Günther Jauch: Tatort Rotlichtmilieu – wie brutal ist das Geschäft mit dem Sex?
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Mo, 17.12.2012 | 10:15 Uhr Phoenix
Mo, 17.12.2012 | 20:15 Uhr tagesschau24
Di, 18.12.2012 | 01:55 Uhr MDR
Di, 18.12.2012 | 02:05 Uhr NDR
Das Geschäft mit dem Sex boomt: Seriösen Schätzungen zufolge gehen in Deutschland etwa 400.000 Menschen der Prostitution nach, die meisten von ihnen sind Frauen. Mehr als eine Million Männer nehmen täglich die Dienste der Prostituierten in Anspruch und die Branche erzielt jährlich Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Prostitutionsrate.
Der käufliche Sex ist gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. 2002 entschied sich die Regierung sogar, Prostituierte auch per Gesetz aus dem Schattendasein herauszuholen: Sex gegen Geld ist seitdem ein legales Geschäft und wurde als sozialversicherungspflichtige Dienstleistung aufgewertet. Vielen Prostituierten hilft diese Legalisierung jedoch nicht. Sie leiden weiter unter Erniedrigung, Kriminalität und Zwang. Von Freiern als menschliche Ware zu Billigpreisen gekauft, von Bordellbetreibern ausgebeutet, von Zuhältern unter Druck gesetzt.
Zwangsprostitution und Menschenhandel
Auch Geschichten, wie sie der aktuelle Tatort erzählt, sind keine Seltenheit: Frauen – häufig aus osteuropäischen Ländern – werden zur Prostitution gezwungen, teilweise sogar eigens dazu verschleppt. Allein im vergangenen Jahr wies das Bundeskriminalamt (BKA) in seiner Statistik "Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung" 640 Opfer aus. Mehr als Zweidrittel von ihnen wurden durch Drohung oder Gewalt zur Prostitution gezwungen. Die meisten kamen aus Rumänien und Bulgarien, viele auch aus Deutschland.
Die Dunkelziffer der Opfer schätzt das BKA weitaus höher, denn die Kriminalstatistik weist nur abgeschlossene Ermittlungsverfahren aus. Ermittelt werden kann meist aber nur dann, wenn die Opfer aussagen. Und das trauen sich die wenigsten – entweder aus Angst oder aus finanzieller Not.
Welches Ausmaß haben Menschenhandel und Zwangsprostitution? Ist freiwillige Prostitution möglich? Wer profitiert von den liberalen Gesetzen in Deutschland? Sollte Prostitution komplett verboten werden?
Diese Fragen diskutiert Günther Jauch mit folgenden Gästen:
- Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende im Bundestag
- Alice Schwarzer, Journalistin, Autorin, Feministin
- Christian Zahel, Leiter der Abteilung für Organisierte Kriminalität im LKA Niedersachsen
- Jürgen Rudloff, Bordellbetreiber
- Cathrin Schauer, KARO e.V.
- Felicitas Schirow, Ehemalige Prostituierte, Bordellbetreiberin
Frau Schwarzer fiel wie gewohnt den anderen Diskussionsteilnehmern ins Wort.
Hat Herr Zahel tatsächlich geglaubt, Rudloff würde über Schutzgeldforderungen etwas preisgeben?
Frau Kühnast forderte Frau Schwarzer im Laufe der Diskussion zum "Sie" auf nachdem sie sich am Anfang duzten.
Frau Schauer hat mit CARO im tschechischen Grenzgebiet nur mit Opfern zu tun. Frau Schirows Einwand, die meisten Frauen hätten keinen Zuhälter, wurde schnell abgewürgt.
"Hilsangebote" auf der ARD-Seite (wie könnte es anders sein): CARO, Solwodi, Terres des Femmes.
In meinem Kommentar zur Sendung wurde ein Link entfernt:
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Beste Grüße, Ihr Redaktionsteam"
Zufällig habe ich mich heute mit einer ehemaligen Prostituierten unterhalten. Sie stammt aus Bulgarien, hat 10 Jahre lang als Sexarbeiterin gearbeitet. Vor drei Jahren hat sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen. Sie war entsetzt, wie verlogen und gewalttätig die Arbeitswelt im Vergleich zu ihrer früheren Arbeit in Bordellen ist. "Im Puff konnte ich immer direkt sagen, was ich denke, musste nicht taktieren, erfuhr kein Mobbing. Es ging viel ehrlicher zu" so ihr Originalzitat. Und sie musste sich keine Gedanken um Einnahmen etc. machen.
In einem Einspieler wurde auf die falsche Aussage der LSE-Studie der Uni Göttingen verwiesen. Die Kriminalstatistik spricht eine deutlich andere Sprache viewtopic.php?t=1476&start=405).
Frau Schwarzer versuchte ständig Frau Schirow mit "sie lassen arbeiten" zu diffamieren.
Thema "Frauenbeauftragte im Paradise": das ist lediglich ein anderer Begriff für "Hausdame" - die Hauptaufgabe dieser Hausdamen ist es, die Hausregeln bei den Frauen durchzusetzen, für Disziplin und einheitliche Nacktheit / An wesenheit der Frauen zu sorgen.
Was leider auch Herrn Jauch nicht aufgefallen ist: Rudloff übermittelt automatisch Daten der Frauen beim Einchecken an die Polizei und an das Finanzamt. Da wurde weder die Rechtsgrundlage, noch der Datenschutz von Jauch oder Kühnast hinterfragt? Ist ein klarer Rechtsverstoss, dem sich die Bordellbetreiber beugen um keine Probleme mit den Behörden zu bekommen.
2. Kommentar:
Was total unterging: die Zahl 90 % der Prostituierten seien "Zwangsprostizuierte" ist genauso irreführend als wenn ich behaupten würde "90 % aller Arbeiter sind Zwangsarbeiter". Denn Hauptgrund ist nun mal der Zwang, einen angemessenen Lebensunterhalt zu verdienen.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einer norwegischen Jura-Doktorandin an der HU Berlin. Sie konnte in der äusseren Wahrnehmung, Behördenwillkür, Stigmatisierung von Huren und Freiern etc. keinen Unterschied feststellen zu Prostitution in Norwegen (Freierbestrafung), Frankreich (Hurenbestrafung) und Deutschland. Trotz derdoch sehr unterschiedlichen Gesetze.
Zum schwedischen Modell: Laut statistischen Angaben in Schweden gab es vor dem Gesetz 1999 ca. 6.000 Prostituierte, heute sind noch 3.000. Sieht so ein erfolgreiches Modell aus?
Frau Schwarzer sollte sich besser für die Verbesserung der Situation der Frauen einsetzen als ihre Tätigkeit ächten zu wollen. Prostitution ist oft die einzige Chance dieser Frauen, sich eine Lebensgrundlage zu schaffen.
Was ich grundsätzlich bemängle: Frau Schirow war nicht auf dem Podium, es wurde wieder ÜBER Prostituierte gesprochen. Und das von Menschen, die offensichtlich keine Ahnung von der tatsächlichen Situation haben oder wie Frau Schwarzer einfach gegen Prostitution sind.
Jauch Sendung 2013
mit Sexworker-Beteiligung
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136284#136284