Die Sache mit dem Alter

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Deleila
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Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Deleila »

Ich melde mich nach sehr langer Zeit mal wieder.
Da ich nun schon öfter immer wieder in er Situation war, extreme Geldprobleme zu haben und mich manchmal wirklich ärgere, dass ich in der Zeit, in der ich eine "SW" war, nichts von dem Geld das mit mir verdient wurde, gesehen habe - zusätzlich auch noch ständig über dieses "Sugardaddy-Suggarbabe" Phänomen lese, drängt sich mir dir Frage auf, ob man sich als Frau einfach damit abfinden muss, dass man letztendlich immer weniger wert wird.

In einem Link, den ehemaliger_User gepostet hat, äußert sich ein Mann darüber, dass er nur Frauen bis 25 mit seinem Geldsegen beglückt.
Da ich auch irgendwie der Meinung bin, dass eine Beziehung auch oft ein ähnliches Verhältnis darstellt ( wenn der Mann mehr verdient als die Frau) kommt man als Frau aus dieser Fall ja nicht raus.
Würde ich jetzt in Erwägung ziehen, mein Studium doch auf diese Art und Weise weiter zu finanzieren, weil es wirklich frustrierend ist, wie wenig ich in meinen Nebenjobs verdiene, wäre ich ja schon bald zu alt für meine reichen Gönner?!

Neu ist das ganze ja nicht... nicht um sonst ist der Altersunterschied bei vielen Pärchen eklatant.
Wäre mein Freund 10 oder noch mehr Jahre älter als ich, ginge es mir finanziell sicher auch besser.
Trotzdem mag ich dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht. Mir passt es prinzipiell nicht, dass man immer gefallen muss, um eine Daseinsberechtigung zu haben und ein halbwegs menschenwürdiges Leben führen zu können.

Tja..wieder mal fällt mir auf, dass aus meinem Text sicher keiner schließen kann, was ich eigentlich sagen will... und ich weiß es selbst nicht-
liegt wahrscheinlich daran, dass ich einfach nur wütend bin... auf diese verlogene Welt.. in dieser habe ich nur Optionen, die ich heute abend schlichtweg alle nicht so toll finde..

ich hasse es, dass das Kindchenschema gut ankommt... bei fast allen Männern...und ich hasse es gleichzeitig, dass ich ältere Männer reizend finde, weil ich gleichzeitig ständig von den Medien und auch aufgrund meiner Erfahrung mit der Psychotherapie weiß, woran das liegt.( oder liegen soll..??)

.. sorry für den langen, sinnlosen text..aber ich kann das momentan sonst nirgends los werden.. meine Gefühle machen mir die letzten Wochen das Leben schwer..und Therapie habe ich momentan auch keine.

Ich bin so froh das es dieses Forum gibt.

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friederike
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RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von friederike »

Liebe Deleila,

ganz verstanden habe ich Deinen Text tatsächlich nicht, da hast Du recht, er ist eher spontan geschrieben. Trotzdem hier der Versuch eines antwortenden Diskussionsbeitrags.

Marc of Frankfurt hat sehr aufschlussreiche Statistiken und Diagramme über die Einkommensentwicklung in Abhängigkeit vom Lebensalter gepostet. Es ist nichts Neues, dass es Berufe gibt, in denen man mit steigendem Lebensalter mehr verdient. Das sind solche Berufe, in denen Gelerntes besonders zählt, vor allem aber auch "Marktposition". Beispielsweise wird ein Anwalt im Lauf der Zeit immer bekannter und berühmt und so weiter. Berufe wie Sportler, Tänzer, Artist, also körperabhängige Berufe, weisen eine sinkende Einkommensentwicklung auf. Die Statistiken zeigen, dass Sexarbeit, wie zu erwarten, zur letzteren Kategorie zählt.
Man muss sich also eine Strategie entwickeln, nach der man das Einkommen zumindest konstant halten kann.

Dass man "als Frau" weniger wert wird, kann ich nicht teilen. Wird ein Fussballspieler "als Mann" weniger wert, wenn er mit dreissig aufhören muss? Aus dem Fussball kann man einige Strategien ablesen: man kann zum Beispiel Trainer werden.

Also: an sich sehe ich keinen Grund zur Mutlosigkeit ....

Freilich: der Typ, der nur Frauen bis 25 will, ist blöd. Wahrscheinlich wird der feststellen, dass er mit steigendem Lebensalter immer mehr zahlen muss!

Liebe Grüsse,
Friederike :-)

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Svea
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Beitrag von Svea »

Nun viele ehemalige Escorts führen später eine eigene Agentur, viele Escorts studieren und beginnen einen neuen Lebensabschnitt, du lernst in diesen Beruf sicher einiges, wie du dich selber verkaufen kannst, und wie du mit anderen Personen umgehen kannst.

Aber, es gibt einige Escorts, die ein fortgeschrittenes Alter haben und nach wie vor gut verdienen.
Viele gerade Junge Männer suchen sich etwas ältere Damen für ihre ersten Erfahrungen.

deshalb schließe ich mich friederike an, es gibt keinen Grund zur Mutlosigkeit - nutze die Chancen die dir das Leben bietet.

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Aoife
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Re: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Aoife »

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Deleila hat geschrieben:Tja..wieder mal fällt mir auf, dass aus meinem Text sicher keiner schließen kann, was ich eigentlich sagen will... und ich weiß es selbst nicht-
liegt wahrscheinlich daran, dass ich einfach nur wütend bin... auf diese verlogene Welt.. in dieser habe ich nur Optionen, die ich heute abend schlichtweg alle nicht so toll finde..
Liebe Deleila,

ehrlich gesagt finde ich es auch nicht wirklich wichtig, ob ich jedes Wort von dir verstehe. Verständnis vorzugeben ist ja nur eine Methode um eine tiefere Verbindung einzugehen, und wenn du diesen üblichen, aber letztlich unsinnigen Punkt überspringen magst und bereit bist dich mit uns einzulassen auch ohne Verständnis zu erwarten, so hilft das uns allen schneller zum Kern der Sache zu kommen. Und den sehe ich in dem oben von dir zitierten Satz.

Zumindest ich bin der Meinung, dass die verlogene Welt das Hauptproblem ist. Und die wird sich erst ändern, wenn auch die vermeintlich "erfolgreichen" begreifen, dass sie vera...rt werden. Das ist der eigentliche Grund, warum ich mich für Gerechtigkeit einsetze - und mich somit verweigere im vorgegeben System die mir zugedachte Rolle als Vertreterin der SW einzunehmen - und mich somit darauf zu beschränken *unsere* Interessen gegen die Interessen der *anderen* durchzusetzen.

Tatsächlich, und damit sind wir absolut wieder bei deinem Thema liebe Deleila, brauchen wir ein menschliches System anstelle des derzeitigen Staatssklavensystems, und in einem menschlichen System hat eine lebenserfahrene Frau keineswegs einen geringeren Wert als eine junge, dem Kindchenschema entsprechende.

Und weil der Mensch eben so beschaffen ist wie er ist, ist trotz allem auch für Ältere ein guter Verdienst möglich. Einer hier hat geschrieben, dass er nur bis 25 Jahre akzeptiert, die vielen die nur ältere wollen trauen sich nur nicht offen dazu zu stehen.

Ich selbst muss mich als jünger ausgeben als ich bin, weil ich, wenn ich mein offizielles Alter angeben würde, viele enttäuschen würde, die jemanden reiferen suchen als ich es bin. Ein Klient hat mir gesagt "mach langsam, ich bin schon älter, 44" ... und als ich ihm (wahrheitsgemäß) entgegnet habe "was soll ich da sagen, ich werde morgen 51" wollte er es garnicht glauben.

Die erste Frau des Propheten Mohamed war 17 Jahre älter als er, solange sie gelebt hat war er absolut monogam, und er ist bei ihrem Tod zunächst schwer depressiv geworden.

Unser Alter laut Geburtsurkunde ist ziemlich belanglos, alleine schon das Austellen eine sogenannten Geburtsurkunde ist eine Anmaßung des "Staats", der keinerlei objektive Berechtigung hat. Das einzig Wichtige ist, dass wir in unseren verschiedenen Rollen mit unseren Mitmenschen zurechtkommen, und in der Rolle der Sexpartnerin können diese Mitmenschen (gefühlt) älter oder jünger sein, es ist deren und natürlich unser Gefühl, das da passendes festlegt, niemals eine festgelegte Regel.

Was du als "verlogene Welt" bezeichnest ist ja nicht die objektive, "reale" Welt, sondern das kulturell geforderte Weltbild. Das ist wirklich verlogen. Aber es ist alleine unsere Sache uns davon loszusagen.

Falls sich irgendjemand fragen sollte, warum ich dieses Jahr bei facebook kein spezielles 17.December-avatar verwende:

Weil das Problem nicht Gewalt gegen SW ist, sondern das falsche Bewußtsein überhaupt Sklave zu sein, natürlich hat kein Staat das Recht Gewalt gegen SW hinzunehmen, aber letztlich hat kein Staat überhaupt irgendein Recht Gewalt hinzunehmen oder auszuüben, deshalb ist mein Ballymurphy massacre avatar am 17th December nicht weniger passend als an irgendeinem anderen Tag. Nicht spezielle Rechte für SW sind unser Problem, sondern die Menschenrechtsverletzungen an Allen müssen enden um etwas zu verbessern, der Versuch eine Gruppe gegen die andere auszuspielen ist eine Herrschaftstechnik, der wir nicht auf den Leim gehen solten. Insbesondere da Herrschaft an sich widernatürlich ist.

Ich könnte mir absolut vorstellen, dass selbst die Mieter und Immobilienbesitzer an der Felberstrasse in Wien sich *für* Strassenprostitution entscheiden würden, wenn ihnen klar wäre, dass sie für eine grundsätzliche Abschaffung staatlicher Maßnahmen damit belohnt würden, dass ihr Euro exakt einen Euro wert wäre, anstelle den derzeit zutreffenden 30 Cent, weil 70 Cent von jedem ausgegeben Euro vom Staat abgegriffen werden.

Kann sein, liebe Deleila, dass jetzt umgekehrt du den Sinn meiner Worte nicht gleich verstehst :002 , aber um es kurz und deutlich zu machen: Wut auf eine verlogene Welt kann ich durchaus nachempfinden, jedoch glaube ich nicht dass es dabei bleiben muss, denn die Geschichte zeigt uns, dass diese Verlogenheit relativ spät, und vor allem gewaltsam durchgesetzt wurde - also mit entsprechendem solidarischen Freiheitswillen auch wieder abgeschafft und in eine ehrlichere, menschengemäße Welt überführt werden kann.

Liebe Grüße, Aoife
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Deleila
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Beitrag von Deleila »

So..jetzt ärgere ich mich gerade ein wenig..weil ich ganz viel schon geschrieben hatte und alles auf einmal weg ist...

Vielen Dank euch für die Antworten.
Ich weiß, wie wenig rational meine Gefühle sind ( eh ein Widerspruch in sich)

Ich hadere mit meinem Alter wahrscheinlich deshalb so sehr, weil ich in einem Alter aktiv war, in dem ich das, was ich gemacht habe und was mit mir gemacht wurde, noch nicht wirklich verarbeiten konnte.
Man ist noch nicht erwachsen, nur weil man seine Periode hat... aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin so kaputt derzeit, weil mir vorkommt, dass ich nichts anderes wirklich kann. Und weil die Männer, die mir damals meine verzweifelte Sehnsucht nach Nähe und Zuneigung stillten, mich wahrscheinlich nur haben wollten, weil ich jung war, kommt mir heute vor, dass mein Alter die einzigen "Talente" die ich habe, zu nichte macht.

Ich studiere ja- aber dieses Semester läuft einfach von Anfangf an schief. Meine jüngere Schwester ist wegen ihrer Drogensucht und anderen Problemen nun endlich in einer Klinik, aber psychisch lasse ich mich immer noch viel zu sehr in die Angelegenheiten meiner Familie hineinziehen... und schaffe dann meine eigenen Dinge nicht mehr.

Ich habe ein Stipendium..noch..und wenn ich meine Noten nicht verbessere, verliere ich es. Mein Freund.. der wirklich toll ist, hat mir, weil er merkt wie sehr mich der Druck kaputt macht, versichert, mich finanziell zu unterstützen.
Seit dem sabotiere ich die Beziehung. Ich habe ständig Angst, ihn nicht zu lieben und mich nicht trennen zu können, weil ich dann ohne Geld dastehe und mein Studium lassen muss und dann bei Hofer an der Kasse lande.

Ich weiß auch, dass ich es nicht nochmal schaffe, 35h die Woche zu arbeiten zu studieren und meine Tochter zu versorgen.
Das ist sehr hart gewesen, und das Stipendium das ich nun seit einem Jahr habe, ist schon sehr erleichternd.

Ein weiteres Problem ist, dass ich mich nicht normal vor Männenr verhalten kann, die älter und "sozial über mir stehen".
Männer also, die ähnliche Attribute haben, wie diejenigen, die mich früher benutzt haben.
Ich hatte letzte Woche einen Termin bei meinem Dozenten. Ich weiß von den eineinhalb Stunden die ich bei ihm war, fast nichts mehr... weil ich einen Backflash hatte.. der muss denken, dass ich total verrückt bin.
Aber wie soll aus mir was werden, wenn ich mit den Leuten mit denen ich jetzt sehr viel zu tun habe, nicht auf Augenhöhe kommunizieren kann?
Was ist, wenn ich sowieso nichts anderes kann, als Männer glücklich zu machen ( solche Gedanken plagen mich ständig).
Und ich denke dann oft, dass ich mich lieber von meinem Freund trennen sollte, anstatt von ihm abhängig zu werden und dann auch noch zu alt zu sein, um wieder mit der einzigen Möglichkeit, die ich habe, um "erfolgreich" zu sein, Geld zu verdienen.

Gerechtigkeit ist auch ein ganz großes Thema für mich. Ich bewege mich irgendwie ein wenig zwischen den Welten - wie ich das bezeichne. Mein Freund und viele seiner Freunde wachsen in einem aus meiner Perspektive unheimlichen Luxus auf und sind teilweise ( mein freund gott sei dank nicht) so engstirnig...ohne die Fähigkeit, sich in die Lebenssituationen anderer hineinzuversetzen. Steuern und Sozialsstaat ist für sie etwas, was sie verteufeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, was die Abschaffung solcher Modelle zur Folge hätte.

Auch habe ich ein ziemlich verstörtes Verhältnis zum Sex... ich bin manchmal extrem ängstlich dabei und dann wiederum, verlange ich von meinem Freund, dass er so brutal wie möglich ist.
Phantasien, die mich antörnen, sind meistens sehr brutal... immer gegen mich selbst... ich komme aus der ROlle, die ich damals hatte, nicht wirklich raus.
Muss ich natürlich auch nicht unbedingt..aber es ist schon manchmal schade, wenn ich teilweise das Gefühl habe, nur mechanisch meinen Job zu machen, während ich mit meinem Freund schlafe.

Generell definiere ich meine Identität viel zu sehr dadurch, wie viel Erfolg ich haben werde. Ja, sogar in der Zukunft liegt das ganze noch. Ich vergleiche mich mit den Eltern der Freunde meiner Tochter..die Patentanwälte sind und an Elite Universitäten in verschiedenen Ländern studiert haben. Eigentlich egal.. aber ich bin total fasziniert von solchen Lebensläufen. Mit meinem Ex-Chef, der auch ein ähnlich turbolentes Leben führt wie ich, habe ich vor zwei Jahren freiwillig geschlafen.. aber für Geld, weil ich welches brauchte und auch dachte, dass das gut für mich wäre, sowas mal aus eigener Entscheidung heraus zu machen. Wie kann ich etwas, was mir so viel Leid zugefügt hat, trotzdem vermissen? Es macht mich fertig, dass ich zwischen Stolz und Selbsthass schwanke, wenn ich an die Zeit denke. Wie kann ich überhaupt darüber nachdenken, wieder damit anzufangen?

Die Münchner Innenstadt ist ziemlich versnobbt... vielleicht auch kein guter Ort für jemanden wie mich.
"wie mich".. haha.. klar.. ich bin ja nichts wert, ich kann nichts, ich habe nichts erreicht...

so, jetzt lasse ich es, und vesuche von dem Semester noch zu retten, was noch zu retten ist.

Mein Text ist jetzt nicht weniger wirr als der erste... auch, weil ich jetzt fürs zweite mal tippen wenig Zeit hatte..
Wie schon im ersten Text erwähnt.. ich bin sehr, sehr froh dass es diese Plattform hier gibt.
Und ich hoffe auch, dass niemand aus dem, was ich schreibe, herausliest, dass ich was gegen SW habe.. im Gegenteil..es kommt mir am wenigsten verlogen vor..

Eure Antworten geben mir Mut und eine andere Perspektive, mit der das alles viel positiver wirkt.
ich danke euch..

Liebe Grüße,
Deleila

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Deleila
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Beitrag von Deleila »

Ach du meine Güte, das sind ja teilweise gar keinen geraden Sätze...

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hallo Deleila,


jetzt nach deinem zweiten Posting lese ich Deine Sorgen mit anderen Augen und mir kommen folgende Gedanken:

Wenn jemand mit einem großen Leid oder Trauma geboren oder erwachsen wurde, dann ist dieses Gefühl gespeichert und wird zu einem Teil der Person und des Körpergedächtnisses.

D.h. wenn es einem gut geht (lieber Freund, abgesicherte Finanzierung), kann es passieren, dass man sich dennoch unbewußt ein Bein stellt, um Situationen zu schaffen, in denen das alte Gefühl was einen ausmachte wiederzubekommen.

Gegen diese destruktive Magie kommt man an, wenn man eine seelische Begleitung hat (Mediation, Therapie, reife-reflektierte Liebesbeziehung, wahre Freunde, Glaubensgemeinschaft, gesunde Familie...).

Aus dem was du bereits alles positiv geschafft hast und schilderst, lese ich, dass du das schon weist und dich nur wieder daran erinnern mußt. Nimm dieses Verzweiflungsgefühl wie eine kleine Tochter in deine Arme um es zu beschützen und setze es beiseite, wenn es beruhigt und versorgt ist und du andere Aufgaben erledigen kannst... Leider liegt derzeit insgesamt Krisenstimmung in der Luft. Aber darin liegt auch viel Kraft für Neues, wir werden gezwungen uns zu besinnen und können uns neuorientieren... In diesem Sinne sende ich dir viel Kraft.


LG,
Marc

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Svea
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Beitrag von Svea »

Nun für mich ist dein Text lesbar, liegt aber daran, das ich diesbezüglich eine Begabung habe, nennt sich Legasthenie.

Ich kann dir leider nicht wirklich zu irgend etwas Raten, außer dass das Leben immer ein Kampf ist, Ja es ist nicht leicht, aber es lohnt sich.
und ich denke,- wenn du lernst etwas zur Ruhe zu kommen, wird es auch viel leichter für dich.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Liebe Deleila,

Du bist sehr wohl jemand. Und da hast schon viel erreicht. Das müssen Dir andere erst mal nach machen. Und Du hast viele Talente - die haben mit dem Alter nichts zu tun!

Ich schicke Dir auch ein paar Kraftriesen vorbei!
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Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Deleila hat geschrieben:Ich bin so kaputt derzeit, weil mir vorkommt, dass ich nichts anderes wirklich kann. Und weil die Männer, die mir damals meine verzweifelte Sehnsucht nach Nähe und Zuneigung stillten, mich wahrscheinlich nur haben wollten, weil ich jung war, kommt mir heute vor, dass mein Alter die einzigen "Talente" die ich habe, zu nichte macht.
Hm - das Problem kenne ich. Und doch, es ist ja nicht dein einziges Talent, sondern nur ein besonders trainiertes und somit ausgeprägtes. Das sich durchaus auch in anderen Zusammenhängen einsetzen lässt.

Vieleicht nur etwas erweitert, oder umdefiniert: sieh es einfach nicht so eng "Männer geil machen" - nein, das kannst du schon, aber viel grundlegender: Du kannst Menschen bezaubern. Ich weiß jetzt nicht was du studierst, aber ich kann mir keinen Studiengang vorstellen, in dem es nicht eine Nische geben würde, in der du dein besonderes Talent ausleben kannst. Selbst wenn du so etwas "trockenes" wie Mathematik studieren solltest: Die meisten Mathematiker bleiben nicht an der Uni, sondern finden gute Stellen in der Wirtschaft, zum Beispiel in der Führungsetage von Versicherungsunternehmen. Und da wird bei gleicher fachlicher Qualifikation sich derjenige durchsetzen, der besser bezaubern kann :002
Deleila hat geschrieben:Ein weiteres Problem ist, dass ich mich nicht normal vor Männenr verhalten kann, die älter und "sozial über mir stehen".
Männer also, die ähnliche Attribute haben, wie diejenigen, die mich früher benutzt haben.
Ich hatte letzte Woche einen Termin bei meinem Dozenten. Ich weiß von den eineinhalb Stunden die ich bei ihm war, fast nichts mehr... weil ich einen Backflash hatte.. der muss denken, dass ich total verrückt bin.
Aber wie soll aus mir was werden, wenn ich mit den Leuten mit denen ich jetzt sehr viel zu tun habe, nicht auf Augenhöhe kommunizieren kann?
Auch bekannt - und auch hier hilft nur reframing: Natürlich gibt es einige wenige Leute, die objektiv besser sind als wir, die wir als Vorbild nehmen können (natürlich nur hinsichtlich bestimmter Eigenschaften, nicht als insgesamt zu kopierende Menschen), die Mehrzahl derer, die im derzeitigen Gesellschaftsaufbau "erfolgreicher" als wir sind, sind das weil sie schlechter sind. Persönlichkeit ist nicht gefragt, roboterhaftes Funktionieren ist für die meisten Karrieren die Vorbedingung. Was dann auch bedeutet, dass "man" sich schon ein Stück weit anpassen muss - du bekommst dein Stipendium eben nur, wenn die Noten stimmen - aber das wird schon etwas erleichtert wenn du verstehst, dass die höheren Etagen dir dann genau die Freiheit bieten können, die du brauchst.

In einer der menschlichen Natur entsprechenden Gesellschaft findet diese Anpassung natürlich schon in jüngeren Jahren statt, aber da haben ja gerade wir den Vorteil der Reifungs"störung" ... wenn du dich als "Backfisch" (zumindest ich assoziere deine kreative Umformulierung von flashback als Spiel mit diesem Begriff) reagierend erlebst, dann sieh das Gute daran, du hast noch immer das jugendliche Anpassungsvermögen, auch wenn das nicht so im Personalausweis steht.

Oder humoristisch ausgedrückt: Wer mit 50 noch nicht vernünftig geworden ist hat das offensichtlich nicht nötig.

Und damit kommen wir auch gleich zu dem IMHO am schwierigsten zu verstehenden, aber auch chancenreichsten Teil deiner Beobachtungen:
Deleila hat geschrieben:Gerechtigkeit ist auch ein ganz großes Thema für mich. Ich bewege mich irgendwie ein wenig zwischen den Welten - wie ich das bezeichne. Mein Freund und viele seiner Freunde wachsen in einem aus meiner Perspektive unheimlichen Luxus auf und sind teilweise ( mein freund gott sei dank nicht) so engstirnig...ohne die Fähigkeit, sich in die Lebenssituationen anderer hineinzuversetzen. Steuern und Sozialsstaat ist für sie etwas, was sie verteufeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, was die Abschaffung solcher Modelle zur Folge hätte.
Gerechtigkeit IST ein ganz großes Thema für jeden normal empfindenden Menschen. Was zeigt, dass wir eben doch normaler sind als all diejenigen, die lieber tote Regeln durchsetzen als Gerechtigkeit walten zu lassen.

Nur: "sozial" ist kein Staat mehr heutzutage, der Kommunismus hatte diesen Anspruch und damit die Demokratie gezwungen wenigstens sozial zu scheinen.

Nach dem Wegfall der Konkurrenz Kommunismus zeigt sich keineswegs eine veränderte Demokratie, sondern nur ihr eigentliches Wesen. Natürlich müssen Steuern sein, wie sonst sollte man die Ölvorräte fremder Länder stehlen und die Fehlentscheidungen von Führungskräften für die Verantwortlichen folgenlos halten?

"Sozialstaat" ist ein Wiederspruch in sich, Staaten bilden Bienen und Ameisen, und da werden die Männchen nach Erfüllung ihrer biologischen Aufgabe dem Tod ausgeliefert. Der Mensch ist hingegen sozial, das heißt er hat ein Gerechtigkeitssinn, der durch die Suggestion er müsse Staaten bilden außer Kraft gesetzt wird.


Somit sehe ich meine Aufgabe, und absolut auch im Zusammenhang mit dem Versuch dir, liebe Deleila, zu helfen, doppelt:

Zum einen dich persönlich zu stärken, eben durch beispielsweise das Angebot deine Eigenschaften positiver zu sehen und besser zu nutzen.

Zum anderen aber auch zumindest das Wissen zu verbreiten, dass es eine andere Gesellschaftsform gibt, die solche Probleme und somit auch meine Hilfe unnötig macht. Die jahrtausendelang funktioniert hat und für den Profit einiger weniger geopfert wurde. Diese Gesellschaftsform kennt keine Staaten und keine Herrscher, sehr wohl aber Gerechtigkeit und das Streben nach Ausgleich. Diese "Anarchie vom Brehon-Typ" stellt somit im Gegensatz zur Demokratie kein Faustrecht dar, sondern gibt dem Menschen sein Recht.

In deiner aktuellen Situation, liebe Deleila, ist sicher nur der erste Aspekt von praktischer Bedeutung. Trotzdem, wer die Zusammenhänge kennt und kein Helfersyndrom hat wird auch den zweiten Aspekt verfolgen, nur Einzelnen mit Problemen zu helfen ohne deren Ursache abstellen zu wollen ist ein Zeichen von Schwäche, von Angst ohne problemgequälte Mitmenschen nicht überleben zu können.

Liebe Grüße, Aoife
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RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Deleila »

Danke für die vielen Mutzusprechungen.

Aoife, deine Weltanschauung, zumindest das, was ich durch deine Postings wahrnehme, gefällt mir.
Ich studiere Soziologie, Literatur und Linguistik.
Und gleich muss ich zu meinem Professor, um das Thema für meine Seminararbeit auszumachen. Ich habe schon ein wenig Angst davor, da ich ja letzte Woche vor meinem Dozenten in einem furchtbaren Zustand war. Heute muss es besser laufen. Ich kann ich ja nicht nochmal so dermaßen blamieren.

Das ich selbst eventuell mehr erreicht habe, als vielleicht mein Dozent, weil ich mit ganz anderen Voraussetzungen gestartet bin, ist mir klar. Aber letztendlich stehe ich gefühlsmäßig doch unter ihm. Ich fühle mich gleichzeitig zu allen hingezogen, obwohl ich am ganzen Leib zitter und mein Puls auf 190 hochschnellt.

Es fällt mir dann schwer mich zu konzentrieren und ich verliere den roten Faden - was schlecht ist, für eine akademische Laufbahn, in der man gut und strukturiert argumentieren muss.

Es geht in meinem Studium derzeit oft um die Frage, wie ein "Markt" funktionert. Verglichen werden Bazare mit unseren Handelsstätten.
Wie liberal darf ein Staat/eine Gemeinschaft etc. sein, welche Regeln braucht es, und wie verhindert man, dass Menschen, Tiere und Umwelt ausgebeutet werden. Momentan machen wir das ja im großen Stil, wenn es auch in verschiedenen Ländern unterschiedlich schlimm ist.
Soziologie ist für mich persönlich vielleicht nicht das beste Fach, weil gerade da gelernt wird, wie sehr sich das Umfeld auf ein Individuum auswirkt - was Menschen erfolgreich werden lässt und wie unmöglich es eigentlich ist, aus seiner Schicht auszubrechen.
Ich halte es für eine große Lüge, dass wir in einer "klassenlosen" Gesellschaft leben. Es gibt sie immer noch, aber sie wird nicht mehr so genannt, um politisch nicht unkorrekt zu sein.
Es bestehen so viele "elitäre Vereine" die ihren Mitgliedern durch die richtigen Kontakte unheimliche Vorteile bescheren. Aber das nur ein Beispiel.

Durch diesen Wunsch, es allen mal richtig zu zeigen und denjenigen, die mir früher eingeredet haben, dass ich nun mal nicht so viel wert bin, wie andere und eben froh sein kann, dass sich so hohe Herrn mit mir vergnügen zu beweisen, dass ich es sehr wohl schaffen kann, die gleichen Positionen zu erreichen, wie sie innehatten, mache ich mich tagtäglich unglücklich.
Es ist schwer, nur mit den höchsten Zielen zufrieden zu sein.
Ich habe mit meinen Studienfächern auch oft ein Problem, weil ich mir denke, zum Richter am Europäischen Gerichtshof wirds wahrscheinlich nicht reichen... oder um der erste Mensch auf dem Mars zu sein, oder um Präsident zu werden-
aber ich will ja auf biegen und brechen über diesen Männern stehen.. mindestens Professor werden...

und dabei war es früher mich schon etwas ganz besonderes wenn jemand seine Matura geschafft hatte und studierte. Die Uni war ja schon fast eine heilige Stätte für mich. Und jetzt, wo ich da bin fühle ich mich nicht annähernd so gut, wie ich gedacht hatte.
Das Schlimmste ist, dass ich mich fehl am Platz fühle. Dass ich das Gefühl habe, nicht her zu gehören und dass es mir die Leute ansehen. Ich spiele jeden Tag eine Rolle, die ich nicht bin. Ich kleide mich anders als früher, ich bewege mich anders als früher, ich drücke mich anders aus als früher und ich habe dauernd Angst, negativ aufzufallen.

Ich weiß, dass es auch andere Studenten gibt, die keine Eltern aus "gutem Hause" haben. Eine Freundin von mir, aber die ist in Wien..und ich hier.
Hier lerne ich aus irgendeinem Grund ständig nur Menschen kennen, die wirklich aus einer komplett anderen Welt kommen. Einerseits finde ich es irrsinnig interessant und ich finde es auch sehr gut, dass wir uns austauschen und uns kennenlernen. Ich fand das auch bei meinem Freund anfangs sehr interessant und spannend, und wir haben uns gegenseitig sicher viel beigebracht und voneinander gelernt.
Aber es ist auch schwer, weil die Aktivitäten die diese Kids machen, nicht wirklich billig sind und ich mich entweder einladen lassen muss oder halt zuhause bleibe. Auch ist es mir oft zu mühsam, meine Ansichten ihnen gegenüber zu vertreten, wiel ich mich damit jedesmal oute... und sehr schnell als richtig links gelte. Hier in Deutschland sind ja manchen noch "adelig" und ich finde, man merkt es Menschen an, wenn sie aus einem Elternhaus kommen, in dem alle immer mit Respekt behandelt worden waren, die es als selbstverständlich sehen, zu studieren, die auch niemals für einen Stundenlohn unter 15 Euro gearbeitet haben und so etwas wie Existenzangst schlichtweg einfach nicht kennen.
Und die Leute von früher? Die wenigen, die ich hier kennengelernt habe, die nicht studieren, sind teilweise dann doch wieder auf einem Niveau, mit dem ich auch wenig anfangen kann... und ich hasse mich dann dafür, dass ich das Verhlaten teilweise als vulgär und so weiter empfinde... richtig spießig bin ich geworden.
Ich merke auch, wenn ich mit meiner Familie( mit der ich eh nur selten Kontakt habe und bis auf meine Schwestern und meine Oma ist die Bindung jetzt auch nicht so stark) auch teilweise Kommunikationsprobleme habe. Ich fühle mich weder bei den Menschen wohl, mit denen ich aufgewachsen bin ( ich war auch in Kinderheimen) noch bei denen, mit denen ich jetzt hier bin.

Aber das wird schon. Ich gehe jetzt da hin und denke mir, dass er auch nichts besseres ist als ich- dass ich ja auch an der Uni bin, und nur noch nicht Professor sein kann, weil ich halt noch zu jung bin...
und ich hoffe es wird gut laufen..

Liebe Grüße
Deleila

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Beitrag von Deleila »

ich habe gerade festgestellt, wie lange ich schon hier angemeldet bin. Wahnsinn..fast länger als die meisten hier..^^, aber natürlich nicht so häufig. aber es sind schon fast 6 jahre... eieieiei. :-)

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Jupiter
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RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Jupiter »

Da hier das Thema Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Umfeld immer wieder auftaucht möchte ich auf ein interessantes Interview Sara Wagenknecht / Heiner Geißler in der Ausgabe 51 v. 15.12.2011 aufmerksam machen. Leider aber noch nicht online verfügbar. Eventuell in der UNI-Bibliothek.

Bei Interesse Info per PN

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Jason
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Re: RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Jason »

Jupiter hat geschrieben:Da hier das Thema Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Umfeld immer wieder auftaucht möchte ich auf ein interessantes Interview Sara Wagenknecht / Heiner Geißler in der Ausgabe 51 v. 15.12.2011 aufmerksam machen. Leider aber noch nicht online verfügbar. Eventuell in der UNI-Bibliothek.
Die Links dazu gibt es unter: http://www.sahra-wagenknecht.de/de/arti ... licht.html als 2 PDF zum download.

www.sahra-wagenknecht.de/serveDocument. ... /4/e00.pdf

www.sahra-wagenknecht.de/serveDocument. ... 1/6283.pdf

Ich muß mir des Interview aber auch erst noch komplett durchlesen.

LG Jason
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Re: RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Aoife »

Zuerst einmal vielen Dank für deine umwerfende Offenheit, liebe Deleila!

Gerade dadurch wird die ganze Unterhaltung aber auch so persönlic, dass ich alle hier Mitlesenden bitten möchte meine Gedanken zu einzelnen Punkten nicht als Ratschläge, oder etwa die Anweisung "macht es doch einfach so wie ich" mißzuverstehen. Jeder muss seinen eigenen, ihm selbst angemessenen Weg finden, wenn ich zu einigen von Deleila's Äußerungen meine eigene Erfahrung hinzufüge, so soll das nur jeden einzelnen anregen über die Möglichkeiten etwas anders als bisher zu sehen/empfinden/machen nachzudenken.

Auch wenn Klassifikationen von Menschen immer im Einzelfall unzumutbare Vereinfachungen darstellen, manchmal können sie schon hilfreich sein um sich selbst und andere zu verstehen, nur darf man sie natürlich nicht überstrapazieren. In diesem Zusammenhang habe ich die Seelenarchetypen als sehr hifreich erlebt, einen (allerdings English) Selbsttest gibt es hier:

http://helloquizzy.okcupid.com/tests/aw ... ype-test-1

Ich selbst bin übrigens Fool im Extrem, ich denke das Wissen darum wird helfen meine Sichtweise einzuordnen und nicht als allgemeingültige Gebrauchsanweisung fehlzudeuten.

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Deleila hat geschrieben:Durch diesen Wunsch, es allen mal richtig zu zeigen und denjenigen, die mir früher eingeredet haben, dass ich nun mal nicht so viel wert bin, wie andere und eben froh sein kann, dass sich so hohe Herrn mit mir vergnügen zu beweisen, dass ich es sehr wohl schaffen kann, die gleichen Positionen zu erreichen, wie sie innehatten, mache ich mich tagtäglich unglücklich.
Es ist schwer, nur mit den höchsten Zielen zufrieden zu sein.
Ich habe mit meinen Studienfächern auch oft ein Problem, weil ich mir denke, zum Richter am Europäischen Gerichtshof wirds wahrscheinlich nicht reichen... oder um der erste Mensch auf dem Mars zu sein, oder um Präsident zu werden-
aber ich will ja auf biegen und brechen über diesen Männern stehen.. mindestens Professor werden...
Ein Grund dafür, warum du dich mit diesen Zielen tagtäglich unglücklich machst, liebe Deleila, könnte sein dass du unreflektiert die "offizielle" Gesellschaftshierarche für "deine" Ansichten was denn überhaupt "höchste Ziele" sein sollen übernimmst.

Ich selbst sehe einen Professorentitel keineswegs als erstrebenswert an, und das nicht etwa weil die "Trauben zu sauer" wären :002 - ich kenne einfach zu viele Professoren, die eine akute Gefahr für jeden Patienten darstellen. Natürlich gibt es auch andere, richtig gute Ärzte, die daneben auch noch Professor sind, aber die schätze ich wegen ihrer Fähigkeiten und nicht wegen ihrem Titel.
Deleila hat geschrieben:Das Schlimmste ist, dass ich mich fehl am Platz fühle. Dass ich das Gefühl habe, nicht her zu gehören und dass es mir die Leute ansehen. Ich spiele jeden Tag eine Rolle, die ich nicht bin. Ich kleide mich anders als früher, ich bewege mich anders als früher, ich drücke mich anders aus als früher und ich habe dauernd Angst, negativ aufzufallen.
Hierzu möchte ich nochmals ausdrücklich auf meine oben gegebenen links verweisen, es ist mir absolut klar, dass ich nicht Beispiel sein kann dafür "wie man damit umgeht" - allenfalls Beispiel dafür, dass man sich nicht das Weltbild anderer vorzuschreiben lassen braucht.

Auch ich gehöre nicht dazu - aber ist das ein Grund "mich fehl am Platz zu fühlen"? Ich spreche jetzt nicht von Derealisation und Depersonalisation, das sind meine eigenen Borderlinegefühle, das hat nichts mit gesellschaftlicher Wertigkeit zu tun. Gerade indem ich mich weigere eine Rolle zu spielen die ich nicht bin deute ich meinen Außenseiterstatus zu etwas Besonderem um. Niemand wird Star indem er krampfhaft versucht nicht negativ aufzufallen - und das fällt mir gerade erst jetzt wie ich diese Worte schreibe auf: Mit dieser Haltung reicht's höchstens zum Starlet ... und da wird dann auch das Alter zum Problem.

Wobei bitte nochmals: Fool spielen kann ich nur weil ich Fool bin, das ist keine Anleitung für jeden, aber andere können anders, auf ihre Weise sie selbst sein ohne deshalb von ihren Mitmenschen rundweg abgelehnt zu werden.
Deleila hat geschrieben:Auch ist es mir oft zu mühsam, meine Ansichten ihnen gegenüber zu vertreten, wiel ich mich damit jedesmal oute... und sehr schnell als richtig links gelte. Hier in Deutschland sind ja manchen noch "adelig" und ich finde, man merkt es Menschen an, wenn sie aus einem Elternhaus kommen, in dem alle immer mit Respekt behandelt worden waren, die es als selbstverständlich sehen, zu studieren, die auch niemals für einen Stundenlohn unter 15 Euro gearbeitet haben und so etwas wie Existenzangst schlichtweg einfach nicht kennen.
Hm - das ist etwas verflochten, also zunächst eimal: Der Großteil des sogenannten Deutschen Adels ist Bahnhofsadel. Als Kaiser Wilhelm II mit dem Zug ins Exil fuhr hat er alle die ihm auf den Bahnhöfen zugejubelt haben in den Adelsstand erhoben. Also eigentlich keine besondere Qualifikation, nur weil der Urgroßvater (oder gar die Kaiser-groupie-hafte Urgroßmutter?) einmal ein Fähnchen geschwenkt hat - könnte sein dass gerade das durch extrem standesdünkelhaftes Benehmen kompensiert werden soll. Mit "richtigen" Adeligen hatte ich zwar auch schon Meinungsverschiedenheiten, aber noch nie eine so kleinkarierte Pauschalverurteilung "linker" Einstellungen.

Und dann der andere Punkt im letzten Zitat: Täusche dich nicht, Deleila, gerade unter den oberen 10000 sind Kindesmißbrauch und Kokainkonsum endemisch. Um niemandem Unrecht zu tun würde ich es vorziehen denjenigen die sich am aggressivsten "normal" geben nicht anerzogene Arroganz zu unterstellen, sondern davon auszugehen dass dies unverzichtbarer Selbstschutz sein könnte.

Liebe Grüße, Aoife
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xx_ER
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Beitrag von xx_ER »

@Deleila

so wie du das in Posting #5 schilderst, geht es "strukturell" durchaus sehr vielen SW die ich kenne - auch wenn es eher wenige überhaupt thematisieren wollen ...


Ansonsten hätte ich noch einen Buchtipp:
http://www.amazon.de/Die-Wolfsfrau-Kraf ... 3453132262
Nicht, wenn die Wahrheit schmutzig ist, sondern wenn sie seicht ist, steigt der Erkennende ungern in ihr Wasser (Nietzsche)

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Beitrag von Morpheus »

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Deleila hat geschrieben:ich habe gerade festgestellt, wie lange ich schon hier angemeldet bin. Wahnsinn..fast länger als die meisten hier..^^, aber natürlich nicht so häufig. aber es sind schon fast 6 jahre... eieieiei. :-)
Servus Deleila!

Ja, es gibt auch noch welche, die länger als du angemeldet sind. Es freut mich wieder von zu hören und wenn du auch an dir zweifelst, so dürfte es dir deutlich besser gehen als bei unserem ersten Kontakt.

Ganz liebe Grüße

Morpheus
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RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Deleila »

hi Morpheus.. ich kann mich sogar noch an deinen Nick erinnern ;-).
Jetzt gibt es ja "geprüfte" User hier - das ist mir neu.

Danke der Nachfrage, ob es mir besser geht.
Mir geht es besser, da ich nicht mehr in der damaligen Beziehung drinstecke, die mich schlichtweg ausgelaugt hat. Auch bin ich reifer geworden und komme mit meinen Rollen besser zurecht.
Alleinerziehende Mutter, Studentin, und alles andere was man so sein soll dauert eben, bis man sich da lockerer damit umgeht.

@Aoife

Du hast in anderen Themen erwähnt, dass du auch schon sehr jung mit der Arbeit die du jetzt ausführst, angefangen hast.
War das damals freiwillig?
Ich meine, man gehört ja zu einer gewissen Risikogruppe, wenn die Eltern nicht auf einen aufpassen oder sie einem keinen Halt geben können. Auch ich bin ja in Heimen aufgewachsen, und zähle dadurch zu denen, die leicht für sowas zu kriegen sind.

Danke auch für deine Links. Ich werde sie mir jetzt dann anschaun.. endlich habe ich Zeit dafür.

Wie geht es dir eigentlich, Morpheus?

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Re: RE: Die Sache mit dem Alter

Beitrag von Aoife »

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Deleila hat geschrieben:Du hast in anderen Themen erwähnt, dass du auch schon sehr jung mit der Arbeit die du jetzt ausführst, angefangen hast.
War das damals freiwillig?
Schwer zu beantworten, diese Frage :002

Also: Es gab keinen äußeren Zwang. Dafür umso mehr inneren. Ich brauchte einfach diese Drogen und konnte sie anders nicht finanzieren. Habe bis zum Abitur ein Doppelleben geführt und bin dann für ein paar Jahre abgetaucht. Mit 22 habe ich dann gemerkt dass ich gar keine Drogen brauche sondern etwas ganz anderes und habe eine bürgerliche Karriere durchgezogen um in eine Position zu kommen wo ich das durchsetzen konnte.

Wobei ich dann auch immer mehr gemerkt habe, dass ich trotz überdurchschnittlicher Leistungen und absolut auch gegebener äußerer Anerkennung mit nur diesem Umfeld einfach mich unwohl fühle - und so bin ich wieder eingestiegen.

Ich hoffe dass diese Info dir etwas hilft.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Deleila »

Wenn ich das höre, bekomme ich das Gefühl, dass ich eventuell irgendwann die gleiche Entscheidung treffe... vielleicht kann ich ja weiter durch pn schreiben?
Was hast du gebraucht? Außer den Drogen mein ich? Oder ist das zu privat?
( kannst du als Admin vielleicht Nachrichten löschen?)