Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
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Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
HIER findet ihr die Buchbeschreibung zu diesem Buch, welches bereits 1997 im Handel erschienen ist. Ein Leben als Prostituierte
Rita Dolder nahm in ihrem Buch kein Blatt vor den Mund und rückte auch mit pikanten Details heraus. Heute wird Rita vermisst.
Sie beschäftigt sich u.a. mit der Akzeptanz von Prostituierten in der Gesellschaft. Ihrer Meinung nach ist das "Gesicht zeigen" und "an die Öffentlichkeit gehen" ebenso wie "klare Stellung dazu zu beziehen" unverzichtbar, wenn langfristig die Sexarbeit zumindest toleriert werden soll.
von Zwerg wiederhergestellt
Rita Dolder nahm in ihrem Buch kein Blatt vor den Mund und rückte auch mit pikanten Details heraus. Heute wird Rita vermisst.
Sie beschäftigt sich u.a. mit der Akzeptanz von Prostituierten in der Gesellschaft. Ihrer Meinung nach ist das "Gesicht zeigen" und "an die Öffentlichkeit gehen" ebenso wie "klare Stellung dazu zu beziehen" unverzichtbar, wenn langfristig die Sexarbeit zumindest toleriert werden soll.
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Zuletzt geändert von Vanessa-Eden am 08.11.2009, 00:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Hallo Vanessa,
und danke für die Info.
Freue mich auch hier von dir zu lesen.
Wenn ich in die Öffentlichkeit gehe, dann nicht nur für mich, sondern immer auch einwenig für alle Frauen und Männer, die diesen wichtigen und harten Job täglich machen.
Auch wenn es weder mir noch sonst einem Menschen möglich ist, immer die ganze Bandbreite, dieses Berufes zu kommunizieren.
Liebe Grüße
Marlena
und danke für die Info.
Freue mich auch hier von dir zu lesen.
Wenn ich in die Öffentlichkeit gehe, dann nicht nur für mich, sondern immer auch einwenig für alle Frauen und Männer, die diesen wichtigen und harten Job täglich machen.
Auch wenn es weder mir noch sonst einem Menschen möglich ist, immer die ganze Bandbreite, dieses Berufes zu kommunizieren.
Liebe Grüße
Marlena
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Bis Datum hatte ich ein Lieblingsbuch über Prostitution ("Rien ne va plus.-Stationen aus dem Mileu " geschrieben von eine Schweizer Prostituierte, die in Zürich-Niederdorf auf der Strasse gearbeitet hat und über ihren Leben und Erlebnisse von einem Ghostwriter niederschrieben ließ).
Seit heute ist es nicht mehr so.
Heute morgen kam das Buch von Rita Dolder: Ein Leben als Prostituierte.
Habe heute morgen um 11 Uhr angefangen es zu lesen und konnte nicht mehr von lassen bis ich den letzten Satz gelesen hatte.
Ein absolut empfehlenswerte Buch!
So schonungslos ehrlich und so volle Spannung. Ich habe beim Lesen die Skala der Gefühle:
Vom Weinen, Mitfühlen, Mitbangen, Lachen und Schmunzeln über mir bekannte Szenen, hautnah mit erlebt.
Ich hab es so "gierig" gelesen. Das ich jetzt traurig bin, das es zu Ende ist. Aber ich habe einen kleinen Trost, das zweite Buch:
"Verkaufte Illusionen" ist schon bestellt.
Danke, liebe Rita.
Liebe Grüsse, Fraences
Seit heute ist es nicht mehr so.
Heute morgen kam das Buch von Rita Dolder: Ein Leben als Prostituierte.
Habe heute morgen um 11 Uhr angefangen es zu lesen und konnte nicht mehr von lassen bis ich den letzten Satz gelesen hatte.
Ein absolut empfehlenswerte Buch!
So schonungslos ehrlich und so volle Spannung. Ich habe beim Lesen die Skala der Gefühle:
Vom Weinen, Mitfühlen, Mitbangen, Lachen und Schmunzeln über mir bekannte Szenen, hautnah mit erlebt.
Ich hab es so "gierig" gelesen. Das ich jetzt traurig bin, das es zu Ende ist. Aber ich habe einen kleinen Trost, das zweite Buch:
"Verkaufte Illusionen" ist schon bestellt.
Danke, liebe Rita.
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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- PlatinStern
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
ich habe das buch heute gelesen, während einer 3-stündigen zugfahrt. @Fraences - es ging mir wie dir. angefangen und nicht mehr zur seite gelegt.
kritische anmerkung: negativ, widersprüchlich, und extrem geschrieben. und dennoch findet man in den beschreibungen der sexarbeit oft wider, was man selbst vorfindet und erlebt als sexarbeiterin.
denn würde ich ausschließlich meine schlechtesten und extremsten arbeitstage und kunden beschreiben, käme ähnliches heraus.
würde ich meine besten und angenehmsten arbeitstage und kunden beschreiben, käme ganz anderes heraus.
was mir ganz genau wie der autorin geht: diese lügerei und heuchelei der kunden, die nicht nur nicht zu dem stehen, was sie tun, sondern es sogar schlecht machen und sich besonders von sexarbeit distanzieren, die haben absolut jeden (freiwillig gewährten) schutz auf "schweigen" verwirkt.
die autorin schreibt das so:
"Ich wollte etwas tun, um diese Verlogenheit aufzudecken und für die Akzeptanz der Prostitution zu kämpfen. Dazu musste ich nach aussen treten und zeigen, welches Individuum hinter einer Prostituierten stecken kann. Viele denken, dass wir mit dem Geld, das wir für unsere Dienste erhalten, auch für das Schweigen bezahlt werden. [...] Meine Tätigkeit ist nicht offiziell anerkannt, deshalb bin ich auch an kein Berufsgeheimnis gebunden. Das Freier-Geld ist Entgelt für meine Dienstleistung und kein Schweigegeld."
kritische anmerkung: negativ, widersprüchlich, und extrem geschrieben. und dennoch findet man in den beschreibungen der sexarbeit oft wider, was man selbst vorfindet und erlebt als sexarbeiterin.
denn würde ich ausschließlich meine schlechtesten und extremsten arbeitstage und kunden beschreiben, käme ähnliches heraus.
würde ich meine besten und angenehmsten arbeitstage und kunden beschreiben, käme ganz anderes heraus.
was mir ganz genau wie der autorin geht: diese lügerei und heuchelei der kunden, die nicht nur nicht zu dem stehen, was sie tun, sondern es sogar schlecht machen und sich besonders von sexarbeit distanzieren, die haben absolut jeden (freiwillig gewährten) schutz auf "schweigen" verwirkt.
die autorin schreibt das so:
"Ich wollte etwas tun, um diese Verlogenheit aufzudecken und für die Akzeptanz der Prostitution zu kämpfen. Dazu musste ich nach aussen treten und zeigen, welches Individuum hinter einer Prostituierten stecken kann. Viele denken, dass wir mit dem Geld, das wir für unsere Dienste erhalten, auch für das Schweigen bezahlt werden. [...] Meine Tätigkeit ist nicht offiziell anerkannt, deshalb bin ich auch an kein Berufsgeheimnis gebunden. Das Freier-Geld ist Entgelt für meine Dienstleistung und kein Schweigegeld."
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Hallo in die Runde,
ich kenne das Buch noch nicht, werde es mir sicherlich zulegen.
Zum Thema "beste" und "schlimmste" Arbeitstage gibts ein kaum bekanntes Buch von mir in persona, unter Pseudonym:
"Im Rotlicht tanzend".
Das soll keine Eigenwerbung sein, bitte nicht falsch verstehen.
Außerdem ist es, glaube ich, vergriffen, da nur in geringer Auflage hergestellt.
Mein Pseudonym:
Lisa Janus.
Falls noch irgendwo erhältlich, dann beim Verlag.
Ich würde es heute anders schreiben, klarer Fall.
Aber damals war ich total frustriert.
Das Buch kam nach meinem Zwangsausstieg heraus, in einem winzigen Verlag in Dortmund ("Unser Forum").
Ich habe damals nicht oder nur wenig für die Akzeptanz der SW geschrieben, sondern mehr über die täglichen Vorkommnisse mit den Kolleginnen und Freiern und Bordellbesitzern.
Und auch geschrieben zeitgeistgemäß:
"PR- mein , danke."
Was im Rahmen meiner damaligen Situation durchaus verständlich sein dürfte, siehe mein heutiges Posting "Ausstieg/Umstieg".
Liebe Grüße von
Lisa
ich kenne das Buch noch nicht, werde es mir sicherlich zulegen.
Zum Thema "beste" und "schlimmste" Arbeitstage gibts ein kaum bekanntes Buch von mir in persona, unter Pseudonym:
"Im Rotlicht tanzend".
Das soll keine Eigenwerbung sein, bitte nicht falsch verstehen.
Außerdem ist es, glaube ich, vergriffen, da nur in geringer Auflage hergestellt.
Mein Pseudonym:
Lisa Janus.
Falls noch irgendwo erhältlich, dann beim Verlag.
Ich würde es heute anders schreiben, klarer Fall.
Aber damals war ich total frustriert.
Das Buch kam nach meinem Zwangsausstieg heraus, in einem winzigen Verlag in Dortmund ("Unser Forum").
Ich habe damals nicht oder nur wenig für die Akzeptanz der SW geschrieben, sondern mehr über die täglichen Vorkommnisse mit den Kolleginnen und Freiern und Bordellbesitzern.
Und auch geschrieben zeitgeistgemäß:
"PR- mein , danke."
Was im Rahmen meiner damaligen Situation durchaus verständlich sein dürfte, siehe mein heutiges Posting "Ausstieg/Umstieg".
Liebe Grüße von
Lisa
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- PlatinStern
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
von der autorin des buches "Ein Leben als Prostituierte" habe ich ein interview gefunden. es geht um das thema "schließung des straßenstrichs, doppelmoral der politiker-kunden". es ist auf französisch, aber einige hier beherrschen diese sprache.
http://www.rts.ch/archives/tv/informati ... alais.html
und über das buch, habe ich folgendes gefunden:
"Das pikante Buch, rechtzeitig vor den Parlamentswahlen am vergangenen Sonntag erschienen, schlug ein wie eine Bombe."
"Freier „Roman“ trat die Flucht nach vorn an: Rolf Büttiker, Politiker der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) und Vertreter des Kantons Solothurn, gab zu, dass er Rita Dolder kenne und „hin und wieder für Sex bezahlt“ habe. Die öffentliche Beichte wurde belohnt: Der reuige Sünder erhielt viel Fan-Post, und die freisinnigen Parteikollegen beschlossen, ihren freizügigen Ständerat noch einmal kandidieren zu lassen."
http://www.focus.de/politik/ausland/sch ... 79340.html
http://www.rts.ch/archives/tv/informati ... alais.html
und über das buch, habe ich folgendes gefunden:
"Das pikante Buch, rechtzeitig vor den Parlamentswahlen am vergangenen Sonntag erschienen, schlug ein wie eine Bombe."
"Freier „Roman“ trat die Flucht nach vorn an: Rolf Büttiker, Politiker der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) und Vertreter des Kantons Solothurn, gab zu, dass er Rita Dolder kenne und „hin und wieder für Sex bezahlt“ habe. Die öffentliche Beichte wurde belohnt: Der reuige Sünder erhielt viel Fan-Post, und die freisinnigen Parteikollegen beschlossen, ihren freizügigen Ständerat noch einmal kandidieren zu lassen."
http://www.focus.de/politik/ausland/sch ... 79340.html
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
ein weiteres buch von rita dolder, zusammen mit claudia gerber:
"Verkaufte Illusionen"
http://www.amazon.de/Verkaufte-Illusion ... 605&sr=8-1
so interessant zu lesen, dass man es nicht weg legen mag. der passende und vieldeutige titel des buches, wird anhand vieler beispiele gezeigt.
"verkaufte illusionen" können die sein, die eine sexarbeiterin dem kunden gegen geld bieten. ("dein gemächt ist das schönste")
"verkaufte illusionen" können die sein, die man als sexarbeiterin über bord wirft. ("irgendwo muss ehrliche liebe zu finden sein")
"verkaufte illusionen" können die sein, die politiker ihren wählern vorgaukeln, um als saubermänner zu gelten. ("ich habs nicht nötig, ins puff zu gehen")
"verkaufte illusionen" können die sein, die die ehepartner voneinander haben. ("meiner geht doch nicht ins puff", "meine frau ist an sex nicht interessiert")
"verkaufte illusionen" können die sein, mit denen frauen als sexarbeiterinnen angeworben werden ("der traum vom großen geld")
in dem buch erzählen verschiedene menschen aus dem sexgewerbe (sexarbeiterinnen, callboys, kunden) interviewmäßig über ihre erfahrungen und rita dolder kommentiert.
ich hab immer ganz schnell die geschichten gelesen (die auch alle sehr spannend sind), um schnell zu ritas antworten zu kommen. ihre tiefe lebens- und berufserfahrung, dazu ihre unzensierten, geradlinigen gedanken sind faszinierend zu lesen.
eine arbeitslose frau aus brasilien, die im fernen europa mit gehobener sexarbeit die ausbildung ihrer kinder finanzieren will und in amsterdams rotlichtviertel landet:
"Nicht nur ausgestellt, sondern völlig ausgeliefert saß ich in diesem Kasten und wenn mich ein Freier verlangte, musste ich mich auf das Schlimmste gefasst machen. Die ersten Male brachte ich still vor Ekel hinter mich, schluckte die Tränen stumm hinunter und betete innerlich ununterbrochen zu Gott. Woher hätte ich das Geld für ein Rückflugticket besorgen, wie eine andere Arbeit finden sollen?"
ritas kommentar: "Weil sie aus Not in die Prostitution eingestiegen sind, können sie sich viel weniger gegenüber den Männern und ihren Wünschen abgrenzen. Genau aus diesem Grund verbreiten brasilianische Prostituierte massenhaft Illusionen - und sind auch selber darin gefangen: Einerseits wecken sie in den Freiern die Illusion, sie könnten einen ausgelassenen Moment an der Copa Cabana verbringen, ein bisschen Strandcasanova mit der exotischen Schönen spielen und sich von ihr anhimmlen lassen. Auf der anderen Seite sind die Brasilianerinnen selber Opfer der Illusion, nämlich jener, hier in der Schweiz ohne viel Aufwand das grosse Geld verdienen zu können."
oder ein kunde:
"Vereinzelte Male erlebte ich allerdings auch schöne Kontakte in einer angenehmen Atmosphäre, wo ich wirklich das Gefühl hatte, diese Frau bringe mir auch ein wenig Interesse entgegen."
ritas kommentar:
"Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mich mit einem Freier ausführlich über Gemüseanbau unterhalten habe, während die andere Frau schon langsam angefangen hat, ihn in Stimmung zu bringen....."
philipp balzer, ethiker:
"Ansonsten hält es Balzer nicht für moralisch verwerflich, wenn ein Politiker - oder sonst jemand - seine perversen sexuellen Vorlieben bei Prostituierten befriedigt. Denn die Testfrage "Hat es jemandem geschadet?" muss in den meisten Fällen der Prostitution verneint werden. Der Bundesrat hat seine Befriedigung erhalten, die Prostituierte ihr Geld.
ritas kommentar:
"Vielmehr hoffe ich, endlich die betreffenden Herren aufzurütteln, damit sie sich offziell für die Besserstellung der Prostituierten einsetzen. Es genügt nicht, wenn sie uns bloss mit Freiersgeld unterstützen, die Prostituierten brauchen Gesetze, die sie schützen und sie gleich behandeln wie andere Dienstleistungsanbieter.[...] Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir - husch - da sein sollten, wenn ihr uns braucht, und dann - husch auf fingerschnippen wieder weg. Ich verspreche: Sobald sich die Umstä#nde für die Prostituierten berbessern, werde ich nie mehr über Sex und Politik reden."
für mich stehen beide bücher ganz oben auf der liste für empfehlungen an kolleginnen oder andere menschen, die sich für sexarbeit und deren theoretischen, wahren gründe interessieren.
ok, ein klein wenig kritik schreibe ich auch, aber weder an erster noch an letzter stelle, nur der vollständigkeit halber:
einwenden kann man als "moderne sexarbeiterin", sie formuliere nicht politisch korrekt entsprechend der modernen sexarbeiterinnenbewegung (z.b. weist sie bei gesellschaftlichem nutzen auf die verhinderten vergewaltigungen hin) und benutze begriffe wie "pervers" und äußere sich öfter abfällig über kunden. andererseits empfinde ich die übergroße toleranz von sexarbeitern gegenüber extrem ungewöhnlichen oder gesundheitsschädigenden sexpraktiken als wirtschaftsfördernde, oder angelernte taktik und kann daher leicht darüber hinweg lesen.
gerade wegen der offenheit und unverblümtheit würde ich dieses buch unbedingt als "pflichtlektüre" für alle angehenden sexarbeiterinnen empfehlen.
hätte ich einen wunsch frei, dann wünschte ich mir aus der schreibhand der autorin ein buch, über all ihre schönen erlebnisse in der sexarbeit. das wäre dann das pedant zu ihrer forderung an die politiker.
*Vielmehr hoffe ich, endlich die betreffende Sexarbeiterin für ein weiteres Buch aufzurütteln, damit sie sich offziell für die Besserstellung der Kunden einsetzt. Es genügt nicht, wenn sie uns bloss die schlechten Freier beschreibt, sie brauchen Geschichten, die sie schützen und sie gleich behandeln wie andere Dienstleistungsnutzer.[...] Ich werde den Eindruck nicht los, dass sie - husch - da sein sollten, wenn wir ihr Geld brauchen, und dann - husch auf fingerschnippen wieder weg. Ich verspreche: Sobald dieses Buch geschrieben wird, werde ich nie mehr mit diesem Wunsch nerven.*
"Verkaufte Illusionen"
http://www.amazon.de/Verkaufte-Illusion ... 605&sr=8-1
so interessant zu lesen, dass man es nicht weg legen mag. der passende und vieldeutige titel des buches, wird anhand vieler beispiele gezeigt.
"verkaufte illusionen" können die sein, die eine sexarbeiterin dem kunden gegen geld bieten. ("dein gemächt ist das schönste")
"verkaufte illusionen" können die sein, die man als sexarbeiterin über bord wirft. ("irgendwo muss ehrliche liebe zu finden sein")
"verkaufte illusionen" können die sein, die politiker ihren wählern vorgaukeln, um als saubermänner zu gelten. ("ich habs nicht nötig, ins puff zu gehen")
"verkaufte illusionen" können die sein, die die ehepartner voneinander haben. ("meiner geht doch nicht ins puff", "meine frau ist an sex nicht interessiert")
"verkaufte illusionen" können die sein, mit denen frauen als sexarbeiterinnen angeworben werden ("der traum vom großen geld")
in dem buch erzählen verschiedene menschen aus dem sexgewerbe (sexarbeiterinnen, callboys, kunden) interviewmäßig über ihre erfahrungen und rita dolder kommentiert.
ich hab immer ganz schnell die geschichten gelesen (die auch alle sehr spannend sind), um schnell zu ritas antworten zu kommen. ihre tiefe lebens- und berufserfahrung, dazu ihre unzensierten, geradlinigen gedanken sind faszinierend zu lesen.
eine arbeitslose frau aus brasilien, die im fernen europa mit gehobener sexarbeit die ausbildung ihrer kinder finanzieren will und in amsterdams rotlichtviertel landet:
"Nicht nur ausgestellt, sondern völlig ausgeliefert saß ich in diesem Kasten und wenn mich ein Freier verlangte, musste ich mich auf das Schlimmste gefasst machen. Die ersten Male brachte ich still vor Ekel hinter mich, schluckte die Tränen stumm hinunter und betete innerlich ununterbrochen zu Gott. Woher hätte ich das Geld für ein Rückflugticket besorgen, wie eine andere Arbeit finden sollen?"
ritas kommentar: "Weil sie aus Not in die Prostitution eingestiegen sind, können sie sich viel weniger gegenüber den Männern und ihren Wünschen abgrenzen. Genau aus diesem Grund verbreiten brasilianische Prostituierte massenhaft Illusionen - und sind auch selber darin gefangen: Einerseits wecken sie in den Freiern die Illusion, sie könnten einen ausgelassenen Moment an der Copa Cabana verbringen, ein bisschen Strandcasanova mit der exotischen Schönen spielen und sich von ihr anhimmlen lassen. Auf der anderen Seite sind die Brasilianerinnen selber Opfer der Illusion, nämlich jener, hier in der Schweiz ohne viel Aufwand das grosse Geld verdienen zu können."
oder ein kunde:
"Vereinzelte Male erlebte ich allerdings auch schöne Kontakte in einer angenehmen Atmosphäre, wo ich wirklich das Gefühl hatte, diese Frau bringe mir auch ein wenig Interesse entgegen."
ritas kommentar:
"Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mich mit einem Freier ausführlich über Gemüseanbau unterhalten habe, während die andere Frau schon langsam angefangen hat, ihn in Stimmung zu bringen....."
philipp balzer, ethiker:
"Ansonsten hält es Balzer nicht für moralisch verwerflich, wenn ein Politiker - oder sonst jemand - seine perversen sexuellen Vorlieben bei Prostituierten befriedigt. Denn die Testfrage "Hat es jemandem geschadet?" muss in den meisten Fällen der Prostitution verneint werden. Der Bundesrat hat seine Befriedigung erhalten, die Prostituierte ihr Geld.
ritas kommentar:
"Vielmehr hoffe ich, endlich die betreffenden Herren aufzurütteln, damit sie sich offziell für die Besserstellung der Prostituierten einsetzen. Es genügt nicht, wenn sie uns bloss mit Freiersgeld unterstützen, die Prostituierten brauchen Gesetze, die sie schützen und sie gleich behandeln wie andere Dienstleistungsanbieter.[...] Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir - husch - da sein sollten, wenn ihr uns braucht, und dann - husch auf fingerschnippen wieder weg. Ich verspreche: Sobald sich die Umstä#nde für die Prostituierten berbessern, werde ich nie mehr über Sex und Politik reden."
für mich stehen beide bücher ganz oben auf der liste für empfehlungen an kolleginnen oder andere menschen, die sich für sexarbeit und deren theoretischen, wahren gründe interessieren.
ok, ein klein wenig kritik schreibe ich auch, aber weder an erster noch an letzter stelle, nur der vollständigkeit halber:
einwenden kann man als "moderne sexarbeiterin", sie formuliere nicht politisch korrekt entsprechend der modernen sexarbeiterinnenbewegung (z.b. weist sie bei gesellschaftlichem nutzen auf die verhinderten vergewaltigungen hin) und benutze begriffe wie "pervers" und äußere sich öfter abfällig über kunden. andererseits empfinde ich die übergroße toleranz von sexarbeitern gegenüber extrem ungewöhnlichen oder gesundheitsschädigenden sexpraktiken als wirtschaftsfördernde, oder angelernte taktik und kann daher leicht darüber hinweg lesen.
gerade wegen der offenheit und unverblümtheit würde ich dieses buch unbedingt als "pflichtlektüre" für alle angehenden sexarbeiterinnen empfehlen.
hätte ich einen wunsch frei, dann wünschte ich mir aus der schreibhand der autorin ein buch, über all ihre schönen erlebnisse in der sexarbeit. das wäre dann das pedant zu ihrer forderung an die politiker.
*Vielmehr hoffe ich, endlich die betreffende Sexarbeiterin für ein weiteres Buch aufzurütteln, damit sie sich offziell für die Besserstellung der Kunden einsetzt. Es genügt nicht, wenn sie uns bloss die schlechten Freier beschreibt, sie brauchen Geschichten, die sie schützen und sie gleich behandeln wie andere Dienstleistungsnutzer.[...] Ich werde den Eindruck nicht los, dass sie - husch - da sein sollten, wenn wir ihr Geld brauchen, und dann - husch auf fingerschnippen wieder weg. Ich verspreche: Sobald dieses Buch geschrieben wird, werde ich nie mehr mit diesem Wunsch nerven.*
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- PlatinStern
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
Und ich bin jetzt bei der Hälfte des ersten Buches.
Liebe Rita, wie würdest du denn darüber denken, wenn dein Leben mal verfilmt werden würde?
Es wird soviel Mist verfilmt.
Aber das, was du durchgemacht und erlebt hast, das wäre wirklich ein Drehbuch wert.
Ich bin gerade in der Mitte, wo du mit Gustl gehst und in Bern arbeitest.
Für diesen Stoff fände ich die Filmemacherin Regina Ziegler trefflich. Ist noch nie jemand vom Film auf dich zugekommen?
Regina Ziegler:
https://www.google.com/search?q=regina+ ... 24&bih=636
Rita, guck mal oben in die Kopfzeile, hast ne PN von mir.
Liebe Rita, wie würdest du denn darüber denken, wenn dein Leben mal verfilmt werden würde?
Es wird soviel Mist verfilmt.
Aber das, was du durchgemacht und erlebt hast, das wäre wirklich ein Drehbuch wert.
Ich bin gerade in der Mitte, wo du mit Gustl gehst und in Bern arbeitest.
Für diesen Stoff fände ich die Filmemacherin Regina Ziegler trefflich. Ist noch nie jemand vom Film auf dich zugekommen?
Regina Ziegler:
https://www.google.com/search?q=regina+ ... 24&bih=636
Rita, guck mal oben in die Kopfzeile, hast ne PN von mir.
Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
Och ja, das mit den Morddrohungen verwischt sich auch mal irgendwann, wenn die Jahre vergehen.
Überall wächst einmal Gras drüber.

Überall wächst einmal Gras drüber.
Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.
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- PlatinStern
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RE: Ein Leben als Prostituierte - Rita Dolder
So, ich hab das Buch heute Morgen im Bett zuende gelesen und hab nach dem letzten Kapitel geheult.
Als ich die Stelle las, wo du Mara am 15. September 1995 die Schlüssel übergabst, da konnte ich mir das richtig vorstellen.
Auch deine Gefühle in dem Moment.
Gefühle der Erleichterung und des Abschieds von einer Ära.
Dieses Buch sollte wirklich nicht nur eine Pflichtlektüre für Freier und Prostituierte sein, sondern auch für die Ehefrauen.
Sie würden dann mit Sicherheit vieles besser verstehen und eine andere Sichtweise erhalten.
Nicht nur das. Nicht nur die Sichtweise. Die neuen Erkenntnisse, die sie dadurch gewinnen, die würden vielleicht ihr Leben glücklicher machen.
Glücklicher deshalb, weil sie schneller Entscheidungen treffen könnten.
Und weil sie dann auch keine Angst mehr vor diesen Frauen zu haben brauchten, die eher noch zu ihnen halten als ihnen den
Mann wegzunehmen.
Liebe Rita, ich kenne niemanden - in keiner Branche - der so fleißig war wie du. Und so fair!
Wenn du mal mit 100 stirbst, dann kommst du mit einem Turbo in den Himmel!

Als ich die Stelle las, wo du Mara am 15. September 1995 die Schlüssel übergabst, da konnte ich mir das richtig vorstellen.
Auch deine Gefühle in dem Moment.
Gefühle der Erleichterung und des Abschieds von einer Ära.
Dieses Buch sollte wirklich nicht nur eine Pflichtlektüre für Freier und Prostituierte sein, sondern auch für die Ehefrauen.
Sie würden dann mit Sicherheit vieles besser verstehen und eine andere Sichtweise erhalten.
Nicht nur das. Nicht nur die Sichtweise. Die neuen Erkenntnisse, die sie dadurch gewinnen, die würden vielleicht ihr Leben glücklicher machen.
Glücklicher deshalb, weil sie schneller Entscheidungen treffen könnten.
Und weil sie dann auch keine Angst mehr vor diesen Frauen zu haben brauchten, die eher noch zu ihnen halten als ihnen den
Mann wegzunehmen.
Liebe Rita, ich kenne niemanden - in keiner Branche - der so fleißig war wie du. Und so fair!
Wenn du mal mit 100 stirbst, dann kommst du mit einem Turbo in den Himmel!

Liebe Grüße, Femina
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