DOMENICA - Deutschlands bekannteste Hure gestorben

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nina777
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DOMENICA - Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von nina777 »

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12.02.2009

Domenica- Deutschlands bekannteste Hure gestorben


In Dutzenden Talkshows hat sie sich für ihren Berufsstand eingesetzt: Dominica Niehoff, Deutschlands bekannteste Prostituierte. Nach Informationen aus ihrem engsten Freundeskreis ist die 63-Jährige heute Morgen im Hamburger Krankenhaus Altona an einem Lungenleiden gestorben.

Domenica lag bereits seit dem vergangenen Freitag mit schweren Kreislaufproblemen auf der Intensivstation. Sie war unter anderem schwer zuckerkrank. Die gebürtige Kölnerin arbeitete früher als Prostituierte in Hamburg und München und besaß einen eigenen Laden in der Herbertstraße auf St. Pauli. Sie outete sich vor Jahrzehnten und wurde dadurch zum Medienstar.

Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde sie bundesweit bekannt, weil sie sich für die Rechte der Prostituierten einsetzte. Seit den 1990er- Jahren engagierte sie sich verstärkt für soziale Projekte. In einem ihrer letzten Interviews, das sie WELT ONLINE gab, sagte sie im Sommer vergangenen Jahres: „Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: Ich war im Milieu , aber ich will jetzt aussteigen. Wer dagegen früher hier gelandet war, der kam nicht wieder raus."

1979 hatte Domenica dem Online-Lexikon Wikipedia zufolge deutschlandweit Bekanntheit erlangt und avancierte später durch zahlreiche Medienauftritte zum gefragten Medienstar und zur prominentesten Prostituierten Deutschlands. In TV-Talkshows sei sie als Vorkämpferin für die Rechte von Prostituierten, die Anerkennung und die Legalisierung des Berufsstands der Prostituierten aufgetreten.

Als bekannte Prostituierte sei sie zudem in Kontakt mit Prominenten aus Kunst und Kultur gekommen und habe ihnen als Muse gedient, heißt es bei Wikipedia weiter. Die Popgruppe Trio bildete auf dem Plattencover der Single „Bum Bum“ nichts weiter als das tief ausgeschnittene Dekolleté der Hamburger Prostituierten ab. Auf den Brüsten stehen - mit Lippenstift gezeichnet - die beiden Worte „Bum“ und „Bum“.

Der Schriftsteller Wolf Wondratschek habe ihr Gedichte gewidmet, heißt es. Niehoff sei zudem in mehreren Filmen aufgetreten, unter anderem "Messalina – Kaiserin und Hure" (1980) oder "Taxi nach Kairo" (1987).

1990 beendete sie - im Alter von 45 Jahren - ihre Tätigkeit als Prostituierte und arbeitete verstärkt in sozialen Projekten. Im Jahr 1991 gehörte Niehoff zu den Gründerinnen des Prostituierten-Hilfsprojektes Ragazza e. V. im Hamburger Stadtteil St. Georg. Als Sozialarbeiterin betreute junge drogensüchtige Mädchen und Frauen, die ihre Sucht durch Prostitution finanzierten und aus der Prostitution aussteigen wollten.

http://www.welt.de/hamburg/article31936 ... orben.html


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malin
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Beitrag von malin »

wie traurig, zumal sie in ihren letzten jahren auch nicht mehr sehr glücklich zu sein schien...vorsichtig ausgedrückt.

ich fand domenica immer klasse, war nicht mit allem einverstanden was sie so sagte, aber als person war sie toll.

schade.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Beitrag von Zwerg »

Eine starke Frau, die Vieles bewegt hat.

Christian

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Sie hat in der Tat einiges bewegt...
danke, JayR

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Sie verbrachte einen Großteil ihres Lebens auf dem Hamburger Kiez: Deutschlands wohl bekannteste Ex-Hure, Domenica Niehoff, ist im Alter von 63 Jahren gestorben. Sie selbst hatte einst den Ausstieg geschafft - und kämpfte seither für die Rechte von Prostituierten.

Hamburg - Domenica Niehoff starb am Donnerstagvormittag im Hamburger Krankenhaus Altona nach kurzer schwerer Krankheit, wie ein Sprecher der Klinik bestätigte. Nach einem Bericht von "Welt Online" wurde die 63-Jährige bereits seit dem vergangenen Freitag mit schweren Kreislaufproblemen auf der Intensivstation behandelt.

Vor allem in den siebziger und achtziger Jahren wurde sie bundesweit bekannt, weil sie sich als Hure outete und für die Legalisierung der Prostitution eintrat.

Erst im vergangenen Jahr war die gebürtige Kölnerin aus der Eifel, wo sie sich erfolglos als Pensionswirtin versucht hatte, zurück auf den Hamburger Kiez gezogen.

Die selbstbewusste Frau mit den streng zurückgebundenen Haaren hat in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Stationen durchlebt und durchlitten: Zehn Jahre Waisenhaus, Heirat mit einem Bordellbesitzer, Selbstmord ihres Mannes, Arbeit als Hure in München und Hamburg, eigener Puff in der Herbertstraße auf St. Pauli, Ausstieg, Streetworkerin, Theaterauftritte und zuletzt Pensionswirtin.

"Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle. Alle haben mich angestarrt", sagte Domenica einmal, als sie 1998 eine Kneipe am Fischmarkt im Stadtteil St. Pauli eröffnete. Auch an die Zeit als Streetworkerin - Drogen, Kinderprostitution, quälende Aussteigerversuche - dachte sie ungern zurück. "Ich hab' so viele sterben sehen", sagte sie damals.

Spiegel online
http://www.spiegel.de/panorama/leute/0, ... 75,00.html

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Domenica – die Befreierin der Prostituierten ist tot

Von Edgar S. Hasse 12. Februar 2009, 17:43 Uhr

Sie führte ein Leben am Limit : Domenica, Deutschlands bekannteste Hure. Zeitlebens kämpfte sie für die Anerkennung und Legalisierung ihres Berufsstandes. Sogar Prominente schmückten sich gern mit der Frau, die dafür sorgte, dass Prostitution hierzulande kein Tabu-Thema mehr ist.

Vielleicht werden solche Menschen niemals alt. Sie leben ständig am Limit. Ihr Alltag ist oft Exzess, ein Fest fast immer ohne Grenzen. Domenica, Deutschlands bekannteste Hure, war eine solche Frau. Sie rauchte. Sie hatte Zeiten, in denen sie zu viel Alkohol trank. Sie verschleuderte ihre Energien. Sie hatte ein großes, weites Herz für viele. Berufsbedingt für Männer.

Domenica ist tot. Die 63-Jährige, die mit bürgerlichem Namen Domenica Niehoff hieß, starb am Donnerstag, 10.44 Uhr, im Hamburger Krankenhaus Altona an einem Lungenleiden. Das bestätigte ihr Freundeskreis WELT OLINE. Zudem war sie schwer zuckerkrank. Sie lag bereits seit dem vergangenen Freitag mit schweren Kreislaufproblemen auf der Intensivstation. „Am Sonntag hatte ich sie besucht. Sie scherzte schon wieder und machte Pläne“, berichtet ihre Freundin. „Der Tod kam für uns jetzt alle überraschend.“

Domenicas Leben war von vielen Höhen und Tiefen geprägt. 1945 in Köln geboren und in ihrem Wesenskern mit rheinischer Frohnatur gesegnet, wuchs sie zehn Jahre lang in einem Waisenhaus auf. Mit 17 Jahren lernte sie einen 42-jährigen Bordellbesitzer kennen, der sie heiratete. Doch die Ehe endete höchst tragisch: Der Ehemann erschoss sich vor ihren Augen mit einer Pistole – ein Trauma, das bei ihr stets wieder aufflammte.

Je länger sie als junge Frau, die nicht zuletzt durch ihre üppige Oberweite auffiel, in Hamburg lebte, umso mehr avancierte der Kiez zu ihrem eigentliche Zuhause – und zum Arbeitsplatz. Zu ihr wollten die Männer, weil sie sexuelle Praktiken begehrten, für die Domenicas Vorname Programm war. „Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein. Brav, lieb, reich, arm, jung, alt. Ich weiß gar nicht, was mir noch fehlte“, sagte sie in ihrem letzten großen Interview, das sie im Sommer 2008 WELT ONLINE gab.

Prominente und solche, die sich dafür hielten, schmückten sich in der Öffentlichkeit gern mit Domenica, nachdem sie in den 80er-Jahren für die Anerkennung und Legalisierung des Berufsstandes der Prostituierten zu kämpfen begann. Tomi Ungerer, Horst Janssen und das Ehepaar von Thurn und Taxis pflegten den freundschaftlichen Kontakt zu ihr. Das Plattencover der Popgruppe Trio mit dem Titel „Bum Bum“ zeigte ihr Dekolleté.

Nur die Luden auf dem Kiez gingen auf Distanz, weil sie sich zunehmend für die Rechte der Prostituierten einsetzte. Als Domenica Niehoff im vergangenen Jahr aus der Eifel, wo sie das Haus ihres Bruders geerbt hatte, nach St. Pauli zurückkehrte, wurde sie von ihren früheren Feinden mit offenen Armen aufgenommen. Dieser Sinneswechsel hat sie dann doch ziemlich überrascht.

Zuletzt lebte die Ex-Hure auf St. Pauli und saß am liebsten rauchend auf ihrer Veranda im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses. Sie kochte gern und lud dazu ihre Freunde ein. Und sie wollte weiterhin für junge Prostituierte da sein, sie bei ihrem Ausstieg aus dem Milieu unterstützen.

Je älter Domenica Niehoff wurde, umso mehr dachte sie über das Alter nach und den Sinn ihres Lebens. Reich ist sie nicht geworden durch ihren Beruf als Edelhure. Sie nahm’s gelassen. Vor allem in den letzten Jahren musste sie gelegentlich an der sozialen Grenze leben – auch hier ein Leben am Limit.

Doch sie hat es geschafft, dass Prostitution in Deutschland kein Tabu-Thema mehr ist. „Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: „Ich war im Milieu, aber ich will jetzt aussteigen“, sagte sie einmal.

Vor dem Tod hatte Domenica Niehoff keine Angst. Ihr war das Älterwerden als sukzessiver Verfall der Körperlichkeit mehr oder weniger egal. Nur bettlägerig wollte sie niemals werden. Der Himmel hat ihr das wohl geschenkt, denn sie starb nach nur kurzer Krankheit.

Welt online
http://www.welt.de/hamburg/article31952 ... =0&pbpnr=0

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Hure und Madonna

Aufgezeichnet von Kuno Kruse

Sie war die Kiez-Ikone schlechthin. Sie half den Mädchen auf dem Drogenstrich in Hamburg-St. Pauli und leistete Widerstand gegen die Zuhälter. Domenica Niehoff, Prostituierte und Kämpferin für die Rechte der Huren, ist am Donnerstag gestorben. Die Fotografin Marion Schröder erinnert nun an ihre verstorbene Freundin.

"Das ist Charlotte", sagte Domenica. Sie hatte für die Obdachlosen Matratzen in ihrer Wohnung ausgebreitet, da lag nun die alte Frau neben dem Akkordeon, auf dem sie sich tagsüber am Fischmarkt ein paar Groschen zusammenspielte. Es waren so viele, die Domenica an ihren großen Busen nahm. Für den stummen Sascha hatte sie ein verstellbares Bett aus dem Krankenhaus besorgt. Er hatte sonst niemanden. Aber am Ende haben die Drogen ihn getötet. Oder dieses Mädchen vom Drogenstrich, ohne Arme. "Sie kann sich doch gegen keinen Freier wehren", hatte Domenica gesagt. Aber dann stand die Kleine doch wieder am Bordstein.

Mit der Thermoskanne auf den Drogenstrich
In Domenicas Wohnung türmten sich die Säcke mit Klamotten, die sie überall sammelte. Jeder konnte sich bedienen. Und viele kamen. "Mach doch mal deine Handtasche zu", habe ich gesagt. Aber die Taschen waren immer offen. Sie machte jeden Schein klein und verteilte ihn. Und so viele kamen und hielten die Hand auf. Jeder auf St. Pauli wusste, Domenica gibt.

Immer wieder nahm Domenica die Mädchen mit zu sich, vor allem in der Zeit, als sie mit ihrer Thermoskanne voll Kakao über den Drogenstrich von St. Georg ging. Da war sie Sozialarbeiterin. Die Mädchen freuten sich, denn Domenica verstand sie. Sie wusste, was der Strich bedeutet. Für die Mädchen konnte sie durch Wände oder geschlossene Türen gehen, und wenn es Knasttüren waren. Domenica stieg mit ihnen auch in ihre Höllen hinab. Das hat auch die Mutter vom Kiez nicht unbeschadet überstanden.

Sie wollte immer ein Haus für die Mädchen haben. Wo sollten sie denn hin, wenn sie aus dem Knast kämen? Das hatte Domenica oft gesagt. Sie ist dafür immer wieder bei den Behörden vorstellig geworden. Doch die Stadt hatte kein Haus für Domenica und ihre Drogenmädchen.

Traum vom bürgerlichen Leben
Zum Vorbild aber wollte sie sich von den Mädchen nicht machen lassen. "Nein", hat Domenica gesagt, "ich hätte lieber ein anderes Leben gewählt."

Manchmal, wenn wir zusammensaßen, wie im Urlaub auf der Dachterrasse auf Ibiza, wenn sie stundenlang aufs Wasser sah und entspannen konnte, dann sprach sie auch darüber, wovon sie geträumt hatte. "Ich hätte auch gerne einen Mann gehabt", sagte sie. Einen der zu ihr hält. "Aber welcher Mann würde sich schon mit mir ins Restaurant setzen." In solchen Momenten hat sie auch darüber gesprochen, dass sie gerne Kinder gehabt hätte, als sie noch jünger war. "Aber das Schicksal", hat sie gesagt, "hat es anders vorgesehen." So nahm sie ihr Leben lang andere als ihre Kinder an.

Als sie vor drei Jahren 60 wurde, da lebte sie in Boos in der Eifel in dem Haus, dass ihr der verstorbene Bruder hinterlassen hatte. Sie hatte eine Pension aufgemacht, setzte auf Motorradfahrer, die zum Nürburgring fahren würden. Denn sie redete gerne und viel mit Leuten.

Eine Nachbarin hatte Geburtstag gefeiert, und es war hoch her gegangen, laut und lustig. Und sie sagte: "Ich habe keine Familie. Ich werde allein sein." Aber dann war ihr Haus zum Geburtstag doch voll, denn Freundinnen waren gekommen, auch ganz alte, aus Köln, wo sie einmal ein bürgerliches Leben geführt hatte, Buchhalterin gewesen war und auch einmal verheiratet. Ihr Ehemann hatte sich das Leben genommen. Domenica hat nie über ihn gesprochen.

Sie hatte keine Familie. Ihr Vater, ein Italiener, hatte ihre Mutter immer wieder verprügelt. Die Mutter versuchte sich alleine durchzuschlagen, mit Kartenlesen, Taschenspielereien. Offiziell hieß das Betrug. Domenica und ihr Bruder Amando kamen in ein Heim. Das war damals die Höchststrafe für Kinder. Sie lebte nun bei den Nonnen. Nur die kleine Schwester blieb bei der Mutter.

Die Leute in Boos schickten ihr zum Geburtstag ihre Musikanten. Das hat Domenica sehr gerührt. Aber dann musste sie doch wieder zurück nach St. Pauli, Talstraße, wieder mitten hinein in den Kiez.

Quertreiberin im Rotlichtmilieu
Domenica war eine Berühmtheit. Sogar auf Ibiza haben sich die Leute umgedreht und getuschelt. "Das ist doch die Domenica, aus der Herbertstraße in Hamburg." Mit ihrer starken Oberweite in der eng geschnürten Korsage, so wie sie der Fotograf Günter Zint fotografiert hatte. Sie wurde zur Ikone des Kiezes.

Doch dort war sie eine Quertreiberin gewesen, eine Aufwieglerin, die den Mädchen sagte, dass sie gegen die Zuhälter aufbegehren sollten, dass sie die Typen doch nicht brauchten. Das hat Domenica bei den Luden nicht sehr beliebt gemacht. Aber sie wusste, wovon sie redete. Der berühmte Hanne aus der noch berühmteren "Ritze" hatte Domenica damals nach Hamburg geholt. Sie sprach später nicht gut über ihn.


Großes Herz, schwache Lunge
Mit Männern hatte sie da nicht mehr viel am Hut. Immer wurden irgendwelche Kerle anzüglich, versuchten sie zu betatschen. Auch als sie schon älter geworden war.

Und auch krank. Sie hatte schweren Zucker und immer diesen Husten, der sie so oft zu ersticken drohte. Und es war jetzt die schwache Lunge, die Domenica nicht länger leben ließ. Sie hatte gesagt: "Wenn der Herrgott mich denn will, komme ich."

Ich erinnere mich an den Moment, als sie dem Maler Robert Höfling, der sie so gerne portraitieren wollte, Modell stand. Sie war in den Tagen sehr gelöst, aus allem raus. Da fiel ein Sonnenstrahl durch das Fenster auf ihr Haar, das sie immer streng als Knoten trug. Sie hatte ein entspanntes Gesicht. In dem Moment war Domenica eine Madonna.

Stern
http://www.stern.de/panorama/:Domenica- ... 54687.html

Fotostrecke
Domenica Niehoff: Die Hure mit dem großen Herz
http://www.stern.de/panorama/:Domenica- ... .html?cp=1

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

St. Pauli: Der Kiez trauert um Domenica Anita Niehoff

Die "Königin der Reeperbahn" ist tot

Von Jens Meyer-Odewald

"Domenica, das hört sich gar nicht gut an!", hatten Freunde schon vor Weihnachten gemahnt. Als die frühere Prostituierte und Domina a. D. in ihrer kleinen Dreizimmerwohnung an der Talstraße einen Hustenanfall nach dem anderen erlitt, jämmerlich nach Luft schnappte - und sich prompt eine weitere Filterzigarette ansteckte. Auch Brasil-Zigarillos hatten es der 63-Jährigen angetan. "Et hätt schon immer jot jejange", pflegte die gebürtige Rheinländerin hustend zu antworten.

Leider ist es nicht gut gegangen. Gestern starb Domenica Anita Niehoff im Krankenhaus Altona, nachdem sie bereits in der vergangenen Woche mit schweren Kreislaufproblemen in die Intensivstation eingeliefert worden war. Das pfundige Original war schwer zuckerkrank, laborierte zudem an einer Art Bronchitis, wurde von immenser Atemnot geplagt, weigerte sich aber dennoch lange Zeit hartnäckig, einen Arzt aufzusuchen. "Alles Quacksalber!", scherzte sie - und qualmte weiter. Vielleicht wohlwissend, dass ihr Körper unmittelbar vor dem Kollaps stand. "Lass jot sin, min Jung", sagte sie - und lenkte ganz schnell vom unangenehmen Thema ab. Auch die immer ärgeren Finanzprobleme verdrängte sie gerne.

Lieber trug sie zur guten Stimmung im skurril eingerichteten Wohnzimmer bei: ein bisschen Museum, etwas Sperrmüll, viel Chaos. Aber Charme und Gemütlichkeit. Sie teilte mit ihrem zeitweiligen Mitbewohner und ihren Gästen, die immer wieder unangemeldet klingelten und herzlich Einlass fanden, Vorräte aus Küchenregal und Kühlschrank. Persönliche Lieblingsspeise: Tomatenbrot mit fingerdick gewürfelten Knoblauchzehen. Und danach eine Zigarette nach der anderen ...

Dann legte sie einen kleinen Lederkoffer auf den Stubentisch: "Mein Leben!" Darin enthalten waren Aufzeichnungen, Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte, ein Bildband, eine Biografie - Puzzleteile eines prallen Daseins, einer seelischen Achterbahnfahrt mit hohem Tempo und vielen Hürden. Waisenheime, Absteigen im Rotlichtviertel, Fernsehstudios, ein eigenes Bistro waren einige Stationen, die der schillernden, aber warmherzigen Persönlichkeit einen ausgeprägten Stellenwert in der Öffentlichkeit bescherten. Kaum jemand bestritt je, dass die einstmals dominante Aktivistin mit aus- und für den devoten Herrn einladenden Formen eine interessante Facette Hamburgs darstellte. Auch wenn es zuletzt ruhiger um Domenica wurde.

Ein Grund war ein Ortswechsel. Domenica Niehoff hatte das Haus ihres Bruders im Dorf Boos in der Eifel geerbt, nicht allzu weit von ihrer Geburtsstadt Köln. Erst scheiterte sie als Hotelier, später litt sie immer mehr unter Isolation. "Mir fehlten Hamburgs liberaler Geist und die aufgeschlossenen Menschen im Norden", sagte sie bei einem Abendblatt-Termin in der Adventszeit des vergangenen Jahres. "Die Depressionen wurden immer schlimmer, ich habe mich eingeigelt und nur noch Grau gesehen." Konsequenz: Im Frühjahr 2008 ging's zurück in die Wahlheimat.

Große Pläne wurden geschmiedet. Die ehemalige "Königin der Reeperbahn", von ihrem italienischen Vater als Sonntagskind (Domenica) getauft, wollte sich ihrer großen Leidenschaft hauptberuflich widmen und einen Flohmarkt-Laden auf dem Kiez eröffnen. Nachts setzte sie sich in ihren alten Lehnstuhl, notierte Bruchstücke ihres Lebens - auf kleinen Schmierzetteln und Briefkuverts. Noch in diesem Jahr, so ihr erklärtes Ziel, sollte ihr letztes Buch erscheinen, die finale Bilanz. "Gespickt mit viel Elend und Leid", versprach sie mit einem Augenzwinkern, "aber letztlich voller Sonne und Optimismus."

erschienen am 13. Februar 2009

Abendblatt
http://www.abendblatt.de/daten/2009/02/13/1047122.html

Domenica vor 30 Jahren... und neuere Fotos
http://www.abendblatt.de/gallery/galler ... enica08/s/

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Kiez-Perle Domenica trödelte auf der Partymeile

Von Jens Meyer-Odewald

Ordnung ist was anderes, keine Frage. Offene Kartons, ein Bollerwagen mit Papierbergen, darauf ein uralter Lederkoffer. Daneben ein merkwürdiges Gefährt, eine Art Mofa für ältere Leute. Mit Plattfuß und abmontiertem Reifen. Im Wohnzimmer.

In den Regalen stehen alte Uhren, Messingfiguren, Fotorahmen, kleine Skulpturen, Nippes. Eroberungsstücke vom Flohmarkt. Ein ausrangierter Fernseher auf dem Fußboden, eine indische Göttin an der Wand, Chaos auf dem Tisch. In der Mitte brennt eine Kerze mit biblischen Motiven. Die antike Stehlampe daneben ist außer Betrieb. Hat auch nur 10 Euro gekostet.

In der Hitliste ungewöhnlich und originell eingerichteter Wohnungen gebührt der kleinen Zweizimmerbutze im Herzen St. Paulis ein Spitzenplatz - als skurrile Melange aus Museum und Trödelladen. Individuelle Lebensart mit Seltenheitswert und Charakter. "Ich fühle mich pudelwohl hier", sagt die Hauptmieterin zur Begrüßung und steckt sich eine Filterzigarette an. "Endlich wieder heimisch in Hamburg." Glück hoch drei. Ein heftiger Hustenanfall, Keuchen, Nach-Luft-Schnappen folgen. "Die Bronchien", sagt sie. Diese verfluchten Antibiotika würden einfach nicht anschlagen. Der nächste Zug ist bedächtiger. Aus der Küche wird Stärkung gereicht: Kräutertee und Tomatenbrot, üppigst mit gewürfelten Knoblauchzehen bedeckt. Plötzlich klingelt es an der Tür. Mannomann, welch ein Auftakt! Dabei soll's noch stärker kommen.

Herzlich willkommen bei einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Hansestadt: Domenica Anita Niehoff, eine Lady mit extravaganter Note. In jüngeren Jahren dominante Aktivistin an der Herbertstraße. Mit aus- und für manchen einladenden Formen, mit Vorliebe für den devoten Herrn mit spezieller Neigung. "Dabei bin ich von Natur aus eine Kuschelmaus", flüstert sie. Domina Domenica, für nicht wenige Hamburger war der Name Programm. 63 Lebensjahre, viele davon im grellen Rotlicht, haben Spuren hinterlassen. Geblieben sind tiefgründige Augen, ein warmherziges Lächeln, Ausstrahlung. Charme pur. Immer noch.

An die Jahre danach erinnern Plakate an der Wand, bergeweise Fotos, Postkarten und Zeitungsausschnitte, ein gut verkaufter Bildband sowie eine Biografie auf dem hölzernen Teewagen. Dokumente einer Ära im Scheinwerferlicht. Domenica als Medienstar, Schauspielerin, Künstlerin. Als Kneipenchefin, als prominente Sozialarbeiterin. Domenica an der Seite von Klaus von Dohnanyi, Heidi Kabel, Horst Frank. Und so weiter. Domenica bei mehr als 150 Lesungen, auf der Bühne, bei Vernissagen, auf Partys der High Society, in Talk-shows - als Gast mit Schnauze, Herz und einem Hauch von Hautgout. Vorbei, aber nicht vergessen.

Im Koffer auf dem Bollerwagen liegt ein Stapel handschriftlicher Notizblätter. Basis für ein weiteres Buch, das kommendes Jahr im Verlag Droemer und Knauer erscheinen soll.

Niederschmetternde Erlebnisse sollen darin stehen, seelenlose Zeiten im Waisenheim, prügelnde Freier, brutale Luden, Vergewaltigungen, dramatische Todesfälle in der halb kölsch, halb italienisch geprägten Familie. "Ich bin als einzige übrig geblieben", sagt sie leise, aber trotzig. "Und ich halte durch!" Trotz der gewaltigen Brocken, die das Schicksal ihr zuletzt in den Weg legte. Existenzsorgen, gesundheitliche Probleme, Heimatlosigkeit.

Ein Besucher unterbricht das spannende Gespräch. Es ist Jürgen (alle Namen von der Red. geändert), nicht Lebensgefährte, aber Kumpel und zeitweise Wohnungspartner. Ein Messi, ein leidenschaftlicher Sammler und Jäger. Meilenweit abseits der Norm, jedoch eine Seele von Mensch. Rastlos mit Fahrrad und Trillerpfeife auf Tour durch die Hansestadt. Der ein Schnäppchen nach dem anderen aus dem orangefarbenen Seesack zieht.

Domenica reagiert perplex, aber nicht genervt. Zumal sich Jürgen anschließend in die Küche verzieht, Butterbrote mit Mettwurst und Käse schmiert, Kassler brät.

Alle dürfen mitfuttern. Auch Evelyn. Eine alte Freundin, gleichfalls jenseits der 60 und Barkraft in einem Stripschuppen um die Ecke, ist fröhlich aufmarschiert, um Domenicas persönliche Unterlagen zu sortieren, sprich einen Anflug von Licht ins Tohuwabohu zu bringen.

Ein Teil der Papiere, so scheint es, ist beim Umzug verschütt gegangen. Im Frühjahr, als Domenica nach fünf Jahren in der Eifel heimkehrte in ihre Wahlheimat Hamburg. Im Kaff Boos hatte sie ein kleines Häuschen vom zuvor verstorbenen Bruder geerbt, eine kleine Pension mit einer Handvoll Zimmer.

"Es war das Grauen", sagt die gebürtige Rheinländerin rückblickend. "Am Schluss habe ich mich eingeigelt, die Tür verschlossen und unter Depressionen gelitten." Alles zum Vergessen, bis auf die alte Hedwig. Hamburg lockte, der Kiez, die vertrauten Weggefährten. Mit verheerendem Verlust wurde das zwischenzeitlich renovierte Gebäude verkauft; Hals über Kopf ging's zurück gen Norden. Erst in ein Hotel, nun in eine Zweizimmerwohnung plus Wintergarten. Mittenmang, mit Blick auf Simon-von-Utrecht- und Talstraße. Dort, wo das Leben tobt. Dort, wo Domenica immer noch Gott und die Welt kennt.

Jürgen bringt Nachschub. Frisch gebrühten Kaffee, Stollen in dicken Scheiben. Auch für Inge, Weggefährtin aus dem Milieu, die zusätzlichen Trubel, aber auch noch mehr Lachen in die Bude bringt. Jürgen muss zusätzlich Knobi unters Messer legen.

Darauf eine weitere Zigarette. Hustenanfall, Schulterklopfen. Domenica nutzt die Ablenkung, um eine aktuelle Schote zu servieren. Vom Kochduell eines Privatsenders neulich, einer ganz schrägen Nummer wohl, die im Chaos versank. Leider noch nicht gesendet, aber immerhin ein Spot früherer Glitzerzeiten. Sonst ist's in der Öffentlichkeit ruhig geworden um die Lady in Rot, die ein etwas anderes Leben wählte. Oder in die Wiege gelegt bekam. Oder lernen musste. Oder von jedem etwas.

"Mir wurscht ...", sagt Domenica über verblassten Ruhm. "Ich lass mich nicht unterkriegen." Auch finanziell nicht. Während sie "ein Pfund" (20-Euro-Schein) in einen Umschlag steckt ("Für Werner, der hat noch weniger.") und Jürgen Einkaufsgeld übergibt, beichtet sie ihren wirtschaftlichen Kollaps. Kurz und knapp: alles weg! Irgendwie. Wie gewonnen, so zerronnen. Erst in zwei Jahren wird Rente gezahlt, Hartz-IV-Höhe in etwa. Wäre nicht der Vorschuss fürs aktuelle Buchprojekt, sie müsste "aufs Amt". "Anderes Thema", bittet die Wohnungschefin. Gut verdrängt ist halb gewonnen, Domenica? Die Antwort erfolgt in kölschem Dialekt: "Et hätt schon immer jot jejange." Es ist schon immer gut gegangen. Der Humor habe beim Überleben geholfen. Und Disziplin, erlernt im Waisenhaus. Standhaftigkeit ebenso, Voraussetzungen beim Auf und Ab des Anschaffens.

Sie erhebt sich, schreitet in Richtung Wintergarten, deutet auf ein leer stehendes Geschäft in der Ferne. "Da", schwört sie, "möchte ich einen Trödelladen eröffnen". Um mit dem zu handeln, was sie so liebt. Krimskrams, Kunststücke, Kurioses. Als Maklerin für Flohmarkthändler. Ihr optimistisches Lächeln erstickt aufkommende Skepsis im Keim. Und, Domenica, Hand aufs Herz, so die Schlussfrage nach sieben erstaunlichen Stunden: "Verlassen Sie oft die Wohnung?" Die Antwort lässt etwas warten: "In den letzten vier Wochen einmal." Es kommen ja alle zu ihr. So wie früher. Nur anders.

erschienen am 8. Dezember 2008

Abendblatt
http://www.abendblatt.de/daten/2008/12/ ... 4.html?s=1

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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Nachruf auf Domenica - Der Kiez trauert
Audio vom NDR
http://www.ndrinfo.de/media/nachruf116.html

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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Domenica Niehoff tot: Vorkämpferin für die Rechte von Prostituierten im Alter von 63 Jahren gestorben

tagesschau
http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 49016.html



Domenica in der 20Uhr

13. Februar 2009, 00:02 Uhr - von Dr. Kai Gniffke

Es gibt keine Regel, bei welchen Persönlichkeiten wir melden, wenn sie sterben. Oft gibt ein hoher Bekanntheitsgrad den Ausschlag. Manchmal gibt es aber stille Stars, bei denen wir abklopfen, welche Bedeutung das Werk dieses Menschen in politischer, kultureller oder etwa gesellschaftlicher Hinsicht hatte. Und so kam heute Deutschlands wohl bekannteste Ex-Prostituierte in die 20Uhr.

Domenica Niehoff ist heute mit 63 Jahren gestorben. In den 80er und 90er Jahren hat sie es durch viele Medienauftritte zu großer Bekanntheit in der Bevölkerung gebracht. Sie war eine schillernde Persönlichkeit, der man sicher kein gutbürgerliches Leben nachsagen kann. Laut Wikipedia arbeitete sie in St. Pauli in einem Großbordell, in der Herbertstraße, später quasi als selbstständige Domina, dann Streetworkerin für junge Prostituierte und bis 2000 als Kneipenwirtin im “Fick”. Und das nun in der Tagesschau? Ich gebe zu, auch mir erschien das zunächst nicht als Selbstverständlichkeit. Aber bei systematischer Betrachtung war eine Meldung über Domenicas Ableben meines Erachtens gerechtfertigt.

Frage eins: War sie bekannt? Ja, war sie, und sogar generationsübergreifend kennen viele Zuschauerinnen und Zuschauer Domenica bzw. ihr Gesicht- gerade aus unserem Medium Fernsehen. Frage zwei: Hatte ihr Wirken gesellschaftliche Relevanz? Wieder ja, denn durch ihre Auftritte und ihre Arbeit als Streetworkerin trug sie dazu bei, dass die Erwerbstätigkeit von Frauen als Prostituierte aus der Tabuzone rückte. Dadurch erst wurden soziale und rechtliche Verbesserungen für Prostituierte möglich. Frage drei: Spricht ihr Lebenswandel gegen eine Erwähnung in der Tagesschau? Nein, denn die Frage, ob ich jemanden für gut oder schlecht, klug oder dumm, nett oder eklig halte, ist nun mal kein Nachrichtenkriterium. Deshalb Frage vier: War Domenica eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte? Ja, und deshalb war sie in der 20Uhr.

blog.tagesschau.de
http://blog.tagesschau.de/?p=5018

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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Richard Wagner 13.02.2009
Markenzeichen Domenica. Ein Nachruf

Sie war ein Objekt der bundesdeutschen Toleranz. So brachte sie es bezeichnenderweise zu dem Titel „Deutschlands bekannteste Ex-Hure“, der sogar noch die Nachrufe beherrscht. Oder zumindest einleitet.

Es war die umgegründete Republik, die von Adenauer befreite, das Land der postachtundsechziger Kulturrevolution, dessen Medien eine Frau wie Domenica nicht bloß ertrugen, sondern groß herausbrachten. Selbst die Talkshow-Besetzung wurde in jenen Jahren von Soziologen vorgenommen. Man nahm alles, was der Kapitalismuskritik diente, aber unter der Hand wurde es sogleich auch affirmativ, nämlich zu Pop.

Es gab eine Zeit, in den Achtzigern, da schmückte man sich mit einer Domenica. Damals, als Gloria von Thurn und Taxis noch die Provokateurin gab und Wolf Wondratschek den Pop-Poeten und Boxerfreund, wurde Domenicas Busen zum Coverobjekt der „Trio“-Single „Bum Bum“. In der Wahrnehmung der Hamburger Herbertstraßen-Frau spiegelte sich von Anfang an die Zweideutigkeit solcher Themen in der spießerbeherrschten deutschen Öffentlichkeit.

Mit Domenicas Präsenz sollte erklärtermaßen Aufklärung über das Elend der Prostitution betrieben werden, der Vorgang war aber auch ein Alibi für die Präsentation des Verbotenen, wie seinerzeit die Kolle-Filme Ersatzpornos waren.

Domenica durfte zwar die fröhliche Hure sein, besser aber machte sich öffentlich die Ex-Hure, die für die Anerkennung der Prostitution als Beruf zu kämpfen hatte, als Aussteigerin.

Domenica unterschied sich wohl kaum von ihrer Kundschaft. An ihr war nichts außergewöhnlich, mal abgesehen von der Oberweite, deren Schätzung, je nach Medium, zwischen 115 und 122 cm schwankt.

Domenica profitierte von ihrer Prominenz, indem sie ihren Medienruhm vermarktete. Eine Biographie wurde ihr geschrieben, eine Single eingespielt, mit dem überraschenden Titel „Alle meine Freier“. Den Text verfasste NDW-„Fräulein Menke“. Domenica hatte ihre Auftritte in zahlreichen Filmen und Dokumentationen, stets in der Rolle der „Domenica Niehoff“. Damit ereilte auch sie das Schicksal aller Außenseiter, sie durfte nichts anderes als Domenica sein.

Hat sie nun dazu beigetragen, die Prostitution zu entkriminalisieren? Was aber heißt das letzten Endes? Tatsächlich ein Beruf wie jeder andere? Sozusagen ein Zweig vom Utopiestamm des liberalen Spießers? Wer kann schon allen Ernstes meinen, die Sache wäre erledigt, sobald der Bordellbetreiber dazu bereit wäre, mit den Frauen Arbeitsverträge abzuschließen? Auch hier gilt, dass die paar handfesten Details am heiklen Ganzen praktisch nichts ändern können.

Das Problem ist ungelöst, und behält so seine Faszination.

Das kam der einfallsreichen Domenica zunächst zugute, da sie aber wie die meisten Frauen aus dem Gewerbe nicht gerade geschäftstüchtig war, ist sie in ihrer gesellschaftlichen Rolle auch nicht reich geworden. Sie hat sich über Wasser halten können, um den Preis, dass der schnelle Kult zum verblassenden Markenzeichen reduziert wurde.


Die Achse des Guten
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... n_nachruf/

Melanie
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Beitrag von Melanie »

Ihr Tod sollte uns lehren :
als SW zusammen zuhalten und gegen die gesellschaftlichen Vorurteile aktiv entgegen zuwirken !!!

Ich empfinde eine große Achtung vor dieser Frau.
Man darf sie nicht vergessen !!!
„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.“
Johann Wolfgang von Goethe

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Pressemeldung vom Sankt Pauli Museum

Trauerfeier für Domenica Niehoff

Alle Freundinnen und Freunde von DOMENICA treffen sich am
Freitag den 27.Februar um 14 Uhr auf dem Hans Albers Platz.
Wir gehen dann in einem Trauerzug durch die Herbertstraße.
Dort wird es eine Gedenkminute geben und die Bläsergruppe von
TÄTÄRÄ wird ein musikalisches Abschiedskonzert geben.
Der Trauerzug geht dann über die Bernhard-Nocht-Straße zur
St.Pauli Kirche am Pinnasberg. Ab 15 Uhr wird Pastor Paulekun
mit der Abschiedsfeier für Domenica beginnen. Eventuell werden auch
noch Freundinnen und Freunde ein paar Worte sprechen.

Wir bitten die Medienvertreter aus Respekt vor Domenicas Kolleginnen
und Freunden in der Kirche keine Bild- und Filmaufnahmen zu machen.
Vor der Kirche und bei dem Rundgang gibt es genügend Gelegenheiten
zur Berichterstattung.

Hier nochmal die Daten:
14:00 UHR Treffpunkt Hans Albers Platz:
Trauerzug der Freundinnen und Freunde

15:00 UHR Trauerfeier in der St. Pauli Kirche
am Pinnasberg


Spendenkonto für die Bestattung:

RAe Getzmann / Pinar
Commerzbank
BLZ 200 400 00
Konto 621400180
Stichwort "Domenica"
Dateianhänge
20090216_Pressemeldung_Trauerfeier Domenica.pdf
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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Freunde sammeln für Domenicas Begräbnis

Von Roger Stilz 14. Februar 2009, 02:03 Uhr

Die berühmte Ex-Prostituierte verstarb verarmt - Ihr Leben soll auf St. Pauli dokumentiert werden

Gestern Abend zog Günter Zint, vor 41 Jahren Gründer der "St. Pauli Nachrichten", durch einige Etablissements rund um die Reeperbahn. Grund für die Besuche in den Bars auf dem Kiez war aber kein freudiges Ereignis, keine Betriebsfeier, sondern der Tod einer guten Freundin. Seit Jahrzehnten waren der Ideengeber des St.-Pauli-Museums an der Hein-Hoyer-Straße und die deutschlandweit bekannte Ex-Prostituierte Domenica eng befreundet. Am vergangenen Donnerstag verstarb Domenica Niehoff, wie sie mit ganzem Namen hieß, im Alter von 63 Jahren im Krankenhaus Altona an einer Lungenerkrankung.

"Ihr sollte lediglich eine Sozialhilfebeerdigung zustehen. Die ist einer solch einflussreichen Frau unwürdig. Wir werden das nicht zulassen und kümmern uns um eine angemessene Bestattung. Mit einem Grabstein. Wie es sich gehört", sagt Zint. Die Hilfe und Unterstützung der Stadt brauche man dafür nicht. "Ich habe mich gestern mit drei Vorstandsmitgliedern vom St.-Pauli-Museum getroffen. Wir sind stark genug, dies auch so zu bewältigen", beschwört der 67-Jährige den Geist der Kiez-Familie. Er wird mit Info-Blättern auf das Ableben Domenicas aufmerksam machen und erhofft sich durch Freunde und Bekannte finanzielle Unterstützung für die Beerdigung.

Die Ex-Hure machte sich über die Grenzen Hamburgs hinaus einen Namen, indem sie sich insbesondere in den 70er-Jahren für die Rechte der Frauen auf der Straße starkmachte. "Wir haben viele persönliche Dinge aus Domenicas Nachlass bei uns im Museum. Und es werden noch mehr werden. Da ist es selbstverständlich, dass wir ihr beim letzten Gang helfen", so Zint.

Zuletzt war Domenica damit beschäftigt, ihre Lebensgeschichte zu diktieren. Ihre Erinnerungen sollten beim Münchner Droemer Knaur-Verlag erscheinen. Domenica war mitten in ihren Aufzeichnungen, als sie schwer erkrankte. "Sie war mit ihren Erzählungen längst nicht am Ende angelangt", sagt Zint. "Ich weiß nicht, wie oder ob das Buch jetzt überhaupt erscheinen wird. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen."

In den vergangenen Jahren habe sich bei Domenica eine kritische Einstellung zur Prostitution manifestiert: "Sie war schon lange nicht mehr der Meinung, dass dies ein Job wäre wie jeder andere. Vielmehr bekräftigte sie, dass man einen hohen persönlichen Preis bezahlt", sagt Zint.

Welt online
http://www.welt.de/welt_print/article32 ... ebnis.html


Spendenkonto für die Bestattung:
RAe Getzmann / Pinar
Commerzbank
BLZ 200 400 00
Konto 621400180
Stichwort "Domenica"

Bankdaten für Einzahlungen aus dem Ausland:
Getzmann Pinar
Neuer Kamp 25
20359 Hamburg
BIC: COBADEFFXXX
IBAN: DE77 2004 0000 0621 4001 80

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JayR
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von JayR »

Trauerzug für Domenica

Von Roger Stilz 18. Februar 2009, 01:52 Uhr

Auch die Herbertstraße nimmt Abschied - Begräbnis in Ohlsdorf ist finanziert

Enge Freunde der am vergangenen Donnerstag verstorbenen ehemaligen Prostituierten Domenica wollten es nicht zulassen, dass die verdienstvolle Frau nur ein Sozialhilfebegräbnis bekommt. Insbesondere Mitarbeiter des St.-Pauli-Museums, dem auch ein beachtlicher Teil von Domenicas Nachlass zukommen wird, kümmerten sich in den vergangenen Tagen um finanzielle Unterstützung und eine angemessene Ruhestätte. Sie waren erfolgreich und stießen rund um die Reeperbahn auf breite Unterstützung.

Deshalb beginnt die Trauerfeier mit einem Trauerzug, der am 27. Februar um 14 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz beginnt. Nachdem man in der Herbertstraße eine Gedenkminute abhalten wird - hier betrieb Domenica einst ein Bordell - spielt die Bläsergruppe "Tätärä" einige Stücke. Über die Bernhard-Nocht-Straße wird sich die Trauergemeinde um 15 Uhr in der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg einfinden. Dort findet die Abschiedsfeier statt.

Domenica hat sich insbesondere in den 70er-Jahren für eine Legalisierung ihrer Berufsgruppe eingesetzt und war nach dem Ausstieg aus dem Milieu 1990 als Streetworkerin tätig. Nach einem bewegten Leben starb sie am 12. Februar nach kurzer Lungenerkrankung im Krankenhaus Altona.

"Wir konnten genug Spenden sammeln, um Domenica einen letzten Gang zu ermöglichen, der ihrer auch würdig ist", sagt Günter Zint, Ideengeber des St.-Pauli-Museums und enger Freund. Die vielen positiven Resonanzen und die Anteilnahme, die Zint in den vergangenen Tagen erfahren hat, machen ihn froh und zeigen ihm den Wert der Frau für die Stadt Hamburg und die Anerkennung für ihr soziales Engagement in den vergangenen Jahren.

"Sie wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigt, und zwar neben der ehemaligen Schauspielerin und Theaterintendantin Gerda Gmelin", sagt Zint. Gmelin verstarb 2003 und wurde im sogenannten "Garten der Frauen" auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf beigesetzt. Der spezielle Garten wurde 2001 eröffnet und kümmert sich um Frauen, welche Hamburgs Geschichte geprägt haben.

Domenica war in der vergangenen Woche im Alter von 63 Jahren an einem Lungenleiden gestorben. Ende der 70er-Jahre wurde sie bundesweit bekannt, weil sie sich als eine der Ersten zu ihrer Arbeit als Prostituierte bekannte.

Welt online
http://www.welt.de/welt_print/article32 ... html#reqNL

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Dominica Links bei sexworker.at


Domenica
Ex-Hure spricht über den Kiez und das Älterwerden
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=48311#48311

Ausstieg
Domenica zurück auf dem Kiez
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=37517#37517

Medien
ARD MAISCHBERER - Die Sendung 22.+27.05.07
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=15955#15955
http://sexworker.at/phpBB2/viewforum.php?f=88 video
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=36951#36951 video

NDR Ausgestiegen - Das harte Leben der Ex-Huren 05.01.09
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=48293#48293

Foto Tod in der Herbertstraße
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39381#39381

Gespräch zwischen Domenica Niehoff & Brigitte Obrist
(Willkommen in unserem Forum Brigitte)
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=29484#29484

LokalNachrichten Hamburg
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=29446#29446

Dominica im Kunstwerk Luxuria von Lukas Maximilian Hüller
viewtopic.php?p=28633#28633 video





Weiteres Sexworker-Gedenken / Sexworker-Denkmale:

viewtopic.php?t=1628





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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von annainga »

"Domenica hat geholfen, Vorurteile abzubauen"
27. Februar 2009, 03:42 Uhr

Mit einem Trauerzug gedenkt Hamburg heute der prominenten Ex-Prostituierten

Heute nimmt Hamburg Abschied von Domenica Niehoff, Deutschlands bekanntester Hure. Ein Trauerzug formiert sich um 14 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz; danach ist eine Trauerfeier für die im Alter von 63 Jahren verstorbene Ex-Prostituierte in der Kirche am Pinnasberg geplant. Sie hat in ihren späteren Jahren vielen Frauen geholfen, aus dem Milieu auszusteigen - darin liegt ein wesentlicher Aspekt ihrer Lebensleistung. "Domenica Niehoff hat einen neuen Blick auf die Prostituierten ermöglicht. Sie hat nichts an dem Beruf beschönigt, aber auf Würde gepocht", sagte ein Sprecher des Diakonischen Werkes Hamburg über die Verstorbene. "Letztlich hat sie damit geholfen, Vorurteile abzubauen." Würdigen müsse man auch, dass sie persönlich mit ihrem Outing als Prostituierte eine große Last auf sich genommen habe.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes waren im November 2008 in Hamburg 2400 Prostituierte offiziell erfasst, davon 1300 ausländische. Experten gehen davon aus, dass die wirklichen Zahlen um einige Hundert höher liegen. Nach Angaben des Diakonischen Werkes begleitet die Einrichtung "Kaffeeklappe" auf St. Pauli 45 bis 50 Frauen pro Jahr beim Ausstieg, den allerdings nicht alle beim ersten Anlauf schaffen würden. Diese diakonische Einrichtung hilft den Frauen bei Überschuldung, Wohnungslosigkeit und mit entsprechenden Therapieangeboten bei psychosozialen Problemen. "Teilweise suchen auch Angehörige von Prostituierten in der 'Kaffeeklappe' Rat", sagte Knud Bräutigam vom Diakonischen Werk. Wichtig sei es, berufliche Alternativen zur Prostitution zu entwickeln. "Dazu bedarf es einer finanziellen Grundsicherung. Unsere Projekte helfen den Frauen, Anträge für Arbeitslosengeld zu stellen oder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen." Anlässlich des heutigen Trauermarschs würdigt das Diakonische Werk die Verstorbene so: "Im persönlichen Umgang mit anderen Prostituierten war sie sehr großzügig. Sie war in ihrer Art, anderen zu begegnen, authentisch und respektvoll." esh

http://www.welt.de/welt_print/article32 ... bauen.html

marlena
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Beitrag von marlena »

" Würdigen müsse man auch, dass sie persönlich mit ihrem Outing als Prostituierte eine große Last auf sich genommen habe.
"Im persönlichen Umgang mit anderen Prostituierten war sie sehr großzügig. Sie war in ihrer Art, anderen zu begegnen, authentisch und respektvoll." esh
Wir verdanken dieser Frau sehr viel, egal welche negativen Seiten sie auch gehabt haben mag.

LG
Marlena
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RE: DOMENICA-Deutschlands bekannteste Hure gestorben

Beitrag von annainga »

da bin ich mit dir einer meinung!

ich finde es prima, dass einige mitglieder von sexworker.at sich auf den weg nach hamburg machen und domenica die letzte ehre erweisen.

danke für euer engagement und danke, dass ihr sexworker.at vertretet!

lg´s, annainga

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Beitrag von nina777 »

27.02.2009

Hamburg : Massenauflauf bei der Trauerfeier für Ex-Prostituierte Domenica Niehoff

Rund 800 Trauernde kamen in Hamburg zusammen, um Deutschlands berühmtester Ex-Prostituierten Domenica Niehoff die letzte Ehre zu erweisen. Die Bordell-Besitzerin galt als Institution in St.Pauli und setzte sich unermüdlich für die Anerkennung und Legalisierung der Prostitution ein.

An der Spitze des Trauerzuges setzt sich eine Blechbläsergruppe und spielt "La Paloma". Der Combo folgen mehrere Hundert Menschen vom Hans-Albers-Platz bis in die Herbertstraße auf dem Hamburger Kiez. Wo sonst Prostituierte hinter Schaufenstern um Freier werben, sind an diesem Freitagnachmittag die Plätze in den Bordellwohnungen verwaist. Im Zentrum St. Paulis erweisen etwa 800 Trauernde Deutschlands bekanntester Ex-Hure Domenica Niehoff die letzte Ehre. Niehoff war Mitte Februar im Alter von 63 Jahren gestorben.

Domenica war deutschlandweit dadurch bekanntgeworden, dass sie als Prostituierte nicht nur ein eigenes Bordell auf St. Pauli betrieb, sondern auch öffentlich immer wieder für die Rechte der Prostituierten eintrat. In den 70er und 80er Jahren setzte sich Niehoff für die Anerkennung und Legalisierung der Prostitution sowie die Rechte der Prostituierten ein. 1945 geboren, verbrachte Domenica zehn Jahre in einem Waisenhaus. Mit 17 lernte sie einen 25 Jahre älteren Bordellbesitzer kennen, den sie heiratete. Die Ehe hielt zehn Jahre, bis sich ihr Mann 1972 das Leben nahm. Noch im gleichen Jahr begann die gelernte Buchhalterin als Prostituierte zu arbeiten.

"Wunderbar und hilfsbereit"

Als die Schweigeminute vor Domenicas ehemaligem Arbeitsplatz in der Herbertstraße beginnt, setzt Nieselregen ein. In dem schweigenden Tross gehen Regenschirme auf, auf denen der Schriftzug "Wir trauern um Domenica" zu lesen ist. Der leichte Regen ist für den ehemaligen Profiboxer René Weller ein Zeichen. "Es passt einfach. Der Himmel weint um Domenica", sagt er, nachdem er sich zuvor noch für die Fotografen in Macho-Pose geworfen hat. Kennengelernt habe er Niehoff, als er mit 22 Jahren nach Hamburg gekommen sei und dringend einen Schlafplatz gesucht habe. In der Herbertstraße sei er bei ihr untergekommen. "Sie war so wunderbar und hilfsbereit". Diesen Charakterzug hätten allerdings auch viele ausgenutzt, fügt der Ex-Weltmeister im Superfedergewicht hinzu.

Auch Edith Junge möchte sich bei der Trauerfeier von Domenica verabschieden. "Sie hat in ihrem Leben viel Gutes getan: Erst in der Herbertstraße für die Männer und danach für die Frauen auf dem Kiez", sagt die 65-jährige Hamburgerin und lächelt. Persönlich habe sie Domenica vor rund drei Jahren auf einem Trödelmarkt getroffen, wo Niehoff ihr Geschirr, aber auch mitunter Zubehör aus ihrem ehemaligen Arbeitsleben als Domina verkauft habe. "Handschellen und Ketten hat sie da angeboten", erinnert sich Junge. Als warmherzigen und offenen Menschen habe sie die Frau damals wahrgenommen, betont Junge, die wie ihr Ehemann eine weiße Rose in der Hand hält, die beide am Sarg Domenicas niederlegen wollen.

"Ich war nie schön, ich war schlimmer"

Der Zug endet in der St. Pauli-Kirche. In dem Gotteshaus wird der aufgebahrte Sarg von zwei Schwarz-Weiß-Bildern Domenicas eingerahmt. Ihre langjährige Vertraute Martina de Ridder verweist in der Trauerrede auf das Selbstbild, das die ehemalige Prostituierte von sich hatte. "In ihren Aufzeichnungen ist zu lesen: Ich war nie schön, ich war schlimmer", zitiert de Ridder.

Domenica sei immer bereit gewesen, Menschen zu helfen, indem sie ihnen "Vertrauen, Liebe und auch Bares" teilweise im Überfluss gegeben habe. Sie sei nicht die beste Geschäftsfrau gewesen, stellt de Ridder fest und sorgt so im Publikum für einige Lacher. In ihrer Erinnerung sei Domenica allerdings immer eine Frau geblieben, "die mit sich im Reinen war" und deren Leben dennoch "ein Feuerwerk war". Zum Abschluss der Trauerfeier erklingt Domenicas Lieblingslied "La Paloma", gesungen von Hans Albers. "Diese Trauerfeier hätte Domenica ganz sicher gefallen", resümiert de Ridder. "Auch wenn sie ein solche bestimmt nicht erwartet hat."

http://www.zeit.de/news/artikel/2009/02/27/2740787.xml

http://www.bild.de/BILD/hamburg/aktuell ... eleit.html

http://www.spiegel.de/panorama/leute/0, ... 90,00.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.