German Angst

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Aoife
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German Angst

Beitrag von Aoife »

Eigentlich war ich der Meinung, das sei seit Jahren Allgemeinwissen, anders läßt sich ja auch gar nicht erklären, warum die Deutschen sich von ihrer sogenannten Verwaltung einfach Alles bieten lassen ... nun denn, wenn es also neueste Forschungsergebnisse sind, die die Max-Planck-Gesellschaft veröffentlicht, dann will ich sie gerne hier bekannt machen.

Auch wenn ich überzeugt bin dass keine kognitive Therapie wirksam sein kann, Aufklärung und Wissen über die Zusammenhänge also die typisch deutsche Angst nicht besiegen können, so habe ich doch die Hoffnung, dass der dargestellte Sachverhalt möglichst vielen Betroffenen neue Bilder von ihren Rechten und der Notwendigkeit diese umzusetzen suggeriert.

Liebe Grüße, Aoife

Die German Angst stammt womöglich aus der Nazi-Zeit

Die Neigung sich zu ängstigen, steckt womöglich in den Genen. Das vermutet der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Peter Gruss.

Bundeskanzlerin Angela Merkel lauschte aufmerksam den Worten von Professor Peter Gruss, dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, als dieser auf der Jahresversammlung der Organisation spannende Fragen zur Befindlichkeit der Deutschen aufwarf: Was sind die Ursachen für die German Angst? Und warum verfallen die Deutschen schnell in Schwarzmalerei?

Zur zeitlichen Verortung des Phänomens zitierte Gruss den Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der jüngst gesagt hatte: "Die Deutschen haben die Neigung, sich zu ängstigen. Das steckt seit dem Ende von Nazi-Zeit und Krieg in ihrem Bewusstsein."

weiter lesen: http://web.de/magazine/wissen/mensch/12 ... #.A1000145
Zuletzt geändert von Aoife am 11.06.2011, 00:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Arum
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Re: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Arum »

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Aoife hat geschrieben:E "Die Deutschen haben die Neigung, sich zu ängstigen. Das steckt seit dem Ende von Nazi-Zeit und Krieg in ihrem Bewusstsein."
Der Nationalsozialismus war selber eine grosse Angstpsychose.
Dies erklärt also rein gar nichts.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Aoife
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Re: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Aoife »

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Arum hat geschrieben:Der Nationalsozialismus war selber eine grosse Angstpsychose.
Ich neige eher zu der Auffassung, dass der Nationalsozialismus unter psychiatrischen Kategorien betrachtet einer schizoiden Persönlichkeitsstörung entspricht.
Arum hat geschrieben:Dies erklärt also rein gar nichts.
Es gibt ja auch keinen Grund, warum das Schmidt-Zitat etwas erklären sollte. Es war nach meinem Verständnis eher der Aufhänger für den folgenden erklärenden Vortrag.

Liebe Grüße, Aoife
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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Ich stimme Aoifes Annahme zu, verbunden mit der Hypothese, dass wenn eine schizoide Störung von vielen geteilt wird, diese innerhalb der Gruppe/Gesellschaft nicht als soziale Abweichung wahrgenommen wird. Möglicherweise hat schon WK I ein kollektives Trauma ausgelöst, dass transgenerationell weitgehend unverarbeitet weitergereicht wurde (siehe auch neuere Studien Epigenetik) usw. usf. Wenn man in diesem Zusammenhang noch Studien aus der politischen Psychologie und politischen Theorie mitdenkt (zur Ideologiebildung, NS als politische Religion), könnte man sich an die German Angst annähern, und warum einige Pathologien und Verzagtheiten bis heute fortbestehen.
Aber dazu hat der Professor vom Max Planck Institut nichts gesagt.
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Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Ariane hat geschrieben:Möglicherweise hat schon WK I ein kollektives Trauma ausgelöst, dass transgenerationell weitgehend unverarbeitet weitergereicht wurde (siehe auch neuere Studien Epigenetik) usw. usf.
Das halte ich für äußerst wahrscheinlich, insbesondere da die politischen Hintergründe von WWI nach wie vor möglichst obskur gehalten werden und somit auch wenig Möglichkeit besteht die traumatischen Erfahrungen zu relativieren.

Interessant auch, wie von interessierter Seite das German Angst gleich mit der Ablehnung von nur den Betreibern (und den mit ihnen unter einer Decke steckenden Politikern und Banken) nutzender Kernenergie in einen diskursiven Zusammenhang gebracht wird.

Dass eine wirksame Entängstigung der Deutschen aller Wahrscheinlichkeit eher eine Revolution als das sich Abfinden mit dem Kernenergierisiko bewirken würde wird lieber mal nicht diskutiert ... zumindest nicht von offizieller Seite.

Liebe Grüße, Aoife
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friederike
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RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von friederike »

"Nationalpsychologische" Erklärungsversuche dieser Art würden mir suspekt erscheinen - in dem Sinn, dass man individualpsychologische Erklärungsmuster auf Nationen oder Bevölkerungen anwenden wollte. Also Nationalsozialismus als schizoide Persönlichkeitsstörung, liebe @Aoife: das würde doch wohl eine "Persönlichkeit" bei einer grossen Nation voraussetzen?

Das Zitat von Helmut Schmidt ist in diesem Zusammenhang gefährlich verkürzend, wenn es denn wirklich so gefallen ist. In Wirklichkeit sind doch solche historischen Strömungen viel komplexer, viel schwieriger beherrschbar (resp. therapierbar), so dass solche Theorien verharmlosend und verflachend wirken.

Das bedeutet nicht, dass gemeinsames Erleben, gemeinsame traumatische Erfahrungen, gemeinsame Indoktrinationen und deren seelische Auswirkungen nicht nationenweit prägende Wirkungen haben können. Ich denke zum Beispiel an das Phänomen des protestantischen Puritanismus, das zu kollektiven Unterdrückungstraditionen mit entsprechenden Verkrüppelungen führt.

Die "German Angst" ist übrigens viel älter als der Nationalsozialismus. Wie Arum richtig anmerkt, ist der Nationalsozialismus ohne das Angstphänomen (jüdische Weltverschwörung, darwinistischer Überlebenskampf) nicht zu denken. Auch WW I ist sicher mit der Angst vor Einkesselung oder Überrolltwerden ("russische Walze") verbunden. Bis heute wirkt der Dreissigjährige Krieg traumatisch nach ("Pommerland ist abgebrannt").

Das gravierende Problem ist die Dynamik, die solche Prozesse wie etwa der Nationalsozialismus entfalten können, die von einzelnen nicht zu bremsen oder zu steuern ist.

LG,
Friederike

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Aoife
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Re: RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Aoife »

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friederike hat geschrieben:Also Nationalsozialismus als schizoide Persönlichkeitsstörung, liebe @Aoife: das würde doch wohl eine "Persönlichkeit" bei einer grossen Nation voraussetzen?
Wenn ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung eine bestimmte Persönlichkeitsstörung aufweist, so wird diese aufgrund ihrer statistischen Nomalität nicht mehr als Störung wahrgenommen, oft sogar als Tugend aktiv gefördert. Die daraus sich entwickelnde Gesellschaft kann somit durchaus von dieser Persönlichkeitsstörung geprägt werden ohne selbst eine Persönlichkeit zu besitzen.

Letzlich müssen wir diese Voraussetzung auch bei Arum's Bemerkung Nationalsozialismus sei eine Angstpsychose annehmen, die ohne diesen realen statistischen Einfluß weiter Bevölkerungsteile auf das Verhalten eines ganzen Volks ebenfalls inhaltsleer wäre.

Ich denke das Mißverständnis beruht auf der Überbewertung von Angst. Sieht man sie nur als Symptom eines psychischen Zustands, so wird die Argumentation im Fall Deutschlands sei die Angst Folge der Traumatisierung keineswegs durch die Feststellung dass es Angst auch früher schon gegeben hat widerlegt. Und für die jetzt Lebenden hat die Traumatisierung durch Nationalsoziallismus und WW II sicherlich noch mehr unmittelbaren Einfluß als der Dreißigjährige Krieg oder die Hexenverfolgungen.

Ähnlich der Physik gibt es in der Psychodynamik einige wenige grundlegende Kräfte, aus der andere Kräfte sich dann ableiten lassen. Im Gegensatz zur Physik gibt es jedoch noch keine allgemein anerkannte Theorie.

Nach meiner Überzeugung gehört Angst jedoch nicht zu diesen Grundkräften, sondern ist immer eine Folge. Sei es im kausalen Sinn (beispielsweise eben epigenetisch bei traumatisierten Eltern) oder oft auch final (z.B. um tödliche Wut unter Kontrolle zu halten). Ich denke die Tatsache, dass Unbewußtes keine Angst kennt ist ein starker Hinweis auf diese nicht-grundlegende Eigenschaft der Angst, sie ist wie Bewußtsein ein Epiphänomen.

Liebe Grüße, Aoife
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friederike
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RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von friederike »

Aus der Diskussion könnte man sicher sehr viel herausholen.

@Aoife, Deine Bemerkung, dass Angst ein sekundäres Phänomen ist, dürfte treffend und hilfreich sein. Angst, Panik sind aber typische Erscheinungen, die Massenansammlungen erfassen können. Menschenmengen etwa in einem Fussballstadion können in Panik geraten, obwohl sie eigentlich wenig gemeinsames haben.

Aber im Gegensatz dazu: wie ist zum Beispiel das Phänomen der Sexfeindlichkeit, der puritanischen Kollektivüberwachung zu sehen? Nach meiner Vermutung sind das beides seelisch tiefverankerte Gefühle, die ganze Nationen bestimmen (USA, Schweden, ..)

LG,
Friederike

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Dieses off topic Thema "German Angst" find ich ja keinesfalls uninteressant, aber damit in diesem systematisch-konzeptionierten Unterforum ein ganzes Länderthema zu belegen und für Deutschland quasi zu verschenken (was bisher bewußt offen gehalten war bzw. fehlte, weil Deutschland in vielen anderen Threads ausführlicher behandelt wird), das macht dieses Forum eher noch mehr unübersichtlich was wir und viele so bedauern, weil es die naheliegenste Erwartung des Users hier Landesinfos zur Prostitution zu finden nicht erfüllt ...


Entweder sollten wir dieses off-topic Thema "German Angst" woanders einsortieren (Politik, Psychologie) oder am Anfang eine gute Systematik der bereits vorhandenen Deutschland-Ressourcen zur Sexarbeit mit den zugehörigen internen Links einfügen:

- Recht
www.sexworker.at/prostg
Sperrgebiete
Baurecht
Steuerrecht
Gewerberecht
(Menschenrechte)
- Anlaufstellen
Hurenbewegung
Fachtagungen
Gewerkschaftliche Organisation
Geschichte
- Regionen
Städteberichte
- Medien
Werbung
Foren/Freierforen
Kultur
...

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Ariane
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Re: RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Ariane »

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friederike hat geschrieben: Also Nationalsozialismus als schizoide Persönlichkeitsstörung, liebe @Aoife: das würde doch wohl eine "Persönlichkeit" bei einer grossen Nation voraussetzen?
Habs in dieser Foren-Diskussion nicht so verstanden, dass von einem "Nationalcharakter" (im Sinne von nationaler "Persönlichkeit") geschrieben würde, wenngleich ich mir verschiedene Habitus-Konzepte sowie das Halbwachs'sche Kollektive Gedächtnis dazu vorstellen kann.

Ich beteilige mich nur ungern an akademischen Diskussionen, insbesondere bei diesem Thema, und bin auch schon off.

Lg ariane
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Re: RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Aoife »

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friederike hat geschrieben:Angst, Panik sind aber typische Erscheinungen, die Massenansammlungen erfassen können.
Ganz klar, wie der Vergleich mit der Physik zeigt, wo ebenfalls abgeleitete Größen enormen Einfluß und ebensolche Auswirkungen haben können. Nur eben bei der letztlichen Ursachenforschung würde es in die Irre führen, wenn man sie mit einer Grundkraft verwechselt.
friederike hat geschrieben:Aber im Gegensatz dazu: wie ist zum Beispiel das Phänomen der Sexfeindlichkeit, der puritanischen Kollektivüberwachung zu sehen? Nach meiner Vermutung sind das beides seelisch tiefverankerte Gefühle, die ganze Nationen bestimmen (USA, Schweden, ..)
Liebe Friederike, ich denke eine umfassende Beantwortung dieser Frage würde weit über die Anforderungen einer Habilitationsschrift hinausgehen, wäre wohl Nobelpreis-verdächtig :002

Will damit sagen: Bitte nehmt meine Gedanken zum Thema als das was sie sind, eben nur meine Gedanken :017

Grundsätzlich wäre zu beachten, dass bei diesen Psychosachen die Auffälligkeit der Symptomatik keine Korrelation zur Schwere der Störung/zur Tiefe der seelischen Verankerung aufweist. Prinzipiell kann eine "harmlose" Neurose sehr viel gestörter wirken als eine schwere Psychose.

Bei einer wirklich tief verankerten Sexfeindlichkeit würde ich erwarten, dass betroffene Völker in kurzer Zeit aussterben. Selbst dort, wo es den Anschein hat als wäre es so (in Nordirland haben die Protestanten innerhalb von 40 Jahren ihre massive Mehrheit verloren) ist nicht auszuschließen (IMHO sogar wahrscheinlicher), dass das eher mit der Verteilung des Besitzes zu tun hat als mit Glaubensüberzeugungen. Denn auch in nicht-christlichen Ländern ist ja zu beobachten dass mit steigendem Wohlstand die Kinderzahl fällt.

Darüber hinaus wäre bei einer wirklich tiefen seelischen Verankerung auch kaum mit einer solchen Zahl an durch willkürliche Gesetze erzeugten "Sexualverbrechen" zu rechnen. Eine Gesellschaft die außerehelichen Verkehr wirklich im Tiefsten verabscheut müßte wohl kaum Gesetze gegen Prostitution erlassen.

Ich gehe davon aus, dass es sich (immer den statistischen Effekt vieler Einzelner auf die ganze Gesellschaft betrachtet) um eine neurotische Ambivalenz handelt. Für tief verankert ("genetisch") halte ich die menschliche Neigung zur Polygamie, sowie die ebenfalls dem Menschen von Natur aus angeborene Fähigkeit/Notwendigkeit sich in Sozialsysteme einzufügen.

Dass dieses Einfügen in den westlichen Kulturen vor allem mittels Schuldgefühlen bewerkstelligt wird ist schon weniger tiefgehend, andere Kulturen haben da andere Mechanismen. Dazu kommt der Wechsel des sozialen Bezugssystems, Heiraten, eigene Familie gründen bedeutet die Herkunftsfamilie zumindest ein Stück weit zu verlassen. Dass hier Eltern in unseren Kulturen mittels Schuldgefühlen bezüglich der Triebkraft ein eigenes Leben aufzubauen, nämlich der Sexualität, gegensteuern ist psycho-logisch. Schließlich sind wir trotz nicht mehr lange funktionierendem politisch festgelegtem Generationenvertrag noch immer Proletarier, sehen unsere Kinder zumeist als Altersvorsorge. Alleine schon der gängige Sprachgebrauch "unsere" zeigt dieses Besitzdenken ja auf.

Unter diesem Aspekt wäre es durchaus möglich die relative Kinderarmut im Gefolge des durch puritanische Lebenseinstellung angehäuften Besitz als Ursache für eine strengere sexual"moralische" Indoktrination zu sehen, schließlich konzentriert sich der Altersvorsorgewunsch der Eltern dann auf weniger Kinder, die somit fester an die Herkunftsfamilie gebunden werden müssen.

Somit würde sich die Ambivalenz zwischen polygamen Sexualtrieb ausleben und Erziehung das nicht zu dürfen erklären. Und daraus folgt dann naturgemäß der neurotische Umgang mit dem Thema, Mann geht zu Prostituierten und befürwortet Gesetze die das verbieten. Letztlich ein durchaus sexuelles 24/7-Disziplinspiel, das pervers im Fiedler'schen Sinn (nämlich Opfer schaffend) wird, weil die Akteure darauf bestehen ihre eigene neurotische Ambivalenz der gesamten Gesellschaft überzustülpen.

Das ist was mir so spontan zum Thema einfällt.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:Dieses off topic Thema "German Angst" find ich ja keinesfalls uninteressant, aber damit in diesem systematisch-konzeptionierten Unterforum ein ganzes Länderthema zu belegen und für Deutschland quasi zu verschenken ...
Nachdem sich hier eine interessante psychologische Diskussion ergeben hat muß ich dir Recht geben, Marc, und werde das thread umbenennen und verschieben.

Das Eröffnungsposting halte ich jedoch keinesfalls für O.T., sondern grundlegend wichtig für das Verständnis von Allem was in Deutschland passiert, auch für die uns besonders interessierende Prostitutionspolitik.

Liebe Grüße, Aoife
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fraences
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Beitrag von fraences »

"Schlaf,Kindchen,schlaf,
dein Vater ist ein Schaf,
Die Mutter ist in Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt,
Schlaf, Kindchen, schlaf.

In der Doppelschneidigkeit des Schwertes muss nicht unbedingt Schizophrenie vermutet werden, weil dies eine pathologische Bewertung beinhaltet.Warum müssen wir für Alles Schubladen finden, die gegeneinander abgrenzen.Beide Schneiden eines Schwertes stellen ihren eigenen Sinn da, und sind doch miteinander eng verbunden und wirken zusammen.Unsere Denkstrukturen verharren als zu oft im dualistischen Prinzip,obwohl jeder von uns über die Fähigkeit der Dialektik und des kognitiven Denkens verfügt.Wir machen uns ärmer als wir sein sollten.Die höhere Erkenntnis darf niemals mit Dünkeln wie Moral, Religion oder Andere in sich erstarrter Weltanschauungen behaftet sein.
Außerdem kommen wir nur in wertfreien Urteilen zu einer Art gemeinsame Entwicklungsfähigkeit, da ist auf einmal der gemeinsamen Pool in dem Alles wertfrei enthalten ist, Gegensätze nur scheinbar sind, weil sie miteinander wirken und auf einander einwirken, weil Leben ein pulsierende Orgasmus ist.
Dort ist er endlich, der lang ersehnte Platz der Unschuld und vollkommener Reinheit, der unser kleinkarriertes Denken immer wieder ins Unerreichbare rückt.Warum machen wir uns solche Ängste? So gesehen haben die Deutschen sicherlich ein großen Mangel an eigener Persönlichkeit. Aber das oben genannte Kinderlied, welches betont sanft im Anfang sich dann steigert zu sich selbst nicht erkannten Bestialität (wie soll ein Kind noch schlafen dessen Mutter brennt?)Außerdem ist dieses Lied nicht nur ein Spiegel der Zeit in der es entstand,sondern war und ist in allen Zeiten enthalten.Es ist ein normaler Bestandteil unserer Existenz. Nichts weiter als eine profane Wahrheit, die die Mehrheit der Bevölkerung aus den Augen verloren hat. Wo wollen wir denn hin? Wir Ach so Krach verkrachten Existenzen, wenn nicht an einen Ort gemeinsam empfundener Freiheit. Hemmungslos leben ist der einzig legitime Grund unseres Hierseins, darauf, wenn wir uns nicht selbst verleugnen, gründert sich Alles was wir daraus gemacht haben: Eine großartige Illusion in der wir uns spiegeln,uns erkennen und begrüßen.Darunter liegt das weltliche Regelwerk in dem weiteres Leben sich wurzelt, wie junge Bäume etwa im einen großen alten Wald.Und am Ende mündet Alles in eine muntere Poesie, die sich selbst genießt und in sich ruht und wie ein junges Bächlein den Berg hinunter fließt.Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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Re: RE: Länderberichte BR Deutschland

Beitrag von Aoife »

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friederike hat geschrieben:Auch WW I ist sicher mit der Angst vor Einkesselung oder Überrolltwerden ("russische Walze") verbunden.
Kein Zweifel, dass es da auch Verbindungen gibt.

Aber warum wird die offenkundige Ursache "deutsche Bündnistreue" nicht diskutiert?

Ich vermute weil man befürchtet die Deutschen könnten dann aus der Geschichte lernen und einen Kriegseintritt auf Befehl der NATO schlichtweg verweigern.

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Frederik
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Beitrag von Frederik »

Voting
Schätzen Sie sich als ängstlichen Menschen ein?
Eindeutig: Ja!21%
Manchmal habe ich Angst, zum Beispiel vor EHEC.26%
Nein, ich fürchte mich vor nichts und niemandem.53%

3.111 Stimmen - Ihre Stimme wurde gezählt.

Dann wird es wohl nichts mit dem Ausstieg. Warum auch. Der Mensch hat einen eingebauten gesunden Menschenverstand, mit dem sich auch statistische Fragestellungen beantworten lassen. Und mein g.M. sagt mir: Der erste GAU kommt erst in 100.000 Jahren.

Frederik
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Beitrag von Frederik »

Ich meinte natürlich Supergau. Also das, was nicht fast täglich, sondern nur alle 100.000 Jahre passiert. Also nach 100.000 Jahren, wie man durch Beobachtung im Casino leicht bestätigt findet.

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RE: German Angst

Beitrag von Aoife »

@frederik:

1. zur Methodologie:
Die Selbsteinschätzung zeigt nicht dass die Deutschen keine Angst hätten, sondern viel eher, warum 79% keinen Anlaß sehen, etwas dagegen zu tun - sie wissen noch gar nicht, dass ihr Handeln angstbestimmt ist.

2. Das Diskutieren von Kernenergiegegnerschaft in diesem Zusammenhang halte ich für völlig fehl am Platz. Hier wird mit billigster Rhetorik zu verbreiten versucht: Nur Angsthasen sind gegen Kernenergie ... während gerade der g.M. jedem sagen sollte, dass es nicht in seinem Interesse sein kann wenn eine solch unausgereifte und teure sowie von fremden Ressourcen abhängige Technologie von unfähigen Politkern "überwacht" wird. Gerade dass >99.9% der Deutschen an der Kernenergie nichts verdienen, trotzdem aber nur die wenigen, deren Angst vor einem SuperGAU noch größer ist als ihre Angst aufzumucken sich dagegen stellen zeigt doch, wie angstbestimmt "deutsches" Verhalten ist.

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Frederik
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Beitrag von Frederik »

Für Stringenz bin ich nicht zuständig; ich habe heute Pfingsten. Aber eins muß doch richtiggestellt werden: Mehr als 99,9 % verdienen an der Atomenergie. Die Schätzungen über die Mehrbelastung eines Dreipersonenhaushalts durch Verzicht auf Kernenergie schwanken zwischen 2 € jährlich und 40 € jährlich. Und wir knabbern doch noch an der Tabaksteuererhöhung zum 1. Juni.

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Beitrag von ehemaliger_User »

Die Gallier hatten Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte....

2009 schrieb Roger Cohen, langjähriger Berlin-Korrespondent der »New York Times«.
in Süddeustche Zeitung Magazin "Umso faszinierender ist es, die Ausgeglichenheit zu beobachten, eine Abwesenheit von Furcht, grenzend an Sorglosigkeit, mit der die Deutschen auf den schlimmsten Konjunktureinbruch seit der Weltwirtschaftskrise reagieren."

Und ist es nicht ein Zeichen von Selbstbewusstsein, kritische Techniken wie die Atomkraft NICHT mehr den Politikern und Geldgeiern zu überlassen? Es sind doch gerade die "Verantwortlichen", die dauernd ihre Fahne in den Wind hängen, keine Entscheidung treffen, zu der sie auch stehen.

Die "German Angst" hat ja nichts mit Angst zu tun sondern bezeichnet so was ähnliches wie "Verzagtheit". Und die wird doch gezielt durch Medien und Politiker geschürt - um vor den tatsächlichen Problemen abzulenken. Wie wollen in der Bildungsskala ziemlich weit unten stehende Menschen auch solche Meldungen differenzieren? Wenn sie ihre Informationen nur aus den Boulevardmedien beziehen? Wurde durch die Warnung, Tomaten und Gurken zu verzehren, eine Coliinfektion verhindert? Alle möglichen Menschen haben von der Warnung profitiert: Politiker, Zeitungen, Privatsender, Moderatoren, mediengeile Möchte-Gerne (was Wunder, dass Schwarzer sich nicht dazu gemeldet hat. Oder Lea Ackermann). Dass im Gegenzug dazu Existenzen vernichtet werden spielt wohl keine Rolle - gibt ja neuie Schlagzeilen und neue Ablenkung von wirklichen Problemen.

Zur Sexfeindlichkeit:

Bernoite Groult schreibt im Vorwort zu "Die Verweigerung - Lebensbericht einer Prostituierten von der Place Pigalle": Das Christentum hat die grosse Göttin-Mutter der Antike, die Quelle allen Lebens war, aus dem christlichen Himmerl verstossen und sie durch die ausschliesslich männliche Dreifaltigkit ersetzt. Eva war die Schuldige an der Verstossung aus dem Paradies, sie wurde mit dem Fleisch und das Fleisch mit dem Bösen gleichgesetzt.
Ein Kirchen"vater", der Heilige Clemens von Alexandrien, formulierte: "Alle Frauen müssten bei dem Gedanken, als Frau geboren zu sein, vor Schande sterben..."

Die Angelsachsen haben sich konsequent von der katholischen Kirche abgewendet (1531). Sind sie deshalb nicht so verzagt weil kein Fegefeuer auf sie wartet?
Zuletzt geändert von ehemaliger_User am 12.06.2011, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Aoife »

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Frederik hat geschrieben:Die Schätzungen über die Mehrbelastung eines Dreipersonenhaushalts durch Verzicht auf Kernenergie schwanken zwischen 2 € jährlich und 40 € jährlich.
Das bezieht sich auf die Mehrkosten durch den Ausstieg. Nachdem das Volk auch schon den Einstieg bezahlt hat ...

Dass die Mehrkosten durch Kernenergie beim Ausstieg nochmals höher werden bedeutet also keinen "Verdienst" derer, die dafür bezahlen müssen, falls man auf den Ausstieg nicht verzichtet.

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