ZwangsFreier Kriminalisierung

Wer mit Menschen zu tun hat, hat oft genug auch mit Dummköpfen zu tun. Macht eurem Ärger Luft. Es bleibt unter euch. Ebenso sollen hier aber auch vorbildliche Klienten aufgeführt werden. Wie sieht der ideale Klient aus?
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Arum
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Re: RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von Arum »

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fraences hat geschrieben:
Es sind Männer, die Sex kaufen. Es ist eine Art Privileg, dass man Sex kaufen kann, wann immer man möchte. Und seinen Körper zu verkaufen, das ist etwas sehr Proletarisches.
Vor einiger Zeit gab es im niederländischen Fernsehen eine Doku zu den Arbeitsumständen in den Nähateliers, von denen der schwedische Konzern H&M seine Kleider herstellen lässt. Zumal handelte es von der Heuchelei, die der Konzern der Welt entgegenhält: Man tut so, als hätte man die Lage voll im Griff, als würden die Arbeitnehmerinnen verantwortungsvoll entlohnt, und als gäbe es keine gravierende Arbeitszeitüberschreitungen, und als stünden die Arbeitsstellen nicht ständig in der Gefahr zusammenzustürzen. Dem ist aber alles nicht so. Inzwischen ist H&M eine der Vorzeigekonzerne der schwedischen Wirtschaft. Es schert sich da keiner ums von der schwedischen Steuerbehörde mit ausgebeutete Proletariat in weiter Ferne.

Ähnlich läuft's in Irland, wenn's um RyanAir, Primark und noch so welche Konzerne geht, und schon gar nicht vom irischen Arbeitsrecht, das deren ausbeutende Praktiken der schlimmsten Sorte ermöglicht, aber grosses Tohubohu um die mögliche Ausbeutung in der Prostitution.

Alles im Endeffekt blosser Salonsozialismus.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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fraences
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von fraences »

Auch Freier machen sich in Zukunft strafbar, wenn sie wissentlich und willentlich die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ausnutzen. Freier müssen in Zukunft wissen, dass das Recht von Prostituierten auf sexuelle Selbstbestimmung uneingeschränkt gilt, auch wenn sie für sexuelle Handlungen bezahlt haben. Für den Fall, dass der Freier die Zwangsprostitution anzeigt, ist allerdings eine Regelung zur Straffreiheit vorgesehen; denn in diesen Fällen ist die Hilfe für die Opfer wichtiger als die Durchsetzung des staatlichen Strafanspruchs.

http://www.presseportal.de/pm/7846/3293640
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Beitrag von ehemaliger_User »

Endlich kann ich mich als Freier rächen wenn ich eine Frau ärgern will: einfach als Zwangsprostituierte melden. Prophylaktisch.
Wer macht mit, die Polizei mit Arbeit zu versorgen?
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Beitrag von Arum »

Wie ich Maas im Radio sagen hörte, soll es in der Zwangsprostitution um andere zu zahlende Beträge gehen als in der selbstbestimmten, so wie auch um andere Altersgruppen. Daran sei vom Kunde zu erkennen, dass es sich um eine Zwangsprostituierte gehandelt habe.

Andere Beträge? Also, gibt es da irgendwie Zuhälter, denen 20 Euro die Stunde schon reicht? Das ist mir jetzt neu. Da habe ich doch immer gedacht, die wollen richtig gutes Geld verdienen, aber da sind die Zuhälter heutzutage doch eher bescheiden.

Und dann die Altersgruppen. Laut BKA-Bericht 2014 sieht die Verteilung so aus:

unter 14: 0,9%
14-17: 9,3 %
18-20: 37,5 %
21-24: 20,6 %
über 24: 29,4%
unbekannt: 2,2 %

Also, welche Altersgruppe, auf die ich als Kunde zu achten hätte, meint denn der Herr Bundesjustizminister jetzt genau?
Nur bei den Ungarinnen gibt es eine klare Abweichung bei den 18-20 Jährigen, 77,5%. Hat der Herr Maas das Bundeslagebild überhaupt mitbekommen?

Und wieso hat denn die Polizei diese Zwangsprostituierten nicht schon längst befreit von ihren Peinigern, wenn sie denn so genau weiss dass Frau X. fremdbestimmt arbeit? Um sie eventuell als Lockvogel dienen zu lassen?
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von SwissCat »

was mich an diesen Zahlen des BKA-Berichtes erschreckt, ist, dass 10% unter 18-jährig ist... aber vielleicht bin ich da einfach zu wenig "modern"...

translena
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Beitrag von translena »

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SwissCat hat geschrieben:was mich an diesen Zahlen des BKA-Berichtes erschreckt, ist, dass 10% unter 18-jährig ist... aber vielleicht bin ich da einfach zu wenig "modern"...
Was hat das mit modern oder unmodern sein zu tun?
Ich finde die Zahl auch erschreckend , mir war die Tatsache aber nicht neu.
Ich kenne so einige Mädels persönlich die über 20 Jahre im Geschäft sind und mit 14 oder 15 mit dem Job angefangen sind.
Das ist meiner Meinung nach keine neue Erscheinung ,auch wenn die Politiker vielleicht gerne so tun als wenn das eine Folge der Liberalisierung sei.
Und daran wird sich auch nach einer Verschärfung der Gesetze nichts ändern .

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Mal ganz staatstragend: Hier das offizielle "Bulletin" der Bundesregierung nach der heutigen Kabinettssitzung.

https://www.bundesregierung.de/Content/ ... E6765.s4t2

Kasharius grüßt

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fraences
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von fraences »

Frankreich führt Geldstrafen für Freier ein

Gekaufter Sex ist in Frankreich künftig für Freier verboten. Den Kunden von Prostituierten drohen empfindliche Geldstrafen. Nicht jeder ist davon begeistert



reiern droht in Frankreich beim Besuch von Prostituierten künftig eine Geldstrafe von 1500 Euro. Die französische Nationalversammlung verabschiedete am Mittwoch in letzter Lesung ein neues Gesetz zur Bekämpfung der Prostitution, dessen zentrale Maßnahme die Strafandrohung für Freier ist. Nach rund zweieinhalbjähriger Debatte ist Frankreich damit das fünfte europäische Land, welches das Aufsuchen von Prostituierten unter Strafe stellt.

Das neue Gesetz sieht im Wiederholungsfall Geldstrafen von bis zu 3500 Euro für Freier vor. Im Gegenzug müssen Prostituierte nicht mehr befürchten, wegen des Anwerbens von Freiern verurteilt zu werden - der Straftatbestand wird gestrichen. Das neue Gesetz sieht auch Hilfen für Prostituierte vor, die das Gewerbe verlassen wollen.


Mehr zum Thema
· Freiern von Zwangsprostituierten drohen Haftstrafen
· Politik beschließt Neuregelung des Prostitutionsgesetzes
· Hamburg: Protest im Puff

Die regierenden Sozialisten hatten den Gesetzestext schon Ende 2013 ins Parlament eingebracht. Es entstand aber ein langes Hin und Her zwischen der Nationalversammlung und dem von der konservativen Opposition kontrollierten Senat: Während die Abgeordneten Freier unter Strafe stellen und Strafen für Prostituierte abschaffen wollten, wollten die Senatoren das Gegenteil. Letztlich hat die Nationalversammlung aber im Gesetzgebungsprozess das letzte Wort und kann den Senat überstimmen.


Kritik von Hilfsorganisationen

Für die neue Regelung ist Schweden Vorbild, das Freier seit 1999 bestraft. Ähnliche Vorgaben wurden in der Folge in Norwegen, Island und Großbritannien eingeführt.

Mit den Strafen soll die Prostitution bekämpft werden, indem Freier abgeschreckt werden. „Es soll nicht mehr als normal angesehen werden, den Körper einer Frau zu kaufen“, sagte die sozialistische Abgeordnete Maud Olivier. Prostituierte seien „Opfer“ und nicht „Täter“.

Die Maßnahme ist aber umstritten. Kritiker auch aus den Reihen von Hilfsorganisationen argumentieren, Prostituierte würden gezwungen, noch mehr im Verborgenen zu arbeiten - was sie angreifbarer mache. Viele Prostituierte beteuern zudem, sie würden der Arbeit freiwillig nachgehen, ihnen drohen nun Umsatzeinbußen.

In Frankreich gibt es Schätzungen zufolge zwischen 30 000 und 40 000 Prostituierte, etwa 80 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland. Viele von ihnen sind Opfer von Zuhälter- und Menschenhändlerringen. Freudenhäuser wurden in Frankreich bereits nach dem Zweiten Weltkrieg verboten.

Die Abstimmung in der Nationalversammlung erfolgte am selben Tag, an dem in Deutschland die Bundesregierung das Gesetz zur strafrechtlichen Verfolgung von Zwangsprostitution auf den Weg brachte. Die vom Kabinett gebilligte Neuregelung sieht Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren für Freier vor, die die Situation von Zwangsprostituierten ausnutzen. Mit einem weiteren Gesetz wird der Menschenhandel wegen Prostitution und anderer Zwecke bestraft.




DEUTSCHLAND:

Freier von Zwangsprostituierten sollen künftig zur Verantwortung gezogen werden, ihnen drohen nach einem Gesetzentwurf der Regierung Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren. Damit reagiert Berlin auf einen zentralen Kritikpunkt an der bisherigen Gesetzgebung. Mit dem Prostitutionsgesetz wollte die frühere rot-grüne Bundesregierung die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern. Vor Einführung 2002 galt käuflicher Sex als sittenwidrig. Seither können Prostituierte ihren Lohn gerichtlich einklagen und in die Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung aufgenommen werden. Grundsätzlich zulässig war Prostitution in Deutschland schon vorher. Mit Einführung des Gesetzes wurde Deutschland zu einem der
liberalsten Länder weltweit. Landesregierungen und Kommunen können Prostitution durch Sperrbezirksverordnungen verbieten. Kritiker bemängeln, das Gesetz fördere die Zwangsprostitution, die soziale Lage sei nur für einen kleinen Teil der Prostituierten besser
geworden.


http://www.faz.net/aktuell/politik/pros ... /elections
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Beitrag von fraences »

Frankreich hat heute ein weiteres Mal für die Freierbestrafung (Schwedisches Modell) gestimmt.
Nach Informationen von unseren KollegInnen von Strass Toulouse haben 64 Abgeordenete für das Gesetz, einschließlich Kundenbestrafung, gestimmt, 12 dagegen.
Von insgesamt 577 Abgeordnenten der Nationalversammlung. Also haben gerade mal nur 13 % (!!!!) der Abgeordneten ihre Meinung der Mehrheit von 66 Millionen Leuten aufgezwungen.
(Sowas nennt sich dann Demokratie)

...
Entgegen den Meldungen in der Presse ist das Gesetz aber noch nicht rechtskräftig und kann noch angefochten werden. Es heißt also weiter Daumen drücken und unsere KollegInnen in Frankreich unterstützen!

http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.ph ... 404#150404
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Beitrag von Doris67 »

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Beitrag von fraences »

Änderungsantrag der Fraktion CDU,CSU und SPD

http://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgeb ... onFile&v=1
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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von Hamster »

Kommentar ·
PROSTITUTION: NUR EIN APPELL

Keine Frage: Dass die grosse Koalition nun Freier mit Freiheitsentzug bestrafen will, die die Dienste einer Zwangsprostituierten in Anspruch genommen haben, ist ein starkes Signal gegen Menschenhandel, Missbrauch und sexuelle Ausbeutung.

Berlin geht damit weiter, als es die umzusetzende EU-Richtlinie in diesem Punkt vorgibt - und macht damit nach langem Hin und Her auch in frueheren Koalitionen Naegeln mit Koepfen.

Allerdings duerfte die Kluft zwischen strafrechtlicher Vorschrift und strafrechtlicher Verfolgung gross sein. Denn eine Straftat setzt in dem Fall das Wissen voraus, dass das eigene Tun strafbar ist. In Einzelfaellen mag es Hinweise auf Zwangsprostitution geben: Angst, Gegenwehr oder blaue Flecken muessen fuer jeden Freier ein Alarmzeichen sein - mit Konsequenzen, bestenfalls der eigene Rueckzug und ein Hinweis an die Polizei. In der Regel kann ein Freier aber kaum beurteilen, ob eine Prostituierte freiwillig oder unfreiwillig im Sex-Gewerbe arbeitet. Soll der Kunde kuenftig also erst ein Interview auf der Bettkante fuehren, bevor er sich auf die Dienste einlaesst? Und dabei allen Ernstes eine ehrliche Antwort erwarten?

Es scheint, als haette die Neuerung vor allem einen appellativen Charakter - und damit eine moralische Note. Der Freier soll wissen, in welches Milieu er sich begibt, auch wenn die Prostitution an sich legal ist. Die Hoffnung ist, so die Nachfrage nach kaeuflichem Sex einzudaemmen - und damit auch das dreckige Geschaeft von Menschenhaendlern. Dieser Versuch ist nobel, die Realitaet sieht anders aus. Die heile Welt der Prostitution, die sich der Gesetzgeber wuenscht, wird es auch kuenftig nicht geben. Trotz dieses Signals.

Tanja Wolter | 07.04.2016

www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Komm ... 06,3771032

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Hamster
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Beitrag von Hamster »

ZWANGSPROSTITUTION
KEIN KAVALIERSDELIKT

www.deutschlandfunk.de/zwangsprostituti ... _id=350501

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Beitrag von Hamster »

Entschuldigung, mein Fehler beim Link:

ZWANGSPROSTITUTION
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www.deutschlandfunk.de/zwangsprostituti ... _id=350501

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RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von friederike »

Ein wirrer Mist. Das fängt an beim obersten Dienstherrn, dem Minister, der meint (unglaublich, aber ich habe ihn im Originalton in den ZDF-Nachrichten gehört), Zwangsprostitution fände in "besonderen Räumen" statt und sei im übrigen am besonders niedrigen Preis erkennbar.

Die Gesetzesformulierung ist denkbar unscharf - muss der Freier sich nun, wie in der Deutschlandfunk-Reportage dargestellt - Gedanken machen, ob die Prostituierte ihre Einreise nach Deutschland bereits abbezahlt hat, ob ihr eine Tätigkeit im hpchbezahlten Gastronomiebereich in Aussicht gestellt worden war, usw.?

Derartige Gesetze schaden der Autorität des Gesetzgebers und der Rechtskultur. Gesetze sind nicht dazu da, irgendwelche "Zeichen zu setzen".

Nach dem Gesetzesentwurf ist der strafbarkeitsauslösende Tatbestand eine "Meta-Motivation" der Prostituierten. Mit einer Frau Sex zu haben, die diesen konkreten Sex nicht will, ist Vergewaltigung und bereits heute strafbar. Dieser Gesetzesentwurf zielt daher auf den Fall, dass die Frau den konkreten Sex will, aber sie will ihn eigentlich nicht wollen, sondern muss ihn aus bestimmten Gründen unfreiwillig doch wollen. Diese verdrehte Konstellation führt nicht nur zu Beweisproblemen, sondern begrifflich zu einer gedanklichen Brezelform.

Für drogenabhängige Frauen, Frauen mit Schulden und sprachunkundigen Ausländerinnen könnte es faktisch auf ein Prostitutionsverbot hinauslaufen! Selbst wenn diese Frauen Sexarbeit machen wollen, wird der Freier in ein Risiko bugsiert.

Man sieht erneut, wie unsere gegenwärtige Bundesregierung denkt: getrieben von moralinsaurem Gutmenschentum wird rücksichtslos und unbedacht in die Individualrechte eingegriffen.

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Beitrag von Kasharius »

@ach friederike

ich hätte es nicht besser formulieren können!!!

Kasharius grüßt herzlich

P.S. Woher weiß Herr Maas, Bundesjustizminister, eigentlich, daß Zwangsprostitution in "besonderen Räumen" stattfindet...

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Re: RE: ZwangsFreier Kriminalisierung

Beitrag von Doris67 »

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friederike hat geschrieben:Für drogenabhängige Frauen, Frauen mit Schulden und sprachunkundigen Ausländerinnen könnte es faktisch auf ein Prostitutionsverbot hinauslaufen!
Das ist m.E. auch die Absicht dahinter. Vor allem, wenn man eine, aus unserer Sicht, wirtschaftlich schlechte Lage im Herkunftsstaat der Sexarbeiterin als Zwang im Sinne des Gesetzes definiert, wie es das Bundesjustizministerium m.W. schon angedacht hat. Dann wären nämlich plötzlich sämtliche Sexarbeiterinnen aus z.B. Rumänien und Bulgarien automatisch und ausschließlich Zwangsprostituierte, auch wenn sie völlig unabhängig arbeiteten. Es zeigt sich wieder einmal, daß Prostitutionspolitik immer Migrationspolitik ist. Und daß Kundenbestrafung de facto Hurenbestrafung ist.

(Und dann wäre es übrigens auch nicht mehr weit zu einer Regelung, die Sexarbeit allgemein nur "reichen" Huren erlaubt, also de facto ein Hobby daraus macht für Leute, die mit anderer Arbeit schon genügend Brötchen vedienen. Das wird eines Tages auch noch kommen. Schöne neue Welt des Reglementarismus...)
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Beitrag von friederike »

Ja, das ist die Konsequenz.

Man kann gespannt sein, wann auch die Zwangstätigkeit als Supermarktregaleinräumer solchen Regelungen unterworfen wird.
Zuletzt geändert von friederike am 07.04.2016, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Doris67 »

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friederike hat geschrieben:Man kann gespannt sein, wann auch die Zwangstätigkeit als Supermarktregaleinräumer solchen regelungen unterworfen wird.
Aber das ist doch ehrliche Arbeit, genauso wie als Haussklavin für einen Hungerlohn zu schuften (Fall vor kurzem in Frankreich: 50 Euro pro Monat für eine nordafrikanische 24x7 Hausangestellte, schwarz bezahlt natürlich) oder auf dem Bauarbeiterstrich nach einem (ebenfalls schwarz bezahlten) Hungertagelohn zu betteln... Das sind nach der neoliberalen Logik doch tolle Jobs, alles paletti. Nur wenn's um Sex geht ist Lohn für Arbeit unehrlich und igitt (außer natürlich für den Fiskus).
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Beitrag von Kasharius »

@Doris67

nach den Äusserungen des Justizministers Heiko Maas, soll ja der geplante Gesetzentwurf, gemeint ist der strafrechtliche Entwurf - auch diese Fälle mit erfassen...

Kasharius grüßt