LokalNachrichten: STUTTGART & BW
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
Die Möglichkeit besteht
@ lus4fun
Das Leitmotiv Nutten sind Menschen ist, so wie Du festhältst, wenigstens ambivalent, wenn nicht in seinen Substantiven antagonistisch. Denn im Alltagsverständnis der schwedischen und der schwäbischen Hausfrau ist Mensch Mensch und die Inkarnation der Sünde und des Verfalls - die Nutte - Nicht-Mensch. Ob das Leitmotiv wegen seiner Ambivalenz, wegen seiner Widersprüchlichkeit intrinsisch in Richtung auf einen Zweifel an vorhandenen Einstellungsmustern wirkt, ist nicht entschieden. In den Beiträgen Volkmar Sigusch - Kontinuum der Barbarei und Verbale Brandstiftung - Die Stuttgarter Grünen übertreffen die AfD, versuche ich aus dem Kontext des Erstarkens von im Kern barbarischen politischen Bewegungen heraus die Antwort Nein mit Gründen zu versehen. Mein Fokus dabei ist die Bewertung, es handelt sich um eine neofaschistische Entwicklung und mein gewählter Fokus ist zuerst der des Betroffenen und erst danach ein analytischer. Verengungen des Blicks sind nicht wirklich gewollt, aber systemisch wahrscheinlich. Andere Blickwinkel mit anderen Brennpunkten, solange sie vom Pro-SW-Terretorium ausgehen, sind essentiell notwendig.
@ lus4fun
@ all
Exkurs
Die Behandlung der SW durch das Kontinuum der politischen Barbarei ist ein, wenn nicht das Experimentierfeld von Gleichschaltung, das neben Gewalt kennzeichnend für sie ist. Zuerst die Gleichschaltung des sexuell "abweichenden" Lebensentwurfs der SW Frauen, ihre Marginalisierung, mit dem Ziel ihrer gasfreien Abschaffung. Danach und damit die Diffamierung der Männer, die sich in diesem Feld mit dem Stigma der Brutalität des Begehrens und der Verantwortungslosigkeit "infizierten", die Diffamierung derer, die sich dem unhinterfragten Diktat der Idealen Partnerschaft durch (seriell monogame) Sexualität verweigern. Schließlich das Stigma Verbrechen gegen die Menschenwürde. Ergebnis: Die Gleichschaltung sexuelle Selbstbestimmung unter das Diktat der affirmativ (Hegel) wirkenden Reproduktionsgemeinschaft Paar. Eine bemerkenswerte Karriere der Bevormundung, der sich der neue Mensch insbesondere der schwedisch formierte "aufgeklärte" Idealmensch, nicht nur willig unterwirft, sondern, paneuropäisch und global vernetzt mit Neofaschisten religiöser und/oder autoritärer Couleur, zu Felde zieht.
Der lange Marsch der zur Gleichbehandlung verkommenen Emanzipation, der sich an die 68er anschloss, die Spaltung der Emanzipationsbewegungen dieser Zeit, und die Reduzierung dessen, was Emanzipation meint, auf die Erzählung von der Gleichstellung der Frau, das verschwinden des Begriffes Gleichberechtigung hinter dem des Gendermainstreaming, der Accountability, der Quoten und hinter den Institutionen der (Frauen-) Gleichstellung, diese Einhegung des Aufbegehrens der 68er, im weiteren Verlauf die in der konsensuellen sozialen Erzählung etablierte Abgrenzung zur entwürdigenden Nutterei, die Reduzierung der Handlungsfreiheit der Frau auf eine würdevolle Sexualität (Reaktivierung des Schlampen-Stigma), die Kastrierung der emanzipativen Bestrebens auf die Rede von der Gleichstellung der Frau, die konkret nichts mehr als die Unterwerfung der Frau unter die Ausbeutung und die Armut meint, die zu erwerben zuvor den Männern oblag, ist eine Erfolgsgeschichte, an der die Effizienz, mit der unsere Wirtschaftsordnung ideologische Vorherrschaft realisiert, beispielhaft nachvollzogen werden kann. Eine Erfolgsgeschichte, mit der uns erzählt wird, dass die zunehmenden Einverleibung aller gesellschaftlicher Felder in die Mechanismen der neoliberalen Form kapitalistischer Verwertungslogik ein Akt der Befreiung ist, es sich dabei um einen menschenrechtlich-zivilisatorischen Fortschritt handelt, dem die Lämmer huldigend zur Schlachtbank, ihre Freiheit am Hindukusch im Osten und in Mali gegen die Armut der anderen Lämmer verteidigend, zu folgen haben.
Ausbeutung so die neue Erzählung ist Menschenrecht, sofern nur Frauen gleichgestellt daran teilhaben. Gleich-ENT-rechtigung, das ist die desinformative Quintessenz, ist Emanzipation. Mit der Verwirklichung der gleichberechtigt profitgenerierenden Verwertung der Frau, so die neue Erzählung von der Emanzipation, die ihren Marsch durch fünf Jahrzehnte nahm, ist das pragmatisch alternativlose Paradies auf Erden realisiert. Unter dem propagandierten Hauptwiderspruch von Mann und Frau, der durch deren Gleichstellung aufgelöst wird, unter diesem Nebel der Menschenrechtlichkeit, verschwindet der sich verschärfende Widerspruch von Arm und Reich, der Folge und Sinn aller kapitalistischen Wirtschaft ist. Damit uns diese Pille schmeckt, wird uns Maternalismus und Gleich-ENT-rechtigung als Emanzipations-Placebo verabreicht und natürlich, wir alle lieben unsere "Hände weg - was machst Du da" Mütter. Die Unterwerfung unter ihre gütige Aufsicht ist ein in gefahrvollen Zeiten leicht zu aktivierendes Muster, eine Spielart der Bewirtschaftung der Angst, die fünfzig Jahren nach dem Ausbruch der 68er Revolte, nach "würdevoller" Sexualität schreit. Nur leider, Sexualität ist auch irreduzibler Rest animalischen Lust. Sie würdevoll oder sonst einzuhegen ist historisch ein im Kontinuum des Scheiterns befindliches Projekt, das auch in Zeiten politischer Barbarei nicht gelang. Die SW, da wird gefickt und das ist gut so, ist lebendiger Widerspruch zum Versuch der Einhegung. Daher selbst unter Gas unausrottbar.
Votzen und Wichser
Zurück zur Ambivalenz des Leitmotivs Nutten sind Menschen. Sicher, so hatte ich Dich verstanden, es ist unklar, welche Wirkung die Kampagne entwickelt, da der amtlich gewordene Nuttenbegriff (die Stadt Stuttgart zeichnet verantwortlich für sie, Dienstellen sind in sie eingebunden, der Bürgermeister ist ausführende und leitende Amtsperson, nicht Bürger unter gleichen), die amtlich Preisgabe der Nutten, bereits öffentlichen Widerspruch ausgelöst haben. Das könnte ein archimedischer Punkt sein, an dem der Abolitionismus auszuhebeln ist und, so ist das bei Antagonismen, eine neue Qualität, unbeabsichtigte Folge absichtsvollen Handelns wäre denkbar. Das schlechte Votzen-Denken hätte dann schlechte Folgen für die schlecht denkenden Votzen, die Menschen sind und die schlecht denkenden Wichser, die Menschen sind. In Anlehnung an die Nutten Anrede von Amtsmitarbeiterin Votze Constabel (die natürlich Mensch ist), in Anlehnung an ihre Verwendung des Begriffs Nutten zur Bezeichnung von SW, sollte es zulässig sein, diejenigen, die Diffamierung, die Marginalisierung betreiben durch Gebrauch entsprechend abwertende Begriffe zu demaskieren: Votze Constabel ist Mensch und Wichser Kuhn ist Mensch wären Anreden, die der Anrede Nutte ist Mensch für Sexarbeitende entsprächen. Wenn sich dies etablieren würde, wo bliebe Votze Constabel, die Mensch ist, mit ihrer Desinformation, dass der Begriff Sexarbeit eine Lüge sei, die die Wahrheit des Schmerzes verdecken würde? Votzen und Wichser und Nutten sind Menschen! Könnte das das eine oder andere auslösen?
Die Kampagne ist im Stuttgarter Umfeld, das eindeutig abolitionistisch geprägt ist, angesiedelt. Die zentrale Protagonistin dieser Kampagne Votze Constabel Mensch, die sicher für deren Inhalt Verantwortung trug, hat vielfach unter Beweis gestellt, dass sie Halbwahrheiten, Desinformation, Verschwörungstheorien gegen die SW verbreitend, der SW unversöhnlich, hassend gegenübersteht. Sie scheut sich nicht demagogisch, diffamierend, entmündigend - ist das Volksverhetzung? - von z.B. rumänischen und bulgarischen SW als zu 90 - 95 % Armuts- UND Zwangsprostituierten zu sprechen. Votze Constabel Mensch verfügt über die erforderlichen intellektuelle Fähigkeiten, ihr Ziel der Entwürdigung der SW, dass zugleich eines einer gleichgeschalteten "würdevollen" Sexualität von Frau / Mann ist, maternalistisch "weich" im Sinne des so @ Doris67 faschitoiden schwedischen Modells zu verfolgen.
Historisch notweniges Scheitern der Dialektik
Die Hoffnung auf die intrinsisch-dialektisch aufklärerische Wirkung des in der Parole steckenden Antagonismus
- Mensch ist Mensch (Feststellung 1)
- Nutte ist Nutte (Feststellung 2)
- also ist Mensch nicht Nutte (These)
- Nutten sind Menschen (Antithese) ist irritierend und drängt auf Auflösung des Widerspruchs (Synthese)
ist zulässig. Aber auch eine dazu im Gegensatz stehende Wirkung ist denkbar: die Verhärtung der durch die Jahrhunderte etablierten Erzählung von den Nutten als Inkarnationen der Sünde, als Tragende des Virus des Verfalls, ist eine nicht unwahrscheinliche Schlussfolgerung. Der epigenetische, der tradierte ins soziale Erbgut übergegangene hurophobische Reflex könnte dieses Ergebnis zeitigen. Diesen Reflex, so meine ich ihn verstehen zu dürfen, beschreibt Volkmar Sigusch, bezugnehmend auf historische Erzählungen gegen Homosexuelle, mit dem Begriff Kontinuum der Barbarei. Ich übersetze diese Barbarei mit dem Begriff verbale Brandstiftung. Sie ist als Freibrief ein Auslöser dafür, das in unserer Location massive Eingangstüren aus den Angeln getreten werden und SW, um ihr Leben laufend, fliehen. Nutten eben. Bestätigung des jahrtausendealten Herrschaftswissen Stigma kills. Und die Täter, da meine ich mir sicher sein zu können, verstehen - ihnen ist die Verachtung von SW zweite Natur - das Leitmotiv Nutten sind Menschen als Erkenntnisgewinn: Sexarbeiter (die vielleicht Menschen sein könnten) sind Nutten und keine Menschen. Menschen hingegen, so sehen die Täter das, sind sie. Ihr Handeln setzt, sie wurden berechtigt sie zu ziehen, die Grenze zwischen menschlichem Recht und entmenschlichten Nutten. Sie sind dankbar für den Freibrief von Votze Constabel Mensch.
Der prinzipiell mögliche historisch-dialektische Prozess, so meine Vermutung, wird durch die gegebene Stufe der Entfaltung der Kapitalverhältnisse verhindert. Er scheitert, das denke ich, notwendig, solange kein Subjekt von ausreichender sozialer Macht, dies verhindert. Sind wir Pro-SW-Aktiven eine hinreichende soziale Macht?
Bluff und Placebo
Der Antagonismus der Aussage Nutten sind Menschen, das ist eine zweite Idee, die mir kam, als ich die Überlegung der intrinsischen auf Zweifel zielenden Wirkung dieses Leitmotivs nachvollzog, ist die des Bluffs bzw. des Placebos. Die zu Bluffenden, also die hinters Licht zu Führenden und Geführten, sind wir, die wir uns Gedanken um Antagonismus / Ambivalenzen und ihr Wirkungspotential machen und die wir im Schierlingsbecher die Katharsis zu erkennen vermeinen, sofern wir nur das Placebo der Hoffnung auf intrinsisch ausgelösten Zweifel schlucken. Bei dieser Bewertung frage ich mich dann, spinne ich an einer Verschwörungstheorie, galoppiert der Zynismus der für die Produktion der Kampagne verantwortlichen Medienschaffenden so weit? Sind sie intellektuell so gewissenlos?
Die Möglichkeit besteht.
@ lus4fun
Das Leitmotiv Nutten sind Menschen ist, so wie Du festhältst, wenigstens ambivalent, wenn nicht in seinen Substantiven antagonistisch. Denn im Alltagsverständnis der schwedischen und der schwäbischen Hausfrau ist Mensch Mensch und die Inkarnation der Sünde und des Verfalls - die Nutte - Nicht-Mensch. Ob das Leitmotiv wegen seiner Ambivalenz, wegen seiner Widersprüchlichkeit intrinsisch in Richtung auf einen Zweifel an vorhandenen Einstellungsmustern wirkt, ist nicht entschieden. In den Beiträgen Volkmar Sigusch - Kontinuum der Barbarei und Verbale Brandstiftung - Die Stuttgarter Grünen übertreffen die AfD, versuche ich aus dem Kontext des Erstarkens von im Kern barbarischen politischen Bewegungen heraus die Antwort Nein mit Gründen zu versehen. Mein Fokus dabei ist die Bewertung, es handelt sich um eine neofaschistische Entwicklung und mein gewählter Fokus ist zuerst der des Betroffenen und erst danach ein analytischer. Verengungen des Blicks sind nicht wirklich gewollt, aber systemisch wahrscheinlich. Andere Blickwinkel mit anderen Brennpunkten, solange sie vom Pro-SW-Terretorium ausgehen, sind essentiell notwendig.
@ lus4fun
@ all
Exkurs
Die Behandlung der SW durch das Kontinuum der politischen Barbarei ist ein, wenn nicht das Experimentierfeld von Gleichschaltung, das neben Gewalt kennzeichnend für sie ist. Zuerst die Gleichschaltung des sexuell "abweichenden" Lebensentwurfs der SW Frauen, ihre Marginalisierung, mit dem Ziel ihrer gasfreien Abschaffung. Danach und damit die Diffamierung der Männer, die sich in diesem Feld mit dem Stigma der Brutalität des Begehrens und der Verantwortungslosigkeit "infizierten", die Diffamierung derer, die sich dem unhinterfragten Diktat der Idealen Partnerschaft durch (seriell monogame) Sexualität verweigern. Schließlich das Stigma Verbrechen gegen die Menschenwürde. Ergebnis: Die Gleichschaltung sexuelle Selbstbestimmung unter das Diktat der affirmativ (Hegel) wirkenden Reproduktionsgemeinschaft Paar. Eine bemerkenswerte Karriere der Bevormundung, der sich der neue Mensch insbesondere der schwedisch formierte "aufgeklärte" Idealmensch, nicht nur willig unterwirft, sondern, paneuropäisch und global vernetzt mit Neofaschisten religiöser und/oder autoritärer Couleur, zu Felde zieht.
Der lange Marsch der zur Gleichbehandlung verkommenen Emanzipation, der sich an die 68er anschloss, die Spaltung der Emanzipationsbewegungen dieser Zeit, und die Reduzierung dessen, was Emanzipation meint, auf die Erzählung von der Gleichstellung der Frau, das verschwinden des Begriffes Gleichberechtigung hinter dem des Gendermainstreaming, der Accountability, der Quoten und hinter den Institutionen der (Frauen-) Gleichstellung, diese Einhegung des Aufbegehrens der 68er, im weiteren Verlauf die in der konsensuellen sozialen Erzählung etablierte Abgrenzung zur entwürdigenden Nutterei, die Reduzierung der Handlungsfreiheit der Frau auf eine würdevolle Sexualität (Reaktivierung des Schlampen-Stigma), die Kastrierung der emanzipativen Bestrebens auf die Rede von der Gleichstellung der Frau, die konkret nichts mehr als die Unterwerfung der Frau unter die Ausbeutung und die Armut meint, die zu erwerben zuvor den Männern oblag, ist eine Erfolgsgeschichte, an der die Effizienz, mit der unsere Wirtschaftsordnung ideologische Vorherrschaft realisiert, beispielhaft nachvollzogen werden kann. Eine Erfolgsgeschichte, mit der uns erzählt wird, dass die zunehmenden Einverleibung aller gesellschaftlicher Felder in die Mechanismen der neoliberalen Form kapitalistischer Verwertungslogik ein Akt der Befreiung ist, es sich dabei um einen menschenrechtlich-zivilisatorischen Fortschritt handelt, dem die Lämmer huldigend zur Schlachtbank, ihre Freiheit am Hindukusch im Osten und in Mali gegen die Armut der anderen Lämmer verteidigend, zu folgen haben.
Ausbeutung so die neue Erzählung ist Menschenrecht, sofern nur Frauen gleichgestellt daran teilhaben. Gleich-ENT-rechtigung, das ist die desinformative Quintessenz, ist Emanzipation. Mit der Verwirklichung der gleichberechtigt profitgenerierenden Verwertung der Frau, so die neue Erzählung von der Emanzipation, die ihren Marsch durch fünf Jahrzehnte nahm, ist das pragmatisch alternativlose Paradies auf Erden realisiert. Unter dem propagandierten Hauptwiderspruch von Mann und Frau, der durch deren Gleichstellung aufgelöst wird, unter diesem Nebel der Menschenrechtlichkeit, verschwindet der sich verschärfende Widerspruch von Arm und Reich, der Folge und Sinn aller kapitalistischen Wirtschaft ist. Damit uns diese Pille schmeckt, wird uns Maternalismus und Gleich-ENT-rechtigung als Emanzipations-Placebo verabreicht und natürlich, wir alle lieben unsere "Hände weg - was machst Du da" Mütter. Die Unterwerfung unter ihre gütige Aufsicht ist ein in gefahrvollen Zeiten leicht zu aktivierendes Muster, eine Spielart der Bewirtschaftung der Angst, die fünfzig Jahren nach dem Ausbruch der 68er Revolte, nach "würdevoller" Sexualität schreit. Nur leider, Sexualität ist auch irreduzibler Rest animalischen Lust. Sie würdevoll oder sonst einzuhegen ist historisch ein im Kontinuum des Scheiterns befindliches Projekt, das auch in Zeiten politischer Barbarei nicht gelang. Die SW, da wird gefickt und das ist gut so, ist lebendiger Widerspruch zum Versuch der Einhegung. Daher selbst unter Gas unausrottbar.
Votzen und Wichser
Zurück zur Ambivalenz des Leitmotivs Nutten sind Menschen. Sicher, so hatte ich Dich verstanden, es ist unklar, welche Wirkung die Kampagne entwickelt, da der amtlich gewordene Nuttenbegriff (die Stadt Stuttgart zeichnet verantwortlich für sie, Dienstellen sind in sie eingebunden, der Bürgermeister ist ausführende und leitende Amtsperson, nicht Bürger unter gleichen), die amtlich Preisgabe der Nutten, bereits öffentlichen Widerspruch ausgelöst haben. Das könnte ein archimedischer Punkt sein, an dem der Abolitionismus auszuhebeln ist und, so ist das bei Antagonismen, eine neue Qualität, unbeabsichtigte Folge absichtsvollen Handelns wäre denkbar. Das schlechte Votzen-Denken hätte dann schlechte Folgen für die schlecht denkenden Votzen, die Menschen sind und die schlecht denkenden Wichser, die Menschen sind. In Anlehnung an die Nutten Anrede von Amtsmitarbeiterin Votze Constabel (die natürlich Mensch ist), in Anlehnung an ihre Verwendung des Begriffs Nutten zur Bezeichnung von SW, sollte es zulässig sein, diejenigen, die Diffamierung, die Marginalisierung betreiben durch Gebrauch entsprechend abwertende Begriffe zu demaskieren: Votze Constabel ist Mensch und Wichser Kuhn ist Mensch wären Anreden, die der Anrede Nutte ist Mensch für Sexarbeitende entsprächen. Wenn sich dies etablieren würde, wo bliebe Votze Constabel, die Mensch ist, mit ihrer Desinformation, dass der Begriff Sexarbeit eine Lüge sei, die die Wahrheit des Schmerzes verdecken würde? Votzen und Wichser und Nutten sind Menschen! Könnte das das eine oder andere auslösen?
Die Kampagne ist im Stuttgarter Umfeld, das eindeutig abolitionistisch geprägt ist, angesiedelt. Die zentrale Protagonistin dieser Kampagne Votze Constabel Mensch, die sicher für deren Inhalt Verantwortung trug, hat vielfach unter Beweis gestellt, dass sie Halbwahrheiten, Desinformation, Verschwörungstheorien gegen die SW verbreitend, der SW unversöhnlich, hassend gegenübersteht. Sie scheut sich nicht demagogisch, diffamierend, entmündigend - ist das Volksverhetzung? - von z.B. rumänischen und bulgarischen SW als zu 90 - 95 % Armuts- UND Zwangsprostituierten zu sprechen. Votze Constabel Mensch verfügt über die erforderlichen intellektuelle Fähigkeiten, ihr Ziel der Entwürdigung der SW, dass zugleich eines einer gleichgeschalteten "würdevollen" Sexualität von Frau / Mann ist, maternalistisch "weich" im Sinne des so @ Doris67 faschitoiden schwedischen Modells zu verfolgen.
Historisch notweniges Scheitern der Dialektik
Die Hoffnung auf die intrinsisch-dialektisch aufklärerische Wirkung des in der Parole steckenden Antagonismus
- Mensch ist Mensch (Feststellung 1)
- Nutte ist Nutte (Feststellung 2)
- also ist Mensch nicht Nutte (These)
- Nutten sind Menschen (Antithese) ist irritierend und drängt auf Auflösung des Widerspruchs (Synthese)
ist zulässig. Aber auch eine dazu im Gegensatz stehende Wirkung ist denkbar: die Verhärtung der durch die Jahrhunderte etablierten Erzählung von den Nutten als Inkarnationen der Sünde, als Tragende des Virus des Verfalls, ist eine nicht unwahrscheinliche Schlussfolgerung. Der epigenetische, der tradierte ins soziale Erbgut übergegangene hurophobische Reflex könnte dieses Ergebnis zeitigen. Diesen Reflex, so meine ich ihn verstehen zu dürfen, beschreibt Volkmar Sigusch, bezugnehmend auf historische Erzählungen gegen Homosexuelle, mit dem Begriff Kontinuum der Barbarei. Ich übersetze diese Barbarei mit dem Begriff verbale Brandstiftung. Sie ist als Freibrief ein Auslöser dafür, das in unserer Location massive Eingangstüren aus den Angeln getreten werden und SW, um ihr Leben laufend, fliehen. Nutten eben. Bestätigung des jahrtausendealten Herrschaftswissen Stigma kills. Und die Täter, da meine ich mir sicher sein zu können, verstehen - ihnen ist die Verachtung von SW zweite Natur - das Leitmotiv Nutten sind Menschen als Erkenntnisgewinn: Sexarbeiter (die vielleicht Menschen sein könnten) sind Nutten und keine Menschen. Menschen hingegen, so sehen die Täter das, sind sie. Ihr Handeln setzt, sie wurden berechtigt sie zu ziehen, die Grenze zwischen menschlichem Recht und entmenschlichten Nutten. Sie sind dankbar für den Freibrief von Votze Constabel Mensch.
Der prinzipiell mögliche historisch-dialektische Prozess, so meine Vermutung, wird durch die gegebene Stufe der Entfaltung der Kapitalverhältnisse verhindert. Er scheitert, das denke ich, notwendig, solange kein Subjekt von ausreichender sozialer Macht, dies verhindert. Sind wir Pro-SW-Aktiven eine hinreichende soziale Macht?
Bluff und Placebo
Der Antagonismus der Aussage Nutten sind Menschen, das ist eine zweite Idee, die mir kam, als ich die Überlegung der intrinsischen auf Zweifel zielenden Wirkung dieses Leitmotivs nachvollzog, ist die des Bluffs bzw. des Placebos. Die zu Bluffenden, also die hinters Licht zu Führenden und Geführten, sind wir, die wir uns Gedanken um Antagonismus / Ambivalenzen und ihr Wirkungspotential machen und die wir im Schierlingsbecher die Katharsis zu erkennen vermeinen, sofern wir nur das Placebo der Hoffnung auf intrinsisch ausgelösten Zweifel schlucken. Bei dieser Bewertung frage ich mich dann, spinne ich an einer Verschwörungstheorie, galoppiert der Zynismus der für die Produktion der Kampagne verantwortlichen Medienschaffenden so weit? Sind sie intellektuell so gewissenlos?
Die Möglichkeit besteht.
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 01.05.2016, 17:00, insgesamt 4-mal geändert.
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friederike: In deren Gehirnen dürfte m.E. ungefähr folgendes vorgehen: "Uns kann in dieser Demokratur ja eh keiner, also verscheißern wir jetzt ganz dreist einfach mal das ganze Land, wie wir das meistens machen, indem wir unsere Fremden-, Armen- und Frauenfeindlichkeit zu karitativem Handeln umdeuten. Wird schon klappen, das Volk ist ja blöd und Frechheit siegt, und nach uns die Sintflut".
Zuletzt geändert von Doris67 am 01.05.2016, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
@Klaus:
Der Text war mir zu kompliziert, und ich bin einiges gewöhnt. Warst Du mal in einer Adorno-Seminargruppe? c
Nee, schon ganz gut! Aber, wie gesagt, kompliziert.
Ich habe mir heute Morgen mal die Kommentarspalten der Stuttgarter Zeitung durchgelesen, und war einigermaßen beruhigt. Applaus gab es keinen, von der Formierung eines Mobs ist auch Stuttgart weit weg. Uff!
Der Text war mir zu kompliziert, und ich bin einiges gewöhnt. Warst Du mal in einer Adorno-Seminargruppe? c

Nee, schon ganz gut! Aber, wie gesagt, kompliziert.
Ich habe mir heute Morgen mal die Kommentarspalten der Stuttgarter Zeitung durchgelesen, und war einigermaßen beruhigt. Applaus gab es keinen, von der Formierung eines Mobs ist auch Stuttgart weit weg. Uff!
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
Lieber Klaus
(und natürlich @all),
du hast meinen bescheidenen Gedankengang verstanden und tiefgreifend weitergeführt - danke dafür. Worin wir uns momentan unterscheiden, ist eine vorauslaufende Annahme: Du sprichst von dem "amtlich gewordenen Nuttenbegriff". Den kann ich aber nicht erkennen. Die Wortwahl ist ausdrücklich nicht amtlich. Die Kampagne versucht die vermeintliche Sprache der Freier zu zitieren. "Wie erreicht man denn Freier, mit welchen Bildern, mit welcher Sprache? ... Wir wissen, dass Freier so reden, also nutzen wir auf den Plakaten auch ihre Sprache." ( http://stuttgart-sagt-stopp.de/wp-conte ... ne-vor.pdf )
Du machst diese Unterscheidung zwischen Amtssprache und zielwirksamen Kampagnen-Zitat nicht. Dies meinte ich mit der enggeführten Fokussierung des Blicks. In deiner Argumentationskette steht die bewusste, amtliche Etikettierung der "Nutte" am Anfang, wodurch sich eine Neuerzählung ergibt, die du Barbarei nennst.
Hier verstehe ich nicht, dass du den Bruch der Sprachwelten so gar nicht sehen kannst und auch nicht in deine Argumentationskette einbauen willst. Es ist vielleicht ein Spiel mit dem Feuer. Aber eine verbale Brandstiftung? Ein Freibrief für Barbarei? Muss man bei solchen Vorwürfen nicht die Intentionen doch etwas mehr aus dem Blickwinkel des Sprechers berücksichtigen? Bei der Kampagne gibt es erklärte Ziele und beim Nuttenbegriff gibt es einen ziemlich klar identifizierbaren Kontext - die Warnung an die Freier: So geht es nicht! "Auch wenn sie Sex gegen Bezahlung haben, müssen sie bestimmte Fragen des Anstands beachten und dürfen die Würde der Frauen nicht verletzen." (Quelle s. o.)
Ich stelle mir vor, wie die Medientexter ihre Präsentation im Rathaus vorstellten. Wie sie den biederen Stadtvätern und -frauen erklären, dass sie über ihren sprachlichen Schatten springen müssen, wenn sie Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Dann werden alle darüber reden. Die Pro-SW-Leute werden analysieren. Die Bürgerlichen werden sich über das unaussprechliche Wort echauffieren und nicht wissen, wie sie es ihren Kindern erklären sollen, weil sie in Wirklichkeit gar keine Sprache dafür haben. Die "verrohten" Freier werden stutzen, weil da jemand ihre Dunkelsprache ans Tageslicht zerrt und sie damit bloßstellt.
Ich meine immer noch, dass mit dieser Kampagne tatsächlich die Freier im Visier sind - und dass es nicht eine demagogisch diffamierende Kampagne gegen SW ist. Allerdings führt die Stadt Stuttgart die Kampagne mit ihren eingeführten (selbst gewählten) Sprachmustern: Die semantische Identifizierung von Prostitution mit Zwang und Elend. Doch das ist nichts Neues. Eine neue Qualität von Abolitionismus erkenne ich darin nicht. Auch hier denke ich, dass Kuhn subjektiv nicht lügt, wenn er beteuert: "Es geht dabei nicht um eine Kampagne zum Verbot der Prostitution." (A.a.O)
So sehr bedeutend finde ich die Kampagne nicht. Sie mag textlich aus der Sicht der Medienagenturen genial sein, weil sie temporal einen Hype erzeugt. Das relativ Neue sehe ich darin, dass damit experimentiert wird, wie ein (vermeintliches?) Dunkelfeld (Freierverhalten) in eine öffentlich mögliche Tagessprache integriert werden kann.
Und das ist ja schon lange auch unsere Agenda. Auch das Reden von, über und mit Freiern. Allerdings bleibe ich bei diesem Fokus auch bei meinen kritischen Gedanken im Beitrag #424: Muss denn dieses Reden unausweichlich zur Diffamierung der Freier werden?
Auch Tanja liest es so und kommentiert, wie Freier beschrieben sind: "Kunden als ekelhafte Monster". In der weiteren Ausführung hat Tanja dann aber auch den Blick wieder überwiegend auf die semantische Gleichschaltung von Prostitution und Zwang, d. h. vorwiegend auf die SW-Seite.
Ich lese und empfinde alle vier Plakat-Sätze als klare Ansprache an die männlichen Freier. Den Nutten-Begriff sehe ich, wie gesagt, als Spiegel des Freierbildes, das kritisiert wird, nicht als moralisch-faktische Zuschreibung an deren Tätigkeit.
Was mir bei Tanja sehr einleuchtet, ist die Kontextualisierung des Themas. Egal mit welch hehrer Absicht eine Kampagne gestartet wird, steht sie doch immer in einem Zusammenhang. Hier eben in dem politisch anhaltenden Zusammenhang von übergriffigen Zuschreibungen der Motive und Lebensentwürfen von Sexarbeit und der faktischen Administration zum Verschwindenlassen der "Armutsprostituierten".
Uns bleibt ein Spagat: Die Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung tendenzieller Verrohungen im Paysex und einer Beschreibung wertschätzender Lebenszusammenhänge, die Tanja "care-Arbeit" nennt und die die Kritiker als "Wellness-Utopie" angreifen. Dazu müssen wir vermutlich eine Sicht- und Sprechweise entwickeln, in der SW und Freier nicht gegeneinander ausgespielt werden.
(und natürlich @all),
du hast meinen bescheidenen Gedankengang verstanden und tiefgreifend weitergeführt - danke dafür. Worin wir uns momentan unterscheiden, ist eine vorauslaufende Annahme: Du sprichst von dem "amtlich gewordenen Nuttenbegriff". Den kann ich aber nicht erkennen. Die Wortwahl ist ausdrücklich nicht amtlich. Die Kampagne versucht die vermeintliche Sprache der Freier zu zitieren. "Wie erreicht man denn Freier, mit welchen Bildern, mit welcher Sprache? ... Wir wissen, dass Freier so reden, also nutzen wir auf den Plakaten auch ihre Sprache." ( http://stuttgart-sagt-stopp.de/wp-conte ... ne-vor.pdf )
Du machst diese Unterscheidung zwischen Amtssprache und zielwirksamen Kampagnen-Zitat nicht. Dies meinte ich mit der enggeführten Fokussierung des Blicks. In deiner Argumentationskette steht die bewusste, amtliche Etikettierung der "Nutte" am Anfang, wodurch sich eine Neuerzählung ergibt, die du Barbarei nennst.
Hier verstehe ich nicht, dass du den Bruch der Sprachwelten so gar nicht sehen kannst und auch nicht in deine Argumentationskette einbauen willst. Es ist vielleicht ein Spiel mit dem Feuer. Aber eine verbale Brandstiftung? Ein Freibrief für Barbarei? Muss man bei solchen Vorwürfen nicht die Intentionen doch etwas mehr aus dem Blickwinkel des Sprechers berücksichtigen? Bei der Kampagne gibt es erklärte Ziele und beim Nuttenbegriff gibt es einen ziemlich klar identifizierbaren Kontext - die Warnung an die Freier: So geht es nicht! "Auch wenn sie Sex gegen Bezahlung haben, müssen sie bestimmte Fragen des Anstands beachten und dürfen die Würde der Frauen nicht verletzen." (Quelle s. o.)
Ich stelle mir vor, wie die Medientexter ihre Präsentation im Rathaus vorstellten. Wie sie den biederen Stadtvätern und -frauen erklären, dass sie über ihren sprachlichen Schatten springen müssen, wenn sie Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Dann werden alle darüber reden. Die Pro-SW-Leute werden analysieren. Die Bürgerlichen werden sich über das unaussprechliche Wort echauffieren und nicht wissen, wie sie es ihren Kindern erklären sollen, weil sie in Wirklichkeit gar keine Sprache dafür haben. Die "verrohten" Freier werden stutzen, weil da jemand ihre Dunkelsprache ans Tageslicht zerrt und sie damit bloßstellt.
Ich meine immer noch, dass mit dieser Kampagne tatsächlich die Freier im Visier sind - und dass es nicht eine demagogisch diffamierende Kampagne gegen SW ist. Allerdings führt die Stadt Stuttgart die Kampagne mit ihren eingeführten (selbst gewählten) Sprachmustern: Die semantische Identifizierung von Prostitution mit Zwang und Elend. Doch das ist nichts Neues. Eine neue Qualität von Abolitionismus erkenne ich darin nicht. Auch hier denke ich, dass Kuhn subjektiv nicht lügt, wenn er beteuert: "Es geht dabei nicht um eine Kampagne zum Verbot der Prostitution." (A.a.O)
So sehr bedeutend finde ich die Kampagne nicht. Sie mag textlich aus der Sicht der Medienagenturen genial sein, weil sie temporal einen Hype erzeugt. Das relativ Neue sehe ich darin, dass damit experimentiert wird, wie ein (vermeintliches?) Dunkelfeld (Freierverhalten) in eine öffentlich mögliche Tagessprache integriert werden kann.
Und das ist ja schon lange auch unsere Agenda. Auch das Reden von, über und mit Freiern. Allerdings bleibe ich bei diesem Fokus auch bei meinen kritischen Gedanken im Beitrag #424: Muss denn dieses Reden unausweichlich zur Diffamierung der Freier werden?
Auch Tanja liest es so und kommentiert, wie Freier beschrieben sind: "Kunden als ekelhafte Monster". In der weiteren Ausführung hat Tanja dann aber auch den Blick wieder überwiegend auf die semantische Gleichschaltung von Prostitution und Zwang, d. h. vorwiegend auf die SW-Seite.
Ich lese und empfinde alle vier Plakat-Sätze als klare Ansprache an die männlichen Freier. Den Nutten-Begriff sehe ich, wie gesagt, als Spiegel des Freierbildes, das kritisiert wird, nicht als moralisch-faktische Zuschreibung an deren Tätigkeit.
Was mir bei Tanja sehr einleuchtet, ist die Kontextualisierung des Themas. Egal mit welch hehrer Absicht eine Kampagne gestartet wird, steht sie doch immer in einem Zusammenhang. Hier eben in dem politisch anhaltenden Zusammenhang von übergriffigen Zuschreibungen der Motive und Lebensentwürfen von Sexarbeit und der faktischen Administration zum Verschwindenlassen der "Armutsprostituierten".
Uns bleibt ein Spagat: Die Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung tendenzieller Verrohungen im Paysex und einer Beschreibung wertschätzender Lebenszusammenhänge, die Tanja "care-Arbeit" nennt und die die Kritiker als "Wellness-Utopie" angreifen. Dazu müssen wir vermutlich eine Sicht- und Sprechweise entwickeln, in der SW und Freier nicht gegeneinander ausgespielt werden.
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- PlatinStern
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- Registriert: 16.06.2011, 21:03
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- Ich bin: Keine Angabe
RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
@lust4fun
Du schreibst:
"Ich meine immer noch, dass mit dieser Kampagne tatsächlich die Freier im Visier sind - und dass es nicht eine demagogisch diffamierende Kampagne gegen SW ist."
und
"So sehr bedeutend finde ich die Kampagne nicht."
Da muss ich widersprechen und dich vielleicht mal wieder daran erinnern das Sabine Constabel und die Sozialministerin von BW das Sexkaufverbot fordern und aktiv einfordern.
siehe zb hier http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 510dc.html
Auch für Sexkaufverbot/Freierbestrafung argumentiert man genau so wie du gerade:
Es ist ja nicht gegen die Frauen.
Die Freier sind die bösen und werden bestraft.
bla bla bla
Und? Ist es immer noch unbedeutend nun die bösen Freier ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und dafür in Kauf zu nehmen das ein paar blöde Nutten sich auf den Schlips getreten fühlen?
Ist ja für eine gute Sache.... Das Ende der Prostitution.
Du schreibst:
"Ich meine immer noch, dass mit dieser Kampagne tatsächlich die Freier im Visier sind - und dass es nicht eine demagogisch diffamierende Kampagne gegen SW ist."
und
"So sehr bedeutend finde ich die Kampagne nicht."
Da muss ich widersprechen und dich vielleicht mal wieder daran erinnern das Sabine Constabel und die Sozialministerin von BW das Sexkaufverbot fordern und aktiv einfordern.
siehe zb hier http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 510dc.html
Auch für Sexkaufverbot/Freierbestrafung argumentiert man genau so wie du gerade:
Es ist ja nicht gegen die Frauen.
Die Freier sind die bösen und werden bestraft.
bla bla bla
Und? Ist es immer noch unbedeutend nun die bösen Freier ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und dafür in Kauf zu nehmen das ein paar blöde Nutten sich auf den Schlips getreten fühlen?
Ist ja für eine gute Sache.... Das Ende der Prostitution.
Ein Freund meinte, ich hätte Wahnvorstellungen. Da wäre ich fast von meinem Einhorn gefallen!
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Fakten und Infos über Sexarbeit
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Kundenbestraung ist ist immer Hurenbestrafung. Die Kunden riskieren dabei nicht viel, die Huren aber ihre Existenz, und genau das ist das eigentliche Ziel.
Übrigens braucht es dazu nicht einmal Verhaftungen von Kunden: Seit dem 14.4.16 ist bekanntermaßen hier in Frankreich die Kundenbestrafung formal in Kraft, und ihre erste Auswirkung ist, daß in manchen Städten Polizei permanent auf dem Straßenstrich patrouilliert und so Kunden abschreckt/verscheucht. Wodurch die Huren kein Geld mehr verdienen und abwandern. Ziel erreicht, ganz ohne langen Prozeß. So sieht die Wirklichkeit unserer "Rettung" aus.
Übrigens braucht es dazu nicht einmal Verhaftungen von Kunden: Seit dem 14.4.16 ist bekanntermaßen hier in Frankreich die Kundenbestrafung formal in Kraft, und ihre erste Auswirkung ist, daß in manchen Städten Polizei permanent auf dem Straßenstrich patrouilliert und so Kunden abschreckt/verscheucht. Wodurch die Huren kein Geld mehr verdienen und abwandern. Ziel erreicht, ganz ohne langen Prozeß. So sieht die Wirklichkeit unserer "Rettung" aus.
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
Liebe Melanie,
Was ich jetzt noch zu sagen habe, ist für die Community vielleicht ermüdend, aber ich will es sagen, weil mir dieses Forum wichtig ist.
Deine Antwort hat mich etwas erschreckt. Ich "höre" einen Ton, den ich ohne direktes Gegenüber halt nur "lesen" kann. Ist es Wut, ist es Enttäuschung?
Du stellst fest, dass meine Argumentation direkt die Gegenseite stützt. Da hast du recht und da hast du mich verblüfft, weil mir diese mögliche Konsequenz beim Schreiben nicht so stark bewusst war. Allerdings meine ich, dass du meinen Kontext und andere Abschnitte bei deiner Kritik ganz außer Acht gelassen hast.
Andererseits ist mir die Erfahrung ziemlich vertraut; ich höre den Einwand oft.
Ich weiß, ich tauge nicht als Sprachrohr und Frontmensch für Pro- oder Contrabewegungen. Zu viel Irritation, Widersprüche, experimentelles Denken, kontextuelle Abhängigkeit...
Susan Sontag (ich liebe sie): "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke."
Inhaltlich korrigiert mich dein (wütender?) Einwand: Ich dachte, dass dieses Kampagnenthema für mich jetzt ziemlich ausgelutscht sei, aber ich sehe, dass es nicht fertig ist.
Nicht als Nachtreten gemeint - nur zum Sortieren und ein bisschen zur Rechtfertigung:
Du meinst, mich an die Protagonisten erinnern zu müssen. Dabei habe ich sie keine Sekunde vergessen. Frau Altpeter (seit ich sie in einer merkwürdigen Situation erlebt habe, denke ich viel über sie nach) ist Landesministerin und, soweit ich weiß, an der städtischen Kampagne nicht beteiligt. Frau Constabel ist als Sozialarbeiterin Angestellte der Stadt. Sie verantwortet die Kampagne nicht.
Ich habe mich mit dem Zusammenspiel von Oberbürgermeister und Werbeagentur auseinandergesetzt. Bei der Agentur ( http://werbungetc.de/werbung-etc-news/d ... rbung-etc/ ) ging ich davon aus, dass ihr die Themen/Inhalte persönlich relativ egal sind. Sie textet eben im professionellen Bewusstsein von medialer Wirkung. Der OB ist komplizierter; er bewegt sich zwischen einem Bedauern, dass Paysex nicht zu unterbinden ist, und einem liberalem Gewährenlassen.
Was mich eigentlich interessiert hat, ist die Wirkungsgeschichte dieser Konstellation in einer offenen Gesellschaft. Ich habe dazu den Gedanken der Paradoxie und der Unentschiedenheit ins Spiel gebracht. Zum Schluss bin ich bei dem Gedanken gelandet, dass alles mit allem zusammenhängt. Doris spitzt es in einem Satz zu. Worin ich manchmal zurückhaltender bin als einige hier, ist die Gleichsetzung von sozialen Wirkzusammenhängen mit hintergründigen Intentionen der politischen Player. Ich hoffe, das Forum erträgt das.
Was ich jetzt noch zu sagen habe, ist für die Community vielleicht ermüdend, aber ich will es sagen, weil mir dieses Forum wichtig ist.
Deine Antwort hat mich etwas erschreckt. Ich "höre" einen Ton, den ich ohne direktes Gegenüber halt nur "lesen" kann. Ist es Wut, ist es Enttäuschung?
Du stellst fest, dass meine Argumentation direkt die Gegenseite stützt. Da hast du recht und da hast du mich verblüfft, weil mir diese mögliche Konsequenz beim Schreiben nicht so stark bewusst war. Allerdings meine ich, dass du meinen Kontext und andere Abschnitte bei deiner Kritik ganz außer Acht gelassen hast.
Andererseits ist mir die Erfahrung ziemlich vertraut; ich höre den Einwand oft.
Ich weiß, ich tauge nicht als Sprachrohr und Frontmensch für Pro- oder Contrabewegungen. Zu viel Irritation, Widersprüche, experimentelles Denken, kontextuelle Abhängigkeit...
Susan Sontag (ich liebe sie): "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke."
Inhaltlich korrigiert mich dein (wütender?) Einwand: Ich dachte, dass dieses Kampagnenthema für mich jetzt ziemlich ausgelutscht sei, aber ich sehe, dass es nicht fertig ist.
Nicht als Nachtreten gemeint - nur zum Sortieren und ein bisschen zur Rechtfertigung:
Du meinst, mich an die Protagonisten erinnern zu müssen. Dabei habe ich sie keine Sekunde vergessen. Frau Altpeter (seit ich sie in einer merkwürdigen Situation erlebt habe, denke ich viel über sie nach) ist Landesministerin und, soweit ich weiß, an der städtischen Kampagne nicht beteiligt. Frau Constabel ist als Sozialarbeiterin Angestellte der Stadt. Sie verantwortet die Kampagne nicht.
Ich habe mich mit dem Zusammenspiel von Oberbürgermeister und Werbeagentur auseinandergesetzt. Bei der Agentur ( http://werbungetc.de/werbung-etc-news/d ... rbung-etc/ ) ging ich davon aus, dass ihr die Themen/Inhalte persönlich relativ egal sind. Sie textet eben im professionellen Bewusstsein von medialer Wirkung. Der OB ist komplizierter; er bewegt sich zwischen einem Bedauern, dass Paysex nicht zu unterbinden ist, und einem liberalem Gewährenlassen.
Was mich eigentlich interessiert hat, ist die Wirkungsgeschichte dieser Konstellation in einer offenen Gesellschaft. Ich habe dazu den Gedanken der Paradoxie und der Unentschiedenheit ins Spiel gebracht. Zum Schluss bin ich bei dem Gedanken gelandet, dass alles mit allem zusammenhängt. Doris spitzt es in einem Satz zu. Worin ich manchmal zurückhaltender bin als einige hier, ist die Gleichsetzung von sozialen Wirkzusammenhängen mit hintergründigen Intentionen der politischen Player. Ich hoffe, das Forum erträgt das.
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@lust4fun
ich finde: Ja, das Forum erträgt das und Dich allemal
...den sonst wäre es ärmer. Die aufgetretene Kontroverse, die vielleicht keine ist zeigt aber das tolle und woanders nachahmenswerte Niveau, in auf dem hier (auch kontrovers) diskutiert wird. Es erträgt ja auch Legastigenika wie mich
Kasharius grüßt Dich
ich finde: Ja, das Forum erträgt das und Dich allemal


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Stellungnahme des BesD zu "Stuttgart sagt stopp": http://berufsverband-sexarbeit.de/nutte ... rbeitende/
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
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Prostitution in Stuttgart
Kirche und Sexarbeiterverband kritisieren Kampagne
Von Sascha Maier 06. Mai 2016 - 06:00 Uhr
OB Kuhns Kampagne gegen Zwangs- und Armutsprostitution schlägt weiter hohe Wellen. Die drastische Wortwahl wird weder von Kirchenvertretern, noch von Sexarbeiterverbänden gern gesehen. Die Begründungen könnten dabei unterschiedlicher nicht sein.
Dass Kirche und Sexarbeiterverbände die gleichen Ansichten teilen, kommt durchaus selten vor. Bei OB Fritz Kuhns (Grüne) Plakatkampagne gegen Zwangs- und Armutsprostitution, die seit einer Woche im gesamten Stadtgebiet zu sehen ist, sehen aber beide deutlichen Verbesserungsbedarf. In der Wortwahl hätten sie sich mehr Feingefühl gewünscht, auch wenn sie sehr unterschiedlich argumentieren. Besonders die Plakate mit der Aufschrift "Nutten sind Menschen" und "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar" lösen Kontroversen aus.
Vosseler hält nichts vom F-Wort
Vor allem an letzter Formulierung stört sich Matthias Vosseler, Pfarrer der evangelischen Stiftskirche. "Das F-Wort hat im öffentlichen Raum nichts verloren. Nicht nur wegen der Kinder, auch ich als Erwachsener empfinde das als anstößig", so der 46-Jährige. Darum plädiert er dafür, das Wort durch ein anderes zu ersetzen. Einen konkreten Vorschlag hat er allerdings nicht parat, das Wort "Geschlechtsverkehr" als denkbare Alternative sei wahrscheinlich nicht stark genug.
Denn aufrütteln soll sie, die Kampagne, findet Vosseler. Der Pfarrer findet die Aktion im Grunde sehr gelungen - bis auf die Tatsache, dass männliche Prostituierte keine Beachtung darin finden. "Da wird ein kleiner, aber nicht unwichtiger Teil ausgeschlossen." Die Stricherszene in Stuttgart hat sich in den letzten Jahren zwar von der Straße weg stark ins Internet verlagert, existiert aber noch immer.
An dem Plakat mit der Aufschrift „Nutten sind Menschen“, das von der CDU scharf kritisiert wurde und das auch viele Prostituierte als ehrenrührig empfinden, da „Nutte“ ein Schimpfwort sei, hat der Pfarrer dagegen nichts zu bemäkeln. "In der Bibel ist auch von Huren die Rede", begründet der Geistliche seine Haltung.
Sexarbeiterverbände sind empört
Ganz anders sehen das Sexarbeiterverbände. Undine de Rivière, eine Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) ist empört über die Kampagne und sieht dadurch ihren Berufsstand in Misskredit gebracht. "Die Sprache, die da verwendet wird, ist diskriminierend", sagt sie. Kolleginnen hätten gesagt, ihnen sei schlecht geworden, als sie davon gehört hatten.
Als gelungenes Beispiel, wie man etwas für ihren Berufsstand tun kann, führt de Rivière Kampagnen von Aidshilfeverbänden an: "Kondome auf dem Straßenstrich zu verteilen ist auch öffentlichkeitswirksam, sinnvoll und vor allem nicht beleidigend."
Auch den angeblichen Kampf gegen Armutsprostitution hält de Rivière für geheuchelt. "Wie soll denn ein Freier auf so eine Forderung reagieren? Lieber zu einer reichen Prostituierten gehen?", so die Hamburgerin weiter. Außerdem stehe auf der Webseite der Kampagne zwar viel, wie die Stadt gegen illegale Prostitution vorzugehen pflege, aber nichts, was die Arbeitsverhältnisse in der Branche wirklich verbessern würde. In den nächsten Tagen will der BesD in einer Presseerklärung ausführlich Stellung beziehen zu Kuhns Kampagne.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 530c4.html
Kirche und Sexarbeiterverband kritisieren Kampagne
Von Sascha Maier 06. Mai 2016 - 06:00 Uhr
OB Kuhns Kampagne gegen Zwangs- und Armutsprostitution schlägt weiter hohe Wellen. Die drastische Wortwahl wird weder von Kirchenvertretern, noch von Sexarbeiterverbänden gern gesehen. Die Begründungen könnten dabei unterschiedlicher nicht sein.
Dass Kirche und Sexarbeiterverbände die gleichen Ansichten teilen, kommt durchaus selten vor. Bei OB Fritz Kuhns (Grüne) Plakatkampagne gegen Zwangs- und Armutsprostitution, die seit einer Woche im gesamten Stadtgebiet zu sehen ist, sehen aber beide deutlichen Verbesserungsbedarf. In der Wortwahl hätten sie sich mehr Feingefühl gewünscht, auch wenn sie sehr unterschiedlich argumentieren. Besonders die Plakate mit der Aufschrift "Nutten sind Menschen" und "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar" lösen Kontroversen aus.
Vosseler hält nichts vom F-Wort
Vor allem an letzter Formulierung stört sich Matthias Vosseler, Pfarrer der evangelischen Stiftskirche. "Das F-Wort hat im öffentlichen Raum nichts verloren. Nicht nur wegen der Kinder, auch ich als Erwachsener empfinde das als anstößig", so der 46-Jährige. Darum plädiert er dafür, das Wort durch ein anderes zu ersetzen. Einen konkreten Vorschlag hat er allerdings nicht parat, das Wort "Geschlechtsverkehr" als denkbare Alternative sei wahrscheinlich nicht stark genug.
Denn aufrütteln soll sie, die Kampagne, findet Vosseler. Der Pfarrer findet die Aktion im Grunde sehr gelungen - bis auf die Tatsache, dass männliche Prostituierte keine Beachtung darin finden. "Da wird ein kleiner, aber nicht unwichtiger Teil ausgeschlossen." Die Stricherszene in Stuttgart hat sich in den letzten Jahren zwar von der Straße weg stark ins Internet verlagert, existiert aber noch immer.
An dem Plakat mit der Aufschrift „Nutten sind Menschen“, das von der CDU scharf kritisiert wurde und das auch viele Prostituierte als ehrenrührig empfinden, da „Nutte“ ein Schimpfwort sei, hat der Pfarrer dagegen nichts zu bemäkeln. "In der Bibel ist auch von Huren die Rede", begründet der Geistliche seine Haltung.
Sexarbeiterverbände sind empört
Ganz anders sehen das Sexarbeiterverbände. Undine de Rivière, eine Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) ist empört über die Kampagne und sieht dadurch ihren Berufsstand in Misskredit gebracht. "Die Sprache, die da verwendet wird, ist diskriminierend", sagt sie. Kolleginnen hätten gesagt, ihnen sei schlecht geworden, als sie davon gehört hatten.
Als gelungenes Beispiel, wie man etwas für ihren Berufsstand tun kann, führt de Rivière Kampagnen von Aidshilfeverbänden an: "Kondome auf dem Straßenstrich zu verteilen ist auch öffentlichkeitswirksam, sinnvoll und vor allem nicht beleidigend."
Auch den angeblichen Kampf gegen Armutsprostitution hält de Rivière für geheuchelt. "Wie soll denn ein Freier auf so eine Forderung reagieren? Lieber zu einer reichen Prostituierten gehen?", so die Hamburgerin weiter. Außerdem stehe auf der Webseite der Kampagne zwar viel, wie die Stadt gegen illegale Prostitution vorzugehen pflege, aber nichts, was die Arbeitsverhältnisse in der Branche wirklich verbessern würde. In den nächsten Tagen will der BesD in einer Presseerklärung ausführlich Stellung beziehen zu Kuhns Kampagne.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 530c4.html
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Freierkampagne in Sillenbuch
Das F-Wort vor Schulen empört
Von Cedric Rehman 12. Mai 2016 - 16:00 Uhr
Müssen sich Grundschüler mit den Nöten Zwangsprostituierter befassen? In Sillenbuch passiert genau dies, weil die Stadt an der Kemnater Straße ein Plakat der Freierkampagne aufgehängt hat - in nächster Nähe zu zwei Schulen.
Sillenbuch - Irmgard Brendgen überlegt, ob sie selbst zur Tat schreiten soll. Gerne würde die Leiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) das Plakat einfach entfernen, das in nächster Nähe zu ihrer Schule auf die Rechte von Prostituierten aufmerksam machen will.
Der Text auf dem Plakat ist auch an vielen anderen Stellen in der Stadt zu lesen. Er spielt mit Artikel 1 des Grundgesetzes. Dieser erklärt die Würde des Menschen für unantastbar. Der Satz auf dem Plakat stellt klar, dass diese grundsätzlichste Forderung der deutschen Verfassung auch beim Sex gilt. Um den Geschlechtsverkehr zu umschreiben, wird das F-Wort benutzt.
Vielfache Kritik in der Stadt
Der drastische Ausdruck gehört zum Stil der städtischen Kampagne. Sie will an die unzivilisierten Umgangsformen und das häufig von Erniedrigung geprägte Verhältnis zwischen Freiern und Prostituierten erinnern und zur Bekämpfung der Zwangsprostitution aufrufen. An der als obszön empfundenen Wortwahl im Sinne der Aufklärung hat es bereits vielfach in der Stadt Kritik gegeben.
In Sillenbuch empört sich die Schulleiterin des GSG. "Es ist unser Erziehungsauftrag, die Jugendlichen zu einem angemessenen Sprachgebrauch anzuleiten. Und dann hängt die Stadt direkt in unserer Nachbarschaft ein Plakat auf, das solche Wörter verwendet", sagt Brendgen. Ihre Schüler seien in der Pubertät, fügt sie hinzu. Die Erziehungsarbeit der Lehrer in dieser ohnehin schwierigen Entwicklungsphase werde so von der Stadt konterkariert.
Warum benutzt die Stadt solche Wörter?
Daniela Noe-Klemm leitet die benachbarte Grundschule. Sie fragt sich, wie sie ihren Schülern die Zusammenhänge hinter der Kampagne erläutern soll. "Ich muss Sechsjährigen jetzt erklären, was Prostitution ist. Darin sehe ich nicht unseren Bildungsauftrag." Ohnehin könnten Kinder in dem Alter den Transfer nicht leisten, der sie begreifen ließe, warum die Stadt solche Wörter benutzt, sagt die Schulleiterin. "Die Schüler sehen nur, dass die Stadt so etwas auf Plakate druckt, und begreifen nicht mehr, warum sie so etwas in der Schule nicht sagen dürfen", sagt sie.
Als schädlich bewerten auch die Sillenbucher Sozialdemokraten das Plakat in der Nähe zu zwei Schulen. In einer Mitteilung heißt es, dass sich die Partei dafür einsetzen will, dass das Plakat verschwindet. Die SPD-Gemeinderatfraktion hatte zuvor, die Verwendung des F-Worts in der Kampagne insgesamt abgelehnt.
Der SPD-Bezirksbeirat Ulrich Storz war selbst Lehrer. Er teilt die Sorgen der Schulleiterinnen. "Ich weiß, dass Jugendliche eine andere Sprache verwenden, wenn sie unter sich etwa im Eichenhain chillen. Aber ihnen muss klar sein, dass solche Wörter in der Schule oder anderswo in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben. Und dann bringt die Stadt sie auf ein Plakat", sagt Ulrich Storz. Der SPD-Politiker macht aber auch aus seinen grundsätzlichen Bedenken gegenüber der Kampagne keinen Hehl. „Ich frage mich, warum diese Plakate bei uns in den Außenbezirken hängen müssen“, sagt er. Natürlich wisse er, dass wohl auch im Bezirk Sillenbuch Freier leben, sagt er. Er hält dennoch nichts von einer prophylaktischen Aufklärung. "Da wird doch jedem Mann unterstellt, dass er ein potenzieller Freier ist", sagt Storz.
Die Bürgermeisterin distanziert sich
Laut Angaben eines Sprechers der Stadt würden Drittfirmen die Plakate aufhängen und selbst entscheiden, wo sie das tun. Das Plakat an der Kemnater Straße werde noch bis zum 16. Mai hängen, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt. Er teilt mit, dass die Stadt bei der Vorbereitung der Kampagne mit dem Jugendamt im Gespräch war, ob ein solcher Sprachgebrauch auf Plakaten das Kindeswohl gefährde. "Das wurde von den Experten verneint", sagt er. Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer distanziert sich dagegen von dem Vorgehen der städtischen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Diese sei verantwortlich für die technischen und logistischen Aspekte der Kampagne, sagt sie. Sie selbst findet es unglücklich, dass das Plakat an der Kemnater Straße aufgehängt worden ist. "Die Ziele der Kampagne sind auch zu erreichen, wenn die Plakate nicht an Schulen hängen", meint sie. Die Leiterin der Grundschule Riedenberg, Daniela Noe-Klemm, sieht die Stadt in der Verantwortung, wenn sie Aufträge nach außen vergibt. "Ich frage mich, ob Stuttgart sich so in der Nähe von Schulen präsentieren will", sagt sie. "Ist das denn die Stadt?"
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... c55e7.html
Kommentar zu Freierkampagne
Kommunikation ohne Konzept
Von Cedric Rehman 12. Mai 2016 - 16:07 Uhr
Die Stadt hat eindeutig daneben gegriffen. Plakate mit dem F-Wort vor Schulen zu platzieren, war reichlich unüberlegt, findet unser Autor in seinem Kommentar.
Wer sich eine Kampagne ausdenkt, sollte sich überlegen, welches Publikum er ansprechen will. Grundschüler und Gymnasiasten können nicht im Ernst gemeint sein, wenn die Stadt auf die Freier zielt. Diejenigen, die in ihrem Auftrag das Plakat mit dem F-Wort an der Kemnater Straße angebracht haben, haben sich solche Gedanken nicht gemacht.
Das wäre die Aufgabe des Auftraggebers gewesen. Doch der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mangelt es an Feinfühligkeit. Sonst hätte sie erkannt, dass ein Plakat der Kampagne vor Schulen ein kommunikatives Eigentor ist. Da hilft es wenig, dass das Jugendamt die Verwendung des F-Worts angeblich für Kinder als unbedenklich eingestuft haben soll. Es macht das Gebaren der Stadt in den Augen vieler Eltern wohl eher schlimmer. Die Schulleiter, die sich überlegen, wie sie Sechsjährigen die Nöte von Zwangsprostituierten erklären sollen, sind nun Kronzeugen für alle, die in der Kampagne eine Zumutung für die Öffentlichkeit sehen. Natürlich laufen überall in der Stadt Kinder an den Plakaten der Aktion vorbei. Doch wenn die Plakate an Schulen hängen, scheint es zwangsläufig, dass deshalb Lehrer bei ihrer Erziehung zum korrekten Sprachgebrauch in Erklärungsnöte kommen. Die Stadt hat das sicher nicht beabsichtigt, aber eben in Riedenberg bewirkt. Wenn sie es gut meint mit ihrer Kampagne für Prostituiertenrechte, sollte sie vorausschauender vorgehen. Schulen gibt es viele in Stuttgart.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 42fb6.html
Das F-Wort vor Schulen empört
Von Cedric Rehman 12. Mai 2016 - 16:00 Uhr
Müssen sich Grundschüler mit den Nöten Zwangsprostituierter befassen? In Sillenbuch passiert genau dies, weil die Stadt an der Kemnater Straße ein Plakat der Freierkampagne aufgehängt hat - in nächster Nähe zu zwei Schulen.
Sillenbuch - Irmgard Brendgen überlegt, ob sie selbst zur Tat schreiten soll. Gerne würde die Leiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) das Plakat einfach entfernen, das in nächster Nähe zu ihrer Schule auf die Rechte von Prostituierten aufmerksam machen will.
Der Text auf dem Plakat ist auch an vielen anderen Stellen in der Stadt zu lesen. Er spielt mit Artikel 1 des Grundgesetzes. Dieser erklärt die Würde des Menschen für unantastbar. Der Satz auf dem Plakat stellt klar, dass diese grundsätzlichste Forderung der deutschen Verfassung auch beim Sex gilt. Um den Geschlechtsverkehr zu umschreiben, wird das F-Wort benutzt.
Vielfache Kritik in der Stadt
Der drastische Ausdruck gehört zum Stil der städtischen Kampagne. Sie will an die unzivilisierten Umgangsformen und das häufig von Erniedrigung geprägte Verhältnis zwischen Freiern und Prostituierten erinnern und zur Bekämpfung der Zwangsprostitution aufrufen. An der als obszön empfundenen Wortwahl im Sinne der Aufklärung hat es bereits vielfach in der Stadt Kritik gegeben.
In Sillenbuch empört sich die Schulleiterin des GSG. "Es ist unser Erziehungsauftrag, die Jugendlichen zu einem angemessenen Sprachgebrauch anzuleiten. Und dann hängt die Stadt direkt in unserer Nachbarschaft ein Plakat auf, das solche Wörter verwendet", sagt Brendgen. Ihre Schüler seien in der Pubertät, fügt sie hinzu. Die Erziehungsarbeit der Lehrer in dieser ohnehin schwierigen Entwicklungsphase werde so von der Stadt konterkariert.
Warum benutzt die Stadt solche Wörter?
Daniela Noe-Klemm leitet die benachbarte Grundschule. Sie fragt sich, wie sie ihren Schülern die Zusammenhänge hinter der Kampagne erläutern soll. "Ich muss Sechsjährigen jetzt erklären, was Prostitution ist. Darin sehe ich nicht unseren Bildungsauftrag." Ohnehin könnten Kinder in dem Alter den Transfer nicht leisten, der sie begreifen ließe, warum die Stadt solche Wörter benutzt, sagt die Schulleiterin. "Die Schüler sehen nur, dass die Stadt so etwas auf Plakate druckt, und begreifen nicht mehr, warum sie so etwas in der Schule nicht sagen dürfen", sagt sie.
Als schädlich bewerten auch die Sillenbucher Sozialdemokraten das Plakat in der Nähe zu zwei Schulen. In einer Mitteilung heißt es, dass sich die Partei dafür einsetzen will, dass das Plakat verschwindet. Die SPD-Gemeinderatfraktion hatte zuvor, die Verwendung des F-Worts in der Kampagne insgesamt abgelehnt.
Der SPD-Bezirksbeirat Ulrich Storz war selbst Lehrer. Er teilt die Sorgen der Schulleiterinnen. "Ich weiß, dass Jugendliche eine andere Sprache verwenden, wenn sie unter sich etwa im Eichenhain chillen. Aber ihnen muss klar sein, dass solche Wörter in der Schule oder anderswo in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben. Und dann bringt die Stadt sie auf ein Plakat", sagt Ulrich Storz. Der SPD-Politiker macht aber auch aus seinen grundsätzlichen Bedenken gegenüber der Kampagne keinen Hehl. „Ich frage mich, warum diese Plakate bei uns in den Außenbezirken hängen müssen“, sagt er. Natürlich wisse er, dass wohl auch im Bezirk Sillenbuch Freier leben, sagt er. Er hält dennoch nichts von einer prophylaktischen Aufklärung. "Da wird doch jedem Mann unterstellt, dass er ein potenzieller Freier ist", sagt Storz.
Die Bürgermeisterin distanziert sich
Laut Angaben eines Sprechers der Stadt würden Drittfirmen die Plakate aufhängen und selbst entscheiden, wo sie das tun. Das Plakat an der Kemnater Straße werde noch bis zum 16. Mai hängen, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt. Er teilt mit, dass die Stadt bei der Vorbereitung der Kampagne mit dem Jugendamt im Gespräch war, ob ein solcher Sprachgebrauch auf Plakaten das Kindeswohl gefährde. "Das wurde von den Experten verneint", sagt er. Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer distanziert sich dagegen von dem Vorgehen der städtischen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Diese sei verantwortlich für die technischen und logistischen Aspekte der Kampagne, sagt sie. Sie selbst findet es unglücklich, dass das Plakat an der Kemnater Straße aufgehängt worden ist. "Die Ziele der Kampagne sind auch zu erreichen, wenn die Plakate nicht an Schulen hängen", meint sie. Die Leiterin der Grundschule Riedenberg, Daniela Noe-Klemm, sieht die Stadt in der Verantwortung, wenn sie Aufträge nach außen vergibt. "Ich frage mich, ob Stuttgart sich so in der Nähe von Schulen präsentieren will", sagt sie. "Ist das denn die Stadt?"
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... c55e7.html
Kommentar zu Freierkampagne
Kommunikation ohne Konzept
Von Cedric Rehman 12. Mai 2016 - 16:07 Uhr
Die Stadt hat eindeutig daneben gegriffen. Plakate mit dem F-Wort vor Schulen zu platzieren, war reichlich unüberlegt, findet unser Autor in seinem Kommentar.
Wer sich eine Kampagne ausdenkt, sollte sich überlegen, welches Publikum er ansprechen will. Grundschüler und Gymnasiasten können nicht im Ernst gemeint sein, wenn die Stadt auf die Freier zielt. Diejenigen, die in ihrem Auftrag das Plakat mit dem F-Wort an der Kemnater Straße angebracht haben, haben sich solche Gedanken nicht gemacht.
Das wäre die Aufgabe des Auftraggebers gewesen. Doch der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mangelt es an Feinfühligkeit. Sonst hätte sie erkannt, dass ein Plakat der Kampagne vor Schulen ein kommunikatives Eigentor ist. Da hilft es wenig, dass das Jugendamt die Verwendung des F-Worts angeblich für Kinder als unbedenklich eingestuft haben soll. Es macht das Gebaren der Stadt in den Augen vieler Eltern wohl eher schlimmer. Die Schulleiter, die sich überlegen, wie sie Sechsjährigen die Nöte von Zwangsprostituierten erklären sollen, sind nun Kronzeugen für alle, die in der Kampagne eine Zumutung für die Öffentlichkeit sehen. Natürlich laufen überall in der Stadt Kinder an den Plakaten der Aktion vorbei. Doch wenn die Plakate an Schulen hängen, scheint es zwangsläufig, dass deshalb Lehrer bei ihrer Erziehung zum korrekten Sprachgebrauch in Erklärungsnöte kommen. Die Stadt hat das sicher nicht beabsichtigt, aber eben in Riedenberg bewirkt. Wenn sie es gut meint mit ihrer Kampagne für Prostituiertenrechte, sollte sie vorausschauender vorgehen. Schulen gibt es viele in Stuttgart.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 42fb6.html
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Plakataktion zur Zwangsprostitution
Stadt zieht positive Bilanz
Von red/rmu 20. Mai 2016 - 16:00 Uhr
Aufgeregte Eltern, verärgerte Bordellbetreiber, empörte Politiker: Die umstrittene Plakataktion der Stadt Stuttgart zur Zwangsprostitution hat hohe Wellen geschlagen. Die Stadt zieht jetzt trotzdem eine positive Bilanz.
"Nutten sind Menschen" und "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar": Die Plakate der Stadt Stuttgart gegen Zwangsprostitution haben auch wegen ihrer drastischen Wortwahl für Aufsehen gesorgt. Vulgär und nicht akzeptabel nannten manche die Texte, Bordellbetreiber kritisierten einige Begriffe als "Gossensprache". Kurz vor Ende der Aktion - am Montag werden die Plakate abgehängt - zieht die Stadt trotzdem eine positive Bilanz.
Immerhin sei der Sinn der Kampagne eine Diskussion über Zwangs- und Armutsprostitution gewesen, dieses Ziel habe man erreicht, konstatiert Andreas Scharf von der Stadt Stuttgart. Man habe sich dafür auch bewusst der Sprache der Freier bedient. Ob wegen der Plakate weniger Freier Stuttgart besuchten, das könne und wolle man nicht erheben, fügt er hinzu.
Durch das Wort "Nutte" verunglimpft
Rund 100 Zuschriften seien wegen der 260 Plakate in Aufstellern, 150 an Bauzäunen und anderen Freiflächen und einer weiteren Handvoll auf Großplakatflächen im Rathaus eingegangen, sagt Scharf. Die positiven und negativen Rückmeldungen hätten sich insgesamt die Waage gehalten.
Verständnis zeigt er für die Bedenken einiger Eltern, die die Plakate nicht in der Nähe von Schulen hätten sehen wollen. Diese Orte bewusst auszusparen hält Scharf aber trotzdem nicht für sinnvoll, da Kinder sich in der ganzen Stadt bewegten und so unweigerlich auch andernorts darauf stoßen würden.
Die Prostituierten selbst hätten Scharf zufolge positiv auf die Aktion reagiert. Dies sei bei zwei Veranstaltungen im La Strada deutlich geworden. Endlich habe mal jemand gesagt, wie die Frauen von den Freiern behandelt würden, zitiert er aus Äußerungen, die dort getätigt worden seien. Andere Prostituierte zeigten sich in einem Gespräch mit unserer Zeitung jedoch empört und fühlten sich verunglimpft durch das Wort "Nutte".
Einige der umstrittenen Plakate sind derweil durch Übermalen verändert worden. So wurde auf einem Aufsteller an der Kreuzung Killesberghöhe aus dem umstrittenen Schriftzug schlicht "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - ob eine Aversion gegen den Begriff "Ficken" oder eine andere Motivation der Grund für die Malaktion war, das könnte wohl nur der oder die Urheber/in klären. Der Grund für eine andere Umgestaltung eines Plakats in S-Riedenberg in "Die Würde des Menschen ist auch beim Kicken unantastbar" ist indes wohl eindeutig: es mahnt, die Würde der VfB-Fußballer trotz des Abstiegs zu achten.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 2456d.html
Stadt zieht positive Bilanz
Von red/rmu 20. Mai 2016 - 16:00 Uhr
Aufgeregte Eltern, verärgerte Bordellbetreiber, empörte Politiker: Die umstrittene Plakataktion der Stadt Stuttgart zur Zwangsprostitution hat hohe Wellen geschlagen. Die Stadt zieht jetzt trotzdem eine positive Bilanz.
"Nutten sind Menschen" und "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar": Die Plakate der Stadt Stuttgart gegen Zwangsprostitution haben auch wegen ihrer drastischen Wortwahl für Aufsehen gesorgt. Vulgär und nicht akzeptabel nannten manche die Texte, Bordellbetreiber kritisierten einige Begriffe als "Gossensprache". Kurz vor Ende der Aktion - am Montag werden die Plakate abgehängt - zieht die Stadt trotzdem eine positive Bilanz.
Immerhin sei der Sinn der Kampagne eine Diskussion über Zwangs- und Armutsprostitution gewesen, dieses Ziel habe man erreicht, konstatiert Andreas Scharf von der Stadt Stuttgart. Man habe sich dafür auch bewusst der Sprache der Freier bedient. Ob wegen der Plakate weniger Freier Stuttgart besuchten, das könne und wolle man nicht erheben, fügt er hinzu.
Durch das Wort "Nutte" verunglimpft
Rund 100 Zuschriften seien wegen der 260 Plakate in Aufstellern, 150 an Bauzäunen und anderen Freiflächen und einer weiteren Handvoll auf Großplakatflächen im Rathaus eingegangen, sagt Scharf. Die positiven und negativen Rückmeldungen hätten sich insgesamt die Waage gehalten.
Verständnis zeigt er für die Bedenken einiger Eltern, die die Plakate nicht in der Nähe von Schulen hätten sehen wollen. Diese Orte bewusst auszusparen hält Scharf aber trotzdem nicht für sinnvoll, da Kinder sich in der ganzen Stadt bewegten und so unweigerlich auch andernorts darauf stoßen würden.
Die Prostituierten selbst hätten Scharf zufolge positiv auf die Aktion reagiert. Dies sei bei zwei Veranstaltungen im La Strada deutlich geworden. Endlich habe mal jemand gesagt, wie die Frauen von den Freiern behandelt würden, zitiert er aus Äußerungen, die dort getätigt worden seien. Andere Prostituierte zeigten sich in einem Gespräch mit unserer Zeitung jedoch empört und fühlten sich verunglimpft durch das Wort "Nutte".
Einige der umstrittenen Plakate sind derweil durch Übermalen verändert worden. So wurde auf einem Aufsteller an der Kreuzung Killesberghöhe aus dem umstrittenen Schriftzug schlicht "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - ob eine Aversion gegen den Begriff "Ficken" oder eine andere Motivation der Grund für die Malaktion war, das könnte wohl nur der oder die Urheber/in klären. Der Grund für eine andere Umgestaltung eines Plakats in S-Riedenberg in "Die Würde des Menschen ist auch beim Kicken unantastbar" ist indes wohl eindeutig: es mahnt, die Würde der VfB-Fußballer trotz des Abstiegs zu achten.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 2456d.html
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Die Geschichte der Prostitution in Stuttgart
Sex in der City
Von Mathias Bury 13. Juni 2016 - 17:05 Uhr
Jede Zeit bringt besondere Formen des Sexgewerbes hervor. Nach dem Krieg hat sich die Stuttgarter Politik mit der Ruinenprostitution herumgeschlagen, später war es der Drogenstrich. Heute kämpft Oberbürgermeister Fritz Kuhn gegen die Auswüchse der Armutsprostitution aus Osteuropa.
Erst kürzlich erregte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit einer Kampagne Aufsehen, die an das Verantwortungsgefühl von Freiern gegenüber Prostituierten appellierte. Und die Stadt arbeitet an einer neuen Vergnügungsstättensatzung, die Rotlichtbetriebe strenger eingrenzen soll. In Berlin ist ein neues Prostitutionsgesetz in Arbeit. An vielen Stellen ist die Politik gegen die Auswüchse des Sexgewerbes tätig. Wie hat sich das Milieu in Stuttgart entwickelt? Eine Zeitreise.
Ein evangelischer Stadtdekan fordert ein Bordell - wo gibt's so was? In Stuttgart, in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt lag in Trümmern, in den Ruinen blühte die Prostitution. "Viele Männer waren in Gefangenschaft, die Frauen mussten sich durchschlagen", sagt Wolfgang Hohmann, Hauptkommissar bei der Stuttgarter Polizei, Arbeitsbereich Prostitution. Die Folgen damals waren verheerend. Geschlechtskrankheiten breiteten sich aus, jedes Jahr registrierte man in der Hautklinik im Schnitt 600 junge Frauen, sogenannte HwG-Mädchen mit "häufig wechselndem Geschlechtsverkehr", die einschlägige Symptome aufwiesen. Dies war einer der Gründe, warum der Stadtdekan, die Polizei sowie der Oberbürgermeister an die US-Militärregierung appellierten, das 1946 verhängte Bordellverbot wieder aufzuheben, schreibt Ina Hochreuther in einem Beitrag zur Prostitutionsgeschichte Stuttgarts in dem Band "Heimlich, still und fleißig?" zur Frauenarbeit in der Region.
1948 debattiert der Rat erstmals die "Kasernierung von Dirnen", mit der man mehr Kontrolle über das Geschäft mit dem käuflichen Sex und das Zuhälterwesen bekommen wollte. Im Februar 1957 war es so weit: Im Bebenhäuser Hof wurde ein Wohnheim für Prostituierte eröffnet, ermöglicht von der Stadt, gebaut und betrieben von Privatinvestoren. Die 67 Zimmer in dem Dreifarbenhaus genannten Etablissement hatten Bett, Sitzecke, Schrank. Miete: 15 Mark. Alkohol war nicht erlaubt.
Selige Zeiten, von heute aus betrachtet. „Das war ein mustergültiger Betrieb“, sagt Wolfgang Hohmann, „transparent, mit handschriftlich geführten Büchern, sehr fälschungssicher.“ Im Keller gab’s eine Art Kantine, gekocht wurde Hausmannskost. Die verantwortungsbewusste Verwalterin schaute, "dass die Frauen was Vernünftiges zu essen bekamen", erzählt die Sozialarbeiterin Sabine Constabel, die sich heute im Leonhardsviertel um die Prostituierten kümmert. "Das hatte Wohnheimcharakter mit ganz bürgerlichem Anstrich, Zuhälter hatten kein Zutritt." Mit Rücksicht auf Kirchgänger hatte das Dreifarbenhaus an Sonn- und Feiertagen zu.
Neue Form des käuflichen Sex: Auto-Prostitution
Doch nicht alle Stuttgarter Dirnen waren dort tätig. Auf etwa 2000 Frauen schätzte man 1957 deren Zahl – "65 professionelle Prostituierte, 528 vom Gesundheitsamt erfasste HwG-Mädchen und 1400 Gelegenheitsprostituierte", anzutreffen in der Altstadt, den Theateranlagen, im Rosensteinpark, auf der Königstraße, dem Hauptbahnhof und der Neckarstraße. Der damals schon wachsende Wohlstand brachte auch eine neue Form der käuflichen Liebe hervor: die Auto-Prostitution.
Anfang der 1970er Jahre setzte ein Wandel des Gewerbes ein. Zwar hatte die Ausweisung eines Sperrbezirks einige Zeit zur Folge, dass sich die Huren von Straßen und öffentlichen Plätzen zurückzogen. Mit dem entstehenden Drogenproblem erschienen dort aber Prostituierte neuen Typs. "Der Drogenstrich war Taktgeber in den 70ern", sagt Wolfgang Hohmann, auch wenn sie zunächst nur ein kleiner Teil der Rotlichtszene waren. Wegen des Suchtdrucks ließen sich die heroinabhängigen Beschaffungsprosituierten auf billigere Preise und auf Sexualpraktiken ein, die professionelle Huren ablehnten. "Zwischen den beiden Gruppen bestand eine richtige Feindschaft", sagt Hohmann.
Bis in die 90er gab es einen Drogenstrich
Die oft an Abszessen an den Armen erkennbaren Abhängigen verachteten ihrerseits die anderen Prostituierten. "Die haben sich gesagt: Wie kann man nur so verrückt sein, das zu machen, wenn man nicht suchtkrank ist", erinnert sich Sabine Constabel. Noch bis in die 90er Jahre gab es einen Drogenstrich in der Stadt, lange Jahre waren nahezu alle auf den Straßen anzutreffenden Huren drogensüchtig. Dies nicht zuletzt deshalb, weil Therapieplätze fehlten. "Wir haben zeitweise so viele Spritzen wie Kondome ausgegeben", sagt Sabine Constabel. Das Phänomen Drogenstrich war bald verschwunden, als in Stuttgart die Drogensubstitution eingeführt wurde und die Süchtigen den Ersatzstoff Methadon bekamen. "Die letzten Spritzen haben wir vor 15 Jahren verteilt."
Zur Verschärfung der Situation trug eine städtebauliche Entscheidung bei: der Bau des Schwabenzentrums in der City, dem die "Vereinigten Hüttenwerke" weichen mussten. Stuttgarts zentrales Amüsierviertel mit Tanzbars, Striplokalen, Bordellen und Beatclubs, die zu einem guten Teil nur in Baracken untergebracht waren, soll damals nach der Reeperbahn das zweitgrößte Rotlichtquartier der Republik gewesen sein. Der Abriss des vom früheren Oberbürgermeister Klett als "Sündenbabel" titulierten Komplexes, in dem sich Einheimische und GIs tummelten, hatte Folgen. Jetzt drängte das Milieu stärker auf die andere Seite der Hauptstätter Straße ins Leonhardsviertel und ins Bohnenviertel, machte sich dann mit dem Straßenstrich auch im nahe gelegenen Heusteigviertel breit. Entlang der Olgastraße etablierte sich ein "Babystrich". "Das war ein riesiges Problem", sagt Wolf Gläser vom Stadtplanungsamt. Noch heute zeugen die Tag- und Nachtschranken in dem Gründerzeitviertel, mit denen man den Verkehr in dem Wohnquartier eingedämmt hat, von den zuletzt erfolgreichen Abwehrmaßnahmen. Die waren zunächst hart umkämpft. "Die Zuhälter haben am Anfang die Abschrankungen mit Ketten am Fahrzeug rausgezogen", so Gläser. "Das war ein richtiger Kleinkrieg."
Sex im Wohnwagen
Auch die Wohnwagenprostitution hat sich in Stuttgart nicht gehalten. Jahrzehntelang standen in Wangen beim Schlachthof an der Ulmer Straße Prostituierte mit ihren Campingwagen, ebenso an der Stresemannstraße auf dem Killesberg. "Die sind der Marktwirtschaft zum Opfer gefallen", sagt Hauptkommissar Hohmann. Käuflicher Sex im Wohnwagen "in schaurigen Gegenden ohne Sicherheitsinfrastruktur" sei für die Freier wohl nicht mehr attraktiv genug gewesen. Als zwei Ungarinnen es vor wenigen Jahren unter der Zacke-Brücke an der Neuen Weinsteige noch mal mit der Wohnwagenprostitution versuchten, fanden sie durchaus männliche Kundschaft. Doch der Protest im Umfeld war so groß, dass sie schließlich von dannen zogen.
Immer wieder ging es im Milieu überaus gewaltsam zu. Anfang 1988 verhaftete die Polizei 18 Zuhälter, weil sie beim Kraftwerk in Münster und an der Ulmer Straße in Wangen Frauen brutal ausgebeutet hatten. Im Juli 1987 fand man in einer Absteige an der Leonhardstraße die Leiche von Ute D., sie war nach Schlägen auf den Hals erstickt. Und schon Anfang des Jahrzehnts waren drei Prostituierte getötet worden. In den Jahren 1991, 1994 und 1996 wurden dann drei Kosovo-Albaner und ein Bosnier mit Beziehungen ins Milieu erschossen. Ebenfalls im Jahr 1996 fand man die 26 Jahre alte spanische Prostituierte Francisca Victoria Martinez Garcia erschlagen auf einem Lüftungsgitter am Bopser.
"Billigangebote ganz neuer Art"
Die heutigen Verhältnisse sind geprägt durch die EU-Osterweiterung. Die ersten Frauen, die nach 2003 die neue Freizügigkeit nutzten, kamen aus Ungarn, Tschechien und den baltischen Staaten. Seit einigen Jahren stammen die jungen Frauen, die auf der Straße und in Rotlichtobjekten anschaffen, vor allem aus Rumänien und Bulgarien – die Polizei spricht von 90 Prozent. "Die haben Billigangebote ganz neuer Art auf die Straße gebracht", sagt Wolfgang Hohmann. Vor Jahrzehnten verdiente eine Prostituierte pro Kunde etwa 100 Mark, nun liege der Standardpreis bei 30 Euro, werde aber auch mal auf 20 Euro heruntergehandelt. "Früher haben die Frauen gut verdient", sagt Hohmann. In einem Ermittlungsverfahren in den 1970er Jahren habe man ein Sparbuch sichergestellt, das dies belegte. "Die Prostituierte hat täglich 500 Mark eingezahlt."
Auch das Verhältnis Hure und Freier war anders. "Früher haben die Huren dem Freier gesagt, was läuft", sagt Hohmann. Sozialarbeiterin Sabine Constabel bestätigt: "Professionelles Anschaffen hieß damals: so wenig Geschlechtsverkehr wie möglich. Sich jeden Tag von zehn Männern penetrieren zu lassen wäre für die Frauen absurd gewesen." So habe es zum Standard gehört, dass Prostituierte die Methode des "Falleschiebens" anwandten - den im Vergleich zu heute ohnehin verschämteren Freiern wurde der Geschlechtsverkehr nur vortäuscht. "Die gingen zufrieden raus, aber es war wenig passiert."
Die Huren sind jünger denn je
Selbstbewusst sind heute nicht mehr die Huren, sondern die Freier und Bordellbetreiber. "Aus Freiersicht ist das eine Topgeschichte", sagt Wolfgang Hohmann bissig. Die Prostituierten seien jünger denn je, deutsche oder gar ältere Frauen, wie man sie früher antraf, aus dem Markt verdrängt, die Preise günstig wie nie. Die jungen Osteuropäerinnen, die oft aus Romafamilien stammten, die Gewalt und Ausbeutung erlebt hätten, seien "zutiefst verunsichert". Nicht wenige seien von den Zuhältern "erpressbar", weil sie in ihrer Heimat Kinder haben.
Die Bordellbetreiber können die Sache, seit Rot-Grün in Berlin 2003 per Gesetz den Straftatbestand der Förderung der Prostitution abgeschafft hat, entspannter angehen. Der Nachweis, in welchem Maße Zwang gegen die Frauen angewendet wird, ist nur schwer zu führen. Anders als vor Jahrzehnten im Dreifarbenhaus, wird den Frauen heute auch vorgeschrieben, wann sie zu arbeiten, wie sie sich zu kleiden haben, ob sie etwa im Kontaktbereich eines Bordells nackt sein müssen. Wenn eine nicht pariert: Nachschub aus Osteuropa ist jederzeit garantiert.
"Das Milieu hat resigniert"
Und dennoch: Stuttgart sei nicht Berlin, Frankfurt oder Hamburg, wo es Laufhäuser mit 250 Zimmern gebe, sagt Wolfgang Hohmann. Das Dreifarbenhaus ist hier noch immer die mit Abstand größte Einrichtung. Anders als andere Großstädte und manche Umlandgemeinden habe die hiesige Politik das Sexgewerbe "immer restriktiv" behandelt, so Hohmann. "Das Milieu hat resigniert." Es gibt viele Hilfsangebote für Prostituierte, die Polizei ist mit zwölf Beamten vergleichsweise gut besetzt.
Was die Sache nicht wirklich einfacher macht. Rund 1400 Prostituierte wurden im Vorjahr in Stuttgart registriert, etwa 450 sind jeden Tag tätig. Von diesen arbeiten 80 Prozent in den im ganzen Stadtgebiet verteilten 165 Rotlichtobjekten: in Modellwohnungen, kleineren Bordellen, Massagestudios oder irgendwelchen Absteigen. Die Frauen zahlen häufig eine hohe Tagesmiete von mehr als 100 Euro. Für die Sozialarbeiterin Sabine Constabel ist es deshalb keine Frage: "Das Gewerbe ist zwingend auf Zwangsprostituierte angewiesen."
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 8cef7.html
Sex in der City
Von Mathias Bury 13. Juni 2016 - 17:05 Uhr
Jede Zeit bringt besondere Formen des Sexgewerbes hervor. Nach dem Krieg hat sich die Stuttgarter Politik mit der Ruinenprostitution herumgeschlagen, später war es der Drogenstrich. Heute kämpft Oberbürgermeister Fritz Kuhn gegen die Auswüchse der Armutsprostitution aus Osteuropa.
Erst kürzlich erregte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit einer Kampagne Aufsehen, die an das Verantwortungsgefühl von Freiern gegenüber Prostituierten appellierte. Und die Stadt arbeitet an einer neuen Vergnügungsstättensatzung, die Rotlichtbetriebe strenger eingrenzen soll. In Berlin ist ein neues Prostitutionsgesetz in Arbeit. An vielen Stellen ist die Politik gegen die Auswüchse des Sexgewerbes tätig. Wie hat sich das Milieu in Stuttgart entwickelt? Eine Zeitreise.
Ein evangelischer Stadtdekan fordert ein Bordell - wo gibt's so was? In Stuttgart, in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt lag in Trümmern, in den Ruinen blühte die Prostitution. "Viele Männer waren in Gefangenschaft, die Frauen mussten sich durchschlagen", sagt Wolfgang Hohmann, Hauptkommissar bei der Stuttgarter Polizei, Arbeitsbereich Prostitution. Die Folgen damals waren verheerend. Geschlechtskrankheiten breiteten sich aus, jedes Jahr registrierte man in der Hautklinik im Schnitt 600 junge Frauen, sogenannte HwG-Mädchen mit "häufig wechselndem Geschlechtsverkehr", die einschlägige Symptome aufwiesen. Dies war einer der Gründe, warum der Stadtdekan, die Polizei sowie der Oberbürgermeister an die US-Militärregierung appellierten, das 1946 verhängte Bordellverbot wieder aufzuheben, schreibt Ina Hochreuther in einem Beitrag zur Prostitutionsgeschichte Stuttgarts in dem Band "Heimlich, still und fleißig?" zur Frauenarbeit in der Region.
1948 debattiert der Rat erstmals die "Kasernierung von Dirnen", mit der man mehr Kontrolle über das Geschäft mit dem käuflichen Sex und das Zuhälterwesen bekommen wollte. Im Februar 1957 war es so weit: Im Bebenhäuser Hof wurde ein Wohnheim für Prostituierte eröffnet, ermöglicht von der Stadt, gebaut und betrieben von Privatinvestoren. Die 67 Zimmer in dem Dreifarbenhaus genannten Etablissement hatten Bett, Sitzecke, Schrank. Miete: 15 Mark. Alkohol war nicht erlaubt.
Selige Zeiten, von heute aus betrachtet. „Das war ein mustergültiger Betrieb“, sagt Wolfgang Hohmann, „transparent, mit handschriftlich geführten Büchern, sehr fälschungssicher.“ Im Keller gab’s eine Art Kantine, gekocht wurde Hausmannskost. Die verantwortungsbewusste Verwalterin schaute, "dass die Frauen was Vernünftiges zu essen bekamen", erzählt die Sozialarbeiterin Sabine Constabel, die sich heute im Leonhardsviertel um die Prostituierten kümmert. "Das hatte Wohnheimcharakter mit ganz bürgerlichem Anstrich, Zuhälter hatten kein Zutritt." Mit Rücksicht auf Kirchgänger hatte das Dreifarbenhaus an Sonn- und Feiertagen zu.
Neue Form des käuflichen Sex: Auto-Prostitution
Doch nicht alle Stuttgarter Dirnen waren dort tätig. Auf etwa 2000 Frauen schätzte man 1957 deren Zahl – "65 professionelle Prostituierte, 528 vom Gesundheitsamt erfasste HwG-Mädchen und 1400 Gelegenheitsprostituierte", anzutreffen in der Altstadt, den Theateranlagen, im Rosensteinpark, auf der Königstraße, dem Hauptbahnhof und der Neckarstraße. Der damals schon wachsende Wohlstand brachte auch eine neue Form der käuflichen Liebe hervor: die Auto-Prostitution.
Anfang der 1970er Jahre setzte ein Wandel des Gewerbes ein. Zwar hatte die Ausweisung eines Sperrbezirks einige Zeit zur Folge, dass sich die Huren von Straßen und öffentlichen Plätzen zurückzogen. Mit dem entstehenden Drogenproblem erschienen dort aber Prostituierte neuen Typs. "Der Drogenstrich war Taktgeber in den 70ern", sagt Wolfgang Hohmann, auch wenn sie zunächst nur ein kleiner Teil der Rotlichtszene waren. Wegen des Suchtdrucks ließen sich die heroinabhängigen Beschaffungsprosituierten auf billigere Preise und auf Sexualpraktiken ein, die professionelle Huren ablehnten. "Zwischen den beiden Gruppen bestand eine richtige Feindschaft", sagt Hohmann.
Bis in die 90er gab es einen Drogenstrich
Die oft an Abszessen an den Armen erkennbaren Abhängigen verachteten ihrerseits die anderen Prostituierten. "Die haben sich gesagt: Wie kann man nur so verrückt sein, das zu machen, wenn man nicht suchtkrank ist", erinnert sich Sabine Constabel. Noch bis in die 90er Jahre gab es einen Drogenstrich in der Stadt, lange Jahre waren nahezu alle auf den Straßen anzutreffenden Huren drogensüchtig. Dies nicht zuletzt deshalb, weil Therapieplätze fehlten. "Wir haben zeitweise so viele Spritzen wie Kondome ausgegeben", sagt Sabine Constabel. Das Phänomen Drogenstrich war bald verschwunden, als in Stuttgart die Drogensubstitution eingeführt wurde und die Süchtigen den Ersatzstoff Methadon bekamen. "Die letzten Spritzen haben wir vor 15 Jahren verteilt."
Zur Verschärfung der Situation trug eine städtebauliche Entscheidung bei: der Bau des Schwabenzentrums in der City, dem die "Vereinigten Hüttenwerke" weichen mussten. Stuttgarts zentrales Amüsierviertel mit Tanzbars, Striplokalen, Bordellen und Beatclubs, die zu einem guten Teil nur in Baracken untergebracht waren, soll damals nach der Reeperbahn das zweitgrößte Rotlichtquartier der Republik gewesen sein. Der Abriss des vom früheren Oberbürgermeister Klett als "Sündenbabel" titulierten Komplexes, in dem sich Einheimische und GIs tummelten, hatte Folgen. Jetzt drängte das Milieu stärker auf die andere Seite der Hauptstätter Straße ins Leonhardsviertel und ins Bohnenviertel, machte sich dann mit dem Straßenstrich auch im nahe gelegenen Heusteigviertel breit. Entlang der Olgastraße etablierte sich ein "Babystrich". "Das war ein riesiges Problem", sagt Wolf Gläser vom Stadtplanungsamt. Noch heute zeugen die Tag- und Nachtschranken in dem Gründerzeitviertel, mit denen man den Verkehr in dem Wohnquartier eingedämmt hat, von den zuletzt erfolgreichen Abwehrmaßnahmen. Die waren zunächst hart umkämpft. "Die Zuhälter haben am Anfang die Abschrankungen mit Ketten am Fahrzeug rausgezogen", so Gläser. "Das war ein richtiger Kleinkrieg."
Sex im Wohnwagen
Auch die Wohnwagenprostitution hat sich in Stuttgart nicht gehalten. Jahrzehntelang standen in Wangen beim Schlachthof an der Ulmer Straße Prostituierte mit ihren Campingwagen, ebenso an der Stresemannstraße auf dem Killesberg. "Die sind der Marktwirtschaft zum Opfer gefallen", sagt Hauptkommissar Hohmann. Käuflicher Sex im Wohnwagen "in schaurigen Gegenden ohne Sicherheitsinfrastruktur" sei für die Freier wohl nicht mehr attraktiv genug gewesen. Als zwei Ungarinnen es vor wenigen Jahren unter der Zacke-Brücke an der Neuen Weinsteige noch mal mit der Wohnwagenprostitution versuchten, fanden sie durchaus männliche Kundschaft. Doch der Protest im Umfeld war so groß, dass sie schließlich von dannen zogen.
Immer wieder ging es im Milieu überaus gewaltsam zu. Anfang 1988 verhaftete die Polizei 18 Zuhälter, weil sie beim Kraftwerk in Münster und an der Ulmer Straße in Wangen Frauen brutal ausgebeutet hatten. Im Juli 1987 fand man in einer Absteige an der Leonhardstraße die Leiche von Ute D., sie war nach Schlägen auf den Hals erstickt. Und schon Anfang des Jahrzehnts waren drei Prostituierte getötet worden. In den Jahren 1991, 1994 und 1996 wurden dann drei Kosovo-Albaner und ein Bosnier mit Beziehungen ins Milieu erschossen. Ebenfalls im Jahr 1996 fand man die 26 Jahre alte spanische Prostituierte Francisca Victoria Martinez Garcia erschlagen auf einem Lüftungsgitter am Bopser.
"Billigangebote ganz neuer Art"
Die heutigen Verhältnisse sind geprägt durch die EU-Osterweiterung. Die ersten Frauen, die nach 2003 die neue Freizügigkeit nutzten, kamen aus Ungarn, Tschechien und den baltischen Staaten. Seit einigen Jahren stammen die jungen Frauen, die auf der Straße und in Rotlichtobjekten anschaffen, vor allem aus Rumänien und Bulgarien – die Polizei spricht von 90 Prozent. "Die haben Billigangebote ganz neuer Art auf die Straße gebracht", sagt Wolfgang Hohmann. Vor Jahrzehnten verdiente eine Prostituierte pro Kunde etwa 100 Mark, nun liege der Standardpreis bei 30 Euro, werde aber auch mal auf 20 Euro heruntergehandelt. "Früher haben die Frauen gut verdient", sagt Hohmann. In einem Ermittlungsverfahren in den 1970er Jahren habe man ein Sparbuch sichergestellt, das dies belegte. "Die Prostituierte hat täglich 500 Mark eingezahlt."
Auch das Verhältnis Hure und Freier war anders. "Früher haben die Huren dem Freier gesagt, was läuft", sagt Hohmann. Sozialarbeiterin Sabine Constabel bestätigt: "Professionelles Anschaffen hieß damals: so wenig Geschlechtsverkehr wie möglich. Sich jeden Tag von zehn Männern penetrieren zu lassen wäre für die Frauen absurd gewesen." So habe es zum Standard gehört, dass Prostituierte die Methode des "Falleschiebens" anwandten - den im Vergleich zu heute ohnehin verschämteren Freiern wurde der Geschlechtsverkehr nur vortäuscht. "Die gingen zufrieden raus, aber es war wenig passiert."
Die Huren sind jünger denn je
Selbstbewusst sind heute nicht mehr die Huren, sondern die Freier und Bordellbetreiber. "Aus Freiersicht ist das eine Topgeschichte", sagt Wolfgang Hohmann bissig. Die Prostituierten seien jünger denn je, deutsche oder gar ältere Frauen, wie man sie früher antraf, aus dem Markt verdrängt, die Preise günstig wie nie. Die jungen Osteuropäerinnen, die oft aus Romafamilien stammten, die Gewalt und Ausbeutung erlebt hätten, seien "zutiefst verunsichert". Nicht wenige seien von den Zuhältern "erpressbar", weil sie in ihrer Heimat Kinder haben.
Die Bordellbetreiber können die Sache, seit Rot-Grün in Berlin 2003 per Gesetz den Straftatbestand der Förderung der Prostitution abgeschafft hat, entspannter angehen. Der Nachweis, in welchem Maße Zwang gegen die Frauen angewendet wird, ist nur schwer zu führen. Anders als vor Jahrzehnten im Dreifarbenhaus, wird den Frauen heute auch vorgeschrieben, wann sie zu arbeiten, wie sie sich zu kleiden haben, ob sie etwa im Kontaktbereich eines Bordells nackt sein müssen. Wenn eine nicht pariert: Nachschub aus Osteuropa ist jederzeit garantiert.
"Das Milieu hat resigniert"
Und dennoch: Stuttgart sei nicht Berlin, Frankfurt oder Hamburg, wo es Laufhäuser mit 250 Zimmern gebe, sagt Wolfgang Hohmann. Das Dreifarbenhaus ist hier noch immer die mit Abstand größte Einrichtung. Anders als andere Großstädte und manche Umlandgemeinden habe die hiesige Politik das Sexgewerbe "immer restriktiv" behandelt, so Hohmann. "Das Milieu hat resigniert." Es gibt viele Hilfsangebote für Prostituierte, die Polizei ist mit zwölf Beamten vergleichsweise gut besetzt.
Was die Sache nicht wirklich einfacher macht. Rund 1400 Prostituierte wurden im Vorjahr in Stuttgart registriert, etwa 450 sind jeden Tag tätig. Von diesen arbeiten 80 Prozent in den im ganzen Stadtgebiet verteilten 165 Rotlichtobjekten: in Modellwohnungen, kleineren Bordellen, Massagestudios oder irgendwelchen Absteigen. Die Frauen zahlen häufig eine hohe Tagesmiete von mehr als 100 Euro. Für die Sozialarbeiterin Sabine Constabel ist es deshalb keine Frage: "Das Gewerbe ist zwingend auf Zwangsprostituierte angewiesen."
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Polizei sucht Freier nach Tat in S-West
Prostituierte vergewaltigt und beraubt
Von ceb 17. Juni 2016 - 18:58 Uhr
Ein Freier soll am Donnerstag gegen 23 Uhr eine Prostituierte auf einem Parkplatz an der Magstadter Straße vergewaltigt und beraubt haben. Die Polizei bittet um Hinweise.
Stuttgart - Ein Freier soll laut Polizei am Donnerstag gegen 23 Uhr eine Prostituierte auf einem Parkplatz an der Magstadter Straße vergewaltigt und beraubt haben. Der Mann hatte die 20-Jährige an der Esslinger Straße/Ecke Leonhardstraße angesprochen und mit ihr sexuelle Leistungen vereinbart. Dazu kam es dann auf dem Parkplatz bei den Bärenseen. Danach zwang der Freier die Frau zu weiteren, nicht vereinbarten sexuellen Handlungen und stahl ihren Lohn. Als ein roter Mazda auf den Parkplatz fuhr, konnte die Frau die Hupe betätigen. Der Mazdafahrer kam zu dem Wagen des Freiers. Diesen Moment nutzte die Frau um zu fliehen. Der Freier fuhr mit einem roten Ford Pick-up älteren Baujahrs davon.
Prostituierte vergewaltigt und beraubt
Von ceb 17. Juni 2016 - 18:58 Uhr
Ein Freier soll am Donnerstag gegen 23 Uhr eine Prostituierte auf einem Parkplatz an der Magstadter Straße vergewaltigt und beraubt haben. Die Polizei bittet um Hinweise.
Stuttgart - Ein Freier soll laut Polizei am Donnerstag gegen 23 Uhr eine Prostituierte auf einem Parkplatz an der Magstadter Straße vergewaltigt und beraubt haben. Der Mann hatte die 20-Jährige an der Esslinger Straße/Ecke Leonhardstraße angesprochen und mit ihr sexuelle Leistungen vereinbart. Dazu kam es dann auf dem Parkplatz bei den Bärenseen. Danach zwang der Freier die Frau zu weiteren, nicht vereinbarten sexuellen Handlungen und stahl ihren Lohn. Als ein roter Mazda auf den Parkplatz fuhr, konnte die Frau die Hupe betätigen. Der Mazdafahrer kam zu dem Wagen des Freiers. Diesen Moment nutzte die Frau um zu fliehen. Der Freier fuhr mit einem roten Ford Pick-up älteren Baujahrs davon.
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Nach der Freierkampagne in Stuttgart
Runder Tisch zur Prostitution geplant
Von Mathias Bury 04. Juli 2016 - 17:01 Uhr
Nach der teils umstrittenen Freierkampagne des Oberbürgermeisters fordert der Stuttgarter Gemeinderat weitere Aktivitäten gegen die Armutsprostitution in der Stadt. Deshalb soll in der Sache ein runter Tisch gebildet werden.
Stuttgart - Auch nach dem Ende der Freierkampagne will die Stadt in ihren Aktivitäten gegen Auswüchse der Armutsprostitution nicht nachlassen. Deshalb soll eine runder Tisch eingerichtet werden, der die Arbeit der an der Sache Beteiligten freien Träger und der zuständigen Behörden mit der Kommunalpolitik koordiniert.
Gegen die Gleichgültigkeit
Nach der wegen der teils drastischen Wortwahl umstrittenen Freierkampagne des Oberbürgermeisters ("Nutten sind Menschen", "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar") ging es am Montag im Sozialausschuss darum, wie die Stadt beim Thema Prostitution weiter vorgeht. "Es kann nicht nur bei diesen Plakaten bleiben", sagt Judith Vowinkel von der SPD, die das Thema per Antrag nochmals auf die Tagesordnung gebracht hatte.
Erfolge gegen den Straßenstrich
Dass der teils intensive Einsatz der Polizei im vergangenen Jahr Verbesserungen gebracht hat, machte der Vortrag von Hauptkommissar Wolfgang Hohmann deutlich. So sank die Zahl der kontrollierten Straßenprostituierten von 408 im Jahr 2014 auf 284 im Vorjahr. Das hat nicht wenig damit zutun, dass die verhängten Strafanzeigen wegen verbotener Prostitution von 129 auf 326 gestiegen sind. "Der Straßenstrich ist deutlich zurückgegangen", sagt Andreas Winter, der Fraktionschef der Grünen, anerkennend.
Zeitweise schien der Straßenstrich im Leonhardsviertel fast verschwunden zu sein. Die CDU pocht deshalb darauf: "Die Kontrollen müssen aufrechterhalten werden", erklärt Stadträtin Beate Bulle-Schmid. Was der Polizei aber nur möglich ist, wenn keine anderen wichtigen Aufgaben entsprechende Kapazitäten erfordern.
Weniger Heranwachsende in Rotlichtbetrieben
Jeden Tag schaffen in Stuttgart etwa 450 Frauen an, der größte Teil sind Osteuropäerinnen insbesondere aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Seit 2012 ist die Zahl der insgesamt im Jahr kontrollierten Prostituierten von 1698 auf 1409 im Jahr 2015 zurückgegangen. Während der Straßenstrich merklich abgenommen hat, ist die Zahl der Objektprostituierten mit 1135 (Vorjahr: 1133) in den 165 Rotlichtbetrieben praktisch gleich geblieben. Aber der Anteil der Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren unter den Huren habe abgenommen, sagt Wolfgang Hohmann. 2013 hatte man 193 Frauen dieser Altersgruppe angetroffen, im Vorjahr dann noch 134.
Eine neuere Entwicklung ist, dass unter den Freiern in den Etablissements auch Flüchtlinge sind. Jede Woche komme es zu teils handgreiflichen Konflikten mit Türstehern oder mit Prostituierten, erklärt Wolfgang Hohmann. Mal gibt es Streit wegen der Höhe des Preises für den käuflichen Sex, mal fassen die Männer die Frauen an, wollen dafür aber nichts bezahlen. Der Hauptkommissar führt dies auf Missverständnisse wegen Sprachproblemen und auf Mentalitätsunterschiede im Umgang mit Prostitution zurück.
Was wird die Kondompflicht bringen?
Mehr Aufgaben kommen auf die Stadt zu, wenn voraussichtlich im Juli 2017 das noch nicht beschlossene neue Prostitutionsschutzgesetz in Kraft tritt. Dieses sieht eine Anmeldepflicht für Prostituierte vor, zu der auch eine turnusmäßige Gesundheitsberatung gehört, Betreiber von Rotlichtbetrieben müssen Mindestanforderungen erfüllen und eine Kondompflicht für Freier ist vorgesehen. Grundsätzlich begrüßen die Fraktionen die Gesetzesnovelle. Aber nicht nur Beate Bulle-Schmid fragt sich, welchen Effekt die Kondompflicht haben kann. Und alle Fraktionen sind unzufrieden damit, dass der Gesetzgeber nun doch kein Prostitutionsverbot für Frauen unter 21 Jahren erlassen will. "Das Mindestalter müsste auf jeden Fall hochgesetzt werden", kritisiert Judith Vowinkel.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... d8bb6.html
Und ein "Runder Tisch" ohne die Betroffenen. Da kann ja nur Unsinn dabei herauskommen.
Runder Tisch zur Prostitution geplant
Von Mathias Bury 04. Juli 2016 - 17:01 Uhr
Nach der teils umstrittenen Freierkampagne des Oberbürgermeisters fordert der Stuttgarter Gemeinderat weitere Aktivitäten gegen die Armutsprostitution in der Stadt. Deshalb soll in der Sache ein runter Tisch gebildet werden.
Stuttgart - Auch nach dem Ende der Freierkampagne will die Stadt in ihren Aktivitäten gegen Auswüchse der Armutsprostitution nicht nachlassen. Deshalb soll eine runder Tisch eingerichtet werden, der die Arbeit der an der Sache Beteiligten freien Träger und der zuständigen Behörden mit der Kommunalpolitik koordiniert.
Gegen die Gleichgültigkeit
Nach der wegen der teils drastischen Wortwahl umstrittenen Freierkampagne des Oberbürgermeisters ("Nutten sind Menschen", "Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar") ging es am Montag im Sozialausschuss darum, wie die Stadt beim Thema Prostitution weiter vorgeht. "Es kann nicht nur bei diesen Plakaten bleiben", sagt Judith Vowinkel von der SPD, die das Thema per Antrag nochmals auf die Tagesordnung gebracht hatte.
Erfolge gegen den Straßenstrich
Dass der teils intensive Einsatz der Polizei im vergangenen Jahr Verbesserungen gebracht hat, machte der Vortrag von Hauptkommissar Wolfgang Hohmann deutlich. So sank die Zahl der kontrollierten Straßenprostituierten von 408 im Jahr 2014 auf 284 im Vorjahr. Das hat nicht wenig damit zutun, dass die verhängten Strafanzeigen wegen verbotener Prostitution von 129 auf 326 gestiegen sind. "Der Straßenstrich ist deutlich zurückgegangen", sagt Andreas Winter, der Fraktionschef der Grünen, anerkennend.
Zeitweise schien der Straßenstrich im Leonhardsviertel fast verschwunden zu sein. Die CDU pocht deshalb darauf: "Die Kontrollen müssen aufrechterhalten werden", erklärt Stadträtin Beate Bulle-Schmid. Was der Polizei aber nur möglich ist, wenn keine anderen wichtigen Aufgaben entsprechende Kapazitäten erfordern.
Weniger Heranwachsende in Rotlichtbetrieben
Jeden Tag schaffen in Stuttgart etwa 450 Frauen an, der größte Teil sind Osteuropäerinnen insbesondere aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Seit 2012 ist die Zahl der insgesamt im Jahr kontrollierten Prostituierten von 1698 auf 1409 im Jahr 2015 zurückgegangen. Während der Straßenstrich merklich abgenommen hat, ist die Zahl der Objektprostituierten mit 1135 (Vorjahr: 1133) in den 165 Rotlichtbetrieben praktisch gleich geblieben. Aber der Anteil der Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren unter den Huren habe abgenommen, sagt Wolfgang Hohmann. 2013 hatte man 193 Frauen dieser Altersgruppe angetroffen, im Vorjahr dann noch 134.
Eine neuere Entwicklung ist, dass unter den Freiern in den Etablissements auch Flüchtlinge sind. Jede Woche komme es zu teils handgreiflichen Konflikten mit Türstehern oder mit Prostituierten, erklärt Wolfgang Hohmann. Mal gibt es Streit wegen der Höhe des Preises für den käuflichen Sex, mal fassen die Männer die Frauen an, wollen dafür aber nichts bezahlen. Der Hauptkommissar führt dies auf Missverständnisse wegen Sprachproblemen und auf Mentalitätsunterschiede im Umgang mit Prostitution zurück.
Was wird die Kondompflicht bringen?
Mehr Aufgaben kommen auf die Stadt zu, wenn voraussichtlich im Juli 2017 das noch nicht beschlossene neue Prostitutionsschutzgesetz in Kraft tritt. Dieses sieht eine Anmeldepflicht für Prostituierte vor, zu der auch eine turnusmäßige Gesundheitsberatung gehört, Betreiber von Rotlichtbetrieben müssen Mindestanforderungen erfüllen und eine Kondompflicht für Freier ist vorgesehen. Grundsätzlich begrüßen die Fraktionen die Gesetzesnovelle. Aber nicht nur Beate Bulle-Schmid fragt sich, welchen Effekt die Kondompflicht haben kann. Und alle Fraktionen sind unzufrieden damit, dass der Gesetzgeber nun doch kein Prostitutionsverbot für Frauen unter 21 Jahren erlassen will. "Das Mindestalter müsste auf jeden Fall hochgesetzt werden", kritisiert Judith Vowinkel.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... d8bb6.html
Und ein "Runder Tisch" ohne die Betroffenen. Da kann ja nur Unsinn dabei herauskommen.
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Prostituierte in Stuttgart bedroht
Mann fordert nach Liebesdienst Geld zurück
Von red 31. Juli 2016 - 11:36 Uhr
In einem Etablissement in der Weberstraße hat ein Mann eine Prostituierte nach dem Sexdienst bedroht und sein Geld zurück verlangt. Die junge Prostituierte gab nach, der Mann flüchtete. Die Polizei bittet um Hinweise.
Stuttgart - Eine 21-jährige Prostituierte ist am Samstag in der Weberstraße in der Innenstadt von einem Freier bedroht worden. Der Mann forderte das zuvor bezahlte Geld für die erfolgten Liebesdienste zurück.
Wie die Polizei berichtet, hatten der etwa 35 Jahre alte Mann und die 21-Jährige gegen 22.40 Uhr in einem Etablissement sexuelle Leistungen vereinbart. Nach dem Liebesdienst bedrohte der Unbekannte die Prostituierte und erhielt auch sein Geld zurück.
Der Mann ist zirka 1,70 Meter groß und schlank. Er hat braune Haare und mehrere Tattoos auf den Armen. Bekleidet war er mit einem schwarzen Langarmshirt und einer Dreiviertelhose sowie Sandalen.
In welche Richtung er sich davon gemacht hat, ist nicht bekannt. Die Polizei sucht Zeugen, die den Täter auf der Flucht gesehen haben und bittet unter der Telefonnummer 0711/8990-5778 um Hinweise.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 0c4cd.html
Mann fordert nach Liebesdienst Geld zurück
Von red 31. Juli 2016 - 11:36 Uhr
In einem Etablissement in der Weberstraße hat ein Mann eine Prostituierte nach dem Sexdienst bedroht und sein Geld zurück verlangt. Die junge Prostituierte gab nach, der Mann flüchtete. Die Polizei bittet um Hinweise.
Stuttgart - Eine 21-jährige Prostituierte ist am Samstag in der Weberstraße in der Innenstadt von einem Freier bedroht worden. Der Mann forderte das zuvor bezahlte Geld für die erfolgten Liebesdienste zurück.
Wie die Polizei berichtet, hatten der etwa 35 Jahre alte Mann und die 21-Jährige gegen 22.40 Uhr in einem Etablissement sexuelle Leistungen vereinbart. Nach dem Liebesdienst bedrohte der Unbekannte die Prostituierte und erhielt auch sein Geld zurück.
Der Mann ist zirka 1,70 Meter groß und schlank. Er hat braune Haare und mehrere Tattoos auf den Armen. Bekleidet war er mit einem schwarzen Langarmshirt und einer Dreiviertelhose sowie Sandalen.
In welche Richtung er sich davon gemacht hat, ist nicht bekannt. Die Polizei sucht Zeugen, die den Täter auf der Flucht gesehen haben und bittet unter der Telefonnummer 0711/8990-5778 um Hinweise.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 0c4cd.html
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
STUTTGARTER LEONHARDSVIERTEL
SPERRT DIE STADT DIE POLIZEI AUS?
Freitag, 12.08.2016
Damit Schaulustige und Freier nicht mit ihren Autos durchs Stuttgarter Leonhardsviertel fahren, verhindern Poller die Durchfahrt. Ein Bordellbetreiber bemaengelt nun: Die Sicherheitslage in dem Viertel hat sich dadurch deutlich verschlechtert. Denn: Die Polizeipraesenz sei seitdem mangelhaft.
Neu errichtete Poller an den Zufahrten zum Leonhardsviertel, dem Stuttgarter Bar- und Bordellviertel, sollen verhindern, dass Schaulustige und Freier durch die Rotlichtstrassen fahren. Auf den ersten Blick eine gute Idee.
Doch Bordellbetreiber erheben nun schwere Vorwuerfe gegen die Entscheidung des Gemeinderates. Die Strassensperrung wuerde auch Sicherheits- und Polizeikraefte aussperren. Das berichten die "Stuttgarter Nachrichten".
Ein Bordellbesitzer gab gegenueber dem Nachrichtenportal an, dass sich die Sicherheitslage insgesamt seit Einrichtung der Poller verschlechtert habe. Die Erklaerung dafuer liegt fuer ihn auf der Hand: "Weil die Durchfahrt ins Viertel blockiert ist, kommen die Beamten nur selten" - machen weniger Kontrollfahrten durchs Viertel. "Und wenn etwas passiert, dauere es viel zu lang, bis sie da sind, weil Polizisten erst den Poller runterlassen oder laufen muessen." So hat die Stadt sich quasi ihre eigene "No-go-area" geschaffen. Die Forderung des Bordellbetreibers: Die Strasse wieder oeffnen.
VORWUERFE EINE "FRECHHEIT"
Katharia Schwegler vom Arbeitsbereich Prostitution der Polizei weist die Vorwuerfe des Bordellbetreibers scharf zurueck, spricht gegenueber den "Stuttgarter Nachrichten" von einer "Frechheit". Die Ausschreitungen im Leonhardsviertel haetten zwar tatsaechlich zugenommen, dies hinge jedoch nicht mit den Pollern zusammen. Statt dessen sieht sie einen Zusammenhang mit dem Zustrom an Fluechtlingen: "Es kommt haeufiger vor, dass Fluechtlinge von den Frauen mehr verlangen, als sie bezahlt haben, ihr Geld zurueckwollen oder es an Respekt fehlen lassen."
Eine Entscheidung des Amtes fuer oeffentliche Ordnung, die gemeinsam mit der Polizei getroffen wurde, soll nun beide Seiten besaenftigen. An einer Seite des Viertels soll die Zufahrt wieder freigegeben werden. Ordnungsbuergermeister Martin Schairer erklaerte die Entscheidung im Gespraech mit den "Stuttgarter Nachrichten": "Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass Polizei und Rettungskraefte schnell vor Ort sind."
www.focus.de/regional/stuttgart/stuttga ... 17916.html
SPERRT DIE STADT DIE POLIZEI AUS?
Freitag, 12.08.2016
Damit Schaulustige und Freier nicht mit ihren Autos durchs Stuttgarter Leonhardsviertel fahren, verhindern Poller die Durchfahrt. Ein Bordellbetreiber bemaengelt nun: Die Sicherheitslage in dem Viertel hat sich dadurch deutlich verschlechtert. Denn: Die Polizeipraesenz sei seitdem mangelhaft.
Neu errichtete Poller an den Zufahrten zum Leonhardsviertel, dem Stuttgarter Bar- und Bordellviertel, sollen verhindern, dass Schaulustige und Freier durch die Rotlichtstrassen fahren. Auf den ersten Blick eine gute Idee.
Doch Bordellbetreiber erheben nun schwere Vorwuerfe gegen die Entscheidung des Gemeinderates. Die Strassensperrung wuerde auch Sicherheits- und Polizeikraefte aussperren. Das berichten die "Stuttgarter Nachrichten".
Ein Bordellbesitzer gab gegenueber dem Nachrichtenportal an, dass sich die Sicherheitslage insgesamt seit Einrichtung der Poller verschlechtert habe. Die Erklaerung dafuer liegt fuer ihn auf der Hand: "Weil die Durchfahrt ins Viertel blockiert ist, kommen die Beamten nur selten" - machen weniger Kontrollfahrten durchs Viertel. "Und wenn etwas passiert, dauere es viel zu lang, bis sie da sind, weil Polizisten erst den Poller runterlassen oder laufen muessen." So hat die Stadt sich quasi ihre eigene "No-go-area" geschaffen. Die Forderung des Bordellbetreibers: Die Strasse wieder oeffnen.
VORWUERFE EINE "FRECHHEIT"
Katharia Schwegler vom Arbeitsbereich Prostitution der Polizei weist die Vorwuerfe des Bordellbetreibers scharf zurueck, spricht gegenueber den "Stuttgarter Nachrichten" von einer "Frechheit". Die Ausschreitungen im Leonhardsviertel haetten zwar tatsaechlich zugenommen, dies hinge jedoch nicht mit den Pollern zusammen. Statt dessen sieht sie einen Zusammenhang mit dem Zustrom an Fluechtlingen: "Es kommt haeufiger vor, dass Fluechtlinge von den Frauen mehr verlangen, als sie bezahlt haben, ihr Geld zurueckwollen oder es an Respekt fehlen lassen."
Eine Entscheidung des Amtes fuer oeffentliche Ordnung, die gemeinsam mit der Polizei getroffen wurde, soll nun beide Seiten besaenftigen. An einer Seite des Viertels soll die Zufahrt wieder freigegeben werden. Ordnungsbuergermeister Martin Schairer erklaerte die Entscheidung im Gespraech mit den "Stuttgarter Nachrichten": "Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass Polizei und Rettungskraefte schnell vor Ort sind."
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RE: LokalNachrichten: STUTTGART & BW
REUTLINGEN
Prostitution in Reutlingen: Polizei kontrolliert immer wieder
In Deutschland wird viel über Änderungen am Prostitutionsgesetz debattiert. Wie aber sieht die Szene vor Ort in Reutlingen aus? Eine Recherche und ein Gespräch mit Kriminaloberrat Dietmar Langrock.
"Im Erospark und in der Erosarena in Sindelfingen und Reutlingen erwarten Sie derzeit über 90 attraktive und internationale Modelle - neben scharfen Schwabenladies finden Sie im Erospark Girls verschiedenster Nationalitäten." Damit wirbt eines der beiden Reutlinger "Laufhäuser" um Kundschaft im Internet und spricht dabei sogar von einer "Philosophie". Laut Kriminaloberrat Dietmar Langrock sei es heute völlig normal, dass sich Kunden erst im Internet informieren und dann in die Häuser gehen. Zudem weist er als auch für Reutlingen zuständiger Polizeibeamter in Esslingen darauf hin, dass diese "gewerbliche Zimmervermietung" eine von insgesamt fünf "bordellähnlichen Betrieben" in der Achalmstadt seien. Neben diesem Haus direkt an der B 28 nach Tübingen gibt es ein weiteres "Laufhaus" gegenüber vom Jobcenter, direkt daneben das "Haus 33-A" sowie insgesamt fünf angemietete Termin- und Modelwohnungen, in denen ebenfalls der Prostitution nachgegangen wird.
Die Polizei weiß all das so genau, weil sie laut Langrock "sehr aufmerksam Anzeigen in Zeitungen liest und auch Internetrecherche betreibt", sagt der Kriminaloberrat im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wie kommen die Frauen an Kundschaft - natürlich, sie müssen Werbung machen und das verfolgen wir sehr aufmerksam", betont Langrock. Hinzu kommen immer wieder unangekündigte "anlasslose Kontrollen" der Häuser und auch der Prostituierten durch die Polizei. Dadurch wissen die Beamten genau, wie viele "Sexarbeiterinnen" in Reutlingen tätig sind. "Wir gehen von einer Zahl von 70 bis 80 Frauen aus, die täglich dort der Prostitution nachgehen."
Diese Zahlen seien sehr fundiert - und entsprechen überhaupt nicht denen, die im "Focus" im November 2013 veröffentlicht wurden: Dort wurden 220 aktive Prostituierte in Reutlingen angeführt - und damit befinde sich die Achalmstadt im Bereich der "Rotlicht-Hochburgen Deutschlands", titelte die Wochenzeitschrift. "Ich weiß nicht, wo die die Zahlen herhaben - bei uns haben sie nicht nachgefragt", sagt Langrock. Auch ansonsten sei Reutlingen kein besonders heißes Pflaster, was die Prostitution angehe. Nach der Umstrukturierung der Polizei ist das Polizeipräsidium Reutlingen für drei Kreise (Reutlingen, Tübingen und Esslingen) zuständig - die Abteilung organisierte Kriminalität und "Sonderfälle" (wie etwa die Prostitution) hat ihren Sitz allerdings in Esslingen. Deshalb auch das Treffen mit Dietmar Langrock in der Neckarstadt.
Auf die Bordellbetreiber in Reutlingen angesprochen sagt er: "Da kann ich aus polizeitaktischen Ermittlungsgründen weder bestätigen noch verneinen, dass die Hells Angels in Reutlingen maßgeblich das Rotlichtmilieu beherrschen." Im Klartext: Mitglieder der Rocker-Clique haben ihre Finger drin, stellen zahlreiche "Wirtschafter", sind aber nicht die alleinigen Herrscher der Szene. Laut Handelsregister war der Rocker-Chef Ingo Dura offiziell bis 2007 Gesellschafter der Eros-arena in der Albstraße.
Das Haus gegenüber vom Jobcenter hat im Übrigen fünf Rumäninnen im Angebot, zwei Bulgarinnen, je eine Frau aus Ungarn, "Slovakien" und der Türkei. "Scharfe Schwabenladies" wie im Reutlinger Erospark finden sich hier hingegen nicht. Dafür Frauen, die "dir zeigen, wo der Hammer hängt", wie im Internet nachzulesen ist. Oder eine "Nymphomanin möchte es von dir besorgt". Mit der Mehrheit der Frauen aus Rumänien und Bulgarien wird ein Thema verdeutlicht, das in den vergangenen Jahren zu drastischen Änderungen im deutschen Rotlichtmilieu geführt haben: Die Betreiber müssen durch die EU-Erweiterung in Richtung Balkan und Osten gar nicht mehr aktiv nach Prostituierten suchen - "es kommen ja mehr als genug Frauen vor allem aus Rumänien und Bulgarien, die hier als Sexarbeiterinnen Geld verdienen wollen", sagt Langrock. Im Endeffekt bedeutet das, die Preise im Milieu sind gefallen.
Es gebe keinen Straßenstrich und auch keine Auswüchse wie etwa den FKK-Saunaclub Paradise in Echterdingen. "Solche Einrichtungen sind nach dem Prostitutionsgesetz von 2002 wie Pilze aus dem Boden geschossen." Dort werde Wellness mit käuflichem Sex verknüpft - was allerdings seinen Preis habe: Rund 160 Euro für das Zimmer müssten sich Kunde und Prostituierte teilen. Der Preis für den Geschlechtsverkehr werde extra verhandelt.
Wenn die Polizei in die Häuser kommt, würden sich die Betreiber kooperativ zeigen, Passkontrollen der Damen seien die Regel - was natürlich auch dem Jugendschutz diene. Und mit gefälschten Pässen arbeiten, wäre nicht möglich, betont Langrock. Vor kurzem erst seien zwei Frauen aus Afrika bei Kontrollen aufgefallen, die keine Arbeitsgenehmigung hatten. Für die Damen bedeutete dies das Aus in dem "Etablissement".
Und Menschenhandel? "Wir hatten in den vergangenen sieben Jahren genau vier Fälle", betont Langrock. Natürlich sind das vier Fälle zu viel, der Polizeibeamte führt ein Beispiel an: 2009 hatte ein Rumäne eine junge Frau unter dem Vorwand nach Deutschland geholt, er gebe ihr eine Stelle als Haushälterin. Dann habe er sie an einen anderen Rumänen verkauft, der die Frau zur Prostitution zwang. Natürlich könne Langrock nichts über die Dunkelziffer sagen - deshalb heißt der Begriff ja auch so. Aber: "Es gibt in Reutlingen keine Anzeichen für Menschenhandel - sonst müssten wir dem ja nachgehen."
Zusatzinfo
Deutschland als Eldorado für Bordellbetreiber
Nach dem Prostitutionsgesetz der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2002 - die beabsichtigte, den Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu mehr Rechten zu verhelfen - sind jedoch dramatische Auswüchse entstanden wie etwa Flatrate-Bordelle, "All you can fuck-Häuser" oder auch in Leinfelden-Echterdingen ein "FKK-Sauna-Wellness-Club", der laut Dietmar Langrock bundesweit Kundschaft anzieht.
"Klar, die Lage an Autobahn, Flughafen, Messe und Bundesstraßen ist da optimal", sagt der Kriminaloberrat.
Laut einer ganz neuen Studie, die die Europäische Union finanzierte, wurden die Auswirkungen legaler Prostitution auf den Menschenhandel untersucht. Dabei sei festgestellt worden, "dass es in Ländern mit liberalen Prostitutionsgesetzen wie Deutschland mehr Menschenhandel gibt", berichtet das ARD-Magazin Panorama. Die "Legalisierung führe demnach zu einer steigenden Nachfrage und damit zu einer Vergrößerung des Marktes", heißt es weiter. "Damit steigt auch die Nachfrage nach illegal eingeschleusten Prostituierten."
In Deutschland, "wo Prostitution legal ist, ist der Markt 60 Mal größer als in Schweden, wo Prostitution verboten ist", berichtet die Studie. "Gleichzeitig hat Deutschland rund 62 Mal so viele Opfer von Menschenhandel wie Schweden - obwohl die Bevölkerung weniger als zehn Mal so groß ist." Der Chef der Augsburger Kriminalpolizei, Klaus Bayerl, soll dazu gesagt haben: "Deutschland ist zum Eldorado für Zuhälter und Bordellbetreiber geworden - die Ausbeutung der Frauen geht also immer weiter." Manfred Paulus, ehemaliger Kriminalbeamter und bundesweiter Kenner der Szene, hat vor kurzem in der Südwestpresse gesagt, dass Sexarbeiterinnen stets zu ihrer Tätigkeit gezwungen würden: "Freiwilligkeit gibt es nicht, 98 Prozent aller Prostituierten sind fremdbestimmt."
Für Baden-Württembergs Sozialministerin Kathrin Altpeter ist all das Grund genug, um vehement für ein Prostitutionsverbot nach schwedischem Modell zu kämpfen - auch wenn sie bundes- und landesweit auf heftigen Widerstand stößt. "Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass dieses Modell allein nicht ausreichen wird, um Prostituierten zu helfen", sagt Altpeter auf Anfrage. "Das Verbot muss flankiert werden von umfassenden Ausstiegsprogrammen."
Wie aber sollte der käufliche Sex kontrolliert werden, wenn er verboten würde, fragt Dietmar Langrock. Das Abdrängen in die Illegalität führe eigentlich nur dazu, dass die Zustände für die Frauen sich noch weiter verschlechtern würden. Und sie dem Zugriff und der Kontrolle durch die Polizei entzogen würden. Altpeter sieht das anders: "Ich halte das Schwedische Modell für den besten Weg gegen Zwangsprostitution, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel." Allerdings sei sie sich "im Klaren darüber, dass es dafür derzeit noch keine politische und vermutlich auch keine gesellschaftliche Mehrheit in Deutschland gibt".
http://www.swp.de/reutlingen/lokales/re ... 73000.html
Prostitution in Reutlingen: Polizei kontrolliert immer wieder
In Deutschland wird viel über Änderungen am Prostitutionsgesetz debattiert. Wie aber sieht die Szene vor Ort in Reutlingen aus? Eine Recherche und ein Gespräch mit Kriminaloberrat Dietmar Langrock.
"Im Erospark und in der Erosarena in Sindelfingen und Reutlingen erwarten Sie derzeit über 90 attraktive und internationale Modelle - neben scharfen Schwabenladies finden Sie im Erospark Girls verschiedenster Nationalitäten." Damit wirbt eines der beiden Reutlinger "Laufhäuser" um Kundschaft im Internet und spricht dabei sogar von einer "Philosophie". Laut Kriminaloberrat Dietmar Langrock sei es heute völlig normal, dass sich Kunden erst im Internet informieren und dann in die Häuser gehen. Zudem weist er als auch für Reutlingen zuständiger Polizeibeamter in Esslingen darauf hin, dass diese "gewerbliche Zimmervermietung" eine von insgesamt fünf "bordellähnlichen Betrieben" in der Achalmstadt seien. Neben diesem Haus direkt an der B 28 nach Tübingen gibt es ein weiteres "Laufhaus" gegenüber vom Jobcenter, direkt daneben das "Haus 33-A" sowie insgesamt fünf angemietete Termin- und Modelwohnungen, in denen ebenfalls der Prostitution nachgegangen wird.
Die Polizei weiß all das so genau, weil sie laut Langrock "sehr aufmerksam Anzeigen in Zeitungen liest und auch Internetrecherche betreibt", sagt der Kriminaloberrat im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wie kommen die Frauen an Kundschaft - natürlich, sie müssen Werbung machen und das verfolgen wir sehr aufmerksam", betont Langrock. Hinzu kommen immer wieder unangekündigte "anlasslose Kontrollen" der Häuser und auch der Prostituierten durch die Polizei. Dadurch wissen die Beamten genau, wie viele "Sexarbeiterinnen" in Reutlingen tätig sind. "Wir gehen von einer Zahl von 70 bis 80 Frauen aus, die täglich dort der Prostitution nachgehen."
Diese Zahlen seien sehr fundiert - und entsprechen überhaupt nicht denen, die im "Focus" im November 2013 veröffentlicht wurden: Dort wurden 220 aktive Prostituierte in Reutlingen angeführt - und damit befinde sich die Achalmstadt im Bereich der "Rotlicht-Hochburgen Deutschlands", titelte die Wochenzeitschrift. "Ich weiß nicht, wo die die Zahlen herhaben - bei uns haben sie nicht nachgefragt", sagt Langrock. Auch ansonsten sei Reutlingen kein besonders heißes Pflaster, was die Prostitution angehe. Nach der Umstrukturierung der Polizei ist das Polizeipräsidium Reutlingen für drei Kreise (Reutlingen, Tübingen und Esslingen) zuständig - die Abteilung organisierte Kriminalität und "Sonderfälle" (wie etwa die Prostitution) hat ihren Sitz allerdings in Esslingen. Deshalb auch das Treffen mit Dietmar Langrock in der Neckarstadt.
Auf die Bordellbetreiber in Reutlingen angesprochen sagt er: "Da kann ich aus polizeitaktischen Ermittlungsgründen weder bestätigen noch verneinen, dass die Hells Angels in Reutlingen maßgeblich das Rotlichtmilieu beherrschen." Im Klartext: Mitglieder der Rocker-Clique haben ihre Finger drin, stellen zahlreiche "Wirtschafter", sind aber nicht die alleinigen Herrscher der Szene. Laut Handelsregister war der Rocker-Chef Ingo Dura offiziell bis 2007 Gesellschafter der Eros-arena in der Albstraße.
Das Haus gegenüber vom Jobcenter hat im Übrigen fünf Rumäninnen im Angebot, zwei Bulgarinnen, je eine Frau aus Ungarn, "Slovakien" und der Türkei. "Scharfe Schwabenladies" wie im Reutlinger Erospark finden sich hier hingegen nicht. Dafür Frauen, die "dir zeigen, wo der Hammer hängt", wie im Internet nachzulesen ist. Oder eine "Nymphomanin möchte es von dir besorgt". Mit der Mehrheit der Frauen aus Rumänien und Bulgarien wird ein Thema verdeutlicht, das in den vergangenen Jahren zu drastischen Änderungen im deutschen Rotlichtmilieu geführt haben: Die Betreiber müssen durch die EU-Erweiterung in Richtung Balkan und Osten gar nicht mehr aktiv nach Prostituierten suchen - "es kommen ja mehr als genug Frauen vor allem aus Rumänien und Bulgarien, die hier als Sexarbeiterinnen Geld verdienen wollen", sagt Langrock. Im Endeffekt bedeutet das, die Preise im Milieu sind gefallen.
Es gebe keinen Straßenstrich und auch keine Auswüchse wie etwa den FKK-Saunaclub Paradise in Echterdingen. "Solche Einrichtungen sind nach dem Prostitutionsgesetz von 2002 wie Pilze aus dem Boden geschossen." Dort werde Wellness mit käuflichem Sex verknüpft - was allerdings seinen Preis habe: Rund 160 Euro für das Zimmer müssten sich Kunde und Prostituierte teilen. Der Preis für den Geschlechtsverkehr werde extra verhandelt.
Wenn die Polizei in die Häuser kommt, würden sich die Betreiber kooperativ zeigen, Passkontrollen der Damen seien die Regel - was natürlich auch dem Jugendschutz diene. Und mit gefälschten Pässen arbeiten, wäre nicht möglich, betont Langrock. Vor kurzem erst seien zwei Frauen aus Afrika bei Kontrollen aufgefallen, die keine Arbeitsgenehmigung hatten. Für die Damen bedeutete dies das Aus in dem "Etablissement".
Und Menschenhandel? "Wir hatten in den vergangenen sieben Jahren genau vier Fälle", betont Langrock. Natürlich sind das vier Fälle zu viel, der Polizeibeamte führt ein Beispiel an: 2009 hatte ein Rumäne eine junge Frau unter dem Vorwand nach Deutschland geholt, er gebe ihr eine Stelle als Haushälterin. Dann habe er sie an einen anderen Rumänen verkauft, der die Frau zur Prostitution zwang. Natürlich könne Langrock nichts über die Dunkelziffer sagen - deshalb heißt der Begriff ja auch so. Aber: "Es gibt in Reutlingen keine Anzeichen für Menschenhandel - sonst müssten wir dem ja nachgehen."
Zusatzinfo
Deutschland als Eldorado für Bordellbetreiber
Nach dem Prostitutionsgesetz der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2002 - die beabsichtigte, den Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu mehr Rechten zu verhelfen - sind jedoch dramatische Auswüchse entstanden wie etwa Flatrate-Bordelle, "All you can fuck-Häuser" oder auch in Leinfelden-Echterdingen ein "FKK-Sauna-Wellness-Club", der laut Dietmar Langrock bundesweit Kundschaft anzieht.
"Klar, die Lage an Autobahn, Flughafen, Messe und Bundesstraßen ist da optimal", sagt der Kriminaloberrat.
Laut einer ganz neuen Studie, die die Europäische Union finanzierte, wurden die Auswirkungen legaler Prostitution auf den Menschenhandel untersucht. Dabei sei festgestellt worden, "dass es in Ländern mit liberalen Prostitutionsgesetzen wie Deutschland mehr Menschenhandel gibt", berichtet das ARD-Magazin Panorama. Die "Legalisierung führe demnach zu einer steigenden Nachfrage und damit zu einer Vergrößerung des Marktes", heißt es weiter. "Damit steigt auch die Nachfrage nach illegal eingeschleusten Prostituierten."
In Deutschland, "wo Prostitution legal ist, ist der Markt 60 Mal größer als in Schweden, wo Prostitution verboten ist", berichtet die Studie. "Gleichzeitig hat Deutschland rund 62 Mal so viele Opfer von Menschenhandel wie Schweden - obwohl die Bevölkerung weniger als zehn Mal so groß ist." Der Chef der Augsburger Kriminalpolizei, Klaus Bayerl, soll dazu gesagt haben: "Deutschland ist zum Eldorado für Zuhälter und Bordellbetreiber geworden - die Ausbeutung der Frauen geht also immer weiter." Manfred Paulus, ehemaliger Kriminalbeamter und bundesweiter Kenner der Szene, hat vor kurzem in der Südwestpresse gesagt, dass Sexarbeiterinnen stets zu ihrer Tätigkeit gezwungen würden: "Freiwilligkeit gibt es nicht, 98 Prozent aller Prostituierten sind fremdbestimmt."
Für Baden-Württembergs Sozialministerin Kathrin Altpeter ist all das Grund genug, um vehement für ein Prostitutionsverbot nach schwedischem Modell zu kämpfen - auch wenn sie bundes- und landesweit auf heftigen Widerstand stößt. "Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass dieses Modell allein nicht ausreichen wird, um Prostituierten zu helfen", sagt Altpeter auf Anfrage. "Das Verbot muss flankiert werden von umfassenden Ausstiegsprogrammen."
Wie aber sollte der käufliche Sex kontrolliert werden, wenn er verboten würde, fragt Dietmar Langrock. Das Abdrängen in die Illegalität führe eigentlich nur dazu, dass die Zustände für die Frauen sich noch weiter verschlechtern würden. Und sie dem Zugriff und der Kontrolle durch die Polizei entzogen würden. Altpeter sieht das anders: "Ich halte das Schwedische Modell für den besten Weg gegen Zwangsprostitution, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel." Allerdings sei sie sich "im Klaren darüber, dass es dafür derzeit noch keine politische und vermutlich auch keine gesellschaftliche Mehrheit in Deutschland gibt".
http://www.swp.de/reutlingen/lokales/re ... 73000.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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