Länderberichte FRANKREICH:
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Ein Vortrag (mit anschließender Publikumsdiskussion) des STRASS vom 13. Oktober 2015 in Nancy: http://videos.univ-lorraine.fr/index.ph ... ew&id=2622 . Titel: "Die Kämpfe der Sexarbeiterinnen:warum und wie?"
Dies fand in der École des Mines statt, einer hochrangigen Ingenieursschule, auf Einladung eines Studierendenvereins. Leider nur auf Französisch ohne Untertitel verfügbar.
Dies fand in der École des Mines statt, einer hochrangigen Ingenieursschule, auf Einladung eines Studierendenvereins. Leider nur auf Französisch ohne Untertitel verfügbar.
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- PlatinStern
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Ein englischsprachiger Artikel von Morgane Merteuil, der am Beispiel des STRASS erklärt, wie man eine Sexabeitergewerkschaft von Null an aufbauen kann und worum es dabei geht: http://salvage.zone/in-print/building-a ... spectives/ .
Hochinteressant als Inspiration für andere Länder als Frankreich, finde ich.
Hochinteressant als Inspiration für andere Länder als Frankreich, finde ich.
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Der Artikel ist auch deshalb so interessant für andere Länder, weil die Beschreibung der gegenwärtigen Situation im Prinzip auf alle Länder zutrifft (z.B. Strassen-Prostitution: für SW macht es nicht viel Unterschied, ob ein Land diese mittels Gesetz verbietet, oder ein anderes mittels Polizeischikanen). Im Grunde genommen erinnert die heutige Situation im SW an die Situation der Arbeiterklasse, wie sie im 19. Jahrhundert war - und wie sie vielleicht auch bald in diesem Jahrhundert wieder sein wird (ich-AGs und andere prekäre Arbeitsverhältnisse).
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Nicht ganz neu, aber interessant, ein Interview mit der Generalsekretärin des STRASS, in englischer Fassung: http://www.nswp.org/fr/node/2823
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Ich glaube, das hier hab ich hier noch nicht gepostet. Ist zwar nicht neu (Dezember 2013), aber, leider, wortwörtlich unverändert aktuell: https://rdl.de/beitrag/was-man-verbiete ... frankreich
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Frankreich führt Geldstrafen für Freier ein
Gekaufter Sex ist in Frankreich künftig für Freier verboten. Den Kunden von Prostituierten drohen empfindliche Geldstrafen. Nicht jeder ist davon begeistert.
http://www.faz.net/aktuell/politik/pros ... /elections
Gekaufter Sex ist in Frankreich künftig für Freier verboten. Den Kunden von Prostituierten drohen empfindliche Geldstrafen. Nicht jeder ist davon begeistert.
http://www.faz.net/aktuell/politik/pros ... /elections
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Frankreich hat heute ein weiteres Mal für die Freierbestrafung (Schwedisches Modell) gestimmt.
Nach Informationen von unseren KollegInnen von Strass Toulouse haben 64 Abgeordenete für das Gesetz, einschließlich Kundenbestrafung, gestimmt, 12 dagegen.
Von insgesamt 577 Abgeordnenten der Nationalversammlung. Also haben gerade mal nur 13 % (!!!!) der Abgeordneten ihre Meinung der Mehrheit von 66 Millionen Leuten aufgezwungen.
(Sowas nennt sich dann Demokratie)
Entgegen den Meldungen in der Presse ist das Gesetz aber noch nicht rechtskräftig und kann noch angefochten werden. Es heißt also weiter Daumen drücken und unsere KollegInnen in Frankreich unterstützen!
https://www.facebook.com/Voice4Sexworkers/
Nach Informationen von unseren KollegInnen von Strass Toulouse haben 64 Abgeordenete für das Gesetz, einschließlich Kundenbestrafung, gestimmt, 12 dagegen.
Von insgesamt 577 Abgeordnenten der Nationalversammlung. Also haben gerade mal nur 13 % (!!!!) der Abgeordneten ihre Meinung der Mehrheit von 66 Millionen Leuten aufgezwungen.
(Sowas nennt sich dann Demokratie)
Entgegen den Meldungen in der Presse ist das Gesetz aber noch nicht rechtskräftig und kann noch angefochten werden. Es heißt also weiter Daumen drücken und unsere KollegInnen in Frankreich unterstützen!
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Beschlossen ist es, aber eingeführt ist noch nichts, das Gesetz ist noch anfechtbar, und noch nicht anwendbar (aus formalen und anderen Gründen). Abwarten.
Übrigens haben von insgesamt 577 Abgeordneten der französischen Nationalversammlung ganze 64 dafür und 12 dagegen gestimmt. Also haben gerade mal 13 % der Abgeordneten, 76 Leute, über das Sexualleben, darum nämlich geht es unter anderem, eines Volks von 66 Millionen entschieden. Und das nach fast drei Jahren heftiger öffentlicher Debatte, während der sich der französische Senat dreimal deutlich gegen die Kundenbestrafung ausgesprochen hat, und eine Menge Gesundheits- und Menschenrechtsorganisationen ebenfalls (z.B. Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International Frankreich), ebenso wie die sehr große Mehrheit der Sexarbeiter/-innen, und sogar die mehrheitliche Volksmeinung. Wenn diese de-facto-Diktatur einer sektiererischen Minderheit, dazu mit handfesten Eigeninteressen, repräsentative Demokratie sein soll, bin ich ab jetzt für eine Volksräterepublik.
Übrigens haben von insgesamt 577 Abgeordneten der französischen Nationalversammlung ganze 64 dafür und 12 dagegen gestimmt. Also haben gerade mal 13 % der Abgeordneten, 76 Leute, über das Sexualleben, darum nämlich geht es unter anderem, eines Volks von 66 Millionen entschieden. Und das nach fast drei Jahren heftiger öffentlicher Debatte, während der sich der französische Senat dreimal deutlich gegen die Kundenbestrafung ausgesprochen hat, und eine Menge Gesundheits- und Menschenrechtsorganisationen ebenfalls (z.B. Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International Frankreich), ebenso wie die sehr große Mehrheit der Sexarbeiter/-innen, und sogar die mehrheitliche Volksmeinung. Wenn diese de-facto-Diktatur einer sektiererischen Minderheit, dazu mit handfesten Eigeninteressen, repräsentative Demokratie sein soll, bin ich ab jetzt für eine Volksräterepublik.
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Hier eine Zusammenfassung des Guardian auf Englisch: http://www.theguardian.com/world/2016/a ... -customers
(Natürlich ist die offizielle Lesart Unsinn, daß dieses Gesetz Sexarbeitern/-innen nützen soll, es soll ihnen eindeutig die Arbeit erschweren bzw. unmöglich machen.)
(Natürlich ist die offizielle Lesart Unsinn, daß dieses Gesetz Sexarbeitern/-innen nützen soll, es soll ihnen eindeutig die Arbeit erschweren bzw. unmöglich machen.)
Zuletzt geändert von Doris67 am 07.04.2016, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
FRANKREICH WILL PROSTITUTION ABSCHAFFEN
Freiern drohen Geldbussen bis zu 3500 Euro
(Die Gewerkschaft Strass ist hier in diesem Artikel auch erwaehnt)
www.morgenpost.de/politik/article207393 ... affen.html
____________________________________________
BUSSE ODER ENTWOEHNUNGSKURS: SO WILL FRANKREICH DIE PROSTITUTION ABSCHAFFEN
www.basellandschaftlichezeitung.ch/ausl ... -130180475
____________________________________________
www.dw.com/de/freiern-in-frankreich-dro ... a-19170351
____________________________________________
www.abendblatt.de/politik/article207393 ... affen.html
Freiern drohen Geldbussen bis zu 3500 Euro
(Die Gewerkschaft Strass ist hier in diesem Artikel auch erwaehnt)
www.morgenpost.de/politik/article207393 ... affen.html
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www.basellandschaftlichezeitung.ch/ausl ... -130180475
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Danke. Der Artikel der Morgenpost ist überraschend kritisch gegenüber der französischen Regierung, gut.
(Allerdings werden leider immer und immer wieder die seit Jahren als absurd bekannten Zahlenspiele der Sexarbeitsgegner übernommen: 30000 Huren auf 66 Millionen Einwohner sind ein Witz, man darf gerne von dem Fünf- bis Zehnfachen ausgehen.)
(Allerdings werden leider immer und immer wieder die seit Jahren als absurd bekannten Zahlenspiele der Sexarbeitsgegner übernommen: 30000 Huren auf 66 Millionen Einwohner sind ein Witz, man darf gerne von dem Fünf- bis Zehnfachen ausgehen.)
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Liebe Doris,
gern geschehen!
Ich denke an Euch in Frankreich ganz doll!
Habe frueher einmal Urlaub auf Korsika gemacht und fuhr einmal quer durch Frankreich nach Spanien.
Zwar ist das Gesetz noch anfechtbar, aber wie es auch in Deutschland der Fall sein werden wird, wird das Gesetz vielleicht trotz der vielen Einwaende wohl richtig in Kraft treten.
Ich druecke Euch und Dich sowieso,
liebe Gruesse von Hamsterchen
gern geschehen!
Ich denke an Euch in Frankreich ganz doll!
Habe frueher einmal Urlaub auf Korsika gemacht und fuhr einmal quer durch Frankreich nach Spanien.
Zwar ist das Gesetz noch anfechtbar, aber wie es auch in Deutschland der Fall sein werden wird, wird das Gesetz vielleicht trotz der vielen Einwaende wohl richtig in Kraft treten.
Ich druecke Euch und Dich sowieso,
liebe Gruesse von Hamsterchen
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... geldstrafe
Im Kommentarteil zum Zeit-Artikel gibt es einige bemerkenswerte Beiträge, die offensichtlich für die Diskussion dort anregend wirken. Der Autor nennt sich "Azenion" und ich würde mich nicht wundern, wenn der jemandem von euch bekannt wäre. Ich erlaube mir, hier zwei Kommentare zu dokumentieren.
*****
"Ich glaube, die Quelle solcher repressiver Gesetze ist eine Art fehlgeleiteter Empathie: Man stellt sich vor, man selbst müßte tun, was andere freiwillig tun, und will es ihnen in der Folge verbieten, da man die Freiwilligkeit nicht nachvollziehen kann.
Doch die Menschen sind verschieden - ein Phänomen, mit dem ein Teil der Linken traditionell Probleme hat.
Und so totalitär, mit dem Strafrecht sogar ins Schlafzimmer hineinreglementieren zu wollen, daß man Sex nur gratis haben darf, sind auch nur religiös oder ideologisch verbohrte Puritaner.
Ich bin der Meinung: Wer mit wem aufgrund welcher persönlicher Übereinkunft welche sexuellen Tätigkeiten vollbringt, geht im Normalfall genau die Beteiligten etwas an."
*****
"Zuhälter gibt es, weil es dafür einen Bedarf gibt:
Eine Prostituierte braucht erstens eine Kontaktanbahnungsmöglichkeit, zweitens eine Räumlichkeit und drittens Schutz vor Übergriffen.
Zu 1.: Aus der Öffentlichkeit wird sie verbannt, weil ihre bloße Sichtbarkeit für viele "Menschenfreunde" schon unerträglich ist – das erschwert die Kontaktanbahnung. Kontaktanzeigen sind heikel, weil sie den Interessenten vorher nicht sehen kann.
Zu 2 und 3: In der eigenen Wohnung, wo sie gegebenenfalls Schutz durch ihr Umfeld hätte, darf sie ihrer Tätigkeit auch nicht nachgehen – die Kommunen verbieten es. Da sie in die nächtlichen Industriegebiete verbannt wird, ist sie, falls es Ärger gibt allein.
Bleiben also Bordelle. Die Kommunen wollen sie in der Regel aus moralistischen Gründen nicht betreiben – also füllen Zuhälter die Lücke. Und die nutzen die Situation natürlich schamlos aus.
Wenn man Zuhälterei unterbinden wollte, müßte man den Prostituierten ihre Bedürfnisse erfüllen:
Schluß mit der Ächtung, Schluß mit der Verbannung, Erlaubnis zu Tätigkeit in frei gewählter Umgebung, Schutz statt Schikanierung und Moralisiererei durch offizielle Stellen.
Das rot-grüne Gesetz war einfach zu halbherzig gemacht, weil die SPD, wie so oft, Angst vor der Boulevardpresse hatte."
Im Kommentarteil zum Zeit-Artikel gibt es einige bemerkenswerte Beiträge, die offensichtlich für die Diskussion dort anregend wirken. Der Autor nennt sich "Azenion" und ich würde mich nicht wundern, wenn der jemandem von euch bekannt wäre. Ich erlaube mir, hier zwei Kommentare zu dokumentieren.
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"Ich glaube, die Quelle solcher repressiver Gesetze ist eine Art fehlgeleiteter Empathie: Man stellt sich vor, man selbst müßte tun, was andere freiwillig tun, und will es ihnen in der Folge verbieten, da man die Freiwilligkeit nicht nachvollziehen kann.
Doch die Menschen sind verschieden - ein Phänomen, mit dem ein Teil der Linken traditionell Probleme hat.
Und so totalitär, mit dem Strafrecht sogar ins Schlafzimmer hineinreglementieren zu wollen, daß man Sex nur gratis haben darf, sind auch nur religiös oder ideologisch verbohrte Puritaner.
Ich bin der Meinung: Wer mit wem aufgrund welcher persönlicher Übereinkunft welche sexuellen Tätigkeiten vollbringt, geht im Normalfall genau die Beteiligten etwas an."
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"Zuhälter gibt es, weil es dafür einen Bedarf gibt:
Eine Prostituierte braucht erstens eine Kontaktanbahnungsmöglichkeit, zweitens eine Räumlichkeit und drittens Schutz vor Übergriffen.
Zu 1.: Aus der Öffentlichkeit wird sie verbannt, weil ihre bloße Sichtbarkeit für viele "Menschenfreunde" schon unerträglich ist – das erschwert die Kontaktanbahnung. Kontaktanzeigen sind heikel, weil sie den Interessenten vorher nicht sehen kann.
Zu 2 und 3: In der eigenen Wohnung, wo sie gegebenenfalls Schutz durch ihr Umfeld hätte, darf sie ihrer Tätigkeit auch nicht nachgehen – die Kommunen verbieten es. Da sie in die nächtlichen Industriegebiete verbannt wird, ist sie, falls es Ärger gibt allein.
Bleiben also Bordelle. Die Kommunen wollen sie in der Regel aus moralistischen Gründen nicht betreiben – also füllen Zuhälter die Lücke. Und die nutzen die Situation natürlich schamlos aus.
Wenn man Zuhälterei unterbinden wollte, müßte man den Prostituierten ihre Bedürfnisse erfüllen:
Schluß mit der Ächtung, Schluß mit der Verbannung, Erlaubnis zu Tätigkeit in frei gewählter Umgebung, Schutz statt Schikanierung und Moralisiererei durch offizielle Stellen.
Das rot-grüne Gesetz war einfach zu halbherzig gemacht, weil die SPD, wie so oft, Angst vor der Boulevardpresse hatte."
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Warum Verbote den Prostituierten schaden
Soziologin Amesberger will Frauen schützen, die aus der Sexarbeit aussteigen wollen.
Das französische Vergnügungsviertel Pigalle ohne die Damen des horizontalen Gewerbes? Kaum vorstellbar. Doch genau das soll mit dem neuen Prostitutionsgesetz in Frankreich bezweckt werden. Nach dem sollen Freier, die eine Prostituierte besuchen, künftig bestraft werden.
An der Realität wird sich durch die neue Rechtslage wohl nicht viel ändern. Davon ist die Soziologin Helga Amesberger überzeugt. Ein Blick nach Schweden, wo seit 1999 die käufliche Liebe unter Strafe gestellt wird, macht das klar: "Seither ist weder die Zahl der Nachtclubs noch die Zahl der Sexarbeiterinnen zurückgegangen. Sie sind nur in die Illegalität gedrängt worden. Das hat eine Evaluierung ergeben, die vergangenen Monat veröffentlicht wurde."
Noch schlimmer
Die Situation habe sich für die Frauen in Schweden sogar verschlimmert. "Wenn sie ihr Geschäft zum Beispiel auf der Straße anbahnen, dann muss das viel schneller gehen als früher. Sie haben nicht mehr so viel Zeit, den Kunden abzuchecken, ob er eine Gefahr für sie bedeutet oder nicht." Die Prostituierten müssten zudem einen viel größeren Aufwand betreiben, um ihre Kunden – die ja ihre Einkommensquelle sind – zu beschützen. "Sie müssen Strategien entwickeln, wie sie sich vor der Polizei verstecken können", erläutert Amesberger. "Das eröffnet der Korruption Tür und Tor. Und die Betroffenen sind erpressbarer." Hilfe ist das keine. Wer Frauen vor der Zwangsprostitution und vor der Sexarbeit schützen wolle, der müsse andere Strategien entwickeln. "Frauen aus dem Ausland, die zur Sexarbeit gezwungen werden, müssten vor Ausweisung geschützt werden und zumindest ein verpflichtendes Bleiberecht erhalten. In Österreich ist das zum Beispiel nur der Fall, wenn die Frauen vor Gericht aussagen. Das ist zu wenig."
Frauenhäuser
Wer diesen Frauen helfen will, der müsse ihnen auch die Möglichkeit geben, ihren Lebensunterhalt anders zu verdienen. Und er müsse Strukturen anbieten, in denen sich die Frauen aus ihren Zwangsbeziehungen lösen können: "In Österreich gibt es Notwohnungen, die ähnlich funktionieren wie Frauenhäuser. Sie erhalten dort psychologische Betreuung und werden auf dem Weg in ein neues Leben unterstützt."
Kommentar
Die im Dunkeln sieht man nicht
Männer werden auch weiterhin Sex kaufen - aber im "Untergrund".
Schweden hat’s vorgemacht – seit 1999 steht der Erwerb von käuflichem Sex dort unter Strafe. In Norwegen, Island und Großbritannien gibt es ähnliche Gesetze. Heißt: Freier müssen empfindliche Geldstrafen zahlen, Zuhälter mit Freiheitsstrafen rechnen. Ziel ist es, Männer abzuschrecken, sodass weniger Herren die Dienste von Sexworkerinnen in Anspruch nehmen. Erwünschtes Signal: Sich eine Frau zu „kaufen“, ist kein Kavaliersdelikt.
Ob das funktioniert? Das ist zu bezweifeln: Männer werden durch so ein Gesetz eher nicht davon abgehalten, sich Sex zu kaufen. Ein Gesetz gegen Geilheit gibt es nämlich nicht. Also wird es weiterhin Kunden geben, aber illegal, im Dunklen. Eine Maßnahme gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution ist es vermutlich auch nicht. Denn natürlich werden männliche Kunden in Zukunft davon absehen, Sexworkerinnen in Notlage zu melden – so würde ja offensichtlich, dass sie illegal gehandelt haben. Zwar ist der Straßenstrich in Schweden signifikant zurückgegangen, doch Kritiker sind überzeugt, dass Prostitution nun eher abseits stattfindet, im Untergrund, dort, wo keiner hinschaut. Und wo mehr Gefahren lauern als bisher. Ein Einwurf kommt auch von Frauen, die sich als „freiwillige Sexarbeiterinnen“ outen, sie fürchten durch die neue Gesetzgebung Umsatzeinbußen.
gabriele.kuhn@kurier.at
http://kurier.at/lebensart/leben/neues- ... 91.410.973
Soziologin Amesberger will Frauen schützen, die aus der Sexarbeit aussteigen wollen.
Das französische Vergnügungsviertel Pigalle ohne die Damen des horizontalen Gewerbes? Kaum vorstellbar. Doch genau das soll mit dem neuen Prostitutionsgesetz in Frankreich bezweckt werden. Nach dem sollen Freier, die eine Prostituierte besuchen, künftig bestraft werden.
An der Realität wird sich durch die neue Rechtslage wohl nicht viel ändern. Davon ist die Soziologin Helga Amesberger überzeugt. Ein Blick nach Schweden, wo seit 1999 die käufliche Liebe unter Strafe gestellt wird, macht das klar: "Seither ist weder die Zahl der Nachtclubs noch die Zahl der Sexarbeiterinnen zurückgegangen. Sie sind nur in die Illegalität gedrängt worden. Das hat eine Evaluierung ergeben, die vergangenen Monat veröffentlicht wurde."
Noch schlimmer
Die Situation habe sich für die Frauen in Schweden sogar verschlimmert. "Wenn sie ihr Geschäft zum Beispiel auf der Straße anbahnen, dann muss das viel schneller gehen als früher. Sie haben nicht mehr so viel Zeit, den Kunden abzuchecken, ob er eine Gefahr für sie bedeutet oder nicht." Die Prostituierten müssten zudem einen viel größeren Aufwand betreiben, um ihre Kunden – die ja ihre Einkommensquelle sind – zu beschützen. "Sie müssen Strategien entwickeln, wie sie sich vor der Polizei verstecken können", erläutert Amesberger. "Das eröffnet der Korruption Tür und Tor. Und die Betroffenen sind erpressbarer." Hilfe ist das keine. Wer Frauen vor der Zwangsprostitution und vor der Sexarbeit schützen wolle, der müsse andere Strategien entwickeln. "Frauen aus dem Ausland, die zur Sexarbeit gezwungen werden, müssten vor Ausweisung geschützt werden und zumindest ein verpflichtendes Bleiberecht erhalten. In Österreich ist das zum Beispiel nur der Fall, wenn die Frauen vor Gericht aussagen. Das ist zu wenig."
Frauenhäuser
Wer diesen Frauen helfen will, der müsse ihnen auch die Möglichkeit geben, ihren Lebensunterhalt anders zu verdienen. Und er müsse Strukturen anbieten, in denen sich die Frauen aus ihren Zwangsbeziehungen lösen können: "In Österreich gibt es Notwohnungen, die ähnlich funktionieren wie Frauenhäuser. Sie erhalten dort psychologische Betreuung und werden auf dem Weg in ein neues Leben unterstützt."
Kommentar
Die im Dunkeln sieht man nicht
Männer werden auch weiterhin Sex kaufen - aber im "Untergrund".
Schweden hat’s vorgemacht – seit 1999 steht der Erwerb von käuflichem Sex dort unter Strafe. In Norwegen, Island und Großbritannien gibt es ähnliche Gesetze. Heißt: Freier müssen empfindliche Geldstrafen zahlen, Zuhälter mit Freiheitsstrafen rechnen. Ziel ist es, Männer abzuschrecken, sodass weniger Herren die Dienste von Sexworkerinnen in Anspruch nehmen. Erwünschtes Signal: Sich eine Frau zu „kaufen“, ist kein Kavaliersdelikt.
Ob das funktioniert? Das ist zu bezweifeln: Männer werden durch so ein Gesetz eher nicht davon abgehalten, sich Sex zu kaufen. Ein Gesetz gegen Geilheit gibt es nämlich nicht. Also wird es weiterhin Kunden geben, aber illegal, im Dunklen. Eine Maßnahme gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution ist es vermutlich auch nicht. Denn natürlich werden männliche Kunden in Zukunft davon absehen, Sexworkerinnen in Notlage zu melden – so würde ja offensichtlich, dass sie illegal gehandelt haben. Zwar ist der Straßenstrich in Schweden signifikant zurückgegangen, doch Kritiker sind überzeugt, dass Prostitution nun eher abseits stattfindet, im Untergrund, dort, wo keiner hinschaut. Und wo mehr Gefahren lauern als bisher. Ein Einwurf kommt auch von Frauen, die sich als „freiwillige Sexarbeiterinnen“ outen, sie fürchten durch die neue Gesetzgebung Umsatzeinbußen.
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Zwerg: Dieser Artikel verkennt leider völlig, worum es bei Kundenbestrafung eigentlich geht: um social engineering an Frauen, und zwar an _allen_ Frauen. Nicht der Kunde ist das Ziel, sondern die Sexarbeiterin, ihre Arbeit soll unmöglich gemacht werden, damit sie in eine Frauenrolle der reaktionärsten Art gezwungen wird: Kinder, Küche, Kirche, und der Staat kontrolliert ihre Sexualität und ihre Fortpflanzungsfähigkeit und -aktivität. Daß dies einer totalitären Ideologie dient, sieht man gut am Beispiel Schwedens.
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Gutes Radiointerview von gestern mit Marie Prin, der Generalsekretärin des STRASS (Audio und Text im Artikel, leider nur auf Französisch): https://www.francebleu.fr/infos/societe ... 1459955413
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Ein Artikel zur Kundenbestrafung, der den Nagel auf den Kopf trifft: http://www.huffingtonpost.com/cas-mudde ... 44972.html
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