Bei Rosas Freiern geht jetzt die Angst um

Hier findet Ihr aktuelle Pressemeldungen, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema Sexwork zu tun haben.
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Tanja_Regensburg
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Bei Rosas Freiern geht jetzt die Angst um

Beitrag von Tanja_Regensburg »

Die Freier müssen zittern: Möglicherweise hat die slowakische Prostituierte Rosa in Eger und Umgebung hundert oder mehr Männer mit dem Aids-Virus HIV angesteckt.


Aids-Opfer | Nach dem Tod einer HIV-infizierten Prostituierten aus Eger befürchten die böhmischen Behörden, dass sich Dutzende von Männern bei ihr angesteckt haben könnten. Sieben Fälle sind bereits bestätigt. Die Suche nach gefährdeten Freiern geht weiter.
Von Pavel Jetleb

Cheb – Rosas kleines Tagebuch führt die Gesundheitsbehörden auf die Spur möglicher Opfer. Die 39-jährige slowakische Prostituierte, die im Frühjahr im Krankenhaus von Cheb (Eger) an den Folgen von Aids gestorben ist, hat in dem Büchlein Notizen über ihre Klienten hinterlassen. Knapp zwei Dutzend Freier haben die Mitarbeiter des Egerer Gesundheitsamts auf Grund dieser oft recht vagen Informationen bereits ausfindig gemacht, sechs von ihnen waren tatsächlich mit dem Aids-Virus HIV infiziert. Ein Kunde von Rosa hat bereits seine Partnerin mit dem potenziell tödlichen Virus angesteckt.

Seit 1995 war die attraktive Slowakin, die gemäß tschechischen Zeitungsberichten mit vollem Namen Rosalina Benakova hieß, im Raum Eger tätig – auf dem Straßenstrich, aber auch in Nachtclubs von Eger, Aš (Asch) und Hranice (Rossbach). Rosa, die durch gute Deutsch-Kenntnisse auch viele Klienten aus dem Nachbarland anzog, soll eine große Zahl von Freiern bedient haben.


Gefährliche Sex-Abenteuer


Das Egerer Gesundheitsamt schließt deshalb nicht aus, dass sich hundert oder mehr Männer bei ihr infiziert haben könnten. Und dass diese nun auch ihre unschuldigen Partnerinnen in Gefahr brächten, die von den gefährlichen Sex-Abenteuern der Männer jenseits der Grenze meist nichts wüssten. Dass es den Behörden gelingt, alle bedrohten früheren Freier ausfindig zu machen, hält man für sehr unwahrscheinlich. Die Chefin des Egerer Gesundheitsamtes, Dr. Jaroslava Hrabáková, bestätigt, dass nach der Prostituierten Rosa in Zusammenarbeit mit der Polizei schon im Jahr 2001 gefahndet wurde.


Rote Flecken „vom Schminken“


Schon damals sollen sie mehrere Männer als mögliche Ursache ihrer HIV-Infektion angegeben haben, sagte Hrabáková der Egerer Tageszeitung Chebský deník. „So einen Fall wie die ,Causa Rosa’ habe ich in meiner 30-jährigen Praxis noch nicht gehabt“, erklärt die Gesundheitsamts-Chefin.

Einige in diesen schrecklichen Fall eingeweihte Personen glauben zu wissen, dass Rosa noch kurz vor ihrem Tod eine attraktive und auch unter jungen Männern beliebte Hure war und sogar von einem wohlhabenden Mann aus Deutschland unterhalten worden sein soll. Als ihre Erkrankung offenkundig wurde, landete sie in einer Pension in Rossbach. Von dort wurde sie – bereits todkrank – ins Krankenhaus gebracht, wo sie kurz darauf gestorben ist.

Der Betreiber der Pension hat im Interview mit einer großen tschechischen Fernsehstation erzählt, dass ihm bei Rosa die roten Flecken im Gesicht verdächtig vorgekommen seien. Sie hätte ihm aber versichert, das würde vom vielen Schminken kommen.

Der Egerer Nachtclub-Betreiber František Strejc meint, die Slowakin Rosa sei nicht die einzige HIV-positive Prostituierte auf westböhmischen Straßen. „Ich weiß, dass an der Straße Richtung Waldsassen eine dunkelhaarige Schönheit arbeitet, die mit dem HIV-Virus infiziert ist. Die Polizei verfügt aber über keine effektive Möglichkeit, so ein Mädchen von der Straße zu verdrängen“, sagt Strejc. Und er fügt im Gespräch mit dem Egerer Tagblatt hinzu, dass es in der Region noch viel mehr solche „infizierten Schönheiten“ gebe. . .

Die Egerer Tageszeitung berichtet nach eigenen Recherchen, dass ein halbstündiges käufliches Liebesspiel in einem Nachtclub in Eger und Umgebung umgerechnet etwa 63 Euro kostet. Ungefähr dasselbe verlangen angeblich die Mädchen auf der Straße (inklusive Zimmer im Stundenhotel). Die Mehrheit der Egerer Straßenmädchen lehnt nach Angaben der Behörden anonyme HIV-Tests ab. Dadurch werde die Gefahr, von einer Hure mit dem Virus angesteckt zu werden, immer größer. Auch die an Aids verstorbene Rosa sei offenbar nie bei der ärztlichen Untersuchung gewesen, heißt es. Obwohl sie zumindest zuletzt von ihrer tödlichen Krankheit wusste, habe sie ihre Tätigkeit nicht aufgegeben.


Huren lehnen die HIV-Tests ab


Die Leiterin des Egerer Krisen-Zentrums, Petra Vorlová, bestätigt, dass die Straßenmädchen fürchten, beim HIV-Test sei die Anonymität nicht gewährleistet. Das Zentrum muss Vorlová zufolge derzeit auch mit weiteren Problemen kämpfen, denn das Geld für kostenlose Tests ist fast alle und Hoffnung auf neue finanzielle Mittel gibt es so gut wie keine. Die Leiterin will deshalb jetzt um finanzielle Unterstützung beim EU-Sozialfonds nachsuchen.

Das Zentrum verliert demnächst auch seinen einzigen Streetworker, ohne den die Arbeit völlig uneffektiv wird. Er arbeitet mit Süchtigen und hat selbst sogar benutzte Injektionsspritzen in Egers Problemzonen gesammelt und fachmännisch entsorgt. Diese Spritzen stellen eine große Aids-Ansteckungsgefahr dar, vor allem für die neugierigen Kinder, die mit ihnen spielen. Besonders viele liegen auf dem Kasernen-Platz und im J.A.-Komenius-Park in der Nähe des Egerer Marktplatzes herum.

http://www.frankenpost.de/nachrichten/r ... 389,875542



Anmerkung:

Nicht nur bei Kunden von Rosa geht die Angst um, auch bei vielen Kolleginnen.
In Regensburg arbeiten nur noch ganz selten deutsche Kolleginnen, da viele Angst haben sich mit Krankheiten zu infizieren. Die Kunden, die in der nahen Tschechei unterwegs sind, besuchen auch Kolleginnen in Amberg, Regensburg und Passau.
In Passau gab es Syphillisfälle, in Regensburg Tripper und vermehrt Feigwarzen.
Kolleginnen aus Osteuropa arbeiten nicht nur dort, viele kommen auch über die nahe Grenze nach Deutschland, da sie hier größere Erträge haben. Selbst hier verweigern sie anonyme Untersuchungen in Gesundheitsämtern!
Zu meinem eigenen Schutz bin ich dafür, dass Gesundheitsuntersuchung wahlweise anonym, oder bei einem Arzt des eigenen Vertrauens stattfinden müssen.
Mir ist bewusst, dass viele aufschreien, aber meine Gesundheit und die meiner Kunden ist mir wichtig, deshalb gehe ich regelmäßig zu meinem Arzt, der meinen Beruf kennt und lass mich durchchecken.....
Dies sollte für alle Kolleginnen gelten, auch unsere Nebenerwerbskolleginnen.

Liebe Grüße aus Regensburg

Tanja
Das Leben genießen, sich nicht über Kleinigkeiten ärgern und großzügig sein: dann gelingt der Tag heute, und der morgige auch. Liebe und tu, was du willst. (Aurelius Augustinus)

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Beitrag von ehemaliger_User »

Das heisst doch im Klartext, dass ohne Kondom gearbeitet wird?

Meines Wissens nach ist eine Ansteckung mit HIV beim Benutzen von Kondomen ausgeschlossen. Und auch Syphilis- und Trippererreger durchdingen nicht die Latex-Wand eines Kondoms.

Deshalb ist eine Pflichtuntersuchung der arbeitenden Mädels überflüssig und müsste eigentlich auf die Kunden übertragen werden.

Ich selbst gehe 3 - 4 mal pro Jahr zum Hausarzt und lasse mich checken (incl. HIV-Test).
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anni
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Beitrag von anni »

Solche Stories gibt es ja leider immer wieder, und genau deswegen frage ich mich warum vielen Freieren ihr EIGENE Gesundheit so wenig wert ist, dass sie (regelmäßig) Verkehr ohne Kondom haben. Ich bin natürlich kein Mann aber ich frage mich schon ob es das vom Gefühl her wert ist dieses Risiko einzugehen.

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JayR
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Beitrag von JayR »

Tja, was soll mann sagen...
in DK gab’s auch mal einen Fall wo eine Frau mit AIDS als Sexworkerin arbeitete. Ihr war’s egal.
Ich kann dazu nur sagen, dass Sexworkerinnen , die unsicheren Sex anbieten, knallhart von mir disqualifiziert werden.

LG JayR

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

mit AIDS
oder HIV?

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mandala87
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Beitrag von mandala87 »

Mein Mitleid mit Huren die ohne Kondom arbeiten als auch mit Freiern, die Dienstleistungen ohne Kondom in Anspruch nehmen, hält sich in Grenzen, bzw. ist genaugenommen nicht existent :icon_wink

Jeder, der das Kondom beim bl*** oder pop*** weglässt, setzt sich selbst dem Risiko von Erkrankungen aus; das ist bekannt :dontknow
Liebe Grüsse,
mandala87

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Beitrag von ex-oberelfe »

Ich kann meinen Vorrednerinnen nur Recht geben.
Diejenigen welche Ohne-Service praktizieren (sowohl Anbieter als auch Kunden) sind selbst schuld, wenn sie sich mit Geschlechtskrankheiten infiszieren und in der Folge auseinander setzen müssen.
Das Kondom von heute gibt es in den verschiedensten Ausführungen (von gefühlsecht bis gerippt oder mit Geschmack) und kann von der SW gekonnt und mit Spass eingesetzt werden.
Warum auf diese wertvolle Sicherheit immer wieder verzichtet wird (wo doch auch genug Kunden eine Partnerin haben) ist mir immer wieder ein Rätsel und stösst bei mir auf grosses Unverständnis.
Ich muss mir selbst und meinen Mitmenschen gegenüber ein gewisses Verantwortungsbewusstsein aufbringen, nur dann kann ich auch von professioneller Sexarbeit reden.
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

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Miss_Alexandra
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Beitrag von Miss_Alexandra »

Es gibt ja nun nicht nur einzelne SW die den Ohne-Service von sich aus praktizieren, es gibt auch Agenturen die ihre SW völlig unverholen zu diesem Service anregen, es wird dann schnell unverblümt klar gemacht heute sei es ja nicht mehr wie vor zehn Jahren und ohne diesen Service hätte man schlechte Aussichten auf Vermittlung. KD die von sich aus bereit sind dieses Risiko der Ansteckung (bei sich selber und in der Folge ist die Ansteckung im weiteren Bekanntenkreis ja auch nicht unmöglich) akzeptieren, ganz ehrlich.. mir fehlt es da an Mitgefühl für die jenigen die sich deswegen infizieren. Man gibt die Hose am Eingang ab, aber doch nicht auch das Gehirn.

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Beitrag von nina777 »

Ich habe auch kein Mitleid da die Gefahren ja bekannt sind :
Bei SW als auch Kunden.

Ich kann mir aber auch vorstellen das manche SW dazu gezwungen werden dann wäre es von mir eher zu bemitleiden und sehr Grausam.

Liebe Grüsse Nina
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Tanja_Regensburg
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Beitrag von Tanja_Regensburg »

Ich arbeite nur leicht tabulos, das heißt GV nur mit Schutz, aber Französisch ohne als Vorspiel ohne Aufnahme.
Trotzdem möchte ich nicht mal mit Vollgummiservice infizierte Kunden bedienen!
Vollkommen egal ob es sich um HIV oder Syphillis oder nur Feigwarzen handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Kollegin, die only safer arbeitet diese Kunden bedient... ich würde es ablehnen!

Kolleginnen aus der Tschechei, die Gesundheitsuntersuchungen verweigern infizieren nicht nur beim GV ohne Schutz... diese Damen lassen sich lecken und fingern, machen NS und andere Praktiken. Viele Kunden fahren öfters in die Tschechei weil dort die Dienstleistung günstiger ist.

Bitte nicht wieder eine endlos Diskussion um only safer und tabulos bzw leicht tabulos....

Es geht mir einzig und allein darum, dass alle Kolleginnen sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen und dem Arzt auch mitteilen, dass sie wechselnde Sexualpartner haben. Wichtig wäre auch, dass sie im Krankheitsfall eine Pause einlegen (können) um nicht Kunden und damit auch deren Partnerinnen und Kolleginnen zu infizieren.

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Beitrag von Zwerg »

Tanja_Regensburg hat geschrieben:Kolleginnen aus der Tschechei, die Gesundheitsuntersuchungen verweigern infizieren nicht nur beim GV ohne Schutz...
Ich kann zu diesem Thema natürlich nur meine diesbezüglichen Beobachtungen aus Wien beitragen und die gehen eher in eine andere Richtung - es bieten trotz der damit verbundenen Risiken manche Frauen (und Männer) Sexarbeit ohne Schutz an - aber auch da sind einige SW`s aus Österreich mit dabei. Umgekehrt kenne ich sehr viele SexarbeiterInnen aus den östlichen Nachbarländern, die mittlerweile die Notwendigkeit des Kondoms erkannt haben und "Safer" arbeiten.

Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Untersuchung ist natürlich zu unterstreichen! Jeder vernünftig denkende Mensch sollte diesbezüglich seiner Situation entsprechend der Realität ins Auge blicken, wobei es eigentlich egal sein sollte, ob man SexarbeiterIn ist oder nicht - sobald man häufig wechselnde Sexualkontakte hat, sollte man sich entsprechend informieren und auch entsprechend handeln!

Christian

CK
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Beitrag von CK »

Tanja_Regensburg hat geschrieben: Trotzdem möchte ich nicht mal mit Vollgummiservice infizierte Kunden bedienen! Vollkommen egal ob es sich um HIV oder Syphillis oder nur Feigwarzen handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Kollegin, die only safer arbeitet diese Kunden bedient... ich würde es ablehnen!
Also solange der HIV-Infizierte seine Medikamente nimmt, sehe ich da selbst bzgl. GV ohne (ohne das auch nur irgendwie promoten zu wollen, ich bin absolut für Kondome !) kein Problem (aber vlt. bin ich da ne Ausnahme), aber ich würde auch gerne mal wissen, wie Du jemanden ansehen willst, dass er HIV-positiv ist (dass andere Geschlechtskrankheiten durchaus sichtbar sein können, ist mir natürlich bewusst).

Ein HIV-Positiver wird natürlich auch nicht überall rumtratschen, dass er krank ist, schon gar nicht bei etwaigen SexpartnerInnen, wer vermag es ihm zu verdenken bei der allgegenwärtigen Diskriminierung ...

Woher willst Du wissen dass Du nicht schonmal HIV-positive Kunden hattest egtl. ?

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certik
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Beitrag von certik »

Tanja_Regensburg hat geschrieben:..Kolleginnen aus der Tschechei, die Gesundheitsuntersuchungen verweigern infizieren nicht nur beim GV ohne Schutz... diese Damen lassen sich lecken und fingern, machen NS und andere Praktiken. Viele Kunden fahren öfters in die Tschechei weil dort die Dienstleistung günstiger ist...
Hallo Tanja,

ich bin ziemlich erstaunt von Dir ein derartiges Pauschalurteil zu hören, denn ich kenne Dich als eine sehr gut differenzierende Frau.
Vielleicht helfen Dir meine persönlichen Erfahrungen ein differenzierteres Bild zu gewinnen.

Ich war bis vor fünf Jahren sehr häufig (mindestens einmal in der Woche) in Tschechien - übrigens bitte Tschechien und nicht "Tschechei"; dieses Wort wird von vielen Tschechen als Schimpfwort verstanden, ähnlich vielleicht, wie wenn ein Ausländer Sche..s-Deutschland sagen würde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Goebbels den Begriff Tschechei sehr abwertend geprägt hat.
Ich war Stammgast in den Clubs von Rozvadov, war aber auch in allen anderen grenznahen Gebieten in mindestens der Hälfte aller existierenden Clubs, sowie in verschiedenen Clubs im Landesinneren bis zum äussersten östlichen Zipfel von Tschechien. Ich bin dort hunderte Male aufs Zimmer gegangen. Übrigens nicht, weil es dort billiger gewesen wäre - was es bei mindestens 500km Fahrt auch niemals war.

Meine Erfahrungen in tschechischen Clubs mit tschechischer Stammbesetzung:
Deutlich besserer hygienischer Standard als ich ihn aus Deutschland kannte. Für jeden Gast frische Handtücher und Bettlaken, immer beide vorher und nachher unter die Dusche, Whirlpool immer frisch gefüllt und nach Benutzung desinfiziert.
Niemals habe ich ungeschützten OV, geschweige denn GV angeboten bekommen - auch nicht von meiner Stammfrau, mit der ich fast 100 Stunden auf dem Zimmer verbracht habe. Ich habe Tschechinnen immer als eher selbstbewusst und auf ihre Gesundheit achtend kennen gelernt. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie ihren Stolz haben - das ist es wohl, was sie so attraktiv für mich machte.

Meine Erfahrungen in Clubs mit nicht tschechischer Stammbesatzung (hier habe ich allerdings bei weitem nicht so viele Erfahrungen):
Auch hier meist besserer hygienischer Standard als in Deutschland, jedoch nicht so penibel wie in den CZ-Clubs.
Die Frauen meist aus den GUS-Ländern, hauptsächlich aus der Ukraine und Moldawien haben oft sofort versucht mich mit vollem Körpereinsatz zum Zimmergang zu bewegen, was aber einfach nicht mein Ding ist. Mir persönlich ist aber auch von diesen Frauen nie OV oder GV ohne Schutz angeboten worden. Ich war ein paar Jahre Moderator im grössten deutschen Freierforum für Tschechien und weiss jedoch von vielen, mir z. T. auch persönlich bekannten, Forenkollegen, dass sie dort öfters OV ohne Schutz praktizierten.

Eine ganz andere Welt ist der Strassenstrich, den ich persönlich nur vom vorbei fahren kenne. Daher kann ich hier nicht mitreden. Ich weiss jedoch aus einigen Unterhaltungen mit Leuten, die dort öfters verkehren, sowie aus Stammtischen mit Mitarbeitern von KARO e.V., die im westböhmischen Raum wirklich gutes Streetwork auf der Strasse betreiben, dass dort die meisten Frauen -im Gegensatz zu den Clubs- mit Zuhältern arbeiten, sehr viele drogensüchtig sind (hauptsächlich Pervitin) und leider vieles mit sich machen lassen. Die Strasse im nordwestböhmischen Grenzgebiet ist ziemlich fest in der Hand von Roma. Diese haben zwar öfters einen tschechischen Pass, würde man sie aber als Tschechen bezeichnen, wären sie sehr beleidigt.

Die verstorbene Rosa war übrigens Slowakin.

Was die Gesundheitsuntersuchungen angeht, war ich früher auch Deiner Meinung. Ein intensiver Diskurs mit Andrea Weppert vom Gesundheitsamt Nürnberg hat mich aber vom Gegenteil überzeugt. Die Erfahrung der Gesundheitsämter im allgemeinen ist seit Abschaffung des Bockscheines, dass zwar deutlich weniger Frauen zu den Untersuchungen gehen, aber häufiger Frauen mit Beschwerden kommen und sich behandeln lassen, die nicht angemeldet arbeiten. Diese Gruppe ist früher nicht zu den Untersuchungen gegangen.

LG certik
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *

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Tanja_Regensburg
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Beitrag von Tanja_Regensburg »

Ich habe nichts gegen Kolleginnen aus welchem Land sie auch immer kommen! Möchte da bitte nicht missverstanden werden und sollte sich jemand angegriffen fühlen tut es mir leid und ich entschuldige mich!
Aber ich habe geschrieben,

"Kolleginnen aus Osteuropa arbeiten nicht nur dort, viele kommen auch über die nahe Grenze nach Deutschland, da sie hier größere Erträge haben. Selbst hier verweigern sie anonyme Untersuchungen in Gesundheitsämtern! "

Wie es in den Clubs ist, weiß ich nur aus Erzählungen, aber bei uns arbeiten sehr viele Osteuropäerinnen bevorzugt aus Tschechien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Ein Großteil ist Kunden vom Straßenstrich in Cheb und anderen Straßenstrichgebieten in Tschechien bekannt.

Da bei uns bereits Fälle von Geschlechtskrankheiten aufgetreten sind, bin ich übervorsichtig und habe in Regensburg nur noch Dates mit Kunden, die ich schon lange kenne.
Wenn ich mir nicht sicher bin, dann biete ich auch nur only safer Service an, das heißt, ich küsse dann auch nicht, lass mich weder oral noch mit Fingern verwöhnen und oral bei ihm nur mit Gummi... (gibt ja noch andere schöne Sachen, die auch Spaß machen, ich weiß.... )

@ CK
Natürlich kann ich HIV nicht erkennen. Ich habe keinen GV ohne Schutz! (außer mit meinem Partner!)
Weder ich noch Kolleginnen können wirklich sagen, genau zu wissen,dass sie noch nie einen HIV positiven Gast hatten, da man das nicht ausschließen kann.

Wie in anderen Jobs kann ich mich meiner Verantwortung nicht entziehen und bin der ehrlichen Meinung:

"Alle Kolleginnen, egal ob Nebenerwerb(Hobbyhuren) oder Vollzeit, ob Deutsche oder andere Nationalität ,sollte nachweisen können, dass sie regelmäßig Gesundheitschecks machen.
Denn es ist auch in unserer Verantwortung sexuell übertragbare Krankheiten nicht weiter zu verbreiten."

Was ist daran so verwerflich, dass man regelmäßig zum Arzt geht und sich auch zur eigenen Sicherheit untersuchen lässt?

Was ist schlimm dran, Krankheiten rechtzeitig behandeln zu lassen?

Ist es wirklich besser alles zu ignorieren, und andere selbst mit harmlosen Pilzerkrankungen anzustecken, nur weil man angeblich keine Zeit zum Arztbesuch hat und eventuell ein paar Tage pausieren muss?

Tut mir leid, dafür hab ich kein Verständnis!

Ich übe diesen Job gerne aus und weiß, dass ich auch gesundheitliche Verantwortung übernehme.... nicht nur für mich, auch für Kolleginnen und Familien von Kunden. Ein "ist mir doch egal" finde ich nicht in Ordnung, auch wenn ich damit ziemlich alleine dastehen sollte.

Busserll Tanja
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Beitrag von mandala87 »

Ich muss an dieser Stelle einfach mal bemerken, dass ich öfters über Deine doch meiner Meinung nach verhältnismässig vernünftigen Meinung zu vielen Ressourcen staune, die aber gleichzeitig irgendwo total nicht konform geht mit Deinem Dienstleistungsangebot *grübel*

Das will mir einfach nicht in den Kopf... Nein! Soll keine Diskussion über geschützte oder ungeschützte Sexualpraktiken werden...

Bitte nicht böse sein, aber dieses Posting von Dir erinnert mich an "Wasser predigen und Wein trinken" oder so ähnlich...
Liebe Grüsse,
mandala87

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Beitrag von nina777 »

@Tanja

Du stehst nicht alleine mit Deiner Meinung

Ich bin auch der Ansicht das sich alle SW regelmässig untersuchen lassen sollten .

Ich gehe nach wie vor zu Untersuchungen ins Gesundheitsamt
denn meine eigene Gesundheit ist mir wichtig und die möchte ich auch ruhigen Gewissens weitergeben.

Meines Wissens gibt es auch das Infektionsschutzgesetz an die sich SW halten müssen.
(korigiert mich wenn dieses falsch sein sollte)

Wenn ich mich mal bei Kolleginnen erkundigt habe stellte ich meistens fest das sie auch nicht die Kenntnis haben von diesem Angebot der Gesundheitämter und oft wegen fehlender KV auch keinen Arzt in Anspruch nehmen.

Liebe Grüsse Nina

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Beitrag von nina777 »

Laut §19 Infektionsschutzgesetz (IfSG) sollen die Gesundheitsämter selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Einrichtungen anonyme Beratungen und Untersuchungen bezüglich STDs anbieten. Nach der Einführung des IfSG wurden diese Angebote je nach vorbestehender Struktur regional unterschiedlich von den Betroffenen angenommen, was dazu führte, dass in einigen Gesundheitsämtern die Angebote ausgebaut, in vielen jedoch die Angebote eingeschränkt wurden[4, 5]. Die vorliegenden Ergebnisse haben gezeigt, welche wichtige Rolle die Gesundheitsämter bei der gesundheitlichen Versorgung dieser gesellschaftlichen Randgruppen spielen. Das Fehlen dieser Angebote kann möglicherweise die Ausbreitung von STDs begünstigen und präventive Maßnahmen erschweren, wie es wahrscheinlich bei dem Syphilis-Ausbruch in Aachen 2005/2006 der Fall war[6].

mehr:

http://www.hivandmore.de/archiv/2007-1/ ... Sent.shtml


LG Nina

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Beitrag von CK »

@Tanja: Eben ! Aber wieso wäre es dann plötzlich ein Problem wenn Du wüsstest dass Dein Gast HIV hat ? Das ist doch im Grunde dann nur ne psychologische Geschichte, weil rational betrachtet ist die Situation eben nicht unbedingt ne völlig Andere als bei Unkenntnis.

Ich bin übrigens gegen gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitskontrollen, sondern für Eigenverantwortung in diesem Bereich.

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Beitrag von Tanja_Regensburg »

ich bin gegen Zwangsuntersuchungen, aber dafür dass Gesundheitskontrollen eine Voraussetzungen sind, um diesen Beruf ausüben zu können.
Leider lässt die Eigenverantwortung mehr als zu wünschen übrig und ich kenne Damen die sich konsequent weigern übliche Untersuchungen zu machen mit dem Hinweis, ich bin gesund, mir fehlt nichts....

Bei HIV gebe ich dir Recht, es ist psychologisch bedingt. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, da ich HIV positive Menschen kennengelernt habe.
Wenn ich diesen Mann lieben würde, könnte ich damit leben und würde versuchen mich zu schützen und mein Kopf würde sich meinem Gefühl unterordnen.

Aber beim Anbieten einer Dienstleistung weiß ich, dass wenn ich darüber Bescheid weiß, mein Service leiden würde. Ich hätte Angst und wäre dadurch nicht entspannt genug um zusammen mit meinem Gast eine unbeschwerte erotische Zeit zu verbringen.
So manch einer würde vieles im Leben nicht tun, wenn er immer genau wüsste, was ihn erwartet.....

Es gibt in allen Berufen Grundstandarts, die man erfüllen muss um sie auszuüben. Dies sollte auch für Sexwork gelten.

Ich habe mich für meine Art Service entschieden, weil ich mich genau über die Risiken informiert habe und es für mich verantworten kann so zu arbeiten. Da ich regelmäßig zu Gesundheitschecks gehe, weiß ich, dass ich gesund bin. Seit ich diesen Job professionell ausübe bin ich noch gesundheitsbewusster geworden und hatte keinerlei Auffälligkeiten in ärztlichen Befunden.

Das gibt mir die Sicherheit, dass ich in dem Umfeld in dem ich arbeite die für mich richtige Entscheidung getroffen habe und meine persönlichen Vorlieben leben kann.

Ich predige nicht Wasser und trinke Wein, sondern trinke ein gepflegtes Weinschorle, dass aus mehr Wasser wie Wein gemischt ist ;-)

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Beitrag von certik »

CK hat geschrieben:...Ein HIV-Positiver wird natürlich auch nicht überall rumtratschen, dass er krank ist, schon gar nicht bei etwaigen SexpartnerInnen, wer vermag es ihm zu verdenken bei der allgegenwärtigen Diskriminierung ...
Ich.
Ich denke, dass ein HIV-Positiver (wie jeder Andere, der weiss, dass er an einer STD erkrankt ist) die Pflicht hat, seine Sexualpartner von sich aus darüber aufzuklären.
Unterlässt er es und steckt seinen Partner an, ist dies m. E. Körperverletzung und sollte entsprechend straf- und zivilrechtlich belangt werden.

certik, heute ohne liebe Grüsse

* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *