Modellprogramm zur Unterstützung des Ausstiegs aus der Prost

Du willst aus dem Sexbusiness aussteigen und einen "bürgerlichen" Job annehmen - oder noch besser: dich gemeinsam mit anderen Aussteigern selbstständig machen? Möglicherweise wirst du hier entdeckt...
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Marc of Frankfurt
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3. Ausstiegsprojekt in Freiburg

Beitrag von Marc of Frankfurt »

FreiburgModell will Ausstiegshilfen für Prostituierte geben

Ein bundesweites Modellprojekt in
- Freiburg im Breisgau [P.I.N.K. der evangelische Diakonie Baden],
- Berlin [Hydra e.V.] und
- Nürnberg [OPERA von Kassandra e.V., s.o.]
will Frauen den Ausstieg aus der Prostitution ermöglichen. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt.


In dieser Zeit will der Freiburger Standort mit seinem Projekt

"P.I.N.K"
Prostitution, Integration, Neustart, Know-how

www.pink-baden.de

die Lebensbedingungen von Prostituierten verbessern und die Stigmatisierung der Frauen abbauen. Psychologische Beratung und Coaching ergänzen das Angebot. Zudem sollen Netzwerke aufgebaut werden, um den betroffenen Frauen den Ausstieg aus der Prostitution zu erleichtern.

Träger des Modellprojekts sind die Diakonie in Freiburg und in der Ortenau. Finanziert wird das Projekt von Bund und Land.

Rund 400.000 Frauen gehen den Angaben zufolge in Deutschland der Prostitution nach.

Mit einem Fachtag werde das Projekt an diesem Freitag von Vertretern der Bundes- und der baden-württembergischen Landesregierung in Freiburg eröffnet, teilte die Diakonie mit. Zu der Tagung werden Vertreter von Politik, Polizei, Aids-Organisationen, Suchthilfe, Mitternachtsmissionen, Frauenhäusern, Ausländerbehörden, Hurenverbänden und Hilfsorganisationen erwartet.

http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1 ... 0/1h8tj70/





"Pink"

Hilfe für ausstiegswillige Prostituierte



Geschützter Sex ist im ältesten Gewerbe der Welt kaum noch üblich – für viele Prostituierte ist das ein Grund, um aus ihrem Beruf auszusteigen. Das ist allerdings nicht ganz einfach. In Freiburg gibt es deshalb eine neue Anlaufstelle.

Teufelskreis Prostitution – eine Organisation versucht, ihn zu durchbrechen. Foto: ddp

20 Jahre hat die in Freiburg lebende Sandra S. (Name von der Redaktion geändert) als Prostituierte gearbeitet. Seit zwei Jahren versucht die 41-Jährige, aus ihrem Beruf auszusteigen, "bisher erfolglos". Gesundheitliche Gründe führt sie für ihren Wunsch an auszusteigen. Geschützter Sex sei im Gewerbe kaum noch üblich, kritisiert Sandra S., für sie ist das ein Grund, als Prostituierte aufzuhören. Andere geben den Konkurrenzdruck, das Alter und den Druck des Doppellebens als Gründe an.

"Mit Zuhälter ist ein Ausstieg nicht möglich." Prostituierte
Zwar hat Sandra S. als eine von ganz wenigen Prostituierten in Freiburg keinen Zuhälter, der sie zum Weiterarbeiten zwingt ("mit Zuhälter ist ein Ausstieg nicht möglich"), dennoch hat sie große Schwierigkeiten, in einem anderen Beruf Fuß zu fassen. "Eine Umschulung ist in meinem Alter nicht einfach zu bekommen", sagt Sandra S., die, um krankenversichert zu sein, nebenbei noch als Bus- und Lastwagenfahrerin gearbeitet hat. Am liebsten wolle sie selbst als Beraterin Prostituierten beim Ausstieg zur Seite stehen. Frauen wie Sandra S. wird in Freiburg und der Region künftig Hilfe beim Ausstieg angeboten: "Pink" (Prostitution – Integration – Neustart – Know-How) heißt ein Modellprojekt der Bundesregierung, das neu in Berlin, Nürnberg sowie in Freiburg und Kehl angeboten wird, wo die Diakonien in Freiburg und der Ortenau Träger sind.

Finanziert wird "Pink" zu
- 73 Prozent vom Bund (617.000 Euro für fünf Jahre) und zu
- 27 Prozent vom Land (228.000 Euro).

3 Mitarbeiterinnen auf 2 Vollzeitstellen (66%) beraten in Freiburg und Kehl die ausstiegswilligen Prostituierten.

(Entspricht einem Arbeitgeber-Brutto Vollzeitstelle: 84.500 Euro/Jahr, 66%stelle: 55.770 Euro/Jahr, ohne Berücksichtigung von Sachkosten. Nachtrag: vgl. Madonna Bochum: www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=121876#121876 )

Im Zentrum stehen Einzelberatung und Coaching, erklärt Projektleiterin Angelika Hägele.


70 Clubs, Terminwohnungen und Kleinbordelle in Freiburg

Für Gesprächsstoff sorgte in letzter Zeit die zunehmende Zahl von Liebeswohnmobilen am Autobahnzubringer Süd. Die Polizei tue nicht viel, kritisiert Sandra S. Gegenüber der BZ will sich die Polizei zum Thema nicht weiter äußern. Anders als in Strasbourg/Kehl gibt es in Freiburg keinen Straßenstrich. Weshalb "Pink"-Beraterin Simone Heneka auch gemeinsam mit Kollegen vom Gesundheitsamt oder der Aidshilfe direkt in die einschlägigen Etablissements geht.

In Freiburg gibt es zirka 70 Clubs, Terminwohnungen und Kleinbordelle. Die meisten Prostituierten in der Stadt kommen aus Ost- und Südosteuropa und Thailand.

"Die finanziellen Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zum Risiko", klagt Sandra S. Das Einkommen von Prostituierten beziffert sie auf höchstens 1.500 Euro netto.

Grenzöffnungen, Internet und Globalisierung hätten zu einem Verfall der Preise geführt.

http://www.badische-zeitung.de/freiburg ... 92751.html


Das ganze ist also ein Projekt unter Hoheit der evangelischen Diakonie (d.h. z.B. Mitarbeiter dürfen sich nicht gewerkschaftliche organisieren und müssen konfessionelle Regeln befolgen), aber bezahlt wird mit öffentlichen Mitteln!

Kompetenzen in Sachen Seelsorge und Armenführsorge können vermutet werden. Hingegen ein Kompetenzzentrum für soloselbstständig Berufstätige und freischaffende Unternehmerinnen, die dringend ein neues Geschäftsmodell zur Existenz- und Alterssicherung benötigen, kann ich in dem Projekt P.I.N.K. bisher nicht erkennen, obwohl gerade das so dringend benötigt wird.
:018





Die anderen beiden badischen Hilfsprojekte in Freiburg und Kehl/Straßbourg:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=89114#89114





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 06.08.2012, 03:47, insgesamt 1-mal geändert.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Hallo,

habe mir überlegt, das ein Kontaktaufnahme mit Pink in Freiburg ist nur 50km von mir entfernt um in direkten persönlichen Kontakt mir ein Eindruck zu machen.

Liebe Grüße
Fraences

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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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nina777
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Beitrag von nina777 »

14.04.2011

Prostituierte in Nürnberg

Aus dem Rotlicht an die Kasse

Was schreibt man in den Lebenslauf, wenn man 20 Jahre lang angeschafft hat? In Nürnberg werden Prostituierte, die sich einen "normalen Job" wünschen, durch ein Modellprojekt unterstützt.

Andrea Naumann, Sozialpädagogin, hatte keine konkrete Vorstellung vom einschlägigen Gewerbe, bevor sie beim Modellprojekt "Opera" in Nürnberg begonnen hat, das sich um die Eingliederung von Prostituierten in den Arbeitsmarkt kümmert. Beziehungsweise: Sie hatte eine Vorstellung, die aber speiste sich in erster Linie aus den Berichten des wohl privatesten aller Privatsender, "aus RTL II", sagt Naumann

Ein Jahr hat sie sich nun mit den Biographien von Prostituierten beschäftigt, hat versucht, ihnen Praktika in einem Arbeitsmarkt zu vermitteln, der gemeinhin als "der normale" gilt, und wie es so ist: Von den Klischees aus dem Nachtprogramm ist inzwischen nicht mehr viel übrig geblieben.

"Opera" steht für orientieren, probieren, erfahren und ausbilden, das Projekt wird unterstützt vom Bundesfamilienministerium. Es geht darum, ausstiegswilligen Prostituierten eine Perspektive zu bieten, und eines hat die Pädagogin rasch gemerkt: Die Lebensgeschichten ihrer Klienten sind so unterschiedlich, wie Geschichten nur sein können.

Da gibt es die Germanistin, die keinen Job gefunden hat. Es gibt die Architektin mit Abschluss, genauso aber gibt es Frauen, die mit der Bitte in die Beratungsstelle in die Nürnberger Breitscheidstraße kommen, ihnen beim Verfassen eines Lebenslaufs zu helfen. Was schreibt man da rein, wenn man 20 Jahre lang angeschafft hat?

Die "Tätigkeit in der Gastronomie" ist eine Variante, andere wollen auf das "selbständig im erotischen Gewerbe" nicht verzichten - weil sie keine Lüge im Lebenslauf stehen haben wollen. Beate Leopold, sie leitet das Projekt, rät davon nicht ab: Sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Arbeit von Prostituierten, und eines, sagt sie, sei gar nicht von der Hand zu weisen: Ihre Klienten bringen Kompetenzen mit, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden, einen hohen Grad an "Kundenorientierung und Selbstorganisation" etwa. Wie die Leute von Opera seit einem Jahr beobachten können, kommt das gut an bei den neuen Arbeitgebern.

Für den Einstieg zum Ausstieg aber bedarf es meist der Hilfe. "Der Wechsel ist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess", sagt Leopold, oft bedürfe es eines Impulses. Momentan arbeiten mindestens 1300 Prostituierte allein in Nürnberg, die meisten davon in privaten Wohnungen. 36 lassen sich nun von Opera schulen, um irgendwann den Absprung zu schaffen: Bewerbungstraining, Sprachkurse, psychische Begleitung. 2014 endet das Bundesprojekt, Opera hofft dann, von der Stadt weiter finanziert zu werden.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/prost ... -1.1085069
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Marc of Frankfurt
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OPERA Nürnberg

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hier sehe ich erst jetzt durch Zufall. Nach den ersten Presseankündigungen damals, wurde nie mehr wieder was berichtet darüber in der Sexworker Community. Schade sowas.


Flyer vom Ausstiegprojekt von Kassandra in Nürnberg

OPERA 2010
Ein 3 Jahres-Umstiegs-Fortbildungs-Ausbildungs-Projekt
für wieviele Sexworker?
www.rosalux.de/fileadmin/ls_bayern/doku ... mation.pdf

Das wird also bald abgeschlossen sein. Bin gespannt, ob es dann eine Evaluierung gibt die veröffentlicht wird.


Kassandra hat die Webseite neu
pimped by RTO Frankfurt (sic! ;-)
www.kassandra-nbg.de

auch neu bei FB:
www.facebook.com/pages/Kassandra-eV/435469626490128