Aktueller Spiegel
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Aktueller Spiegel
Ahoi allerseits,
letzte Woche kam mir zu Ohren, dass nun auch der Spiegel bezüglich der zehnjährigen Auswirkungen des deutschen Prostitutionsgesetzes recherchiert. Aus einer Beratungsstelle hiess es, die Fragen seien suggestiv gegen uns gewesen ("das macht doch sowieso keine freiwillig" usw.). Die Versuche, mit der entsprechenden Journalistin und deren Vorgesetzen Kontakt aufzunehmen und für Interviews aus Sicht einer Sexarbeiterin zur Verfügung zu stehen, wurden komplett ignoriert.
Leider wird das Thema (mit jungen osteuropäischen "Zwangsprostituierten" als Aufmacher) nun auch noch Titel der kommenden Ausgabe. Das braucht echt kein Mensch.
Dem sollten wir möglichst zeitnah etwas entgegenstellen. Wer hat Pressekontakte zu Blättern von ähnlichem Format, die uns wohlgesonnen sind? Zusätzlich gut gelesene Blogger(innen), die möglicherweise direkt auf die Story Bezug nehmen wollten? Wer (ausser mir ;)) hätte Lust, daran persönlich mitzuarbeiten?
Gruß,
Nymphe
letzte Woche kam mir zu Ohren, dass nun auch der Spiegel bezüglich der zehnjährigen Auswirkungen des deutschen Prostitutionsgesetzes recherchiert. Aus einer Beratungsstelle hiess es, die Fragen seien suggestiv gegen uns gewesen ("das macht doch sowieso keine freiwillig" usw.). Die Versuche, mit der entsprechenden Journalistin und deren Vorgesetzen Kontakt aufzunehmen und für Interviews aus Sicht einer Sexarbeiterin zur Verfügung zu stehen, wurden komplett ignoriert.
Leider wird das Thema (mit jungen osteuropäischen "Zwangsprostituierten" als Aufmacher) nun auch noch Titel der kommenden Ausgabe. Das braucht echt kein Mensch.
Dem sollten wir möglichst zeitnah etwas entgegenstellen. Wer hat Pressekontakte zu Blättern von ähnlichem Format, die uns wohlgesonnen sind? Zusätzlich gut gelesene Blogger(innen), die möglicherweise direkt auf die Story Bezug nehmen wollten? Wer (ausser mir ;)) hätte Lust, daran persönlich mitzuarbeiten?
Gruß,
Nymphe
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Einen offenen Brief verfassen, wo wir uns gegen die einseitige Berichterstattung verwehren. Gezielt darauf hinweisen, dass man von Seiten des SPIEGEL keinerlei Gespräche zu SexarbeiterInnen - oder auch Selbstorganisationen gesucht bzw. zugelassen hat, obwohl Diese ihrerseits sich darum bemüht haben.
Diesen offenen Brief auf allen unseren Plattformen veröffentlichen und uns nahe stehende Orgas bitten, dies ebenso zu tun.
Liebe Grüße
christian
Diesen offenen Brief auf allen unseren Plattformen veröffentlichen und uns nahe stehende Orgas bitten, dies ebenso zu tun.
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Reißerischer Aufmacher i.S. der Prostitutionsgegner
Hier der Spiegel Titel:
Bordell Deutschland - Wie der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert
www.facebook.com/photo.php?fbid=470612896357034
und auch schon eine erste Kommentiermöglichkeit
www.spiegel.de/spiegel/vorab/
Wichtig, ist dass wir alle offenen Kanäle nutzen und unsere SW Stimme ausdrücken, damit falsche Anschuldigungen sich nicht verfestigen können...
Wichtig ist es jetzt den Artikel im Details einem Fakten-Check zu unterwerfen, wie damals bei der Maischberger-Sendung von Hydra gemacht www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=113757#113757
Dann wäre es gut wenn Sexworker Forum und/oder Sexwork-Deutschland eine Presseerklärung aussenden. Die Presseverteiler haben wir hier im internen Bereich gesammelt.
Den Text, den Faktencheck können wir gemeinsam entwerfen auf www.sync.in mit Chat-Funktion wie wir es auch im Forum haben. Tipps für einen Leserbrief (englisch) www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=130379#130379
Die relevanten Kriminalitätszahlen stehen hier www.bit.ly/bkazahlen
(dort auch der Link zur Antwort der Bundesregierung http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/125/1712504.pdf )
und die juristischen Fakten hier www.sexworker.at/prostg
und die soziologischen Fakten zur Migration hier www.sexworker.at/menschenhandel
...
Bordell Deutschland - Wie der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert
www.facebook.com/photo.php?fbid=470612896357034
und auch schon eine erste Kommentiermöglichkeit
www.spiegel.de/spiegel/vorab/
Wichtig, ist dass wir alle offenen Kanäle nutzen und unsere SW Stimme ausdrücken, damit falsche Anschuldigungen sich nicht verfestigen können...
Wichtig ist es jetzt den Artikel im Details einem Fakten-Check zu unterwerfen, wie damals bei der Maischberger-Sendung von Hydra gemacht www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=113757#113757
Dann wäre es gut wenn Sexworker Forum und/oder Sexwork-Deutschland eine Presseerklärung aussenden. Die Presseverteiler haben wir hier im internen Bereich gesammelt.
Den Text, den Faktencheck können wir gemeinsam entwerfen auf www.sync.in mit Chat-Funktion wie wir es auch im Forum haben. Tipps für einen Leserbrief (englisch) www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=130379#130379
Die relevanten Kriminalitätszahlen stehen hier www.bit.ly/bkazahlen
(dort auch der Link zur Antwort der Bundesregierung http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/125/1712504.pdf )
und die juristischen Fakten hier www.sexworker.at/prostg
und die soziologischen Fakten zur Migration hier www.sexworker.at/menschenhandel
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.05.2013, 14:43, insgesamt 3-mal geändert.
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Ja, habs auch gelesen. Das mediale Trommelfeuer geht aus allen Rohren weiter.
Das ehemalige "Sturmgeschütz der Demokratie" ist nun die Stimme der Spießer geworden, macht die Arbeit für Kirchenfürsten und hauptberufliche "Frauenretter".
Mut war gestern- jetzt wird jede Welle gesucht, auf der man mitreiten kann.
Wer den SPIEGEL heute noch als "links" oder gar "fortschrittlich" bezeichnet, muss das letzte Jahrzehnt im Kälteschlaf gelegen haben.
Wieder mal erfüllen Journalisten das Vorurteil, dass sie häufig nur von oben herab berichten und sich selber für den Nabel der Welt halten.
Dass "BILD"+"WELT" sowas bringen, würde keinen überraschen, das Hamburger Magazin ist in meiner Achtung ins Bodenlose gefallen...
Das ehemalige "Sturmgeschütz der Demokratie" ist nun die Stimme der Spießer geworden, macht die Arbeit für Kirchenfürsten und hauptberufliche "Frauenretter".
Mut war gestern- jetzt wird jede Welle gesucht, auf der man mitreiten kann.
Wer den SPIEGEL heute noch als "links" oder gar "fortschrittlich" bezeichnet, muss das letzte Jahrzehnt im Kälteschlaf gelegen haben.
Wieder mal erfüllen Journalisten das Vorurteil, dass sie häufig nur von oben herab berichten und sich selber für den Nabel der Welt halten.
Dass "BILD"+"WELT" sowas bringen, würde keinen überraschen, das Hamburger Magazin ist in meiner Achtung ins Bodenlose gefallen...
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!
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Am 9.6. wird Spiegel-TV senden, sie haben dazu auf der Strasse, in FKK-Clubs etc. gedreht. Leider erreichte mich die Info zu spät um in einem Club an einem entsprechenden Interview teilzunehmen.
Die Frage war: was hat sich verändert. Hauptklage der Frauen: "Wir müssen heute für weniger Geld mehr leisten". Ich habe so meine Befürchtung, dass auch dieser Beitrag in die entsprechende Richtung gelenkt wird.
Die Frage war: was hat sich verändert. Hauptklage der Frauen: "Wir müssen heute für weniger Geld mehr leisten". Ich habe so meine Befürchtung, dass auch dieser Beitrag in die entsprechende Richtung gelenkt wird.
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- SPIEGEL_2013_22_96238909.pdf
- Spiegel 22/2013 Titelgeschichte
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- Silberstern
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RE: Aktueller Spiegel
Wow, ich war ja auf das Schlimmste gefasst, aber einen derart krassen und wirklich völlig einseitigen Propagandaartikel habe ich dann trotzdem nicht erwartet.
Der Faktencheck an sich dürfte nicht allzu schwierig werden - die behaupteten Sachverhalte sind schließlich nicht neu und vielfach widerlegt.
Das wirklich Schlimme ist vielmehr das Gesamtpaket, das die dünne Faktenlage mit reißerischen Opferporträts und weiträumiger und völlig unkritischer Propaganda für die schwedische Prostitutionspolitik vermischt - aber vor allem, die demagogische und namentliche Hetze gegen alle (prominente Sexarbeiterinnen, Politiker_innen der Grünen und der Piraten), die sich derzeit noch trauen, politisch für eine menschliche oder auch nur halbwegs rationale Prostitutionspolitik einzutreten.
Insbesondere dieser letztgenannten Tendenz gilt es entschieden entgegen zu treten, denn das Klima der Hexenjagd und Ausgrenzung von jeder politischen Mitsprache, das damit bewusst geschürt wird, ist eine extrem bedenkliche, undemokratische und totalitaristische Tendenz, die dem Ziel dient, der Anti-Sexarbeits-Lobby mehr denn je die Diskurshoheit zu sichern und jede abweichende Meinung von vornherein als illegitim zu diffamieren.
Der Faktencheck an sich dürfte nicht allzu schwierig werden - die behaupteten Sachverhalte sind schließlich nicht neu und vielfach widerlegt.
Das wirklich Schlimme ist vielmehr das Gesamtpaket, das die dünne Faktenlage mit reißerischen Opferporträts und weiträumiger und völlig unkritischer Propaganda für die schwedische Prostitutionspolitik vermischt - aber vor allem, die demagogische und namentliche Hetze gegen alle (prominente Sexarbeiterinnen, Politiker_innen der Grünen und der Piraten), die sich derzeit noch trauen, politisch für eine menschliche oder auch nur halbwegs rationale Prostitutionspolitik einzutreten.
Insbesondere dieser letztgenannten Tendenz gilt es entschieden entgegen zu treten, denn das Klima der Hexenjagd und Ausgrenzung von jeder politischen Mitsprache, das damit bewusst geschürt wird, ist eine extrem bedenkliche, undemokratische und totalitaristische Tendenz, die dem Ziel dient, der Anti-Sexarbeits-Lobby mehr denn je die Diskurshoheit zu sichern und jede abweichende Meinung von vornherein als illegitim zu diffamieren.
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@marc
Ich würde vorschlagen, dass wir auch an die rechtliche Seite Deines "Entwurfes" denken... Wir sind hier als Verantwortliche des Forums im angreifbaren Bereich - Wir werden zwar Deine Anonymität mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln wahren - jedoch ist für mich die Frage: Ist es nicht klüger einen rechtlich nicht angreifbaren "Aufmacher" zu wählen? Die öffentliche Behauptung, dass Jemand "lügen" würde ist klagbar...
Bitte denke darüber nach, ob es nicht ein wenig sachlicher sein könnte.... Wir sollten immer daran denken, dass gerade unsere Ausdrucksweise mit entscheidet, ob uns wer gedanklich folgen kann, oder eben nicht.
Schon bei der Aussage über Alice (outet sich als...) hat sich das Problem gestellt - Wie gesagt: Ich übernehme die Verantwortung mit - nur muss es in dem Fall wirklich sein, dass wir unsere GegnerInnen einladen mit einstweiligen Verfügungen Abmahnungen und Dergleichen gegen unser Anliegen vorzugehen???
Ganz ehrlich - ich mache mir Sorgen, dass wir da bedingt durch den berechtigten Zorn über derartige Artikel, ein wenig unsere Aufgabe gefährden könnten.
christian
Ich würde vorschlagen, dass wir auch an die rechtliche Seite Deines "Entwurfes" denken... Wir sind hier als Verantwortliche des Forums im angreifbaren Bereich - Wir werden zwar Deine Anonymität mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln wahren - jedoch ist für mich die Frage: Ist es nicht klüger einen rechtlich nicht angreifbaren "Aufmacher" zu wählen? Die öffentliche Behauptung, dass Jemand "lügen" würde ist klagbar...
Bitte denke darüber nach, ob es nicht ein wenig sachlicher sein könnte.... Wir sollten immer daran denken, dass gerade unsere Ausdrucksweise mit entscheidet, ob uns wer gedanklich folgen kann, oder eben nicht.
Schon bei der Aussage über Alice (outet sich als...) hat sich das Problem gestellt - Wie gesagt: Ich übernehme die Verantwortung mit - nur muss es in dem Fall wirklich sein, dass wir unsere GegnerInnen einladen mit einstweiligen Verfügungen Abmahnungen und Dergleichen gegen unser Anliegen vorzugehen???
Ganz ehrlich - ich mache mir Sorgen, dass wir da bedingt durch den berechtigten Zorn über derartige Artikel, ein wenig unsere Aufgabe gefährden könnten.
christian
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- Silberstern
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- Ich bin: SexarbeiterIn
Hier könnte man ebenfalls schon mal einen Leserbrief loswerden:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelbl ... Kommentare
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelbl ... Kommentare
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RE: Aktueller Spiegel
Guten Abend,
ich erlaube mir, einen Beitrag von mir auf MC-Escort hier zu verlinken.
http://www.mc-escort.de/forum/showpost. ... ostcount=8
Vielleicht mag es jemand lesen. Meine Gedanken gehen in eine etwas andere Richtung als es hier gerade die Stimmung ist. Ich denke nämlich nicht, dass das Problem des Spiegelartikels in einer angreifbaren Faktenlage liegt, und auch nicht, dass es eine "demagogische und namentliche Hetze" ist.
Ich bin trotzdem sehr gespannt auf andere Antworten, besonders darauf, was aus Marcs Impuls entsteht.
Liebe Grüße
lust4fun
ich erlaube mir, einen Beitrag von mir auf MC-Escort hier zu verlinken.
http://www.mc-escort.de/forum/showpost. ... ostcount=8
Vielleicht mag es jemand lesen. Meine Gedanken gehen in eine etwas andere Richtung als es hier gerade die Stimmung ist. Ich denke nämlich nicht, dass das Problem des Spiegelartikels in einer angreifbaren Faktenlage liegt, und auch nicht, dass es eine "demagogische und namentliche Hetze" ist.
Ich bin trotzdem sehr gespannt auf andere Antworten, besonders darauf, was aus Marcs Impuls entsteht.
Liebe Grüße
lust4fun
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- Silberstern
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Re: RE: Aktueller Spiegel

Ich führe trotz akuten Zeitmangels hier nochmal meine Bedenken aus, denn ich halte den Artikel sehr wohl hochproblematisch und halte deine Stellungnahme, die man leicht als (weitgehend) kritiklose Anerkennung des Artikels interpretieren kann, in der aktuellen Situation für wenig hilfreich. Es sei noch einmal daran erinnert, dass eine schwarz-gelbe Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung noch in dieser Legislaturperiode angekündigt ist (und zwar ihrerseits ausgelöst durch reißerische Medienberichte und sogar Fiktionen - Meilensteine waren sicherlich die Tatort-Folge "Wegwerfmädchen" und die "Ermahnung" von Frau Malmström, von der man viel zu den *rückläufigen* Opferzahlen in Deutschland und wenig zu den *ansteigenden* Opferzahlen in Schweden gehört hat). Der Spiegel-Artikel wird in der nächsten Woche sicherlich auch in anderen Medien aufgegriffen werden und gibt eine Steilvorlage für einen hochgradig reaktionären Debattenverlauf, der letztlich vor allem die Verhandlungsposition der Hardliner um Hans-Peter Uhl (CSU) stärken wird.lust4fun hat geschrieben:Ich denke nämlich nicht, dass das Problem des Spiegelartikels in einer angreifbaren Faktenlage liegt, und auch nicht, dass es eine "demagogische und namentliche Hetze" ist.
Insbesondere ist durch die nun mal wieder im Raum stehende Verbotsforderung eine konstruktive und problemlösungsorientierte Debatte schon jetzt massiv erschwert, weil wir wieder einmal gezwungen sind, einen großen Teil unserer Kraft für die Gegenargumentation gegen blödsinnige Totalverbote aufzuwenden.
Und mit der angreifbaren Faktenlage meine ich nicht, dass ich leugne, dass es Probleme in der Sexarbeit in Deutschland gibt oder dass ich die individuellen Opferporträts anzweifele (die hier aber lediglich für eine reaktionäre Agenda instrumentalisiert werden), sondern die "Klassiker", die ja ebenfalls munter in den Artikel eingestreut sind: Sexarbeiterinnnen entschieden sich, wenn überhaupt nur freiwillig für die Sexarbeit, wenn sie wegen traumatischer Erlebnisse in der Kindheit ohnehin einen "Knacks" hätten und ähnliches...
Ich denke, in einem sollten wir uns zumindest einig sein: Ziel des Artikels ist eindeutig nicht, derzeitige Probleme in der Sexarbeit differenziert aufzuzeigen und Lösungsansätze konstruktiv zu diskutieren. Die aufgelisteten Probleme dienen aus meiner Sicht allein als Einleitung für die zweite Artikelhälfte, in der es dann richtig zur Sache geht:
Massive und kritiklose Propagierung des Totalverbots als einziges(!) Lösungskonzept bei gleichzeitiger (und dabei bleibe ich) Diffamierung aller politischen Kräfte, die eine differenziertere Meinung vertreten und an einer Verbesserung der Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter interessiert sind. Diese werden (zumindest in meiner Interpretation) sehr wohl als unverantwortliche, nicht legitimierte Einzelpersonen dargestellt, die paradoxerweise gleichzeitig eine mächtige Lobby bilden sollen.
Carmen habe bspw. ganz allein die Prostitutionspolitik der Piratenpartei diktiert (eine lächerliche Behauptung, wenn man die Debatte auf dem Parteitag mitverfolgt hat). Sexwork-deutschland.de vertrete lediglich die Interessen einiger elitärer Sexarbeiterinnen, denen brauche man ebenfalls keine Beachtung zu schenken. Und die Grünen seien ja ohnehin hocherfreut, widerlichen Männern den Bordellbesuch erleichtert zu haben (wenn das mit den "Pädophilen" schon nicht geklappt hat

Wer als Journalist eines Magazins mit der hegemonialen Stellung des Spiegel eine gesellschaftliche Minderheit derart diffamiert und von der weiteren politischen Debatte zu den sie betreffenden Fragen ausgrenzt, handelt doch nun wirklich alles andere als unparteiisch - und ja, das ist ein großes strukturelles Problem für uns.
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Anmerkungen zum Text
Hier mal eine kommentierte, gemarkerte Version des hochgradig manipulativen Artikels, der so sachlich faktenreich daherkommt, aber wirkt, als wäre er von den Prohibitionisten/Abolitionisten diktiert oder bestellt worden.
Mit Links ins Sexworker Forum, aber auch zu anderen wichtigen Quellen, die für unsere Presseerklärung, falls denn eine entsteht, wichtig sind.
Unsere direkte Aktion auf der FB Seite hat m.E. durchaus schon Wirkung entfalten können. Waren dort vor unseren Kommentaren die Meinungen mehrheitlich im Sinne des Artikels, so ist dieser Trend sofort gestoppt worden, nach unseren Postings und Argumenten.
Ich komme somit zu der Erkenntnis, die Prostitutionsfeindlichkeit existiert nur und nur solange sich die Sexworker nicht wehren und nicht aufklären (Gegenaufklärung betreiben) und nur ihr eigenes Geschäft im Stillen verfolgen...
Prostitution ist sowas wie eine gesellschaftliches Vakuum oder ein Sack auf den alle Draufschlagen, weil wir keine Position beziehen, uns nicht wehren. Wenn wenn wir dann aktiv werden, durch Argumentation oder Fakten oder Gesicht Zeigen, dann geht sowas nicht mehr so einfach und die breite Front bricht zusammen...
Prostitutionsfeindlichkeit (Misoharlotry) ist nur sowas wie ein Ventil, über das kollektives Unwohlsein geäußert werden kann, wo Gemeinschaft erzeugt wird. Da wird vieles stellvertretend abreagiert. Dieses zu erkennen ist unsere Chance den Teufelskreis zu durchbrechen.
Die neuen sozialen Medien bieten uns hier einzigartige Möglichkeiten.
Mit Links ins Sexworker Forum, aber auch zu anderen wichtigen Quellen, die für unsere Presseerklärung, falls denn eine entsteht, wichtig sind.
Unsere direkte Aktion auf der FB Seite hat m.E. durchaus schon Wirkung entfalten können. Waren dort vor unseren Kommentaren die Meinungen mehrheitlich im Sinne des Artikels, so ist dieser Trend sofort gestoppt worden, nach unseren Postings und Argumenten.
Ich komme somit zu der Erkenntnis, die Prostitutionsfeindlichkeit existiert nur und nur solange sich die Sexworker nicht wehren und nicht aufklären (Gegenaufklärung betreiben) und nur ihr eigenes Geschäft im Stillen verfolgen...
Prostitution ist sowas wie eine gesellschaftliches Vakuum oder ein Sack auf den alle Draufschlagen, weil wir keine Position beziehen, uns nicht wehren. Wenn wenn wir dann aktiv werden, durch Argumentation oder Fakten oder Gesicht Zeigen, dann geht sowas nicht mehr so einfach und die breite Front bricht zusammen...
Prostitutionsfeindlichkeit (Misoharlotry) ist nur sowas wie ein Ventil, über das kollektives Unwohlsein geäußert werden kann, wo Gemeinschaft erzeugt wird. Da wird vieles stellvertretend abreagiert. Dieses zu erkennen ist unsere Chance den Teufelskreis zu durchbrechen.
Die neuen sozialen Medien bieten uns hier einzigartige Möglichkeiten.
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- Kommentierte Version
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RE: Aktueller Spiegel
@lust4fun
Dann erlaube ich mir mal, meine Antwort auf MC hier zu verlinken :)
http://www.mc-escort.de/forum/showpost. ... stcount=13
Dann erlaube ich mir mal, meine Antwort auf MC hier zu verlinken :)
http://www.mc-escort.de/forum/showpost. ... stcount=13
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- Silberstern
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RE: Aktueller Spiegel
...und ich weise nochmal explizit auf den Post von Carmen hin, den Melanie dort verlinkt hat.
Nachtrag, damit uns die offenen Fäden nicht verloren gehen: Melanies bei MC-Escort geäußerte Kritikpunkte am Spiegel-Artikel sollten dann am besten mit denen von Marc (und eventuell weiteren, falls vorhanden) zusammengeführt werden.
Nachtrag, damit uns die offenen Fäden nicht verloren gehen: Melanies bei MC-Escort geäußerte Kritikpunkte am Spiegel-Artikel sollten dann am besten mit denen von Marc (und eventuell weiteren, falls vorhanden) zusammengeführt werden.
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RE: Aktueller Spiegel
Ich habe gerade meinen Kommentar in Zusammenhang mit Bremen und einem eingestellten Vortrag gesucht und nochmals eingestellt.
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 875#131875
Leider will niemand die Defizite beim Opferschutz und Migration sehen. Von der Abschaffung des Asylrechts vor 20 Jahren, welches dann Fremdenfeindlichkeit hoffähig machte, will auch niemand mehr etwas wissen.
Gruß Jupiter
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 875#131875
Leider will niemand die Defizite beim Opferschutz und Migration sehen. Von der Abschaffung des Asylrechts vor 20 Jahren, welches dann Fremdenfeindlichkeit hoffähig machte, will auch niemand mehr etwas wissen.
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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Medienarbeit-Outing-Sexworkerkompetenzen
Tilopa hat geschrieben:...und ich weise nochmal explizit auf den Post von Carmen hin, den Melanie dort verlinkt hat.
__
Danke Nicole für diese wunderbare Kurzanalyse zur Patriarchalen Machtstruktur: Arno Plack "die Gesellschaft und das Böse" (1967)
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 874#131874
http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Plack
und viele weitere spannende Titel.
Habe heute so wie andere auch kaum schlafen können, wegen dem Aufreger um den Spiegel-Artikel.
Besonders eindringlich ist die Insider-Veröffentlichung, wie die Anbahnung für den miesen Artikel von SCHMIRGEL gelaufen ist, die Carmen als betroffene Sexarbeiterin und Aktivistin auf ihrem Blog verfaßt hat um Gegenöffentlichkeit zu schaffen in bzw. mithilfe der Blogoshäre. Hiernochmal mein Danke und Kompliment für die erfolgreiche Arbeit die Carmen leistet.
Ich und viele von uns kennen das aus eigenem Erleben und versuche mich im Folgenden an einer Aufarbeitung für uns alle, für uns als Sexworker-Kollektiv/Community.
Über das Ausgegrenzt- und Anderssein der Sexworker
und welche Konsequenzen wir ziehen können
Wir Sexworker, wenn wir den Beruf mögen und gerne machen (sofort oder nach Einarbeitungszeit), sind keine Opfer, sondern haben vielmehr die sozio-sexuelle Identität des Sexworkers, Freudenspenders, Sexgott, Unterhaltungsdame, Travel Compainion, Escort, Kurtisane, Gesellschafters, Vermittler, Surrogart-Partners, Sexual-Coach, Tantrikers, Body Worker, Domina, Sexworker-Migrant/Gastarbeiter, Showgirl, Pornstar, heilige Hure, Grand Horizontale de Demi-Mondaine, Seelentröster...
Das ist ein Set von Kompetenzen, Erfahrungen und Selbstzuschreibungen. Halt eine Identität so wie Menschsein, Deutscher/Österreicher/Staatsbürger... d.h. Ausländersein in den meisten Teilen der Welt, Homo/Bi/Queer-Sein, Begabt/Behindert-Sein ...
CIS-, Hetero-Sein oder lokal-nationaler Einwohner sein ist jedoch erstmal keine Identität, weil es als "normal" definiert ist, was letztlich aber nur ein statistischer Effekt ist, die Wirkung der Mehrheit, die automatisch die Norm setzt, solange sie nicht von Minderheiten herausgefordert ist Diversity und Inklusion zu thematisieren und sich selbst zu reflektieren (z.B. die unausgesprochene "CIS-Heteronormativitätsprämisse"). Das geht nur unter Anstrengungen und Kosten, d.h. in Zeiten des Wohlstandes.
Unsere Identität ist auch eine Sonderbegabung. Sie hängt sowohl mit der Sexualität (Wünschen und Können), als auch mit dem sozialen Tabu-und-Stigma-Management zusammen.
- Verletzlichkeits-Forscherin Dr. Brené Brown:
"We Must Embrace Wholeheartedness // Last uns umarmen die heiligen Krieger des Herzens"
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=112203#112203
Andersartigkeit gerät in Abgrenzungskonflickte mit der Mehrheit (Mobbing, Stigma, sexual politics [Kate Millett 1969]) und das verstärkt sich, wenn es der Mehrheit schlecht geht. In Wirtschaftskrisen radikalisiert sich die Bevölkerung und es kann sogar zum Weltkrieg kommen (globales Sozialversagen vor ca. 70 Jahren, ein Erwachsenenleben). Ist der Spiegel-Artikel ein Indiz, ein "Wehret den Anfängen"? Die Sozialstruktur der Gesellschaft erkrankt dabei vom Rande her, das heißt die Krise beginnt bei den Armen oder Ausgegrenzten, dann sackt die Mittelschicht ab bzw. fühlt die Bedrohung und setzt Hebel in Gang das zu verhindern zu versuchen... Sündenböcke werden gesucht... Migranten, Sexworker, HIV+, Steuersünder, Sex/Religion/Nationalität... Und dann gibt es immer Menschen oder Journalisten, die lieber mit der Mehrheit gehen, als sich für die Minderheit zu opfern/einzusetzen.
Der Journalist, der einen Sexworker portraitieren will, ist in einer extrem schweren Lage ohne sich dessen bewußt sein zu müssen. Er muß die Grenze zwischen zwei Welten und Identitäten überbrücken (er ist aber kein Pontifex = Brückenbildner). Er muß für seinen Job das Schreiben, was die Mehrheit Otto-Normal-Verbraucher, "der Markt" lesen will und das ist oftmals vorurteilsgeprägt und dann würdeverletztend für Unsereins.
Wenn der Journalist keiner stigmatisierten sozio-sexuellen Minderheit angehört und keine Stigma, Outing, Sexwork oder sonst viel reife Lebenserfahrungen hat (es sind immer junge Journalisten und Studenten, die auf uns "losgelassen" werden, weil unser Thema eine geringe soziale Wertschätzung hat), ist die Wahrscheinlichkeit für Fehltritte besonders hoch.
Das Wesen der Andersheit ist, dass es letztlich eine Gleichheit ist, nur die Schwerpunkte oder Ausprägungen sind unterschiedlich verteilt (die Mischungsverhältnisse machen den Unterschied bzw. bestimmen die Einzigartigkeit). Doch dieses Phänomen der Gleichzeitigkeit von Andersheit und Gleichheit ist schwer zu verstehen und auszuhalten. Übrigens ist die Gleichheit die Basis der Menschenrechte und unveräußerlichen Menschen-Wertigkeit, die dafür das besondere Wort Würde hat als Abgrenzung von dinglichen Werten erhalten hat. Und ist auch die Grundlage des Demokratieprinzips "one person one vote". Früher gab es mal das Zensuswahlrecht in Preussen und da hatten die Leute Stimmrechte entsprechend ihrer Steuerzahlungen *LOL* www.bit.ly/steuerhinterziehungs-rechner (EÜR für Sexworker www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=98575#98575)
Die Andersheit entsteht wie gesagt durch Begabungen und Erfahrungen (sowohl angeboren als auch kultiviert/sozialisiert und eine genaue Grenze ist nicht zu ziehen) und führt dazu, dass sich manche Bereiche ausdehnen (Kompetenzfelder, Eigenschaften), aber andere dafür kleiner werden, weil jeder insgesamt nur eine gewisse Kapazität des Seins hat.
Wenn wir Sexworker also besonders stark oder kompetent sind Sexuelle Kommunikation mit vielen Menschen auch ohne Ansehen der Person teilen zu können (fast wie unkonditionierte Liebe, menschlich allzumenschliches halten und annehmen können, so wie die Kindergärtnerin die fremden ihr anvertrauten Kinder), so haben wir als Ausgleich dazu das Bedürfnis nach besonderem Schutz von Privatheit in anderen Bereichen, da wo der Normalbürger gerne sehr offenherzig ist (Familienzugehörigkeit, Wohnort...). Da ist eine komplexe Balance-Regel wirksam, hinsichtlich der Menge von Offenheit die jemand ertragen kann, ohne sich selbst zu verlieren.
Auch der Normalbürger hat dieses Abgrenzungsbedürfnis. Aber er erlebt es nicht so wie wir. Schauen wir uns allein mal an, wie die Wohnverhältnisse strukturiert und mit manigfaltigen Barrieren ausgestattet sind: Wohnquatier abgestimmt auf sozialen Status, evt. Vorgarten, Wohnhaus-Eingangstür, Wohnungstür ... und dann kommt erst die Schlafzimmertür und dann erst die Schranktür zu Toys und Porno ...). Das ist Abgrenzungskompetenz pur, die als solche nicht verstanden wird, weil sie Kuturtradition und damit Selbstverständlichkeit ist.
Ich greife hier auf das Konzept der Systembildung zurück. Wir sind zwar alle Teil des kosmischen Ganzen, um aber Individuum zu sein, braucht es die teilweise Zerstörung (des Geamtheits-Chaos) und Abgrenzung und Herausbildung von Systemgrenze und Körperoberfläche (vgl. was Schöpfungsgeschichte und Dia-bolik gemein haben). Diese Grenzbildungen sowohl in der biologisch-physischen Welt als auch in der sozial-mental-ideellen Welt ist formgestaltend und wesensgebend (Dialektik von Inhalt & Form).
Und sie ist unterschiedlich bei Sexworkern und Nicht-Sexworkern. Aber ein "Normaler" oder Nicht-Sexworker, der nie sexuell oder sozial ausgegrenzt war, weis nichts um diese Zusammenhänge, weil er nie ein Coming-out (weder äußeres noch inneres) durchleben mußte. Wir Sexworker mußten das aber schon bei "Berufsantritt" und stecken alle auch irgendwo auf der langen Skala zwischen innerem und äußeren Coming-out fest, weil ein vollständiges äußeres Coming-out auch heute noch mit so vielen Risiken und konkreten Nachteilen verbunden ist (Jobverlußt, Anzeige, Verstoß von Familie/Freunden, Deportation...nicht mehr ins KZ als sog. Asoziale mit schwarzem Winkel, aber z.B. Abschiebung und Vertreibung aus Sperrgebieten, die ca. 95% der Landesfläche ausmachen www.bit.ly/sexworkatlas ).
Wenn ein Journalist unsere Abgrenzungsregel "du darfst über meine Politik der Sexarbeit schreiben, aber nicht über mein Privatleben" nicht vollstens achtet, ist das sowohl sein Unverständnis, seine natürliche/unreflektierte Neugier, aber auch seine Machtposititon als "Normalbürger" und Mehrheitskultur-Zugehöriger. So verlangen Prostitutionsgegner z.B. typischerweise von uns Sexworker-Aktivisten, dass wir uns zuerst outen sollen, bevor sie mit uns reden wollen, oder wenn ihnen die Argumente ausgehen. Ein perfides power game aber auch ein KO-Signal merke ich gerade als ich diesen Text redigiere. Aber seine journalistisch-menschliche Grenzübertretung ist auch unsere mangelnde Abgrenzungskompetenz d.h. fehlende Huren-Kultur-Traditionen wie das am besten geschehen kann. Bekanntlich entscheiden sich die meisten Sexworker, solche Problemzonen weiträumig zu umgehen und sich nur auf Geldverdienen im Sexbiz bzw. ihr Leben zu kümmern. Nicht zuletzt deswegen sind die gesellschaftlichen Verhältnisse auch im Jahr 2013 immer noch so prekrär wie sie sind.
Ein Lösungsvorschlag von mir ist die Konstruktion einer separaten dritten "Community Identity" schon mit Einstieg in die Sexarbeit, um sowohl Privatsphäre, als auch Geschäftswelt von der Öffentlichkeits- & Medienarbeit & Aktivismus sicher abgrenzen zu können.
Hilfreich könnten auch Verhaltenstipps und Checklisten sein, so wie wir sie für Sexworker-Medienarbeit bereithalten inklusive Mustervertrage für Interviews, Fotoshooting, Agenturarbeit, Filmproduktionen...
- Medienkompetenz Sexwork
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=943
Sammelthema Stigmaforschung
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=919
Sicherheitstipps
Bisher mußte das immer von einzelnen Sexworker-Aktivist_innen geschultert werden und es führte oft zu Überlastung wenn nicht gar Traumatisierung und frühzeitigem Ausbrennen (SWBO) in unserem wie wir hier gerade live miterleben können hyper-anspruchsvollen Berufsfeld.
Empathie ist das Gegenmittel zur Scham erklärt uns Dr. Brown.
Wir dürfen uns nicht in die Schamecke stellen lassen
"Don't shame us to death" rufen die Aktivistinnen in den USA.
"Shameless Slutt" und "King-Kong Strategie" können wir nutzen und trainieren/lernen/lehren, was hier im SW only Bereich des Forum vorgestellt wird. Coming-out Gruppen (Stammtische), Legalisiserungs-Kurse und Medien-Workshops (Whore College) sind weitere wichtige Elemente.
In guter Hoffnung, dass wir gemeinsam die Dinge auf eine neue Stufe bringen können.
LG,
Marc
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- Silberstern
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Noch mehr Lesestoff: Stellungnahme von Dona Carmen e.V. zum Spiegel-Artikel.
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- Silberstern
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RE: Aktueller Spiegel
Hehe, dieser Professor Dreher, der ja auch im Hetzartikel des 'Spiegel' zu Worte kam, nutzt die Gelegenheit, um noch einmal mit seiner Junk-Studie hausieren zu gehen.
(Dort versuchen er und seine Kollegen Cho und Neumayer stümperhaft und mutmaßlich sogar mit selbst gefälschten Daten, die steile These zu belegen, dass eine liberale Prostitutionspolitik kausal zu mehr "Menschenhandel" führt.)
Jedenfalls hat er heute offenbar eine Pressemitteilung herausgegeben: http://www.juraforum.de/wissenschaft/pr ... del-440542
Die ausführliche Kritik von Juanita Henning und Gehard Walentowitz zu einer früheren Version dieses Machwerkes gibt es hier: http://www.donacarmen.de/wp-content/upl ... ndel-1.pdf
(Dort versuchen er und seine Kollegen Cho und Neumayer stümperhaft und mutmaßlich sogar mit selbst gefälschten Daten, die steile These zu belegen, dass eine liberale Prostitutionspolitik kausal zu mehr "Menschenhandel" führt.)
Jedenfalls hat er heute offenbar eine Pressemitteilung herausgegeben: http://www.juraforum.de/wissenschaft/pr ... del-440542
Die ausführliche Kritik von Juanita Henning und Gehard Walentowitz zu einer früheren Version dieses Machwerkes gibt es hier: http://www.donacarmen.de/wp-content/upl ... ndel-1.pdf
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Spiegel Bild-Manipulation degradiert Sexarbeiterin zum Objek
Hier unser Sammelthema zur Studie Cho/Dreher/Neumayer
die erstmals in einer Panorama-Sendung verzerrt vorgestellt wurde
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8562&start=5
Der Hammer ist was der Spiegel mit dem Foto der Sexarbeiterin gemacht hat
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131910#131910
Wasserdichte Verträge für die eigene Sexworker-Medienarbeit scheinen inzwischen nicht mehr verzichtbar zu sein.
die erstmals in einer Panorama-Sendung verzerrt vorgestellt wurde
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=8562&start=5
Der Hammer ist was der Spiegel mit dem Foto der Sexarbeiterin gemacht hat
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131910#131910
Wasserdichte Verträge für die eigene Sexworker-Medienarbeit scheinen inzwischen nicht mehr verzichtbar zu sein.