Charles Fourier: Aus der neuen Liebeswelt
Verlag: Wagenbach Taschenbücher, 1978.
Charles Fourier war ein Philosoph aus Frankreich, der zwischen
1817 und 1819 ein Traktat schrieb mit dem Titel:
Le Nouveau Monde amoureux.
Fourier war seiner Zeit um gut 200 Jahre voraus, wenn nicht mehr!
Das Buch ist immer noch in fast allen Teilen hochaktuell!
Selten findet man in der gesamten Philosophenliste der vergangenen
2500 Jahre jemanden, der so scharfsinnig die Gesellschaft analysiert!
Die Schrift hier bezieht sich hauptsächlich auf das Sexleben in einer
Gesellschaft. Fourier prangert offen und mit außergewöhnlicher
Klarsicht die Falschheit und Hypokrisie der modernen Gesellschaft an.
Was das Thema angeht, so hat sich seit 1800 wenig bis nicht geändert.
Lange vor Freud und Jung studierte er die Psyche und erkannte
Zusammenhänge von psychischem Zwängen und leiblichen Symptomen.
Das macht zum einen das Buch so interessant und den Autor so lesenswert.
hier ein paar Zitate, welche besser als meine Interpretationen seinen Geist erklären:
"wir müssen endlich damit beginnen, den Frauen die nötige sinnliche Befriedigung zu
gewähren...."
"immer noch gibt es viele Eltern, die ihre Tochter lieber verschmachten und sterben
lassen, als ihnen die ersehnte Befriedigung zu gewähren..."
"In der Zivilisation sind Liebesbeziehungen, ganz wie die Politik, der Gipfel der Heuchelei..."
über die "Swinger-Clubs" von damals:
"Es gibt keine anziehendere Unterhaltung für die Bürgerlichen als solche
Quartette und Sextette, bei denen man so hurtig Männlein und Weiblein tauscht..."
Hier eine scharfe Kritik an der sogenannten "Demokratie" in England:
"....aufgeplusterte Länder wie England, wo die Männer das Recht haben, ihre
Frau mit dem Strick um den Hals zu Markte zu führen, und sie wie ein Stück
Vieh demjenigen zu verkaufen, der den Preis dafür zahlen will..."
über die Kirche:
"...ein gewisses Konzil von Burgund, ein wahres Konzil von Vandalen, darüber beriet,
ob die Frauen eine Seele haben? Und dies wurde nur mit einer Mehrheit von
drei Stimmen bejaht..."
(gemeint ist das Konzil von Epao, Burgund, im Jahr 517)
"der soziale Fortschritt vollzieht sich entsprechend den Fortschritten in der Befreiung der Frau..."
" die Verletzung der ehelichen Gesetze findet in verschiedenen Ländern, wie Italien,
öffentliche und einhellige Billigung. Der Ehebruch erfreut sich hier des gesetzlichen
Schutzes: er wird im Ehevertrag ausbedungen; in der Urkunde heißt es, daß ein
bestimmtes Individuum als Hausfreund der gnädigen Frau zuzulassen sei,
der ungeachtet der Ehe ein Recht auf Vertraulichkeit mit ihr bewahrt..."
Ich könnte noch seitenweise hochinteressante Zitate setzen.
Das Buch ist wirklich lesenswert und gibt eine tiefe Einsicht über die Situation heute,
warum Sexarbeit leider immer noch kein anerkannter "anständiger" Beruf geworden ist.
Seine Einsichten wurde von den Machthabern unterdrückt und zensiert.
Erst 1967 gab es die erste Veröffentlichungen von Charles Fourier!
Das Buch gibt es noch gebraucht bei Amazon:
http://www.amazon.de/Aus-neuen-Liebeswe ... 715&sr=8-1
und hier eine Internetseite über Fourier:
http://allie.home.xs4all.nl/mat/rme/txt/fourier.htm
Nicole
Charles Fourier: Aus der neuen Liebeswelt
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Wirtschaftssystem vs Liebesbeziehungen
Danke für diese Infos.
Dieser Charles Fourier (1772-1837) ist ein Vorgänger von Karl Marx (1818-83), August Bebel..., und Charles hatte bereits das Prinzip der Wirtschafts-Krisen im Kapitalismus erkannt:
Es wird wiedereinmal Zeit, dass die Themen Geschlecht/Gender und Klassen/Ökonomie d.h. Prostitution und Wirtschaft d.h. Arbeiter und Sexarbeiter sowie solide Frauen und Prostituierte wieder so wie damals bei den frühen Sozialisten aus einer gemeinsamen, emanzipatorischen Perspektive betrachtet werden.
Leider hat diese ganze prostitutionsfeindliche Menschenhandels-Thematik darauf den Blick verstellt und lenkt viele Leute insb. der besser situierten Mittelschicht von den tiefer liegenden ökonomischen Problemen ab (Propaganda / Gehirnwäsche / Sündenbockmechanismus).
Sammelthema "Sexwork & Ökonomie":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2288
Dieser Charles Fourier (1772-1837) ist ein Vorgänger von Karl Marx (1818-83), August Bebel..., und Charles hatte bereits das Prinzip der Wirtschafts-Krisen im Kapitalismus erkannt:
- Der Kapitalismus erzeugt regelmäßig beinahe wie ein Naturgesetz sog. Überschußkrisen // crise plethorique, d.h. es wird zunehmend mehr produziert (Effizienz, Automatisierung, Fortschritt) als die Leute brauchen oder bezahlen können (Rationalisierung, Klassengegensätze, Geldsystemfehler) und dann sinken die Einnahmen und Gewinne (Gesetz der fallenden Profitrate), Firmen und Privatleute gehen reihenweise pleite (Kurse und Preise fallen) d.h. die Wachstums-Blase platzt (Crash).
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=49781#49781 SW only
Es wird wiedereinmal Zeit, dass die Themen Geschlecht/Gender und Klassen/Ökonomie d.h. Prostitution und Wirtschaft d.h. Arbeiter und Sexarbeiter sowie solide Frauen und Prostituierte wieder so wie damals bei den frühen Sozialisten aus einer gemeinsamen, emanzipatorischen Perspektive betrachtet werden.
Leider hat diese ganze prostitutionsfeindliche Menschenhandels-Thematik darauf den Blick verstellt und lenkt viele Leute insb. der besser situierten Mittelschicht von den tiefer liegenden ökonomischen Problemen ab (Propaganda / Gehirnwäsche / Sündenbockmechanismus).
Sammelthema "Sexwork & Ökonomie":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2288