BLUTBAD IM POLIZEIPRÄSIDIUM
Rotlicht-Killer Pinzner: Die geheimen Fotos aus seiner Akte
DER TATORT, Raum 418 im Polizeihochhaus Berliner Tor. Vorn liegt Jutta Pinzner, dahinter ihr Mann. Der Notarzt hatte vergeblich versucht beide wiederzubeleben.
Foto: HFR
Herr Pinzner wird erneut auf seine Rechte hingewiesen…“ Am 29. Juli 1986, also vor genau 25 Jahren, tippt eine Protokollantin im 4. Stock des alten Polizeipräsidiums am Berliner Tor diesen Satz auf ihrer Schreibmaschine. Vor ihr sitzt mit Werner „Mucki“ Pinzner (39). Der Mann, der in nur neun Monaten als Auftragskiller für die Kiez-Größe „Wiener Peter“ fünf St. Paulianer hingerichtet hat. Im nächsten Augenblick zieht der „St. Pauli-Killer“ einen schweren Revolver, erschießt Staatsanwalt Wolfgang Bistry (40). Dann richtet Pinzner die Waffe auf seine Frau Jutta (39), drückt ab, um sich schließlich selbst mit einem Kopfschuss zu töten.
Später stellte die Mordkommission den Ablauf mit einer Mitarbeiterin nach.
Foto: hfr
Mehr als 20 Jahre verstaubte die Akte des spektakulärsten Kriminalfalls der Hamburger Nachkriegsgeschichte im Staatsarchiv. Dann gelang es NDR-Mitarbeiter Björn Platz Einsicht zu bekommen. Er dreht seine hervorragende Kiez-Doku „Als die Killer auf den Kiez kamen“. Die MOPO dokumentiert den Inhalt der Akte. So enthält sie ein skurril anmutendes Foto vom Unterleib einer Frau, die ein Geschirrtuch in den Slip gestopft hat. Auf diese Weise schmuggelte Jutta Pinzner die Mordwaffe ins Präsidium. Erhalten hatte sie den Revolver von der Anwältin des Serienkillers. Das nächste Foto in der Akte zeigt einen Wollstrumpf und Munition. So schmuggelte Jutta Pinzner in ihrer Handtasche weitere 12 Patronen ins Vernehmungszimmer.
Rotlicht-Killer Werner Pinzner: Weiter kam die Protokollantin nicht mehr. Pinzner zog einen schweren Revolver und richtete ein Blutbad an.
Foto: HFR
Für die beiden Kripobeamten und Staatsanwalt Bistry ist dieser 29. Juli eigentlich reine Routine. Zu oft war Pinzner schon vernommen worden, immer wieder köderte er die Beamten mit dem (falschen) Versprechen weitere Morde gestehen zu wollen. Mit diesem Versprechen gelang es Pinzner, durchzusetzen, dass seine Frau bei den Vernehmungen dabei war und nicht durchsucht wird. Am 29. Juli soll im Zimmer 418 die letzte Vernehmung stattfinden. Um 10.20 Uhr sagt Staatsanwalt Bistry: „So, Herr Pinzner, nun schießen sie mal los.“ Jutta Pinzner steckt ihrem Mann die Waffe zu, der richtet sie auf Bistry, sagt: „So, meine Herren, das ist eine Geiselnahme.“ Bistry springt auf. Pinzner schießt zweimal. Die Kripoleute flüchten. Pinzner schiebt einen Tisch vor die Tür, ruft seine Tochter an: „Wir haben es so gewollt.“ Jutta Pinzner kniet sich hin, öffnet den Mund. Ihr Mann drückt ab, steckt sich dann den Lauf des Revolvers in den Mund. Die Pinzners enden wie ihre Vorbilder „Bonnie and Clyde“
ER ERMORDETE FÜNF ZUHÄLTER
Die blutige Spur des Rotlicht-Killers Werner „Mucki“ Pinzner[/B
Er legte sich mit „Wiener Peter“ an, es ging um angeblich 100000 Mark. Der schickte Dietmar Traub, wie „Lackschuh-Dieter“ eigentlich hieß, Pinzner auf den Hals. Pinzner lockte ihn mit einem großen Kokain-Deal in ein Waldstück bei München. Zwei Kopfschüsse beendeten am 13.11.84 Traubs Leben.
Eher klein war er, ja schmächtig und er hatte dünne Arme – Werner „Mucki“ Pinzner, der als „St. Pauli-Killer“ in die Hamburger Kriminalgeschichte einging, war keine beeindruckende Erscheinung. Auf dem Kiez hätte ihn niemand ernst genommen, hätte es da nicht etwas gegeben, das ihn Mitte der 80er Jahre zum gefürchtetsten Mann St. Paulis machte: einen „Arminius“-Revolver. Der Killer hatte eine beinahe erotische Beziehung zu dem Stück Stahl, das ihm Macht und Ansehen garantierte. In neun Monaten ermordete er damit fünf Zuhälter.
Werner „Mucki“ Pinzner war schwer drogenabhängig.
Foto: HFR
1947 in Bramfeld als Sohn eines Mechanikers und einer Verkäuferin geboren, merkt Pinzner schnell, dass er für ehrliche Arbeit nicht geboren ist. Er bricht die Schule ab und versucht sich erfolglos als Seemann, Soldat, Schlachter und Gerüstbauer. Immer wieder fällt er durch Schlägereien auf.
Der Bodybuilder machte den Fehler, „Wiener Peter“ in seinem Bordell zu verprügeln. Ostermontag 1985 klingelten Pinzner und ein Komplize am Einzelhaus Dammers in Schnelsen, töteten ihn mit drei Schüssen.
1975 überschreitet Pinzner die Grenze vom Kleinkriminellen zum Schwerverbrecher. Zusammen mit zwei Komplizen überfällt er in Billstedt einen Supermarkt. Dabei wird der Chef (50) erschossen. Pinzner bekommt zehn Jahre. Während der Haft in Santa Fu prägt sich eine Wesenseigenschaft Pinzners besonders aus: der Größenwahn. Befeuert von diversen Drogen, schwört sich „Mucki“: „Wenn ich rauskomm’, geb’ ich mich mit Kleinkram wie Supermarktüberfällen nicht mehr ab.“
„Wiener Peter“ zahlte Pinzner 20000 Mark. Der machte mit „Bayern-Peter“ eine Fahrt in dessen Pontiac Firebird. Vor einem Garagenkomplex in Bramfeld starb Pfeilmaier am 12.9.84 nach einem Schuss in den Hinterkopf.
Da kommt ihm die Begegnung mit dem „Wiener Peter“, einer aufstrebenden Kiez-Größe, nur recht. Nach der Haftentlassung wird er dessen „Lohnkiller“. Wer auch immer im Rotlicht-Milieu Probleme mit „Wiener Peter“ hat, bekommt Besuch von Pinzner. Nach seiner Verhaftung sagt der zu den Auftragsmorden: „Das ist für mich so, als wenn ich einen Furz lasse.
„WIENER PETER“ JETZT RENTNER AUF IBIZA
Peter N.: Der Chef des Rotlicht-Killers
Zuhälter mit Stil: Der „Wiener Peter“ im beigen Kaschmirmantel 1982 bei der Beerdigung seines Kollegen „Schöner Mischa“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Wer sich mit ihm anlegte, der war so gut wie tot: Mitte der 80er Jahre hatte Kiezgröße Peter N., (Spitzname: „Wiener-Peter“), auf St. Pauli einen Ruf wie Donnerhall. Mindestens vier Rotlicht-Rivalen ließ er durch „St.Pauli-Killer“ Werner Pinzner liquidieren. Das Urteil für den Österreicher: Lebenslänglich.
Doch nach 15 Jahren kam „Der Wiener“ 2001 frei, lebt heute als Rentner auf Ibiza. Blonde, knapp bekleidete Mädels, Sportwagen, Rennboote, Hummer, Champagner. Wer den Ex-Knacki auf seiner Website besucht, bekommt einen Eindruck vom (angeblichen) Lebensstil Peter N.s. Dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, zeigt er bei seiner Altersangabe. Statt 61, gibt er sein Alter mit 51 an.
Unter Beziehungsstatus steht: „Es ist kompliziert“ und er teilt mit, woran er hauptsächlich interessiert ist: An Frauen. Wovon er lebt, erzählte der „Wiener Peter“ Björn Platz, dem Autor der NDR-Doku: „Als die Killer auf den Kiez kamen“: „Ich entwickle Apps.“ Ansonsten ist Peter N. schweigsam, über die „Alten Zeiten“ reden, das will er nicht mehr.
Als der Ex-Kellner und gebürtige Österreicher Peter N. 1972 aus Berlin ins Hamburger Rotlicht wechselte, war er ein Nobody und auch nicht der Typ, der Eindruck machte. Ein jetzt vom NDR im Archiv entdeckter Film zeigt einen zurückhaltenden Mann, der sich in der Box-Kneipe „Ritze“ für 8000 Mark eine goldene Rolex kauft.
Doch während seine Konkurrenten ihre Muskelberge unter den „Versace“-Hemden anspanten, konnte „Der Wiener“ mit etwas aufwarten, das auf St.Pauli selten war: Er hatte was in der Birne. Und er war gierig. Gierig nach Macht, Ansehen, Einfluss und natürlich Geld. Und „Wiener Peter“ war bereit dafür über Leichen zu gehen.
Schon bald war er Herr über eine Bordell-Etage im Mega-Puff „Palais d’ Amour“ an der Reeperbahn. Doch die Macht musste er teilen. Sein Partner war „Chinesen-Fritz“ Schroer. 1981 wurde der Schnauzbart-Träger in der „Ritze“ von einem Killer aus Sizilien vom Barhocker geschossen. Wie praktisch für „Wiener-Peter“, nun musste er die Puff-Einnahmen nicht mehr teilen. Doch dem „Wiener“ konnte nie etwas nachgewiesen werden.
1984 lernte er Werner Pinzner kennen – Beginn einer tödlichen Partnerschaft. N. gab Pinzner den Tipp zu einem Überfall. Pinzner zog den Coup professionell durch, überfiel zwei Geldboten des ADAC an der Amsinckstraße (Hammerbrook) und erbeutete 100000 Mark.
Der „Wiener Peter war beeindruckt von der Kaltschnäuzigkeit Pinzners. Die beiden Männer wurden sich schnell einig. 20000 Mark sollte Pinzner für jeden Gegner von Wiener Peter bekommen, den er „wegmachte“, wie der St. Pauli-Killer sein blutiges Handwerk zynisch nannte.
Allein 1984 kostete diese Partnerschaft drei Hamburger Zuhältern das Leben. Anfang 1985 machte der muskelbepackte „Neger-Waldi“ den Fehler „Wiener Peter“ in der Disco „Top Ten“ am Revers zu packen und zu bedrohen. Zwei Monate später war „Waldi“ tot.
Ein zweiter Zuhälter, der sich zufällig im Haus aufhielt, starb ebenfalls durch Kopfschüsse. 1986 wird der Killer verhaftet und sein Auftraggeber gleich mit. Das Urteil für „Wiener Peter“: lebenslänglich. 2001 kam er frei, zog erst nach Österreich, dann nach Ibiza
http://www.mopo.de/hamburg/panorama/pet ... 8729836/-/
Serie über die Zuhälter der 80er in Hamburg
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fraences
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Serie über die Zuhälter der 80er in Hamburg
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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friederike
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RE: Serie über die Zuhälter der 80er in Hamburg
Eine irre Geschichte!
Darüber habe ich schon einmal etwas gelesen (weiss aber nicht mehr, wo). Es ging um die hier am Rande erwähnte Rechtsanwältin, die Pinzner verteidigt hat und ihm die Waffe zugespielt hat. Eine attraktive Frau Anfang 30, komischerweise glaube ich, mich an ihren Namen zu erinnern: Isolde Oechsle-Misfeld, erfolgreiche Anwältin, die in einer eleganten Wohnung in Hamburg lebte. Die muss diesen St. Pauli-Typen irgendwie verfallen sein, es wurde gemutmasst, dass sie selbst für sie auf den Strich gegangen ist. Der Vorfall war natürlich ihr Ende.
Es galt anscheinend in Hamburg als schick für Politiker, Kontakte nach St. Pauli zu haben. Es gab ein Foto, dass den Innensenator (!) auf einer Sylvesterparty zeigt, Arm in Arm mit Neger-Waldi und Wiener Peter.
Darüber habe ich schon einmal etwas gelesen (weiss aber nicht mehr, wo). Es ging um die hier am Rande erwähnte Rechtsanwältin, die Pinzner verteidigt hat und ihm die Waffe zugespielt hat. Eine attraktive Frau Anfang 30, komischerweise glaube ich, mich an ihren Namen zu erinnern: Isolde Oechsle-Misfeld, erfolgreiche Anwältin, die in einer eleganten Wohnung in Hamburg lebte. Die muss diesen St. Pauli-Typen irgendwie verfallen sein, es wurde gemutmasst, dass sie selbst für sie auf den Strich gegangen ist. Der Vorfall war natürlich ihr Ende.
Es galt anscheinend in Hamburg als schick für Politiker, Kontakte nach St. Pauli zu haben. Es gab ein Foto, dass den Innensenator (!) auf einer Sylvesterparty zeigt, Arm in Arm mit Neger-Waldi und Wiener Peter.