ihrer Organisation für den Schutz von Mädchen und Frauen einsetzen! Auch wir sind eine eingetragene NGO und setzen uns im Sinne der Menschenrechte ein. Der Unterschied zwischen uns wird sein, dass wir uns nicht über die Jenigen erheben, für deren Rechte wir eintreten! Wir würden es niemals wagen, Jemanden Rechte aberkennen zu wollen - um ihn zu schützen.

Ich habe schon öfters geäußert, dass der Tag an dem wir sexworker.at sperren könnten, ein guter Tag wäre. Denn dann hätten wir unser Ziele erreicht - Bei Ihrer Organisation ist es jedoch scheinbar nicht möglich diese aufzugeben - da sie ja als Vormund ihrer Klientel agieren. Wissen die Menschen für die Sie sich einsetzen wie abwertend Sie über sie denken?


Barbara Ackermann DEUTSCHLAND

vor etwa 13 Stunden
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weil ich eine Frau bin!


Ein starkes Statement! Eine Begründung dafür, dass man diskriminierend gegen andere Frauen und Männer handelt (sich dafür auszusprechen, dass sie entrechtet werden) ist es aber nicht.... und ein klein wenig sexistisch ist es auch


SOLWODI selbst versuchen auch den Spagat..... sie schreiben in ihrer Selbstdarstellung:

Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation SOLWODI hilft Opfern von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsheirat und engagiert sich politisch für die Rechte von Menschenhandelsopfern und Frauen in der Prostitution.


Und da muss es schon erlaubt sein, dass wir auf den Widerspruch hinweisen: Behaupten man würde sich für die Rechte von Frauen in der Prostitution einsetzen und an gleicher Stelle die Entrechtung dieser Menschen zur Abstimmung zu stellen ist Doppelmoral höchster Güte!


Der Höhepunkt für mich ist aber, dass FEMEN Deutschland die Geschichte unterstützt....? Wogegen Femen jetzt eigentlich ist, scheint nicht ganz klar zu sein. Oder ist den VertreterInnen von Femen nicht klar, dass SOLWODI eine kirchliche Vereinigung ist? Welche zwar die Anliegen des obersten katholischen Vertreters (des Papstes -siehe 2 Postings oberhalb) ignoriert, aber trotzdem im kirchlichen Gewand auftritt.

Christian Knappik
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PS: Da die (vermeintlichen) Realnamen im Internet mit der Petition veröffentlicht stehen, habe ich sie auch hier nicht entfernt.

Fragender
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Beitrag von Fragender »

Wo hast Du diese Begründungen für die Zustimmung zu der Petition denn gefunden? Ich kann sie nicht finden ...

Gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, den Leuten zu antworten? Oder handelt es sich nur um die Antworten, die Du ihnen gerne geben würdest?

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lust4fun
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von lust4fun »

Weiß jemand, über welche Wege die Aktion promotet wird?
Sie bekam aktuell 740 Unterschriften innerhalb von zwei Tagen. Man kann zuschauen, wie der Zähler wächst. Diese Mobilisierung finde ich erstaunlich. Zum Vergleich: Die gegenläufige Frankfurter Erklärung läuft seit sechs Monaten und hat 1052 Unterschriften.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

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Fragender hat geschrieben:Wo hast Du diese Begründungen für die Zustimmung zu der Petition denn gefunden? Ich kann sie nicht finden ...

Gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, den Leuten zu antworten? Oder handelt es sich nur um die Antworten, die Du ihnen gerne geben würdest?
Im unteren Teil der Webseite beim Teil "Unterstützer - darum unterschreiben Menschen" kann man rechts unterhalb auf "weitere Gründe" klicken - danach öffnen sich wieder einige Wortmeldungen worunter wieder der Link "weitere Gründe" auftaucht.

Nein, leider kann man bei solchen "Forderungsseiten" nicht antworten. Es liegt in der Natur der Sache (speziell in diesem Fall), dass die Personen die etwas verbieten möchten, keinen Dialog zulassen wollen. Also selbst wenn es die Möglichkeit gäbe, dass die Betroffenen sich selbst zu Wort melden könnten, wird ihnen dies verwehrt. Dies ist eine Annahme von mir, da ich sie oft genug bei Gesprächsversuchen (speziell mit unseren VolksvertreterInnen miterlebt habe.

Die in meinem Beitrag weiter oben blau eingefügten Kommentare, waren meine ersten Gedanken beim Lesen der Begründungen.

Übrigens: Es gibt auch in Österreich eine Gruppe, die sich dem Gedankengut "weg mit den Menschen welche sexuelle Dienstleistungen anbieten" angeschlossen hat. Auch hier bei ist es schon vor längerer Zeit zu einer "Petition" gekommen - auch hier gibt es Begründungen, die mich zum Kopfschütteln bringen.

Ein Beispiel:



claudia Lackner WIEN, WIEN, ÖSTERREICH, ÖSTERREICH

vor 4 Monate
Likes 4

...weil jeder Mensch seine Würde behalten sollen dürfte. ...weil wir den stummen Schreien unsere Stimme geben müssen!!..weil diese "Art" von Sklaverei heute und in unseren so "zivilisierten" Staaten einfach nicht stattfinden darf. ....und weil jeder, der seinen Körper verkaufen "möchte", -in dreckigen "Räumen" mit x-beliebigen "Kunden"-psychologische Hilfe bekommen sollte und nicht öffentlich im TV das Sexgeschäft als die Normalität darstellen darf, wo es doch nur eine einzige Machtdemonstration und keine Sexualität ist...


Es ist den Leuten scheinbar nicht bewusst, wie beleidigend derartige Äußerungen sind! "Man muss Jemand psychologische Hilfe zukommen lassen und (an seiner/ihrer Statt) die Stimme erheben...."

Wenn er/sie sagt, ich sehe es nicht so, so ist er/sie psychisch krank und ich schwinge mich auf und spreche als Vormund


oder auch hier


Katharina Grün WIEN, ÖSTERREICH

vor 4 Monate
Likes 3

Die Würde des Menschen (Mann und Frau) ist unantastbar. Der Mensch reift nur im Klima der uneigennützigen Hinwendung zum Mitmenschen = Liebe. Sexualität ohne Liebe ist Ausbeutung und abstoßend und daher abzulehnen.


Hier wird eine allgemein gültige und auch nicht in Frage stehende Einleitung "die Würde des Menschen ist unantastbar" mit eigenen Interpretationen zur Unkenntlichkeit verzerrt. Das Bejahen der Würde mit der Ergänzung "Sexualität (sie schreibt nicht einmal Sex, sondern Sexualität!) ohne Liebe ist Ausbeutung..... " zu versehen, ist einfach nur anmaßend und entbehrt jeder Grundlage. Ich habe keine Ahnung, was diese Leute sich denken, wenn sie derartiges Gedankengut als Berechtigung dafür sehen, dass sie einer Gruppe von Menschen ihren Willen aufzwingen wollen.

Ich persönlich achte Moral als wichtig. Selbstverständlich soll jeder Mensch nach seinen eignen Moralvorstellungen leben dürfen, solange er nicht damit in die Selbstbestimmtheit eines Anderen eingreift. Nur wenn Jemand versucht seine Moral jemand Anderen aufzuwingen, so wird es in höchstem Maße unmoralisch

Zur Frage Zugriffe: Die Petition wurde auf zahlreichen Seiten angekündigt (katholische Seiten, Femen und auch Emma). Den rasenden Erfolg (in der Relation zur Bevölkerung) kann ich aber nicht ablesen.

christian knappik

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Beitrag von ehemaliger_User »

SOLWODI hat bei einer Veranstaltung in Stuttgart (zusammen mit Terres des Femmes) Unterschriftslisten verteilt. Die anwesenden Zuschauer_innen waren grösstenteils aus dem Landesfrauenrat. Und damit eine entsprechende Verteilung sichergestellt. Auch dort war eine allgemeine Diskussion nicht möglich.

Und es geht nicht nur um Deutschland, sondern um ein europaweites Verbot der Prostitution.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Aoife
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Aoife »

Im Rahmen völlig anderer Nachforschungen bin ich auf etwas IMHO sehr interessantes gestaßen, was die gelinde gesagt "eigenartige" Realitätswahrnehmung von SOLWODI erklären könnte:

Hans Urs von Balthasar (1905-1988) war ein schweizer Theologe der Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt, sehr nahestand - Ratzinger hat in der Grabrede für Balthasar dessen Theologie als "richtig und absolut katholisch" bezeichnet.

Für unser Thema wichtig ist dass Balthasar in seiner Theologie die apokalyptische Gleichsetzung der Kirche mit der "großen Hure Babylon" verteidigt und für gut befunden hat. Er argumentiert dass die Kirche ihrer Aufgabe nur gerecht werden kann weil sie verpflichtet ist ihre Beine für alle Völker breit zu machen.

Für Frau Ackermann und Gefolge ist es somit eine religiöse Notwendigkeit zu glauben dass jede Prostitution Zwangsprostitution sei, zumindest mit der Verpflichtung jeden Kunden zu akzeptieren einherginge - keine real wahrgenommene Welt wird diese archetypische Projektion in Frage stellen können.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Zwerg »

Hier eine weitere Begründung, warum Jemand eine Petition gegen Prostitution unterschreibt.


Benjamin Hagen DEUTSCHLAND

vor etwa 2 Stunden
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WICHTIG!! Verkauf sexueller Dienstleistung ist sich an Bedürfnissen unterhalb der Gürtellinie zu berreichern. Die Folgen sind Menschenunwürdig und ein Greul (Schlagwort Menschenhandel). Sexuelle Dienstleistung anzunehmen ist ein Bedürfnis unterhalb der Gürtellinie anzunehmen und all diese Gräultaten zu leugnen oder vorsätzlich zu ignorieren, um zu bekommen, was man will. Der Kauf gehört in der Gesellschaft geächtet und verphönt sowie gesetzlich verboten. Sexsüchtige brauchen jedoch würdevolle Hilfe.


Dazu meine Gedanken:

Lieber Herr Benjamin Hagen!

Das Bereichern an Bedürfnissen Anderer ist immer problematisch zu sehen. Wie generelles Bereichern auch. Dies jedoch an der Gürtellinie festzumachen finde ich auch bedenklich. Der Weißwurstäquator sollte nicht dazu dienen, um seine eigenen Moralvorstellungen zu erklären. Und noch weniger um Verbote damit zu argumentieren. Ausbeutung in jeder Form ist abscheulich - und dagegen treten auch wir (um nicht zu sagen, gerade wir) entschieden auf!

Ich finde Ihr Argument nicht schlüssig und spreche mich außerdem auch dagegen aus, dass FußpflegerInnen nunmehr mit einem Berufsverbot belegt werden könnten.


Nicht falsch verstehen: Ich mache mich weder über Sie, noch über Ihre Argumente lustig - Im Gegenteil, finde ich es traurig, wenn Jemand einen solchen Beitrag auch noch mit den Worten "WICHTIG" ins Netz stellt. Es kann nicht "WICHTIG" sein, wenn Jemand mit einer Handlung Andere für unmündig erklärt und somit diskriminiert!

Es ist generell die Frage, ob nicht gerade derartige Petitionen in welchen eine Gruppe von Menschen versucht Mehrheiten zu finden um Rechte Andere zu beschneiden (um nichts anderes geht es) hinterfragt werden sollen. Ich bin für Demokratie! Keine Frage! Nur das was da abgeht und welche Argumente vorgebracht werden ist bereits menschenverachtend.

Es gibt so gut wie keine einzige fundierte Meinung -- nicht einmal ordentliche Überlegungen. Hörensagen und Reduktion auf Geschlechtermerkmale (Beispiel: Ich unterschreibe weil ich Frau bin) sind die Regel. Sich jedoch einer ordentlichen Diskussion stellen, das will man nicht... oder sich bewusst informieren - auf keinen Fall! Da könnte dann das eigene Weltbild ins schleudern können.

Wahrlich grauslich kann man nur sagen!

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Beitrag von lust4fun »

Liebe Aoife,

ich denke nicht, dass man von einer christlich-religiösen Projektion von "Hure" auf "Zwangsprostituierte" sprechen kann und glaube auch nicht, dass es in dieser Verbindung eine archetypische Relevanz gibt. Aber ich habe Lust, deinen Impuls weiterzuspinnen und ein paar Gedanke zu einer Wirkungsgeschichte des Begriffs "Hure" im christlich-religiösen Kontext zu formulieren.

Ganz bestimmt ist die "Hure Babylon" - beschrieben in der Offenbarung Kapitel 17 - ein mächtiges Bild, das sich im Christentum tief eingegraben hat. Was ist das für eine Frau?
http://www.bibleserver.com/text/EU/Offenbarung17
Es ist eine faszinierende Frau, bei der der betrachtende Blick hin- und hergerissen ist, ob er hinschauen möchte, oder sich lieber abwendet. Hinschauen bedeutet, sich dem Sog von Lust, Macht und Abscheu auszusetzen. Die Frau ist prachtvoll geschmückt, ihr Habitus verstörend. Metaphern von Blut und Sperma, von Macht und Trunkenheit.
Die Mächtigen der Welt liegen ihr zu Füßen, geben sich ihrer Sinnlichkeit und Verführung hin. Modern gesprochen, wäre es eine "Femme Fatale", wäre da nicht die Überschreitung sämtlicher Grenzen ins Dekadent-Abgründige.

Die hermeneutische Übertragung ist relativ klar. Diese "Hure" steht für "Rom". Es ist das griechisch-antike Erbe, das auf Rom überging und zur alles beherrschenden politisch-geistigen Macht der bekannten Welt wurde.

In der Kirchengeschichte gab es dann Verschiebungen in der hermeneutischen Zuschreibung. Zunehmend wurde in kritischer Perspektive die verfasste Kirche selbst als degeneriert wahrgenommen und mit der "Hure Babylon" identifiziert. Martin Luther bediente sich dieses Begriffs als Kampfbegriff in der Abspaltung.

Die Theologie von Balthasar kenne ich zu wenig. Ich vermute, dass er eine "kreative" Umdeutung der wirkmächtigen Semantik versuchte. Die dekadente Hingabe wird umgedeutet in eine sinnvoll-hilfreiche Hingabe der Hure. Die Tätigkeit des Sich-Anbietens wird zu einer positiv gedeuteten dienenden Funktion, wird Aufgabe und Auftrag.

Aber ich halte diese Interpretation eher für ein modernes semantisches Spiel und glaube nicht, dass sie im kirchlichen Kontext so tief ins (Unter-)Bewusstsein eindringen konnte, als dass man von einem archetypischen Muster reden könnte. Diese apokalyptische "Hure" bleibt das Fremde, das Faszinosum, das Unheimliche, das Mächtige, das Bedrohende, das Sinnliche, das Verführerische.

Ein ganz anderes Bild malt die Jesustradition. Jesus spricht ganz unbekümmert von Prostituierten; sie tauchen in seinen Reden und Gleichnissen auf und scheinen zum Kreis seiner engsten Zeit- und Lebensgenossen gehört zu haben. Diese Unbekümmertheit hat die Kirche oft in eine gewisse Verlegenheit gebracht. Wie bezeichnet man solche Frauen? Einige moderne Bibelübersetzungen nennen die "Prostituierte" beim (Berufs-)Namen. Andere Übersetzungen suchten eher nach Umschreibungen wie "Sünderin" oder "Frau, die für ihr ausschweifendes Leben bekannt war".

Die Rolle der "Huren" in den Jesus-Geschichten ist nicht besonders spezifisch.
http://www.bibleserver.com/text/EU/Lukas7
Es gibt keine Auseinandersetzung mit der Sache der Prostitution. Eine moralische Wertung steht nicht im Vordergrund. Die "Frau, die für ihr ausschweifendes Leben bekannt war", ist lediglich ein naheliegendes Beispiel für die Tatsache einer sozialen Problematik und existenziell belasteten Lebensweise. An anderer Stelle sind es die (römisch verpflichteten) Zöllner, die gebildeten Griechen, die Kranken, die Armen - alles, was die wohlgeordnete religiöse Gemeinschaft belastet oder gar bedroht...

Welcher Art der Kontakt Jesu mit Prostituierten war, ist umstritten und aus den Quellen wahrscheinlich nicht überzeugend zu eruieren. Man muss nicht von einem Freier-Hure-Verhältnis ausgehen. Aber emotinal-lebensgemeinschaftliche Beziehungsformen sind nicht unwahrscheinlich.

Der sozial-ethisch orientierte Flügel (neben dem moralisch-rigorosem Flügel) der Kirche hat in der Kirchengeschichte den caritativen/diakonischen Blick entwickelt. "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40) Es ist der soziale, "verständnisvolle" Blick auf die Wirklichkeit, der nicht nur die moralisch zu wertende Tat sieht, sondern auch eine "Opferrolle" unter den konkreten Umständen. Der Opferstatus entlastet von einem einseitigen Schuldbegriff. Im Katholizismus gibt es den Begriff von der "Herz-Jesu-Frömmigkeit", ein moderner, nicht archetypischer Sozialbegriff. Im Katholizismus ließ sich dafür an die Tradition von Ablass und Beichte anknüpfen. Im Protestantismus entwickelte sich stärker die Vorstellung von innerer, existentieller Abkehr und Umkehr.

SOLWODI hat eine kirchliche Prägung. SOLWOLDI steht für eine Trennung von Lebensumständen und personalem Kern. Die Initiative versucht das Tun ihres Klientels zu verstehen, es aber auch (unter Hilfestellung) durch "Heiligung" zu überwinden. "Heiligung" ist die bewusste "Umkehr". Jede Person "an sich" ist von Gott geliebt und kann "gerettet" werden.

Im Zentrum steht der Glaube daran, dass eine Änderung möglich ist. Sünde kann überwunden und vergeben werden. Aber die Sünderin muss es wollen; sie muss sich bekehren. Sie war als Sünderin die Aktive (nicht die Gezwungene) und ist es als Bekehrte ebenso - "geheiligt" durch aktive, entschiedene "Umkehr".

"Zwangsprostitution" bleibt in diesem Kontext eine Opferrolle. "Zwangsprostitution" ist lediglich die Verschärfung der Beschreibung der Existenz als "Prostituierte". Der Grad an Freiwilligkeit wird dabei fast belanglos. Der Kern der von Gott geliebten Person soll freigelegt werden. Ein "Opferstatus" erleichtert den Zugang für die "Helfenden". "Beine breit" macht man nicht, egal ob freiwillig oder unter Zwang. Wer es unter Zwang macht, braucht Hilfe. Wer es "freiwillig" macht, braucht Überzeugung. Balthasar spielt da keine Rolle.

Zum Schluss noch eine Anekdote aus meiner eigenen religiösen Sozialisation: Ich bin als Kind im semantischen Raum der Bibel aufgewachsen. Die Hebräische Bibel (Altes Testament) erzählt viele "einschlägige" Geschichten. Das Verb "huren" ist ziemlich gegenwärtig, als Ausdruck einer historisch allgegenwärtigen, selbstverständlichen Alltagserfahrung. Nun sollte ich als Zweitklässler bei den Hausaufgaben auf einem Arbeitsblatt Beispiele für Tunwörter sammeln. Mir fiel "huren" ein und ich schrieb es auf. Nicht, dass ich eine sonderlich konkrete Vorstellung davon gehabt hätte, was das Verb bezeichnet. Meine arme Mutter war dabei. Wie sollte sie mir erklären, dass dieses unaussprechliche "Unwort" zur Bibel gehört, nicht aber in die Schule? Sie fand keine Worte dafür; sie meinte nur, das "passe nicht". Ich hab’s dann ausradiert...

PS:
Ich lese Christians Kommentare "ans Universum" gern!

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Melanie_NRW
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Kampagne gegen Prostitution

Beitrag von Melanie_NRW »

Solwodi setzt ja momentan alles dran, in sämtlichen Medien zu erscheinen:

Lokalnachrichten
» Ostalbkreis | Donnerstag, 24. Oktober 2013

Kampagne: "Mach den Schluss-Strich": Ingrid Krumm meint für die Solwodi-Kontaktstelle Ostalb, das Prostitutionsgesetz habe alles viel schlimmer gemach

"Keine Frauensklaverei in Deutschland" - das müsste selbstverständlich sein. Wie Ingrid Krumm für die Ostalb-Sektion der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Solwodi in der Kampagne für ein Europa ohne Prostitution deutlich macht, liegt mehr denn je im Argen.

OSTALBKREIS (bt). Unter dem Motto "Mach den Schluss-Strich" begleitet Solwodi die Koalitionsverhandlungen mit einer groß angelegten Kampagne mit dem Ziel, die Situation von Frauen in Deutschland nachhaltig zu verbessern. "Wenn Jungen und Mädchen von klein auf lernen, dass man(n) Sexualität - und das heißt in aller Regel: Frauen - kaufen kann wie Fast-Food wie soll da ein gleichberechtigtes Miteinander von Frau und Mann entstehen?", schließt sich Krumm dem Ansatz der Solwodi-Gründerin Sr. Dr. Lea Ackermann an.

Bereits Anfang des Jahres, noch vor dem offiziellen Kampagnenauftakt hat sich Ingrid Krumm, Gleichstellungsbeauftragte des Ostalbkreises, dem Thema Zwangsprostitution gewidmet ließ kein gutes Haar am Prostitutionsgesetz, das Menschenrechte und Menschenwürde gefährde. An einzelnen Phänomenen - Flatratebordelle oder Internetversteigerungen - aber auch anhand von Zahlen machte sie deutlich, was sie meint: Jeder fünfte Mann sei mittlerweile einer Befragung zufolge schon einmal bei einer Prostituierten gewesen. Dieses Thema habe sich durch die EU–Osterweiterung und einem unseligen Gesetz, das dem Menschenhandel, der Ausbeutung, eben der "modernen Sklaverei" Tür und Tor öffne, völlig verändert. Sie zitierte den Chef der Kripo Augsburg: "Deutschland ist zu einem Eldorado für Zuhälter und Bordellbetreiber geworden." Aus Nachbarländern, in denen Prostitution illegal ist, kämen die Männer, die die Nachfrage nach käuflichem Sex ebenfalls erhöhten, so dass hier, offiziellen Schätzungen zufolge 30 000 bis 50 000 Frauen jährlich Opfer von Frauenhandel und Prostitution würden. Besonders dramatisch: Nach jüngsten Erhebungen werden die Opfer in allen Bereichen immer jünger. Die Zahl der unter 17-Jährigen steigt.

Prostitution verhindere Gleichberechtigung, so die Solwodi-Grundsatzposition, fördere Menschenhandel und sei ein Angriff auf die Würde der Frau und auf ihre elementaren Menschenrechte. Dabei sollte alles besser werden in Deutschland mit dem rot-grünen Prostitutionsgesetz 2002: Prostitution sollte ein Beruf werden wie jeder andere und die Frauen in der Prostitution krankenversichert und rentenversichert, eben abgesichert und anerkannt. Genau das, so die Bilanz von Solwodi, "hat aber überhaupt nicht funktioniert"; immer noch hätten die weitaus meisten Frauen in der Prostitution keine Sicherheit durch Arbeitsvertrag oder eine Altersabsicherung. Krumm meint, viele arbeiteten unter Druck oder Zwang, bewältigten ihre Arbeit mit Alkohol oder Drogen und litten "unter posttraumatischen Belastungsstörungen, ähnlich den von Folteropfern."

Deshalb fordert Solwodi mit der Aktion "Mach den Schluss-Strich", dass, der Kauf von sexuellen Dienstleistungen in Deutschland verboten wird, so wie es unter anderem bereits in Schweden praktiziert wird. Damit wird ein Blickwechsel vollzogen von der Frau in der Prostitution auf den Mann, der die Ware Frau kauft.

"Überall in Europa, zuerst in Schweden, dann auch in Norwegen, Irland, Frankreich hat man erkannt, dass es für die Frauen viel mehr Nach- als Vorteile bringt, wenn die Prostitution legalisiert ist" so die Solwodi-Position, die vor allem besagt, dass Deutschland mit seinem liberalen Prostitutionsgesetz weitestgehend an einsamer Front steht, dass sich ein ständig zunehmender Sex-Tourismus ins ‘freizügige’Land entwickelt hat und Deutschland zum Bordell Europas wird. Auch die Ostalb-Kontaktstelle fordert die Bundesregierung auf, sich in die große Bewegung für ein Europa ohne Prostitution einzureihen.

Die Hilfs– und Menschenrechtsorganisation Solwodi hilft Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung geworden sind, Opfern von Zwangsprostitution und Zwangsheirat und von Ehrenmord Bedrohten. Infos unter www.solwodi.de

http://remszeitung.de/2013/10/24/kampag ... er-gemach/

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Beitrag von nina777 »

30.10.2013

Gegen "Sklavenhandel mitten in Deutschland"

Schwester Lea Ackermann hat eine Petition zur Regelung der Prostitution in Deutschland lanciert. Mit dem "Sklavenhandel mit Frauen mitten in Deutschland" müsse Schluss sein, sagte die Ordensfrau dem Kölner Domradio. Ackermann leitet den Hilfsverein Solwodi. Sie tritt für eine Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes von 2002 ein.

"Wer profitiert hat von diesem Gesetz, das ich als unglückliches Gesetz in Deutschland sehe, 2002, das sind vor allem die Bordellbesitzer, die Zuhälter und die Schleuser und Schlepper, weil sie in den Wellness:Bereich ausweichen konnten und dann noch neue Gruppen von Kunden angezogen haben. Gucken Sie mal: Nicht umsonst konnte der Besitzer des Bordells, des größten Bordells in Stuttgart, wie er sagt, sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen präsentieren, zeigt auf so ein Wellness-Paradies und sagt, das verdanken wir dem Gesetz von 2002. Wenn dann mal eine Frau für einen Euro versteigert wird, das mag die nicht so gern, aber Geschäft ist Geschäft. Das ist doch unglaublich! Eine Abwertung der Frauen, die es besser gar nicht gibt."

Die Frauenunion will bei den Koalitionsverhandlungen ein Gesetz zur Regelung der Prostitution verankern. Schwester Lea Ackermann schwebt eine Lösung wie in Schweden vor: Dort wurde 2000 der Kauf sexueller Dienstleistungen unter Strafe gestellt.

"Damals hat man gesagt, das bringt überhaupt nichts; doch, das hat sehr viel gebracht. In der Bevölkerung hat ein Umdenken eingesetzt. Man hat gesagt, in der Gesellschaft, wo Männer und Frauen gleich wert, gleichberechtigt sind, kann es nicht sein, dass die eine Hälfte die andere aufkauft. Die sagen, nur Looser zahlen für Sex. Und in Deutschland ist es eine Auswirkung des Gesetzes, dass Deutschland zum Bordell Europas geworden ist."

Prostitution sei "nie verboten" gewesen in Deutschland, so Lea Ackermann:

"Das war reguliert. Wir haben ein regulierendes System, während die Franzosen schon immer sagen, Prostitution gehört abgeschafft, abolitionistisch, niederschlagend, die wie der Sklavenhandel abgeschafft werden sollte. Da sind uns die Franzosen voraus. Und die Franzosen machen im Moment sehr große Aktionen und sehr große Anstrengungen, um zu sagen, wir setzen uns ein für Europa ohne Prostitution. Und das finde ich auch eine ganz wichtige Zielsetzung!"

"Handeln Sie! Stimmen Sie für ein Europa ohne Prostitution!“ So textet die Petition, die Solwodi auf den Weg gebracht hat und die schon von einigen tausend Menschen unterschrieben wurde. Auch die Frauenzeitschrift "Emma" hat eine ähnliche Initiative gestartet; der "Emma"-Text wurde auch von der früheren EKD-Ratsvorsitzenden, der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann, und der Leiterin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Maria Flachsbarth, unterzeichnet.


http://de.radiovaticana.va/news/2013/10 ... ted-741966
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Melanie_NRW
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RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen Pro

Beitrag von Melanie_NRW »

Wie Schwester Ackermann das wohl findet?
Wobei ich dem Artikel irgendwie nicht so ganz traue...

***

Kirche: Ordensverein "Solwodi" gegen Prostitutionsverbot


Obfrau Sr. Patricia Erber: Schritt würde Frauen in Illegalität drängen - Nötig vielmehr Verbesserung der Situation der Frauen sowie Aufklärung der Freier

Wien, 07.12.2013 (KAP) Eine klare Absage haben österreichische Ordensfrauen einem Prostitutionsverbot, das derzeit in Frankreich eingeführt und in mehreren Ländern Europas diskutiert wird, erteilt. "Es würde Frauen in Illegalität treiben und somit Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zuhälterei verstärken", so die Stellungnahme von Schwester Patricia Erber, Obfrau des Vereins "Solwodi" (Solidarity with Women in Distress/Solidarität mit Frauen in Not), im Interview mit "Kathpress". Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Prostituierte seien dennoch dringend nötig: "Die Weiterführung des Status quo wäre zu wenig", so Erber.

Armut und fehlende Alternativen, immer wieder jedoch auch Zwangsprostitution und Menschenhandel verbergen sich hinter dem Schritt von Frauen in die Prostitution, erklärte die Angehörige des Salvatorianerinnenordens. "Bei rund 85 Prozent der Prostituierten ist irgendeine Form von Zwang im Spiel." Dieser Zwang müsse bekämpft werden, wobei jedoch ein generelles Verbot nichts lösen würde. Ohnehin stünden Menschenhandel, Zwangsprostitution oder Zuhälterei bereits unter Strafe - "wenn diese auch zumeist nicht hoch genug ist". Erber weiter: "Frauenarmut verschwindet nicht einfach mit einem Verbot von Sexarbeit.

Es brauche vielmehr Maßnahmen, "damit Frauen erst gar nicht in die Situation kommen, sich prostituieren zu müssen". Konkret fordert der Verein, der in Wien eine Schutzwohnung für ehemalige Prostituierte und Opfer von Menschenhandel betreibt, deshalb finanzielle Unterstützung, die Bereitstellung von Wohnmöglichkeiten und Angebote zur Weiterbildung für die betroffenen Frauen.

Viele von Österreichs Prostituierten, die meist aus Osteuropa, teils auch aus China und Nigeria kommen, befänden sich illegal im Land und hätten weder Zugang zum Arbeitsmarkt noch das Recht auf staatliche Unterstützung. "Für diese Frauen sind die Bedingungen noch einmal schwieriger und auch der Anteil derer, die Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel werden, ist unter ihnen höher", so die Ordensschwester.

Trotzdem reiße das Angebot an billigen Sexarbeitern aus dem Ausland nicht ab. Grund dafür seien die fehlenden Perspektiven für die Frauen in ihren Herkunftsländern. Um Menschenhandel verhindern zu können, müssten deshalb wohlhabende westliche Staaten vor Ort in den betroffenen Regionen aktiv werden, forderte Erber. Es gebe "viele gute Aktionen" in den Herkunftsländern dieser Frauen - vielen fehle es aber am Geld.

Zweigleisiges Gesetz verkompliziert Lage

Handlungsbedarf sieht die Ordensfrau auch im Bereich der sozialen Absicherung für Prostituierte. Ein erster Schritt sei das Maßnahmenpaket von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, das im Rahmen des Nationalen Aktionsplans gegen Menschenhandel erarbeitet wird. Dabei soll es zu Änderungen im Arbeits- und Sozialrecht kommen. Einen zeitlichen Rahmen für das Paket gibt es noch nicht.

Im Maßnahmenkatalog des Vereins findet sich auch die Forderung nach einem bundesweiten Gesetz zur Prostitution. Bisher läuft die Gesetzeslage zweigleisig und "verkompliziere die Lage der Frauen nur unnötig". Der Bund regelt etwa, dass Sexarbeiter versichert werden und regelmäßig zu Gesundheitstests erscheinen müssen. Die Länder sind für die logistische Organisation zuständig, sprich: sie stellen die Regeln bezüglich Bordelle und Straßenprostitution auf.

Prostitution sei schließlich auch ein Phänomen von Angebot und Nachfrage, betonte die Obfrau. Es brauche dringend Aufklärungskampagnen für Freier, denn noch immer sei Zwangsprostitution und Menschenhandel ein wenig beachtetes Thema in der Gesellschaft. "Häufig stellen sich die Freier gar nicht die Frage, wieso sich Frauen prostituieren und gehen wie selbstverständlich davon aus, dass sie das gerne machen." Immens wichtig sei hier verstärktes Augenmerk auf "die Würde der Frau, der Umgang mit ihr, sie nicht als Objekt, sondern als ebenbürtig zu sehen".

Diskussion in Europa

Am Mittwoch hat die Nationalversammlung in Frankreich in erster Lesung einem Gesetz zugestimmt, das nach dem Vorbild von Schweden potenzielle Kunden von Prostituierten mit Geldstrafen abschrecken soll. Bezahlter Sex wird somit zu einem Delikt und der Freier mit 1.500 Euro Geldbuße bestraft - bei Wiederholung mit bis zu 3.700 Euro.

Auch in Deutschland findet gerade eine Debatte über ein mögliches Prostitutions-Verbot statt. Konservative Politiker klagen, aus Deutschland sei das "Bordell Europas" geworden, nachdem die rot-grüne Regierung dort 2002 eines der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt verabschiedet hatte.

In Österreich ist die Mehrheit der Experten gegen ein absolutes Verbot von Prostitution. Eva van Rahden von der Wiener Beratungsstelle Sophie etwa sieht ein Verbot in Österreich kritisch. "Die ganze Debatte wird ideologisch geführt und vermischt ökonomischen Zwang mit dem Zwang durch körperliche und psychische Gewalt", wird sie am Donnerstag in der Tageszeitung "Standard" zitiert.

Ihre Organisation fordere vielmehr eine rechtliche Besserstellung für Sexarbeiter. Die rote Karte zeigt sie auch der Freierbestrafung: "Wir haben in diesem Jahr zwei Opfer von Menschenhandel betreut. Beide wurden von den Freiern zu uns gebracht", sagt van Rahden. "Die würden das bei Bestrafung wohl nicht mehr tun."

"Prostitution wird dadurch nicht verschwinden", meint auch Renate Blum vom Verein Lefö, wo die Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel angedockt ist. "Es braucht kein Verbot. Menschenhandel, Zuhälterei und Zwangsprostitution sind bereits als schwere Straftaten im Gesetz definiert."

Österreich: Gesetzliche Lage

Prostitution ist in Österreich grundsätzlich erlaubt. Es kann aber weder als Gewerbe angemeldet werden - es ist nach herrschender Rechtsmeinung kein Gewerbe im Sinn der Gewerbeordnung - noch kann jemand für die Ausübung sexueller Dienstleistungen angestellt werden. Prostitution ist nur in sogenannter "Neuer Selbständigkeit" möglich. Durch unterschiedliche Landesgesetze gibt es auch unterschiedliche Einschränkungen in den verschiedenen Bundesländern.

Das strengste Prostitutionsgesetz hat Vorarlberg, wo bezahlter Sex nur in bewilligten Bordellen erlaubt ist. Bewilligt wurde bisher noch kein Bordell. In Kärnten, Tirol, Salzburg und Oberösterreich ist Prostitution außerhalb von Bordellen ebenfalls verboten. Unter bestimmten Umständen ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland Sexarbeit auch in Wohnungen erlaubt. In der Steiermark nur dann, wenn eine Gemeinde an bestimmten Orten im Freien die Prostitution ausdrücklich erlaubt.

In Wien ist die Anbahnung auf der Straße nur außerhalb von Wohngebieten erlaubt und in ausgewiesenen Erlaubniszonen. Konkret gibt es zwei Zonen: am Rande der Autobahn in Auhof sowie auf einen Teil der Brunner Straße. In allen anderen Bundesländern ist die Anbahnung auf der Straße verboten.

Eine Verbesserung der rechtlichen Lage hat ein Entscheid des Obersten Gerichtshofs im April 2012 gebracht. Bis dahin galten Verträge über sexuelle Dienstleistungen als sittenwidrig. Seit dem Entscheid können Sexarbeiter nun ihren Lohn einklagen. Konkrete Auswirkungen auf die Prostitution hatte der Fall der Sittenwidrigkeit bisher nicht, berichten Beratungsstellen.


http://www.kathweb.at/site/nachrichten/ ... 59261.html

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Re: RE: SOLWODI, rel. Fundamentalisten & ihr Kampf gegen

Beitrag von Arum »

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Melanie_NRW hat geschrieben: Es brauche dringend Aufklärungskampagnen für Freier, denn noch immer sei Zwangsprostitution und Menschenhandel ein wenig beachtetes Thema in der Gesellschaft.
Dass ich nicht lache!! Wenn es so viel Interesse an Themen wie Erderwärmung, Artensterben, wachsende Rohstoffknappheit geben würde wie an die Themen Z&M, mit genau solch erhitzten Debatten, stünde es weit besser um die Chancen, dass die Menschheit es bis ins 22. Jahrhundert schaffen wird. Wir sind weltweit dabei uns ein eigenes Grab zu schauffeln, und Solwodi tut so, als rede kaum jemand vom Ablenkungsthema Nr. 1, Z&M.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von nina777 »

Europäischer Tag gegen Menschenhandel: Augsburger demonstrieren in der Innenstadt

Zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel am 18.10.2014 kamen mehr als 80 Bürger und Bürgerinnen zu einem "Walk for Freedom" in der Augsburger Innenstadt zusammen, um ein Zeichen gegen Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung von Frauen in Augsburg zu setzen. Veranstalter war die Gruppe "AugsburgerInnen gegen Menschenhandel".

Bild



Die Gruppe Ehrenamtlicher, geleitet von Pastor Klaus Engelmohr, organisierte im letzten Jahr bereits einen "Walk for Freedom" (deutsch: Marsch für die Freiheit) in der Innenstadt. Dass auch dieses Jahr die Veranstaltung auf große Resonanz gestoßen ist, überrascht Engelmohr nicht: "Im letzten Jahr haben wir erlebt, dass sich bei diesem Thema etwas tut - sowohl in den Köpfen der Menschen als auch in der Politik - und wir finden immer mehr Menschen, die sich mit den derzeit herrschenden Missständen nicht zufrieden geben wollen". Erst im August wurde Sr. Lea Ackermann als Preisträgerin des Preises "Augsburger Hohes Friedensfest" für ihren Einsatz gegen Zwangsprostitution bekannt gegeben -die Gruppe "AugsburgerInnen gegen Menschenhandel" veranstaltete im Mai dieses Jahres eine Autorenlesung mit der SOLWODI-Gründerin in der Neuen Stadtbücherei.

Ziel des Europäischen Tages gegen Menschenhandel war es, die Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution an die Öffentlichkeit zu bringen und damit Handlungsdruck auf die Politik auszuüben. "Verglichen mit der Gesetzgebung in anderen europäischen Ländern, hinkt Deutschland bei diesen Themen eindeutig hinterher. In Augsburg allein gibt es Hunderte von Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Da muss die Politik handeln", erklärt Engelmohr.

Durch das Verteilen von Flyern am Augsburger Hauptbahnhof sowie einem Informationsstand am Königsplatz wollte die Gruppe ein Bewusstsein für Menschenhandel und Zwangsprostitution in Augsburg schaffen. Höhepunkt der Veranstaltung war die Demonstration selbst, bei der sich eine Menschenschlange in weißen T-Shirts mit dem Slogan "AugsburgerInnen gegen Menschenhandel" auf den Weg durch die Innenstadt machte.

http://presse-augsburg.de/presse/europa ... nnenstadt/
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Beitrag von nina777 »

24.11.2014

Augsburg

Kein Platz für Hass

Schwester Lea Ackermann erhält den Preis Augsburger Friedensfest 2014



Es ist die höchste Auszeichnung, die Augsburg vergeben kann: der Friedenspreis. Alle drei Jahre kürt eine fachkundige Jury einen würdigen Preisträger, darunter schon Michail Gorbatschow und Richard von Weizsäcker. Dieses Jahr wählten die Juroren Schwester Lea Ackermann und die von ihr gegründete Organisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress - Solidarität mit Frauen in Not). Bei der Preisverleihung am Samstagabend im Goldenen Saal wurde allen Gästen klar: Einen würdigeren Menschen für diesen Preis gibt es nicht.

Im Pressegespräch vor der Preisverleihung schlägt diese Schwester Lea Ackermann die Journalisten in ihren Bann. Bescheiden, zurückgenommen, fast fehl am Platz wirkt die Dame zunächst mit ihrem freundlichen Lächeln. Doch wer der 77-Jährigen wirklich ins Gesicht schaut, wer diese Augen sieht, die selbst so viel Leid, so viel Schmerz gesehen haben, erkennt die Kraft der Lea Ackermann. In diesen Augen brennt ein Feuer. Kein Feuer, das zerstört, sondern es sind wärmende Flammen. Ein Versprechen von Licht und Hoffnung. Es ist diese feurige Leidenschaft, die Lea Ackerman antreibt auf ihrem Kampf gegen Menschhandel, gegen Sex-Sklaverei und für die Frauen in Not.

Der Preis aus Augsburg bedeute ihr sehr viel. "Dass die Arbeit Solwodis als Beitrag zum Frieden gesehen wird, freut mich ganz besonders", verrät sie und lächelt fast beschämt. Doch Ackermann hat auch ein Gesicht ohne Lächeln. Wenn sie die Geschichte eines Mädchens erzählt, das als Zwölfjährige aus einem osteuropäischen Kinderheim weggeholt wird, um mitten in Deutschland als "tabuloser Teenie" zum Sex-Kauf angeboten zu werden. Nach drei Jahren findet das Mädchen genügend Mut und erzählt alles der Polizei. Im August fiel der Urteil gegen zwei Täter, beide kamen mit Bewährungsstrafen davon. "Da platzte mir der Kragen", erzählt die sonst so ruhige Ordensfrau. Solche Zustände will sie nicht dulden. Ihre klare Forderung: "Den Kauf von Sex unter Strafe stellen!" Eine Petition zu einer entsprechenden Gesetzesänderung nach dem Vorbild des europäischen Auslands hat mittlerweile mehr als 22 000 Unterschriften.

In der Begleitung von Frauen aus der Prostitution wird Lea Ackermann ständig Zeugin grausamer Schicksale. Sie berichtet von Suizid gefährdeten Mädchen, die nach dem ständigen Missbrauch in der Prostitution in ihrem Leben keine Zukunft mehr sehen, von zerstörten Persönlichkeiten, die nach Jahren der Erniedrigung und Quälerei längst nicht mehr wissen, was Gerechtigkeit ist. "Wenn der Zuhälter, den sie schlimmstenfalls für ihren Freund halten, sie nicht mehr schlägt, fürchten sie um sein Interesse an ihnen", erklärt Ackermann.

Und trotzdem: "Für Hass auf Männer habe ich keinen Platz", offenbart die Ordensfrau. Wütend sei sie schon auf die Zuhälter, Bordellbetreiber, Menschenhändler. Da könne sie nichts machen. Aber: "Hass ist unproduktiv." Und genau das zählt für Lea Ackermann. Etwas bewegen, verändern, voranbringen, verbessern. Das ist ihr gut gelungen.

Zwischen 1988 bis 2008 stieß Ackermann die Einrichtung von zurzeit zwölf "Solwodi"-Beratungsstellen an, die teilweise sogar Schutzwohnungen anbieten. Auch in Augsburg ist solch eine Stelle. Jedes Jahr suchen in Deutschland 2000 Frauen diese Beratungstellen auf, wohlgemerkt sind damit Erstkontakte gemeint. Die Betreuung und Begleitung geht dabei aber mitunter über viele Jahre.

Ganz die bescheidene Ordensfrau reklamiert sie das Erreichte nicht für sich. "Wenn ich allein geblieben wäre, dann hätte ich heute keinen Preis bekommen, würdigt sie das gesamt Solwodi-Team. Und natürlich die Hilfe von oben. Mit Gott habe sie einen Deal - und offensichtlich haben sich beide Seiten bis heute daran gehalten.

Lebenslauf der Preisträgerin

Schwester Dr. Lea Ackermann wurde am 2. Februar 1937 in Völklingen/Saar geboren. Nach einer Banklehre und einer anschließenden Tätigkeit als Bankkauffrau in Saarbrücken und Paris trat sie 1960 in die Gemeinschaft der "Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika" (Weiße Schwestern) ein.

Nach dem Abschluss ihres Lehramtsstudiums wurde sie 1967 von der Ordensleitung nach Ruanda entsandt. In der alten Königstadt Nyanza unterrichtete sie bis 1972 an einer Internats-Mittelschule für Mädchen mit angeschlossenem Lehrerinnen-Seminar, zu deren Direktorin sie 1970 ernannt wurde.

Ab 1972 studierte Schwester Lea Ackermann an der Universität München Pädagogik, Psychologie und Theologie. Im Jahre 1977 promovierte sie mit einer Dissertation über das Thema "Erziehung und Bildung in Ruanda - Probleme und Möglichkeiten eines eigenständigen Weges".

Von 1977 bis 1984 arbeitete sie als Bildungsreferentin bei "Missio" in München und war als Dozentin für Sozialpädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt tätig.

1985 entsandte die Ordensleitung sie erneut nach Afrika, dieses Mal in die kenianische Hafenstadt Mombasa. Dort gründete sie 1985 "SOLWODI" (Solidarity with Women in Distress - Solidarität mit Frauen in Not), ein Ausstiegsprojekt für Frauen und Mädchen in der Armutsprostitution. Durch ihre Tätigkeiten in Ruanda und Kenia erlebte sie, wie gerade die Frauen - durch Krieg und Völkermord an den Tutsi, aber auch durch die Zerstörung der kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen in die Verelendung getrieben - zu Opfern von Sex-Tourismus, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel wurden. Aus ihren Erfahrungen mit diesen Frauen heraus entwickelte Dr. Lea Ackermann ihr Missionsverständnis.

http://www.stadtzeitung.de/nachrichten/ ... t478,14082
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